Folie »Angenehme Innere-Kind-Zustände« • Säuglingszeit − Bäder mit Badezusätzen, Aromaölen, nicht selten auch mit Babyölen − Massagen − Kakao • Kleinkindzeit − Betrachten schöner Bilder − Erkunden der Natur; achtsames oder auch staunendes Sehen oder Lauschen − Essen wie Reibekuchen, Apfelmus, Grießbrei, Schokolade − Kassetten und CDs mit Kinderliedern − Fernsehen mit den Teletubbies − Schokolade • Alter: 3 bis 6 − Erkunden der Natur − Motorik mit Rennen, Tanzen, Ballspielen, Federball, Frisbee, Schwimmen, jede Art von Sport − Märchen, Kindergeschichten, Kassetten und CDs mit Bibi Blocksberg, Benjamin Blümchen − Kindersendungen im Fernsehen, Sendungen mit der Maus, Käpt’n Blaubär, Augsburger Puppenkiste − Kinderbücher • Alter: 3 bis 11 − Sport, Kameradschaft, Vereinsleben − Hamburger, Spaghetti mit Tomatensoße, Pommes – im Prinzip alle Nahrungsmittel, die frei sind von Vitaminen, Mineralien, Ballaststoffen und was sonst beim Essen noch stört − Kinderkassetten und CDs wie TKKG, Die drei Fragezeichen − Kinderbücher von Astrid Lindgren und Janosch − alle Fernsehsendungen unter 12 FSK, z. B. Alf − Bundesliga, Autorennen, Sportsendungen • Jugendlichenalter − Kleidung, Shoppen − Kosmetik − Sport, Leistungssport − Nahrung der gesamten verfügbaren Palette von radikal-veganisch bis Delfin-Steak und Dackel-Gulasch − Musik zwischen Rammstein und Heino, zwischen Hildegard von Bingen und Penderecki aus: Herbold/Sachsse: Das so genannte Innere Kind, 2. Aufl. 2012 Schattauer GmbH, Verlag für Medizin und Naturwissenschaften, Stuttgart Arbeitsblatt 2-1 (1/5) Innere-Kind-Arbeit, was ist das? Dem »Inneren Kind« liegt die Annahme zugrunde, dass bestimmte emotionale Reaktionen in der Gegenwart eine Wiederbelebung der Vergangenheit darstellen. Gespeicherte Kindheitsempfindungen können durch die alltäglichsten Situationen wieder heraufbeschworen werden und in ihrer Ursprünglichkeit durchlebt werden, ähnlich wie Erinnerungen an traumatisches Erleben im Alltag immer wieder wachgerufen werden können. Man erkennt solche »Kind-Zustände« daran, dass man sich nicht mehr erwachsen, sondern jünger, nämlich wie ein Kind, eine Jugendliche oder eine jüngere Erwachsene wahrnimmt, und dass man scheinbar nur noch aus diesem Zustandsgefühl heraus handeln kann. Über die Vorstellung eines »Inneren Kindes« personifizieren wir solche Regressionen, damit man diese Erlebenszustände wie ein selbstständiges Gegenüber behandeln kann. Die Vorstellung eines »Inneren Kindes« kann helfen, emotionale Zustände besser zu verstehen, sie zuzuordnen und dieser Zuordnung entsprechend sinnvoll handeln zu können. Außerdem hilft sie, wieder in Kontakt mit wichtigen kindlichen Fertigkeiten zu kommen, für die uns als Erwachsene oft der Blick und der Zugang verloren gegangen sind. Gibt es keine grundsätzlich gute Verbindung zwischen dem Erwachsenen und dem »Inneren Kind«, weil Bedürfnisse, Gefühle, Verlet- zungen und Ängste, die aus früheren Erfahrungen resultieren, ignoriert und negativ bewertet werden, dann entstehen in uns Gefühle von Zurückgewiesensein und Verlassenheit. Dadurch kommt folgende innere Reaktionskette in Gang: Die ignorierten Gefühle werden stärker, daraus entsteht mehr Angst und irgendwann setzen kindtypische Bewältigungsmechanismen ein, nämlich sich beschämt zu fühlen, die Schuld bei sich zu suchen, sich als schlecht, falsch, nicht liebenswert und unzulänglich anzuklagen. Auch Trotz, Wutausbrüche und impulsives Handeln gehören dazu. Die künstliche Teilung in »Erwachsenen-Ich« und »Kind-Ich« hilft Nähe und Distanz zu schwierigen Inhalten und vor allem zu schwierigen Gefühlen besser zu steuern, immer unter Beibehaltung der Erwachsenenperspektive. Dies ist wichtig, da das Sprechen über traumatische Kindheitserlebnisse fast automatisch zu einem spontanen Rückfall in einen Kind-Zustand führt, wenn keine Trennung zwischen »früher und dort« einerseits und »hier und jetzt« andererseits gelingt. Im Hier und Jetzt zum traumatisierten Kind zu werden, dem nur noch seine Kindheitsressourcen zur Verfügung stehen, schränkt die Möglichkeit der kontrollierten