Katalog 28 - Antiquariat Mantler

Katalog 28
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Antiquariat
Wolfgang Mantler
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Abbildung aum Umschlag aus Nr. 12, Grünpeck
(1) Hl. Hieronymus. Annotationes in Danielem. Einzelblatt (aus Buch VII) einer lateinischen
Pergamenthandschrift. [Deutschland, XI. Jh.]. 28 Zeilen in karolingischer Minuskel, rubriziert. 4to
(Blattgr.: 22,6 x 16 cm).
2 500,Kommentar des Hl. Hieronymus zum Buch Daniel. Die Kapitel 7 bis 11 gehören zur apokalyptischen
Literatur des Judentums, sie enthalten u. a. umfangreiche Zahlenmystik, Symbolbilder und
Metaphern, die auf die geglaubte Endzeit gerichtet sind. Kapitel Sieben enthält die Vision vom
Aufstieg und Fall der vier Weltreiche und vom Endgericht Gottes.
Durch die Verwendung der arabischen Ziffer „7“ in der Überschrift auch paläographisch interessantes
Blatt. Bislang galt eine Salzburger Handschrift aus dem Jahr 1143 (Cod. 275 der ÖNB) als frühestes
Beispiel für die Verwendung arabischer Ziffern im mitteleuropäischen, katholisch geprägten Raum
(vgl. W. Beinert, Typenlexikon.de (online)).
(2) Anselm von Canterbury. Oratio ad Sanctam Mariam Magdalenam. Einzelblatt aus einer
lateinischen Pergamenthandschrift. [Österreichisch- süddeutscher Raum, drittes Viertel des XII. Jh.].
19 Zeilen in spätromanischer Minuskel. In brauner und roter Tinte, mit einer großen Initiale in Rot.
Klein-4to. (Blattgr.: 19,5 x 14,6 cm).
3 000,Enthält die ersten 1½ SS. der Oratio ad Sanctam Mariam Magdalenam (Oratio XVI) sowie davor 7½
Zeilen, vermutlich aus der Oratio ad Sanctum Bendedictum (Oratio XV). Diese nur wenige Jahrzehnte
nach dem Tode des „Vaters der Scholastik“, Anselm von Canterbury (1033-1109), entstandene
Handschrift ist ein interessanter Beleg für die rasche Verbreitung seiner Werke.
Oberer Rand mit Vermerk des XIX. Jahrhunderts: „Cantuarium Anselmi 1162-70“. Untere Ecke etwas
angestaubt und knittrig.
(3) Decretale sacrae. Einzelblatt aus einer lateinischen Handschrift auf Pergament. [Norditialien
(Bologna ?), XIII. Jh.]. Zwei Spalten, 69 Zeilen in südländischer Rotunda. In dunkelbrauner und roter
Tinte geschrieben, mit zehn dreizeiligen Initialen in Rot und Blau mit reicher Binnenzeichnung und
Ranken. Folio (Blattgr.: 42 x 25 cm).
850,Dekretale sind zunächst Papstbriefe aus altkirchlicher Zeit, die das im Kirchenstaat gültige Recht
umfassen. Im Mittelalter gab es jahrhundertelang kein einheitlich kodifiziertes kirchliches Rechtsbuch;
daher beruhten Beschlüsse auf den Entscheidungen von Konzilen oder auf Einzelentscheidungen von
Päpsten und Bischöfen, was zu uneinheitlichen und sich teilweise widersprechenden Entscheidungen
führte. Diese Widersprüche sollten in der Folge mit weiteren päpstlichen Dekretalen aufgelöst
werden. Um die rechtliche Entwicklung zu dokumentieren, begann man mit der Anlage privater
Rechtssammlungen. Die wichtigste und erfolgreichste derartige Rechtssammlung ist das um 1140
angefertigte sog. Decretum Gratiani. Im 13. Jahrhundert fanden Rechtssammlungen weitere
Verbreitung: zwischen 1191 und 1226 entstanden fünf sogenannte compilationes, die als Quinque
Compilationes Antiquae bezeichnet werden. Der Kanonist Tankred fertigte auf Veranlassung von Papst
Lucius III. die 1226 veröffentlichte Compilatio quinta an. Ihre Ordnung in fünf Bücher lieferte das
Beispiel für alle spätere Sammlungen. Als weitere Sammlungen sind zu nennen die von den
Zeitgenossen so genannten Decretales Gregorii IX, die Dekretalen des Papstes Gregor IX.von 1234, auch
Liber Extra genannt, und das Liber Sextus des Papstes Bonifaz VIII. von 1298. Die beiden sehr
umfangreichen Sammlungen beanspruchten exklusive Gültigkeit: ältere, nicht darin aufgenomme
Dekretalen verloren ihre Rechtskraft. Der Liber Extra und der Liber Sextus wurden durch weitere
Dekretalen abgerundet, namentlich die Clementinen von Clemens V. (1317) und die Extravagantes
Johannis XXII (1325-1327).
Oberer Rand mit Vermerk des XIX. Jahrhunderts: „Decretale sac. 1228-1230“. Kleiner Pergamentdefekt
im unteren Rand.
2, Anselm von Canterbury
6, Biblia latina
(4) Commentarius in sacra scriptura. Einzelblatt aus einer lateinischen Handschrift auf Pergament.
[Deutschland, XIV. Jh.]. 38 Zeilen in frühgotischer Minuskel, rubriziert. Folio (Blattgr.: 32,7 x 24 cm).
500,Vorliegt das Bl. 72 aus einer leider nicht näher bestimmbaren Handschrift eines unbekannten
Verfassers.
Im oberen Rand ein Vermerk des XIX. Jahrhunderts: „Commentar. in sacr. script. 1364“. Etwas
angestaubt, ein kleiner Pergamentdefekt (Loch) im weißen Rand.
(5) Annotationes et tractatus de Deo. Einzelblatt aus einer lateinischen Handschrift auf Pergament.
[Italien, XIV. Jh.]. Zwei Spalten, 58 Zeilen in gotischer Buchkursive mit tironischen Noten. Hervorhebungen in Rot, Gelb und Blau. Folio (Blattgr.: 27 x 19,3 cm).
650,Aus einer Gebrauchshandschrift mit starken Kürzungen (notis tironibus); der Verfasser ist unbekannt.
Tironische Noten sind ein in der römischen Antike entwickeltes Kurzschriftsystem, die Zeichen
bestehen aus stark reduzierten Kapital- und Kursivbuchstaben.
Im oberen Rand Vermerke des XIX. Jahrhunderts.
Beiliegend: Rituale. Einzelblatt aus einer lateinischen Handschrift auf Pergament. [Ca. 1420]. Folio
(Blattgr.: 35,3 x 24,7 cm). Im oberen Rand Vermerk „Ex claustro Bruck ?“.
(6) Biblia latina - NeuesTestament. Zwei Doppelblätter aus einer lateinischen Bibelhandschrift auf
Pergament. [Deutschland, XIV. Jh.]. Zwei Spalten, 49 Zeilen in gotischer Textura. Initialen in Rot und
Blau, Überschriften und Kapitelnummern in Rot. Groß-folio (Blattgr.: 50,7 x 37,9 cm).
2 500,Enthält einen Teil des Briefes an die Hebräer sowie Teile aus der Apostelgeschichte.
Der Hebräerbrief ist erstmals um 97 n. Chr. bezeugt, Verfasser und Adressaten sind unbekannt. Da
das Schreiben paulinischen Einfluss aufweist - es enthält auch eine Erwähnung von Timotheus im
Vers 13,23 - wird vermutet, es stammt, wenn nicht von Paulus selbst, so doch von einem Mitarbeiter
des Paulus, etwa von Barnabas oder Apollos. Auch der Evangelist Lukas wird als möglicher Verfasser
genannt.
Die Apostelgeschichte des Lukas - wobei im eigentlichen Sinne die Taten des heiligen Geistes durch
die Apostel gemeint sind - ist namentlich an einen Theophilus gerichtet, über den nichts aus anderen
Quellen bekannt ist. Er wird mit kratistos angeredet (mächtigster, hochverehrter – eine Anrede zum
Beispiel für Provinzstatthalter). Da Orte in Palästina genau beschrieben sind, während Orte in Italien
nicht näher erläutert werden, kann man annehmen, daß er in Italien gelebt hat. In vielen anderen
Sprachen hat das Buch einen Titel, der sich als Buch der Taten wiedergeben lässt, zum Beispiel auf
Englisch Book of Acts.
Schrift teils etwas berieben, jedoch lesbar. Etwas angestaubt und fleckig. Wenige, z. Tl. alt ausgebesserte Pergamentfehler. Im Ganzen gutes und großformatiges Bibelfragment aus der Sammlung Dr.
Arthur Simony (Stempel).
7, Miniaturen aus einem Kölner Stundenbuch
(7) [Stefan Lochner, Nachfolge - Stundenbuch]. Drei illuminierte Einzelblätter aus einem lateinischen
Stundenbuch auf Jungfernpergament. [Köln, um 1470/1480]. Je 15 Zeilen Text in Schwarzbraun und
Rot. Mit zusammen zwei großen, neunzeiligen Initialen mit Miniaturen, weiteren fünf goldgehöhten
und zahlreichen kleineren in Rot und Blau. Rubriziert. Alle Blätter mit vierseitigen, goldgehöhten
floralen Bordüren. Die Bordüren der beiden Bll. mit den Miniaturen auch mit Früchten und
Goldrispen, eine auch mit verschiedenen Vogeldarstellungen. Blattgr.: 10,5 x 7,7 - 8 cm.
120 000,Bislang unpubliziert. Eine Arbeit von Ines Dickmann über Kölner Buchmalerei, in der auch das
Manuskript aus dem unsere Blätter stammen behandelt wird, ist in Vorbereitung. Vgl. auch
Dickmann, Stefan Lochner - ein Buchmaler zu Köln? (in: Zehnder, Stefan Lochner, Meister zu Köln) S. 109
ff. und Staub-Woelk, Stefan Lochner Gebetbuch 1451.
Die Initale „D“ („Deus in adiutorium meum intende...“) zeigt die Anbetung der Heiligen Drei Könige.
Die sitzende Maria, mit einem blauen Mantel bekleidet, hält das Kind auf ihrem Schoß. Ein älterer,
bärtiger König kniet mit abgenommerner Kopfbedeckung in der linken Bildhälfte vor dem Kind.
Dahinter die beiden anderen Könige stehend mit goldverzierten Mützen und pelzverbrämten
Mänteln. Den Hintergrund bildet der obere Teil des Stalles von Betlehem im fein abgestuften
Abendlicht mit dem Stern am Dachgiebel. Die 3,6 cm hohe Darstellung wird vom orangeroten,
gelbgehöhten Buchstabenkörper eingefasst, dieser wiederum von der goldenen Umrahmung. Die
Farbe der Einfassung findet sich auch in Teilen der Bekleidung der Könige und steht im Kontrast zum
dunklen Blau des Mantels von Maria und des Himmels. Die prachtvolle Goldrispenbordüre mit
verschiedenen Beeren und acht Vogeldarstellungen. Oben knapp an die Bordüre beschnitten.
Die „Anbetung der Hl. Drei Könige“ ist eine der wohl bekanntesten Darstellungen in der christlichen
Kunst und findet sich bereits in römischen Katakomben. Dass dieses Sujet natürlich speziell in Köln
beliebt war, erklärt sich aus dem Umstand, daß die angeblichen Reliquien der Hl. Drei Könige seit
1164 im Kölner Dom verwahrt werden.
Die Initiale „S“ („Salve tremendum caput cuntis potestatibus nostri salvatoris pro nobis spinis
coronatum…“) mit der Darstellung des Schmerzensmannes und der Leidenswerkzeuge zeigt den mit
einem weißen Lendentuch bekleideten Christus mit erhobenen Händen als Halbfigur im Sarkophag
stehend, neben ihm die Lanze. Der Körper ist mit den Spuren der Geißelung übersät, aus der
Lanzenstichwunde fließt Blut. Der in verschiedenen Blautönen gemalte Sarkophag steht auf einer
dunkelgrünen Wiese, der Hintergrund ist vollständig in Gold. Unter den dargestellten
Passionswerkzeugen („Arma Christi“) finden sich die Säule, das Kreuz mit Inschrift, die Kreuznägel
mit Hämmern, der Abendmahlkelch, die Hand aus der Verspottung, die Krone des Herodes, der Hut
des Pilatus, etc. Die Höhe der Darstellung beträgt 3,8 cm. Der Buchstabenkörper in dunklem Blau mit
punkt- und blattförmiger Weißhöhung und goldener Einfassung. Die Bordüre mit symmetrischem
Flechtwerk in Gold und farbigen, ornamentierten Kugeln sowie floralen Elementen. Oben knapp bis
in die Bordüre beschnitten.
Der „Schmerzensmann“ gehört seit dem XIV. Jahrhundert zu den beliebtesten Andachtsbildern, ist
aber in der Buchmalerei eher selten zu finden. Er ist der Bildtypus des „Erlösers“, der als Mensch
starb und mit den Zeichen des Leidens wieder auferstand. Die Miniatur zeigt sehr eindringlich den
leidenden Christus und symbolisiert gleichsam die gesamte Passion.
Das dritte Blatt (ohne Miniatur) mit einer vierzeiligen und einer zweizeiligen Initiale in Gold und
einer stilistisch etwas abweichender floraler Bordüre, diese ebenfalls mit reicher Vergoldung. Im
oberen Rand bis knapp in die Bordüre beschnitten, seitlich etwas fingerfleckig und leicht berieben.
Höchst qualitätvolle und mit spitzem Pinsel feinst ausgeführte Arbeiten im Stil des heute allgemein
Stefan Lochner zugeschriebenen Kölner Gebetbuches von 1451 (Darmstadt, Hess. Landes- und
Hochschulbibliothek, Hs. 70). Die auffallendste Parallele findet sich im Goldrispendekor der
Einfassung. Dieses wird bei Achten-Knaus, Deutsche und niederländische Gebetbuchhandschriften der
Hessischen Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt unter den Nummern 29 und 32 erstmals genau
beschrieben und lokalisiert: „Diese Zierart geht letzten Endes auf die Kölner Werkstatt Stephan
Lochners zurück [...]“. Auch die Behandlung der Buchstabenkörper ist mit dem Kölner Gebetbuch eng
verwandt. Die Farbgebung unserer Miniaturen ist jedoch different: sind es im Kölner Gebetbuch eher
zarte Töne, so finden sich hier kräftigere Farben, die durch die reiche Verwendung des Goldes in ihrer
Leuchtkraft noch verstärkt werden.
„For reasons that have never been satisfactorily explained, German Books of Hours are extremely rare.
The tradition of owning full Latin Psalters survived in Germany right through the Middle Ages, and
little complementary books of private prayers in the German language are very common in the
fifteenth century, but the standard Book of Hours was not popular in medieval Germany, or else
German owners, like Margrave Christoph of Baden or Cardinal Albrecht of Brandenburg, for example
owned Books of Hours which had been made abroad in Rouen or Bruges respectively“ (Sotheby´s, The
Beck Collection of Illuminated Manuscripts, London 1997; Lot 28).
