Ausgabe Mai 2016 - Evangelisches Frankfurt

Evangelisches
Frankfurt
Zeitung für Mitglieder der evangelischen Kirche in Frankfurt am Main
Mai/Juni 2016 · 40. Jahrgang · Nr. 3
Familien unter Druck
Einblicke in das Böse
Ja zum Christsein
Alle reden davon, wie wichtig Familien sind, doch es ist schwierig. Viele Eltern sind mit der Erziehung ihrer Kinder überfordert, auch aus
> Seite 3
wirtschaftlichen Gründen.
Woher kommt das Böse? Und wie
gehen wir mit ihm um? Auf solche
Fragen gibt nicht nur die Religion
eine Antwort, sondern auch die
> Seite 5
Kriminalliteratur.
Knapp 800 Jugendliche werden in
diesen Wochen in Frankfurt konfirmiert. Aber es ist für die Kirche gar
nicht so leicht, für 13- und 14-Jähri> Seite 10
ge interessant zu sein.
In eigener Sache
„Evangelisches
Frankfurt“ wird
weitergeführt
▶„Evangelisches Frankfurt“, die
Zeitung der Evangelischen Kirche
in Frankfurt, wird auch über das
Jahr 2016 hinaus erscheinen. Das
hat die Evangelische Stadtsynode
beschlossen. Die Zeitung wird unbefristet weitergeführt, allerdings
mit einem reduzierten Budget, sodass in Zukunft statt bisher sieben
nur noch fünf Ausgaben pro Jahr
mit der Post verschickt werden.
Um trotzdem weiterhin auch
aktuell aus der Frankfurter Kirche
berichten zu können, werden zusätzliche Artikel im Internet unter www.evangelischesfrankfurt.
de und auf Facebook erscheinen.
Auch ein neues Layout bekommt die Zeitung, die mit einer
Auflage von 110 000 Exemplaren
an alle Frankfurter evangelischen
Haushalte verschickt wird – die
erste Ausgabe im neuen Gewand
erscheint nach der Sommerpause
am 18. September.
Redaktion
Pro & Contra
Darf die
Kirche gegen
die AfD sein?
▶Selten haben uns zu einem Thema so viele Zuschriften erreicht,
wie zu unserem Bericht über die
Kritik an der AfD und einem entsprechenden Kommentar unseres
theologischen Redakteurs. Viele
Leser vertraten die Ansicht, die
Kirche dürfe sich nicht zu einzelnen Parteien äußern, sie habe
„politische Neutralität“ zu wahren. Wie steht es um das Verhältnis zwischen Religion und Politik?
Wo verlaufen die Grenzen zwischen einer tagespolitischen Parteinahme und einer gesellschaftspolitischen Positionierung, die
aus religiösen Gründen notwendig und geboten ist? Lesen Sie dazu mehr auf Seite 4 und im Kommentar auf Seite 2.
Redaktion
Bunte Menge auf dem Römerberg: Auch in diesem Jahr gibt es am Pfingstmontag, 16. Mai, in der Innenstadt wieder ein internationales ökumenisches Pfingstfest.
Unter dem Motto „Die Eine Welt – Haus für alle?“ ist auf dem Römerberg zunächst ein Bühnenprogramm mit Talk und Liedern und um 11 Uhr dann ein Open-AirGottesdienst geplant, die Predigt hält Stadtdekan Achim Knecht. Um 12.30 Uhr geht es im Dominikanerkloster am Börneplatz weiter mit einem Internationalen Fest.
Es gibt kulinarische Köstlichkeiten und Kultur und zum Abschluss um 16.15 Uhr ein Gotteslob mit Texten und Chören aus aller Welt. Lesen Sie mehr über die BedeuFoto: Rolf Oeser
tung von Pfingsten als einem der höchsten christlichen Feste in der Rubrik „Luther & Co.“ auf Seite 7.
Fortbildung für Engagierte
Frankfurt ist nun einer von 18 Standorten der landeskirchlichen Ehrenamtsakademie
▶Über 4000 Menschen engagieren sich ehrenamtlich in der
Evangelischen Kirche in Frankfurt. Mehr als 600 davon arbeiten
in leitenden Funktionen, zum Beispiel in Kirchenvorständen oder
Gremien wie der Stadtsynode.
Unterstützung, Qualifizierung
und Fortbildung für diese Arbeit
bietet die Ehrenamtsakademie
der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), die nun
auch einen Standort in Frankfurt
hat. Er wurde Ende April offiziell
von Stadtdekan Achim Knecht
und dem Leiter der EKHN-Ehrenamtsakademie, Pfarrer Steffen
Bauer, eröffnet.
Dass Ehrenamtliche mit Leitungsaufgaben betreut werden,
sei „ein Markenzeichen der evangelischen Kirche“, betonte Stadtdekan Achim Knecht. Akademieleiter Steffen Bauer forderte die
Ehrenamtlichen dazu auf, aktiv
Themen und Bedarfe für Fortbildungen anzumelden, „damit wir
unser Angebot direkt auf Sie zuschneiden können“.
Neben praktischen Inhalten wie
„Sitzungen vorbereiten und gestalten“ oder der Analyse von
Praxisbeispielen bietet die Ehrenamtsakademie auch Fortbildungen zu theologischen Themen sowie den Austausch zu ethischen
Fragestellungen. Kurse gibt es
auch in den Bereichen Leitungskompetenz, Öffentlichkeitsarbeit,
Strategische Planung, Personal,
Finanzen, Fundraising, Bau- und
Kirchenrecht.
Um die verschiedenen Angebote besser zu vernetzen und Ressourcen zu bündeln, wurden insgesamt 18 regionale Standorte
gebildet. Die Fortbildungen sind
für die Teilnehmerinnen und Teil-
nehmer kostenfrei, die Finanzierung übernimmt die Landeskirche. Jeder Standort hat ein jährliches Budget zur Verfügung. In
Frankfurt koordiniert Bildungsreferentin Anke Meyer die Angebote. Sie organisiert auf Wunsch
auch maßgeschneiderte Veranstaltungen zu bestimmten Bedarfen in den einzelnen Gemeinden.
In ihrem Festvortrag sagte
Oberkirchenrätin Cornelia Coenen-Marx, die bis vor kurzem das
Referat Sozial- und Gesellschaftspolitik der Evangelischen Kirche
Deutschland geleitet hat, dass gerade die Flüchtlingskrise wieder
sehr deutlich gemacht habe, wie
wichtig und hoch willkommen
ehrenamtliches Engagement für
die Gesellschaft ist. Das dürfe
allerdings nicht dazu führen, dass
sich der Sozialstaat aus seiner
Verantwortung verabschiedet. Es
spreche aber für ein gewachsenes
Selbstbewusstsein der Menschen,
dass sie gesellschaftliche Anliegen selbst in die Hand nehmen.
„Wer sich engagiert, gewinnt“,
betonte Coenen-Marx. Sich für
das Gemeinwohl zu engagieren
bedeute Teilhabe, vermittle das
Gefühl, gebraucht zu werden,
mache stark. Diese Möglichkeit
müsse auch benachteiligten Menschen offen stehen, nicht nur gut
Situierten.
Coenen-Marx wies auch darauf
hin, dass 70 Prozent der Ehrenamtlichen in der Kirche Frauen
sind, die meisten davon allerdings
nicht in leitenden Funktionen. Sie
leisteten ebenfalls wertvolle Arbeit, und auch dafür müsse es gute Rahmenbedingungen geben.
Engagement in der Kirche bedeute oft auch neue Motivation für
den Glauben.
Stephanie von Selchow
▸ Menschen und Meinungen
Seite 2
„Ich mag Gremienarbeit“
Kommentar
Eine Religion unter
Generalverdacht
Christine Ulmke ist neu im Vorstand des Evangelischen Stadtdekanats
▶Vergleiche mit der NS-Zeit sind immer schwierig. Aber wenn der
Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman
Mazyek, warnt, dass erstmals seit den Nazis wieder eine ganze Religionsgemeinschaft bedroht wird, so wird die Ungeheuerlichkeit
der Positionen der rechtspopulistischen „Alternative für Deutschland“ zum Islam deutlich. „Eine unerträgliche Grenzüberschreitung
und Provokation“ nannte der Hessische Ministerpräsident Volker
Bouffier deren Forderungen. In einer einstimmigen Entschließung
betonte der Hessische Landtag, „dass Fremdenhass, die Verklärung
des Nationalsozialismus, Islamfeindlichkeit, Sexismus oder das Absprechen der Menschenwürde nicht akzeptabel sind“.
Formal bekennt sich die AfD im Wahlprogramm zwar zur Glaubensfreiheit, doch solle der Staat dieser Schranken setzen. Minarette und Rufe von Muezzins sollen verboten, muslimische Organisationen formal nicht den Kirchen gleichgestellt werden. Die Privilegien einer Körperschaft des öffentlichen Rechts sollen islamische
Organisationen nicht erhalten. Außerdem will die AfD die Beschneidung von Kindern verbieten, was auch gegen die jüdische
Religionspraxis geht. Man braucht aber nicht weiter zu betonen,
dass das Grundgesetz die Religionsfreiheit garantiert. Dies gilt ohne Einschränkungen für alle Religionen, eben auch für den Islam.
Religiöse Radikalisierung gibt es in allen Religionen. Wenn man
die Akteure der AfD genau anschaut, dann finden sich hier zahlreiche so genannte „bibeltreue Christen“, die zu den religiösen Scharfmachern zählen. Die FAZ schrieb 2014 sogar: „In der Alternative
für Deutschland übernehmen bibeltreue Protestanten die Macht.
Längst kritisieren sie nicht mehr nur den Euro, sondern auch
Schwule und Muslime. Sogar die Schulpflicht stellen sie in Frage.“
Fundamentalisten, ob christlich oder muslimisch, sind tendenziell
antidemokratisch. Eine offene, tolerante Gesellschaft braucht aber
eine Kultur der gegenseitigen Anerkennung. Nur so kann man Gemeinsamkeiten feststellen, aber auch Unterschiede aushalten. Wer
eine ganze Religionsgemeinschaft, sogar eine Weltreligion, in gehässiger Absicht diskriminiert, stellt sich gegen das Grundgesetz.
Wer Ja zu Kirchtürmen sagt, muss auch Ja sagen zu Minaretten.
Unsere leidvolle deutsche Geschichte verpflichtet uns in dieser Hinsicht besonders. Nie wieder dürfen in Deutschland Menschen wegen ihres Glaubens verfolgt werden
Kurt-Helmuth Eimuth
Beratung und Information
Info-Telefon/Kircheneintrittsstelle
Kurt-Schumacher-Straße 23,
Telefon 069 21651111
Auskunft über alle Fragen rund um die
Frankfurter evangelische Kirche.
Evangelische Propstei Rhein-Main
Rechneigrabenstraße 10,
Telefon 069 92107388
In der Evangelischen Kirche in Hessen
und Nassau gibt es keinen Bischof,
sondern sechs regionale Pröpstinnen
und Pröpste im Kirchengebiet. Pröpstin in Rhein-Main ist Gabriele Scherle.
Evangelischer Regionalverband/
Evangelisches Stadtdekanat
Kurt-Schumacher-Straße 23,
Telefon 069 21650
www.frankfurt-evangelisch.de
Der Evangelische Regionalverband
Frankfurt ist ein Zusammenschluss
von Kirchengemeinden und Stadtdekanat und verantwortet die übergemeindlichen Angebote der Kirche. Das
Stadtdekanat ist für die Entwicklung
der Arbeitsbereiche in Gemeinden und
kirchlichen Diensten zuständig. Beide
werden von einem gemeinsamen Vorstand geleitet, Vorstandsvorsitzender
ist Stadtdekan Dr. Achim Knecht.
Spendenkonto
Evangelische Bank Kassel,
IBAN DE64 5206 0410 0004 0002 00
Mit einem Stichwort (wie „Obdachlosenarbeit„ oder „Gemeinde XY“) können Sie bestimmen, wem Ihre Spende
zugute kommt. Wenn Sie Ihre Adresse
angeben, bekommen Sie eine Spendenquittung für das Finanzamt.
Beratung
Telefonseelsorge
0800 1 11 01 11
Beratungsstelle für Frauen 94350230
Evangelisches Zentrum
für Beratung und Therapie 5302–222
Paar- und Lebensberatung 5302–222
Familienberatung
5302–220
Migranten und Flüchtlinge 5302–291
Evangelisches Zentrum für
Beratung Höchst
7593672–10
Begegnung und Bildung
Evangelisches
Frauenbegegnungszentrum 9 20 70 80
Evangelische Akademie
17 41–5260
Kontaktstelle für Körperbehinderte
und Langzeitkranke
24751494003
Familienbildung
605004–0
-Höchst
759367280
Reisen
29723911
Jugend
Stadtjugendpfarramt
959149–0
Sankt Peter
2972595100
Jugendreisen
959149–22
Evangelisches Jugendwerk
9521830
Diakonie
Geschäftsstelle
Evangelisches
Pflegezentrum
Alten- und Krankenpflege
Hauswirtschaftliche Hilfen
Beratung und Begleitung
Kleider- und
Möbelspenden
Evangelisches Frankfurt
24751490
25492-0
25492-121
25 492-131
25 492-110
90 436780
Sucht
Alkoholfreie Begegnungsstätte
Dominikanergasse
295456
Suchtkrankenberatung
1505–9030
-Höchst
759367260
▶So etwas nennt man wohl einen Senkrechtstart: Christine
Ulmke, promovierte Molekularbiologin aus Unterliederbach,
wurde im vergangenen Jahr neu
in den Kirchenvorstand ihrer Gemeinde gewählt. Ein noch prominenteres Ehrenamt folgte bald
auf dem Fuß: Die 48-Jährige ist
nun auch Mitglied im Vorstand
der Evangelischen Stadtdekanatssynode, die 57 Frankfurter
Gemeinden und knapp 130 000
Kirchenmitglieder vertritt.
„Ich mag Gremienarbeit“, sagt
sie und lächelt. Spannend seien
die ersten Sitzungen im Kirchenvorstand der Gemeinde Unterliederbach gewesen, berichtet sie.
„Man bekommt einen ganz neuen
Blick auf die Dinge, die in der Gemeinde passieren.“
Ein guter Gegenpol zu ihrem
Beruf. Als Lehrerin an der PaulEhrlich-Schule
in
FrankfurtHöchst unterrichtet sie angehende Chemikantinnen, Drogisten
und Pharmakantinnen in Fächern
wie Tieftemperaturtechnik.