Trauma-Verarbeitung extrem ein und birgt die Gefahr einer Re-Traumatisierung und Bestätigung der alten Erlebnisverarbeitung. aus: Herbold/Sachsse: Das so genannte Innere Kind, 2. Aufl. 2012 Schattauer GmbH, Verlag für Medizin und Naturwissenschaften, Stuttgart Arbeitsblatt 2-1 (2/5) Bei der Suche nach dem »Inneren Kind« ist es nötig und heilsam, Erinnerungsbilder aus der Kindheit wachzurufen, um wieder entdecken zu können, was für ein Kind früher einmal da war. Dabei können folgende Fragen helfen: • Was sind die frühesten guten Erinnerungen, die ich von mir selbst habe? • Was habe ich als Kind oder Jugendliche besonders gern gemocht? • Wann war ich besonders glücklich und richtig stolz auf mich? • Gab es Menschen, mit denen ich mich wohlfühlte? • An welchen Orten fühlte ich mich als Kind wohl? • Bei welcher Tätigkeit habe ich mich wohlgefühlt? Eigenes: aus: Herbold/Sachsse: Das so genannte Innere Kind, 2. Aufl. 2012 Schattauer GmbH, Verlag für Medizin und Naturwissenschaften, Stuttgart Arbeitsblatt 2-1 (3/5) Wer anfangs zu den guten Kind-Zuständen der Vergangenheit keinen Zugang findet, kann auch ganz neu anfangen und darüber nachdenken, was sie oder er sich wünschen würde, wenn die eigene Kindheit heute erst beginnen würde. Wichtig ist, die Fähigkeiten und Eigenschaften des »Inneren Kindes« zunächst kennen zu lernen, ohne sie gleich zu bewerten und zu beurteilen. Wichtig ist auch, sich zunächst einmal mit dem ressourcenvollen Kind zu beschäftigen, bevor der Zugang zum traumatisierten, verzweifelten, depressiven Kind gesucht wird. Das kann in Form eines so genannten »Spiegelbriefes« geschehen. Dabei schreibt die liebevolle Erwachsene dem Inneren Kind, welche Wesenszüge und Fähigkeiten es hat, und betont jeweils ausdrücklich, warum sie diese oder jene Eigenschaft als wertvoll erlebt. Gerade für traumatisierte Menschen ist es wichtig, wieder vermehrt angenehme Innere-Kind-Zustände zu erleben. Diese lassen sich u. a. herstellen, indem man in seinem Alltag Zeit für »kindliche« Bedürfnisbefriedigung einbaut. Konkret heißt das, regelmäßig, am besten täglich, ritualisiert etwas Kindgerechtes für sich zu tun. Wichtig ist hierbei, die unterschiedlichen Bedürfnisse unterschiedlicher Alterszustände zu berücksichtigen. Ein kleines Kind braucht natürlich etwas ganz anderes als eine Jugendliche oder junge Erwachsene. Eine Orientierung, was für unterschiedliche Alterszustände angenehm sein könnte, bietet die folgende Auflistung. Wichtig ist, sich dabei zu verdeutlichen, dass Bedürfnisse immer individuell und daher auch ganz unterschiedlich sind, es gibt da kein Richtig oder Falsch. Säuglingszeit: Körperpflege, Kontakt, Nähren Massage, Aromaöle, Badezusätze, Wellness-Angebote, Schaukelstuhl, wiegende Bewegungen, Gehaltenwerden, Hängematte, Wärmflasche, warme Milch mit Honig, Kakao etc. Eigenes: aus: Herbold/Sachsse: Das so genannte Innere Kind, 2. Aufl. 2012 Schattauer GmbH, Verlag für Medizin und Naturwissenschaften, Stuttgart Arbeitsblatt 2-1 (4/5) Kleinkinderzeit: Erkunden und Geborgenheit Betrachten schöner Bilder, Erkunden der Natur durch Begreifen mit den Händen, achtsames Tasten und Erfühlen oder auch staunendes Sehen oder Lauschen, Balance herstellen, Kinderlieder, Schokolade. Eigenes: Alter 3 bis 6: Erobern und sich bewegen Erkunden der Natur, Bewegung aller Art wie Klettern, Rennen, Ballspielen, Schaukeln, einfaches Basteln und Bauen, Malen, Geschichtenhören und -erzählen, Rollenspiele, Puppen, Märchen, CDs wie Benjamin Blümchen, Pu der Bär usw. Eigenes: Alter 6 bis 11: Bewegung, Freundschaft, Wissen Komplexere Motorik und Gestalten z. B. Lego®, Fischertechnik®, Modellbau, Töpfern, Weben, Sport im Fernsehen oder im Verein, Fahrradfahren, Inlineskating, Schwimmen, Sach- und Abenteuerbücher von Astrid Lindgren bis »Die Pharaonen«, Experimente, ungesundes Essen wie Spaghetti, Pommes frites, Pizza. Eigenes: aus: Herbold/Sachsse: Das so genannte Innere Kind, 2. Aufl. 2012 Schattauer GmbH, Verlag für Medizin und Naturwissenschaften, Stuttgart Arbeitsblatt 2-1 (5/5) Jugendliche: Alles, was mit »seinen eigenen Stil