Fototest 03/2016

Von Landschaften
fasziniert
Ob eine Abendstunde am See, Morgendämmerung an einer Waldlichtung oder Morgentau
auf den Blättern – seit jeher ist die Landschaftsfotografie ein bedeutender Part der
Fotokunst. Im Gespräch mit Landschaftsfotograf und Fototrainer Michael Frede ergründet
Linda Schröder seine Leidenschaft für die Faszination natürlicher Formen in perfektem Licht.
W
ie darf man sich nun ein Projekt Fredes vorstellen, von der Location-Auswahl bis hin zum fertigen Foto? Da
es in der Landschaftsfotografie keine klassischen Shootings gibt, eruiert Frede wann und
zu welcher Jahreszeit die interessantesten
Lichtverhältnisse und/oder Wetterphänomene aufzufinden sind. Da er meistens in den kalten nördlichen Regionen unterwegs ist, ist natürlich auch die Wahl der Kleidung von großer
Bedeutung. In die Planung wird außerdem die
Möglichkeit des Aufladens seiner Akkus unterwegs einbezogen. Hier sorgte Frede durch die
Anschaffung eines komplett auf die Fotografie
ausgestatteten Fahrzeugs seit diesem Jahr vor.
Als besonders wichtigen Part der Planung bezieht der Fotograf die Gespräche mit den Einheimischen vor Ort mit ein, denn diese kennen
natürlich die schönsten Locations oder wissen
zu helfen, wie man am besten zu den selbst
ausgesuchten Fotostellen kommt.
Fredes beliebteste Reiseziele und Shooting-Locations sind die einsamen Regionen Europas –
bevorzugt die norddeutschen Küstenregionen,
sowie Lappland im Winter und Sommer. Doch
auch Süditalien und die Azoren zählen zu seinen Favoriten. Seine Projekte wählt er nach
dem „Grad der Ausfotografiertheit“ aus. Nie
würde er zum Beispiel zum Fotografieren nach
Island fahren – eher um Land und Leute kennen
zu lernen.
Doch wie kann man Michael Fredes Fotografie-Stil am besten beschreiben, was zeichnet ihn aus? Er selbst beschreibt es wie folgt:
„Ich vertrete die Art der unaufgeregten Fotografie. Es gibt bei mir keine dem Mainstream
folgenden unnatürlichen Kontraste. Die Landschaftsfotografie ist viel mit Emotionen ver-
bunden. Diese, meine Emotion, die ich bei der
Aufnahme empfunden habe, versuche ich dem
Betrachter zu vermitteln.“ Sein Erfolgsrezept?
Ist laut Frede selbst mit einem Wort, naja vielleicht zwei ein halb Wörtern zu nennen: Beharrlichkeit und das konsequente Weiterentwickeln
des eigenen fotografischen Stils. Dem Neuen
stets aufgeschlossen gegenüber zu sein, alles
dabei aber mit Bedacht ausgewählt und nicht
jedem Trend hinterher laufend.
Seine Leidenschaft gilt der Landschaftsfotografie, immer wieder fasziniert ihn dieses
Ressort der Fotografie erneut. Landschaft beschreibt er als ursprünglich, als so abwechslungsreich wie sonst nichts in der Fotografie.