Die Blätter gehörten ursprünglich zu einem in der Martinus Bibliothek in Mainz befindlichen
Manuskript (Hs 8: „Liber precum“; irrig „frühes 15. Jh.“), aus dem sie zu einem nicht mehr
feststellbaren Zeitpunkt entnommen wurden und befanden sich zuletzt in einer deutschen
Privatsammlung.
8, Niavis
(8) Niavis [Schneevogel], Paul. Epistole mediocres. Mit Widmungsbrief des Autors an Andreas
Huber. Köln, per Cunradum kacheloffen, [14]94. Got. Typen, 34 Zeilen, 22 nn. Bll. 4to. Halblederband.
6 500,GW, M26051; Hain-C. *11733; BMC, III, 626; Goff N 26 (nur 2 Expl.); BSB-Ink, N-43; Sack, Freiburg 2521.
Einzige datierte und vermutlich erste Ausgabe.
Der aus Eger in Böhmen stammende Schneevogel „nimmt in der Zahl der deutschen Humanisten des
ausgehenden 15. Jahrhunderts eine nicht unwichtige Stellung ein“. Er studierte zunächst Ingolstadt
(1475), danach in Leipzig (1479-82) und lehrte in Halle, Chemnitz und Leipzig. 1490-97 versah er das
Amt des Stadtschreibers in Zittau, danach wurde er Oberstadtschreiber in Bautzen, wo er vermutlich
1515 verstarb. Seine Schriften sind „großentheils Uebungsbücher für den mündlichen und
schriftlichen Gebrauch der lateinischen Sprache, aber gerade diese besitzen für uns deshalb hohen
Werth, weil sie in ihrem Stoff mit Witz und Laune der Wirklichkeit entnehmen und die Umgebung
der Personen und Zustände in welcher sich der Verfasser befand, in ebenso anziehender als
mannigfach lehrreicher Weise abspiegeln. Seine drei lateinischen Briefsteller z. B. bestehen
ausschließlich aus Briefen, welche wirklich zwischen ihm und seinen Freunden gewechselt worden
sind, und überdies erhöht sich für uns der historische Werth seiner Schriften auch dadurch, daß man
von manchen derselben weiß, daß sie eine ungewöhnlich starke Verbreitung gefunden haben [...]“
(ADB, XXXIII, 567).
Im oberen Rand schmale Nässespur, minimal braunfleckig. Sehr schönes und breitrandiges Exemplar
(teils mit Témoins).
10, Faedem de Landeck
(9) Maximilian I, römisch-deutscher König, ab 1508 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches; „der
letzte Ritter“, (1459 - 1519). Lehensbrief auf Pergament für Lukas von Graben. Innsbruck, 12. Jänner
1507. Mit eigenh. kleinem Handzeichen („per regem per se“) und Kontrasignaturen von Blasius Hölzl
und Jakob Villinger. Quer-folio (24 x 45,5 cm).
2 500,Kaiser Maximilian I. verleiht Lukas von Graben vier Almen in den Kärntner Herrschaften Goldenstein
und Weidenburg, beiderseits der Gail zwischen Kötschach und Hermagor gelegen. Bereits im Jahre
1500 hatte Lukas von Graben Schloß Stein bei Dellach (Drautal) als Lehen von Maximilian erhalten.
Das Geschlecht erlosch 1668.
Faltung geglättet, fachmännisch unterlegte kleine Faltbruchstellen, etwas fleckig. Die Plica
beschnitten, ohne das Siegel. Eine vom Vorbesitzer angefertigte Transkription liegt bei.
Christus teilt sich einem Tiroler mit
(10) (Faedem de Landeck, Christian). Prophecia simplicis Militis ad status ecclesie simplici sed non
imperita distione deprompta. (Basel), [Nikolaus Lamparter], (Mai 1521). 48 nn. Bll. Titelbordüre in
Holzschnitt mit Druckermarke (Urs Graf zugeschrieben) und vier Textholzschnitten (im Stil von
Conrad Schnitt; einer alt koloriert). 4to. Lederband im Stil d. Zt.
4 200,VD 16, F 547; Hieronymus, Oberrheinische Buchillustration II, Nr. 190; OCLC 166112175; zur
Titeleinfassung s. Heitz-Bernoulli Nr. 24b.
Einzige Ausgabe der einzig bekannten Publikation des aus Landeck in Tirol stammenden Verfassers.
Sehr selten: nur vier weitere Exemplare nachweisbar (Augsburg, Basel, München und Zwickau).
„Einziger ermittelter Druck dieser Prophezeiung nach einer Erscheinung durch den sonst
unbekannten Cristianus Fedem de Landeck, Sacerdos ad laudem Christi, immatrikuliert in Freiburg i.
Br. 29. und 30. Januar 1507 zusammen mit einem Paulus Erwalder de Landeck (nach Reg.: aus Tirol).
Ebenso hat sich der Weg des Textes nach Basel nicht erkennen lassen. Der Autor teilt sein Werk, das er
auf eine Revelatio zurückführt, die ihm Christus 1516 gegeben habe (A2 r), und in dem er zunächst
konkret datierte Endprophezeiungen wie auf 1495 und 1500 ablehnt, da nach Christi Worten [...] der
Zeitpunkt des Kommens des Antichrist und des Jüngsten Gerichts unbekannt ist, in drei Teile. Deren
ersten gliedert er mittels drei Quadrigen mit ihren vier Rädern, die jedes einen Propheten oder eine
biblische Prophezeiung bedeuten. Der 2. Teil - Hauptteil - das Rad in der Mitte des Rades, besteht aus
zwölf inneren und zwölf äusseren Radien, Kreissegmmenten (dazu Holzschnitt auf G r). Der Tercius
punctus schliesst mit Exhoratio und, in elegischem Versmass, einer elegica exhoratoria Lamentatio
über Rom, an Leo X., Kaiser Karl, die Böhmen, Tiroler, Venezianer, Schweizer, Franzosen, Antipapst,
Türken, Juden, Antichrist und Gott. In den Glossen werden die biblischen Prophezeiungen u. a. mit
Maximilians Kriegen gegen Franzosen, Schweizer [...] und Venezianer interpretiert. Das Ziel des
Autors, des einfachen Ritters, in dieser frühestens 1519 beendeten Schrift (Karl V.) ist, auch eine
Weltende-Prophezeiung für 1531 abzuweisen und [...] eine Besserung der Moral und Zustände zu
erreichen“ (Hieronymus).
Die von Schmid und Koegler (Beiträge, 1907) Urs Graf zugeschriebene Titelbordüre liegt hier in der
einzig bekannten Verwendung durch Lamparter vor; sie ist 1523 dann in Straßburg bei Zell und 1524
wieder in Basel bei Cratander in Verwendung gewesen. Die Textholzschnitte gehen vermutlich auf
ältere Vorbilder zurück, Hieronymus nennt als frühestes Beispiel eine Augustodunensis-Handschrift
des XII. Jahrhunderts.
Die Nuditäten der Putten in der Titelbordüre ausgekratzt. Vier SS. der Lage G (mit einem Holzschnitt)
etwas flau im Druck. Schönes Exemplar.
„Für die polnische Kultur hochbedeutsam“ (Gruszczyński)
(11) Mymerus, Franciscus. Dictionarius trium linguarum Latine: Teutonice: et Polonice: nunc quarto
plurimis in locis auctus: titulis per seriem alphabeti concinnatus: cum peregrinantibus: tum domi
desidentibus: et quibuslibet tribus linguis loqui cupientibus: non tam vtilis ac necessarius. [Krakau,
Matthias Scharffenberg, nach dem 19. April 1528]. 47 [von 50] num. Bll. (s. u.). 8vo.
(Beigebunden:)
Wokábularz rozmaitych [...] sentencyi [...]. Ein Vocabular mancherley schönen vnnd notwendigen
Sententien, der Polnischen vnd Deutschen Jugent zu nutz zusamen getragen. Thorn, Durch Andreas
Koten, 1603. 120 nn. Bll. (das letzte weiß). Pergamentband d. Zt. aus einer Handschrift des XIV.
Jahrhhunderts mit Fleuroneéinitialen, mit 2 (von 4) Bindebändern.
52 000,I) Vgl.: Estreicher XXII, 635-639, Grzegorczyk, Index lexicorum Poloniae 189, Mayenowa-Otwinowska u.
a., Walka o jezyk w zyciu i literaturze staropolskeej 9, Gruszczyński, Die zwei ältesten gedruckten polnischen
Wörterbücher in einer Faksimileausgabe, Kedelska, Lacinsko-polski slowniki drukowane 62 ff., Trypucko,
Polonica vetera upsaliensia 1777; nicht bei Wierzbowski und im VD 16.
Die vermutlich älteste bekannte Ausgabe des ersten in Polen gedruckten Wörterbuches eines
polnischen Verfassers. Rarissimum: das einzige nachweisbare Exemplar. Weitere Ausgaben
erschienen 1541, 1550, 1555, 1595 sowie im XVII. Jahrhundert. Bei den Ausgaben 1550 und 1555 ist lt.
Gruszczyński die Autornschaft unsicher (vgl. Anm. 23). Ob sich der Titelvermerk „nunc quarto
plurimis in locis auctus“ auf eine verschollene frühere Ausgabe bezieht, muß ungeklärt bleiben.
Bei dem (ebenfalls unvollständigen) Exemplar in Uppsala (Vorlage für das von Gruszczyński
herausgegebene Faksimile) handelt es sich um einen Nachdruck nach unserer Ausgabe. Wie ein
Vergleich unseres Exemplares mit dem von Scharffenberg gedruckten Unikat in Uppsala zeigt, weisen
beide das gleiche Typenmaterial auf. Somit ist auch unser Druck eindeutig Scharffenberg zuzuweisen,
wenngleich in der Literatur gelegentlich Vietor als Drucker für die Ausgabe von 1528 genannt wird.
Die Priorität unseres Drucker erschließt sich primär aus der Tatsache, daß bei uns die Seitenangaben
im Register weitgehend den tatsächlichen Stellen im Buch entsprechen. Nicht so bei dem Exemplar in
Uppsala; hierzu vermututet Gruszczyński: „vielleicht ist ein Teil des Wörterbuches übersetzt worden,
als das Verzeichnis bereits gesetzt war“ (Anm. 21). Tatsächlich entstand dieser Fehler dadurch, daß
Scharffenberg nun eine von 50 auf 48 Blatt reduzierte Ausgabe druckte, das Register aber ohne
Änderung übernahm. Die ökonomisch verständliche Reduzierung der Blattzahl auf 48 für einen
Druck im Oktavformat, (der zweite zu vermutende Grund für die Priorität unseres Exemplares),
geschah durch Erweiterung der Zeilenanzahl. Ab Bl. 9r finden sich in der Neuausgabe meist 30 bzw.
31 statt wie bei uns 29 Textzeilen pro Seite.
Wie ein Vergleich der verschiedenen Übersetzungen und Schreibweisen einzelner Vokabeln bei
Kedelska (SS. 66-67) zeigt, entspricht unser Exemplar keiner der dort vorgestellten Ausgaben von
1528, 1541 bzw. 1550. Als Beispiele seien hier genannt der Tiger (dt. hier: Tygerthyr), lat. Tigris, poln.
hier: Sambr, 1528: Tigriss, 1541: zambr, 1550: zubr; oder auch die Hummel (lat. Fucus), poln. hier Czerw,
1528: Osza, 1541 & 1550: czerw.
Es kommt „durchaus nicht selten vor, daß die einzigen Exemplare wichtiger, für die polnische Kultur
hochbedeutsamer Drucke sich heute nur noch in Schweden befinden. Eines dieser Bücher ist das
lateinisch-deutsch-polnische Wörterbuch Dictionarium trium linguarum...von Franciscus Mymerus aus
dem Jahr 1528. Das einzige Exemplar der ersten Auflage dieses Werkes wird in der Bibliothek der
Universität Uppsala aufbewahrt [...]. Es fehlen die Titelseite und der Anfang des Vorwortes vom
Autor [...]. Man nimmt allgemein an, daß die erste Auflage [...] 1528 veröffentlicht wurde. Diese
Überzeugung gründet sich auf das Datum, das am Schluß des Vorwortes des Autors, nicht aber im
Kolophon angegeben ist, in dem der Drucker lediglich über den Erscheinungsort informiert. Indes
weiß man, daß Vorworte häufig eher, als der Druck erfolgte, geschrieben worden sind [...]. So läßt sich
allenfalls konstatieren, wie es Kedelska tut, daß der Diktionär von Mymerus 1528 oder ein wenig
später erschienen ist. Dem sollte man hinzufügen, daß Mymerus bei der Vorbereitung seines
Wörterbuches zum Druck auf das polnische Material aus dem Diktionär von Murmellius
zurückgegriffen hat [...]. Die auffallendsten Unterschiede zum Diktionär von Murmelius besteht vor
allem darin, daß bei Mymerus die Wörter jeder Sprache in Kolumnen angeordnet sind, darüber
hinaus jegliche grammatikalische und pragmatische Informationen fehlen, auf die Mehrdeutigkeit von
Wörtern nicht hingewiesen wird, von jeder Sprache nur ein Äquivalent angegeben ist [...]. Auch die
Anordnung der Stichwörter innerhalb jeden Kapitels ist anders. Mymerus hat sich hier für die
alphabetische Ordnung entschieden [...]. Insgesamt gibt es ca. 2400 Stichwörter im Diktionär von
Mymerus, d.h. fast doppelt soviele wie die Stichwortkommentare mit polnischen Äquivalenten im
Diktionär von Murmelius [...]. Originell ist vor allem das Kapitel De Coloribus - Von den Farben - O
barwach albo masciach [...], das in keiner von Mymerus´ möglichen Quellen auftaucht [...]“
(Gruszczyński).
Mymerius (1500-1564), stammte aus Löwenberg (Lwówek Slaski) in Schlesien, studierte an der
Krakauer Akademie, war Literat, Übersetzer aus dem Lateinischen und erwarb sich Verdienste als
Philologe unter anderem um das schlesische Polnisch (vgl. Polski Slownik Biograficzny 357 f.).
Aufgrund seiner Verwandtschaft mit der Familie Scharffenberg ließ er seine Werke in deren Offizin
drucken.
Kollation: A-B8, C-D4, E8, F4-1, G-H4, J6-2. Es fehlen Bl. F2 (= S. 34) und die beiden letzten Bll. mit dem
deutschen und dem polnischen Register. (3 SS.). Am fehlenden letzten Bl. befand sich vermutlich auch
der Druckvermerk.- Bl. 7 hier irrig als Bl. 9 bezeichnet, Bl. 32 als Bl. 23, Bl. 36 als Bl. 38 und Bl. 47 als Bl.
34
Durchgehend mit Alters- und Gebrauchsspuren: wasserrandig und in der unteren Ecke fingerfleckig,
mehrere Ein- und tls. unterlegte Ausrisse (ohne Textverlust), ein Bl. mit kleinem Loch (Verlust von ca.
vier Buchstaben), ein Bl. nahezu lose. Ecken teils etwas geknittert, ganz vereinzelt alte Unterstreichungen und Anmerkungen.
