Praxisbeispiel: Das AutismusTherapieZentrum Köln - Hanns

Praxisbeispiel: Das AutismusTherapieZentrum Köln
Claus Lechmann
Publikation
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Eingestellt am 10.05.2016
Autor
Dipl.-Psych. Claus Lechmann
AutismusTherapieZentrum Köln
Veranstaltung
Fachtagung „Menschen mit Autismus in Bayern: Therapie oder Entwicklungsräume schaffen?“
von Hanns-Seidel-Stiftung und autkom am 21.04.2016 im Konferenzzentrum München
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Lechmann:ATZKöln
Praxisbeispiel:
Das
AutismusTherapieZentru
m Köln
Claus Lechmann
Dipl.-Psych., PP, KJP
Geschichte
• Um die Situation autistisch Behinderter und ihrer Angehörigen wirksam
zu verbessern, haben betroffene Eltern im Großraum Köln-Bonn im
Jahre 1984 einen Trägerverein mit dem Ziel gegründet,eine
Therapieeinrichtung aufzubauen.
• Im Oktober 1988 wurde die Therapeutische Ambulanz „Hilfe für das
autistische Kind“ eröffnet. Seitdem haben über 2.000 Eltern ihre Kinder
in der Ambulanz vorgestellt.
• Liegt heute bei einem Kind der Verdacht auf eine autistische Störung
vor, haben Eltern eine direkte Anlaufstelle. Durch die enge
Zusammenarbeit mit FachärztInnen und Kliniken kann die autistische
Störung schon im Frühstadium erkannt und eine spezifische
Maßnahme eingeleitet werden.
• Die MitarbeiterInnen der Einrichtung können inzwischen auf eine
langjährige praktische Erfahrung in der therapeutischen Arbeit mit
autistischen Menschen zurückgreifen und mit einem modernen
ganzheitlichen Ansatz, den Betroffenen und den Elterndie dringend
notwendige Hilfe, Förderung und Sicherheit bieten.
Autismus Köln / Bonn e.V
Ausgangslage im Rheinland:
•
Die Versorgungsstruktur für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit einer
autistischen Symptomatik war bis in die 70er und 80er Jahre sehr ungünstig.
•
Es gab kaum Fachleute, die mit diesem Störungs- bzw. Behinderungsbild
vertraut waren.
•
Viele Eltern gingen von Arzt zu Arzt und von Klinik zu Klinik und wurden nicht
selten mit falschen Einschätzungen (z.B. Spätentwickler, Taubheit) und
beschwichtigenden Ratschlägen („das wächst sich aus“) bedacht.
•
Bis zur korrekten Diagnosestellung vergingen oft wertvolle Jahre; gerade die
Jahre, in denen Therapie- und Fördermaßnahmen besonders wirksam sind.
•
Nach Diagnosestellung fehlte es dann an Spezialisten, die die
entsprechende autismusspezifische Therapie durchführen konnten.
•
Die angebotene Hilfe beschränkte sich meist auf einleitende Maßnahmen
und häufig veraltete bzw. unzureichende Konzepte und waren nicht
koordiniert.
Trägerverein
• 5 AutismusTherapieZentren im Raum
Köln/Bonn
• 2 vollstationäre Einrichtungen für Erwachsene
• 2 Wohngemeinschaften
• Betreutes Wohnen
• Fortbildungsinstitut
1
Lechmann:ATZKöln
Therapeuten-Team
ATZ Köln
• 30 TherapeutInnen
• Interdisziplinäres Team u.a. aus folgenden Berufsgruppen:
Psychologie, Heilpädagogik, Pädagogik, Musiktherapie,
Sprachtherapie, Sozialarbeit/Sozialpädagogik, Motopädie
• Versorgung von 200 Kindern,
Jugendlichen und Erwachsenen mit
ASS
• Selbsthilfegruppen für Eltern
• Davon 6 TherapeutInnen sind KJP/PP
• Im ATZ seit
– über 20 Jahre: 5 TherapeutInnen
– Von Kindern mit frühkindlichen Autismus
– Von Kindern mit Asperger-Syndrom
– über 15 Jahre: 6 TherapeutInnen
• Konsiliarischer Ärzte:
• Selbsthilfegruppe für Erwachsene
• Freizeitgruppen
• Fortbildungsinstitut
Prof. Dr. Fricke, Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke
Dr. Giersdorf, SPZ der Uniklinik Köln
Netzwerk /
Kooperationspartner
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Kinder- und Jugendpsychiatrie Universität Köln
AKiP (Prof. Döpfner)
SPZ der Uniklinik und der Kinderklinik
Kinder- und jugendpsychiatrischen
Schwerpunktpraxen
Uniklinik, Autismussprechstunde Prof. Vogeley
Humanwissenschaftliche Fakultät
AVT / Lehrpraxen
Frühförderzentrum
…
Schlaglichter
•
•
•
•
•
Früherkennung
Vorgehensweise
Beispiel: Frühkindlicher Autismus
ABA-Abteilung
Beispiel: Asperger-Syndrom
2
Lechmann:ATZKöln
Zitate von Eltern
Bedeutung der Früherkennung
• Neuere Prävalenzzahlen: 1 auf 100 Kinder hat ASS
• Eltern erkennen Auffälligkeiten im Schnitt zwischen
12 und 18 Monaten
• Die Diagnose für frühkindlichen Autismus wird in den USA
im Schnitt mit 4 Jahren gestellt
In Deutschland beim frühkindlichen Autismus mit 6 Jahren,
beim Asperger-Syndrom mit 9 Jahren (Noterdaeme et al.