Ist es schwierig, neben dem Beruf noch Zeit für anspruchsvolle
Ehrenämter zu haben, die durchaus verlangen, sich abends nochmal über viele Seiten Papier zu
beugen? „Ich empfinde das als
unglaublich
erfüllend“,
sagt
Christine Ulmke. „Ich denke mein
Leben manchmal vom Ende aus
und stelle mir die Frage: Für was
möchte ich meine Zeit einsetzen?
Meine Ehrenämter sind geschenkte Lebenszeit und, klar,
auch ein gewisser Luxus.“
2009 ist sie mit ihrem Mann und
den beiden Kindern, die heute 16
und 18 Jahre alt sind, von Herborn nach Frankfurt gezogen. In
Unterliederbach sang sie schon
bald im Kirchenchor. Die Traditionen einer Gemeinde kennenzu-
Christine Ulmke mag Gremienarbeit: Die 48 Jahre alte Molekularbiologin aus
Unterliederbach ist nicht nur im Kirchenvorstand, sondern auch Mitglied im
Foto: Rolf Oeser
Vorstand des Evangelischen Stadtdekanats Frankfurt.
lernen und behutsam Neues hinzufügen: Dieser Spagat gefällt ihr.
„Der Weihnachtsbasar zum Beispiel, da steht der Ablauf seit
Jahrzehnten fest, man muss so
vieles bedenken, wenn man etwas
verändern möchte.“
Angst vor neuen Erfahrungen
hat sie jedenfalls nicht. Ende der
90er Jahre ging Ulmke mit ihrem
Mann, der ebenfalls Lehrer ist,
für zweieinhalb Jahre nach Paraguay. „Eine sehr schöne, intensive Zeit“ sei das gewesen, im Umfeld der kleinen Privatschule der
Mennoniten im 7000-EinwohnerStädtchen Filadelfia, das im Westen des südamerikanischen Landes mitten in einer Savannenlandschaft liegt. „Wir sind genau
in dem Moment gegangen, in
dem wir so heimisch geworden
waren, dass es eine realistische
Überlegung war, für immer zu
bleiben, ein Stückchen Land zu
kaufen.“
Zu den Freunden von damals
hat Christine Ulmke noch viel
Kontakt, im Sommer reist die
ganze Familie nach Filadelfia.
„Wir möchten den Kindern gern
zeigen, wo sie mal gelebt haben,
sie waren zu klein, um viele Erinnerungen zu haben.“
Aber vorher freut sich Ulmke
über etwas sehr Wichtiges daheim: Die Fußball-Europameisterschaft. Da wird in der Stephanuskirche in Unterliederbach ein
Beamer aufgestellt, Gemeindemitglieder können die Partien aus
den Kirchenbänken verfolgen.
Christine Ulmke freut sich riesig darauf. „Die Gemeinde als Lebensmittelpunkt, das ist eine Idee,
die mir gefällt.“
Anne Lemhöfer
Lebenslagen
Im Alter nochmal umziehen
▶Im Alter aus einer großen
Wohnung in eine kleinere umzuziehen, eventuell ins Seniorenwohnheim, ist ein großer Schritt:
Man verlässt die vertraute Umgebung, muss sich von Sachen trennen, an denen Erinnerungen hängen. Aber dennoch kann es eine
notwendige oder jedenfalls sinnvolle Entscheidung sein.
Eine Art „Erste Hilfe“ für alle,
die sich das überlegen, bietet Barbara Hedtmann von der Koordinationsstelle Seniorenarbeit der
Evangelischen Kirche in Frankfurt an. Sie kennt verschiedene
Altenpflegeheime, aber auch Modelle gemeinschaftlichen Wohnens oder die Sozialwohnungen
der Stadt. Regelmäßig organisiert
sie auch Informationsveranstaltungen dazu, bei denen man sich
vor Ort ein Bild machen kann.
Sie erzählt aber von Möglichkeiten, die eigene Wohnung al-
tersgemäß umzubauen, wenn
man so lange wie möglich zuhause bleiben möchte. In der University of Applied Sciences etwa
kann man ein „Wohnlabor“ besichtigen, eine nahezu barrierefreie Wohnung.
Wer sich für einen Umzug entschieden hat, könne eventuell Hilfe über den gemeindepädagogischen Dienst der Kirchengemeinde bekommen, rät Hedtmann. „Es
ist gut, wenn einen jemand berät,
der nicht emotional involviert ist.“
Gemeinsam kann man die neue
Wohnung ausmessen und überlegen, was sinnvoll mitzunehmen
ist – und was nicht. Welche Gegenstände verschenkt werden
sollen, welche vielleicht verkauft,
etwa, um Kosten zu decken. Was
an soziale Einrichtungen gespendet werden kann und was auf den
Sperrmüll gehört. Dann kann eine Umzugsfirma tätig werden.
„Ich empfehle, mindestens zwei
Angebote einzuholen“, sagt Hedtmann. „Neben dem Know-How
zählt auch, wie einfühlsam die
Mitarbeitenden sind.“ Eine wichtige Rolle spielen natürlich auch
die Kosten. Manche Umzugsunternehmen bieten spezielle Seniorenumzüge an, man findet sie,
wenn man bei Google „Seniorenumzüge Frankfurt“ eingibt. Sie
bieten alles aus einer Hand: Beratung, Ein- und Auspacken, Abund Aufbau von Möbeln und
technischen Geräten, Entrümpelung, Reinigung, Behördengänge.
„Umziehen im Alter ist nicht
leicht“, sagt Hedtmann, „aber wer
sich rechtzeitig kümmert, kann
selbst entscheiden, wie er das alte
Umfeld verlässt und das neue gestaltet. Bevor andere darüber bestimmen.“ Kontakt: [email protected].
Stephanie von Selchow
Evangelisches Frankfurt
▸ Familie
Seite 3
Familien unter Druck
■ Biblische Vielfalt
Alle reden von Familien, doch die äußeren Rahmenbedingungen sind nicht gut. Viele Eltern
sind mit der Erziehung ihrer Kinder überfordert, auch aus wirtschaftlichen Gründen.
▶„Jeder Mensch hat eine Familie. Und jede Familie fühlt sich anders an – sie ist groß, klein, traditionell, modern, zerstritten, harmonisch, kaputt oder heil – vielleicht sogar vieles davon gleichzeitig“, schreibt Kirchenpräsident
Volker Jung. Für die evangelische
Kirche, so betont er, sei nicht die
Form des Zusammenlebens wichtig, sondern „dass sich Menschen
aufmerksam über Generationen
und Verwandtschaftsgrade hinweg in ihrer Familie umeinander
kümmern“.
Tatsächlich wurde der Begriff
„Familie“ erst Ende des 17. Jahrhunderts in die deutsche Sprache
aufgenommen. Und was genau
einer „verhäuslichten Familienkindheit“: Immer mehr Freizeitaktivitäten werden ins Haus verlegt,
die oft fehlenden Geschwisterkinder durch elterliche Aktivität und
Familie heißt, dass
Menschen sich
umeinander kümmern
geplante Freizeit ersetzt. Eltern
werden zu „Familienmanagern“,
die versuchen, eine „Verinselung“
ihrer Kinder durch gezielte Freizeitgestaltung zu überbrücken.
Sie investieren viel Zeit und Geld,
Erziehungsleistung. Sie sind es,
die zeitweilig auf Berufstätigkeit
verzichten. Zwar haben junge
Frauen und Männer heute vergleichbare Lebensstile und Karrierechancen, aber sobald das
erste Kind kommt, wird die Aufgabenverteilung wieder im traditionellen Sinn organisiert. Dabei
setzt der persönlich hohe Anspruch an Beruf und Familie alle
unter Druck: Mütter wollen „gute
Mütter“ sein und dennoch berufstätig, und die neuen Väter wollen
auch Zeit für die Familie haben.
Eine sehr massive Trennungslinie sozialer Abgrenzung verläuft
zwischen aktiven Eltern, die sich
stark um ihre Kinder kümmern,
Gesellschaftsschichten
gegenüber benachteiligt: Sie können
nicht die gleiche Kleidung tragen,
sich nicht die gleichen technischen Geräte kaufen, und sie fahren nicht zusammen mit ihren Eltern in schicke Ferien zu exotischen Zielen.
Das alles spielt sich in einer
stark auf Konsum und Zurschaustellung von Markenartikeln ausgerichteten Gesellschaft ab, in
der Medien und Werbung diese
materielle Ausrichtung ständig
unterstreichen – wobei gerade in
benachteiligten Familien besonders häufig der Fernseher läuft.
Nur wenige Eltern können diesem Druck selbstbewusst entge-
▶Vater, Mutter, Kind kommt
in der Bibel selten vor, dafür
viele andere Familienformen:
Patchworkfamilie
Jakob, einer der Stammväter
Israels, wollte eigentlich nur
seine große Liebe Rahel heiraten. Doch deren Vater Laban
jubelt ihm zunächst einmal Rahels ältere Schwester Lea unter. Erst sieben Jahre später
darf er dann zusätzlich auch
Rahel heiraten (1. Mose 49).
Leihmutterschaft
Sara ist hochbetagt und kinderlos. Deshalb stiftet sie ihren
Mann Abraham an, dass er mit
ihrer Magd Hagar ein Kind
zeugen soll – gesagt, getan!
Doch das Dreiecksverhältnis
funktioniert nicht: Hagar, ganz
stolze Mutter, wird gegenüber
der kinderlosen Sara aufmüpfig, woraufhin die ihren Mann
drängt, Hagar in die Wüste zu
schicken (1. Mose 16).
Scheidung
Scheidung war in der Antike
verbreitet – allerdings stand
dieses Recht nur dem Mann
zu. Demgegenüber sagt Jesus:
„Was Gott zusammengefügt
hat, das soll der Mensch nicht
scheiden“ (Markus 10, 9).
Gleichzeitig weiß Jesus, dass
die Realität am Ideal oft scheitert. Als eine aufgebrachte
Menge eine Ehebrecherin steinigen will, sagt er deshalb zu
ihnen: „Wer unter euch ohne
Sünde ist, werfe den ersten
Stein auf sie.“ Und tatsächlich:
Keiner wirft (Johannes 8, 7).
Homosexualität
Foto: Colourbox
eine „Familie“ ist, ist keineswegs
eindeutig. Jedenfalls mehr als die
klassische Variante von „Vater,
Mutter, Kind“. Was zählt, ist die
starke Bindung der Personen aneinander, und dass sie gegenseitige Verantwortung übernehmen.
Allerdings geraten heute Familien immer stärker unter Druck.
Es hat vor allem wirtschaftliche
um ihre Kinder mit anderen Kindern zusammenzubringen.
Gleichzeitig sind die Anforderungen an die Kindheit gestiegen,
die Elternrolle wurde „pädagogisiert“. Erziehungsziele wie Gehorsam, Pflichtbewusstsein und
Anpassung wurden durch ein
partnerschaftlich-egalitäres Beziehungsmodell ersetzt. Für die
■ „Jede Familie ist anders!“
▶Unter dem Motto „Jede Familie ist anders“ macht die Evangelische Kirche in Hessen und
Nassau (EKHN) auf die vielfältigen Möglichkeiten des Zusammenlebens aufmerksam. Mit ei-
und soziale Gründe, dass es immer schwieriger wird, im Alltag
füreinander zu sorgen und Kinder
gut beim Aufwachsen zu begleiten. Gerade das Kind-Sein hat
sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert. Noch bis
in die 1980er Jahre hinein war
Kindheit quasi öffentlich, sie fand
zum Großteil auf der Straße statt.
Heute sprechen Soziologen von
nem Info-Brief und großen Bannern an den Kirchen weist sie
auf die besondere Bedeutung
der Familie hin: www.ekhn.de/
aktuell/nicht-allein/nichtallein/
startseite.html.
Redaktion
Eltern ist es beim Aushandeln
von Regeln durchaus schwierig,
das richtige Maß zu finden: Manche sind „Helikoptereltern“ und
verwöhnen ihre Kinder viel zu
sehr, andere vernachlässigen sie.
Dabei bedeutet Elternschaft
nach wie vor für Väter etwas anderes als für Mütter. Mütter erbringen trotz Emanzipation auch
heute den überwiegenden Teil der
sie bewusst erziehen und intensiv
fördern, und solchen Eltern, die
die Entwicklung ihrer Kinder
eher „laufen lassen“. Diese Eltern
sind oft schnell mit ihren Kindern
überfordert, stellen eher niedrige
Anforderungen und sind häufig
schon zufrieden, wenn die Söhne
nicht kriminell und die Töchter
nicht zu früh schwanger werden.
Die einen geraten unter Druck,
weil sie Angst haben, ihren Kindern nicht das Optimum zu bieten, die anderen, weil sie von der
Teilhabe an der Gesellschaft ausgeschlossen werden.
Nach Schätzungen sind heute
knapp ein Drittel der Eltern mit
der Erziehung ihrer Kinder überfordert. In vielen Fällen hat das
wirtschaftliche Gründe: 15 Prozent der Familien in Deutschland
leben nach offizieller Statistik in
relativer Armut. In diesen Familien ist die Beziehung der Eltern zu
den Kindern häufig schwierig.
Die Kinder finden nicht den nötigen Halt, den sie brauchen, weil
die Eltern mit anderen Problemen
belastet sind. Da die Kinder die
Knappheit des Geldes in der Familie spüren, fühlen sie sich häufig Altersgenossen aus anderen
gentreten und haben gelernt, mit
ihren knappen finanziellen Mitteln möglichst effizient umzuge-
Ein Drittel
der Eltern sind
heute überfordert
hen. Konsum steht in diesen Familien letztlich auch für Fürsorge:
Dass sie ihren Kindern demonstrativ eine Playstation und ein
Handy kaufen, ist für viele Eltern
am unteren Rand der Gesellschaft
ein symbolisches Zeichen: Es beweist, dass sie ihrem Förderanspruch genügen. Sie hoffen, mit
diesen Konsumartikeln haben ihre Kinder die Chance, mit Kindern aus wohlhabenderen Familien mitzuhalten.
Die wiederum hecheln unermüdlich nach den besten Bildungschancen für ihre Kinder,
der besten Privatschule, den besten Förderkursen. Dabei werden
sie selbst zu Hilfslehrerinnen und
-lehrern: Die Karriere des Kindes
haben viele bereits im Kindergarten im Blick.