In fast keinem anderen Genre der Fotografie
kann der Fotograf laut Frede durch Kamera und
Lichtführung so viele positive Emotionen vermitteln wie in der Landschaftsfotografie. Dafür
muss man natürlich bereit sein, bei Wind und
Wetter zu fotografieren und so manche Locations immer und immer wieder zu besuchen –
so lange bis das Licht schlussendlich stimmig
ist. „Lerne in Formen und in schwarz weiß zu
denken. So lernst du das Unwesentliche vom
Wesentlichen zu trennen“, lässt Frede seine
Begeisterung für die Landschaftsfotografie im
Gespräch immer wieder durchblicken. „Am Anfang jeder meiner Fotografien steht das „Ankommen“, das Aufnehmen der Landschaft,
das Finden der natürlichen Linien und das Ausnutzen der Lichtverläufe im Gelände. Viele Details werden erst nach mehrmaligem Betrachten deutlich. Immer wieder gibt es Neues auf
meinen Fotografien für den Betrachter zu entdecken.“
Seinen Alltag bestimmen zwischen verschiedenen Fotoworkshops, die Michael Frede
auch für Kamerahersteller wie die Fuji School
veranstaltet, momentan verschiedene Kundenaufträge in den Bereichen Fotografie und
Broadcasting. Manfrotto und Gitzo Stative garantieren Frede bei seiner Arbeit die Qualität in
seinen Bildern auch bei klimatisch schwierigsten Bedingungen von bis zu -40 Grad zu erreichen. Besonderen Wert legt der Fotograf hier
auf Stabilität und Robustheit. Zu seinen absoluten Foto-Basics, also seiner Standardausrüstung gehört ein stabiles Stativ, ein Grau- und
Grauverlaufsfilter, sowie das Mittelformatsystem Pentax 645. Fredes Bilder wurden bereits
in verschiedenen regionalen Kunstaustellungen, Fotozeitschriften und auf der Photokina
2012 und 2014 ausgestellt.
Fototest 3/1659
Michael Fredes absolutes Lieblingsprojekt in seiner Karriere bislang war das Erstellen von Dokumentarfilmen und Fotostrecken in
den Bergen Nordschwedens für Fliegerfischer
Reiseanbieter. Den ultimativen Tipp für Nachwuchsfotografen formuliert Michael Frede übrigens so: „Verfalle nicht dem Irrtum, dass du
auf einem Tagesworkshop das Wissen und die
Fertigkeiten erreichst, wo andere auf eine fundierte Ausbildung und eine mehrjährige Berufspraxis zurück greifen können. Entdecke Deinen
eigenen Stil!“ 2016 hat Frede nun damit begonnen, sich für ganz besondere Projekte zu begeistern. Inhalt: Der Einsatz eines Copters für
Landschaftsaufnahmen. Ein erstes Projekt,
welches auf große Begeisterung gestoßen ist,
schloss Frede bereits erfolgreich ab. Außerdem soll es bis zum Jahresende eine eigene
Galerie seiner Arbeiten geben.
TECHNISCHES EQUIPMENT:
ä Gitzo Stativ GT5532LS
ä Mehrere 055XPRO Stative
ä Diverse Kugelköpfe
von Manfrotto und Gitzo
ä Grauverlauf und Graufilter
verschiedener Dichte
ä Pentax 645D Mittelformat System
ä Fujifilm XT-1 Pro mit verschieden
Objektiven
ä Filmcamera Panasonic AG-90
ä Yuneec Copter Q500 4K
ZUR PERSON:
1961 im Oberbergischen geboren, vom
sechsten bis zum 52. Lebensjahr im
norddeutschen Stade ansässig, ist Michael
Frede 2014 aus familiären Gründen ins
Hessische umgezogen. Eine Ausbildung
zum Fotografen war nach Beendigung der
Schulzeit allerdings „nicht erwünscht“ und
somit lag das Berufsziel zunächst einmal
in anderen Bereichen. Ausbilden ließ er
sich zum Informatiker, arbeitete bis ins
Jahr 2000 im IT-Bereich. Als sich der
Ausstieg
aus der Branche ergab, ergriff Frede die
Gelegenheit, seinen Traum vom Fotografenberuf endlich in die Tat umzusetzen. Es
folgten Aus- und Weiterbildungen im
fotografischen Bereich – unter anderem
auch in der Industrie, sowie die Gründung
von Fotoabenteuer.de. Seit seiner Jugend
gilt seine große Leidenschaft nun bereits
der Landschaftsfotografie, die er seit 15
Jahren weiter zu perfektionieren versucht.
Sein fotografisches Wissen stellt Michael
Frede seit 2002 als Fototrainer verschiedenen
Herstellern wie
Minolta, Panasonic,
Pentax sowie der
Manfrotto School of
Xcellence und seit
Mitte 2014 auch
der Fuji School zur
Verfügung.
„Lerne in
Formen und in
schwarz weiß zu
denken. So
lernst du das
Unwesentliche
vom Wesentlichen zu
trennen.“
Michael Frede
Fotos: Michael Frede; Text: Linda Schröder
58 Fotopraxis PROFIREPORT