D 8512 52. Jahrgang Nr. 19 Dienstag, 17. Mai 2016 NACHRICHTEN POLITIK Im Aufbau Die chinesische Führung hat im afrikanischen Dschibuti mit dem Bau eines ersten Überseestützpunktes begonnen. Seite 4 STREITKRÄFTE Mit Anerkennung Bei den Invictus Games stehen versehrte Soldaten im Mittelpunkt – und ihr Recht auf Anerkennung. Seite 6/7 ZOOM Einfach anders Sie sehen, hören, riechen intensiver als andere – und das ist anstrengend. Ein Bericht über hochsensible Menschen. Seite 9 VIDEO DER WOCHE: Die Truppe wächst Die Bundeswehr ist in Mali für zwei Militärmissionen aktiv: Im Süden führt sie die Ausbildungsmission EUTM Mali, außerdem stellt sie Soldaten für die UN-Blauhelmtruppe MINUSMA. Der Beitrag „60 Sekunden Bundeswehr: Mali“ gibt einen Überblick zur Lage im westafrikanische Land. Die Bundeswehr bekommt bis zum Jahr 2023 zusätzlich 7000 Soldaten und 4400 zivile Mitarbeiter. BW CLASSIX: Das Video „Classix: Sportfest Spezial bei der Bundeswehr (1976)“ zeigt ein Sportfest der besonderen Art. Leichtathleten, Kugelstoßer, Diskuswerfer oder Bogenschützen messen sich. Sie alle haben ein spezielles Handicap: sie sind körperlich eingeschränkt. (eb) Foto: Bundeswehr/Marco Dorow Ein Überblick. Seite 3. Diese und weitere Videobeiträge unter www.youtube.com/ bundeswehr. [email protected] 2 aktuell INTERN 17. Mai 2016 Foto: flickr/DoD News/EJ Hersom BILD DER WOCHE Ein Sprengsatz in Afghanistan hätte ihn fast aus dem Leben gerissen: Master Sergeant Israel del Toro von der U.S. Air Force erlitt im Einsatz schwerste Verbrennungen am gesamten Körper. Jetzt trat der Familienvater gemeinsam mit versehrten Soldaten aus 15 Nationen bei den Invictus Games in Orlando an. Mehr auf den Seiten 6 und 7. IMPRESSUM Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt: Bundesministerium der Verteidigung Presse- und Informationsstab Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin Redaktionsanschrift: Redaktion der Bundeswehr Bundeswehr aktuell Reinhardtstraße 52, 10117 Berlin Telefon: (0 30) 886 228 - App. Fax: (0 30) 886 228 - 20 65, BwFw 88 41 E-Mail: [email protected] Leitender Redakteur: ( -2420): Vivien-Marie Bettex (vmd) Vertreter: ( -2421) Hauptmann Patricia Franke (pfr) Produktionsunterstützung: (-2422) Hauptfeldwebel André Sterling (ste) Stabsgefreiter Sebastian Ahlberg Gefreiter Daniel Wieland Politik: Jörg Fleischer (jf, -2830) Streitkräfte/Einsatz: Oberstleutnant Torsten Sandfuchs-Hartwig (tsh, -2860), Major Anika Wenzel (akw), Oberstleutnant Peter Mielewczyk (pm, - 2820), Hauptmann Katharina Zollondz (kzo), Kapitänleutnant Victoria Kietzmann (kie) Zoom/Sport: Björn Lenz (ble - 2840), Regierungsamtmann Stefan Rentzsch (sr), Gabriele Vietze (vie), Personal/Soziales/Vermischtes: Christiane Tiemann (tie -2850) Hauptmann Philipp Ahlers (pah) Mediendesign: Daniela Hebbel ( - 2650), Oberleutnant Sebastian Nothing, Daniela Prochaska, Eva Pfaender aktuell als E-Paper und als PDF: Auf www.bundeswehr.de abrufbar Satz: Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, DL I 4 Zentraldruckerei BAIUDBw Intranet: http://zentraldruckerei.iud Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH Kurhessenstr. 4-6, 64546 Mörfelden-Walldorf Erscheinungsweise: Wöchentlich montags Auflage: 45 000 Exemplare Verteilung innerhalb der Bundeswehr: Fachinformationsstelle (FISt)/Bibl. ZInfoA Prötzeler Chaussee 20, 15344 Strausberg Telefon: (030) 886 228 - 2670 E-Mail: RedaktionBwMediendisposition@ bundeswehr.org ISSN: 1618-9086 Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen. Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt, außerdem behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor. ZITAT EDITORIAL „It‘s the only thing I could give to thank them for saving my life.“ Es war eine hoffnungsvolle Zeit, als Anfang der neunziger Jahre Wettrüsten und Kalter Krieg zu Ende gingen. Wachsendes Vertrauen erlaubte es West und Ost, die riesigen Armeen zu verkleinern. Das wiedervereinigte Deutschland profitierte besonders von der „Friedensdividende“ und schrumpfte die Personalobergrenze der Bundeswehr von 585 000 auf 185 000 Soldaten. Weniger Bundeswehr war damals politisch richtig – Deutschland war umgeben von Freunden. Jetzt soll die Bundeswehr wieder wachsen: Bis 2023 soll sie 7000 zusätzliche Soldaten bekommen, plus 4400 zivile Mitarbeiter. Die Verteidigungsministerin begründet das mit der terroristischen Bedrohung durch die Terrormiliz „Islamischer Staat“, der angespannten Situation in der Ukraine, mit den 16 Auslandseinsätzen und neuen Bedrohungsformen wie Cyber. Die Bundeswehr ist gefordert wie nie. Dafür braucht sie den notwendigen Umfang an Personal. Vor wenigen Jahren noch hätte der Aufwuchs-Plan Proteste ausgelöst. Nun aber gibt es allgemein Zustimmung in der Bevölkerung sowie in der Politik und in den Medien. Kein Abbau mehr, dafür U.S.-Sergeant Elizabeth Marks, die eine Goldmedaille im Schwimmen bei den Invictus Games gewann. Sie überreichte die Medaille Prinz Harry, der sie dem Papworth Hospital in England übergeben soll – als Dankeschön dafür, dass die Ärzte Marks im Jahr 2014 das Leben retteten. Vor 20 Jahren: Am 16. Mai 1996 tanzen wildfremde Menschen ausgelassen miteinander auf den Straßen der deutschen Hauptstadt und erfreuen sich an exotischen Klängen sowie außergewöhnlichen Kostümen. An diesem Tag erlebt Berlin seinen ersten „Karneval der Kulturen“. Vor 135 Jahren: Am 16. Mai 1881 unterhält das Unternehmen „Siemens & Halske“ die weltweit erste elektrische Straßenbahn. Die Teststrecke verläuft über 28 Kilometer vom Bahnhof Lichterfelde nach Berlin. Werner von Siemens selbst bezeichnet die Bahn nicht als Straßenbahn, sondern als „elektrische Eisenbahn“. Vor 155 Jahren: Am 17. Mai 1861 organisiert Thomas Cook die erste Pauschalreise mit Unterkunft und Verpflegung. Als strikter Gegner des Alkoholmissbrauchs organisiert er Reisen, um Menschen vom sinnlosen Betrinken abzuhalten. Vor 545 Jahren: Am 21. Mai 1471 wird der abgesetzte englische König Heinrich VI im Londoner Tower ermordet. Mit ihm stirbt der letzte König aus dem Hause Lancaster. Seine Heerführer werden in einem Schauprozess hingerichtet. Vor 725 Jahren: Am 18. Mai 1291 fällt nach sechswöchiger Belagerung Akkon in die Hände der Mamelucken. Die Stadt im Königreich Jerusalem ist die letzte große Bastion christlicher Kreuzfahrer. (eb) moderne IT-Kräfte, flexibles Personalmanagement, mit einer „atmenden“ statt einer starren Obergrenze. Das ist die Zukunft. Das Verständnis für „mehr Bundeswehr“ steigt, weil die Situation in der Ukraine beunruhigt. „IS“-Gräuel und SyrienKriegsbilder vermitteln täglich eindringlich, wie notwendig Bundeswehr-Auslandseinsätze sind, um terroristische Strukturen zu stoppen und Fluchtursachen zu bekämpfen. Die „Trendwende Personal“ der Bundeswehr kommt genau zur rechten Zeit. Sie ist ein klares Signal: Das Vierteljahrhundert des Schrumpfens der Bundeswehr ist vorbei. Andrea Zückert Chefredakteurin Redaktion der Bundeswehr 17. Mai 2016 MINISTERIUM / HINTERGRUND Klares Signal an die Truppe Abschied von starren Obergrenzen Nun kommt die Trendwende Personal. Drei Viertel der Stellen sollen in der Truppe entstehen, ein Viertel in Ausbildung, Kommandos, Ämtern und Stäben. Schwerpunkte des künftigen Personalbedarfs liegen beispielsweise in den Bereichen Cyber, Sanität oder auch bei den Spezialkräften des Heeres oder der Marine. Die Ministerin sagte: „Heute geht es darum, die Trendwende beim Personal einzuleiten.“ Von der Leyen unterstrich, die Bundeswehr müsse bei der Personalplanung künftig „weg von den starren Obergrenzen hin zu einem atmenden Personalkörper“. Immer mehr gefragt sei künftig Flexibilität, um auf Unvorhergesehenes reagieren zu können. Leben in der Lage. Daher wird nach Angaben des Ministeriums der Bedarf alljährlich im Februar durch ein Personalboard ermittelt, dessen Ergebnisse in die Haushaltsverhandlungen eingebracht werden. Dieses Personalboard richtet jeweils auch den Blick sieben Jahre in die Zukunft, um mittelfristig zu ermitteln, welche und wie viele Kräfte gebraucht werden. Die Trendwende Personal ist laut Ministerium notwendig, damit die Bundeswehr einsatzbereit und durchhaltefähig bleibt und auf neue Aufgaben angemessen reagieren kann. Nur so könne Foto: Bundeswehr/Jane Schmidt Grafik: Bundeswehr/Sebastian Nothing Berlin. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat nach der Trendwende beim Material und beim Etat auch die Weichen für die Trendwende Personal bei der Bundeswehr gestellt. „Heute ist das Signal sehr klar in die Truppe hinein, dass ein Vierteljahrhundert des Schrumpfens der Bundeswehr vorbei ist“, sagte die Ministerin in Berlin. Erstmals seit dem Ende des Kalten Krieges sollen die Streitkräfte wieder wachsen. Bis zum Jahr 2023 soll ein zusätzlicher Bedarf von rund 7000 Soldaten sowie von 4400 zivilen Mitarbeitern realisiert werden. Diese Trendwende wird es nicht zum Nulltarif geben. Die Trendwende Personal ist historisch gesehen eine grundlegende Umkehr. Am Tag der Einheit gehörten noch rund 585 000 Soldaten der Bundeswehr an und 215 000 Zivilisten. Seitdem verkleinerte sich jedoch der Personalkörper der Streitkräfte stetig. Die vorerst letzte Strukturanpassung sah 2011 neben der Aussetzung der Wehrpflicht eine Personalobergrenze von 185 000 Soldaten und 56 000 Zivilisten vor. 3 Personalvertretung: Neues Gesetz in Arbeit Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen leitet Trendwende im Bereich Personal ein. Von Jörg Fleischer aktuell Deutschland seiner Rolle in der Welt gerecht werden. Der Bedarf ergibt sich konkret aus den wachsenden Herausforderungen der Bundeswehr – bei internationalen Missionen, aber auch bei der Landes- und Bündnisverteidigung. Umsetzung braucht ihre Zeit Allein in den zurückliegenden zwei Jahren kamen fünf neue Einsätze hinzu. Dazu noch die Unterstützung im Kampf gegen Ebola in Afrika, die Flüchtlingshilfe im Inland sowie das Engagement in der Ägäis. Die Trendwende Personal soll durch das Zusammenwirken mehrerer Elemente erreicht werden. Das allerdings brauche Zeit, so die Ministerin. Mehr auf www.bmvg.de Berlin. Der Deutsche Bundestag hat am vergangenen Donnerstag über den Gesetzentwurf zur Änderung von soldatenbeteiligungs- und personalvertretungsrechtlichen Vorschriften debattiert. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen warb für den Antrag der Regierung, das Gesetz grundlegend neu zu fassen und an die Realitäten der Bundeswehr im 21. Jahrhundert anzupassen. Der unter Beteiligung der Berufsverbände und Gewerkschaften erarbeitete Entwurf sieht die Beibehaltung des in der Praxis bewährten Dualismus der soldatischen Interessenvertretung durch Vertrauenspersonen und Personalvertretungen vor. Er enthält weiter eine Reihe von Maßnahmen zur Stärkung der Vertrauenspersonen. (rb) Bundestag verlängert Afrika-Einsätze Berlin. Das Parlament hat der Verlängerung von zwei Afrika-Einsätzen der Bundeswehr zugestimmt. Die Abgeordneten votierten am vergangenen Donnerstag mit großer Mehrheit sowohl für die Ausbildungsmission EUTM Mali als auch für den Anti-Piraten-Einsatz Atalanta vor der Küste Somalias. Die deutsche Beteiligung an der Ausbildung malischer Streitkräfte wird auf den Norden des Landes ausgeweitet. Die Mandatsobergrenze sinkt von 350 auf 300 Soldaten. Bei Atalanta wird die Mandatsobergrenze von 950 auf 600 Soldaten gesenkt. (eha/bk/mid) Der Modernisierer 60 Jahre Militärischer Abschirmdienst – ein Interview mit dem Präsidenten Christof Gramm. Köln. Christof Gramm ist seit 2015 Chef des Militärischen Abschirmdienstes (MAD) in Köln. Zum 60. Geburtstag des MAD spricht der 58-Jährige im Interview über den Nachrichtendienst als moderner Sicherheitsdienstleister und Cyberabwehr als zentrales Thema. MAD-Chef: Christof Gramm. Zeit in seiner Organisationsstruktur völlig neu aufgebaut worden, auch rechtlich: Erstmals gab es das MAD-Gesetz, eine gesetzliche Grundlage. 1994 kam dann das Sicherheitsüberprüfungsgesetz dazu. Damals ist auch die zivil-militärische Doppelspitze des MAD eingeführt worden. Dass eine militärische Organisation von einem zivilen Juristen geleitet wird, ist schon über- Was möchten Sie beim MAD bis zum Ende Ihrer Amtszeit verändern? Ein Mitarbeiter sagte mal, mein Vorgänger im Amt sei der Öffner des MAD nach außen gewesen, ich sei nun der Modernisierer – dem Bild kann ich etwas abgewinnen. Tatsächlich würde ich den MAD gern modernisieren und damit zukunftsfähig machen, für künftige Bedrohungs- Foto: Bundeswehr In diesem Jahr feiert der MAD seinen „60.“ Was waren aus Ihrer Sicht die Schlaglichter seiner Geschichte? Für die Überschrift würde ich den Titel wählen: Vom Instrument des Kalten Krieges hin zum modernen Sicherheitsdienstleister für die Bundeswehr. Die Anfangszeit des MAD war für die Zeit typisch durch die Spionageabwehr geprägt. Im Kalten Krieg war das die zentrale Aufgabe. Eine gewisse Zäsur stellte dann die Wiedervereinigung dar. Der MAD ist zu der aus ungewöhnlich. Alle diese Entwicklungen zeigen, dass man erkannt hat, dass es einen „Modernisierungsbedarf“ gab – das war aber kein Spezifikum des MAD, sondern des gesamten modernen Rechtsstaates. In den 90er Jahren wurde dann Rechtsextremismus ein eindeutiger Schwerpunkt in der Arbeit des MAD. Es gab viele Vorfälle damals in den neuen Ländern, aber auch in den alten. szenarien wie beispielsweise die Cyberabwehr. Cyberabwehr ist IT-Geschäft, für das Spezialisten gebraucht werden, Informatiker. Dafür möchte ich den MAD gern weiter ausbauen und personell stärken. Wenn es gelingt, die Mitarbeiter auf diesem Weg mitzunehmen, wäre schon viel erreicht. In der Amtsführung sind wir uns darüber im Klaren, wie wichtig dies für eine moderne Firmenkultur ist. Für alle künftigen Aufgaben des MAD ist aber gleichermaßen wichtig, den Präventionsaspekt zu stärken. Welche Aufgaben sehen Sie für den MAD in Politik und Öffentlichkeit in den nächsten 60 Jahren? Beschränken wir uns vielleicht auf die nächsten fünf oder zehn Jahre. Ich denke, dass die Cyberabwehr ein ganz zentrales Thema auch für den MAD sein wird. Den Schwerpunkt der Arbeit sehe ich dabei weiterhin in der Extremismusabwehr. Hierfür halte ich die Sicherheitsüberprüfung für alle sinnvoll. Ich halte es aber trotzdem für sehr wichtig, die präventiven Ansätze zu stärken. Ich möchte einen MAD führen, der niederschwellig alles tut, was zu tun ist, bevor wir auf gesetzlicher Grundlage in Bürgerrechte eingreifende Instrumente zurückgreifen müssen. Für einen modernen Nachrichtendienst gehört es zum Selbstverständnis, verhältnismäßig zu arbeiten. Dazu gehören Vorabmaßnahmen, wie Information, Prävention und Sicherheitsüberprüfungen. Die Fragen stellte Brigitte Pendlebury. Das vollständige Interview auf www.streitkraeftebasis.de 4 aktuell POLITIK / HINTERGRUND 17. Mai 2016 Deveselu. An der Ostgrenze der NATO ist erstmals ein US-Raketenabwehrsystem in Betrieb genommen worden. Im südrumänischen Deveselu wurde am vergangenen Donnerstag im Beisein von NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg das US-System eingeweiht, das Raketen im Anflug auf Europa zerstören soll. Moskau sprach von einer „Bedrohung für Russlands Sicherheit“. Die NATO baut seit Anfang des Jahrzehnts einen Raketenschild auf. Das Abwehr-System in Deveselu soll im Juli beim NATO-Gipfel in Warschau offiziell in den Raketenabwehr-Schirm der Allianz integriert werden. (cp/ju) Fotos: imago/Xinhua (2) NATO-Raketenabwehr in Betrieb genommen Vor Ort: Die chinesische Marine evakuiert im März Zivilisten aus dem umkämpften Jemen und bringt sie mit Kriegsschiffen nach Dschibuti. Stützpunkt Dschibuti China baut militärische Präsenz in Afrika aus und verfolgt wirtschaftliche Interessen. Von Simon Klingert Pjöngjang. Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un hat sich vom Parteitag der nordkoreanischen Kommunisten in Pjöngjang seine „Byungjin“-Doktrin absegnen lassen. Diese Politik verbindet das Streben nach weiteren Atomwaffen „zur Selbstverteidigung“ mit wirtschaftlichen Maßnahmen. Damit grenzt sich Kim von der Politik seines Vaters Kim Jong Il ab, nach der das Militär oberste Priorität hatte. Mit propagandistischem Kalkül gab Kim Jong Un an, den nuklearen Ambitionen seines Landes Grenzen setzen zu wollen. Nordkorea werde seine Atomwaffen nur einsetzen, wenn seine Souveränität von anderen atomar bewaffneten Staaten bedroht werde. (ao/ts) Foto: dpa/Stanislav Krasilnikov Militärparade in Moskau zum 9. Mai Moskau. Russland hat in der vergangenen Woche in Moskau eine Militärparade abgehalten. Anlass war der 71. Jahrestag des Sieges über Nazi-Deutschland. 