II) Estreicher XXXIII, 237; Mayenowa-Otwinowska u. a. 34 f., 9; vgl. Grzegorczyk 1031 (andere
Ausgabe), im VD17 nur eine von Malczowski überarbeitete Ausgabe von 1688.
Spätere, doch offensichtlich sehr seltene Ausgabe des - wie die zahlreichen Drucke im XVI. und XVII.
Jahrhundert zeigen - überaus erfolgreichen Werkes. Kein Exemlar dieser Ausgabe im KVK.
Unsere Ausgabe enthält zunächst einen Wiederabdruck der Vorrede des Königberger Druckers
Johann Daubmann vom 12. November 1566. Möglicherweise war Daubmann selbst der Verfasser,
wobei ihm ein ähnliches Werk von 1539 als Vorlage gedient haben könnte. Der Vorrede folgen
zahlreiche Beispiele von einfachen Sätzen aus dem täglichen Leben, eine kurze Grammatik
(Deklinationen), Musterbriefe (teils dat. 1566 und 1571), Gebete, kirchliche Texte etc., alles in Hinblick
auf den jugendlichen Leser zugeschnitten. Bemerkenswert auch der an die weibliche Leserschaft
gerichtete „außzug von dem Salomon, dienende den jungen Megdlein zu der Polnischen Sprach“ (M7v
f.)
Kollation: A-P8.- Das Bl. C4 irrig als D4, Bl. O3 irrig als N3, Bl. O4 irrig als O3 bezeichnet.
Etwas gebräunt, stockfleckig.
Provenienz: Die Schrift des Mymerus auf Bl. H3v mit einem Vermerk um 1600: „Ego seposo Matthias
malcarik (od. malcavik)“. Weiters ein Besitzvermerk am Titel um 1600: „Ex catalogo librorum Pauli
Nity Wratislaviensis“. Dieser Eintrag am Titel der Vorbindung von anderer (?) Hand abweichend
wiederholt: „Ex libris Pauli Raphäelis Nitsch. Bratislaviensis Viennae Canonici“. Die Vorbindung
weiters mit einem späteren Besitzeintrag des Wiener Kapuzinerkonvents „intra Vrbem“ (Innere Stadt;
1782 säkularisiert).
12, Grünpeck
Prognosticon, in Steyer geschrieben
(12) Grünpeck, Joseph. Prognosticon Doctor Joseps Grunpeck, werdend vom .XXXII. Jar bis auff das
vierzigst. Vom allerloblichsten Kayser Carolo .v. vnd andern sachen. [Leipzig, Valentin Schumann,
1532]. 4 nn. Bll. Titelblatt mt je einem großen Holzschnitt recto und verso. Klein-4to. Umschlag.
2 400,VD 16, ZV 7115; vgl. Zinner 1487-1489 und Czerny, Der Humanist und Historiograph [...] Joseph Grünpeck
(in: Archiv für Österr. Geschichte, LXXIII (1888)), S. 339 (beide nur andere Ausgaben).
Eine von vermutlich fünf deutschsprachigen Ausgaben im Jahr des Erstdruckes; höchst selten: nur
zwei Exemplare nachweisbar (Berlin und Dresden).
„Die gute Absicht, sagt er uns im Eingang, welche er bei seinen Prognostiken verfolgte, als einer
gottseligen Mahnung an alle Stände christlicher Obrigkeit, habe er leider nicht erreicht. Er glaubte, es
werde es werde eine bessere Ordnung guter Sitten daraus erfolgen. Allein es fallen täglich so schwere
Händel vor, dass man eine rechte Weise guter Ordnung und Reformation gar nicht erfinden und
ersinnen könne [...]. Es war nämlich im Jahre 1531 kein Zweifel mehr, dass die im Jahre 1529 von den
Mauern Wiens unverrichteter Dinge abgezogenen Türken bald mit frischer Macht heranziehen und
einen neuen Stoss gegen die Christenmacht versuchen würden. Die verzagenden Gemüther sollten
mit Hoffnungen und Verheissungen aufgerichtet werden. Er geht darin so weit, dass er im Jahre 1536
die zwei allermächtigsten Reiche Rom und Byzanz wieder aufgerichtet erblickt. Im Jahre 1537 werden
Spanien und Portugal ihre Herrschaft über Afrika wieder gewinnen, im Jahre 1538 wird der Tempel
des Herrn und Jerusalem wieder aufgebaut [...]“ (Czerny S. 340 f.).
Grünpeck, um 1473 in Burghausen (Oberbayern) geboren, studierte in Ingolstadt, reiste nach Krakau
und Italien und lehrte 1496 als Professor der Rethorik in Ingolstadt. Im selben Jahr ging er nach
Augsburg, wo er 1497 mit den von ihm unterrichteten Patriziersöhnen ein Huldigungsspiel vor Kaiser
Maximilian I. aufführte. Daraufhin wurde er kaiserlicher Schreiber, Historiograph und 1498 zum
Dichter gekrönt. Er gehörte in Wien zum Celtis-Kreis, und war Verfasser medizinischer, astrologischer
und historischer Werke (Historia Friederici III. et Maximiliani I.). Als Anerkennung für seine Dienste
erhielt er 1518 die sogenannte kaiserliche Hofmühle an der Steyrer Brücke. Er verbrachte die letzten
Jahre bis zu seinem Tode ca. 1532 überwiedend in Steyer, wo er wohl auch dieses Prognosticon
verfasste.
Etwas gebräunt. Im oberen Rand teils mit etwas Buchstabenverlust beschnitten. Einzelne alte Einträge
und Tintenspuren.
(13) Maximilian II., römisch-deutscher Kaiser, (1527-1576). Schreiben auf Papier mit eigenh.
Unterschrift. Prag, 15. März 1567. 1 Bl. Mit Gegenzeichnung von Wolf von Wirschowetz u. a. sowie
papiergedecktem Siegel. Folio.
950,An Joachim von Bila, Verwalter der Oberhauptmannschaft St. Joachimsthal (Jechmminov) in
Nordwestböhmen über die „Waldraittung“ (Rechnung), die der verstorbene Salomon Wolf zu
Handen Bilas gelegt hat. Unterhalb der Adresse Eingangsvermerk vom 22. März 1567.
Leicht gebräunt, winzige Wurmspuren. Gefaltet.
14, Lencker
(14) Lencker, Hans. Perspectiva Hierinnen auffs kürtzte beschrieben, mit exempeln eröffnet vnd an
tag gegeben wird, ein newer besonder kurtzer, doch gerechter vnnd sehr leichter weg, wie allerley
ding, es seyen Corpora, Gebew, oder was möglich zuerdencken vnd in grund zulegen ist, verruckt
oder vnuerruckt, ferner in die Perspectyf gebracht werden mag, on einige vergebliche linie, riß vñ
puncten, rc. dergleichen weg bißhero noch nit bekannt gewesen [...]. Nürnberg, duch Dietrich Gerlatz
[Gerlach], 1571. 6 nn., XXIX Bll., 1 Faltblatt (= H2) [ohne das letzte weiße Bl.]. Mit Titeleinfassung in
Holzschnitt und 11 ganzseitigen Textholzschnitten (davon einer auf dem Faltblatt). Folio. Blindgeprägter Schweinslederband im Stil d. Zeit über Holzdeckeln. In moderner Halblederkassette (sign.
A. Lobstein).
12 500,VD 16, L 1147; Schlosser 246; Katalog der Ornamentstichsammlung Berlin 4696; Thieme-Becker XXIII, 45;
Kemp, Science of Art, 62 f.; Honeyman 1985; Von der Kunst Perspectiva (Ausstellungskat. der Bibl. Otto
Schäfer) 17.
Erste Ausgabe des bedeutenden Lehrwerkes zur Perspektive, „sehr selten geworden“ (Th.-B.)
Anders als das Perpektivewerk von Wenzel Jamnitzer, welches doch eher als Vorlagenwerk gedacht
war, ist die vorliegende Schrift eine praktische Anleitung für Künstler und Architekten zur korrekten
Darstellung der Perspektive mittels von Lencker selbsterfundener Geräte und Instrumente. Wie er
betont, verarbeitete er dabei auch Ideen Albrecht Dürers. „Hans Lencker wurde 1523 geboren.
Herkunft, Lehr- und Wanderzeit sind ungewiß, erst 1549 wird seine Aufnahme in die Nürnberger
Goldschmiedezunft bezeugt. Ein Jahr später erhielt er den Meisterbrief der Goldschmiede, 1551 das
Bürgerrecht von Nürnberg. Die Werkstatt , die er zusammen mit seinem Bruder Elias führte, stand im
unmittelbaren Einflußbereich der Konkurenzwerkstatt von Wenzel Jamnitzer. Die Rivalität zwischen
beiden Goldschmieden muß enorm gewesen sein. Professionell wurden öffentliche Ämter angestrebt
und die „Großkunden“, Fürsten- und Adelshäuser umworben [...]. Er erhielt u. a. Aufträge von den
Herzögen von Bayern, den Landgrafen von Hessen und fertigte den Silbereinband für das Gebetbuch
Maximilians I. Wie Jamnitzer veröffentlichte auch Lencker über die Perspektive, nicht ohne später, im
Vorwort der vorliegenden „Perspectiva Corporum“ von 1571, ausdrücklich darauf hinzuweisen, daß
seine „Perspectiva Literaria“ bereits 1567, also vor Jamnitzers Perspektivtraktat von 1568 erschien.
Lenckers erstes Traktat führte Perspektivkunst jedoch nur anhand einzelner Buchstaben vor, erst die
zweite wurde aufs Gegenständliche bezogen, dafür aber mit ausführlichen Beschreibungen versehen.
Sein angesehenster Schüler war Kurfürst Christian I. von Sachsen, den er in Dresden 1572 und 1576
persönlich in die Perspektivkunst einwies. Lencker starb, wie Jamnitzer, 1585 in Nürnberg“ (M.
Bucher im Ausstellungskat. der Bibl. Otto Schäfer).
Von Interesse ist auch die manieristische Titeleinfassung des Werkes mit der Darstellung von sogen.
Bossen: „kleinen beweglichen Modelle in einfachsten kubischen Formen, aus Holz, zuweilen, wie es
scheint auch aus Karton, [...] vermutlich aus gotischen Handwerksgewohnheiten [...]“ (Schlosser).
Vereinzelt unbedeutend wasserrandig, minimal braunfleckig. Sehr schönes, ungewöhnlich breitrandiges Exemplar (32,5 x 20,5 cm). Die von Lobstein gefertigte Kassete an einer Kante geplatzt, der
Rücken derselben mit irriger Datierung „1576“.
15, Hartung
(15) Hartung, Johann, Altphilologe und Dichter, Professor für Griechisch und Hebräisch sowie für
Poesie in Heidelberg und Freiburg i. Br. (1505-1579). Eigenh. Gedichtmanuskript, bezeichnet „Missa
ab Hartungo“. Doppelblatt, 3 SS. beschrieben. Folio. O. O. [wohl Freiburg, Ende 1572].
1 800,Umfangreiches lateinisches Glückwunschgedicht mit griechischem Titel, für den am 1. Jänner. 1520
geborenen Hennebergischen Kanzler und Historiographen Sebastian Glaser in Schleusingen. Besteht
aus 19 vierzeiligen Strophen, „in memoriam Natalis Clarissimi Viri D. M. Sebastiani Glaseri
anniversariam cal: Ianuariis celebrandam“. Am Schluß, wohl von Glasers Hand: „Anno Jesu Ch[ris]ti
1573“. Das Gedicht beginnt: „Phoebus augusta retulit Sebasti / Luce natalem merito colendi: / Musa
digneris celebrasse talem / Carmine paruo ...“.
Der Gratulant Hartung hatte in Heidelberg Theologie und Philologie studiert, war jedoch durch
finanzielle Probleme mehrfach zu Unterbrechungen gezwungen. So diente er z. B. 1532 unter König
Ferdinand I. in Ungarn als Soldat, „wobei er immer seinen Lieblingsdichter, den Homer, bei sich
trug“. 1537 übernahm er in Heidelberg die Professur für Griechisch, 1546 wechselte er als Professor
für Griechisch und Hebräisch nach Freiburg, wo er „bis zu seinem am 16. Juni 1579 erfolgten Tode mit
großem Erfolg über die griechischen Dichter (mit Vorliebe über Homer, Euripides und Theokrit) und
einige griechische Prosaiker, bisweilen auch über Werke der römischen Litteratur Vorlesungen hielt
[...]“ (ADB, X, 712 f.). Er gilt neben Erasmus von Rotterdam und Johannes Reuchlin als einer der
führenden deutschen Gräzisten des XVI. Jahrhunderts. Nach seinem Tod gab der Senat der
Universität Freiburg eine Gedenktafel in Auftrag, die im Mai 1580 im Freiburger Münster installiert
wurde. Der Geehrte, Sebastian Glaser, hatte in Wittenberg bei Melanchthon studiert und trat 1547 als
Rat und Secretarius in die hennebergische Kanzlei in Schleusingen ein. Von 1550 bis zu seinem Tod
leitete er diese als Kanzler und vertrat dabei mehrmals den Grafen auf dem Augsburger Reichstag.
Glaser war Vorsitzender des Hofgerichts und regelte durch Erbverträge mit Hessen-Kassel und den
Wettinern die Zukunft des Landes. Er verfaßte eine hennebergische Chronik (1755 durch C. A. Erck
herausgeg.), die sich durch Quellenkritik auszeichnet (vgl. NDB, VI, 432).
Etwas wasserfleckig. Interessantes poetisches Zeugnis für die überregionale Bedeutung des
thüringischen Gelehrten.
„One of the best books of the time“ (Smith)
(16) Köbel, Jacob. Rechenbuch, Auff Linien vnd Ziffern, für die junge angehende Schuler. Mit einem
leichten Visirbüchlein, Klar vnd verstendlich fürgeben. Gerechnet Büchlin, auff alle Wahr vnd
Kauffmanschafft, Müntz, Gewicht, Elen, vnd Maß, viler Land vnd Stett verglichen. (Frankfurt/M.,
Durch Christian Egenolffs seligen Erben, Jn verlegung Doctoris Adami Loniceri, M. Joannis Cnippij,
vnd Pauli Stainmaiers), 1573. 12 nn., 193 gez., 1 nn. Bll.. Titel in Rot und Schwarz gedruckt. Mit Titelund zahlreichen Textholzschnitten, darunter ein blattgroßes Portrait des Druckers Christian Egenolff
von 1555. 8vo. Alter Pappband mit goldgeprägt. Rückenschildchen.
10 000,VD 16, K 1666 (ohne Exemplarnachweis); Benzing, Jakob Köbel zu Oppenheim 1494-1533, 106; HoockJeannin, Ars Mercatoria K8.24; Smith, Rara arithmetica 102 (Anmerkung); vgl. Maß, Zahl und Gewicht
(Ausstellungskatalog der HAB, 1989) 8.11 und 14.5 (andere Ausgaben).
