11. J U N I 2 0 1 6 K E T T E R E R CONTEMPORARY CONTEMPORARY 1 441. AUKTION Contemporary Art Auktion | Auction Weitere Auktionen | Further Auctions Los 800 – 864 Contemporary Art Samstag, 11. Juni, ab ca. 14.30 Uhr | from c. 2.30 pm on Los 1 – 158 Klassische Moderne – Teil II Donnerstag, 9. Juni, ab 13 Uhr | from 1 pm on Ketterer Kunst München Joseph-Wild-Straße 18 81829 München Los 200 – 246 Eine Sammlung der Klassischen Moderne Donnerstag, 9. Juni, ab ca. 15 Uhr | from c. 3 pm on Los 400 – 776 Kunst nach 1945 / Contemporary Art – Teil II Freitag, 10. Juni, ab 13 Uhr | from 1 pm on Los 300 – 386 Klassische Moderne – Teil I Samstag, 11. Juni, ab 13 Uhr | from 1 pm on Los 900 – 996 Kunst nach 1945 – Teil I Samstag, 11. Juni, ab ca. 16 Uhr | from c. 4 pm on Vorbesichtigung | Preview Hamburg Ketterer Kunst, Holstenwall 5, 20355 Hamburg Berlin Ketterer Kunst, Fasanenstraße 70, 10719 Berlin Mo. 9. Mai 11 – 20 Uhr | 11 am – 8 pm Di. 10. Mai 10 – 16 Uhr | 10 am – 4 pm Fr. Sa. So. Mo. Di. Mi. Do. Fr. Frankfurt Galerie Schwind, Fahrgasse 8, 60311 Frankfurt Do. 12. Mai 17 – 20 Uhr | 5 pm – 8 pm Fr. 13. Mai 10 – 18 Uhr | 10 am – 6 pm Sa. 14. Mai 10 – 16 Uhr | 10 am – 4 pm Zürich Elten & Elten, Galerie am Hottingerplatz, Wilfriedstrasse 19, 8032 Zürich, Schweiz Mi. 18. Mai Do. 19. Mai 16 – 21 Uhr | 4 pm – 9 pm 16 – 21 Uhr | 4 pm – 9 pm Düsseldorf Ketterer Kunst, Malkastenstraße 11, 40211 Düsseldorf Mo. 23. Mai 11 – 20 Uhr | 11 am – 8 pm Di. 24. Mai 11 – 16 Uhr | 11 am – 4 pm 27. Mai 10 – 20 Uhr | 10 am – 8 pm 28. Mai 10 – 18 Uhr | 10 am – 6 pm 29. Mai 10 – 18 Uhr | 10 am – 6 pm 30. Mai 10 – 18 Uhr | 10 am – 6 pm 31. Mai 10 – 18 Uhr | 10 am – 6 pm 1. Juni 10 – 18 Uhr | 10 am – 6 pm 2. Juni 10 – 18 Uhr | 10 am – 6 pm 3. Juni 10 – 16.30 Uhr | 10 am – 4.30 pm München Ketterer Kunst, Joseph-Wild-Straße 18, 81829 München So. 5. Mo. 6. Di. 7. Mi. 8. Do. 9. Fr. 10. Juni Juni Juni Juni Juni Juni 11 – 17 10 – 18 10 – 18 10 – 17 10 – 17 10 – 17 Uhr Uhr Uhr Uhr Uhr Uhr | | | | | | 11 am – 5 pm 10 am – 6 pm 10 am – 6 pm 10 am – 5 pm 10 am – 5 pm (nur Lose 300 – 996) 10 am – 5 pm (nur Lose 300 – 386 und Lose 800 – 996) Zustandsberichte: Hochauflösende Fotos inkl. Ränder von Vorder- und Rückseite aller Werke unter www.kettererkunst.de (Zustandsbericht). Condition reports: High resolution images incl. margins of front and rear of all works on www.kettererkunst.com. Zu ausgewählten Skulpturen finden Sie Videos auf unserer Homepage. Please find videos of select sculptures on our homepage. Jetzt auch live mitbieten unter www.the-saleroom.com Live online bidding at www.the-saleroom.com Umrechnungskurs: 1 Euro = 1,10 US Dollar (Richtwert). Vorderer Umschlag außen: Los 826 - J. Opie – Frontispiz I: Los 832 - A. Reyle – Frontispiz II: Los 852 - J. Schmidt – S. 4: Los 841 - S. Schatz – S. 149: Los 825 - R. Lucander – Hinterer Umschlag innen: Los 860 - N. Bisky – Hinterer Umschlag außen: Los 854 - A. Reyle 5 ANSPRECHPARTNER 441. AUKTION Kunst nach 1945 / Contemporary Art Aufträge | Bids Rechnungsanschrift | Invoice address Kundennummer | Client number Experten Name | Surname Vorname | First name c/o Firma | c/o Company Straße | Street PLZ, Ort | Postal code, city Land | Country E-Mail | Email USt-ID-Nr. | VAT-ID-No. Telefon (privat) | Telephone (home) Telefon (Büro) | Telephone (office) Fax Abweichende Lieferanschrift | Shipping address Name | Surname Vorname | First name c/o Firma | c/o Company Straße | Street PLZ, Ort | Postal code, city Land | Country Aufgrund der Versteigerungsbedingungen und der Datenschutzbestimmungen erteile ich folgende Aufträge: On basis of the general auction terms and the data protection rules I submit following bids: Ich möchte schriftlich bieten. | I wish to place a written bid. Ihre schriftlichen Gebote werden nur soweit in Anspruch genommen, wie es der Auktionsverlauf unbedingt erfordert. Your written bid will only be used to outbid by the minimum amount required. Undine Lubinus MLitt Julia Haußmann M.A. Constantin Hemmerle Tel. +49 (0)89 5 52 44 - 131 u.lubinus @ kettererkunst.de Tel. +49 (0)89 5 52 44 - 246 j.haussmann @ kettererkunst.de Tel. +49 (0)89 5 52 44 - 243 c.hemmerle @ kettererkunst.de Ich möchte telefonisch bieten. | I wish to bid via telephone. Bitte kontaktieren Sie mich während der Auktion unter: Please contact me during the auction under the following number: Nummer | Lot no. € (Maximum | Max. bid) Künstler, Titel | Artist, Title Wissenschaftliche Katalogisierung Silvie Mühln M.A. [email protected] Dr. Eva Heisse [email protected] Eva Lengler M.A. [email protected] Bitte beachten Sie, dass Gebote bis spätestens 24 Stunden vor der Auktion eintreffen sollen. Please note that written bids must be submitted 24 hours prior to the auction. Julia Amann M.A. Rechnung | Invoice [email protected] Versand | Shipping Bitte schicken Sie mir die Rechung vorab als PDF an: Ich hole die Objekte nach telefonischer Voranmeldung ab in Please send invoice as PDF to: I will collect the objects after prior notification in Bianca Fazio M.A. München Hamburg Berlin Düsseldorf E-Mail | Email [email protected] Ich wünsche die Rechnung mit ausgewiesener Umsatzsteuer (vornehmlich für gewerbliche Käufer/Export). Ich bitte um Zusendung. Please send me the objects Please display VAT on the invoice (mainly for commercial clients/export). Von Neukunden benötigen wir eine Kopie des Ausweises. New clients are kindly asked to submit a copy of their passport/ID. Datum, Unterschrift | Date, Signature Ketterer Kunst GmbH & Co. KG · Joseph-Wild-Straße 18 · 81829 München Tel. +49 - (0)89 - 5 52 44 - 0 · Fax +49 - (0)89 - 5 52 44 - 177 · [email protected] · www.kettererkunst.de 6 KETTERER KUNST 7 ROBERT LUCANDER 1962 Helsinki - lebt und arbeitet in Berlin 800 Ein Super-Zufallstreffer. 2001. Acryl und Buntstift auf Holz. Verso signiert, datiert und bezeichnet. 170 x 120 x 2,4 cm (66,9 x 47,2 x 0,9 in). [ FS]. PROVENIENZ: Contemporary Fine Arts, Berlin (verso mit dem Galerieetikett und Stempel). AUSSTELLUNG: Robert Lucander. Alibi, Contemporary Fine Arts, Berlin 23.5.-23.6.2001. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 14.45 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten. € 5.000 - 7.000 $ 5.500 - 7.700 ZUM KÜNSTLER Vita 1962 geboren in Helsinki, Finnland 1989-1995 Hochschule der Künste, Berlin (Prof. Marwan Kassab-Bachi) Seit 1996 Gastprofessor an der Universität der Künste in Wien, Bergen und Helsinki sowie außerordentlicher Professor an der Universität der Künste in Berlin Auszeichnungen 2001 Kunstpreis der Böttcherstraße in Bremen Museen und Sammlungen (in Auswahl) Horsens Kunstmuseum, Horsens Helsinki Art Museum, Helsinki Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr, Mülheim an der Ruhr DA2 - Domus Artium 2002, Salamanca Göteborgs Konstmuseum, Gothenburg Museum Franz Gertsch, Burgdorf Deichtorhallen, Hamburg Kunst- und Kulturzentrum Montabaur Suzanne Tarasiève, Paris Bergen Kunsthall, Bergen CFA Contemporary Fine Arts, Berlin 8 KETTERER KUNST In den figurativen Werken des finnischen Malers Robert Lucander sind die Grenzen zwischen Abbild und Objekt fließend. Die scherenschnittartigen Darstellungen auf grob gemaserten Holzträgern verweisen auf fotografische Vorlagen aus den Massenmedien - Zeitungsausschnitte, Plattencover, Magazine, Filme. Das Grundmaterial seiner Bilder findet der Künstler an der Hochschule in Berlin: das robuste, stark gemaser te Holz der Trägerkisten für Kunstwerke. In seiner ersten Werkphase reflektiert Lucander noch über den Begriff der modernen Malerei und überzieht die Holzplatten in Anlehnung an den Suprematismus mit geometrischen und monochromen Kompositionen, die alles Persönliche verdrängen und auf eine höhere Ordnung hinweisen. Ab 1996 folgt der Wandel ins genaue Gegenteil. Ähnlich seinem ehemaligen Lehrer Marwan Kassab-Bachi ist nun der Mensch das Studienobjekt des Künstlers. Doch wählt der Finne einen denkbar anderen Zugang als Kassab-Bachi: Nicht expressiv und abstrahierend, sondern flächig, plakativ und poppig zeigen sich die Menschendarstellungen, denen er in verschiedenen sozialen Kontexten auf die Spur geht. Von Obdachlosen als Außenseiter der Gesellschaft bis hin zu fröhlich lachenden Party-Gängern als deren extremes Gegenteil, wie in unserem Werk „Ein Super-Zufallstreffer“ (2001), ist alles dabei. Die kontrastreichen Farbflächen aus matt schimmerndem Acryllack und die feinen Lineaturen aus Bleistift erzeugen im Verbund mit der Maserung des Holzes eine interessante bildräumliche Wirkung und eine ästhetisch ansprechende Bildsprache. In ihrer Fragmentierung erscheinen die Figuren Lucanders als Teilmaterialisationen einer komplexen Per- Andy Warhol, Gold Marilyn Monroe (1962) sönlichkeit, von denen uns nur eine kleine Facette vorgeführt wird. Die oberflächlich und belanglos wirkenden Motive erhalten durch dieses Verfahren eine hintergründige, oft ebenso ironische wie subversive Aussage: „Das Neue, Gegenwärtige und Alltägliche - letztlich nur flüchtige Varianten auf gewachsenen Strukturen: ‘Semper eadem sed aliter’, die Welt bietet immer dasselbe Schauspiel, eine Mischung aus Komödie und Tragödie, nur jeweils in einem anderen Kostüm.“ (zit. nach: Oliver Zybok (Hg.): Robert Lucander. Cocktail international, Ostfildern 2006, S. 30). In diesem gedanklichen und stilistischen Ansatz erinnern die fragmentierten Holzbilder Robert Lucanders an Arbeiten von Pop-Art Künstlern wie Andy Warhol. Dessen serielle, in knallige Farbfelder zerlegte Porträts von Pop-Ikonen wie Marilyn Monroe, spielten ebenfalls mit der Idee der Aufsplitterung des Menschen im Zeitalter der aufkommenden Massenmedien und des Konsums. Seit 1992 werden Werke von Robert Lucander auf zahlreichen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen der Öffentlichkeit präsentiert, unter anderem bei Contemporary Fine Arts in Berlin (2001), im Kunst- und Kulturzentrum Montabaur (2011) und den Deichtorhallen in Hamburg (2012). Robert Lucander, Professor am Kunstinstitut der Berliner Universität der Künste, lebt und arbeitet in Berlin. 9 KOEN DELAERE 1970 Brügge 801 Untitled. 2015. Acryl und Öl auf Leinwand. Verso signiert und datiert sowie mit Richtungspfeil. 215 x 150 cm (84,6 x 59 in). [CB]. PROVENIENZ: Galerie van Horn, Düsseldorf. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 14.46 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten. € 7.000 - 9.000 $ 7.700 - 9.900 ZUM KÜNSTLER Vita 1970 geboren in St. Michiels, Brügge 1996 Akademie voor Beeldende Vorming, Tilburg (Studium der Malerei und Philosophie) Auszeichnungen (in Auswahl) 2016 Arbeitsstipendium, La Brea Studios Los Angeles, Los Angeles 2015 Arbeitsstipendium, CCA Andratx, Mallorca 2011 Arbeitsstipendium, Den Helder Mondriaanfund 2010 Arbeitsstipendium, IBB Curacao Mondriaanfund 2006 Wolvecamp Preis für Malerei 2002 Johan Diepstraten Stipendum für Malerei 1995 De Pont Arbeitsstipendium, Museum De Pont Tilburg Publikationen Kat. Koen Delaere, Kunstcentrum Hengelo, Hengelo 2.9.-23.9.2007, Amsterdam 2007. Galerien und Museen (in Auswahl) Gemeente Museum Den Haag, Den Haag Autocenter Berlin, Berlin Stedelijk Museum De Lakenhal, Leiden Aschenbach & Hofland Galleries, Amsterdam NAK Aachen, Aachen Drei Raum für Gegenwartskunst, Köln The Boadicea London, London Museu da Imagem e do Som, Sao Paulo Scion Gallery, Los Angeles Dordrechts Museum, Dordrecht Galerie Van Horn, Düsseldorf Ana Cristea Gallery, New York 10 KETTERER KUNST Koen Delaere gehört zu den wohl vielversprechendsten jungen Konzeptkünstlern der Gegenwart, die die traditionelle Bildgattung der Malerei in ihren Grundfesten und Grenzen erforschen und neu ausloten. Delaeres Bilder, Ergebnisse physischer und dynamischer Interaktionen mit dem Arbeitsmaterial, erinnern in ihrer abstrakten und strukturierten Anlage an Kunstwerke der Abstraktion nach 45 sowie an modernere Positionen, wie die Strukturwerke des englischen Künstlers Jason Martin. Zentral ist bei den Werken Delaeres der performative malerische Prozess, der einer beständigen Reflexion des Künstlers unterliegt. Jedoch geht es hierbei nicht um Vollendung oder Perfektion, sondern den Nachvollzug des Entstehens – auch für den Betrachter, der in der optischen Betrachtung mental und physisch an diesem teilnehmen soll. Die reliefhafte Struktur der Werke Delaeres, bei unserem Werk sind es mehrere horizontale, übereinandergestaffelte und streifenhaft nebeneinander gestellte Kurzlinien, wie auch die hierin eingearbeitete Farbe, sind dabei unmittelbares Spiegelbild musikalischer Rhythmen, die der Künstler bei der Herstellung seiner Werke hört. Die Bildoberfläche wird so zum Abbild des dynamischen Werkprozesses, der durch die Musik geleiteten Hand und der mentalen Konstitution des Künstlers. Delaere war in den 80er Jahren selbst Mitglied einiger Punkbands und organisierte und partizipierte in mehreren live-Performances, so beispielsweise 1995 in Fons Welters in Amsterdam. Bereits während seiner Ausbildung an der Kunstakademie in Tilburg wird Koen Delaere mit zahlreichen Stipendien gefördert. Er ist mehrmaliger Stipendiat des BKVB Fund Amsterdam (2000, 2004, 2010) sowie Träger zahlreicher Arbeitsstipendien, die den jungen Künstler unter anderem nach Los Angeles und Mondriaanfund auf die Antillen führen. 