10 000 Soldaten marschierten über den Roten Platz, präsentierten Panzer und Atomwaffensysteme. Kampfjets überflogen die Parade. Russlands Präsident Wladimir Putin bekräftigte an dem Nationalfeiertag den Ruf nach einer, wie er sagte, „neutralen internationalen Sicherheitsarchitektur“. In Berlin fuhr der patriotische Motorradclub „Nachtwölfe“ zu den Ehrenmalen der Roten Armee. Putin nutzte den Jahrestag, um die Veteranen zu beglückwünschen. (ts/yb) Berlin. In Dschibuti hat Peking mit dem Bau des ersten Überseestützpunkts der chinesischen Marine begonnen. Die Basis ist Teil des Wirtschaftsprojekts der „Maritimen Seidenstraße“, mit der China den Ausbau von Infrastruktur entlang des Seewegs zwischen dem eigenen Festland und dem Mittelmeer vorantreibt. Experten sehen darin einen Beleg, dass die chinesische Regierung wirtschaftliche Interessen am Horn von Afrika mit militärischen Mitteln wahren möchte. Die Präsenz chinesischer Streitkräfte in der Region und im Golf von Aden werde in den kommenden Jahren zunehmen. Eisenbahnlinie für vier Milliarden Ende November unterzeichnete Peking ein Zehn-Jahres-Leasing-Abkommen für den Bau des ersten Außenpostens der chinesischen Marine außerhalb des eigenen Staatsgebiets seit 1949. Seit Februar wird an dem Stützpunkt gebaut, den Peking als „Marinelogistikbasis“ bezeichnet. Anga- ben des chinesischen Verteidigungsministeriums zufolge soll der neue Stützpunkt der Versorgung von Marineschiffen dienen, die im Rahmen der Vereinten Nationen Anti-Pirateriemissionen im Golf von Aden durchführen. Die intensive Förderung des Infrastrukturausbaus in der kleinen Republik am Horn von Afrika aber zeigt: Für Peking geht es um mehr, als die Sicherung der Seewege im Golf von Aden. Als Teil der „Maritimen Seidenstraße“ soll Dschibuti zu einem Umschlagplatz für den Waren- und Gütertransfer zwischen China und dem afrikanischen Kontinent werden. So finanziert die chinesische Regierung den Bau einer vier Milliarden Dollar teuren Eisenbahnlinie, die den Hafen von Dschibuti mit der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba verbinden soll. Zudem werden Mittel für den Ausbau der Hafenanlagen, des Straßennetzes, zwei Flughäfen und neue Regierungsgebäude bereitgestellt. Die Mittel stammen aus einem Investitionspaket im Wert von 55,5 Milliarden Euro, mit dem die Regierung den Infrastrukturausbau auf dem afrikanischen Kontinent vorantreiben will. Peking will größere Rolle spielen Über Ressourcen oder Industrie verfügt Dschibuti nicht – dabei haben afrikanische Staaten für die chinesische Wirtschaft lange Zeit vor allem als Rohstofflieferant eine Rolle gespielt. Das habe sich mittlerweile geändert, sagt die China-Expertin Yun Sun von der Brookings Institution, einem Think Tank in Washington: „Peking betrachtet Afrika heute eher als Partner für die Produktionskooperation. Mit dem Aufbau von Infrastruktur und dem Transfer von arbeitsintensiver Produktion nach Afrika will China die eigenen überschüssigen Produktionskapazitäten binden, die durch die Umstrukturierung und das langsame Wachstum der chinesischen Wirtschaft entstanden sind.“ Der neue Marinestützpunkt macht deutlich, dass Peking auch den Ausbau militärischer Infrastruktur in der Region plant. Im Dezember veröffentlichte die chinesische Regierung ein neues Afrika-Strategiepapier, das eine verstärkte militärische Zusammenarbeit mit afrikanischen Staaten und der Afrikanischen Union vorsieht. Fachleute warnen daher, das militärische Potential der wachsenden chinesischen Präsenz am Horn von Afrika zu unterschätzen: „Der Stützpunkt in Dschibuti ermöglicht auch die eigenständige Versorgung von großen amphibischen Transportdockschiffen vom Typ 71 oder von Flugzeugträgern der chinesischen Marine“, sagt Michael Paul, Experte für maritime Sicherheit bei der Stiftung für Wissenschaft und Politik in Berlin, der Redaktion der Bundeswehr. „Zudem eignet sich die Basis zur Aufklärung amerikanischer Aktivitäten in der Region und ist ein idealer Ausgangspunkt für Drohnenflüge wie etwa im Sudan oder Somalia“, so Paul. Peking wolle in Afrika auch in sicherheitspolitischen Fragen eine größere Rolle spielen, sagt ChinaExpertin Yun: „Ob mit oder ohne die Seidenstraßeninitiative – die chinesische Militärpräsenz in Übersee wird zunehmen.“ Dschibuti im Überblick Dschibuti. Das kleine Land am Horn von Afrika ist in den vergangenen Jahren zunehmend ins Zentrum geopolitischer Interessen gerückt. Grund: die strategisch günstige Lage. Zwischen Dschibuti und dem Jemen verläuft die Bab el-Mandab Meerenge. Jeden Tag werden dort im Schnitt 4,7 Millionen Barrel Öl verschifft – am Volumen gemessen ist die Meerenge weltweit das viertwichtigste Nadelöhr für den Transport von Erdöl. Zudem ist Dschibuti ein zentraler Ausgangspunkt für Anti-Terror-Operationen in Afrika und im arabischen Raum. Die USA und Frankreich betreiben große Militärbasen im Land. Im Rahmen der Anti-Pirateriemission Atalanta ist die Bundeswehr mit einer Verbindungs- und Unterstützungsgruppe in Dschibuti präsent. Seit 2008 ist die Bundeswehr vor der Küste Somalias im Einsatz. Im Auftrag des Deutschen Bundestages schützen Einheiten der Deutschen Marine die Schiffe des Welternährungsprogramms sowie See- und Handelsrouten am Horn von Afrika. Außerdem gehen sie gegen Piraterie vor. Grafik: Bundeswehr/Sebastian Nothing Atomwaffeneinsatz nur bei Bedrohung 17. Mai 2016 EINSATZ / BUNDESWEHR aktuell 5 Für den Fall der Fälle Inherent Resolve: Piloten trainieren für den Notausstieg über umkämpften Gebiet. Ausbildung an P 8 und MP 7 Hauptfeldwebel Erik L. und Hauptfeldwebel Sebastian P. sind Schießlehrer. Sie sollen an diesem Morgen die Ausbildung an der Pistole P 8 und an der Maschinenpistole MP 7 durchführen. „Wir legen sehr großen Wert darauf, dass die Soldaten sich bestmöglich in Übung halten können. Dazu gehört als allererstes die Ausrüstung. Jeder schießt mit der Ausrüstung, mit der er auch in sein Flugzeug steigt“, erklärt der 33-jährige Erik L., der in der Heimat der Luftlandetruppe angehört. Als Erstes sollen die AirbusBesatzungen mit der MP 7 ein- zelne Ziele auf kurzer Distanz bekämpfen. Die Tankerbesatzungen führen die Maschinenpistole zusätzlich zur Pistole P 8 auf ihren Flügen mit. Die Patronen sind mit dem Kaliber 4,6 x30 zwar relativ klein – jedoch eignet sich die MP 7 aufgrund der Kombination aus Gewicht, Größe und der kinetischen Energie der Geschosse hervorragend zur Selbstverteidigung. Jeder Handgriff muss sitzen Dabei können die Ausbilder die Körper- und Waffenhaltung der Schützen besonders gut überprüfen. „Wir können so den Ausbildungstand der Soldaten einschätzen und auf vergangene Schießausbildungen aufbauen“, erklärt Sebastian P., der viele der Luftfahrzeugbesatzungen bereits vor ihrem Einsatz ausgebildet hat. Beim Training kommt es letztlich nicht nur auf die Treffer im Ziel an. „Es geht auch um das Arbeiten mit der Waffe beim Nachladen und beim Magazinwechsel. Jeder Handgriff muss automatisch und ohne große Überlegungen sitzen“, sagt Sebastian P. Am Ende des Tages zieht Erik L. eine positive Bilanz: „Ich bin mit den Leistungen sehr zufrieden. Wir konnten einigen Sol- Fotos: Bundeswehr/Oliver Peiper (4), Bundeswehr/Falk Bärwald (2) Incirlik. Ein Notausstieg über umkämpften Gebiet: So ein Szenario zählt zu den gefährlichsten Situationen, in die eine Luftfahrzeugbesatzung auf einem Einsatzflug geraten kann. Bis zum Eintreffen der Rettungskräfte sind die Soldaten auf sich allein gestellt. Der richtige Umgang mit der Überlebensausrüstung ist in dieser Situation lebenswichtig – und der richtige Umgang mit der Handwaffe auch. Auf der türkischen Airbase in Incirlik werden die deutschen Airbus-Piloten und Tornado-Piloten der Operation Inherent Resolve auf diesen Fall der Fälle vorbereitet. Schießausbildung mit der MP 7 (o. l.): Im türkischen Incirlik trainieren die Besatzungen des Airbus A 310 MRTT (u. l.) und der Tornados (u. r.) regelmäßig mit ihren Handwaffen. daten noch wertvolle Tipps zur Optimierung geben“, sagt er. „Uns ist es wichtig, dass sie regelmäßig schießen und so immer einen optimalen Ausbildungsstand haben. Ich denke, das haben wir heute geschafft. Jeder geht mit einem guten Gefühl auf den nächsten Einsatzflug.