Kurt-Helmuth Eimuth
Homosexualität, schwul, lesbisch – das sind moderne Beziehungskonzepte, die die Bibel nicht kennt: „Wenn jemand
bei einem Manne liegt wie bei
einer Frau, so ist das ein Gräuel und beide sollten des Todes
sterben“ (3. Mose 20, 13). Dort
steht allerdings auch, dass es
ein Gräuel ist, wenn jemand
„Lebewesen aus dem Wasser
ohne Schuppen und Flossen“
(also Scampi oder Muscheln)
oder Blutwurst isst. Also adé,
hessische Schlachtplatte und
Pizza Frutti di Mare!
Babyklappe
Dass eine Mutter ihr neugeborenes Kind abgibt, liegt meist
an untragbaren Umständen, so
auch bei der Mutter von Mose.
Die Israeliten waren in Ägypten versklavt, und dem Pharao
war ein Dorn im Auge, dass sie
so viele Kinder hatten. Deshalb
ließ er alle neugeborenen Söhne der Israeliten in den Nil
werfen. Aber die Mutter des
kleinen Mose machte ein Kästchen aus Rohr, legte ihr Kind
hinein und setzte es auf dem
Nil aus. Die Tochter des Pharao fand und adoptierte es (2.
Mose 2).
Quelle: EKHN
▸ Pro und Contra
Seite 4
Evangelisches Frankfurt
Christlich ist
politisch
Zuschriften
Zu: Kirche gegen AfD, Nr.
2/2016
Wieso diese Hetze von Seiten
der Kirche auf eine demokratisch
legitime Partei, die nichts anderes
tut, als die Angst der Bevölkerung
wahrzunehmen. Etwas, was unsere „etablierten Parteien“ nicht
tun.
Klaus Müller
Äußerungen der evangelischen Kirche zu
gesellschaftspolitischen Themen haben eine
lange Tradition. Denn christlich zu sein bezieht
sich nicht nur auf Glaubensdinge, sondern auch
auf den Umgang miteinander.
▶Kirchliche Stellungnahmen zu
gesellschaftspolitischen Themen
gründen sich von ihrem Prinzip
her auf Stellungnahmen der alttestamentlichen Propheten. Es
handelt sich dabei aber nicht darum, im allgemeinen Meinungsspektrum eine politische Position
einzunehmen, sondern vielmehr
um theologische Gutachten. Die
Propheten argumentieren von einer theologischen Warte her und
weisen mit diesem Maßstab auf
Fehlentwicklungen hin.
Ein Beispiel: Zu den religiösen
(!) Verpflichtungen in der hebräischen Bibel gehörte die Fürsorge
für Witwen und Waisen. Wenn
diese durch das stark patriarchal
geprägte Recht benachteiligt
wurden und faktisch der Willkür
unterlagen (indem zum Beispiel
ihre schwache Rechtsposition
ausgenutzt wurde), mahnten die
Propheten die Herrschenden. Das
ist eine religiöse Stellungnahme,
die aber natürlich politische Konsequenzen haben muss.
Auch heute verstehen sich die
Kirchen nicht als politische Parteigänger, sie tragen aber mit ihren religiösen Argumenten zur
Meinungsbildung bei. Diese Aufgabe hat der Staat den Kirchen
nach den Erfahrungen des Nationalsozialismus ausdrücklich zugewiesen, und sie entspricht auch
dem, was den Kirchen in ihrem
Inneren am Herzen liegt, nämlich
am Maßstab des Evangeliums
von Jesus Christus gesellschaftliche Entwicklungen zu verfolgen
und auch zu kommentieren.
Dies geschieht durch den Kirchen offiziell zugewiesene Plätze
in Entscheidungsgremien wie natürlich auch in öffentlichen Stellungnahmen, aber immer mit einer theologischen Expertise. In
der Vergangenheit haben sich die
Kirchen öffentlich, zum Beispiel
zur Wiederbewaffnung oder zur
Abtreibung, geäußert. Stellungnahmen mit politischer Relevanz
finden sich auch regelmäßig in so
genannten „Denkschriften“.
Wer befindet darüber, welche
Parteien mit christlichen Prinzipien vereinbar sind und welche
nicht? Mit Ihrer Argumentation
bewegen Sie sich auf ganz dünnem Eis.
Rainer Ohland
Protest gegen die AfD auf dem Römerberg am Tag der ersten Sitzung des neuen
Frankfurter Stadtparlaments. Die AfD bekam in Frankfurt 8,9 Prozent der StimFoto: Rolf Oeser
men und damit acht Sitze in der Stadtverordnetenversammlung.
In dieser Tradition haben sich
verschiedene Kirchenvertreterinnen und -vertreter nun auch zur
AfD geäußert. Sie sehen in einer
ganzen Reihe von Äußerungen
dieser Partei ein rassistisches
Menschenbild zum Ausdruck
kommen, das dem biblischen in
keiner Weise entspricht. Und sie
sagen, dass Homophobie und Islamfeindlichkeit nicht den christlichen Maßstäben genügen, wenn
wir die durch Jesus praktizierte
Nächstenliebe ernst nehmen.
Es kann demnach also nicht
verwundern, dass „Evangelisches
Frankfurt“ theologische Stellungnahmen verbreitet, zumal dem
Christentum ja eigen ist, nicht nur
im stillen Kämmerlein praktiziert
zu werden, sondern die Gesellschaft mit prägen zu wollen.
Dabei ist die Stimme der offiziellen evangelischen Kirche nur
eine christliche Stimme (es gibt
auch andere), und jede Christin
und jeder Christ kann und soll
diese Äußerungen am Zeugnis
der Heiligen Schrift selbst überprüfen.
Wilfried Steller
Darf die Kirche gegen die AfD sein?
Religion ist nach christlichem
Verständnis nicht nur Privatsache. Deshalb dürfen oder müssen Christen sogar gegen Äußerungen von AfD-Politikern Stellung beziehen – wie gegen jede
andere Partei oder Position auch
– wenn das christliche Menschenbild verletzt, rechtspopulistische Propaganda oder Stimmungsmache gegen Flüchtlinge
betrieben wird. Genauso wenn
die AfD alle Muslime in Deutschland unter terroristischen Generalverdacht stellt. Fundamentalisten gibt es in jeder Religion.
Die Evangelische Kirche in
Frankfurt steht für den interreligiösen Dialog, den wir etwa mit
dem Rat der Religionen etabliert
haben. Die Kriminalisierung von
99,9 Prozent aller Muslime, die
von ihrem Grundrecht auf freie
Religionsausübung
Gebrauch
machen, schadet dem friedlichen
Miteinander.
Michael
Münch (65),
DiplomSoziologe
Ja, wie gegen jede andere Partei auch, wenn diese sich von
christlichen Grundsätzen entfernt. Wer aber der AfD aufgrund aus dem Kontext gerissener und verfälschter Zitate von
Mitgliedern trotz Distanzierung
des
Parteivorstands
einen
„Schießbefehl“ unterstellt und
wer diese Partei pauschal als
„menschenfeindlich“ denunziert,
redet „falsch Zeugnis“ und diskreditiert sich als Christ. Er vertieft zudem die durch die Flüchtlingspolitik verursachte Spaltung
der Gesellschaft. Anstatt sich einer zutiefst unchristlichen Hetze
gegen eine demokratische Partei
als einzige Opposition gegen eine autokratische und rechtswidrige Flüchtlingspolitik hinzugeben, sollten Christen jener Partei, die unter anderem durch ihre
Waffenexporte Fluchtursachen
setzt, das Recht absprechen, sich
christlich zu nennen.
Jürgen Dornheim (52),
Diplom-Ingenieur
Im Gegensatz zur AfD haben
wir als Kirche ein Programm –
die Bibel. Wenn es um Flüchtlinge geht, ist für mich klar: Wir
müssen uns Menschen zuwenden, die Hilfe brauchen. Aber
wir sollten uns auch fragen: Was
treibt Menschen an, die AfD zu
wählen? Sie dokumentieren:
„Wir sind unzufrieden mit den
Antworten der anderen Parteien.“ Sie haben Angst vor einer
unsicheren Zukunft, die sie
durch die Flüchtlinge verschärft
sehen. Es wäre falsch, das nicht
ernst zu nehmen. Unsere kirchliche Kompetenz aber ist die Beziehung zu Menschen, die wir
an- und aufnehmen können, wie
sie sind. Dafür engagieren sich
viele, auch wenn es sie stark fordert. Die Kirchen sollten sich
nicht in die Parteipolitik begeben. Unser Horizont endet nicht
an regionalen oder kulturellen
Grenzen oder mit Wahlperioden.
Wer eine ausschließlich an der
christlichen Maxime orientierte
Politik propagiert und die für einen Staat konstitutiven verfassungsrechtlichen, ökonomischen
und soziologischen Kategorien
als fremdenfeindlich diffamiert
und negiert, sollte der Bevölkerung klar sagen, dass dadurch
nicht nur das Risiko von Terroranschlägen steigt, sondern auch
eine Destabilisierung und letztlich
das Kollabieren des Staates die
Folge sein wird.
Ingeborg Valy
Zu: „Transsexualität ist normal“,
Nr. 2/2016
Ein wenig bedenklich, von physiologisch
„männlichen“
und
„weiblichen“ Gehirnen zu sprechen und zu argumentieren, finde
ich. Ansonsten: Traurig, dass man
das als Kirche überhaupt sagen
muss: Was hat eine sexuelle Orientierung mit dem Glauben an
Gott und einer christlichen Lebensführung zu tun? Das ist privat, betrifft nur einen selbst und
geht niemanden was an! Ira Lenski
Die Umfrage
Gunter Volz
(56), Pfarrer
für gesellschaftliche
Verantwortung
Die Kirche hat sich nicht in
Wahlkämpfe einzumischen. Darf
ich nun Ihrer Meinung nach nicht
mehr frei wählen und meiner
Meinung auf dem Stimmzettel
Ausdruck verleihen? Stephan Werner
Bettina
Knop (45),
Lehrerin
In der Aprilausgabe haben Sie
behauptet, als guter Christ könne man die „Alternative für
Deutschland“ nicht wählen. Ich
bin keine AfD-Wählerin, aber ich
finde es überhaupt nicht gut,
wenn meine Kirche auf diese
Weise einseitig politisch Stellung
bezieht. Ich empfinde es als Bevormundung, wenn Kirche mir
sagt, was ich wählen oder nicht
wählen soll. Man kann das Parteiprogramm der AfD nicht mögen, aber zunächst einmal ist das
eine demokratische Partei und
man muss sich mit ihren Positionen auseinandersetzen. Es ist
doch viel mutiger und auch demokratischer, mit Meinungen,
die man nicht teilt, umzugehen
und sich mit den Menschen, die
sich der AfD nahe fühlen, zu unterhalten. Einseitige Verteufelung reizt sie doch erst recht. Wir
möchten alle als mündige Bürger
angesehen werden!
Der Bericht ist so unbiblisch,
dass man nur schreien könnte!
Hat dieser Kirchenpräsident einige Seiten aus seiner Bibel herausgerissen?
Siegrid Schnitzspahn
Zu: Gedenktag braucht Sinn, Nr.
2/2016
Mit Interesse habe ich die Artikel zum Karfreitag feiern gelesen.
Es passte zu dem, was ich kurz
zuvor in der Stadt erlebt hatte. Ich
suchte einen ruhigen Ort zur Besinnung und um von einem mir
wichtigen Menschen, den ich verloren habe, symbolisch Abschied
zu nehmen. Es war unmöglich, einen solchen Ort zu finden! Weder
am Main noch in einer Kirche habe ich gefunden, was ich gesucht
habe. Die Menschen haben keinerlei Respekt mehr vor diesem
Tag und den Bedürfnissen jener,
die ihn besinnlich begehen wollen.
Jutta Fey
■ Briefe an die Redaktion sind willkommen, Kürzungen müssen wir uns allerdings vorbehalten. Adressen finden Sie
im Impressum auf Seite 12.
Evangelisches Frankfurt
▸ Das Böse
Seite 5
Dem Bösen ins Auge blicken
Ein Gespräch zwischen Theologie und Kriminalliteratur in der Deutschen Nationalbibliothek
▶„Das Böse ist immer und überall“, kalauerte einst die österreichische Pop-Band „Erste Allgemeine Verunsicherung“. Aber
woher und wie kommt es in die
Welt? Und was hat der liebe Gott
damit zu tun? Zu dieser Frage
hatte die Evangelische Akademie
Kriminalschriftsteller und Theologen zum Gespräch in die Nationalbibliothek eingeladen. Immerhin ist heute jedes vierte veröffentlichte Buch ein Krimi; das Böse weckt offensichtlich in hohem
Maße Neugier beim Publikum,
und die Literatur scheint geeignet, ihm auf die Spur zu kommen.
Allerdings nicht grundsätzlich
und philosophisch; darin waren
sich die Autoren rasch einig. Für
Robert Hültner etwa gibt es „das
Böse“ nicht. „Was dagegen sehr
wohl und schmerzhaft fühlbar
existiert, sind einzelne Mitglieder
der Gesellschaft, die Böses tun,
die sich asozial bis rücksichtslos
verhalten, die ohne jede Empathie über Leid und Leichen gehen,
um ihre Ziele zu verwirklichen.“
Thema von Kriminalromanen
ist nicht nur, wie die „bösen“
Menschen von der „guten“ Seite,
meist dem polizeilichen Ermittler,
aufgespürt und dingfest gemacht
werden. Das war vielleicht noch
bei den reinen Rätsel-Krimis eines Edgar Wallace so, die raffinierte Verbrechen und noch raffiniertere Verbrecherjagden schilderten, sich aber um Psyche und
Persönlichkeit der Beteiligten
kaum kümmerten. Mittlerweile ist
das deutlich anders. Warum der
Täter zum Täter wird, macht
heutzutage einen nicht geringen
Teil der Spannung im Krimi aus.
Die Kriminalliteratur entwickelt
dabei keine theoretischen Erklärungsmuster, sondern sie erzählt
konkrete Geschichten und beschreibt, wie Menschen „in die
Sphäre von Gewalt, Angst und
vielleicht auch etwas Bösem hineingeraten“, sagte der Autor Matthias Wittekindt. Wobei er gern
von einer „Verstrickung“ spricht;
„einen Vorsatz unterstelle ich
erstmal nicht“.