Spätere, jedoch höchst seltene Ausgabe dieser Zusammenstellung der drei arithmetischen
Hauptschriften Köbels; nur drei Exemplare in öffentlichen Bibliotheken nachweisbar: Amsterdam,
Dresden und Nürnberg.
Enthält zunächst das Rechenbüchlein Auff Linien und Ziffern (EA 1514) in revidierter Fassung. Es folgt
ab Bl. 106 das Visierbüchlein (EA 1515) und ab Bl. 118 Mit der Kreiden oder Schreibfedern durch die Zifferzal
zurechnen (EA 1520). „The three books were sometimes published as one and sometimes separately
[...]. The combination of the three in a single volume formed one of the best books of the time, giving
the operations both with counters and according to algorism. The latter is given in the part entitled
Mit der kreiden [..] . In this work Köbel also includes the usual business problems of the period and the
chapter on the calendar required by the Church schools. An unusually complete treatment of gauging
is given in the part entitled Eyn new Visir // Büchlin [...]“ (Smith).
Das Rechenbüchlein gibt zunächst den Kalender mit Merksprüchen und eine Anleitung zur
Feststellung der Sontags Buchstaben. Es folgt eine Einleitung: Vor anfange meins Rechenbüchlins, will ich
hernach lehren erkennen, schreiben, lesen vnd vnterscheiden die zal der Buchstaben aus dem A.B.C. genommen,
gefolgt von einer leere [...] an etlich figuren vnnd zeichen der Müntz vnd gewicht [...]. Es folgt darauf der
eigentliche Text über das Rechnen mit der Rechenbank mit sieben Linien, eine Erklärung der
Rechenregeln für Addition, Subtraktion, Duplation, Mediation, Multiplikation, Division und
Progression. Weiters über die Ausziehung der Wurtzel, die Zal Cubo, die Regula de Tri, Regel der Tri
duplex, Von der Gesellschafft der Kauffleuthe, Die Regel Fusci auff Golt Rechnung, Vom lohn verdingter Bäw
(Kalkulationen fürs Bauwesen), Von Warsagung (Wahrscheinlichkeitsrechnung) etc. All diese Regeln
werden von kaufmännischen Beispielen und Beispielen aus der Unterhaltungsmathematik begleitet.
Den Schluß bilden Berechnungen zu Mondauf- und untergängen. Das daran anschließende
Visierbüchlein zeigt das Ausmessen von Fässern mit Visierstab und -rute sowie dem Medial zum
Berechnen des Inhaltes, wie dies vor allem in den Weinbaugebieten benötigt wurde. Eine
mathematisch korrekte Lösung dieses Problems wurde übrigens erst von Kepler gefunden. Der
Schwerpunkt des letzten Teiles liegt neben einer Anleitung für das schriftliche Rechnen mit
arabischen Ziffern vor allem in einer Darstellung und Vergleichung der gängigen Münzsorten.
Die auch kulturhistorisch interessanten Holzschnitte zeigen u. a. Szenen aus dem Alltag von
Kaufleuten und Werktätigen. Der letzte Teil auch mit zahlreichen Münzabbildungen. In der Literatur
nicht erwähnt wird das blattgroße Holzschnittportrait des Frankfurter Druckers Christian Egenolff,
der im Februar 1555 verstorben war. „Die Witwe führte die Offizin als Chr. Egenolffs Erben bis 1572
weiter [...]. Die Töchter führten zusammen mit ihren Ehemännern das Buchgeschäft weiter, in den
ersten Jahren noch als Druckerei, dann nur noch als Verlag“ (Benzing, Die Buchdrucker des 16. und 17.
Jahrhunderts2, 121).
Jakob Köbel, 1462-1533, studierte zunächst in seiner Vaterstadt Heidelberg die sieben freien Künste
und schloß 1481 mit dem Baccalaureus für das Trivium und Quadrivium ab. Nach einem
anschließenden Studium der Rechte ging er zur Vertiefung seiner mathematischen Ausbildung an die
Universität in Krakau, die wegen ihres mathematischen Ruhmes alle anderen hohen Schulen
überragte. Er traf dabei auf den ebenfalls dort studierenden Kopernikus und hielt diese
Jugendbeziehung wohl auch in späteren Jahren aufrecht. Bereits in frühen Jahren war er verlegrisch
und auch als Buchdrucker (1499) tätig. Er wurde Stadtschreiber in Oppenheim, amtlicher Feldmesser
und Eichmeister und war Mitglied der humanistischen Vereinigung Rheinische Gesellschaft.
Einband beschabt und bestoßen, Deckeln mit Spuren von Rechenübungen. Titel mit Besitz- und
Datumseintrag (1746). Blattränder teils mit Anmerkungen und Anstreichungen, dadurch ein Bl. im
Außensteg tintenfleckig. Lage „X“ papierbedingt stärker gebräunt, teils etwas braunfleckig. Einige
vorgebundene Bll. und hinterere Vorsätze mit Rechenbeispielen und Kritzeleien des XVIII. Jahrhunderts. Im Ganzen, für ein ca. 170 Jahre in Gebrauch stehendes Lehrbuch von ansprechender
Erhaltung.
(17) Newe Zeitungen auß Niderland, darinnen begriffen allerley Sachen, so mit Scharmützeln,
Schlagen vnd andern dingen, so hin und vnnd wider verlauffen seindt, dieses 1578. Jars, zwischen
dem Stadischen Kriegsvolck, Nemlich, Hertzog Johann Casimirus, Pfaltzgraffe bey Rein, etc. Sampt
andern Grauen vnd Herrn, vnd jrer widerpart, Don Johann de Austria. Ohne Ort und Drucker, 1578.
[8]. SS. (die letzte weiß). Mit kleinem Wappenholzschnitt am Titel. 4to. Zwei lose Bogenhälften.
1 000,Slg. Freytag 1743; vgl. Weller 496 und VD 16, N 1097 & 1098 (andere Ausgaben); nicht bei Halle Kat. 70
und bei Gilhofer 183 (Newe Zeitungen).
Sehr seltene Ausgabe, nur drei Exemplare in Bibliotheken nachweisbar: BSB München, ÖNB Wien
und Yale (OCLC 54219555).
Bericht von Kriegshandlungen in den Niederlanden im August 1578. Pfalzgraf Johann Casimir (15431592) betrieb ein Bündnis mit England und den niederländischen Staaten und sandte diesen ein
Hilfsheer gegen Don Juan d´Austria (1547-1578).
Vielleicht in Wien gedruckte Newe Zeitung, da es sich um einen Buchdeckelfund aus einem Wiener
Einband d. Zt. handelt. Mit entsprechenden Läsuren: gebräunt und leimschattig, sowie Buchstabenverlust durch Wumgänge.
(18) [Armbruster, Johann S.J.]. Gratvlatio poetica in felicissimam electionem, ad XII. Kal. Maias
peractam, reverendiss. & Illustriss. D.D. VVolffgangi Archiep. Moguntini S. Romni Imperij per
Germanium Archicancellarij, Principis Electoris Domini sui clementissimi, â Collegio societatis Iesv
amoris & obseruantiae ergo consripta. Mainz, excudebat Casparus Behem, 1582. 28 nn. Bll. Mit
Holzschnitt am Titel verso und acht Wappenholzschnitten im Text. Alle SS. mit ornamentaler
Bordüre. 4to. Alter Umschlag.
950,VD 16, ZV 2341 & ZV 24301; Index Aureliensis 108.827; De Backer-Sommervogel I, 554; OCLC 84075802
(ohne Exemplarnachweis); vgl. VD 16, G2932 („XII. Kal. April.“).
Erste Ausgabe. Offenbar sehr seltene Variante mit abweichendem Datum im Titel (Mai statt April),
nur vier Exemplare (Augsburg, Erfurt, Freiburg und Wien) werden im VD 16 und KVK genannt.
Sammlung neulateinischer Verse des Johann Armbruster für das Jesuitenkollegium in Mainz anläßlich
der Wahl von Wolfgang von Dalberg zum Mainzer Erzbischof, darunter ein Epithalamion auf die
mystische Vermählung Dalbergs mit der „verwitweten Mainzer Kirche“. Enthält weiters Verse auf die
Stadt Mainz, auf Geistliche der Mainzer Diözese, den Papst, Kaiser Rudolf II. etc.
Das Jesuitenkollegium in Mainz war 1561 von Erzbischof Daniel Brendel von Homburg (1523-1582)
gegründet worden, 1568 wurde es mit der Universität zusammengelegt. Armbruster (1537-1601)
lehrte dort seit 1572, war jedoch auch eine Zeit Professor für Griechisch an der Universität in Speyer.
Wolfgang von Dalberg (1538-1601) war am 20. April 1582 gegen Julius Echter von Mespelbrunn zum
Mainzer Erzbischof gewählt worden. Die römische Kurie bestätigte die Wahl am 3. September 1582,
am 20. Mai 1584 erhielt er die Bischofswürde. Sehr um die Verbesserung der Kirchenzucht bemüht,
verfolgte er auch eine konziliante Politik des Ausgleichs mit den Protestanten. Als Bauherr ließ er u. a.
die Schlösser in Höchst am Main und in Steinheim bei Hanau errichten (vgl. Jürgensmeier, Das Bistum
Mainz [...], SS. 205-207).
Der Holzschnitt auf der Rückseite des Titelblattes zeigt den hl. Martin, er dürfte bereits in den ersten
Jahrzehnten des XVI. Jahrhunderts entstanden sein.
Papierbedingt gleichmäßig gebräunt. Der Einband etwas berieben.
(19) [Paracelsus] - Lutz, Cyriacus. Brevis, de lithosophistica, erronea qvorvndam, de lapide
philosophico nvnc disceptantivm doctrina, Religioni Christianae incommoda, observatio: atque de
lapide christosophico, svmmo christianorvm bono admonitio. Ingolstadt, Ex Typographia Davidis
Sartorii, 1582. 1 nn., 15 gez. Bll. Mit Titelbordüre. 4to. Rückenbroschur.
1 500,VD 16, L 7651; Stalla 1462; Hirsch IV, 70; Database of alchemical books (online) 1517; Ferguson Coll.
Glasgow (online) Ao-c.70; nicht bei Ferguson, Duveen, Caillet, Durling etc.
Einzige Ausgabe, ziemlich selten: nur ca. zehn Exemplare werden im VD 16 und im KVK genannt.
In sieben Kapitel untergliederte Verteidigung gegen den Vorwurf, daß es den Paracelsisten und deren
alchemistisch-theosophisch fundierter Medizin an Rechtgläubigkeit mangele. Lutz (Lucius de Claes),
geboren in Landsberg, hatte an der katholischen Universität in Ingolstadt studiert, wo er 1571 zum
Professor der Medizin ernannt wurde. 1595 geriet er auf einer Orientreise in türkische Gefangenschaft,
entging jedoch aufgrund seiner medizinischen Kenntnisse dem Galeerenschicksal. Nach seiner
Rückkehr lehrte er bis zu seinem 1599 Tod in Ingolstadt. „L. huldigt [in seinen Schriften] der alchymistischen Richtung des Paracelsus“ (Hirsch).
Titel mit Bibliotheks- und Verkaufsstempel der Universitätsbibliothek München. Untere Ecke des
Titels etwas knittrig.
(20) (Rudolf II., Kaiser). Abschiedt der Römischen Kaiserlichen Maiestat, vnd gemainer Stände, auff
dem Reichßtag zu Augspurg Anno Domini M.D.LXXXII. auffgericht. Mainz, durch Casparum Behem,
1582. 2 nn., 47 gez., 1 w. Bll. Mit Wappenholzschnitt am Titel. Folio. Geheftet.
1 500,VD 16, R-821; Schottenloher 28138; Pütter II, 417, 15; vgl. Leeb, Der Reichstag zu Augsburg 1582.
Einzige Ausgabe.
Vorliegt der Reichsabschied des ersten von nur vier durch Kaiser Rudolf II. einberufenen Reichstagen.
Dieser war zwar von der Magdeburger Sessionsfrage und den Forderungen der Reichsstädte im
Hinblick auf ihre reichsrechtliche Position überschattet, kann aber durch die Verabschiedung einer
Türkensteuer in beträchtlicher Höhe als erfolgreich bezeichnet werden, dokumentiert dies doch die
Kooperation zwischen Kaiser und Ständen in der noch anhaltenden Konsolidierungsphase im Reich
nach dem Friedenswerk von 1555. „Seit Maximilian I. war es nach Beendigung eines Reichstags
üblich, den publizierten Abschied in Druck zu legen und damit einem weit größeren Kreis an
Interessenten zur Kenntnis zu bringen. Dieser wurde durch die für den Inhalt verantwortliche
Mainzer Kanzlei redigiert [...]. Da der Abschied jener Teil der Reichstagsakten war, der auch an die
Öffentlichkeit gelangte, wurden die Drucke nicht nur genauestens kontrolliert, um keinerlei Fehler
aufzuweisen und somit keine Handhabe für die falsche Auslegung des Gesetzestextes zu bieten,
sondern auch mit schönen Titelseiten in Holzschnittschmuck versehen, deren Themen in irgend einer
Weise auf den Reichstag oder das Reich Bezug nahmen“ (Aulinger, Das Bild des Reichstages im 16.
Jahrhundert S. 75 u. 258). Oblag der Druck zunächst hauptsächlich der Schöffer´schen Offizin, wurde
nach dem Tod Ivo Schöffers 1559 nun Kaspar Behem, seit 1565 Bürger von Mainz, damit beauftragt.
Teils etwas gebräunt, sehr breitrandig.
(21) Rudolf II., römisch-deutscher Kaiser (1552-1612). Brief an den „getrewen lieben etc. Richter vnd
Rath vnnserer Statt Ennß“. Wien, 22. Februar 1589. Doppelblatt, 1¼ SS. beschrieben. Mit
Unterschriften des Statthalters von Niederösterreich, Seifried Freiherr von Breuner (1538-1594), der
Räte Georg Christoph von Hornberg und Michael Eham (gest. 1608) und einer weiten
Kanzleiunterschrift. Mit papiergedecktem Siegel. Klein-Folio.
800,Unterhalb der Adresse Eingangsvermerk vom 11. März 1589.
Dieser Brief stammt mit Sicherheit ursprünglich aus dem alten Stadtarchiv von Enns, das 1857 und
1870 von der Stadtgemeinde größtenteils verkauft wurde.
Faltspuren.
22, Joachim de Fiore
(22) Vaticinien. Sammelband mit vier italienischsprachigen Drucken (die ersten beiden auch mit lat.
Text) von Papstprophezeiungen. Venedig, 1589-1675. 4to. Pergamentband des XVIII. Jahrhunderts.
5 200,I) Regiselmo, Pasqualino - Joachim de Fiore [Pseudo-] - Anselm Vescovo de Marsico [Pseudo-].