“ (eb) „Container-Fitness“ in Novo Selo Prizren. Die Soldaten der Einsatzkompanie im Camp in Novo Selo sind ständig in Bereitschaft. Neben ihrer Patrouillentätigkeit stehen sie als Reserveeinheit bereit, um innerhalb kürzester Zeit regionale Sicherheitskräfte unterstützen zu können. Sie verbringen sehr viel Zeit in ihrem „Compound“, dem Bereich, in dem sie wohnen, schlafen und arbeiten. Immer in der Nähe ihrer einsatzbereiten Fahrzeuge. Jetzt gibt es für die Soldaten neue Sportmöglichkeiten im Camp. Damit sie regelmäßig trainieren können, steht ein mobiles Fitnessstudio im Container direkt vor ihren Unterkünften. „Während des Bereitschaftszeitraums Sport zu treiben, war oft schwierig. Die Sporthallen befinden sich am anderen Ende des Camps“, Foto: Bundeswehr/Thomas R. (4) Prototyp im Einsatz: Im Kosovo trainieren deutsche Soldaten seit Kurzem im mobilen Fitnessstudio. Mobiles Fitnessstudio mit vielfältigem Angebot: Die Soldaten in Novo Selo haben mit dem Training rund um den Container begonnen. sagt Oberleutnant H., Verbindungsoffizier der Einsatzkompanie. Den Weg von dort zu den Fahrzeugen hätten die Soldaten stets mit einkalkulieren müssen, um zügig ausrücken zu können. In dem Container – ein Prototyp – befindet sich alles, was Sportler für ein ganzheitliches Training brauchen: Kurzhanteln, Langhantelstangen, Sandsäcke, Medizinbälle, bis hin zum Sling Trainer. „Die Soldaten können jetzt mit funktionellem Training ihre körperliche Leistungsfähigkeit optimieren“, sagt der Sportdezernent im Einsatzführungskommando der Bundeswehr, Regierungsrat Keven England. Mit der containerbasierten Sport- möglichkeit betritt die Bundeswehr seinen Angaben zufolge Neuland. Bisher habe es Monate gedauert, bis Soldaten im Einsatz eine Infrastruktur für Sport zur Verfügung gestellt werden konnte. Der modulare Sportgerätesatz kann problemlos per Luft-, Land- oder Seetransport ins Einsatzgebiet gebracht werden. Bei den deutschen Soldaten in Novo Selo kommt „Fitness im Container“ gut an. „Wir trainieren jeden Tag“, sagt Oberleutnant H. Gemeinsam mit den dänischen und luxemburgischen Kameraden sei der Spaß doppelt so groß. Fazit des Verbindungsoffiziers: „Das fördert auch den multinationalen Teamgeist.“ (eb) aktuell Foto: flickr/DoD/EJ Hersom Fotos: Bundeswehr/Sebastian Wilke (7) Imposanter Auftakt (l.): Die Eröffnung der zweiten Invictus Games. Der ehemalige US-Präsident George W. Bush überreicht einer kanadischen Gewichtheberin ihre Medaille (r.). 7 Foto: picture alliance/empics/ Peter Byrne STREITKRÄFTE Foto: flickr/ Bush Presidential Center/Paul Morse aktuell Foto: flickr/Bush Presidential Center/Grant Miller 6 Der Leitgedanke der Invictus Games: „I am“ – „Ich bin“ steht auf den Medaillen (Mitte). Prinz Harry verleiht eine der Auszeichnungen an einen der deutschen Soldaten (r.). Der Meister seines Schicksals Hans-Peter Breda hat PTBS. Jetzt war er bei den Invictus Games für versehrte Soldaten dabei. Ein Portrait. Von Jan Marberg H Gemeinsam zuversichtlich: Ein deutscher Soldat mit einem US-Kameraden (l.). Selfie als Erinnerung (r.): Deutsche Zuschauer posieren mit Schirmherr Prinz Harry (Mitte). Invictus Games – die Teilnehmer Ein Twitter-Duell als PR Coup für die Invictus Games: „Be careful what you wish for!“, droht US-Präsiden t Barack Obama Prinz Harry in einem Video. Für ihn ist klar: US-Soldaten werden bei den Spielen die Nase vorn haben. Die Reaktion von Königin Elisabeth II., die mit ihrem Enkel Prinz Harry gerade auf dem Sofa sitzt: „Oh. Really? Please...“ Zehntausende klickten die Beiträge im Netz. 485 Sportler aus 14 Nationen messen sich in insgesamt zehn Wettbewerben wie Radfahren, Rudern, Bogenschießen, Leichtathletik und Rollstuhl-Basketball. Die größten Teams stellen die Vereinigten Staaten mit 113 und Großbritannien mit 110 Soldaten. Insgesamt 21 deutsche Soldaten im Alter von 22 bis 53 Jahren nehmen an den Invictus Games teil. Ihre Einschränkungen reichen von schweren Verletzungen des Rückens und der Extremfûen bis hin zur Posttrau matischen Belastungsstörung. Nach Foto: Screenshot/Twitter Kensington Palace „I AM“ im Netz dem Motto „wounded, ill or injured“ treten auch Soldaten an, die nicht im Einsatz, sondern durch Verletzungen im Alltag oder durch Erkrankungen geschädigt wurden. Begleitet wird die deutsche Mannschaft von einem Team von Trainern, Physiotherapeuten, einem Sportmediziner und einer Truppenpsychologin. Für moralische Unterstützung sorgen knapp 40 Familienangehörige, die auf Kosten des Veranstalters an den Spielen teilnehmen können. Die An- und Abreise übernimmt die Bundeswehr. ape hat es geschafft. Er steht in der Sonne Floridas. Um ihn herum wirbelt ein Strom von Menschen: Männer und Frauen in unterschiedlichen Uniformen, Sportler, Zuschauer. Einige der Athleten hinken. Viele haben Prothesen an Beinen oder Armen, andere sitzen im Rollstuhl. Auch Hape ist verletzt. Doch seine Verletzung kann man nicht sehen. Hape hat es geschafft. Er hat gekämpft, sich überwunden, sich gestellt. Seiner Erkrankung. Seiner Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Er ist nach Florida gereist, um als einer von 21 deutschen Soldaten an den „Invictus Games for our Wounded Warriors“ in Orlando teilzunehmen. Hans-Peter Breda, den alle Hape nennen, ist Oberstabsfeldwebel bei der Bundeswehr. Er arbeitet im Sanitätsunterstützungszentrum in Augustdorf. Der 52-Jährige ist schmal, drahtig, hat ein scharf geschnittenes Profil. In Orlando tritt er beim Lauf über 1500 Meter, beim Bogenschießen und beim Indoor-Rudern an. Er startet in der offenen Klasse IR 6, für minimale Verletzungen ohne große Einschränkungen und mentale Erkrankungen. Die „invisible wounds“ – die von außen nicht sichtbaren Verletzungen an der Seele eines Soldaten stehen bei den zweiten Invictus Games im Fokus. An vier Einsätzen hat Hape teilgenommen, zwei Mal Kosovo, zwei Mal Afghanistan. „Ich bin nicht angesprengt worden“, sagt er. Letztendlich war es die Summe der Erlebnisse, die das Fass zum überlaufen brachte. Er hat Massengräber auf dem Balkan ausgehoben. Man hat ihm eine Waffe an den Kopf gehalten. Er hat nach Sprengstoffanschlägen Leichenteile eingesammelt. 2010 wurde in Afghanistan ein Freund von ihm erschossen. „Das hat mir den Rest gegeben.“ Ein langer Weg aus der Verzweifelung Es dauert, bis Hape erkennt, dass er erkrankt ist. Seine Frau stellt Veränderungen fest. Er zieht sich zurück, meidet Großveranstaltungen. Die Ehe zerbricht. „Ich kann sie verstehen“, sagt Hape. Seine Droge wird der Sport. Er läuft, manchmal 200 Kilometer in der Woche. „Ich bin vor meinen Problemen weggelaufen“, weiß er heute. Glücklich ist er nur noch, wenn er sich auspowern kann, wenn er klitschnass geschwitzt ist. Nur dann kann er ohne Probleme schlafen. Der Lotse für Einsatzgeschädigte am Standort Augustdorf nimmt ihn beiseite, rät ihm, zum Arzt zu gehen. Die Diagnose: PTBS. 2013 beginnt Breda mit einer Psychotherapie, 2014 folgt die Teilnahme am Lehrgang Sporttherapie für Einsatzgeschädigte. Die Therapeuten an der Sportschule der Bundeswehr in Warendorf bringen ihm wieder bei, den Sport in vernünftigen Maßen zu betreiben. Sein Chef unterstützt ihn, er arbeitet normal weiter. Die Kameraden sind betroffen. Allerdings: „Sie schneiden mich ein bisschen, nach dem Motto ‘der tickt nicht richtig’.“ Hape läuft jetzt nur noch 60 Kilometer pro Woche. 