Die Krimi-Literatur zeichnet also gerade kein übersichtliches
Schwarz-Weiß-Bild vom Leben,
sondern eine unheimliche Grauzone, die auch Leserinnen und
Leser nicht unberührt lässt: „Unheimlich wird es immer, wenn ich
miterlebe, wie das Böse in jemandem wie mir selbst zu wirken beginnt“, sagt Wittekindt. Und ist
damit überraschend nah an dem,
wie die Bibel das Böse beschreibt.
Nämlich ebenfalls nicht abstrakt,
sondern in konkreten Geschichten um Mord und Totschlag, um
Vergewaltigung und Betrug. Das
fängt schon mit dem ersten Mord
der Weltgeschichte an, bei dem
Kain seinen Bruder Abel erschlägt, und zieht sich weiter
durch das Alte und das Neue Testament, von den Räubern auf dem
Weg von Jerusalem nach Jericho
bis zum Justizmord an Jesus und
seinem Ende am Kreuz, dem Galgen der Antike. Und auch hier ist
es nicht so, dass die Bösen nur
böse und die Guten nur gut sind:
Helden wie König David sind zugleich auch Übeltäter und werden
bestraft; Übeltäter wie Kain werden nicht der Vernichtung preisgegeben, sondern von Gott mit
Diese zwei Herren haben aus Habgier einen reichen Lord umgebracht: Die Schauspieler Robert Hoffmann und Klaus Kinski verkörperten die Bösen in der EdgarFoto: Röhnert/picture alliance
Wallace-Verfilmung „Neues vom Hexer“.
dem „Kainsmal“ geschützt.
Die Bibel spricht freilich nicht
aus neutraler Perspektive. In ihr
versucht Gott, den Menschen die
Augen zu öffnen. Die Geschichten
sollen mahnen, um das Abgleiten
in Schuld zu verhindern. Das
meint jedenfalls der Würzburger
Theologe Klaas Huizing, der Gott
nicht in der Rolle des großen
Zampano und Akteurs sieht, sondern eher als „Coach“. Gott zeige
Menschen Wege auf, wie sie aus
Angst und Scham herausfinden,
ohne kurzschlüssig zur Gewalt zu
greifen: „Biblische Literatur ist
Schuldverhinderungsliteratur.“
Was die Bibel dagegen nicht
liefert, ist eine schlüssige, umfassende Erklärung, woher das Böse
kommt. Allenfalls wird deutlich,
was es nicht ist: eine eigenständige Macht im Gegenüber zu Gott.
Der oft in dieser Rolle gesehene
Teufel spielt vor allem im Alten
Testament eine eher nebensächliche Rolle. Das Böse ist eben keine
von außen kommende Kraft, sondern gehört zu den Möglichkeiten
des Menschen. Es gilt, mit diesem
destruktiven Potenzial zu rechnen
und ihm Grenzen zu setzen.
Dazu genügt es allerdings
nicht, sich auf die inneren Vorgänge in den Menschen zu konzentrieren, die zu Tätern werden,
betont der Autor Robert Hültner.
Abbildung oben: Kain erschlägt
seinen Bruder Abel und begeht so
den ersten Mord der Weltgeschichte
(Bild eines unbekannten Künstlers,
Foto: picture-alliance
um 1900).
„Wir müssen jene Bedingungen
genauer betrachten, die bei dem
einen ‚Böses‘ hervorrufen, beim
anderen nicht. Und damit die Verfasstheit der Gesellschaft.“
Genau das ist die Perspektive,
die sowohl die geschriebene Kri-
Krimis stellen
gesellschaftliche
Problemfelder dar
minalliteratur als auch die entsprechenden Filme und Fernsehsendungen wie etwa der „Tatort“
am Sonntagabend zunehmend
eingenommen haben. Aus der
bloßen Suche nach dem Täter
(„Who done it?“) ist längst eine
oft sehr differenzierte Darstellung
gesellschaftlicher Problemfelder
geworden, in denen dann einzelne kriminelle Taten als fast unausweichlich erscheinen.
Hat die Theologie dem noch etwas hinzuzufügen? Folgt man
dem Marburger Theologen Dietrich Korsch, jedenfalls nicht metaphysische Auskünfte über den
Ursprung des Bösen. Wichtiger
sei „der Wille, dass das Gute sein
und siegen soll, so machtvoll und
beklemmend das Böse ist“. Der
Impuls, unter allen Bedingungen
dem Guten zum Durchbruch zu
verhelfen, soweit die Kräfte es zulassen, darin zeige sich eine religiöse Bindung letztlich mehr als
in allen Versuchen gelehrter Bescheidwisserei.
Lutz Lemhöfer
▸ Kirche und Kultur
Seite 6
Evangelisches Frankfurt
Flucht und Theater
Ein Abend über die Verbindung von Kunst und politischem Engagement
▶Flüchtende trugen im antiken
Griechenland einen mit Baumwolle umwickelten Ölzweig in der
Hand. In Heiligtümern fanden sie
Schutzräume. Die Danaiden in Aischylos‘ Tragödie „Die Schutzflehenden“ mussten dieses Recht
mit der kollektiven Androhung
von Suizid durchsetzen, sagt Jörn
Etzold vom Frankfurter Institut
für Theater-, Film- und Medienwissenschaft. Ein weiter Bogen
spannt sich an diesem Abend in
der Naxoshalle von der antiken
Tragödie bis zur heutigen Theaterarbeit mit Geflüchteten.
„Die Grenze zwischen Kunst
und politischem Engagement
scheint sich neu zu sortieren“,
sagt Ralph Fischer von der Evangelischen Akademie Frankfurt.
Theater bekennen sich nicht nur
mit Transparenten an ihren Fassaden zum Grundrecht auf Asyl,
sie machen auch Menschen im
Zwischen- und Grenzstatus des
Asylverfahrens sichtbar.
Beispielsweise im Theaterprojekt „Frankfurt Babel“ mit 15 einheimischen und 15 geflüchteten
Jugendlichen. Martina Droste,
Leiterin des Jungen Schauspiel
Frankfurt, berichtet, wie sich Jugendliche aus zwölf Nationen, die
23 Sprachen sprechen, der gro-
ßen Utopie des Turmbaus zu Babel näherten. Aus dem Reichtum
und der Vielfalt ihrer verschiedenen Sprachen und Lebensgeschichten entwickelten sie in der
Theaterarbeit gemeinsam eine Vision für die Zukunft.
Ganz anders als geplant verlaufen derzeit die Proben zu Heinrich
von Kleists „Das Erdbeben in Chili“ im Theater Willy Praml. Denn
anstelle der gesuchten professionellen geflüchteten Theaterleute
kamen fast 50 Enthusiasten, von
denen die wenigsten je auf einer
Bühne gestanden haben. Sie erhoffen sich durch die Mitarbeit
Impulse für ihre Zukunftsplanung. Ziel ist es, Heinrich von
Kleist, den „Nationalliteraten, in
dieses Flüchtlingsgeschehen so
einzubinden, dass es für alle einen
Sinn macht“, sagt Theatermacher
Willy Praml. Zurzeit erarbeiten
Geflüchtete und Ensemble das
Stück in drei Sprachen, die in der
Aufführung verschmelzen sollen.
Das Theater als Raum für konkrete Aktionen politischer Schönheit lässt Joschka Fleckenstein
vom Berliner Zentrum für politische Schönheit lebendig werden.
Politische Aktionen und Kunst
werden eins, wenn ein „Jahrhundertwerk der Humanität“, näm-
■ Enkelin und Großmutter
Schöpfung im
interreligiösen
Dialog
▶Psalm 104, von Luther über-
Jörn Etzold vom Frankfurter Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft
Foto: Rolf Oeser
(rechts) sprach über den Flucht in der antiken Tragödie.
lich eine Brücke über das Mittelmeer zwischen Afrika und
Europa gebaut werden soll. Um
das „stille Sterben“ im Mittelmeer
schon vorher wirksam zu bekämpfen, sollen 1000 Rettungsplattformen im Meer installiert
werden – eine schwimmt bereits.
Die Aktion „Erster Europäischer Mauerfall“ bildete 2014 den
Auftakt zum Festival Voicing Resistance am Berliner Maxim-Gor-
ki-Theater: 25 Jahre nach dem innerdeutschen Mauerfall fuhren
zwei Reisebusse voller Aktivisten
und Aktivistinnen mit Bolzenschneidern zum bulgarisch-griechischen Grenzzaun. Sie wollten
den neuen Eisernen Vorhang abbauen, der an den EU-Außengrenzen steht. Mehr als 30 000
Menschen starben bereits bei
dem Versuch, diese neue Mauer
zu überwinden. Susanne Schmidt-Lüer
schrieben mit „Lob des Schöpfers“, schildert bildreich und hymnisch die Schöpfung der Welt und
ist entstehungsgeschichtlich verwandt mit frühen Schöpfungserzählungen, etwa dem ägyptischen
Aton-Hymnus des Echnaton. Mit
mannigfachen Vertonungen von
Psalm 104 befasst sich der Interreligiöse Chor Frankfurt in seinem
aktuellen Projekt. Zum ersten Mal
wird dabei im Kontext der Frankfurter Tehillim-Psalmen-Projekte
neben Werken aus dem jüdischchristlichen Kontext auch Musik
aus dem islamischen Kulturraum
zu hören sein. Der in Köln lebende
irakische Komponist Saad Thamir
stellt in einer Auftragskomposition Versen aus Psalm 104 verwandte Suren aus dem Koran gegenüber. Der Chor singt zudem
Werke von Samuel David, John
Dowland, Henry Purcell, Johann
Sebastian Bach und Philipp Glass.
Am Montag, 23. Mai, 19.30 Uhr,
gibt es eine Aufführung im Jüdischen Gemeindezentrum, ergänzt
um einen interreligiösen Dialog
zwischen der Judaistin Hanna
Liss und dem Religionswissenschaftler und Ägyptologen Jan
Assmann. Karten bei Musikalien
Petroll im Oeder Weg 43. Silke Kirch
Abstimmen mit Applaus
Liebe, Sinnsuche und Gesellschaftskritik beim Poetry Slam
Dieter David Seuthes Roman „Frankfurt verboten“ über die junge Musikerin
Elise war dieses Jahr Thema von „Frankfurt liest ein Buch“. In der Andreasgemeinde in Eschersheim lasen Nina und Andrea Wolf Passagen, wo es um die
Foto: Rolf Oeser
innige Beziehung der Großmutter zu Elise geht.
▶Rotes und blaues Licht, Stühle
und Sessel locker aufgereiht, hinten eine kleine Bar. Zum „Poetry
Slam“ in der Jugendkulturkirche
Sankt Peter kommt das Publikum
in Cliquen: Mädchen und Jungen
im Konfirmandenalter, junge Studierende. Schon der Moderator
ist ein Ereignis: Dalibor Markovic, ein Beatboxer, der den kleinen Auffahr-Unfall, der ihm kurz
vor der Show passiert ist, zum
Running Gag des ganzen Abends
macht. Das Format „Poetry Slam“
– zu Deutsch: Dichterwettstreit –
entstand 1986 in Chicago und
verbreitete sich rasch weltweit.
An diesem Abend tragen sechs
„Slammer“ selbst geschriebene
Texte vor, die sich manchmal reimen, meist aber nur rhythmisch
gesprochen werden.
Anke Fuchs, Mitte 20, aus
Bonn, erzählt, sie wäre gerne mal
schwanger, ohne ein Kind haben
zu müssen, würd’ sich gern umbringen, ohne tot sein zu wollen,
inszeniert die Lust am Abgrund.
Raban Lebemann slammt den
Tremor in seiner Hand, und Dennis Schulz, ein Physikstudent,
trägt „Fun Facts“ vor, weil er sich
über jemanden geärgert hat, der
die Natur so zauberhaft findet,
dass er sie nicht wissenschaftlich
auseinandernehmen will. Zum
Beispiel erzählte er von intelligenten Stadt-Krähen, die in der Rotphase von Ampeln Nüsse auf die
Straße legen, damit sie in der
Grün-Phase von den darüber fahrenden Autos geknackt werden.
Sein Vortrag gefällt dem Publikum so gut, dass er Sieger in der
ersten Runde wird. Abgestimmt
wird mit Applaus. Wer am lautesten beklatscht wird, gewinnt. In
ist sexistische Kackscheiße“) –
und reimt dann los, über Liebe.
Ansgar Hufnagel schließlich erzählt ernst, offen und poetisch
von seinen Ängsten und von
Wünschen: „Ich möchte das Alphabet des Lebens lernen“.
Gewinner des Abends: Der Physikstudent Dennis Schulz begeisterte in der
Foto: Ilona Surrey
Jugendkulturkirche mit seiner Aufzählung von „Fun Facts“.
der Pause legt DJ Sherm da
Worm auf. Das Publikum diskutiert, lacht, amüsiert sich.
Die zweite Runde beginnt mit
einem älteren, versierten Slammer: Wolf Hogekamp trägt 15
Cuts, also kurze Stücke, vor, die
Worthülsen zum Thema Flüchtlinge entlarven. Mega Martin
macht erstmal klar, dass Liebeslyrik keine Mädchenlyrik ist („Das
Moderator Dalibor Markovic
lobt alle, die an diesem Abend auf
der Bühne standen: „Sie haben
ihre Texte, ihre Ideen und ihre
Gefühle mit uns geteilt.” Aber gewinnen kann eben nur einer: Im
Finale schlägt Dennis Schulz Wolf
Hogekamp. Die Bibel, sagt er,
passt auf keine Kuhhaut. Außer
vielleicht in Fünf- oder SechsPunkt-Schrift.
Stephanie von Selchow
▸ Theologie und Leben
Evangelisches Frankfurt
Chancen des Alters
Ein Buch für Frauen zwischen 60 und 80
▶Ist die älter werdende Gesellschaft Anlass für ein Horrorszenario, wie es in manchen Medien
dargestellt wird? Nein, meint Erni
Kutter, und beleuchtet in ihrem
Buch verschiedene Aspekte des
„Voralters“, wie sie die Zeitspanne zwischen 60 und 80 Jahren
nennt, wobei sie sich besonders
an Frauen richtet.
Innere Bilder hätten einen großen Einfluss darauf, ob Menschen
das Alleinsein im Alter oder
die Erfahrungen mit schwerer
Krankheit nur als Einschränkung
erleben oder auch als Auslöser
von Reifungsprozessen. Bedürftigkeit sei „ein menschlicher Normalzustand“, schreibt sie. Sich
das bewusst zu machen, macht es
unter Umsteänden auch leichter,
bei nachlassenden Kräften von
anderen Hilfe anzunehmen.