[Prophetiae de papis]. Vaticinia, siue Prophetiae abbatis Ioachimi, & Anselmi episcopi Marsicani, cum
imaginibus aere incisis, correctione, et pulcritudine, plurium manuscriptorum exemplarium opere, et
uariarum imaginum tabulis, et delineationibus alijs antehac impressis longe praestantiora. Quibus
rota, et oraculum Turcicum maxime considerationis adiecta sunt. Vna cum praefatione, et
adnotationibus Paschalini Regiselmi. Vaticinii, ouero Profetie dell'abbate Gioachino, & di Anselmo
vescouo di Marsico, con l'imagini intagliate in rame, di correttione, et uaghezza maggiore, che gl'altri
sin hora stampati, per l'aggiuto [!] di molti exemplari [...] A qualli è aggionta una ruota, et un'oracolo
turchesco [...] Insieme con la prefatione et annotationi di Pasqualino Regiselmo. Venedig, Apud
Hieronymum Porrum, 1589. 71 nn. Bll. (das letzte weiß, ohne das zweite weiße Schlußblatt). Mit
gestochenem Titel (in der Zählung) und 34 (4 ganzseitigen) Textkupfern von Girolamo Porro sowie
einigen Holzschnittleisten. Alle Seiten mit ornamentaler Bordüre.
Edit 16, CNCE 35558; Landwehr, REB 415; Caillet II, 5541; Dorbon-Ainé 2279 (mit Abb.): „Edition très
rare, [...] surtout intéressante pour son illustration [...] gravées sur cuivre, toutes fort curieuses et
servant d´emblémes et d´explications aux diverses propheties de Joachim de Fiore sur les Papes [...]“;
Thieme-Becker XXVII, 275; vgl. Frewer, Bibl. Sudhoffiana 1158 (Ausg. 1600).
Erste von Regiselmo kommentierte Ausgabe der Prophezeiungen, in italienischer und lateinischer
Sprache gedruckt. Die zweite Auflage erschien 1600.
Regiselmo war ein in der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts lebender Theologe, nähere
biographische Details sind nicht bekannt. Die Texte wurden dem Abt und Ordensgründer Joachim
von Fiore (um 1130/35-1202), sowie dem Anselm de Marsico (XV. Jh.) unterschoben. Eine erste Serie
von 15 Papstweissagungen entstand Ende des 13. Jahrhunderts in Italien in franziskanischen Kreisen,
die dem Papsttum gegenüber kritsch eingestellt waren, durch Umformung aus byzantischen
Kaiserprophetien, den sogen. „Leo-Orakeln“; eine zweite Serie ist in freier Nachahmung der ersten
vermutlich gegen Ende des Pontifikates Papst Gregors XI. (gest. 1378), den die radikalen Franziskaner
erbittert bekämpften, in ähnlichem Milieu entstanden. Enthält ferner eine Vita des Abtes Joachim von
Fiore aus der Feder des Franziskaners Gabrielle Barrio. Zwei der ganzseitigen Kupfer zeigen den Abt
bei der Niederschrift. Die 19. Prophezeihung soll u. a. auf die französische Revolution Bezug nehmen
(vgl. Dorbon-A.), die letzte Prophezeiung Oraculum Turcicum sagt den Niedergang des osmanischen
Reiches voraus. Das dazugehörige ganzseitige Kupfer mit „türkischer“ Inschrift. Der von Enea Vico
beinflußte Zeichner und Stecher der hochinteressanten Kupfer, Girolamo Porro, in Padua geboren,
war zwischen 1579 bis 1604 meist in Venedig künstlerisch tätig.
II) Giovannini, Girolamo. Vaticinia seu praedictiones illustrium virorum. Sex rotis aere incisis
compraensa [!] de successione summ. pontificis Rom. cum declarationibus, et annotationibus,
Hieronymi Ioannini. Vaticini ouero predittioni d'huomini illustri. Comprese in sei ruote intagliate in
rame della successione de i sommi pont. rom. con le dichiarationi, et annotationi di Hieronimo
Giovannini. Venedig, Apresso Gio. Battista Bertoni, 1600. 2 nn., 36 gez. Bll. Mit gest. Titel und 6 ganzseitigen Textkupfern (vermutlich von Girolamo Porro) sowie einigen Holzschnittvignetten. Alle Seiten
mit ornamentaler Bordüre. Mehrere Textstellen mit Erratastreifen überklebt.
Edit 16, CNCE 21136; Dorborn-Ainé 2281; Rosenthal 1516.
Einzige Ausgabe. Text in italienischer und lateinischer Sprache.
Giovannini, um die Mitte des XVI. Jahrhunderts in Capugnano (Porretta Terme) geboren, war
Dominikanerprior des Konvents San Domenico in Bologna (1582) und in Venedig (1595), Verfasser
und Herausgeber geistlicher und profaner Schriften und Inquisitor von Vicenza (1596). Er verstarb
1604 in Rom.
Der gestochene Titel mit architektonischer Bordüre zeigt. die Portraits von Joachim von Fiore,
Giodocho Palermio, des Abtes Giovanni, des Egidio aus Polen und des Erzbischofs Anselmo Vescovo
von Marsico. Von diesen stammen auch die mit kreisförmigen Darstellungen („Rota“) illustrierten
Weissagungen. Weiters mit einer „Rota Hieroglyphica“ eines ungenannten Verfassers.
III) Malachias di Armagh [Pseudo-] - Sonesio, Henrico. Profetia Veridicia Di tutti Sommi Pontefici
sin´al fine del Mondo. Fatta da San Malachia Arciuescouo Armacano. Primate del Regno d´Hibernia, e
Legto Apostolico di Papa Innocenzo II. [...]. Seconda Impressione [...]. Venedig, Nella Stamparia del
Pinelli, 1675. 45 SS. (ohne das Frontispiz und das letzte weiße Bl.).
IT\ICCU\VIAE\015382; Bibl. Vinciana 2260.
Zweite Ausgabe, erstmals 1670 erschienen, eine dritte Ausgabe wurde 1700 gedruckt.
Von Sonesio kommentierte Ausgabe der berühmten Weissagungen. Dem heiligen Malachias (um
1094-1148), einem irischen Erzbischof und päpstlichen Legaten, schreibt der belgische Benediktienerpater Arnold Wion den Text zu, den er erstmals 1595 in Venedig veröffentlichte. Es sind 111
lateinische Halbsätze und ein weiterer ausführlicher Absatz. Jeweils ein Spruch ist einem Papst
zugeordnet. Wion nimmt an, daß die Namenszuordnungen, die von einem erläuternden Kommentar
begleitet werden, von dem Dominikanerpater Alfons Ciaconius (gest.1599) stammen. Aus dessen Zeit
dürfte wohl auch die ganze „Prophezeiung“ stammen, die ersten 71 Sprüche wurden somit
rückwirkend verfaßt. Auffällig ist ein deutlicher Einschnitt nach dem 71. Spruch: während zuvor die
Devisen exakt Einzelheiten aus der Biographie des jeweiligen Papstes aufgreifen, wie Name,
Geburtsort, Wappen oder Titelkirche, ändert sich das bei den letzten 40 Sprüchen. Statt dieser
einzelnen Details bedienen sich nun die Prophezeiungen einer Symbolik, die das jeweilige Pontifikat
charakterisieren.
IV) Osservatione Notabile Sopra l´Elettione del Nuouo Pontefice Clemente X. E sopra la Verificatione
della Profetia di San Malachia De Flumine Magno. Venedig, Nella Stamparia del Pinelli, 1670. 5 nn.
Bll.
OCLC 144568844 (nur Harvard); HOLLIS 006387171; Bibl. Vinciana 2260 (ebenfalls mit der oberen
Schrift zusammengebunden).
Anläßlich der 1670 erfolgten Wahl von Emilio Altieri (1590-1676) zum Papst verfaßter Kommentar zu
„Von der großen Flut“ (auch „Vom großen Fluß“; d. i. Satz 85), des Pseudo-Malachias.
Mit mehreren zwischengebundenen weißen Bll., diese teils von alter Hand beschrieben. Die ersten
drei Werke mit zahlreichen Marginalien von zwei verschiedenen Händen des XVII. und XVIII.
Jahrhunderts, beim zweiten Werk auch einige, nicht störende Nachträge in den Rota-Stichen. Wenige
Bll. im zweiten Wek papierbedingt gebräunt. Rücken mit kleiner Fehlstelle. Im Ganzen sehr gut
erhaltener Sammelband.
(23) Ernst, Erzherzog von Österreich und Statthalter der Niederlande (1553-1595). Lateinischer Brief
auf Pergament. Mit eigenh. U. Pager Burg, 28. Juni 1593. Folio. Verso Adresse, Siegel fehlt.
4 500,An Papst Clemens VIII. gerichteter Brief, in dem er u. a. von seiner Ernennung zum Generalstatthalter
der spanischen Niederlande und der bevorstehenden Reise nach Brüssel berichtet. „Nach dem
kläglichen Intermezzo des Erzherzogs Matthias in den Niederlanden setzte König Philipp II. 1593 die
Ernennung Ernsts zum Generalstatthalter dieser spanischen Provinz durch. 1594 zog Ernst mit allem
Pomp und unter dem Jubel der Bevölkerung in Brüssel ein. Aber hinter allen Triumphpforten und
Festdekorationen erwartete ihn eine rauhe Wirklichkeit. Die nördlichen Provinzen hatten sich unter
protestantischer Führung und unterstützt von England und Frankreich praktisch losgelöst; mit
untauglichen Mitteln hatten der berüchtigte Herzog von Alba und Alexander Farnese versucht, der
Rebellion Herr zu werden [...]“ (Hamann, Die Habsburger S. 98).
Ernst, Sohn von Kaiser Maximilian II. und der Infantin Maria, wurde zwischen seinem 11. und 18.
Lebensjahr am spanischen Hof erzogen. Zweimal wurde er als Kandidat für den polnischen Thron
vorgeschlagen: 1576 wurde ihm Stefan Bathory vorgezogen, 1587 sein jüngerer Bruder Maximilian III.
bzw. Sigismund Wasa. Als Karl II. 1590 verstarb, führte Ernst die vormundschaftliche Regierung für
dessen 12jährigen Sohn in Innerösterreich. Gleichzeitig bekam er das Oberkommando über die
kaiserlichen Truppen gegen die Türken übertragen. Sein Hauptinteresse galt jedoch der zeitgenössischen Malerei, so stammen u. a. die drei Monatsbilder von Pieter Breughel d. Ä. im Kunsthistorischen Museum in Wien aus seinem Nachlaß.
Clemens VIII. (1536-1605), eigentl. Ippolito Aldobrandini, wurde 1592 zum Papst gewählt. Unter
seiner Amtszeit beschäftigte die kath. Kirche erstmals Kastraten (1601), ein Jahr zuvor ließ er den als
Ketzer verurteilten Giordano Bruno bei lebendigem Leib verbrennen.
Gefaltet. Etwas knittrig, mit Wachsspuren des fehlenden Siegels.
23, Erzherzog Ernst
24, Einblattdruck
Die Hinrichtung eines „Alchemisten“
(24) (Honauer, Georg). Einblattdruck in Kupferstich, anläßlich der Hinrichtung Honauers 1597
erschienen. Ohne den dazugehörigen Textteil. Ohne Ort und Drucker, [1597]. Quer-folio. (Blattgr.: 22 x
29 cm).
450,Vgl. Drugulin 977 und Halle 668.
Der Stich zeigt in der linken Hälfte den am Galgen hängenden Honauer mit Zusehern, die rechte
Hälfte gibt sein Portrait im Oval mit Inschrift wieder.
Honauer, selbsternannter Herr zu Brunhof und Grobschütz, 1572 in Olmütz geboren, hatte Herzog
Friedrich von Württemberg um mehr als 200 000 Taler geschädigt, in dem er vorgab, Eisen in Gold
verwandeln zu können. Als dieses nicht gelang ließ der Herzog Honauer am 4. April 1597 zusammen
mit vier Helfern Honauers hinrichten. Die Hinrichtung war ungewöhnlich spektakulär, da Honauer in
einem ganz mit Goldflitter besetzten Gewand zur Exekution gebracht wurde. Dort wurde er, nachdem
man ihm seine Rechte Hand abgehackt hatte, an einem eigens für ihn aufgebauten Galgen aus 36
Zentnern Eisen, welches mit Flittergold überzogen war erhängt. Diese Menge Eisen in Gold
umzuwandeln hatte Honauer dem Fürsten versprochen. Dieser Galgen stand bis 1788 auf einer
Anhöhe bei der Brag unweit Stuttgart, an ihm starb 1738 Süß Oppenheimer (vgl. Tobolka, Jiří Honauer
z Olomouce, alchymista při dvoře virtemberském in: Československý časopis historický, 1895, Heft 4, S. 272
f. und Schmieder, Geschichte der Alchemie S. 320).
Die Galgendarstellung mit den Ziffern 1 bis 12, jedoch ohne den erklärenden Text, der sich bei dem
von Drugulin und Halle beschriebenen Blatt unter dem Portrait befindet. Bis an die Einfassungslinie
beschnitten, etwas wellig und mit Faltspuren. Im oberen Teil alt auf Karton montiert.
25, Goorle
(25) Rudolf II., Kaiser. Mandat betreffend die Behandlung von Zigeunern. Einblattdruck auf Papier.
Wien, 12. Juni 1597. Quer-folio.
850,Anläßlich des vermehrten Auftretens von Zigeunern im „Waldt auff Lillienfeldt“ erneuerte
Vermahnung an die „Landtgericht und Grundtherrn, Auch alle Richter und Gmainden“ daß sie die
„Zygeyner oder Zygeynerin zur arbeyt teuglich im Landt betretten werden, [...] alßbaldt gefencklich
annembt, vnd wol verschmidt vnnd verwahrt“. „Zygeyner Kinder aber sollet ihr in die Stätt in die
Spital [Waisenhäuser] vnnd ewren Underthanen zur auffziehung außtheilen“.
Mit eigenh. Unterschrift des Kanzlers und dreier Mitglieder des Reichsrates. Verso Dorsualnotiz.
Gefaltet.
Über Plastik, Malerei und Gemmen
(26) Gaurico, Pomponio - Luis de Montjosieu - Abraham van Goorle. Pomp. Gavrici Neapolitani. De
Sculptura Liber. Lvdo Demontiosii. De veterum Sculptura, Caelatura, Gemmarum Scalptura, &
Pictura Libri duo. Abrahami Gorlaei Antverpiani. Dactyliotheca. Omnia accuratius edita. [Teil II:
Dactyliotheca Seu Annulorum sigillarium quorum apud Priscos tam Graecos quam Romanos usus. E
Ferro Aere Argento & Auro Promptvarivm. Accerunt variarum Gemmarvm quibus antiquitas in
Sigillando uiti solita Scalptvrae]. Drei Werke in zwei Teilen in einem Band. [Antwerpen], ohne
Drucker, 1609 [Tl. II: Delft, auf Kosten des Verfassers, 1601]. 9 nn. Bll., 174 SS., 1 weißes Bl., 12 nn. Bll.,
16 SS., 2 weiße Bll. im Tafelteil. Mit zwei Kupfertiteln, einem von Jacob de Gheyn II. gestochenen
Portrait von Goorle, 101, 37 und 12 (=zus. 150) gestochenen Tafeln. 4to. Flämischer Pergamentband d.
Zt. mit etwas Rückenvergoldung.