2014 nimmt der Soldat an den ersten Invictus Games in London teil, jetzt, zwei Jahre später, geht er in Orlando, Florida, für Deutschland an den Start. Er wird dort keine Medaille gewinnen, aber das ist nicht so wichtig. Dafür übertrifft er seine selbstgesteckten Ziele: Er rudert weiter, als er sich vorgenommen hat, er erzielt mehr Punkte im Bogenschießen. Vor allem ist er von den Begegnungen mit den versehrten Soldaten aus anderen Natio- nen begeistert. Die Teilnehmer tauschen ihre Erfahrungen aus, feiern miteinander. „Ich bin aufgeschlossener geworden als im letzten Jahr“, sagt Hape. Für die Invictus Games gilt: Dabei sein ist Alles. Der Parlamentarische Staatssekretär bei der Bundesministerin der Verteidigung Ralf Brauksiepe zeigt sich von diesem Geist beeindruckt. Er sitzt in Orlando im Publikum. Wie die Menschen ihr Schicksal annehmen und nach vorne blicken, das imponiere ihm, sagt er. „The Invictus“ – der Unbezwungene „Unsere Sportler, die nicht dieselben Rahmenbedingungen haben wie beispielsweise unsere amerikanischen Gastgeber, nehmen die Herausforderung an. Sie machen es mit Freude, und es tut ihnen gut“, erklärt Brauksiepe. Die deutschen Invictus-Sportler seien Menschen, die verletzt wurden, weil sie sich dem Auftrag ihres Landes gestellt hätten. „Sie haben einen Anspruch darauf, dass wir sie unterstützen“, sagt Brauksiepe. Bei der Eröffnung der Spiele steht der Schirmherr der Invictus Foundation auf der Bühne. Prinz Harry, der fünfte in der britischen Thronfolge, war selbst Offizier in der britischen Armee und zwei Mal in Afghanistan eingesetzt. Er hat die Spiele ins Leben gerufen. „Lasst uns eine Wahnsinns-Show in Gedenken an all unsere gefallenen Kameraden, die es nicht zurück geschafft haben, auf die Beine stellen! Wir sind Invictus!“, ruft er in die Menge. Und die Menge jubelt. Nächstes Jahr sollen die Invictus Games im kanadischen Toronto stattfinden. Wird Hape wieder teilnehmen? „Ich hätte schon Lust“, sagt er. Andererseits wolle er auch anderen Erkrankten, jüngeren Kameraden, die Chance auf eine Teilnahme lassen. Aber dann kommt der sportliche Ehrgeiz wieder in ihm durch: „Wenn ich einfach besser bin ...“ Weitere Berichte zu den Invictus Games auf www.bundeswehr.de Invictus Games – die Sieger An der Seele versehrt: Oberstabsfeldwebel Hans-Peter Breda. GOLD SILBER BRONZE 1. USA 49 50 49 2. UK 49 48 41 3. FRA 10 10 14 4. CAN 11 8 3 5. ITA 7 0 4 6. AUS 5 6 6 7. NED 4 4 8 12. DEU 1 1 2 8 aktuell BUNDESWEHR 17. Mai 2016 Havarie vor Helgoland Für die Übung „Dynamic Mercy“ symbolisiert die Berlin ein sinkendes Kreuzfahrtschiff. Das Unglück der „Lisco Gloria“ vor der Insel Fehmarn ist noch immer in Erinnerung. Am 9. Oktober 2010 bricht auf der Ostseefähre ein verheerendes Feuer aus. Das Maritime Rescue Coordination Center (MRCC) der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) in Bremen und das militärisch besetzte Air Rescue Coordination Center (ARCC) in Glücksburg erhalten kurz nach Mitternacht den Notruf. Unverzüglich wird eine Rettungskette aktiviert. Seenotrettungskreuzer der DGzRS, sowie alle verfügbaren Such- und Rettungshubschrauber der Anrainerstaaten werden zur Unterstützung angefordert. Jede Sekunde kann letztlich über Leben und Tod entscheiden. niert. Ausgangslage der diesjährigen Übung vor der Insel Helgoland in der vergangenen Woche war ein ähnliches Szenario wie im Fall der „Lisco Gloria“. Da für das Manöver kein echtes Passagierschiff zur Verfügung stand, simulierte der Einsatzgruppenversorger (EGV) „Berlin“ das sinkende Schiff. Fünf Hubschrauber in der Luft Fotos: Bundeswehr/Sascha Jonack (4) Von Sascha Jonack Damit solch eine Rettungsaktion gelingt, ist ein koordinierter Ablauf erforderlich – beim NATO-Manöver „Dynamic Mercy“ wird das alljährlich trai- In dem Übungsszenario ist die „Berlin“ ein Kreuzfahrtschiff mit insgesamt 4000 Passagieren und 1000 Besatzungsangehörigen an Bord. Auf dem Transit havariert das Schiff – nach Wassereinbruch droht es, schnell zu sinken. Bereits wenige Minuten nach dem Notruf treffen die ersten Seenotrettungskreuzer und der SAR-Hubschrauber ein. Insgesamt sind fünf Hubschrauber zeitgleich in der Luft, um insgesamt 200 Übungsteilnehmer zu evakuieren – neben dem Sea King noch eine niederländische Maschine, sowie ein Hubschrauber der Bundespolizei. Im späteren Verlauf der Übung Julia bloggt aus Lourdes Das Kleinstnetzwerk im Rucksack Foto: Bundeswehr/Isabel Muhle Hallo, ich bin Julia Dubinski, 20 Jahre alt, Hauptgefreiter bei den Gebirgsjägern und stationiert in Mittenwald. Natürlich steht die infanteristische Ausbildung bei mir ganz oben auf dem Dienstplan, doch habe ich das Glück, auch auf der medialen Schiene für die Bundeswehr wirken zu dürfen. Ich liebe es, zu schreiben. Eine Geschichte, die Jahr um Jahr wie ein Buch neu geschrieben wird, das bei jedem Lesen ein neues Geheimnis offenbart, birgt die Soldatenwallfahrt nach Lourdes. Eine Stadt, von der ich noch nicht so wirklich weiß, was ich über sie denken soll. So weit gestreut waren die Eindrücke, die Emotionen. Nun fahre ich erneut nach Lourdes und werde vom 18. bis 24. Mai täglich von meinen Erlebnissen und Eindrücken während der Soldatenwallfahrt berichten. Begleiten Sie mich auf www.bundeswehr.de. wird ein dänisches Flugzeug vom Typ „Challenger“ eingesetzt, um die Air Coordination der Hubschrauber von ARCC Glücksburg zu übernehmen. Auf See sind die deutschen Seenotrettungskreuzer „Hermann Marwede“, „Hermann Gruben“ und „Theodor Storm“ von der DGzRS und der niederländische Rettungskreuzer „Jan en titia Visser“ in die Übung integriert. Damit die Evakuierung möglichst schnell vorangehen kann. werden zeitgleich an Bug und Heck die Übungsteilnehmer mit Hilfe einer Rettungsswinde oder einem Rettungskorb von Bord geholt und zur Insel Helgoland geflogen. Nach insgesamt 24 Anflügen und circa sieben Stunden sind alle 200 „Passagiere“ von Bord. Ein Video zu „Dynamic Mercy“ auf www.youtube.com/ bundeswehr. Aktionstag in Trier mit Soldaten des Führungsunterstützungsbataillons 281. Trier. „Man fühlt sich ein wenig wie eine Presswurst“, findet Tobias Weynand. „Aber schließlich dient die Schutzweste der Sicherheit“, ergänzt der 19-Jährige verständnisvoll. Der Jugendliche ist einer der Besucher des ersten Aktionstages in der Fußgängerzone in Trier. Es ist die erste von vier Veranstaltungen im Vorfeld des Tages der Bundeswehr am 11. Juni. Die Soldaten des Führungsunterstützungsbataillons 281 aus Gerolstein haben Funkgeräte, Kleinstnetzwerke in Rucksackgröße, einen Nissan Pathfinder, Videos zum Thema „Arbeitgeber Bundeswehr“, Helme und Westen mitgebracht. Der absolute Star der Aktion, soviel steht schnell fest, ist für die Passanten das Patrouillenfahrzeug Dingo. „Der ist schon ganz schön groß“, stellen Christian Perevalov und Nico Dauven Fotos: Bundeswehr/Jonas Weber (2) 4000 Passagiere müssen von Bord Übung vor Helgoland: Mehrere Hubschrauber sind im Einsatz, um die „Passagiere“ vom „sinkenden“ Schiff zu retten. Der Einsatzgruppenversorger „Berlin“ symbolisiert das havarierte Schiff. Trier: Besucher – darunter ein Radioteam (l.) – informieren sich über die Arbeit der Soldaten. fest. Das Angebot, sich einfach mal in das gepanzerte Fahrzeug zu setzen, nehmen die beiden jungen Männer gern an. „Ich hab’s mir geräumiger vorgestellt“, gibt Nico Dauven zu, als er erst auf dem Beifahrersitz und später auf der Rückbank Platz nimmt. Kein Wunder: Für ein möglichst authentisches Gefühl hat Hauptgefreiter Julius von Spreckelsen, IT-Soldat in Gerolstein, den beiden vorher noch jeweils eine Splitterschutzweste angelegt – das sind satte zusätzliche zwölf Kilo am Körper. Hauptfeldwebel Dennis Stadler erklärt die „Mobile Unified Platform“ (MUP), ein kürzlich entwickeltes Kleinstnetzwerk in Rucksackgröße. Mit dieser Vorrichtung können Bataillone mitten im Wald ein geschütztes Netzwerk aufbauen, an das sich wie an den heimischen Router Telefone und Rechner anschließen lassen – vorausgesetzt, es gibt Strom. Aktives Mitmischen ist bei allen Aktionstagen – nicht nur an diesem Tag in Trier – ausdrücklich erwünscht. Besucher haben die Gelegenheit, die Bun- deswehr live zu erleben, Ausrüstungsgegenstände selbst anzulegen, Technik auszuprobieren, individuelle Einblicke zu Geräten, Technik und Fahrzeugen zu bekommen. Weiter geht es am 18. Mai in Würzburg: Da stellen sich die Gebirgsjäger aus Mittenwald und die Feldjäger aus Veitshöchheim vor. Am 24. Mai sind Marinetaucher in Bonn im Einsatz. Sanitäter geben am 8. Juni in Rostock Einblick in ihre Arbeit. Auch diese Aktionen stehen ganz im Zeichen von