Das Buch gehört nicht zur Ratgeber-Literatur mit Tipps für gutes Altern. Die Autorin geht vielmehr von sich selbst aus und erzählt, was ihr bei ihren eigenen
Erfahrungen mit Krankheit und
Nähe zum Tod geholfen, was den
Genesungsprozess ihres kranken
Körpers und ihrer versehrten
Seele unterstützt hat.
Erni Kutter: Jahre,
die uns geschenkt
sind. Patmosverlag,
Ostfildern 2016,
14,99 Euro.
Was das Handeln in der Welt
angeht, so spricht sie vor allem älteren Frauen eine besondere Autorität zu. In vielen traditionellen
Gesellschaften war es die Aufgabe der Alten, sich um das „große
Ganze“, um das Wohl und die Zukunft der Sippe zu kümmern.
Könnten es so nicht auch heute
die „großen Mütter“, die „Großmütter“ sein, „die frei und erfahren genug sind, die Zukunft unseres Planeten und all seiner Bewohner_innen zu ihrer Sache zu
machen?“
Wer sich Erni Kutter anschließen möchte und Frauen als die
Protagonistinnen einer neuen Alterskultur sieht, ist mit diesem
Buch gut ausgerüstet, die „geschenkten Jahre“ aktiv und sinnvoll zu gestalten.
Juliane Brumberg
Luther &. Co.
Ungezähmter Geist
▶In der gesellschaftlichen Wahrnehmung schafft es Pfingsten im
Dreiklang der großen christlichen
Feste gerade mal auf einen weit
abgeschlagenen letzten Platz. Die
Kirchen kann es freuen, dass sie
an Pfingsten, anders als an Weihnachten und Ostern, nicht ankämpfen müssen gegen die inhaltliche Verflachung durch verweltlichende Tendenzen, sondern
dem Fest seine ureigenste Gestalt
geben können. Sie nehmen in der
Tat – zum Beispiel am Pfingstmontag auf dem Frankfurter Römerberg – die Chance wahr, aus
ihren Gotteshäusern herauszukommen und mit den Impulsen
des Heiligen Geistes und dem
Weltumspannenden der christlichen Botschaft den öffentlichen
Raum zu bespielen. Der bunt gefüllte zentrale Ort der Stadt kann
auch in diesem Jahr ein Zeichen
für die Lebendigkeit des Heiligen
Geistes der Geschwisterlichkeit
setzen, der keine Grenzen kennt,
weder was Nation oder Hautfarbe angeht noch Religion, geschlechtliche Orientierung oder
sonst etwas: Denn dieser Heilige
Geist ist kein Ungeist der Angst,
Ablehnung und Vertreibung, sondern ein Geist des Verbindenden
und der Integration, ein Geist der
Gemeinschaft und des Zusammenlebens in der Einen Welt.
Das Entgrenzende und Kommunikationsstiftende des Heiligen Geistes ist im Pfingstwunder
von Apostelgeschichte 2 beispielhaft Wirklichkeit geworden, als
sich Sprach- und Kulturgrenzen
prinzipiell durchlässig für die
Botschaft von Jesus Christus gezeigt haben. Das Phänomen ist
und bleibt ein Wunder, was heißt:
Es ist allein Gottes Erfolg. Aber
es ist auch eine Herausforderung
für Christen und Christinnen,
sich diesem Phänomen ernsthaft
zu öffnen, denn das jahrzehntelange gute Einvernehmen zwischen Kirchen und Staat hat hierzulande zu einer gezähmten Religiosität geführt, die brav in Demokratie und Freiheit aufgeht
und nicht mehr recht weiß, dass
Religion immer auch etwas Unbändiges, Wildes hat, mit dem sie
alle vorfindlichen Strukturen in
Frage stellt und zu überwinden
trachtet – das ist beim Christentum nicht anders als beim Islam.
Pfingsten rückt in den Blick,
dass die Eine Welt nicht nur aus
internationaler Folklore und Küche besteht, sondern eben auch
aus himmelschreiend ungerecht
verteilten Lebenschancen. Und da
zur christlichen Botschaft unauflöslich die christliche Nächstenliebe gehört, ohne Rücksicht auf
die noch in den Köpfen befindlichen Grenzen, zielt der Heilige
Geist auf eine geschwisterliche,
teilnehmende und teilgebende Lebensweise im Horizont der Einen
Welt. Und die hat vor dem Hintergrund der weltlichen Europahymne mit dem Text „Alle Menschen werden Brüder“ durchaus
das Zeug zu einem säkularen
Pfingstmotto.
Wilfried Steller
Seite 7
Christliche Perspektiven
Nicht allein
In Familien übernehmen Menschen Verantwortung füreinander, sorgen
für andere und vor allem für die Schwächeren. Dass die „Care-Arbeit“
gelingen kann, ist ein Gestaltungsauftrag für die ganze Gesellschaft.
▶„Nicht allein – Jede Familie ist
anders!“, dieses Motto ist seit
Ende April auf roten Fahnen
auch an Frankfurter Kirchen zu
lesen. Es ist ein Anstoß der
Evangelischen Kirche in Hessen
und Nassau, neu über das Thema
„Familie“ nachzudenken.
Die Evangelische Kirche in
Deutschland hat das 2013 so formuliert: „Leitlinie einer evangelisch ausgerichteten Förderung
von Familien, Ehen und Lebenspartnerschaften muss die konsequente Stärkung von fürsorglichen familiären Beziehungen
sein. Alle familiären Bindungen,
in denen sich Menschen in Freiheit und verlässlich aneinander
binden, füreinander Verantwortung übernehmen und fürsorglich und respektvoll miteinander
umgehen, müssen auf die Unterstützung der evangelischen Kirche bauen können.“
Menschen können sich heute
freier entscheiden, wie sie verbindlich zusammenleben. Mit
dieser Entwicklung öffnet sich
auch ein neues Bewusstsein dafür, was Familie eigentlich sein
soll: Ein Ort, an dem sich Menschen verlässlich unterstützen
und wechselseitig Kraft geben,
in ihrer ganzen Unterschiedlichkeit und in unterschiedlichen
Rollen. Menschen brauchen verlässliche Beziehungen.
Familie ist darin auch ein
wichtiger Kontrapunkt zu anderen gesellschaftlichen Maßstäben. Denn Familie setzt nicht in
erster Linie auf Vergleichbarkeit,
sondern auf Unterschiedlichkeit.
In Schule, Sport und Beruf geht
es meistens um ein Kräftemessen
unter Gleichen. Schülerinnen
und Sprinter brauchen gleiche
Voraussetzungen für einen fairen Start. In der Familie ist dies
anders. Hier geht es gerade um
die Unterschiede zwischen Menschen, zum Beispiel im Hinblick
auf ihre Lebenserfahrung, körperliche Kraft, Verantwortung
und aktuelle seelische Verfassung. Da ist es gerade gut, dass
nicht alle das Gleiche können
und einbringen und dass die einen einmal stark und ein anderes
Mal schwach sind.
Im Ersten Korintherbrief verwendet Paulus das Bild eines
Körpers für die Verbindung von
sehr unterschiedlichen Menschen in der christlichen Gemeinde (Kapitel 12). Das Zusammenleben in der Gemeinde kann
mit dem Zusammenwirken der
verschiedenen Körperteile verglichen werden. Ohr, Hand, Kopf
und Fuß brauchen einander. Keiner kann sagen, er sei weniger
wichtig. Alle haben die gleiche
Würde und alle gemeinsam bilden ein Ganzes.
Daraus folgt für Paulus: Wenn
einer leidet, leiden alle, und
wenn einer geehrt wird, freuen
sich alle. Die wichtigste Aufgabe
aller Körperteile ist es, für einander da zu sein. Paulus verwendet
hier den griechischen Begriff für
das alte Wort „Fürsorge“. Fürsorge bedeutet nicht, sich immerzu Sorgen zu machen. Gott
hat die Sorge für morgen, Menschen haben die für das Heute,
so sieht es Paulus. Fürsorge
meint eher ein bewusstes und
achtsames Hören auf die Bedürfnisse der anderen, in besonderer
Weise der Schwächeren. In Korinth ging es dabei ganz konkret
um die Würde der Armen. Die
oberen Schichten verachteten
Vertraute Zweisamkeit: Verlässliche Beziehungen sind wichtig.
Pfarrerin Ursula Schoen ist Prodekanin im Evangelischen Stadtdekanat
Foto: Rolf Oeser
Frankfurt.
die unteren, die Handarbeiter.
Fürsorge ist auch eine zentrale
Aufgabe der Familie in allen
praktischen Alltagsfragen, aber
ebenso in der verantwortlichen
Sorge für die, die sie besonders
brauchen. „Care-Arbeit“ nennt
man dies heute. In einer Gesellschaft, in der ein hoher Erfolgsdruck auf der mittleren Generation liegt, wird die Care-Arbeit
zunehmend von professionellen
Fachkräften übernommen. Oft
fehlt das Bewusstsein dafür, dass
Care-Arbeit ein Geben und Nehmen ist, dass Krankenschwestern, Pfleger, Erzieherinnen und
Küchenhilfen in der Großküche
Arbeitsbedingungen brauchen,
die ihre Würde achten und ihnen
verlässlichen Rückhalt bieten.
Die Fürsorge für andere ist
weit mehr als eine reine Familienangelegenheit. Sie ist ein Gestaltungsauftrag für die Gesellschaft und grundlegend für ihren Zusammenhalt.
Ursula Schoen
Foto: corbis_fancy/Fotolia.com
▸ Kirche aktuell
Seite 8
■ Gottesdienst zum Auftakt
Bevor die neu gewählte Frankfurter Stadtverordnetenversammlung im April zu ihrer ersten Sitzung zusammentrat,
haben die Kirchen zu einem Gottesdienst in die Alte Nikolaikirche am Römerberg eingeladen. Mit dabei waren unter anderem Kämmerer und Kirchendezernent Uwe Becker, Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld und Kulturdezernent Felix
Semmelroth (alle CDU), Stadträtin Cornelia-Katrin von Plottnitz (Grüne), sowie die Frankfurter FDP-Vorsitzende Annette Rinn. In der ersten Reihe saß Esther Gebhardt, die frühere Vorstandsvorsitzende des Evangelischen RegionalverbanFoto: Rolf Oeser
des, sie ist für die SPD neu in das Stadtparlament eingezogen.
Das Gemeindeporträt
Evangelisches Frankfurt
Schwarze Deutsche
Buchvorstellung mit Party in Sankt Peter
▶Sie hatten es satt, immer wieder Sätze wie „Sie sprechen aber
gut deutsch“ oder die Frage „Woher kommen Sie denn?“ zu hören
und schritten zur Tat. „Wir nannten uns Schwarz; und wir reklamierten das Deutschsein“, fasst
Eleonore Wiedenroth-Coulibaly
die Geburt der „Initiative Schwarze Deutsche“ (ISD) vor 30 Jahren
zusammen. Zu den Frauen der
ersten Stunde gehörend, stieß die
Übersetzerin bundesweit Projekte
an, die „Schwarzen Identitäten“
Raum gewährten. Wegweisende
Zeichen setzte damals auch die
ISD-Mitbegründerin May Ayim.
Mit ihrem Buch „Farbe bekennen“ sorgte sie 1986 dafür, dass
die Lebenssituation afro-deutscher Frauen erstmals ins Blickfeld der Öffentlichkeit rückte.
Der anfangs vom Ökumenischen Weltkirchenrat finanziell
unterstützte ISD ist heute ein gemeinnütziger Verein, der sich
„Initiative Schwarze Menschen in
Deutschland“ nennt und in zahlreichen Städten vertreten ist.
Zum dreißigjährigen Bestehen
gaben jetzt sechs Frauen der ISDFrankfurt einen Sammelband
Katharinengemeinde im Westend
Die Kirche, in die Goethes gingen
▶St. Katharinen an der Hauptwache ist Traditions- und Passantenkirche zugleich. Viele der 2800
Gemeindemitglieder fühlen sich
der zentralen Frankfurter Kirche,
in die schon Familie Goethe zum
Gottesdienst ging, über Generationen verbunden. An hohen Feiertagen und bei den Familiengottesdiensten besetzen sie oft mit
der ganzen Familie eine Kirchenbank. Zusätzlich zur WestendKlientel kommen Menschen aus
der ganzen Stadt. „Bei unseren
traditionellen Abendmahlsgottesdiensten mit fein ausgearbeiteter
Liturgie schätzen viele auch unsere exzellente Kirchenmusik“ sagt
Pfarrerin Gita Leber.
Die Katharinenkirche ist Predigtsitz von Kirchenpräsident
Volker Jung und Stadtdekan
Achim Knecht; bei ökumenischen
Gottesdiensten steht manchmal
auch der katholische Stadtdekan
auf der Kanzel. „Mit Obdachlosenarbeit, kirchenmusikalischen
Proben und Konzerten sowie unseren Gottesdiensten und den
Angeboten der Stadtkirchenarbeit sind wir fast voll ausgebucht“, erzählt Leber. „Das funktioniert nur, weil wir sehr gut planen.“ Nur ein- bis zweimal im
Monat könne die Kirche von Veranstaltern genutzt werden, die
nicht zur Gemeinde gehören.
„Die Lage an der Hauptwache
ist aber auch eine Herausforderung“, sagt Pfarrerin Claudia
Neffgen. Denn die Ende des 17.
Jahrhunderts von Melchior Hess
erbaute spätgotische Hallenkirche liegt nicht mitten im Gemeindegebiet, sondern an dessen Spitze – Fressgass und Bockenheimer
Landstraße bilden die westliche
Grenze, die Eschersheimer Landstraße bis zur Miquelallee die östliche. Das hat historische Gründe:
Als Frankfurt Ende des 19. Jahrhunderts immer größer wurde,
wurden die Gemeinden von der
Innenstadt aus tortenstückförmig
in die äußeren Bezirke erweitert.
Für Gemeindefeste ist die Kirche außerdem ungeeignet, weil
die Sitzbänke nicht verschoben
werden dürfen. Gefeiert und getagt wird deshalb im Gemeindezentrum in der Leerbachstraße.
Die Gemeindearbeit ist von diakonischen Aufgaben geprägt: Bekannt ist die jährliche Winterspeisung für Bedürftige, bei der zu
Spitzenzeiten 300 Essen am Tag
ausgegeben werden, samt medizinischer Versorgung und seelsorgerlicher Begleitung. Zusätzlich wird aber auch das ganze
Jahr über ein monatlicher Brunch
für Obdachlose angeboten.