5 200,Schlosser 218; Cicognara 279 (Gaurico) und 2871 (Goorle); Vinet 1609 (Goorle); Getty Research Library
Catalog (online) ID number. 93-B2300 („copy imperfect“: fehlt Goorle´s Schrift) und 86-B18601
(Goorle); Sinkankas 2470 & 2471; Koch, Die Commentarii de sculptura et pictura antiquorum des Ludovicus
Demontiosius (in: Scholion, Bulletin 4/2006) SS. 49-69, bes. 59 ff. und Abb. Tafel VII; Zazoff 30 f.
(Goorle); zum Portrait von Jacob de Gheyn II. siehe Hollstein, Dutch and Flemish VII, 159.
Erste Ausgabe dieser Zusammenstellung verschiedener Schriften zur Plastik und zur Kunst im
Allgemeinen. Die im mehreren anderen Exemplaren fehlende Abhandlung des Abraham van Goorle
(Gorlaeus) liegt hier in der Erstausgabe von 1601 vor, im Anhang um 12 Tafeln vermehrt.
Der bedeutende Traktat des Gauricus war erstmals 1504 erschienen und erlebte mehrere Ausgaben,
u. a. 1886 mit Kommentaren von H. Brockhaus. Im Leopoldo Cicognara Program at the University of
Illinois Library wurde die hier angebotene Ausgabe mikroverfilmt.
„Zwei Menschenalter nach L. B. Alberti hat nämlich wieder ein künstlerisch gebildeter Humanist ihm
in manchen Stücken nicht unähnlich, die Theorie der Plastik behandelt [...]. Gauricus ist um 1482 in
Salerno geboren, ein frühreifes Talent also (was sich schon aus dem Datum seines Hauptwerkes
ergibt), wie ein Komet auftauchend und wieder verschwindend [...]. Das halb künstlerische, halb
gelehrte Ambiente des Gauricus und seiner Schrift ist ebenso bezeichnend für den Mann wie für seine
Zeit. Sein Bruder Lukas ist ein berühmter Mathematiker, also ein Vertreter jenes Faches, das für die
Theorie der Bildkunst längst so wichtig geworden war, unter anderem auch Herausgeber der alten
>Perspectiva communis< des Johannes Peckham, die noch bis ins 16. Jahrhundert hinein studiert
wurde. Das Buch des Pomponius, in Gesprächsform abgefaßt, spielt auf dem Boden der alten
gelehrten Universitätsstadt Padua. Zwei Gelehrte sind die Protagonisten: der Philolog Regius,
Kommentator des (von Gauricus stark benützten) Quintilian, und Leonicus Tomeus, der erste der in
Padua den Aristoteles im Urtext aufgelegt hat [...]. Gauricus benützt auch, fast möchte man sagen
ostentativ, griechische Quellen. Philostrat und Pausanias erscheinen bei ihm, wohl das erste mal in der
Kunstliteratur. Daneben werden selbstverständlich Vitruv (dem er unter anderem das Kapitel über
den Einfluß von Nationalität und Rasse auf die Physiognomie entnommen hat) und Plinius fleißig
ausgebeutet. L. B. Albertis Schriften scheint er dagegen nicht gekannt zu haben, noch weniger
Leonardo, dessen Abendmahl er jedoch erwähnt [...]. Gauricus will sich auf die Darstellung der nach
seiner Ansicht schwierigsten Technik, der Bildnerei in Erz beschränken; auch hier spielt wohl das
paduanische Mittel mit seiner berühmten, durch Donatello begründeten Gießerwerkstatt mit [...]. Die
Theorie der Bronzebildnerei enthält zwei Hauptteile: die άγωγίxή (ductoria), d. i. die Herstellung des
Wachs- oder Tonmodells, und die χηµίxή, die sich mit der eigentlichen Gußtechnik befaßt. Der erste
zerfällt wieder in die γραφίxή (designatio) und die ψυχιxή (animatio). Die erste, hinter der
augenscheinlich der bekannte, zu immer größerer Bedeutung gelangende Terminus des Disegno als
der Grundlage aller Bildkunst steckt, scheidet sich weiters in die αυµµετρια, Ciceros commensuratio,
wie Gauricus selbst bemerkt, d. h. die Proportionslehre mit ihrem Anhängsel, der Physiognomik, und
die όπτιxή, die Lehre von der Perspektive umfassend [...]. Merkwürdig und den humanistischen
Charakter des Buches scharf beleuchtend ist der ausgesprochene Platonismus, der namentlich in der
Lehre von den Proportionen heraustritt [...]. Wenn Gauricus die Harmonie der Körpermaße mit
ausdrücklichem Hinweis auf die Musik behandelt, wenn er die Dreiteilung des Gesichtes (Stirn-,
Nasen-, Mundpartie) bespricht und sie mit den drei Ideen des Wahren, Schönen und Guten (sapientia,
pulchritudo, bonitas) zusammenbringt, so ist der Zusammenhang mit der platonischen Spekulation
deutlich genug [...]. Über die Perspektive, namentlich die in Oberitalien seit Foppa geübte, von der
strengeren, mathematisch formulierten der Toskaner verschiedene Praxis bringt Gauricus wichtige
Mitteilungen [...]. Zu den wichtigsten Teilen der Schrift gehören aber [...] die Kapitel über die Technik
des Bronzegusses, über die wir sonst aus so früher Zeit, vor Vasari und Cellini, nur höchst dürftige
Angaben besitzen [...]. In diesem Umkreise bringt denn Gauricus auch recht beachtenswerte
Nachrichten über Donatello und seine Paduaner Schüler, dann über die Lombardi, über G. Mazzoni
und Mantegna; übrigens erwähnt er auch aus seiner süditalienischen Heimat den Koloß des
sogenannten Heraklius in Barletta. Seine Kunsturteile sind merkwürdig genug: wie Leonardo steht er
der naturalistischen Weise der älteren Generation als Vorkämpfer des großen Stils des Cinquecento
gegenüber; das Pferd des Colleoni tadelt er z. B. als allzupeinliche Anatomiestudie [...]“ (Schlosser 205
ff.).
Die Schrift des Demontiosius war erstmals 1585 in Rom als Teile III und IV seiner Traktatesammlung
Gallus Romae hospes erschienen. Der Verfasser war Mathematiker, Philologe und Musiktheoretiker,
und „ist eine der universellen Persönlichkeiten des 16. Jh., der die sich konstituierende
Altertumswissenschaft wichtige Weichenstellungen verdankt [...]. Die besondere Leistung dieses in
der modernen Archäologie und Renaissance-Forschung bisher kaum beachteten Gelehrten ist die
kunsttheoretische Erschliessung der Naturalis historia des Plinius [...]. Wenn Demontiosius mit der
Darstellung der sculptura, dabei speziell mit der Tonbildnerei einsetzt (Plin. Nat. 35, 151ff.), dann will
er die Prinzipien der ars offenbar aus ihren Ursprüngen ableiten, so wie zuvor Alberti das einfache
Formen von similitudines aus Ton und Wachs als die ursprüngliche künstlerische Tätigkeit des
Menschen gesehen hat [...]. Die caelatura [...] verstand sich als ein Fachterminus für das Relief, wird
definiert als medium zwischen sculptura und pictura [...]. Der zweite Traktat, De pictura, kann sich
auf eine einzige Quelle stützen, nämlich auf Buch 35 von Plinius, zugleich folgt Demontiosius hier
seiner Vorlage am allerwenigsten. Vielmehr entwirft er in Auseinandersetzung mit Vergleichsquellen
wie Vitruv und mit Malereien, die er in Rom maltechnisch studiert hatte, eine eigenständige
Systematik der pictura auf antikem Fundament [...]“ (Koch).
Enthält im Anhang zwei weitere kleine Schriften: Aldus Manutius Pauli „De caelatura et pictura“
(SS.168-173) und Philostratus, „Iconum initio de pictura“ (SS. 173-174).
Den zweiten Teil des Bandes bildet die Dactyliotheca des Abraham van Goorle (Antwerpen 1549-Delft
1609) in erster Ausgabe. Offenbar wurde in unserem Fall ein noch unverkauftes Restexemplar um
zwölf, auf schlechterem Papier abgezogene Kupfer erweitert und dann dem neugedruckten Teil
(Gauricus etc.) beigebunden. Neben der etwas unterschiedlichen Papierqualität der beiden Teile, ist
vor allem der Zustand der für beide Titelblätter verwendeten Kupferplatte eindeutig: Mißt sie bei der
Dactyliotheca noch 180x135 mm und liegt in einem prachtvollen Abzug vor, so ist die Platte beim
Haupttitel auf 166 x 131 mm beschnitten und etwas flauer im Druck. Van Goorle, über dessen nähere
Lebensumstände wenig bekannt ist, hatte eine große Anzahl antiker Ringe, Siegeln, Gemmen und
Münzen zusammengetragen. Das vorliegende, nicht zum Verkauf, sondern nur für Freunde
bestimmte Werk zu seiner Sammlung, zeigt 196 Ringe und ihre Steine auf 101 Tafeln, gefolgt von 148
Siegeldarstellungen mit Benennung der Steinarten (bzw. 196 mit Anhang) auf 37 (bzw. 49) Tafeln.
Nach seinem Tod wurde die Sammlung nach England verkauft. Das sehr schöne, von de Gheyn
signierte und 1601 datierte Portrait zeigt „den vornehmen Gemmensammler Gorlaeus, wie er in
seinem komfortablen Gemmenkabinett den Betrachter an Hand seiner Stücke zum Studium einlädt“
(Zazoff).. Darunter ein Achtzeiler von Hugo Grotius, von dem auch ein Widmungsgedicht abgedruckt
ist. Weitere Widmungsbeiträge stammen u. a. von Daniel Heinsius und Joseph Scaliger.
Vorliegendes Exemplar in sich verbunden: Sechs Bll. Vorstücke (*4, C2) der Dactyliotheca irrtümlich
vor den Textbeginn des Gauricus gebunden, der Kupfertitel und das Frontispiz vor die Tafeln.
Fehlbindungen scheinen, wie auch Sinkankas erwähnt, bei diesem Werk häufig vozukommen.
Einband etwas angestaubt, ohne das Rückenschildchen. Sehr schönes, nur ganz vereinzelt
unbedeutend wasserrandiges, ungewöhnlich breitrandiges Exemplar.
(27) Rudolf II., römisch-deutscher Kaiser (1552-1612). Bestallung der Hauptmannschaft von
Ungarisch-Altenburg für Octavio Dauriano. Handschrift auf Papier. Prag, 6. Dezember 1602 (?). 1
Blatt, beidseitig beschrieben. Mit eigenh. U. und Gegenzeichnungen Mit papiergedecktem Siegel.
Klein-Folio.
1 700,Unter Erwähnung „unseres freundlich geliebten Bruders“ Erzherzog Matthias verfaßt, der später im
bekannten Bruderzwist Rudolf II. vom Thron stürzen sollte. Ungarisch-Altenburg (Magyaróvár), heute
ein Stadtteil von Mosonmagyaróvár, war zu diesem Zeitpunkt ein Lehen des Karl Graf zu Harrach.
Etwas randrissig, Faltspuren.
Ein Chiliast aus Steyer
(28) Neuheuser, Wilhelm Eo. Argumentatio de sancto et svmmo imperio monarachico [sic] duplici, in
qua magnum patefit mysteriuvm. Primum edita. Fridwegen, Ex officina Samueliana [fingiert], 1611. 6
nn. Bll. Mit ornamentaler Titelbordüre und -vignette sowie einer Text- und einer großen Schlußvignette. 4to. Rückenfalz.
1 600,VD 17, 23:258801P; Penman, Neuheuser A 11 [in Vorbereitung]; nicht bei Weller, Druckorte.
Entgegen der Angabe am Titel und trotz der auf 1611 dat. Widmung an Kaiser Rudolf II. liegt hier
wohl die zweite Ausgabe vor. Sehr selten: nur zwei weitere Exemplare nachweisbar (Wolfenbüttel
und Edinburgh), von der 1610 erschienenen EA sind ebenfalls nur zwei Exemplare bekannt (Dresden
und Aberdeen).
Apokalyptische Schrift nach der Prophezeiung im Buch Daniel 2, 44. Die Zeit sei gekommen, wo Gott
im Niedergang des letzten der vier Weltreiche, dem römisch-deutschen, eine neue und ewige
Morachie errichten werde.
Da Neuheusers Biographie - von der völlig inhaltslosen Erwähnung bei Jöcher-Adelung V, 553
abgesehen - praktisch nicht erfoscht war, mögen die folgenden Ausführungen von Dr. Leigh Penman
(University of Melbourne) eine willkommene Ergänzung bieten: „Wilhelm Eo was an Austrian. He
was probably born around 1550 in the city of Steyr. There he worked in the mines and perhaps also as
a metallurgist. In 1584, however, when he was still a young man, Eo experienced a vision just outside
the town's walls, during which he claimed to hear the voice of God. Eo left Steyr the following year,
and traveled to mines in Bohemia, Saxony and Bavaria. In 1594 he began to make prophecies about
the downfall of the Ottoman Empire, and in 1601 wrote a cabalistic tract on a secret code hidden
within the Bible. In 1604, he was in Strassburg, where he witnessed the comet of that year, and
attempted to establish ties with the local Schwenkfelder community there. In Marburg in 1607,
however, Eo would experience another vision (im Himmel geschrieben) that would decisively change
the orientation of his thoughts. He became convinced that God had appointed him as the prophet of a
forthcoming Holy United Roman Empire (HURE). Based primarily on the words of Revelation and of
the prophet Daniel, Eo immediately began to circulate handwritten tracts to demonstrate the necessity
of reform of the HURE. He advocated unification under a mixture of Lutheran and Zwinglian
theology, as well as the introduction of a unified Muntzordnung (similar to the Euro!) amongst other
legal and religious measures.
Although it is suspected by some (including several of his contemporaries; see Carlos Gilly, Cimelia
Rhodostaurotica, (Amsterdam: In de Pelikaan, 1995, p. 109) that Eo was the author of a response to the
Rosicrucian society (the anonymously printed Fama Remissa Nova of 1615) (VD17 23:241578N), a
careful comparison of this work with Eo's other tracts definitively demonstrates that this is not the
case. For example, Eo knew no Greek and had never matriculated at a European university. The
author of the Fama Remissa, on the other hand, was fluent in Greek and claimed to have spent 12
years studying Lutheran theology. Instead, Eo viewed the Rosicrucians as merely another sect (along
with Schwenkfelders, Weigelians, Catholics, Calvinists and others) who would have to convert if they
wished to live in Eo's chiliastic Holy Roman Empire. Despite his marginal nature as a chiliastic
prophet, Eo would at one stage hold a secret minting license in the Palatinate (1612), as well as author
a definitive and encyclopaedic work on the properties of precious stones during his career (the
Coronae gemma nobilissima, 1621). Eo would remain active in promoting the coming HURE in a
series of more than 50 tracts, pamphlets, letters, broadsheets and books (only 34 of which are known
to survive today) until his disappearance from the historical record in Strassburg in 1627. The
Argumentatio (1611) is the very first of the surviving pamphlets in which Eo promulgated the idea of
the HURE, dedicated to Rudolf II shortly before the Emperor's abdication. It was probably printed in
Strassburg, where the printer of many of Eo's later tracts (Marx von der Heyden) was based. [...].