anschauen, fragen und mitmachen. (jb) www. tag-der-bundeswehr.de 17. Mai 2016 ZOOM aktuell 9 Wenn Karotten aggressiv machen Foto: Fotolia/donatas1205 Foto: Fotolia/kichigin19 Foto: Fotolia/Pictue-Factory/J. Rofeld Foto: Fotolia/tibanna79 Foto: Fotolia/Antonioguillem Foto: Fotolia/Christian Mller Hochsensible Menschen nehmen ihre Umwelt besonders wahr. An der Universität der Bundeswehr wird dazu geforscht. Ungefilterte Reize: Geräusche, Gerüche, zwischenmenschliche Spannungen und Menschenansammlungen empfinden Betroffene intensiver als ihre Mitmenschen. Von Julia Weigelt K arotten gehen gar nicht. Dieses Krachen beim Reinbeißen – Sabine Dinkel (Foto rund) geht es durch Mark und Bein. Die 49-Jährige nimmt Geräusche ganz intensiv wahr. Überhören unmöglich. Doch nicht nur akustische Reize erlebt die Hamburgerin sehr stark. Auch Gefühle, Gerüche und die Stimmung ihrer Umwelt strömen ungefiltert auf sie ein. Sabine Dinkel ist hochsensibel – ein Persönlichkeitsmerkmal, das das Leben intensiv, aber auch sehr anstrengend macht. Als Dinkel vor acht Jahren entdeckt, warum sie immer so schnell an ihr Energielimit stößt, fällt ihr ein Stein vom Herzen. Ein Kollege hatte sie auf das Thema Hoch- sensibilität aufmerksam gemacht, und Dinkel las alles darüber, was sie finden konnte. „Ich bin kein Alien“ Ihr Fazit: „Voll auf die Zwölf! Mein Leben erklärt sich rückwirkend.“ Erleichtert stellt sie fest: „Ich bin gar kein Alien.“ So wie der 49-Jährigen geht es vielen Betroffenen. Etwa 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung sind nach Ansicht von Forschern hochsensibel. D o c h obwohl es so v i e l e M e n schen mit besonders feivat Pri : nen Antennen o t Fo gibt, beschäftigt sich die Wissenschaft erst seit Kurzem mit dem Phänomen. In Deutschland wird an der Helmut- Schmidt-Universität/ Universität der Bundeswehr dazu geforscht. An der Professur für Persönlichkeitspsychologie und psychologische Diagnostik untersucht Sandra Konrad das Verhalten und Empfinden von Hochsensiblen. 5000 Teilnehmer haben in den letzten drei Jahren an einer Online-Umfrage teilgenommen, die immer noch läuft (siehe Infokasten). Mit den Daten will Konrad ein komplexes Modell entwickeln, um das Phänomen besser verstehen zu können. „Hochsensibilität ist keine Störung, sondern ein genetisch bedingtes Temperament“, erklärt die Wissenschaftlerin, die gerade ihre Doktorarbeit über das Thema schreibt. „Diese Menschen können Reize kaum filtern und priorisieren – alles ist gleich wichtig.“ Hochsensible haben demnach zudem häufig ein hohes moralisches Bewusstsein und ein gesteigertes Anspruchsdenken. Der typische Perfektionist also, der seine hohen Ziele allerdings kaum erreichen kann. Es drohen Burnout und Unverständnis bei Kollegen, warum die scheinbare „Mimose“ sich denn wieder so anstellt. Auch Sabine Dinkel kennt die negativen Folgen, die auftauchen, wenn hochsensible Menschen sich dauerhaft überfordern. Körperliche und psychische Symptome können das Leben zur Hölle machen. Der Ausweg hört sich einfach an, ist allerdings vor allem am Anfang schwer durchzuhalten: Es gilt, seine Grenzen und Bedürfnisse zu erkennen, zu kommunizieren und zu respektieren. Radikaler Schritt in ein neues Leben Die Hamburgerin hielt sich daran: Für sie begann der Weg in ein glücklicheres Leben mit einem radikalen Schritt. Nach 22 Jahren Festanstellung machte sie sich als Coach selbstständig. „Ich wollte entscheiden, wann und mit wem ich arbeite“, sagt Dinkel. „Ich wollte das machen, wovon ich überzeugt bin.“ Und das tut die 49-Jährige mit großem Erfolg. Als die leidenschaftliche Hundeliebhaberin Fotos ihrer Tiere auf Werbepostkarten druckt, zeigen ihr manche Bekannte einen Vogel. Doch Dinkel behält Recht: „Mit meiner Werbung ziehe ich genau die richtigen Kunden an. Menschen, die ihre Probleme mit Humor angehen wollen und so ticken wie ich.“ Im Job wie in der Freizeit achtet sie heute mehr auf sich. Wenn ihr ein quirliger Abend mit Freunden nach ein paar Stunden zu viel wird, zieht sie sich eine Zeit lang zurück. Da sie morgens nicht so schnell in Fahrt kommt, macht Dinkel erst ab 11 Uhr Termine. Weil Reize sie ablenken, hört sie bei der Arbeit keine Musik und liest beim Essen keine Zeitung. Der wichtigste Tipp der hochsensiblen Hamburgerin klingt wieder einfach und ist dabei so schwer umzusetzen: miteinander Reden. „Wenn es mir zu viel ist, meinen Mann zu Freunden zu begleiten, dann sprechen wir darüber und suchen eine Lösung“, sagt Dinkel. Missverständnisse aus der Welt schaffen, Probleme erst gar nicht entstehen lassen, den anderen so sein lassen, wie er ist – Tipps nicht nur für Hochsensible. Hinweise auf Hochsensibilität Mehr Informationen zum Thema Hochsensibilität Sind Sie vielleicht auch hochsensibel? Wenn Sie die von der Wissenschaftlerin Sandra Konrad entwickelten Fragen bejahen, könnte das ein Hinweis darauf sein. 1. Wenn es um mich herum viel Trubel gibt, etwa auf Bahnhöfen, im Straßenverkehr oder im Job, regt mich das immer auf. 2. An stressigen Tagen will ich mich an einen ruhigen Ort zurückziehen, an dem ich alleine sein kann. 3. Wenn ich in kurzer Zeit viel zu tun habe, werde ich sehr unruhig. 4. Für unterschwellige Dinge in meiner Umgebung habe ich eine feine Wahrnehmung. 5. Ich habe ein reiches, komplexes Innenleben. Der Informations- und Forschungsverbund Hochsensibel bietet auf seiner Seite www.hochsensibel.org zahlreiche weitere Informationen sowie Ansprechpartner vor Ort. Kontakt: [email protected] Die Online-Studie der Helmut-Schmidt-Universität ww/ Universität der Bundeswehr finden Sie unter folgendem Link: http://www.hsu-hh.de/diffpsych/index_0WJIApeWbV9D3FuX.html Weitere Tipps für Betroffene und Angehörige hat Sabine Dinkel in ihrem Buch „Hochsensibel durch den Tag“ zusammengefasst (Sabine Dinkel: Hochsensibel durch den Tag, Humboldt, ISBN: 978-3869105147,19,99 Euro). SPORT Schwimmer mit Titeln und Olympianormen Berlin. Die Schwimmerinnen der Bundeswehr haben bei der 128. Auflage der Deutschen Meisterschaften in Berlin für eine Titelflut gesorgt. Stabsunteroffizier (FA) Franziska Hentke (200 Meter Schmetterling, 400 Meter Lagen), sowie die Hauptgefreiten Dorothea Brandt (50 Meter Freistil, 50 Meter Schmetterling) und Sarah Köhler (400 und 800 Meter Freistil) krönten sich in jeweils zwei Disziplinen zur Meisterin. Die Hauptgefreiten Lisa Graf (200 Meter Rücken) und Isabelle Härle (1500 Meter Freistil) komplettierten die Titelausbeute. Alle erreichten damit die Olympianorm in ihren jeweiligen Disziplinen. Bei den Männern konnte sich lediglich Hauptgefreiter Philipp Heintz über 200 Meter Lagen den Meistertitel und die Olympianorm sichern. (sr) Foto: dpa/EPA/Sean Demsey Kurjo und Phan überraschen bei EM London. Stabsunteroffizier (FA) Maria Kurjo und Hauptgefreiter My Phan haben bei den Schwimm-Europameisterschaften in London Gold im Synchronspringen vom ZehnMeter-Turm gewonnen. Die Berlinerinnen lagen vor dem letzten Durchgang nur auf Rang vier, profitierten im Finale jedoch von den Patzern der Konkurrenz. Besonders für die 26-jährige Kurjo ist der Sieg das Ergebnis eines harten Kampfes. 