2006 erhält er den Wolvecamp Preis Koen Delaere, Untitled (2013) für Malerei, der mit einer Einzelausstellung im Kunstcentrum Hengelo sowie der Publikation eines Katalogs einhergeht. Seit 2005 sind die Werke von Koen Delaere zudem in zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen in internationalen Galerien und Museen vertreten. 2016 sind dem Künstler Einzelausstellungen in der Galerie Rod Barton in Brüssel und dem Sitz der Gerhard Hofland Gallery in New York sowie eine Duoshow mit Bas van den Hurk bei Halsey McKay in East Hampton gewidmet. Der Künstler lebt und arbeitet in Tilburg. JON PYLYPCHUK 1972 Winnipeg (Kanada) - lebt und arbeitet in Los Angeles 802 Don’t press too much luck. 2006. Skulptur. Verschiedene Textilien, Holz, Holzleim, Kunstpelz, Heißkleber, Wasserfarbe, Polyurethane. Höhe ca. 110 cm (43,3 in). PROVENIENZ: Alison Jacques, München 2006. Saatchi Gallery, London. AUSSTELLUNG: USA Today: New American Art from the Saatchi Gallery, Royal Academy of Arts, 6. Oktober – 4. November 2006. You are all too close to dropping off now, Alison Jacques, 17. März – 22. April 2006. LITERATUR: Gaiety is the most outstanding feature of the Soviet Union: Art from Russia, Saatchi Gallery, hg. von The Saatchi Gallery 2012. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 14.47 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten. € 3.000 - 5.000 $ 3.300 - 5.500 ZUM KÜNSTLER Vita 1972 geboren in Winnipeg, Manitoba, Kanada Bis 1996 Yale University School of Music and Art, New Haven 1996-1997 University of Manitoba School of Art, Manitoba 1998-2001 University of California, Los Angeles Galerien und Museen (in Auswahl) Museum of Modern Art, New York Whitney Museum, New York Los Angeles County Museum of Art, Los Angeles Museum of Contemporary Art, Los Angeles The Saatchi Collection, London Musée d\u146 art contemporain de Montréal, Montréal Ausstellungshalle zeitgenössische Kunst Münster, Münster Alison Jacques Gallery, London Friedrich Petzel Gallery, New York Miami Hammer Museum, Los Angeles Cleveland Museum of Contemporary Art, Los Angeles Stedelijk Museum voor Actuele Kunst, Gent 12 KETTERER KUNST Jon Pylypchuk ist einer der international renommiertesten kanadischen Gegenwartskünstler, dessen Werk sich durch eine beeindruckende mediale Vielfalt auszeichnet. Mit Mitte 20 wird dem jungen Pylypchuk klar, dass er den Künstlerberuf ergreifen wird. Er schreibt sich an der University of Manitoba School of Art ein. Gemeinsam mit einigen Kommilitonen und Künstlerfreunden wie Marcel Dzama und Michael Dumontier gründet Jon Pylypchuk ein Jahr vor seinem Abschluss mit dem Bachelor of Fine Arts 1996 die Gruppe „Royal Art Lodge“. Die Beteiligten sehen sich durch ihre Opposition zum herrschenden Kunstgeschmack vereint und tun sich durch gemeinsame, auch subversiv anmutende Projekte hervor. 1998, ein Jahr nach Studienabschluss, verlässt Jon Pylypchuk seine kanadische Heimat, und übersiedelt ins sonnige Kalifornien, nach Los Angeles. An der dortigen Uni versity of California absolviert er ein Masterstudium, das er 2001 erfolgreich abschließt. Seither tritt Jon Pylypchuk mit seinen außergewöhnlichen Arbeiten als freier Künstler an die Öffentlichkeit. In beeindruckender Vielfalt bespielt er die unterschiedlichsten Techniken, von Malerei und Grafik über Skulptur und Objekt bis hin zu Installation und Video. Mit seinen surreal und expressiv aufgefassten Werken in der Traditionslinie der Art Brut eröffnet er Einblicke in fremde Welten, bevölkert von fantastischen, beschädigten Kreaturen. Jon Pylypchuks Menagerie aus comicartigen Tieren weckt dabei beim Betrach- Jon Pylypchuk, So then we will burn you when you are dead (2006) ter bedingungslose Empathie. Seine pelzigen Effigien werden zu Darstellern abgründiger menschlicher Psychologie, die gerne der Verdrängung anheimfallen. In ihrer Verkörperung durch niedliche kleine Pelztiere werden diese so ins Schwarzhumoristische verkehrt, dass eine psychologische Auseinandersetzung und Konfrontation schließlich möglich wird. In Pylypchuks Tierreich gibt es kein richtig oder falsch, keine moralisch wertende Instanz, sondern nur eine darwinistische Hierarchie und das Gesetz der Natur. Deutlich wird dies in Werken wie „So then we will burn you when you are dead“ (2006), in dem der Konflikt zwischen Alter und Jugend, Tod und Leben durch die logische Verbrennung des größeren Pelztieres gelöst wird. Der natürliche Kreislauf des Lebens schließt sich. Auch in unserem Werk „Don’t press too much luck“ (2006) wird der oftmals tierisch anmutenden Triebhaftigkeit der menschlichen Natur mit Humor begegnet. Die eindeutig sexuelle Handlung der schwarzen Katzen, in all ihrer Unschuld betont durch die phallusartig Ringelsocke, wird zum irritierenden und amüsierenden Element der Skulpturengruppe: Katzenhafte Vamps und samtiges Plüsch gehen hier ein humoristisches Spiel zwischen Kitsch, Fetisch und Obszönität ein. Durch internationale Einzelausstellungen macht sich Jon Pylypchuk im neuen Jahrtausend rasch einen Namen. Darunter sind etwa Schauen in New York, Los Angeles, Tokio, Mailand, London, Kopenhagen, Paris, Köln und Düsseldorf. Einzelausstellungen in Museen bespielt Jon Pylypchuk etwa 2010 im Musée d’art contemporain de Montréal oder 2009 in der Ausstellungshalle zeitgenössische Kunst in Münster. Jon Pylypchuk, der 2012 an der Biennale in Sydney teilnimmt, lebt und arbeitet in Los Angeles. MARKUS SCHINWALD 1973 Salzburg (Österreich) - lebt und arbeitet in Wien und Los Angeles 803 April. 2009. Öl auf Leinwand. 54 x 75 cm (21,2 x 29,5 in). [ FS]. PROVENIENZ: Galerie Yvon Lambert, Paris Privatsammlung, New York. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 14.48 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten. € 14.000 - 18.000 $ 15.400 - 19.800 ZUM KÜNSTLER Vita 1973 geboren in Salzburg Studium an der Hochschule für Gestaltung, Linz, und der Humboldt-Universität, Berlin Auszeichnungen 2007 Preis der Stadt Wien für Bildende Kunst 2008 Großer Kunstpreis des Landes Salzburg Galerien und Museen Galerie Yvon Lambert, Paris Galerie Georg Kargl, Wien Galerie Thaddaeus Ropac, Salzburg und Paris Tate Modern, London Musée d’Art Moderne, Paris Kunsthaus Zürich, Zürich Museum moderner Kunst, Wien Sprengel Museum, Hannover Kunsthaus Bregenz, Bregenz Magasin III, Stockholm Palais de Tokyo, Paris 14 KETTERER KUNST Markus Schinwald gehört zu den facettiertesten Künstlern der Gegenwartskunst. Im Mittelpunkt seines interdisziplinären Werks steht der menschliche Körper und dessen Transformation und Manipulation durch seine kulturelle Umgebung. Als kontinuierlicher Bestandteil in der Formung von Körpern und Körperbildern tritt auch seine Ausbildung im Bereich Mode und Kostüm immer wieder hervor. Markus Schinwald arbeitet mit verschiedenen Ausdrucksmedien, darunter Performance, Film, Malerei, Fotografie, Installation und Skulptur. In seinen Werken geht es grundsätzlich um die Darstellung kultureller Zwänge und Unfreiheiten, denen der menschliche Körper unterworfen ist und die damit einhergehenden Störungen und Verstörungen auf psychologischer Ebene. Vor allem Sigmund Freud und die Psychoanalyse sind ständige Bezugsgrößen im Schaffen des Künstlers. Aus diesem Gedankenkreis stammen die verfremdeten Porträts im Biedermeier-Stil, zu denen auch unser Werk „April“ (2009) gehört. In diesen versieht Schinwald die Dargestellten in seinen übermalten Porträts aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert mit kuriosen Schlaufen, Drähten, Bandagen und Masken, die er als „Prothesen für unbestimmte Fälle“ bezeichnet. In unserem Werk wird der zarte Rückenakt eines Mädchens durch merkwürdig verschnürte Bänder um Hals und Ohren zu einem Werk fetischhaft verfremdeter Unschuld umgedeutet. Eine erste Serie dieser malerischen Deformationen, die sowohl körperliche als auch seelische Einschränkungen zu markieren scheinen, stellt Schinwald 2003 in der Galerie Georg Kargl Fine Arts in Wien aus. Weitere Werkserien mit Versionen wie „Anina“ (2006) folgen, die auch andere Medien, wie den im 19. Jahrhundert verbreiteten Stahlstich, imitieren. Schinwalds zwischen Grusel und Fetisch changierende Porträts spielen auch in seinem Konzept für den österreichischen Pavillon auf der 54. Venedig-Biennale eine zentrale Rolle, den der Markus Schinwald, Anina (2006) Künstler 2011 bespielt. Neben Porträts und Skulpturen, zeigt Schinwald hier auch der Film „Orient“. Dessen Akteure führen künstlich wirkende, teils tänzerisch anmutende Bewegungen in von zerrütteter Architektur gezeichnete Umgebung aus und passen sich dabei abwechselnd ihrer Umgebung an, um dann wieder in unmöglichem Kontrast zu ihr zu stehen. Körperlich-seelischer Zwang und Unfreiheit werden hier nicht mehr allein im Medium der Malerei, sondern durch Raumsituationen und widernatürliche Bewegungen realer Körper thematisiert. Schon früh stellt Markus Schinwald in renommierten Galerien und Museen aus. Seine Werke sind heute in zahlreichen Sammlungen vertreten, so der Tate Modern in London, dem Musée d’Art Moderne in Paris, dem Kunsthaus Zürich und dem Museum moderner Kunst in Wien. Markus Schinwald lebt und arbeitet in Wien und Los Angeles. 15 ROBERT LUCANDER 1962 Helsinki - lebt und arbeitet in Berlin 804 .. ins Vergnügen. 2000. Acryl und Buntstift auf Holz. Verso signiert, datiert, betitelt und bezeichnet „R.L. 51“. 100 x 69,5 cm (39,3 x 27,3 in). PROVENIENZ: Contemporary Fine Arts, Berlin (verso mit dem Etikett). American European Art Associates, New York (verso mit dem Etikett). Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 14.50 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird differenzbesteuert, zuzüglich einer Einfuhrumsatzabgabe in Höhe von 7 % oder regelbesteuert angeboten (N, R). € 3.000 - 4.000 $ 3.300 - 4.400 ZUM KÜNSTLER Vita 1962 geboren in Helsinki, Finnland 1989-1995 Hochschule der Künste, Berlin (Prof. Marwan Kassab-Bachi) Seit 1996 Gastprofessor an der Universität der Künste in Wien, Bergen und Helsinki sowie außerordentlicher Professor an der Universität der Künste in Berlin Auszeichnungen 2001 Kunstpreis der Böttcherstraße in Bremen Museen und Sammlungen (in Auswahl) Horsens Kunstmuseum, Horsens Helsinki Art Museum, Helsinki Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr, Mülheim an der Ruhr DA2 - Domus Artium 2002, Salamanca Göteborgs Konstmuseum, Gothenburg Museum Franz Gertsch, Burgdorf Deichtorhallen, Hamburg Kunst- und Kulturzentrum Montabaur Suzanne Tarasiève, Paris Bergen Kunsthall, Bergen CFA Contemporary Fine Arts, Berlin 16 KETTERER KUNST In den figurativen Werken des finnischen Malers Robert Lucander sind die Grenzen zwischen Abbild und Objekt fließend. Die scherenschnittartigen Darstellungen auf grob gemaserten Holzträgern verweisen auf fotografische Vorlagen aus den Massenmedien, wie Zeitungsausschnitte, Plattencover, Magazine und Filme. Das Grundmaterial seiner Bilder findet der Künstler an der Hochschule in Berlin: das robuste, stark gemaserte Holz der Trägerkisten für Kunstwerke. In seiner ersten Werkphase reflektiert Lucander noch über den Begriff der modernen Malerei und überzieht die Holzplatten in Anlehnung an den Suprematismus mit geometrischen und monochromen Kompositionen, die alles Persönliche verdrängen und auf eine höhere Ordnung hinweisen. Ab 1996 folgt der Wandel ins genaue Gegenteil. Ähnlich seinemehemaligen Lehrer Marwan KassabBachi ist nun der Mensch das Studienobjekt des Künstlers. Doch wählt der Finne einen denkbar anderen Zugang als Kassab-Bachi: Nicht expressiv und abstrahierend, sondern flächig, plakativ und poppig zeigen sich die Menschendarstellungen, denen er in verschiedenen sozialen Kontexten auf die Spur geht. Von Obdachlosen als Außenseiter der Gesellschaft bis hin zu fröhlich lachenden Party-Gängern als deren extremes Gegenteil, wie in unserem Werk, ist alles dabei. Die kontrastreichen Farbflächen aus matt schimmerndem Acryllack und die feine Lineaturen aus Bleistift erzeugen hier eine interessante bildräumliche Wirkung und erzeugen mit der Maserung des Holzes eine ästhetisch ansprechende Bildsprache. In ihrer Fragmentierung erscheinen die Figuren Lucanders als Teilmaterialisationen einer komplexen Persönlichkeit, von denen uns nur eine kleine Facette vorgeführt wird. Die oberflächlich und belanglos wirkenden Motive, unterstrichen durch deutende Robert Lucander, Die Stimmungsbombe (2000) Titel wie bei unserem Werk „Ins Verngnügen“ (2000) oder aus der gleichen Serie „Die Stimmungsbombe“ (2000), erhalten durch dieses Verfahren eine hintergründige, oft ebenso ironische wie subversive Aussage: „Das Neue, Gegenwärtige und Alltägliche letztlich nur flüchtige Varianten auf gewachsenen Strukturen: Semper eadem sed aliter, die Welt bietet immer dasselbe Schauspiel, eine Mischung aus Komödie und Tragödie, nur jeweils in einem anderen Kostüm.