Concerning nomenclature, in his manuscript texts Wilhelm Eo Neuheuseralways signed his name as
'Wilhelm Eo' or simply 'Eo.' He gave himself the appellation 'Neuheuser' during the 1590s, perhaps
because of his chronic itinerancy. I have no idea why Jöcher and other authorities like Zedler (and the
VD17!!!) insist on calling Eo 'Wilhelm Eon,' as this is manifestly incorrect“. Herrn Dr. Leigh Penman
sei an dieser Stelle für seine Informationen herzlichst gedankt!
Schwach gebräunt.
(29) Missa de Aránzazu. Lateinische Notenhandschrift auf Pergament. [Spanien, wohl erstes Viertel
des XVII. Jahrhunderts]. Fragment von vier Doppelblättern. Mit Quadratnoten auf fünf roten Zeilen.
Mit mehreren großen, teils floral verzierten Initialen. Groß-folio (Blattgr.: 59 x 40,5 cm).
2 500,Teil eines für den baskischen Marienwallfahrtsort Aránzazu geschriebenes Meßbuch. Enthält einen
Teil des Ordinarium Missae mit Kyrie, Gloria, Credo („Credo de Aranzazu“) und Sanctus [Beginn] für neun
Stimmen.
Nach einer angeblichen Marienerscheinung 1496, gründeten 1514 die Franziskaner ein Kloster in
Aránzazu. Dieses wurde 1553 bei einer Feuersbrunst zerstört, 1567 begann der Wiederaufbau. 1621
erfolgte eine festliche Einweihung (“En 1621 se trasladó y ubicó en el nuevo altar a la Virgen. Las
autoridades católicas de Roma otorgaron un solemne jubileo y se celebraron varios actos festivos y
litúrgicos que atrajeron fieles de toda la geografía vasca y navarra. Los actos se celebraron en
castellano y euskera“, Wikipedia). Wohl für diese Feierlichkeiten wurde die vorliegende Handschrift
angefertigt. Ob dies nun im Franziskanerkonvent selbst geschah oder ob es sich um ein Geschenk
handelt ist unklar. Jedenfalls sollte das Kloster bereits 1622 bereits wieder ein Raub der Flammen
werden, eine dritte Feuersbrunst suchte das Kloster am 11. September [!] 1822 heim.
Pergament etwas wellig, leichte Alters- und Gebrauchsspuren.
Die Reichskleinodien beschrieben von einem Hexenjäger - „Wichtig aber selten“ (Kirchweger).
(30) [Förner, Friedrich; Pseud.:] Christian Erdmann. Relatio Historico-Paraenetica, De Sacrosanctis,
Sacri Romanii Jmperii, Reliqviis, Et Ornamentis, quibus Romanorum Caesares, inaugurari, coronari
[...] in Jmperiali Thesauro collectis, Ac Norimbergae Asservatis. Ohne Ort [Nürnberg ?] und Drucker,
1629. 3 nn. Bll., 76 SS., 1 Bl. Mit einigen ornamentalen Leisten und figürlicher Druckermarke in
Holzschnitt am Schlußblatt. 4to. Pappband.
1 400,VD 17, 23:235105M; Kirchweger, Die Heilige Lanze in Wien S. 96 (& Anm. 208) u. S. 219; nicht bei
Cicognara.
Einzige Ausgabe, in zwei Varianten gedruckt: wie vorliegend mit Druckermarke am Schluß, bzw. mit
ornamentaler Vignette und abweichender Leiste.
Ausführliche Beschreibung der damals in Nürnberg aufbewahrten Reichskleinodien, ihrer Herkunft,
Bedeutung und Geschichte. Mit zahlreichen Verweisen auf ältere Literatur, darunter eine heute
verschollene, 1494 von Johann Mayer in Nürnberg gedruckte deutschsprachige Abhandlung (S. 39).
Kirchweger konnte von der in diesem „Kontext wichtigen, aber seltenen Schrift“ kein Exemplar
einsehen (s. S. 108, Anm. 208).
Förner (1570-1630) war „die Seele der Gegenreformation im Hochstift Bamberg. [...] Ungehemmt
gegenreformatorisch wirken konnte er erst nach dem Tod des milden Fürstbischofs Johann Philipp
von Gebsattel (1599-1609) und der Absetzung des evangelischgesinnten Weihbischofs Johann Schöner
(1610). Unter dem Fürstbischof Johann Gottfried von Aschhausen (1609-22) wurde F. 1610
Generalvikar und 1612 Weihbischof. [...]. Es gelang ihm aber nicht, Nürnberg der katholischen Kirche
zurückzugewinnen“ (BBKL). Unter Fürstbischof Johann Georg II. Fuchs Freiherr von Dornheim (16221633) war er die treibende Kraft bei Hexenverfolgungen und für unzähliche Hinrichtungen verantwortlich.
Vereinzelt winzige Tintenspritzer, Titel mit teils gestr. Besitzvermerk. Sonst sehr schönes, nur minimal
gebräuntes Exemplar.
29, Missale für Aránzazu
31, Eroberung Augsburgs
(31) Gründliche vnd Außführliche Beschreibung welcher Gestalt die Königl. May. zu Schweden/rc.
nach erhaltener Victori am Lechfluß wider die Käys. vnd Ligistische Armada, gegen die Statt
Augspurg geruckt [...]. Einblattdruck mit Kupferstich (16 x 23 cm) und typograph. Text in zwei
Spalten. Ohne Ort und Drucker, 1632. Folio (36,5 x 27,5 cm).
1 200,VD 17, 23:676154N; Harms II.264.
Anläßlich der Eroberung Augsburg durch die Schweden publiziertes Blatt. Der Stich zeigt Augsburg
und Umgebung mit den schwedischen und kaiserlichen Truppen. In der oberen Ecke das Portrait von
König Gustav II. Adolf (1594-1632), dieser gilt als eine der schillernsten Figuren der schwedischen
Geschichte allgemein sowie des Dreißigjährigen Krieges im Besonderen. In der Schlacht bei Rain am
Lech versuchte am 14./15. April 1632 Graf von Tilly mit der bayerischen Armee vergeblich, Gustav
Adolf bei Rain den Übergang nach Bayern zu verwehren und mußte sich mit seinen Truppen nach
Ingolstadt zurückziehen, wo er am 30. April 1632 an den Folgen einer Schußverletzung starb.
Knapp beschnitten, ein kleiner Randeinriß. Horizontale Faltspur. Im oberen Teil alt auf Karton
montiert.
32, Einblattdruck
(32) Die alte Bäurin zwoo zeigt sich gedoppelt in dem Kupfer-Stich. Einblattdruck mit Kupferstich
(10,5 x 26,4 cm) und typograph. Text in zwei Spalten. Ohne Ort [Nürnberg] und Druck, [ca. 1650].
Quer-folio (Blattgr.: 21,5 x 29,6 cm).
1 800,VD17, 23:674685H (nur Wolfenbüttel); nicht bei Harms.
Moralisierender Einblattdruck. Mit zweispaltigem Text in zwei mal 16 Versen: „Zu Nürnberg sitzet
auf dem Marck,// ein´ Bäurin, die schändt schrecklich starck:// Will jemand einen Zweifel tragen,//
so kann er solche selber fragen:// Wie hoch sie die zwoo Schmecken halt ?// auf diese Anfrag hört er
bald:// du Dieb, du Stadt- und Landverräther,// du Galgen-Gschmaiß und Schelmen-Leder,// [....]
der Spitzbub ist mit grösten Schanden erst gestern auf dem Pranger g´standen,// [...] Jetzt prangt der
Spitzbub in den Kleidern,// der Vornehmst´ untern Beutelschneidern,// Sein Kleid hängt gantz von
Silber-voll,// daß man den Schelm nicht kennen soll.// [...].
Teils lichtrandig und gebräunt, mehrfache Faltspuren.Obere Ecken mit Spuren alter Montage.
Einzelne unterlegte Einrisse.
33, Welper
(33) Welper, Eberhard [d.Ä.]. Cometographia. Oder Beschreibung deßen im 1661. Jahr, zu End deß
Jenners, vnd Anfang Hornungs, erschinenen newen Cometens. Welcher ist ein Vorläuffer oder
Vorbott, deren im künfftigen 1663. Jahr bevorstehenden großen Zusammenkunfft Saturni vnd Jovis im
Schützen. Astronomicè vnd Astrologicè Beschrieben [...]. Straßburg, Gedruckt und verlegt durch den
Authorem, 1661. 31 SS. Mit Titelkupfer. 4to. Umschlag.
2 400,VD17, 12:638569Z; Brüning 1063 (mit Abb.); Poggendorff II, 1293; OCLC, 165968215 & 37008371; Paisey
W-809; nicht bei Houzeau-Lancaster.
Einzige Ausgabe, seinem Landesherren Karl Ludwig, Pfalzgraf bei Rhein gewidmet.
Enthält bis S. 16 astronomische Beobachtungen und Erklärungen, gefolgt von astrologischen Auslegungen.
Eberhard Welper d. Ä., vermutl. 1599 in Lohra in der Grafschaft Lohenstein geboren, war
Mathematiker, Astronom und Buchdrucker. Er studierte bei Michael Mästlin in Tübingen,
unterrichtete als Magister Mathematik am Straßburger Gymnasium und führte seit 1630 den Titel
„Professor matheseos“. Er stand mit namhaften Professoren und Gelehrten des Sturm´schen
Gymnasiums in Verbindung und korrespondierte mit renomierten deutschen Astronomen. Mit
Abdias Trew und Christoph Schorer zählte er zu denjenigen, die im XVII. Jahrhundert die
Forschungsergebnisse Tycho Brahes in deutscher Sprache einem Laienpublikum nahebrachten. Aus
religiösen Gründen hielt er am geozentrischen Weltbild fest. Neben den alljährlichen Kalendern
zählen sein Werk über Sonnenuhren und der „Speculum Astrologicum“ zu seinen bekanntesten
Schriften, die er seit 1630 teils selbst druckte (vgl. Benzing 453, 71). Er verstarb vermutlich nach 1668
(lt. Benzing: 22. 6. 1664).
Das Titelkupfer zeigt den Lauf des Kometen durch das Sternbild Adler, beobachtet von mehreren
Personen und einem Astronomen mit einem Sextanten.
Etwas gebräunt und braunfleckig, im Ganzen jedoch schönes Exemplar.
(34) Ostenfeld, Christian. Concordia Dano-Saxonica Panegyricus Coram Augustissimo Daniae &
Norvegiae Rege Friderico Tertio In Illustrissimo Celsissimorum Daniae & Saxoniae Principum &
perillustrium Procerum hospitumq(ue) coetu Iussu Senatus Academici publice dictus Cum
Augustissima Daniae & Norvegiae Princeps Regina Anna Sophia [...] Saxoniae Principi Johanni
Georgio III. auspicato desponderetur. Kopenhagen, Literis Christiani Wering, 1663. 18 nn. Bll. Mit
einigen Initialen und Vignetten in Holzschnitt. Klein-Folio. Späterer Pappband.
520,Bruun III, 206.
Einzige Ausgabe; ziemlich selten: nur sechs Exemplare im KVK und OCLC genannt, davon vier in
Deutschland und je eines in Den Haag und in Kopenhagen.
Lob- und Festrede im Auftrag der Universität Kopenhagen anläßlich der Verlobung der dänischen
Königstochter Anna Sophie mit dem damals 16jährigen späteren Kurfürsten Johann Georg III. von
Sachsen. Die Hochzeit erfolgte drei Jahre später. Der Ehe entsprangen zwei Söhne: Johann Georg IV.
Kurfürst von Sachsen (1668-1694) und August der Starke, Kurfürst von Sachsen und König von Polen
(1670-1733). Johann Georg III. aus der albertinischen Linie des Hauses Wettin (1647-1691), wegen
seiner Begeisterung für den Krieg und seines Mutes auch der „Sächsische Mars“ genannt, war
Verbündeter der Habsburger und als Oberbefehlshaber in der Schlacht am Kahlenberg maßgeblich an
der Befreiung Wiens von den Türken beteiligt.
Seine Frau, Anna Sophie von Dänemark und Norwegen (1647-1717), war die älteste Tochter von
König Friedrich III. von Dänemark (1609-1670) und dessen Ehefrau Sophia Amalia (1628-1685), der
einzigen Tochter des Herzog Georg von Braunschweig und Lüneburg-Calenberg.
Titel und letztes Blatt gebräunt und etwas fleckig, Titel alt gestempelt (gekröntes JP ?) und mit Nr. in
roter Tinte.
(35) [Pretten, Johann]. Manus Jehovae Proteget Nos [...]. Kurtzes, einfältiges, und Theologisch
Bedencken von dem Jtzt scheinenden Cometen, welcher ohngefehr im Mittel des Monats Novembr.
des 1664sten Jahrs entstanden [...]. Jena, bey Georg Sengenwalden, [1664]. 10 nn. Bll. Mit kleinem
Kometenholzschnitt am Titel und einer ornamentalen Schlußvignette.
(Beigenunden:)
Anhang An das Kurtze, einfältige und Theologische Bedencken Von dem Cometen, Angesetzet von
M. J. P. N. Ebda, 1665. 6 nn. Bll. 4to. Umschlag.
1 600,-
VD 17, 3:011701L & 3:011714Q (Anhang); Brüning 1217; Houzeau-Lancaster 5761; nicht bei Paisey.
Einzige Ausgabe, von der jedoch noch eine datierte Variate mit einer Holzschnittafel erschien (VD 17,
39:114703R). Der inhaltlich wichtige Anhang nur in einem weiteren Exemplar nachweisbar (Halle).
Die Zuschreibung an Pretten als Verfasser durch den Südwestdeutschen Bibliotheksverbund wird
durch einen alten handschriftlichen Titeleintrag in unserem Exemplar bestätigt.
Der erste Teil enthält, dem Titel gemäß, eine theologische Auslegung der Kometenerscheinung. Im
Anhang beschreibt Pretten seine eigenen Beobachtungen in Naumburg und solche anderer
glaubwürdiger Zeugen, wobei er betont, „daß der Comet ohn gefähr im Mittel des Monats Novembr.
entstanden [sei, ...] weil die meisten den Anfang solches Cometen in den December, und zwar den 3.
4. 5. &c. setzen“. Weiters behandelt er die Fragen „Ob dieser Nordwest-steigende Comet ein anderer
und neuer Comet sey ?“, „Ob man in dem Weissagen aus Cometen, auf die Nahmen und Bilder der
Gestirne sehen soll ?“ und „Ob man ein gewisses Unglück in specie aus dem Cometen weissagen
könne ?“. Unter seinen Quellen findet sich auch Brahe´s Astronomiae Instauratae Progymnasmata. Von
Interesse auch die Anmerkung in der Vorrede, daß er den ersten Teil am 20. Dezember 1664 „zum
Druck gegeben“.