2010 schlug sie bei einem Wettkampf mit dem Kopf gegen den Turm und stürzte bewusstlos ins Wasser. Bei den Männern gewannen Hauptfeldwebel Patrick Hausding und Stabsunteroffizier (FA) Sascha Klein in derselben Disziplin ihren neunten EM-Titel in Folge. (sr) Triathletin Siegburger Zweite in Cagliari Cagliari. Hauptgefreiter Lisa Siegburger hat beim TriathlonWeltcup im italienischen Cagliari den zweiten Platz in der Sprint-Distanz erreicht. Nach einer Stunde und vier Minuten kam sie 27 Sekunden hinter der Britin India Lee ins Ziel. Bei der Sprintdistanz müssen die Teilnehmer 500 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren und fünf Kilometer Laufen. (sr) 17. Mai 2016 Schlag um Schlag nach Rio Rudern: Der Deutschlandachter ist mit dem Europameistertitel auf dem richtigen Weg. Foto: imago/Laci Perenyi aktuell Von Stefan Rentzsch Brandenburg. Es ist der perfekte Start in die Saison und ein Mutmacher für Rio: Der Deutschlandachter hat bei der Europameisterschaft in Brandenburg an der Havel die Goldmedaille gewonnen. Das Flaggschiff des Deutschen Ruderverbandes (DRV), in dem mit den Stabsunteroffizieren (FA) Richard Schmidt und Felix Drahotta auch zwei Sportsoldaten sitzen, setzte sich auf dem Beetzsee vor den Booten aus Russland und Großbritannien durch. Nach dem Start sah es zunächst nicht danach aus. Beeindruckende Aufholjagd Die deutsche Mannschaft mit Steuermann und Leutnant der Reserve Martin Sauer ließ es bei extrem starken Seitenwinden auf dem Beetzsee ruhig angehen und lag nach 500 Metern sogar nur auf dem letzten Platz. Doch die Deutschen holten Boot um Boot ein und verwiesen auf der 2000-Meter-Distanz sogar noch die vorgepreschten Russen um eine Sekunde auf den zweiten Platz. Für den erfolgsverwöhnten Achter war es bereits der vierte EM-Titel in Folge. Die Erzrivalen aus Großbritannien hatten sichtlich Probleme mit den Windbedingungen und wurden mit knapp einer Bootslänge Rückstand überraschend nur Dritter. „So ein Einstieg ist natürlich super. Wir dürfen uns jetzt aber nicht ausruhen. Abgerechnet wird dann in Rio de Janeiro“, sagte Achter-Trainer Ralf Holtmeyer. Der Erfolgscoach hatte erst Ende April die Besetzung seines Bootes für die Olympiasaison bekannt gegeben. Ganze zweieinhalb Wochen Zeit hatte die Mannschaft, sich zu finden. Insofern war die EM eine wichtige Standortbestimmung in Richtung Olympia. Auch für Felix Drahotta, der sich vom starken Wind beeindruckt zeigte: „So extreme Bedingungen habe ich noch nie erlebt. Zwischendurch war es sehr motivierend, als wir mit zehn Schlägen eine halbe Länge auf die Russen aufgeholt haben“, sagte der Sportsoldat. Drahotta hat eine ganz besondere Motivation, in diesem Jahr den Olympia-Thron zu erklimmen. Beim Goldlauf von London war er noch nicht mit dabei. Dafür aber bei den drei darauf folgenden Weltmeisterschaften, bei denen sich das Flaggschiff der Deutschen jeweils knapp den Kontrahenten von der Insel geschlagen geben musste. „Mein Wunsch, in Rio Olympiasieger zu werden, ist folglich extrem hoch“, sagt der 27-Jährige. Zwei drin, einer draußen Aus Sicht der Bundeswehr scheint neben Drahotta derzeit auch Stabsunteroffizier (FA) Richard Schmidt für die erhoffte Goldfahrt in Rio gesetzt. Der 28-Jährige ist einer der erfahrens- ten Athleten im Kader der Ruderer. Außer dem Olympiasieg von London hat er bereits drei Weltmeister- und fünf Europameistertitel im Achter gesammelt. Einen Rückschlag musste hingegen Stabsunteroffizier (FA) Anton Braun hinnehmen. Trainer Ralf Holtmeyer ersetzte den Sportsoldaten durch Andreas Kuffner. Dem 26-Jährigen wurde zwar angeboten, im Zweier oder Vierer zu rudern. Braun entschloss sich nach einer Bedenkzeit dennoch, beim erweiterten Achterkader mitzutrainieren. Holtmeyer schließt aber auch nicht aus, dass Braun in Rio mit im Boot sitzt: „Die Tür bleibt für ihn offen, er ist weiter ein Kandidat für Rio“, versicherte der Trainer. Ob mit Braun oder ohne: Holtmeyer sieht seine Schützlinge auf dem richtigen Weg. „In den vergangenen Wochen haben wir sehr gut trainiert. Wenn wir so weitermachen und noch etwas rausholen, können wir auch sehr gut um Gold rudern“, zeigt sich der Trainer optimistisch. Das hat Hand und Fuß Die Karateka der Bundeswehr stellen bei der Europameisterschaft ihre Klasse unter Beweis. Montpellier. „Der Weg der leeren Hand“: Die Übersetzung des japanischen Wortes „Karate“ sollte nicht allzu ernst genommen werden. Zumindest nicht, was die Medaillenausbeute der Karateka der Bundeswehr bei der Europameisterschaft in Montpellier betrifft. Die Kampfsportler der Sportfördergruppe Mainz kamen alles andere als mit „leeren Händen“ zurück aus Frankreich. Insgesamt holten sie je einmal Gold, Silber und Bronze. Für den fast schon erwartungsgemäßen Triumph sorgte Stabsunteroffizier (FA) Jonathan Horne in der Gewichtsklasse über 84 Kilogramm. Der 27-Jährige sicherte sich mit seinem Final- sieg gegen den Italiener Stefano Maniscalco bereits seinen fünften Titel bei den Kontinentalwettkämpfen. Mit der Bronzemedaille für Stabsunteroffizier (FA) Noah Bitsch, der zum ersten Mal in der Gewichtsklasse unter 84 Kilogramm antrat, gab es weiteres Edelmetall für die Bundeswehr in der Kampfdisziplin „Kumite“. Nachdem er in der letzten Sekunde des Halbfinales gegen den Bosnier Meris Muhovic eine Fußtechnik kassierte und ausschied, setzte er sich im Kampf um Platz drei deutlich gegen Valerii Chobotar aus der Ukraine durch. Ihre Silbermedaille vom Vorjahr konnte Stabsunteroffizier Foto: imago/Laci Perenyi 10 Finalsieger: Jonathan Horne. (FA) Sophie Wachter verteidigen. Gemeinsam mit Christine Heinrich und Jasmin Bleul musste sie sich im Finale der Schaukampfdisziplin „Kata“ nur den Spanierinnen geschlagen geben. Der Stern des Trios war 2014 in Bremen aufgegangen, als es zum ersten Mal überhaupt in dieser Disziplin einen WM-Titel für Deutschland gewonnen hatte. Ausgetragen werden die Wettkämpfe in den traditionellen Disziplinen „Kumite“ und „Kata“. Während „Kumite“ einen freien Kampf zwischen zwei Kontrahenten bezeichnet, bei dem die Hände und Füße mit speziellen Protektoren geschützt sind, handelt es sich bei „Kata“ um eine Art Schaukampf, bei dem die Sportler vorgegebene Techniken stilistisch korrekt vorführen müssen. (sr) 17. Mai 2016 SOZIALES / PERSONAL aktuell 11 Die Pionierin Erika Franke wurde die zweite Frau Generalstabsarzt der Bundeswehr. Nun geht sie in Pension. „Ich bin stolz darauf, was ich in den vergangenen 26 Jahren erreicht habe.“ der Sanitätsakademie. Nun geht Frankes Zeit in Bayern zu Ende. Am Vorabend hat Borussia Dort mund die Hertha aus dem Pokal gekegelt. „Nicht mein Wunsch ergebnis“, kommentiert die Ber linerin knapp. Morgens gegen sechs Uhr war sie wieder im Büro. Wie immer: EMails checken, Telefonate, Befehle abzeichnen, Besprechungen. Chefroutine. Aber die Abende halten derzeit zusätzliche Termine bereit. Mit Spedition, Nachmieter und Haus verwaltung. Es geht zurück in die Heimat, nach Berlin. Im Mai hat Franke Geburtstag, zum Ende des Monats wird sie pensioniert. Fotos: Bundeswehr/Sandra Elbern München. Das Gespräch auf dem Campus der Sanitätsaka demie bleibt nicht ohne Unter brechungen. Eine vorbeige hende Oberstabsärztin findet Augenkontakt, dann schnellt ihre Hand an die Schläfe unter dem blauen Barett. „Grüß Gott, Frau Generalarzt.“ Erika Franke, zwei goldene Sterne unter dem Äskulapstab auf der Schulter, grüßt ebenso zurück. „Gewöhnt man sich dran“, sagt sie später mit Berliner Zungenschlag und einem Lächeln. „So heißt das in Bayern eben.“ Mehr als sechs Jahre in München prägen. Seit 2009 Dienst am Sanitätsamt und dann ab 2013 als Kommandeur Foto: Bundeswehr/Sebastian Wilke (2) Von Markus Tiedke Wenn sie geht, halbiert sich bei der Bundeswehr die Zahl der Sol datinnen im Generalsrang. Dar auf angesprochen, muss sie kurz lachen. „Stimmt. Aber sicher nicht für lange.“ Und dann wie der ernst: „Machen Sie sich mal keine Gedanken. Wir haben eine wirklich gute zweite Reihe. Da stehen sehr kompetente Soldat innen bereit.“ Dem Thema „Frauen beim Bund“ kann sie selten ausweichen. Erika Franke, eine promovierte Mikrobiologin aus OstBerlin, die als erste Frau in deutschen Streitkräften den Rang eines ZweisterneGenerals erreicht. Wichtig für sie? Lange nachdenken muss sie nicht. „Ich bin stolz darauf, was ich in den vergangenen 26 Jahren bei der Bundeswehr erreicht habe. Und ich bin mir bewusst, dass das keine Selbstverständlichkeit war.“ Männer können nachtragend sein, wenn sie sich in Karriere fragen übergangen fühlen. Franke hat das selbst erlebt und auch öffentlich angesprochen. „Mobbing, Benachteiligungen und der QuotenVorwurf“, zählt sie auf. „Man braucht manch mal ein dickes Fell und darf nicht aufstecken.“ Dennoch war ihr die Beförderung zur Generalstabsärztin im Herbst 2013 nicht übertrieben wichtig, sagt sie. Die Frau als General. „Ich würde es gar nicht mer ken, wenn mich nicht ständig einer fragen würde. Ich mache einfach meine Arbeit, so gut ich kann.