“ (zit. nach: Oliver Zybok (Hg.): Robert Lucander. Cocktail international, Ostfildern 2006, S. 30). In diesem gedanklichen und stilistischen Ansatz erinnern die fragmentierten Holzbilder Robert Lucanders an Arbeiten von Pop-Art Künstlern wie Andy Warhol. Dessen serielle, in knallige Farbfelder zerlegte Porträts von Pop-Ikonen, spielten ebenso mit der Aufsplitterung des Menschen im Zeitalter der aufkommenden Massenmedien und des Konsums. Seit 1992 werden Werke von Robert Lucander auf zahlreichen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen der Öffentlichkeit präsentiert, unter anderem bei Contemporary Fine Arts in Berlin (2001), im Kunst- und Kulturzentrum Montabaur (2011) und den Deichtorhallen in Hamburg (2012). Robert Lucander, Professor am Kunstinstitut der Berliner Universität der Künste, lebt und arbeitet in Berlin. HÉLÈNE APPEL 1976 Karlsruhe - lebt und arbeitet in Berlin 805 Reis. 2013. Öl auf ungrundierter Leinwand. Verso auf der umgeschlagenen Leinwand signiert und datiert. 64,5 x 99 cm (25,3 x 38,9 in). PROVENIENZ: The approach, London. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 14.51 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regelbesteuert angeboten (R). € 6.000 - 8.000 $ 6.600 - 8.800 ZUR KÜNSTLERIN Vita 1976 geboren in Karlsruhe 1998-2004 Hochschule für bildende Künste, Hamburg (Stipendium der Studienstiftung des Dt. Volkes) 2004-2006 Royal College of Art, London (DAAD-Stipendium) Galerien und Sammlungen (in Auswahl) James Cohan Gallery, New York The Approach, London Mönchehaus Museum, Goslar (begleitet vom Goslarer Kaiserringstipendium 2011) Luis Campaña, Berlin Galerie Rüdiger Schöttle, München Feinkunst Krüger, Hamburg Center of Contemporary Art Luigi Pecci, Prato Kunsthalle Wilhelmshaven, Wilhelmshaven Tate Britain, London La Gaia Collection, Busca Olbricht Collection, Berlin Zabludowicz Collection, London/Sarvisalo/New York 18 KETTERER KUNST Hélène Appel ist eine der vielversprechendsten Figuren der Gegenwartskunst und feiert in jüngster Zeit große Erfolge. Nach ihrem Studium in Hamburg und London, arbeitet die Künstlerin an ihren hyperrealistischen Gemälden vor allem in Berlin. In ihren gedanklich tief durchdrungenen und technisch virtuosen Werken eröffnet Hélène Appel neue Sichtweisen auf Gegenstände des täglichen Lebens. Sie wählt betont „nichtige“ Motive wie Reiskörner und Blattsalate, Fischernetze und Äste, Plastikfolien und Klebebänder, die sie in vertrauter Draufsicht und in realistischen Größenverhältnissen darstellt. Appel erfasst ihre Bildgegenstände mit großer Präzision, stets hochgradig realistisch, ohne jedoch Wirklichkeit zu imitieren. Die Künstlerin spielt dabei mit verschiedenen Genres, vom künstlerischen Illusionismus eines Stilllebens bis hin zur Betonung der flachen Endlichkeit der Bildoberfläche der Minimal Art. Auch bei unserem Werk „Reis“ (2013), bei dem sich erst auf den zweiten Blick eröffnet, dass es sich nicht um aufgeklebte Reiskörner handelt. In einem für Appel typischen, virtuosen malerischen Illusionismus ist jedes Korn auf die un- grundierte Leinwand aufgemalt und positioniert. Die raue Struktur des Bildgrundes erweckt dabei den Anschein eines Siebes, auf dem sich die Reiskörner zu landschaftlichen Inseln versammeln. Die Bilder von Hélène Appel bestechen durch ihre reine, meisterliche Malerei. Alles Dargestellte scheint nahezu greif- und fühlbar, die optische Qualität der Bilder wird erweitert durch eine illusionistisch-haptische. Die Bilder Appels werden damit zur modernen Version eines trompe l’oeil‘s, einer Augentäuschermalerei, die vor allem seit der Renaissance und dem Barock durch die spannungsvolle Verwischung der Grenze zwischen Fiktion und Realität durch die Kunst als Beweis für die Meisterhaftigkeit des Künstlers dient. Für ihre charakteristischen, gedanklich und ästhetisch gleichermaßen überzeugenden Malereien erhält Hélène Appel im neuen Jahrtausend mehrere Förderungen und Auszeichnungen. Ihre Arbeiten werden in zahlreichen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen in namhaften Häusern für zeitgenössische Kunst gezeigt und finden Eingang in mehrere Sammlungen. Hélène Appel lebt und arbeitet in Berlin. 19 WADE GUYTON 1972 Hammond/Indiana - lebt und arbeitet in New York 806 Untitled (Printer Drawing). 2007. Mischtechnik. Epson DURABrite Inkjet print auf Offset. Verso mit dem gedruckten Namenszug und der gedruckten Datierung. 25,5 x 19 cm (10 x 7,4 in). PROVENIENZ: Friedrich Petzel Gallery, New York. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 14.52 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten. € 6.000 - 8.000 $ 6.600 - 8.800 ZUM KÜNSTLER Vita 1972 geboren in Hammond, Indiana (USA) 1996-1998 Hunter College, New York 1990-1995 BA, University of Tennessee, Knoxville Auszeichnungen (in Auswahl) 2014 American Academy of Arts and Letters, Award in Art 2004 Foundation for Contemporary Arts 2003 Socrates Sculpture Park Emerging Artist Grant Sammlungen (in Auswahl) Kunstmuseum Basel, Basel MAMCO, Musée d’art Moderne et Contemporain, Geneva Moderna Museet, Stockholm Museum Ludwig, Köln Museum of Modern Art, New York Centre Georges Pompidou, Paris Pinakothek der Moderne, München Tate Modern, London Whitney Museum of American Art, New York Kunsthalle Zürich, Zürich 20 KETTERER KUNST Wade Guyton gehört wohl zu den gefragtesten US-amerikanischen Künstlern der Gegenwartskunst. In seinem Werk erforscht Guyton in Zeichnungen, Leinwänden und Skulpturen unsere, sich beständig wandelnde