2008)
Lehrvideo: Früherkennung
„Die Diagnose ist schon sehr betrüblich, aber
schlimmer wäre es gewesen, wenn wir wieder
nicht gewußt hätten, wo wir dran sind. Jetzt gibt
es endlich einen Namen für seine Probleme und
darüber sind wir froh und wissen jetzt, wo wir
suchen Können und Hilfe bekommen“.
Frühsymptome ab 1,5 Jahren
Symptomatik
Quelle
Studiendesign
Alter
ASS
N=
Sens.
Entw.
Verz.
N=
Spez.
Typ.
Entw.
N=
Spez.
Keine Zeigegeste, um Interesse
zu teilen
Barbaro &
Dissana yake, 2013
Prospektive,
populationsbasierte
Stichprobe
18 Mon.
30
0,9
7
1,0
12
0,9
BaronCohen et al,
1996
Prospektive,
populationsbasierte
Stichprobe
18 Mon.
10
1,0
17
0,0
23
0,6
Mangelnder Blickkontakt
Barbaro &
Dissana yake, 2013
Prospektive,
populationsbasierte
Stichprobe
18 Mon.
30
0,8
7
1,0
12
1,0
Mangel an Verfolgen des
Blickes
BaronCohen et al,
1996
Prospektive,
populationsbasierte
Stichprobe
18 Mon.
10
1,0
17
0,6
23
1,0
Fehlendes Bringen, um zu
zeigen
Barbaro &
Dissana yake, 2013
Prospektive,
populationsbasierte
Stichprobe
18 Mon.
30
0,8
7
1,0
12
1,0
Fehlendes „So-tun-als-ob“-Spiel
BaronCohen et al,
1996
Prospektive,
populationsbasierte
Stichprobe
18 Mon.
10
1,0
17
0,5
23
1,0
Barbaro &
Dissana yake, 2013
Prospektive,
populationsbasierte
Stichprobe
18 Mon.
30
0,9
7
0,4
12
1,0
• Pretend Play
• Joint Attention I: „Guck mal … „
• Joint Attention II: „Zeig mal… „
3
Lechmann:ATZKöln
Frühsymptome ab 1,5 Jahren
Keine mimische
Reaktion
bzw. kein
Blickkontakt
bei Not von anderen
Menschen
Charman Prospektive, 20 Mon.
et al.,
populations
1997
basierte
Stichprobe
10
10
1,0
0,6
9
9
0,4
1,0
19
19
0,6
1,0
Beispiel: Frühförderung
• Einbeziehung und Anleitung der Eltern
• Förderung der Joint Attention (z.B.
Zeigegeste)
• Kommunikationsförderung mit Bildkarten
(PECS)
• Förderung von Lautäußerungen bzw. Wörtern
• Strukturierung und Visualisierung
• Übertrag in den Kindergarten
Standard-Therapie
• Wochenkontingent von 3 -4
Therapieeinheiten
• Therapieeinheit besteht aus 60 Minuten
Therapie plus Vor- und Nachbereitung
• Dauer: Im Durchschnitt 3 Jahre
• Wiedervorstellung möglich
ABA-Abteilung
• Systematische Erfassung des Verhaltens
• Minutiöse Ableitung von Förder - und
Verhaltensplänen
• Intensive Schulung und Einbeziehung der Eltern
und Bezugspersonen
• Ggf.: Co-Therapeuten-System
• Höherfrequente Therapie (10 -20 Stunden pro
Woche)
• Hausbasiert
• Systemische Einbettung / Elternberatung
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Lechmann:ATZKöln
Ziel: Von Anfang an sollte auch immer Raum
für die Auseinandersetzung mit der
Behinderung gegeben werden und eine
Balance zwischen Förderaktivitäten und
Akzeptanz angestrebt werden
Akzeptanz
Veränderung
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