“ Das könnte man für Koketterie halten. Aber die ver trägt sich nicht mit dem unprä tentiösen Wesen von Franke. Das bedeutet keineswegs, dass die 61Jährige unmilitärisch Von der Volkspolizei zur Bundeswehr Generalstabsarzt Erika Franke, Jahrgang 1954, studiert in den 1970er Jahren Humanmedizin im damaligen Ost-Berlin, ist anschließend im Krankenhaus der Volkspolizei tätig. Auf die Anerkennung zur Fachärztin für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie 1985 folgt ein Jahr später die Promotion. Im Jahre 1990 wird das Krankenhaus von der Bundeswehr übernommen – Franke wird Oberfeldarzt im Sanitätsdienst. Bis 2001 ist sie zweimal im Auslandseinsatz auf dem Balkan. Nach verschiedenen Führungsverwendungen, unter anderem am Sanitätsamt der Bundeswehr und im Einsatzführungskommando, wird Franke im Juli 2013 Kommandeurin der Sanitätsakademie der Bundeswehr. wirkt. „Militärische Hierarchie ist wichtig. Und natürlich fühlt es sich gut an, in eine Position auf zusteigen, in der man den Dingen eine Richtung geben kann“, fügt sie hinzu. „Aber als Erstes schaue ich den Leuten immer noch ins Gesicht. Nicht auf die Schulter.“ Die Zeit als Chefärztin des Ulmer Bundeswehrkrankenhaus hat sie als fachlich spannendste Phase in Erinnerung. „Da sein, wo die Wertschöpfung passiert. Mit vielen hervorragenden Kli nikern.“ Sie schwärmt auch von „ihren Leuten“ und der praxis orientierten Ausbildung an der Akademie. Bei allen Herausfor derungen – sie hinterlässt ihrer Nachfolgerin ein gut bestelltes Feld. Das ist deutlich herauszuhö „Ich mache einfach meine Arbeit, so gut ich kann.“ ren. Und es erklärt auch, warum vor ihrem Abschied die Floskel vom lachenden und weinenden Auge passend wäre. „Meine Kameraden und Mitarbeiter wer den mir fehlen. Die Menschen und auch die Arbeit – klar“, sagt Franke geradeheraus. „Aber ich freue mich auf die Familie zu Hause. Meinen Mann, die Kin der und die fünf Enkel. Berlin und den Garten.“ Nach so vie len Jahren unterwegs sei sie froh, dafür nun mehr Zeit zu haben. „Die Bundeswehr, die Kamera den und Kollegen sind ja nicht aus der Welt. Der Kontakt wird eng bleiben.“ Die Frau mit der Robotervision München. R2D2 und C3PO aus der StarWarsSaga sind mehr als nur Roboter. Sie sind auch treue Gefährten von Luke Skywal ker und sie haben Verena Nitsch schon als Kind fasziniert. „Ich war begeistert von solchen sozi alen ScienceFictionRobotern“, sagt die Juniorprofessorin an der Universität der Bundeswehr in München. „Aber gleichzeitig war ich auch enttäuscht, dass es sie noch nicht gab.“ Die 33jährige Wissenschaft lerin tut alles dafür, dass sich das ändert. Sie forscht an Maschinen, die mit Menschen kommunizieren können. „Soziale Intelligenz war lange kein Thema“, so Nitsch. Im Vordergrund standen die moto rischen und sensorischen Fähig Foto: Bundeswehr/Tom Twardy Verena Nitsch ist Juniorprofessorin für Kognitive Ergonomie an der Universität der Bundeswehr München. keiten. Die akademische Kar riere von Verena Nitsch steht auch für eine Trendwende in der Roboterforschung insgesamt: Sie ist Psychologin und Ingenieurin. Sie möchte, dass menschenähn liche Roboter nicht nur laufen und den Kopf drehen können, sondern eines Tages Gesichts ausdrücke lesen und sozial intera gieren können – als Betreuer für alte Menschen etwa oder Spiel gefährten für Kinder. Deshalb hat sie sich 2008 an der Universität der Bundeswehr beworben. „Zu der Zeit hat keine andere Universität mir die Mög lichkeit geboten, in der Kombina tion Psychologie und Ingenieurs wissenschaft zu promovieren“, sagt sie. Erst seit in den vergange nen Jahren immer mehr interdis ziplinär an Robotern gearbeitet wird, kommt die Entwicklung sozialer Intelligenz voran. Ihre große Liebe bleibt die soziale Intelligenz – die Interaktion von Mensch und Maschine. (sim) Mit wem würden Sie gern einen Monat lang tauschen? Ban Kimoon, um einen sicherlich einzigartigen Einblick in die Weltpolitik zu erhalten. Welche lebende Person bewundern Sie am meisten?. Die ehemalige USAstronautin und MultiTalent Shannon Lucid. Sie ist nicht nur eine hervorragende Wissenschaftlerin, sie brach als Pilotin und Astronautin viele Rekorde und koordinierte viele erfolg reiche Forschungsprojekte der NASA. Welches Lied singen oder hören Sie gern? Ich singe jedes Lied nach, das ich irgendwo aufschnappe. Zum Leidwesen meiner Freunde und Kollegen. Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen? Hilferufe meiner Studenten vor der Prüfungszeit und meiner Doktoranden vor ihrer Verteidigung. Wie lautet Ihr Lebensmotto? Die Zukunft gehört denen, die die Möglichkeiten erkennen, bevor sie offensichtlich werden. 12 aktuell VERMISCHTES 17. Mai 2016 Thielemann, Christian: Carl Maria von Weber, Der Freischütz, 1 Blu-Ray, C Major. Wir verlosen eine Blu-Ray. Einfach eine E-Mail mit „Freischütz“ senden an: [email protected] 016 19/2 Foto: Thomas Bruns Vom Publikum schon lang erwartet „Der Freischütz“, ein echter musikalischer Höhepunkt jetzt auf BluRay. Immerhin ist Carl Maria von Weber selbst für ein Jahrzehnt Hofkapellmeister in Dresden gewesen und sein Nachfolger, der gefeierte Romantik-Spezialist Christian Thielemann, sollte dem Werk eine Sternstunde bescheren. Mit der Uraufführung 1821 entpuppte sich die Oper als Sensation, ihre Melodien waren bald sprichwörtlich in aller Munde. Und die Geschichte um die Teufelsbeschwörung in der Wolfsschlucht ließ das Publikum erschaudern. Der Freischütz gilt seither als erste deutsche Nationaloper. In der neuen Dresdner Produktion glänzen Sänger und Regie gleichermaßen, während im Orchestergraben wahre Zauber beschworen werden – eine eindrucksvolle Darbietung, die die Geschichte teuflisch gut zum Leben erweckt. (am) Foto: Deutsches Historisches Museum (4) Hier geht es mit dem Teufel zu Was kleben bleibt Die Ausstellung „Angezettelt“ widmet sich rassistischen Klebezetteln von 1880 bis heute. Von Antje Laenen Berlin. „Refugees welcome“ – Aufkleber mit solchen oder ähnlichen Botschaften verzieren Städte. Aber es gibt auch Klebezettel, die eine gegenteilige Meinung verbreiten wollen. Die Ausstellung „Angezettelt. Antisemitische und rassistische Aufkleber von 1880 bis heute.“ zeigt, dass besagte Zettel auch bei den Nationalsozialisten oft und gern eingesetzt beziehungsweise verklebt wurden. Neben mehreren Hundert verschiedenen Klebe zetteln zeigt die unterschiedlich verzierten Aufkleber gesammelt und getauscht. Gegen das polarisierte Weltbild haben sich aber auch Gegenbewegungen mit Zetteln gewehrt. Oder mit Spachtel und Lösungsmittel. So zum Beispiel die politische Aktivistin Irmela MensahSchramm, die seit 30 Jahren antisemitische und rassistische Klebezettel, die ihr unterkommen, entfernt und archiviert. Das Museum hat mit ihr zusammengearbeitet, und zeigt sie mit ihren Materialien im Portrait. Neben großen und kleinen Aufklebern sind zudem Papierhandtuchspender ausgestellt, auf denen das Geklebte authentisch in natura zu sehen ist. Weil Aufkleber, ähnlich wie Briefmarken, anfangs noch mit Spucke angefeuchtet wurden, sind sie auch gern als Spuckies oder Spuckzettel bezeichnet worden. Meistens verweisen die Botschaften auf der Rückseite der Zettel nicht namentlich auf einen Verfasser. Unter dem Deckmantel der Anonymität fällt die Meinungsäußerung, welcher Natur auch immer, oft leichter. Neben der eindeutigen Intention gibt es aber auch Aufkleber, die durch Internetadresse oder Gruppierungsnamen auf die Herkunft hinweisen. Der Berliner Wolfgang Haney verfügt über eine einzigartige Spezialsammlung, die neben geld- und zeitgeschichtlicher Materialen auch viele Klebezettel aus der NS-Zeit beinhaltet. Seine umfangreiche Sammlung stellte der Berliner der Wanderausstellung zur Verfügung. SUDOKU Vi el G Senden Sie die vier Lösungszahlen, lück die sich aus den farbigen Feldern ! ergeben, per E-Mail mit dem Betreff „Sudoku 19/2016” und Ihrer Postanschrift an: [email protected] Einsendeschluss: Sonntag dieser Woche Zu gewinnen: APC Mobile Power Bank 10 000 mAh Dieser externe Zusatzakku für Smartphones und Tablet-PCs bietet bis zu vier Ladevorgänge für unterwegs. Lösung 17/2016: 9 3 3 4 Gewonnen hat: Veikko Beer Spielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen. Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt. Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
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