Zur Gemeinde gehören außerdem zwei Kindertagesstätten für
100 Kinder. Pfarrerin Leber besucht regelmäßig die Altenheime
Kursanus und Sonnenhof, Pfarrerin Neffgen bietet in Einzelgesprächen professionelle Trauerbegleitung an.
Neben festen Kreisen wie dem
Seniorentreff und dem Ehepaarkreis lädt Leber monatlich zu einem Kultur-Ausflug ein sowie zu
einer jährlichen Reise. „So stoßen
auch immer wieder neue Menschen zu uns, von denen sich einige dann wieder in anderen Bereichen ehrenamtlich engagieren“,
erzählt sie.
Stephanie von Selchow
Die Pfarrerinnen Claudia Neffgen (links) und Gita Leber vor dem Gemeindezentrum der Katharinengemeinde in der LeerFoto: Rolf Oeser
bachstraße. Das Gemeindegebiet reicht von der Hauptwache bis hoch zur Miquelallee.
„Spiegelblicke“ heraus. Mehr als
50 Frauen und Männer aus unterschiedlichen Generationen zeichnen hier in Reportagen, biografischen Texten und Gedichten Lebensrealitäten Schwarzer Menschen nach. In der Jugendkulturkirche Sankt Peter wurde das
Buch im Rahmen eines „Story Telling Salons“ vorgestellt. Die Rolle,
die die Hautfarbe bei der Suche
nach einem Job oder einer Wohnung spielt, kommt hierbei ebenso zur Sprache wie der alltägliche
Rassismus im Kulturbetrieb.
Das zweite in Sankt Peter präsentierte Werk heißt „Sisters and
Souls“ und ist anlässlich des 20.
Todestages von May Ayim erschienen. Aus feministischer Perspektive von 25 Frauen mit unterschiedlichen Bildungshintergründen, sexuellen Orientierungen
und Altersgruppen geschrieben,
richte sich das Augenmerk der
Anthologie auf die doppelte Diskriminierung Schwarzer Frauen:
die rassistische und sexistische,
so Herausgeberin Natasha Kelly.
„Es ist der Versuch, mit Weißen
Sprach- und Denkgewohnheiten
zu brechen.“
Doris Stickler
Partnerkirche in
Polen gegen
Frauenordination
▶Mit Enttäuschung hat die Stellvertretende hessen-nassauische
Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf
auf die Entscheidung der Lutherischen Kirche in Polen reagiert,
auch weiterhin keine Pfarrerinnen
zuzulassen. Bei der Synode der
Evangelisch-Augsburgischen Kirche von Polen war im April die
notwendige Zweidrittel-Mehrheit
für die Frauenordination nicht zustande gekommen: 38 Delegierte
hatten dafür und 26 dagegen votiert; vier enthielten sich.
Hessen-Nassau hatte die polnische Partnerkirche in den vergangenen Jahren bei der Frauenordination beraten. Aus evangelischer Sicht gebe es „keine nachvollziehbaren Argumente, die gegen eine Ordination von Frauen
sprechen“, betonte Scherf.
Dass dies auch die Meinung der
meisten polnischen Synodalen
sei, stimme sie trotz allem hoffnungsvoll, sagte Scherf. Sie vermutet deshalb, dass eine neue Synode das Thema erneut auf die
Tagesordnung setzt. Die Frage
der Frauenordination wird in der
rund 70 000 Mitglieder zählenden
evangelischen Kirche von Polen
seit Jahrzehnten diskutiert. Im
Jahr 2010 war sie schon einmal
abgelehnt worden.
Redaktion
Übrigens: Auch bei
Facebook können
Sie sich mit „Evangelisches Frankfurt“
verbinden“!
Evangelisches Frankfurt
▸ Kirche aktuell
Seite 9
Mit Luther durch Frankfurt
Zweimal hat der Reformator hier übernachtet – auf dem Weg nach Worms und zurück
Neue kirchliche
Projekte für
Flüchtlinge
▶Ein „Silber- und Goldloch,
durch das alles abfließt, was
wächst und gedeiht“ war Frankfurt für Martin Luther. Dass der
Reformator dennoch gleich zweimal in dem „Sündenpfuhl“ übernachtete – auf dem Hin- und auf
dem Rückweg – hing allein mit
praktischen Gründen zusammen:
Die Stadt lag auf seinem Weg
nach Worms, wo er 1521 die „ketzerischen“ Thesen vor dem
Reichstag verteidigte.
Die Stippvisite dürfte ihm dennoch gefallen haben. „Kaum hatte
Luther sein Quartier im Gasthaus
‚Zum Strauß’ bezogen, traf schon
eine Lieferung Malvasierwein
ein“, verriet Pfarrer Jeffrey Myers
beim Rundgang „Auf Luthers
Spuren“. In Gesellschaft der edlen Spenderin und anderer Honoratioren habe Luther dem süßen
Tropfen sowie den „Freuden der
Musica“ dann bis spät in die
Nacht gehuldigt.
Die Zuversicht, die er laut
Überlieferung an diesem Abend
bezeugt haben soll, wurde freilich
▶Die Frankfurter Evangelische
Kirche hat einige neue Projekte
für Geflüchtete gestartet. Der
Evangelische Verein für Jugendsozialarbeit baut in Kooperation
mit der Cronstett- und Hynspergischen evangelischen Stiftung ein
Projekt an Berufsschulen auf, um
junge Geflüchtete besonders zu
fördern, etwa durch zusätzlichen
Sprachunterricht oder ehrenamtliche Mentorinnen und Mentoren.
Geplant sei darüber hinaus der
Aufbau einer Ergänzungsschule
für junge Geflüchtete, sagte Stadtdekan Achim Knecht in seinem
Bericht vor der Evangelischen
Stadtsynode im April. Auch
das Mentoringprogramm Socius
wachse weiter. In diesem Sommer
würden mehr als 100 ausgebildete
ehrenamtliche Mentorinnen und
Mentoren Flüchtlinge und Asylsuchende bei ihrer Intergration in
der Stadt begleiten. Seit Anfang
Mai betreut das Diakonische
Werk für Frankfurt zudem die
Flüchtlingseinrichtung am „Alten
Flugplatz“ in Bonames.
Redaktion
Pfarrer Jeffrey Myers ist in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau
zuständig für die Reformationsdekade
– und hat so mancherlei Wissenswertes über die Beziehung des Reformators Martin Luther zu Frankfurt heFoto: Rolf Oeser
rausgefunden.
St. Katharinen:
Seelsorge im
Vorbeigehen
Am Anfang der Buchgasse rechts, wo heute das Bankhaus Bethmann steht, war die Gaststätte „Zum Strauß“, in der Martin
Foto: Rolf Oeser
Luther zweimal übernachtet hat.
anderntags zerstört: Weil Luther
in Worms seine Thesen nicht widerrufen hatte, belegte ihn der
Papst mit dem Bann.
Angesichts des großen Interesses – rund 70 Frauen und Männer
waren bei dem Rundgang dabei –
bedauerte Myers es umso mehr,
dass vom Aufenthalt des Reformators heute kaum noch sichtbare Zeugnisse erhalten sind: Wo
früher der Gasthof zum Strauß
war, steht inzwischen das Bankhaus Bethmann, nur ein Wandbild mit Straußenvogel erinnert
noch an den Vorgänger. Auch an
den anderen Stationen konnte
Myers die Spuren des Epoche
machenden Kurzbesuchers nur
vermittelt vor Augen führen.
Etwa in der Buchgasse, wo eine
Stele an die über 500-jährige Tradition der Buchmesse erinnert: In
Frankfurt nahm die Verbreitung
der Luther-Bibel ihren Ausgang;
während der Herbstmesse 1520
verkaufte ein einziger Händler allein 1400 Exemplare. Den Reformator scherte das allerdings wenig. „Ich habe die Hoffnung meines Evangeliums nicht auf euer
Frankfurt gesetzt“, ließ er wissen,
als der Magistrat der Krönungsstadt für seinen Geschmack zu
viel Rücksicht auf die katholischen Machthaber nahm.
Gleichwohl bekannte man sich
in Frankfurt durchaus schon früh
und auch offensiv zu Luthers Lehre. Jeffrey Myers, der in einem
Projektteam der Evangelischen
Kirche in Hessen und Nassau für
die Reformationsdekade mitarbeitet, macht auf dem Rundgang
auch vor der Paulskirche halt, in
deren Vorgängerin 1528 das erste
evangelische Abendmahl Frankfurts gefeiert wurde. Selbst der
Dom kam während der religiösen
Umbrüche nicht ungeschoren davon: Auf Druck des Bürgertums
wurde er 1533 zur evangelischen
Hauptkirche umgewidmet, damit
einher ging sogar die Abschaffung des katholischen Kirchenwesens. Zwei Jahre später erhielten die Katholiken allerdings Gotteshaus und Rechte wieder zurück – nicht zuletzt, weil Philipp
Melanchthon dazu geraten hatte.
Manche Protestanten hielt das
freilich nicht von Sticheleien gegen die „Papisten“ ab. Doris Stickler
■ Integration durch den Magen
▶Viele Menschen sind in der
Frankfurter City unterwegs. Alle,
denen etwas auf der Seele brennt,
die bei Problemen jeglicher Art
ein offenes Ohr brauchen, können
das jetzt montags bis samstags
zwischen 15 und 17 in der Katharinenkirche an der Hauptwache
finden: Hier sind ehrenamtliche,
aber ausgebildete Seelsorgerinnen und Seelsorger anzutreffen,
mit denen man unverbindlich,
vertraulich und offen sprechen.
Es handelt sich nicht um spezielle
Beratung, bei Bedarf bekommt
man aber Adressen von Beratungsstellen und Hilfsangeboten.
„Eigentlich ist es so gedacht,
dass die Leute nur einmal kommen“, sagt Stadtkirchenpfarrer
Olaf Lewerenz, manche kämen
aber auch wiederholt. Einige
schauen spontan vorbei, andere
brauchen ein wenig Mut, um sich
zu melden. Natürlich kann man
dabei anonym bleiben.
Redaktion
Umweltpreis für
den japanischen
Ex-Premier Kan
▶Der frühere japanische Premierminister Naoto Kan ist als
erster Preisträger von der Stadt
Frankfurt und dem Zentrum Ökumene der Evangelischen Kirche in
Hessen und Nassau mit einem
neuen Umweltpreis ausgezeichnet
worden. „Courage beim Atomausstieg“ heißt der mit 10 000
Euro dotierte Preis.
Kan hatte sich nach dem Reaktorunfall von Fukushima vor fünf
Jahren zu einem entschiedenen
Befürworter eines Atomausstiegs
und der Entwicklung erneuerbarer Energiequellen gewandelt.
Das Preisgeld stiftete das „Elektrizitätswerk Schönau“.
Redaktion
„Menschen aus
Idomeni schnell
umsiedeln“
Bärlauchpesto, Gnocchi mit Salbeibutter und Baguette standen im April auf dem Menüplan der Initiative „Shout Out
Loud“ in der Gethsemanekirche im Nordend. Einmal im Monat wird unter dem Motto „Integration geht durch den Magen“ gemeinsam mit Flüchtlingen gekocht. Gestartet ist das Projekt vorigen Sommer im Frankfurter Garten. Als es drauFoto: Ilona Surrey
ßen zu kalt wurde, bot die Kirchengemeinde ihre Räume an. Infos: www.shoutoutloud.eu.
▶Vertreter der evangelischen
Kirche haben mehr Hilfen der Europäischen Union für die Menschen in dem Flüchtlingslager im
nordgriechischen Idomeni gefordert. Bei einer Reise zur Griechischen Evangelischen Kirche
hatte sich unter anderem auch der
hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung vor Ort ein Bild
von der Lage verschafft.
Vor allem den allein reisenden
Frauen mit Kindern müsse unbürokratisch eine Umsiedlung ermöglicht werden, damit sie in anderen europäischen Ländern den
Asylantrag stellen können. Viele
hätten dort Familienangehörige,
zu denen sie möchten.
Redaktion
▸ Kirche aktuell
Seite 10
Evangelisches Frankfurt
Ja zur christlichen Gemeinde
800 Jugendliche werden in diesen Wochen in Frankfurt konfirmiert.
Was macht die Kirche für 13- und 14-Jährige interessant?
▶Nach und nach trudeln sie in
der Gethsemanekirche ein, und es
sind viele: Fünfzig Jugendliche
werden dieses Jahr im Nordend,
in der Peters- und der Gethsemanegemeinde, konfirmiert. Dieser
Boom ist eine der aus kirchlicher
Perspektive eher erfreulichen Begleiterscheinungen der Gentrifizierung, also der Aufwertung und
Verteuerung des Wohnraums in
den begehrten Innenstadtlagen:
Es ziehen viele junge Familien
hierher, und damit auch viele Kinder und Jugendliche.
In Frankfurt feiern jedes Jahr
zwischen 750 und 800 Jugendliche Konfirmation, das heißt, sie
bekräftigen nun religionsmündig
ihre Zugehörigkeit zur christlichen Gemeinde. Die Zahlen sind,
Unkenrufen zum Trotz, seit Jahren stabil. Das ist allerdings den
wachsenden Einwohnerzahlen zu
verdanken. Relativ gesehen sinkt
der Anteil der Konfirmierten pro
Jahrgang und lag 2014 nur noch
bei rund 13 Prozent.
Die Gemeinden bereiten die Jugendlichen mit Kursen auf die
Konfirmation vor, denn schließlich müssen sie wissen, wozu sie
Ja sagen und warum. Im Nordend
kennen sie sich schon ganz gut
aus. Zu Beginn der Konfi-Stunde
versammeln sich alle um den Altar. Der gemeinsam gesungene
Lobpreis „Laudato Si“ klingt zwar
ein bisschen schief, dafür scheint
die Psalmlesung richtig Spaß zu
machen: Anfangs murmeln alle
ganz leise, dann werden sie lauter
und lauter, bis sie am Ende fast
brüllen. Im Anschluss ist Probe
für das Passionsspiel, das hier
fester Bestandteil der Konfizeit
ist. Aus dem Lautsprecher kommt
Musik von Starwars und Shantel,
dann zieht Jesus – gespielt von einem Mädchen – auf dem Skateboard in die Kirche ein.
Es ist für die Gemeinden gar
nicht so leicht, für 13- und 14-Jährige heute interessant zu sein.