Beziehung zu Bildern Abbildern und Kunstwerken im technologischen Zeitalter. Seine, der modernen Appropriation Art zugerechneten „Printer Drawings“, Druckergemälde, erscheinen dabei als Produkte des maschinellen Zufalls. Meist basierend auf herausgelösten Seiten von Kunst- und Designbüchern, alten Lifestyle-Maga zinen und Ausstellungskatalogen, werden diese durch ihre Bedruckung mit geometrisch-abstrakten Formen zum künstlerischen Unikat. Die Grundlage unseres „Printer Drawings “ (2007), möglicherweise die Seite aus einem Designmagazin, zeigt eine Sitzgruppe aus zwei Stühlen und einem Kleiderständer. Geschwungene, luftige Möbelformen treten hier gegen die unerbittliche, alles unter sich begrabende Härte des gedruckten, breiten schwarzen Balkens an. Im Streiflicht behaupten sich die Konturen der Objekte jedoch weiterhin als leicht erhabene Strukturen. Diese geometrischen, in Schwarz oder den Primärfarben gedruckten Formen, erstellt Guyton am Computer. Auch Kreuze und Bänder sowie züngelnde Flammen als alles verzehrende Photoshop-Montagen legt er über die von ihm ausgewählten Buchseiten. In Ausstellungen wie „Zeichnungen für ein kleines Zimmer“, präsentiert 2011 im Grafischen Kabinett der Wiener Secession und 2014 in der Punta della Dogana in Venedig, werden diese schließlich in Vitrinen als Einzelstücke, in Reihungen oder als locker gehäufte Stapel präsentiert. Besonders in letzterer Zusammenstellung gemahnen die Wade Guyton, Zeichnungen für ein kleines Zimmer, Ausstellungsansicht Wiener Secession (2011) „Printer Drawings“ damit an ihren alten Buchkontext, dem sie durch den Eingriff des Künstlers nun entfremdet sind. Dabei erscheint der aktive Eingriff des Künstlers in seinen Arbeiten auf Papier und Leinwand auf ein Minimum reduziert. Keine klassischen Malutensilien kommen hier zum Einsatz, sondern allein der präzise Kopf des Tintenstrahldruckers. Die Frage nach den Grenzen der Kunst der Moderne, nach der Beziehung zwischen Original und Abbild, Autorschaft und Technisierung, werden in den Werken Wade Guytons mit jedem Druckvorgang neu aufgeworfen. Seit 2005 arbeitet Wade Guyton vermehrt auch mit großformatigen Leinwänden, die er als serielle Reihungen konzipiert. Auch diese zeigen das zum Markenzeichen gewordene X, Streifen oder als Druckfehler erscheinende, gemaserte bis hin zu nahezu gänzlich schwarzen Oberflächen in großem Format. Assoziationen zur Op-Art, dem abstrakten Expressionismus und der Minimal Art werden hier gleichermaßen geweckt. Die Arbeiten Wade Guytons sind in zahlreichen internationalen Ausstellungen in renommierten Galerien und Sammlungen und der 55. Biennale von Venedig 2013 zu sehen. Wade Guyton lebt und arbeitet in New York. 21 HYUN-SOOK SONG 1952 Tamyang/Cholla (Korea) 807 Gate. 1991. Tempera und Öl auf Leinwand. Verso signiert, datiert und (wohl) koreanisch bezeichnet. 183 x 126 cm (72 x 49,6 in). [JA]. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 14.53 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regelbesteuert angeboten (R). € 6.000 - 8.000 $ 6.600 - 8.800 ZUR KÜNSTLERIN Vita 1952 geboren in Damyang, Jeollanam-do, Korea 1976-1981 Hochschule für Bildende Künste, Hamburg 1984-1985 Studium Koreanischer Kunstgeschichte, Chonnam Universität, Korea Auszeichnungen 1996 Edwin-Scharff-Preis für Malerei, Freie Hansestadt Hamburg 1995 Sonderpreis der Jury von Hessian Film für den Dokumentarfilm My Heart is a Bottle, The Smallest Story 1991 Stipendium für Malerei von Kunstfonds e.V. Bonn 1983 Stipendium für Malerei vom Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. 1982 Stipendium der Stadt Hamburg Galerien und Sammlungen (in Auswahl) Hakgojae Gallery, Seoul Edouard Malingue Gallery, Hong Kong Galerie Von Loeper, Hamburg Hamburger Kunsthalle, Hamburg Produzentengalerie, Hamburg Kunstmuseum, Bern Bonner Kunstverein, Bonn Kunstmuseum Düsseldorf, Düsseldorf National Museum of Modern and Contemporary Art, Korea Mori Art Museum, Japan 22 KETTERER KUNST Die koreanische Künstlerin Hyun-Sook Song erzählt uns in ihren Gemälden voller prägnanter Formen und Symbolen von der Geschichte und Kultur ihres Heimatlandes, von Sehnsucht und Erinnerung. HyunSook Song kommt 1952 als Tochter eines koreanischen Kleinbauern in der Provinz Damyang zur Welt. 1972 kommt sie als Gastarbeiterin nach Deutschland und arbeitet hier vier Jahre als Krankenschwester, bevor sie ihr Kunststudium an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg aufnimmt. In ihren ruhigen, reduzierten Kompositionen von gedämpfterdiger Tonalität verarbeitet die Künstlerin ihr Gefühl von Sehnsucht nach der Heimat, der Fremdheit im fremden Land, von Trauer, Konflikt und Erinnerung. So entstehen ruhige Gemälde in gedämpften Farben, große Tuschpinselarbeiten und kleine Bleistiftzeichnungen. Trotz der Unterschiedlichkeit der Medien ist allen Arbeiten eine Stärke des Ausdrucks gemein, die das Wesen der koreanischen Künstlerin in ihrer Kunst widerspiegelt. Die eindrückliche Bildsprache Hyun-Sook Songs ist gekennzeichnet durch starke Reduktion und Konzentration, federnde Anspannung und gestische Dramatik des Pinselstrichs. Dieser wird durch den Einsatz eines breiten koreanischen Gwiyal-Pinsels erzielt, auf dem die verschiedenen Farben direkt aufgebracht werden. So auch bei unserem Werk „Gate“ (1991) in dem jeder Pinselstrich mit kalligraphischer Präzision und Ruhe auf die Leinwand platziert scheint. Das formal stark reduzierte, halb aus dem Bildraum schwindende Tor erscheint uns wie eine flüchtige Erinnerung auf der sonst monochromen Leinwand. Die Bilder Hyun-Sook Songs folgen einer eigenen, uns oft fremden Ikonographie, ausgedrückt in einer kontemplativen unverwechselbaren Bildsprache. Nicht narrativ, sondern dinglich präsentiert uns die Künstlerin Elemente und Symbole einer fremden Welt, die einerseits distanzierend wir- Hyun-Sook Song, 6 Pinselstriche über 1 Pinselstrich (2002) ken und anderseits das Tor in einen fremden Gedankenkosmos eröffnen. Ihren Gefühlen von Konflikt und Sehnsucht geht Hyun-Sook Song auch in autobiographisch angelegten Dokumentarfilmen auf die Spur. Für ihren ersten Dokumentarfilm „My Heart is a Bottle, The Smallest Story“ (1992-1994), der in Korea und Deutschland gedreht wird, erhält sie 1995 den Jury-Sonderpreis von Hessian Film. Auch die erste Einzelausstellung von Hyun-Sook in der Hamburger Kunsthalle und Produzentengalerie (1982) trägt bereits diesen Namen. Weitere Dokumentarfilme mit sprechenden Titeln wie „Stoffwechsel: Metamorphosis, The Dragon to Splendoured Monster: Childhood“ (1995-1997) und „WOZUHAUS“ (1999-2003) folgen. Die Arbeiten der vielgeförderten und prämierten Künstlerin Hyun-Sook Song sind seit Anfang der 80er Jahre in zahlreichen Galerien und Ausstellungshäusern in Europa und Asien zu sehen. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Hamburg. EBERHARD HAVEKOST 1967 Dresden - lebt und arbeitet in Berlin und Dresden 808 Gras. 2002. Öl auf Leinwand. Verso signiert, datiert und betitelt. 180 x 135 cm (70,8 x 53,1 in). [ EL]. PROVENIENZ: Galerie Gebr. Lehmann, Dresden (auf dem Keilrahmen mit Stempel). Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 14.55 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten. € 30.000 - 50.000 $ 33.000 - 55.000 ZUM KÜNSTLER Vita 1967 geboren in Dresden 1991-1997 Hochschule für Bildende Künste, Dresden (Meisterschüler von Ralf Kerbach) Auszeichnungen 1999 Karl-Schmidt-Rottluff-Stipendium Galerien und Sammlungen (in Auswahl) Anton Kern Gallery, New York Galerie Sabine Knust, München White Cube, London Galerie Gebr. Lehmann, Dresden Galerie Hussenot, Paris Deutsche Bundesbank Kunstsammlung, Frankfurt Museum Frieder Burda, Baden-Baden Sammlung Deutsche Bank, Frankfurt Sammlung Rheingold, Mönchengladbach Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland, Bonn Zabludowicz Collection, London 24 KETTERER KUNST Eberhard Havekost zählt zu den international gefragtesten deutschen zeitgenössischen Künstlern und wird in einem Atemzug mit Daniel Richter, Jonathan Meese und Neo Rauch genannt. Havekosts Bilder basieren auf verschiedenen Bildmedien, meist Zeitungsfotos, Videos oder eigenen Fotografien. Diese bearbeitet er mit Hilfe des Computers, um einen Blick hinter die fotografische Oberfläche der meist alltäglichen Motive, wie Pflanzen, Fahrzeuge, Fassaden und Behausungen, zu werfen, um diese auf der Leinwand schließlich neu zu formulieren. Es geht dabei nicht um eine hyperrealistische Abbildung der Objekte, wie etwa dem Fotorealismus der 1970er Jahre, sondern um die Durchdringung und Verfremdung der bestehenden Realität. So nimmt man das vorliegende Werk „Gras“ zunächst als geometrisch abstrahierte, geschlossene Oberfläche in matter graublauer bis rötlicher Farbigkeit wahr. Erst im zweiten Moment, dem Moment des Assoziierens und Erkennens, gelingt die Kontextualisierung des Ausschnittes. Keine Nahaufnahme einer frischen Wiese ist zu sehen, wie der Titel vermuten ließe, sondern nur wenige vertrocknete Halme liegen verstreut über einigen, diagonal ins Bild gesetzten Blech- oder Eisenstreifen. Das Gras erscheint damit nicht als Gegenstand, sondern als Programm des Bildes: Es ist über das eigentlich auf Dauerhaftigkeit angelegte Material Metall gewachsen. Durch die verzerrte Perspektive und verfremdeten Proportionen des Bildausschnittes, der monumental auf die Leinwand aufgebracht ist, wird dem Betrachter eine rätselhafte Welt voller Interpretationsfreiraum eröffnet. Noch radikaler verfolgt Havekost diesen Ansatz auch in seinen jüngeren Arbeiten. Im Jahr 2010 widmet ihm die Schirn Kunsthalle in Frankfurt eine Einzelausstellung unter dem Titel „Retina“, Netzhaut, welche eine Eberhard Havekost, Retina 6 (2009) neue Werkphase des Künstlers dokumentiert. Die jüngeren Bilder Havekosts scheinen sich nun gänzlich dem Gegenständlichen zu entziehen und die Bildoberfläche in eine eigenständige Farb- und Formenmatrix zu verwandeln. Das bereits in Werken wie „Gras“ anklingende starke Heranzoomen an das Objekt und dessen Verwandlung in eine abstrakte, durch das Auge abtastbare Oberfläche, ist in Werken wie „Retina 6“ (2009) auf die Spitze getrieben. Den Arbeiten Havekosts sind mehrere Kataloge und Ausstellungen gewidmet und seine Gemälde in zahlreichen internationalen Sammlungen in Paris, London, Amsterdam, Zürich, Wolfsburg und Luzern vertreten. Der Künstler lebt und arbeitet in Berlin. MARKUS AMM 1969 Stuttgart - lebt und arbeitet in Berlin 809 Ohne Titel (Diptychon). 2007. Mischtechnik. Lackfarbe auf Papier, aufgezogen auf Leinwand. Jeweils verso auf der umgeschlagenen Leinwand monogrammiert, datiert und bezeichnet #19 bzw. #20. Je 165 x 135 cm (64,9 x 53,1 in). [ FS]. PROVENIENZ: Herald St, London, 2007. AUSSTELLUNG: Triumph of Painting 4: Germania, Saatchi Gallery, London 2008. LITERATUR: Germania, Saatchi Gallery, hg. von Jonathan Cape 2008, S. 186-197. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 14.56 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten. € 6.000 - 8.000 $ 6.600 - 8.800 ZUM KÜNSTLER Vita 1969 geboren in Emsdetten, Stuttgart 1993-2000 Hochschule für Gestaltung, Offenbach (Grafikdesign) / Kunstakademie, Stuttgart / Hochschule für bildende Künste, Hamburg Galerien, Museen und Sammlungen (in Auswahl) Herald Street, London westlondonprojects, London David Kordansky Gallery, Los Angeles Kunstmuseum Stuttgart, Stuttgart The Breeder Gallery, Athen Galerie Karin Günther, Hamburg KX-Kampnagel, Hamburg Sammlung Deutsche Bank, Frankfurt am Main 26 KETTERER KUNST Markus Amm geht in seinen facettenreichen Kunstwerken dem Erbe der Moderne kritisch auf die Spur. Dabei ist die Frage der räumlichen Illusion, aufgebaut aus einem geometrischen Formenvokabular und dem klassischen additiven Prozess der Collage, zentrales Merkmal der Arbeiten des Künstlers. Seine geometrischen Collagen arrangiert Amm auf Holzplatten, er beginnt zunächst mit Klebebändern, Emaillelack und Fotografien, um anschließend mit Blei- und Filzstift linear darüber zu zeichnen. Durch diesen Prozess erzeugt Amm eine reizvolle Spannung zwischen den gezeichneten Formen und den unterschiedlichen Oberflächentexturen der collagierten Materialien. Auf den ersten Blick erinnern die Arbeiten Amms mit ihren Farbfeldern, diagonalen Streifen und freien Zeichnungen mit Bleistift und Kugelschreiber an die rhythmischen geometrischen Kompositionen von Mondrian, Kandinsky und dem russischen Konstruktivismus. Amms geht es aber nicht um eine nostalgische Rückschau, sondern - gemäß dem Leitmotiv der 12. Documenta 2007 „Ist die Moderne unsere Antike?