Eine technische Haut als Basis für ein Händedesinfektionsmodell

Eine technische Haut als Basis für ein Händedesinfektionsmodell
A. Hofmann1, A. Gerhardts2, I. Rapp1, D. Höfer2
1Labor
Dr. Merk & Kollegen GmbH
2Hohenstein
Institut für Textilinnovation gGmbH
Einleitung: Die Wirksamkeit von Händedesinfektionsmitteln gegen Viren ist ein wichtiger Baustein in der Prophylaxe von Virusinfektionen in
medizinischen Einrichtungen. Deshalb sind standardisierte Untersuchungen von Desinfektionsmitteln und eine quantitative Bestimmung der Fähigkeit
virale Erreger abzutöten (Viruzidie) unerlässlich. Im quantitativen Suspensionstest wird eine Suspension aus ausgewählten Testviren mit einer
bestimmten Menge an flüssigem Desinfektionsmittel vermischt und anschließend auf restliche infektiöse Viren untersucht. Da im Suspensionstest reale
Bedingungen nicht widergespiegelt werden, ist eine Entwicklung praxisnaher Methoden erforderlich.
Material und Methoden: Die Durchführung
der Methoden Quantitativer Suspensionstest und
Händedesinfektionsmodell (Abb.1; Abb.2) erfolgte
mit 2 VAH-gelisteten Händedesinfektionsmitteln
HD 1: Povidon-Iod, Ethanol, 2-Propanol
HD 2: Ethanol, 1-Propanol
in 2 unabhängigen Testansätzen mit dem Murinen
Norovirus (MNV) und dem Adenovirus (AV). Für die
Methodik Händedesinfektionsmodell kam die eigens
entwickelte Apparatur (Abb.3) und die vom
Hohenstein Institut entwickelte technische Haut
(Abb.4) zur Anwendung.
Abb.1: Methodik: Quantitativer Suspensionstest
Vereinfachte Darstellung
(DVV Leitlinie: Bundesgesundheitsbl. 2015.58: 493-504)
Abb.2: Methodik: Händedesinfektionsmodell
Vereinfachte Darstellung
Abb.3: Von Labor Dr. Merk entwickelter Prototyp
für die standardisierte HändedesinfektionsmittelPrüfung
Abb.5: Ergebnisse zur Inaktivierung von MNV mit HD 1 + 2
Abb.4: Technische Haut mit vergleichbaren
Oberflächeneigenschaften der Humanhaut
Ergebnisse:
Die in Leitlinien und Normen geforderte Reduktion der Virustiter um mindestens 4 log10 Stufen
konnte in den praxisnahen Versuchen im Gegensatz zu den Suspensionsversuchen nur in 1
Fall gezeigt werden (Abb. 5 oben).
Zur Erreichung der geforderten Viruzidie sind in den praxisnahen Versuchen größere
Desinfektionsmittelmengen erforderlich (Abb. 5 oben). Erst ab 50 µl HD wurden ausreichende
Titerreduktionen erreicht, dies würde 9 ml Desinfektionsmittel zur Händedesinfektion
entsprechen (Empfehlung der Hersteller: 3 ml).
Abb.6: Ergebnisse zur Inaktivierung von AV mit HD 1 + 2
Die im Händedesinfektionsmodell nicht erreichte Viruzidie in 3 von 4 Fällen (Abb. 5 unten;
Abb. 6) zeigt die Notwendigkeit einer standardisierten praxisnahen Methodik.
Fazit:
Der standardisierte Händedesinfektionstest mit technischer Haut bietet die Möglichkeit zur praxisnahen Untersuchung mit human-pathogenen Viren.
Vorteile dieser Methodik sind die Berücksichtigung von Reibungseinflüssen und Desinfektionsmittel-Volumina. Zytotoxische Effekte, die
Suspensionstests negativ beeinträchtigen, treten nicht auf. In größeren Versuchsserien können Desinfektionsmittel praxisnah getestet werden, so dass
die Anzahl der Untersuchung an Probanden deutlich reduziert werden kann.
Labor Dr. Merk & Kollegen GmbH
Beim Braunland 1
88416 Ochsenhausen
Email: [email protected]