finden«, auf eigenen Füßen stehen, eigener Ordnung und manchmal auch Rebellion und Extremen zu tun hat Ganz eigene Ernährungsgewohnheiten, Kleidung, Haare, Shoppen, Kosmetik, Clique, Beziehungen, stundenlanges Telefonieren, Musik von Klassik bis Punk hören und auch selbst machen, sich durch Tanz, Theater, soziales Engagement und politische Extreme ausdrücken. Eigenes: Die innere Verbindung zwischen dem »Erwachsenen« und dem »Inneren Kind« wird außerdem durch einen regelmäßigen inneren Dialog vertieft und gefestigt. Folgende Fragen können helfen, im Alltag in liebevoller Verbundenheit mit dem Kind zu stehen: • Wie geht es dir im Augenblick? • Was möchtest du jetzt? • Wie möchtest du den heutigen Tag verbringen? • Was wünschst du dir von mir? • Gibt es etwas, was du mir sagen möchtest? • Was wolltest du schon immer tun, hast es aber nie getan? Eigenes: aus: Herbold/Sachsse: Das so genannte Innere Kind, 2. Aufl. 2012 Schattauer GmbH, Verlag für Medizin und Naturwissenschaften, Stuttgart Arbeitsblatt 2-2 Übungen zur Innere-Kind-Arbeit • Bitte rufen Sie sich das Kind, das Sie waren, in Erinnerung. Wie sahen Sie aus, was trugen Sie gerne? Welche war Ihre Lieblingsfarbe? Was haben Sie gerne gegessen? • Vergegenwärtigen Sie sich eine Situation aus Ihrer Kindheit, in der Sie sich besonders wohlgefühlt haben. Gab es Menschen, mit denen Sie als Kind gerne zusammen waren? An welchen Orten fühlten Sie sich wohl? Bei welcher Tätigkeit erlebten Sie sich als Kind kompetent, lustvoll, spontan, albern oder neugierig? • Versuchen Sie sich diese Situation mit allen Ihren Sinnen in Erinnerung zu rufen und beschreiben Sie diese so detailliert wie möglich. • Finden Sie ein Symbol oder stellen Sie sich das Kind, das Sie waren, bildlich vor und geben Sie ihm einen Platz im Raum, wo es gut aufgehoben ist und Sie mit ihm in einen Dialog treten können. • Bitten Sie imaginär das Kind, die Situation noch einmal aus seiner Sicht zu erzählen und horchen Sie, was es Ihnen antwortet. • Fragen Sie das Kind, was ihm besonders gefällt an der Situation, und fragen Sie, was es in dieser Situation noch hätte gebrauchen können oder sich gewünscht hätte. • Erzählen Sie ihm, was Sie an der Situation besonders mögen und was Sie am Kind in dieser Situation schätzen und gut finden. • Wenn es Ihnen möglich ist, geben Sie imaginativ dem Kind das, was es sich noch gewünscht hätte, und spüren Sie nach, wie sich das anfühlt. • Fragen Sie das Kind, ob es für den heutigen Tag Wünsche hat und vereinbaren Sie, diese zu berücksichtigen. aus: Herbold/Sachsse: Das so genannte Innere Kind, 2. Aufl. 2012 Schattauer GmbH, Verlag für Medizin und Naturwissenschaften, Stuttgart Arbeitsblatt 2-3 Wochenplan 1 Was habe ich heute getan, um einen angenehmen »Inneren-Kind-Zustand« bei mir zu bewirken? Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag aus: Herbold/Sachsse: Das so genannte Innere Kind, 2. Aufl. 2012 Schattauer GmbH, Verlag für Medizin und Naturwissenschaften, Stuttgart Wochenplan 2 Arbeitsblatt 2-4 Ich befand mich heute in folgendem unangenehmem »Inneren-Kind-Zustand«: Um einen angenehmen »Inneren-Kind-Zustand« bei mir zu bewirken, habe ich dies getan: Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag aus: Herbold/Sachsse: Das so genannte Innere Kind, 2. Aufl. 2012 Schattauer GmbH, Verlag für Medizin und Naturwissenschaften, Stuttgart Arbeitsblatt 3-1 Wochenplan 3 Was habe ich heute getan, um einen angenehmen inneren Zustand in mir zu bewirken? Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag aus: Herbold/Sachsse: Das so genannte Innere Kind, 2. Aufl. 2012 Schattauer GmbH, Verlag für Medizin und Naturwissenschaften, Stuttgart Wochenplan 4 Arbeitsblatt 3-2 Ich befand mich heute in folgendem unangenehmen inneren Zustand: Um einen angenehmen inneren Zustand bei mir zu bewirken, habe ich dies getan: Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag aus: Herbold/Sachsse: Das so genannte Innere Kind, 2. Aufl. 2012 Schattauer GmbH, Verlag für Medizin und Naturwissenschaften, Stuttgart
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