Pretten (1634 - 1708), war Theologe, Lehrer und Verfasser meist geistlicher Lieder (vgl. ADB, LIII, 114).
Knapp beschnitten, papierbedingt gebräunt.
Kein weiters Exemplar nachweisbar
(36) Meteorologia della Cometa fattasi visibile In Roma, Milano, Genova, Firenze, & altri luoghi nel
mese di Decembre 1680. con il racconto Di una Gallina, che ha fatto un Ovo in Roma, che si vede
visibilmante detta Cometa, & altri segni come nelle seguenti Figure. Lodi und Venedig, Per Francesco
Valvasent, [1681]. 4 nn. Bll. Mit Titelvignette in Holzschnitt („Glücksrad“) und vier Textholzschnitten.
4to. Geheftet.
1 700,Bibliographisch für uns nicht feststellbar, kein Exemplarnachweis via OCLC und KVK.
Enthält eine ausführliche Beschreibung des Kometen, dessen Bahn etc. und eine Erörterung, ob es
sich dabei um den gleichen, wie von Tycho Brahe beobachteten, Schweifstern handelt. Wohl um die
Verkäuflichkeit zu steigern, wurde am letzten Blatt ein gereimter Sensationsbericht über ein in Rom
gelegtes Hühnerei, auf dem der Komet zu sehen sei, beigefügt. Dieser Anhang ist mit vier
Holzschnitten illustriert, von denen der erste das legende Huhn, die anderen verschiedene Varianten
des „Wundereies“ (u. a. mit einer Schlange!) zeigen.
Faltspuren. Knapp und unregelmäßig, jedoch ohne Textverlust beschnitten.
36, Das Ei mit dem Kometen
37, Über die Konstruktion von Sonnenuhren
(37) Gruber, Bernhard. Horographia trigonometrica, seu methodus accuratissima arithmetice per
sinus et tangentes, Horologia quaevis solaria in Plano stabili qualitercunque situato, etiam declinante
& simul inclinato, facili negotiô describendi, & quaedam alia quae Vialia dicuntur &c. cum suis
fundamentis & rationibus in gratiam aliorum exhibita. Prag, Typis Wolffgangi Wickhart, 1718. 4 nn.
Bll., 261, (1) SS., 13 nn. Bll. Mit XI num. Faltkupfern des Verfassers im Anhang. Klein-4to. Lederband
d. Zt. mit Rückenschildchen und Resten der Rückenvergoldung.
1 500,Houzeau-Lancaster 11593; Aked-Severino, Bibliografia della Gnomonica2 231 (irrig „14 Tavv.“); OCLC
69223809 & 23641205 (irrig „2 Auflagen“); Wurzbach V, 386.
Einzige Ausgabe der offenbar einzigen gedruckten Schrift Grubers. Dieser war Zisterzienserpater und
Professor der Philosophie in Prag.
In vier Kapitel unterteilte Schrift über die Konstruktion von Sonnenuhren. Behandelt u. a. sphärische
Astronomie, Trigonometrie, das Äquinoktium, die Längen- u. Breitengrade, die verschiedenen Arten
von Sonnenuhren (ring- und zylinderförmige, rechteckige) etc. Durch 156 Abbildungen auf elf vom
Verfasser selbst gestochenen Tafeln werden die Ausführungen detailreich erläutert.
Mit Besitzvermerken d. Zt. und einigen Marginalien, ein Bl. mit zusätzlichen hs. ergänzenden
Berechnungen beigebunden.
Einband etwas berieben und bestoßen. Gleichmäßig gering gebräuntes, schönes Exemplar.
38, Bömer
925 Jahre Heiliges Römisches Reich
(38) Bömer, Anton, S.J. Triumphus Novem Seculorum Imperii Romano Germanici, Carolo Magno,
Augustissimo Romanorum Imperatori [...]. Augsburg, Typis Joannis Jacobi Lotteri, (1725). 14 nn. Bll.
Text, gestoch. Frontispiz (Petrus Schubart v. Ehrenburg inv. et del, Joan[n]es Andreas Pfeffel sculps.)
und zehn Kupfertafeln (davon neun nach Petrus Schubart v. Ehrenburg). Folio. Halbpergamentband
mit floralem Brokatpapierbezug.
2 500,De Backer-Sommervogel I, 1570, 8; Katalog der Ornamentstichsammlung Berlin 3624; UCBA 135; ThiemeBecker X, 393; Egger, Buckunst des Barock 65 & Abb. 17.
Zweite Ausgabe, gegenüber der überaus seltenen Erstausgabe (Wien, 1700; vgl. unsere Liste Sommer
2000, Nr. 8) um die (nicht signierte) Tafel der Ehrenpforte für Kaiser Karl VI. und die beiden
dazugehörigen Textbll. erweitert.
Anläßlich des 925jährigen Jahrestages des Heiligen Römischen Reiches neu aufgelegtes Prachtwerk.
Es enthält in zehn Centurien unterteilt die Chronologie der Herrscher von Kaiser Karl dem Großen bis
auf Kaiser Karl VI. mit je einem jeder Centurie vorangestelltem Lobgedicht. Das Werk geht
ursprünglich auf eine 1700 abgefasste Dissertation von Josef Julius von Hörmann zurück, bei der
Bömer als praeses fungierte. Die prachtvollen Tafeln zeigen barocke Ehrenpforten mit allegorischen
und historischen Figuren, die jeweils einem bedeutenden Herrscher zugeordnet sind. Alle diese
Pforten nehmen ihren Ausgang von der großartigen, mit Allegorien und historischen Bildern
durchsetzten Ehrenpforte A. Dürers für Maximilian I. und sind letzten Endes eine barocke Neuauflage
römischer Triumphbögen (zit. nach Egger). Die Stiche wurden von Johann Andreas Pfeffel in
Zusammenarbeit mit Christian Engelbrecht (Frontispiz und vier Tafeln) bzw. von Johann Ulrich Kraus
(fünf Tafeln) nach Entwürfen von Petrus Schubart (auch Schubert) von Ehrenberg gestochen. Dieser
wurde 1668 in Antwerpen geboren und war hauptsächlich in Deutschland als Portraitmaler tätig (vgl.
Thieme-B. a. a. O.). Der Augsburger Stecher Johann Andreas Pfeffel d. Ä., 1674 – 1748, war Schüler der
Akademie in Wien, Hofkupferstecher und u. a. Illustrator der Scheuchzer-Bibel. Zahlreiche seiner Stiche
entstanden in Zusammenarbeit mit Christian Engelbrecht, 1672 – 1735. Dieser war ein Schüler
Bodenehrs und Sandrarts und während seines Aufenthaltes in Wien vor allem mit der Herstellung
von Ornament- und Architekturblättern (u. a. nach Morison, Burnacini und Fischer von Erlach)
beschäftigt. Bei Johann Ulrich Kraus, 1655 – 1719, handelt es sich um den vor allem durch seine
Bilderbiblen berühmt gewordenen Augsburger Stecher und Verleger.
Einband berieben und in der oberen Ecke bestoßen. Teils etwas fleckig.
39, Einblattdruck mit Darstellung ausgewählter Reichskleinodien
(39) Berndt, Johann Christoph. Abbildung und Vollständige Beschreibung der Sämmtlichen Reichs
kleinodien welche bey der Crönung eines Römischen Kaisers ADHIBIRET werden, auf das deutlichste
und Jedermann Zum Vergnügen ausgestellet [...]. Einblattdruck mit Kupferstich (34,5 x 42 cm
[Einfassung]) und typograph. Text in zwei Spalten. Aus zwei separat gedruckten Bll. zusammengesetzt. Nürnberg, zu finden bei Friedrich Wilhelm Geyer, 1745. Groß-folio (Blattgr.: 70,5 x 43,7 cm).
2 500,Höchst seltener Einblattdruck, von dem lediglich ein weiteres, 1987 mikroverfilmtes Exemplar in der
British Library (London) nachweisbar ist.
Wohl anläßlich der am 22. November 1745 in Frankfurt erfolgten Krönung von Franz I. Stefan (17081765, Gatte von Maria Theresia) zum römisch-deutschen Kaiser publiziertes Blatt mit Darstellungen
eines Teiles der damals in Aachen und Nürnberg befindlichen Reichskleinodien.
Johann Christoph Berndt, 1707 - 1798, Kupferstecher in Nürnberg, war vermutlich auch Verfasser der
die Objekte genau erläuternden Beschreibung. „Seine Arbeiten sind höchst selten, bisher sind nur
wenige Bll. bekannt“ (AKL).
Teils unterlegte bzw. recto leicht gebräunte Faltspuren. Ränder alt verstärkt, verso alt gestempelt. Die
letzte Ziffer („5“) in der Jahresangabe handschriftlich eingesetzt. Im Ganzen wohlerhaltenes Exemplar
des großformatigen und seltenen Blattes.
40, Philosophische Sprache
(40) Kalmár, György. Grammaticalische Regeln zur philosophischen oder allgemeinen Sprache, das
ist, der Sprache aller Voelker Zeiten und Lebensarten. Wien, bey Ioseph Kurzböck, 1774. 2 nn. Bll.,
XXIV SS., 3 nn. Bll., 114 SS. Mit Portraitfrontispiz in Schabkunst und sechs gefalt. Kupfertafeln. 8vo.
Lederband d. Zt. mit Rückenschildchen.
9 500,Wurzbach X, 401 (nur 5 Kupfer); OCLC 26880003 (Jantz Collection der Duke Univ., jedoch nicht im
gedruckten Katalog); nicht im Onlinekatalog für Plansprachen Trovanto (dort die ital. Ausg.), nicht bei
Faber du Faur etc.
Erste deutsche Ausgabe, sehr selten: nur fünf Exemlare via KVK und OCLC nachweisbar. Die
lateinische Erstausgabe erschien 1772 in Berlin und Leipzig, eine italienische Übersetzung 1773 in
Rom.
„Zur Zeit seiner Erscheinung viel mehr diskutiert (als die langue nouvelle von Joachim Faiguet de
Villeneuve; Anm.) aber war der in weiten Teilen Europas bekannte Sprachenentwurf des ungarischen
Adeligen György Kalmár. 1753 und 1767 schon in „Programmen“ angekündigt, erschien schließlich
1772 in Berlin in lateinischer Sprache das kleine Werk Praecepta grammatica [...]. Im Gegensatz zu
manch einem seiner Vorgänger geht Kalmár davon aus, daß eine „Philosophische oder Allgemeine
Sprache, metaphysisch betrachtet, immer vorhanden gewesen sey“, und er zeigt eine gründliche
Kenntnis der Materie, wenn er fortfährt: „[...] ehe noch ein erhabner Lambert und die scharfsichtigen
Weisen des Cartes und Wolf auf ihre Art davon dachten; ehe der verbreitete und dennoch so gründliche
Genius eines Leibnitzes darüber zu rathe gieng, und seine Vorschläge in einem Beyspiele, nach seyner
Art, vorlegte; ehe sich noch Wilkins der feinste Metaphysiker ebenfalls nach seiner Art daran machte;
ehe sie noch Kircher, Dahlgarne, Becher, und andre, jeder auf seine Art, und Solbrig mit den 12000
Zusammensetzungen der Zahlziffern versuchte: dass sie vorhanden gewesen sey, so bald sich Adams
Abkunft in mehr Geschlechter getheilet, und folglich mehr Gesellschaften errichtet hat“. Daß Kalmár
selbst in der Leibniz-Nachfolge stehen wollte und dessen Bemühungen, einen Universalcharakter zu
erstellen, in die Tat umzusetzen versuchte, geht nicht nur aus seinen diversen Vorworten hervor,
sondern auch aus den Lobes- und Empfehlungsschreiben verschiedener Gelehrter, die in den 1773
und 1774 veröffentlichten Versionen abgedruckt waren. Kalmárs Versuch aber, einen auf
philosophischer Basis beruhenden Universalcharakter auszuarbeiten, verwendet mehr als 400
Grundzeichen, von denen jedes in einem eng definierten, erweiterten und auch übertragenen Sinne
eingesetzt werden kann. Daraus entsteht eine philosophsch aufgebaute, rein schriftliche
Universalsprache, die in ihrem hybriden Charakter dem Kircherschen Entwurf in dessen Manuskript
aus dem Jahre 1659 nicht ganz unähnlich ist. In dem Sinne, daß dieser Universalcharakter dann in
jeder beliebigen Sprache abgelesen werden kann, so lange der Benutzer eben das System beherrscht,
ähnelt Kalmárs lingua philosophica auch den gegen Ende des 18. Jahrhunderts einige Jahrzehnte
vorherrschenden „Pasigraphien“, reinen Schriftsystemen also [...]“ (Strasser, Lingua universalis.
Kryptologie und Theorie der Universalsprachen im 16. u. 17, Jh. SS. 251-254, mit ganzs. Abb. und weiterer
Literatur).
Die Faltkupfer zeigen die von Kalmár entworfenen Zeichen und geben u. a. Textauszüge aus Werken
von Newton, Copernicus, Morinus, Grotius, Boerhaave, van Swieten, Bernoulli, Galileo etc. wieder.
Enthält ferner ein Verzeichnis der Subskribenten. An erster Stelle Albert, Herzog zu Sachsen-Teschen,
gefolgt von 78 meist ungarischen Adeligen, aber auch Michael Denis und ein „Prof. Hell“ (wohl der
Astronom Maximilian Hell) sind zu finden.
György (Georg) Kalmár, 1726 - 1781 (?), Orientalist und Sprachforscher, entstammte einer älteren
ungarischen Adelsfamilie. Er bereiste weite Teile Europas und studierte u. a. in Leyden orientalische
Sprachen. „Seine ziemlich seltenen Schriften sind in der Mehrzahl auch im Auslande erschienen [...].
Kalmár´s philologische Arbeiten, namentlich seine Regeln einer philosophischen Universalsprache,
wurden von seinen Zeitgenossen hochgeschätzt und seine literarischen Freunde ehrten ihn dadurch,
daß sie sein Bild in Kupfer stechen und es mit einer ehrenvollen Inschrift versehen ließen“
(Wurzbach).
Teils gebräunt und braunfleckig. Tafeln teils angeschmutzt und knittrig.
Druckorte:
Antwerpen:
unbek. Drucker, 26
Leipzig:
Schumann, 12
Augsburg:
Lotter, 38
Mainz:
Behem, 18, 20
Basel:
Lamparter, 10
Nürnberg:
Gerlach, 14
Geyer, 39
Delft:
unbek. Drucker, 26
Frankfurt/M.:
Egenollfs Erben, 16
Ingolstadt:
Sartorius, 19
Jena:
Sengenwald, 35
Prag:
Wickhart, 37
Straßburg:
Welper, 33
Thorn:
Koten, 11
Köln:
Kachelofen, 8
Venedig:
Bertoni, 22/II
Pinelli, 22/III/IV
Porrus, 22/I
Valvasent, 36
Kopenhagen:
Wernig, 34
Wien:
Kurzböck, 40
Krakau:
Scharffenberg, 11
Unbekannt (deutscher Raum):
17, 24, 28, 30, 31, 32