Durchaus kritisch betrachten etwa Henry und Steffen das, was
ihnen in der Konfizeit geboten
Zwei, die dieses Jahr in Frankfurt konfirmiert werden: Steffen (links) von der
Emmausgemeinde in Eschersheim und Henry von der Bethlehemgemeinde in
Foto: Ilona Surrey
Ginnheim.
Wobei der Wissensdurst je
nachdem durchaus variiert. Mit
Bonhoeffer hätte er seiner kleinen
Gruppe aus fünf Jugendlichen sicherlich nicht kommen können,
sagt Pfarrer Wilfried Steller aus
Fechenheim. Funktioniert habe
hingegen eine weniger intellektuelle Herangehensweise. So hat
die Gestalttherapeutin Sara Wagner mit den Konfis, ausgehend
von der Josefsgeschichte, unterschiedliche Gefühle mit Hilfe von
„Malgymnastik“ bearbeitet. „Das
war für sie interessant, allerdings
erst ab dem Moment, wo sie verstanden haben, dass ich sie nicht
benote oder bewerte, dass sie es
nur für sich selber machen.“
Vielleicht ist das der verbindende Nenner in punkto Konfi-Zeit.
Denn auch Andreas Hoffmann
und Thorsten Peters, die beiden
Pfarrer aus dem Nordend, betonen, dass es dabei nicht darum
gehe, etwas „Nützliches“ zu lernen. Das Leben von Jugendlichen
sei heute schon durchgetaktet genug. Was vielmehr allzu oft fehle,
das seien Freiräume für ganz eigene Erlebnisse.
Antje Schrupp
Jesus zieht mit seinen (beziehungsweise hier: ihren) Jüngerinnen und Jüngern in Jerusalem ein: Im Nordend ist es schon
eine gute Tradition, dass die Konfirmandinnen und Konfirmanden ein Passionsspiel entwickeln und aufführen. Hier die
Foto: Rolf Oeser
diesjährige Aufführung am Palmsonntag in der Gethsemanekirche.
wurde. Eine Freizeit zum Beispiel,
bei der die Inhalte teilweise von
älteren Jugendlichen vermittelt
werden sollten, bekommt Punktabzug: „Die kannten sich teils selber gar nicht mit den Themen aus
und wussten keine Antwort,
wenn man sie was gefragt hat“,
bemängelt Steffen. Schon besser
sei da ein Konfitag in der Jugendkulturkirche Sankt Peter gewesen
– bloß mit sieben Stunden viel zu
lang! Henry fand gut, wenn er etwas Substanzielles lernen konnte,
zum Beispiel, wie Ostern entstanden ist. Auch einen Vortrag über
den von den Nazis hingerichteten
Theologen Dietrich Bonhoeffer
fand er interessant.
Dass Jugendliche sich nicht für
Kirche und Religion interessieren
und nur wegen der Geschenke
zur Konfirmation gingen, ist jedenfalls ein Gerücht. Das ergab
auch eine Studie der Universität
Bamberg: 60 Prozent der befragten Konfirmandinnen und Konfirmanden sagten zum Beispiel, sie
hätten dabei gelernt, wie wichtig
es ist, sich mit ethischen Fragen
auseinander zu setzen.
Gerechtes Sprechen
■ Boutique länger geöffnet
„Café Klartext“ mit Antje Schrupp über feministische Sprachkritik
▶Die Ignoranz gegenüber einer
geschlechtergerechten Sprache
entpuppt sich bisweilen als überaus kontraproduktiv. Beim „Café
Klartext“ im Evangelischen Frauenbegegnungszentrum zeigte die
Journalistin Antje Schrupp das
am Beispiel eines Ratgebers für
Geflüchtete. Der betone zwar einerseits, dass Frauen in Deutschland gleichberechtigt sind, liste
andererseits aber mit Ausnahme
der Krankenschwester alle Berufe
nur in der männlichen Form auf.
Was insgesamt die Diskussion
um eine geschlechtergerechte
Sprache anbelangt, bedauert die
Publizistin und Redakteurin von
„Evangelisches Frankfurt“, dass
das Bemühen inzwischen deutlich
nachgelassen habe. Zugleich riet
sie aber davon ab, deren Verwendung mit erbittertem Ernst voranzutreiben. Sie bevorzuge einen spielerischen Umgang, der
Raum zum Ausprobieren und Experimentieren gewährt.
In ihren eigenen Texten verwendet Antje Schrupp mal die
weibliche, mal die männliche
Form und setzt bei längeren Abhandlungen den Unterstrich ein.
Der verdränge ohnehin immer
mehr das vor allem von älteren
sprachbewussten Menschen präferierte „große I“. Jüngere würden also statt „LeserInnen“ meist
„Leser_innen“ schreiben.
Für die große Mehrheit gelte
aber nach wie vor: Wenn es um
gemischtgeschlechtliche
Gruppen geht, wird das generische
Maskulinum gewählt. Dabei ist
die Behauptung, bei der männlichen Pluralform würden Frauen
automatisch mitgedacht, ihrer Erfahrung nach schlichtweg falsch.
Die Politikwissenschaftlerin versteht zwar, dass oftmals stilistische Gründe einer geschlechter-
gerechten Sprache im Wege stehen. Dennoch hält sie es für
„wichtig, weiterhin daran zu arbeiten“. Zumal etliche Studien belegten, wie stark die Sprache das
Denken und Handeln bestimmt.
Würden etwa Kindern Berufe geschlechtergerecht vorgestellt, seien Mädchen eher bereit, typische
Männerberufe zu ergreifen.
Sprache sei ständig im Wandel
und letztlich auch eine Gewohnheitssache, sagt Antje Schrupp,
„ein Aushandlungsprozess der
Menschen, die sie benutzen“. So
sei auch offen, wie mit historischen Texten umgegangen werden soll, die aus heutiger Sicht
problematische Sprache benutzen. Eine gelungene Lösung sei
zum Beispiel, dass in den neu aufgelegten Ausgaben von Pippi
Langstrumpf aus dem vormaligen
„Negerkönig“ ein „Südseekönig“
gemacht wurde.
Doris Stickler
▶Die Second Hand Boutique
„samt & sonders“ der Diakonie
Frankfurt in der Rohrbachstraße 54 ist jetzt auch freitags bis
18 Uhr geöffnet, um der großen
Nachfrage Rechnung zu tragen.
Zugleich startet ein neues Projekt: Aus gespendeten Herrenhemden werden originelle Taschen genäht, welche die Kundinnen beim Einkauf anstelle
von Papiertaschen erhalten. red
Evangelisches Frankfurt
▸ Kirche aktuell
Seite 11
Und dann gefriert das Bild
Wie funktioniert Gottesdienst im Internet? Unsere Autorin hat es ausprobiert
▶Zeit zum Ausschlafen habe ich
an diesem Sonntag reichlich: Der
Sublan-Gottesdienst beginnt erst
um 14 Uhr. Sublan – das Wort ist
zusammengesetzt aus „Subkultur“ und „W-Lan“ und steht für eine neue Art, Gottesdienst zu feiern: online und interaktiv in einer
temporären Gemeinde von bis zu
5000 Teilnehmenden. Seit 2009
veranstaltet und betreut Rasmus
Bertram, ehemaliger Pfarrer der
Jugendkulturkirche Sankt Peter,
Internet-Gottesdienste. Voriges
Jahr wurde er von der Landeskirche offiziell beauftragt, das Format weiterzuentwickeln.
Angesprochen sind vor allem
jüngere Menschen – der Trailer,
den ich mir vorab anschaue, deutet in diese Richtung: „Lass meine
Mudda aus dem Spiel“ heißt es im
Untertitel zur Sendung. Über
Smartphone, Tablet oder Rechner
lässt sich eine eigens entwickelte
App nutzen. Misstrauisch, wie ich
in Bezug auf Technik bin, wende
ich mich vorab an die minderjährigen Technik-Profis in meinem
Haushalt, um sicher zu stellen,
dass alles funktioniert. Gott mit
dem Smartphone zu erreichen,
könnte schwierig werden, dachte
Gottesdienst am Computer – da ist unter Umständen die Versuchung groß, zwiFoto: Silke Kirch
schendurch mal eben die Wäsche aufzuhängen.
ich. Vor allem als „Mudda“.
Eine Viertelstunde vor Gottesdienstbeginn ist Einlass. Anstelle
des Trailers werden jetzt Studiobilder gesendet. Dort sieht man
geschäftiges Treiben. Den Gottesdienst bei Sublan.tv vorzubereiten, ist durchaus aufwendig: Ein
etwa 30-köpfiges Team braucht
der Pfarrer, um im Filmstudio in
Wetzlar einen Gottesdienst live
feiern zu können. Es gibt eine
smarte Moderatorin, Nena Baumüller, eine Band mit dem Namen
„Mal angenommen“, mehrere
Chatrooms, eine Wand aus Ziegelsteinen, an der zwei Betende
online Gebetswünsche entgegennehmen und Kerzen aufstellen.
Mit dabei ist auch der „EventPastor“ Mickey Wiese. Die beiden
Theologen reden locker, auch
über Substanzielles, etwa die Lesung aus Matthäus 18, die, von einer jungen Frau gesprochen, als
Filmaufnahme eingeblendet wird.
Sie steht auf einem Dach im Wind
vor der Frankfurter Skyline.
„Hart am Limit“ – unter dem
Motto geht es um Werte, um Konflikte, um Vergeltung, Vergebung
und die Frage, was uns heilig ist.
Die Gottesdienstbesucher und
-besucherinnen sollen Zuschriften einsenden, die dann verlesen
und diskutiert werden. Das Ziel
ist nicht, alle hörbar zu machen,
sondern einen roten Faden zu
zwirbeln, der Verbindung schafft.
Das braucht merklich Übung.
Während die Band spielt, könnte ich eigentlich auch Wäsche abhängen, denke ich. Obgleich der
Gottesdienst interaktiv sein soll,
fühle ich mich ziemlich sprachlos
und untätig. Also tippe ich einen
Kommentar in das Teilnahmefeld
für Zuschriften und Gebete. 500
Zeichen sind möglich. Als ich den
Sendebutton anklicke, gefriert
das Bild und lässt sich vorerst
nicht wiederbeleben. Die Geschichte von der Rückkehr des
verlorenen Sohnes, die ein junger
Mann am Fuße einer Treppe stehend liest, bleibt ohne Ende.
Aber ich habe ohnehin bald
Chorprobe. Auf dem Weg dorthin denke ich über die Akustik
von Sakralbauten nach und summe ein Lied.
Silke Kirch
Wie Verschleierung wirkt
Religionswissenschaftlerinnen über die Wahrnehmung verschiedener Formen des Kopftuchs
▶Es ist zwölf Mal dieselbe junge
Frau. Einmal hat sie ein Tuch locker um den Kopf geschlungen
und trägt eine Art Tracht, ein anderes Mal ist der Mund bedeckt.
Ein Bild zeigt sie mit Business-Jacket und Kopftuch, auf anderen
ist sie mit farblich aufeinander
abgestimmten Tüchern, Ohrringen und eng anliegender Kleidung zu sehen. Wieder andere
zeigen sie in blauer Burka oder im
schwarzen Ganzkörper-Niquab.
Die Fotos haben die Religionswissenschaftlerinnen Jasmin Munoz und Alia Hübsch-Chandry im
Rahmen ihrer Bachelorarbeit
männlichen und weiblichen Testpersonen ohne muslimischen
Hintergrund vorgelegt und sie zu
ihren Eindrücken befragt. Ergebnis: Extreme Selbstinszenierung
und extreme Verschleierung wurden als angepasst, gekünstelt
oder unmündig empfunden, während gemäßigte Verschleierung
oder Trachten den Testpersonen
authentisch und glaubwürdig
vorkamen. Im Evangelischen
Frauenbegegnungszentrum stellten Munoz und Hübsch-Chandry
ihre Forschungen „Zum Wirkungspotenzial von Verschleierungsformen“ vor und stellten
sich der Diskussion mit dem zum
Teil sehr kritischen Publikum.
Die Geschichte der weiblichen
Verschleierung reicht weit zurück, erläuterte Hübsch-Chandry.
Frühe Abbildungen aus Mesopotamien zeigten verschleierte Mut-
Kopftuch muss nicht langweilig sein: Muslimisch inspirierte Designermode bei
Foto: picture alliance/Photoshot
der Londoner Fashion Week im Februar.
tergottheiten. Im antiken Griechenland hätten verheiratete
Frauen aus der Oberschicht
Schleier getragen: als Zeichen ihres Status und ihrer „Unverfügbarkeit“. Mit der französischen
Revolution fand im Westen eine
Verschiebung statt: Seitdem stehe
hier das „Verschleiern“ als Symbol für Lüge und Gefahr.
Muslimische Frauen, die ein
Kopftuch oder andere Formen
der Verschleierung tragen, berufen sich zum Beispiel auf die 33.
Sure, wonach Gattinnen „etwas
von ihrem Gewand über den Kopf
ziehen“ sollen, weil sie „so am
ehesten erkannt und nicht belästigt“ würden. Fromme Musliminnen trügen Kopftuch aus „Liebe
zu Gott“, sagte Hübsch-Chandry.
Dass in manchen Ländern Frauen
gezwungen werden, sich zu verschleiern, konterkariere das. Es
gebe allerdings auch sehr konservative Frauen, die sogar die Burka aus Überzeugung trügen.
Die Kopfbedeckungen dürften
im Übrigen durchaus schön sein,
denn „Gott ist schön und liebt die
Schönheit“ heiße es im Koran. Sie
sollten nur nicht aufreizend sein,
so Hübsch-Chandry.
Jasmin Munoz ging vor allem
auf die Lebenspraxis ein. In
Europa würden kopftuchtragende Frauen entweder mit Bedrohung oder Rückwärtsgewandtheit und Unterdrückung assoziiert. Bei einer Umfrage unter 6000
muslimischen Frauen aus 49 Herkunftsländern hätten jedoch 92,3
Prozent gesagt, sie trügen das
Kopftuch aus religiöser Pflicht,
43,3 Prozent aus Gründen der Sicherheit, 36 Prozent, um als Muslimin erkannt zu werden, 21 Prozent aus Tradition, 15 Prozent
zum Schutz vor Belästigung, 7,3
Prozent aus modischen Gründen,
6,7 Prozent, weil es der Partner
will und 5,8 Prozent wegen der
Familie.
Stephanie von Selchow
Kurz notiert
■ Guide zur Dreikönigskirche
Die 1881 eingeweihte Dreikönigskirche am Sachsenhäuser Ufer enthält
viele Schätze, zum Beispiel von
Charles Crodel ein „Geheimnisfenster“ und ein „Glücksfenster“, in
dem Kinder Fußball spielen. Eine
neue Broschüre erläutert nun alles
Wissenswerte ausführlich – die
deutsche Ausgabe gibt es bereits,
eine englische, russische und chinesische sind in Arbeit. Die Dreikönigskirche ist tagsüber ab 10 Uhr
zur Besichtigung geöffnet.
■ Oper für Kinder
George Bizets berühmte Oper
„Carmen“ kommt in einer kindgerechten Fassung am Sonntag, 26.
Juni, um 17 Uhr in der Festeburgkirche in Preungesheim, An der
Wolfsweide 58, zur Aufführung.
Mit dabei sind Thomas Korte und
seine Handspielpuppe sowie Mitglieder des Opernstudios (Eintritt:
10 Euro für Erwachsene, 5 Euro für
Kinder von 10 bis 14 Jahren,
jüngere Kinder frei).
■ Richtfest in Schwanheim
Richtfest für ihren neuen Gemeindepavillon hat die Martinusgemeinde
in Schwanheim im April gefeiert.
Er wird im Garten der Kirche und in
Nachbarschaft zum Pfarrhaus gebaut, sodass ein Ensemble entsteht.
Das alte Gemeindehaus auf der
gegenüberliegenden Straßenseite
wird dafür aufgegeben.
■ Neubau in Alt-Hausen
Das alte evangelische Gemeindehaus in Hausen (Alt-Hausen) ist
abgerissen worden, und die Arbeiten am Neubau, der bis Ende des
Jahres fertig sein soll, haben begonnen. Der zweigeschossige Bau
wird direkt an die Kirche anschließen und auch eine Verbindung zur
benachbarten Kindertagesstätte
bekommen. Im Foyer soll ein
Familiencafé eingerichtet werden,
das für alle im Stadtteil offen ist.
■ Verdienstorden für Gern
Pünktlich zu seinem Ruhestand ist
der Vorstandsvorsitzende der Diakonie Hessen, Pfarrer Wolfgang Gern,
von Ministerpräsident Volker Bouffier mit dem Hessischen Verdienstorden am Bande ausgezeichnet
worden. Gern stand 16 Jahre an der
Spitze der Diakonie. Sein Nachfolger
wird Horst Rühl, bisher Diakoniedezernent der Evangelischen Kirche
von Kurhessen-Waldeck.
■ Telefonseelsorge: neuer Kurs
Ein neuer Kurs für Menschen, die
ehrenamtlich in der Telefonseelsorge mitarbeiten möchten, startet im
Herbst. Mitbringen müssen sie Offenheit für andere, die Bereitschaft,
eigene Überzeugungen auch einmal
in Frage stellen zu lassen sowie
seelische und körperliche Belastbarkeit. Die Ehrenamtlichen übernehmen später in der Regel monatlich
drei Dienste am Telefon und erhalten regelmäßig Supervision und
Fortbildung. Infos unter Telefon
069 282890 oder [email protected].
Mai/Juni 2016 · 40. Jahrgang · Nr. 3 · www.evangelischesfrankfurt.de
Seite 12
Kurt-Schumacher-Straße 23 · 60311 Frankfurt/Main
▸ Panorama
Evangelisches Frankfurt
Veranstaltung
Terminkalender
JugendKirchentag
in Offenbach
■ Begegnung
Kantatengottesdienst – am
Pfingstsonntag, 15. Mai, um 10 Uhr
in der Katharinenkirche an der
Hauptwache.
Christlicher Glaube heute – Predigt von Stadtdekan Achim Knecht
am Pfingstsonntag, 15. Mai, im
Gottesdienst um 10 Uhr in der
Osterkirche in Sachsenhausen,
Mörfelder Landstraße 214.
Frankfurts Innenstadtklöster –
Vortrag am Dienstag, 7. Juni, um
19.30 Uhr im Dominikanerkloster
am Börneplatz.
Künstlerinnen – vergessen oder
übersehen im Kunstbetrieb? Vortrag
von Julia Voss am Dienstag, 14.
Juni, um 19.30 Uhr im Atelier
Frankfurt, Schwedlerstraße 1.
Stadion-Gottesdienst – auf der
Bühne in der Commerzbank-Arena
vor dem EM-Fußballspiel Deutschland gegen Polen am Donnerstag,
16. Juni, um 18.15 Uhr.
Stadt_Klausur – Künstlerische Interventionen zum Thema „Sinn_Orte“ am Freitag, 17. Juni, um 20 Uhr
im Dominikanerkloster, Börneplatz.
■ Konzerte
Regers 100. Todestag – Orgel- und
Kammermusk am Mittwoch, 11. Mai,
um 19.30 Uhr in der Katharinenkirche, Hauptwache (10/8 Euro).
Pfingstnacht – Experimentelle
Musik für Orgel und Percussion am
Samstag, 14. Mai, um 22 Uhr in
der Thomaskirche, Heddernheimer
Kirchstraße 2b (Eintritt frei).
Spazierwegkonzerte – sonntags am
15. und 29. Mai um 15 Uhr in der
Auferstehungskirche in Praunheim,
Graebestraße 8 (Eintritt frei).
Pfingstkonzert – der Jungen Kantorei mit Werken von Schubert,
Mendelssohn u.a. am Sonntag, 15.
Mai, um 18 Uhr in der Lutherkirche
im Nordend (25/15 Euro).
Geistreiches – mit dem Oberhessischen Vocalensemble am Sonntag,
15. Mai, 18 Uhr in der Jakobskirche
in Bockenheim, am Kirchplatz.
Monteverdis Marienvesper – am
Sonntag, 15. Mai, um 20 Uhr in
der Heiliggeistkirche am Börneplatz
(15 Euro).
Jazz-Konzert – mit Vitold Rek und
Burkard Kunkel am Freitag, 20. Mai,
um 20 Uhr in der Gethsemanekirche
im Nordend, Eckenheimer Landstraße 90 (12/9 Euro).
A-Cappella-Musik – aus Renaissance und Barock am Freitag, 20.
Mai, um 20 Uhr in der Kirche Cantate Domino in der Nordweststadt,
Ernst-Kahn-Straße 20 (Eintritt frei).
Französische Barockmusik – mit
dem „ensemble bassovorum vox“
am Samstag, 21. Mai, um 21 Uhr in
der Epiphaniaskirche im Nordend,
Oeder Weg/Ecke Holzhausenstraße
(10/5 Euro).
Klavierabend mit Chopin – am
Sonntag, 22. Mai, um 19.30 Uhr
in der Festeburgkirche in Preungesheim, An der Wolfsweide 48
(14/10 Euro).
Mehr unter www.frankfurt-evangelisch.de.
„Alexander“ lautet der Titel einer Ausstellung mit Bildern von Axel Geis, die noch bis 20. Mai in der Weißfrauen Diakoniekirche, Weser-/Ecke Gutleutstraße, zu sehen ist. Geis präsentiert eine moderne Darstellung der klassischen Malerei. Im
Vordergrund steht der menschliche Körper, charakteristisch ist dabei der introvertierte Blick der porträtierten Personen.
Auf den hier gezeigten Werken beschäftigt sich Axel Geis mit dem Ingmar Bergman-Film „Fanny und Alexander“. Geöffnet
Foto: Ilona Surrey
ist die Ausstellung montags bis freitags von 12 bis 16 Uhr.
Nicht ganz freiwillig
Kirche berät Flüchtlinge, die Deutschland verlassen müssen
▶Atiqullah Maywand sitzt in sei- zum Flughafen oder Busbahnhof. und allein von Januar bis April
nem Büro im Haus am Weißen „Im Fall einer Abschiebung be- 2016 waren es 81 Fälle. Die BeraStein, man hört das Rauschen der kommt man eine Einreisesperre, tung nutzen vor allem AsylsuEschersheimer Landstraße. Er die bis zu fünf Jahre dauern kann. chende mit schlechten Erfolgsspricht ruhig, wählt seine Worte Das wollen viele vermeiden“, er- aussichten, etwa aus den Balkanmit Bedacht. Das ist wichtig, denn klärt er. „Freiwillig“ auszureisen ländern. „Oft haben sie ihre gedie Menschen, die ihm gegenüber sei eine Möglichkeit, die Selbst- samten Ersparnisse Schleusern
sitzen, sind fast immer verzwei- bestimmung über das eigene überlassen“, weiß Maywand. Daher gibt es für rückkehrwillige
Schicksal zu behalten.
felt, zumindest angespannt.
Die Reisekosten übernimmt die Flüchtlinge auch eine finanzielle
Atiqullah Maywand, 63, ist Sozialarbeiter und seit Anfang der Internationale Organisation für Starthilfe im Heimatland.
Atiqullah Maywand hat aller90er Jahre in der Flüchtlingsbera- Migration (IOM) im Auftrag des
und dings auch schon erlebt, dass
tung der Evangelischen Kirche Bundesinnenministeriums
Frankfurt tätig. Ein aktueller der Länder. Dabei ist unter ande- Menschen ausreisen wollten, obSchwerpunkt seiner Arbeit ist die rem festgelegt, wer aus welchem wohl sie hier bleiben dürften. „Ich
Rückkehrberatung. Meist sind es Land wie viel finanzielle Unter- erinnere mich an einen jungen
Geflüchtete, die keine Chance auf stützung bekommt. Bund und Mann aus Afghanistan, dem die
Anerkennung in Deutschland ha- Länder finanzieren das Rückkehr- Fernsehbilder über Angriffe auf
ben, die die „freiwillige Ausreise“ förderprogramm mit bis zu 14,9 Flüchtlinge große Angst gemacht
haben, und der deshalb nicht bleials Alternative zur Abschiebung Millionen Euro im Jahr.
Bis 2014 saßen in Maywands ben wollte.“ Andere fühlen sich
wählen. Freiwillig stimmt also in
den meisten Fällen nicht so ganz, Büro pro Jahr kaum mehr als 20 sehr einsam in Deutschland. „Sie
es ist nur für einen Großteil der Menschen mit diesem Anliegen. sagen: Zuhause habe ich wenigsRatsuchenden die beste unter Voriges Jahr waren es schon 105, tens eine Familie.“
Anne Lemhöfer
mehreren schlechteren Lösungen.
„Bei den meisten Menschen, die zu uns kommen,
sind alle rechtlichen Wege
erschöpft“, sagt Maywand.
Die meisten sind „ausreisepflichtig“, wie es im Amtsdeutsch heißt: Ihr Asylantrag wurde abgelehnt, oder
die Chance einer Anerkennung ist gering.
Atiqullah Maywand hilft
dann bei der Beschaffung
der Reisedokumente, meldet
der Ausländerbehörde die
geplante freiwillige Rückkehr, damit die Abschiebung ausgesetzt wird, und
organisiert den Rückflug.
Jeder Einzelfall ist anders.
Hilfe gibt es etwa bei der
Auflösung eines Mietver- Atiqullah Maywand (rechts) und seine Kollegin Farah Haidari beraten seit Jahrzehnten
trags, der Abmeldung von Flüchtlinge in Frankfurt. Großen Bedarf gibt es zur Zeit an Rückkehrberatung für Asylder Schule und der Fahrt suchende, die hier keine Chancen auf Anerkennung haben.
Foto: Rolf Oeser
▶Frieden, Gerechtigkeit, andere
Kulturen und Schöpfung – darum
geht es beim Jugendkirchentag
vom 26. bis 29. Mai in Offenbach.
Rund 4000 Jugendliche aus ganz
Hessen und darüber hinaus werden erwartet. Insgesamt gibt es
fünf „Themenparks“ mit Workshops, Diskussionen, Jugendgottesdiensten, interaktiven Ausstellungen und Partys, die von
Jugendlichen selbst vorbereitet
worden sind. Auch das Frankfurter Stadtjugendpfarramt ist dabei
– es ist federführend für den Themenpark „Offen für Gerechtigkeit“ verantwortlich.
Austragungsort ist vor allem
die Offenbacher Innenstadt, sodass man zu Fuß alles erreichen
kann. Auf dem Main gibt es am
Freitagund
Samstagabend
jeweils eine Skyline-Party-Tour
auf dem Ausflugsschiff „Rhein
Dream“. Die Offenbacher Stadtkirche wird zum „Zentrum Bibel“,
die Französisch-Reformierte Kirche zur „Stillen Kirche“, am Main
wird ein Strand mit Volleyballfeld
installiert.
Die Auftaktveranstaltung mit
Eröffnungsgottesdienst findet am
Donnerstag, 26. Mai, um 17 Uhr
in der Offenbacher Messe statt.
Anschließend gibt es eine Jugendkulturnacht (3 Euro). Tageskarten für Freitag und Samstag
kosten je 15 Euro. Alle Infos unter
www.good-days.de.
Redaktion
Das Letzte
Ein tot Ding
▶Für uns Evangelische ist so eine
Reliquie zwar bloß, um es mit Luther zu sagen, „ein tot Ding“, aber
dass jetzt aus dem Dom ein Schädelstück der Heiligen Hedwig von
Schlesien (1174–1243) gestohlen
wurde, ist natürlich trotzdem das
Letzte. Zumal wir dadurch erfahren mussten, dass es offenbar einen regelrechten Schwarzmarkt
für sakrale Gegenstände gibt. Dabei ist der immaterielle Wert dieser Sachen doch so viel höher als
der materielle!
Impressum
Herausgeber: Der Vorstand des Evangelischen
Regionalverbandes Frankfurt am Main.
[email protected]
Redaktion: Pfarrer Ralf Bräuer (Redaktionsleitung),
Dr. Antje Schrupp (Geschäftsführung), Kurt-Helmuth
Eimuth, Stephanie von Selchow, Anne Lemhöfer,
Pfarrer Wilfried Steller
Geschäftsstelle/Anzeigen: Kurt-Schumacher-Straße 23,
60311 Frankfurt am Main,
Telefon 069 21 65–13 83, Fax 21 65–23 83,
Druck: Axel Springer AG – Druckhaus Spandau
Brunsbütteler Damm 156–172, 13581 Berlin
Die Zeitung wird kostenlos an Frankfurter Mitglieder
der evangelischen Kirche verteilt. ISSN 1438–8243
Mai/Juni· 40. Jahrgang · Nr. 3
Die nächste Ausgabe erscheint am 10. Juli 2016.
www.facebook.de/evangelischesfrankfurt