“ - um die Frage des künstlerischen Primats, der Aktualität von Konzeption und Ästhetik der Moderne. Neben diesen eher zeichnerischen Arbeiten entstehen von 1997 bis 2007 auch Amms sogenannte Luminogramme, die aus gerolltem, gefaltetem oder mit Objekten belegtem Fotopapier bestehen. Das anschließend dem Licht ausgesetzte und wieder entfaltete Papier trägt die Spuren seiner ursprünglichen Form und der verschiedenen Durchdringungen des Papiers mit Licht in geometrisch kristallinen Bre- Markus Amm, Luminogramm (1999) chungen. Diesen allein aus Licht erschaffenen Werken vereinen Pragmatismus und Transzendenz auf spannungsvolle Weise. Aus einem ähnlichen Blickwinkel ist auch unser Werk zu verstehen, dessen durch Papier und Lack texturierte Oberfläche in zwei Bildhälften geteilt ist und damit auf die klassische Altarbildform des Diptychons verweist. Die tiefdunkle Tönung, durchschnitten von wenigen diagonalen und sich kreuzenden Linien ziehen das Auge magisch in ihren Bann und lassen uns in nahezu meditativer Weise in die Bildoberfläche versinken. Die geometrische Abstraktion wird hier zur universalen Sprache einer modernen Kombination aus Religion und Kunst. Die Arbeiten Markus Amms werden seit 1999 in regelmäßigen Einzelausstellungen in Deutschland, England, der Schweiz, Griechenland und den USA gezeigt. Auch auf zahlreichen Gruppenausstellungen in renommierten Galerien und Museen ist seine Kunst seit Jahren vertreten, unter anderem in der Bundeskunsthalle in Bonn, dem Los Angeles County Museum of Art oder dem Sakip Sabanci Museum in Istanbul. Markus Amm lebt und arbeitet in Berlin. 27 MARKUS SCHINWALD 1973 Salzburg (Österreich) - lebt und arbeitet in Wien und Los Angeles 810 Untitled (Legs #33). 2012. Holzskulptur aus Tischbeinen auf Sockel. Ca. 73 x 77 x 62 cm (28,7 x 30,3 x 24,4 in). PROVENIENZ: Gió Marconi Gallery, Mailand. Privatsammlung Schweiz Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 14.57 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird differenzbesteuert, zuzüglich einer Einfuhrumsatzabgabe in Höhe von 7 % oder regelbesteuert angeboten (N, R). € 10.000 - 15.000 $ 11.000 - 16.500 ZUM KÜNSTLER Vita 1973 geboren in Salzburg Studium an der Hochschule für Gestaltung, Linz, und der Humboldt-Universität, Berlin Auszeichnungen 2007 Preis der Stadt Wien für Bildende Kunst 2008 Großer Kunstpreis des Landes Salzburg Galerien und Museen Galerie Yvon Lambert, Paris Galerie Georg Kargl, Wien Galerie Thaddaeus Ropac, Salzburg und Paris Tate Modern, London Musée d\u146 Art Moderne, Paris Kunsthaus Zürich, Zürich Museum moderner Kunst, Wien Sprengel Museum, Hannover Kunsthaus Bregenz, Bregenz Magasin III, Stockholm Palais de Tokyo, Paris 28 KETTERER KUNST Markus Schinwald gehört zu den wohl facettenreichsten Künstlern der Gegenwartskunst. Im Mittelpunkt seines interdisziplinären Werks steht der menschliche Körper und dessen Transformation und Manipulation durch seine kulturelle Umgebung. Sein Studium absolviert Markus Schinwald an der Hochschule für Gestaltung in Linz sowie an der HumboldtUniversität in Berlin. Als kontinuierlicher Bestandteil in der Formung von Körpern und Körperbildern tritt auch seine Ausbildung im Bereich Mode und Kostüm immer wieder hervor. Markus Schinwald arbeitet mit verschiedenen Ausdrucksmedien, darunter Performance, Film, Malerei, Fotografie, Installation und Skulptur. In seinen Werken geht es grundsätzlich um die Darstellung kultureller Zwänge und Unfreiheiten, denen der menschliche Körper unterworfen ist und die damit einhergehenden Störungen und Verstörungen auf psychologischer Ebene. Vor allem Sigmund Freud und die Psychoanalyse sind ständige Bezugsgrößen im Schaffen des Künstlers. So auch bei seinem Konzept für den österreichischen Pavillon auf der 54. Biennale von Venedig, den Schinwald 2011 bespielt. Gezeigt werden hier unter anderem Schinwalds mit kuriosen Schlaufen, Drähten und Bandagen verfremdete Porträts im Biedermeier-Stil. Diese „Prothesen für unbestimmte Fälle“, wie sie der Künstler selbst nennt, weisen Bezüge zum Fetisch auf und erscheinen als Schaubilder körperlicher und seelischer Einschränkungen. Aus einem ähnlichen Gedankenkreis stammt auch die Serie der aus verschnörkelten Tischbeinen im Chippendale-Stil zusammengesetzten Holzskulpturen, zu der unsere Skulptur „Legs #33“ (2012) gehört. Chippendale selbst wurde für seine Möbelentwürfe inspiriert von Hinterläufen von Tieren. Durch die Kopplung von Lebendigem und Dinghaftem und nicht zuletzt auch durch den Markus Schinwald, Ausstellungsansicht Österreichischer Pavillon 2011 Titel erscheint die Skulptur Schinwalds damit als fragmentierter, verfremdeter Körper. Dieser wirkt in seinen Möglichkeiten zunächst stark eingeschränkt, gleichzeitig wohnt seiner amorphen Erscheinung, der geschlossenen und offenen Form der Teile aber auch eine unvorhersehbare, beunruhigende Bewegungsqualität inne. Metamorphose und Disfunktionalität, Bewegung und Starre spielen in allen Werken Markus Schinwalds gleichermaßen eine Rolle. Während in den Filmen und Bildern des Künstlers lebendige Körper zu dinghaften Objekten verfremdet werden, erscheinen die Holzskulpturen hingegen als multifunktionale, verlebendigte Körper. Schon früh stellt Markus Schinwald in renommierten Galerien und Museen aus. Seine Werke sind heute in zahlreichen Sammlungen vertreten, so der Tate Modern in London, dem Musée d’Art Moderne in Paris, dem Kunsthaus Zürich und dem Museum moderner Kunst in Wien. Markus Schinwald lebt und arbeitet in Wien und Los Angeles. ANSELM REYLE 1970 Tübingen - lebt und arbeitet in Berlin 811 Ohne Titel. 2007. Acryl, PET-Folie und verspiegeltes Acrylglas auf Leinwand, verso signiert und datiert. 227 x 333 cm (89,3 x 131,1 in). Im Künstlerrahmen. PROVENIENZ: Privatsammlung. Gagosian Gallery, New York. Privatsammlung Schweiz Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 14.58 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird differenzbesteuert, zuzüglich einer Einfuhrumsatzabgabe in Höhe von 7 % oder regelbesteuert angeboten (N, R). € 50.000 - 70.000 $ 55.000 - 77.000 ZUM KÜNSTLER Vita 1970 geboren in Tübingen Studium an den Staatlichen Akademien der Bildenden Künste in Stuttgart und Berlin 2009 Professor an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg Museen und Sammlungen (in Auswahl) Sammlung Daimler Contemporary, Berlin Foundation 20 21, New York Rubell Family Collection, Miami/ Florida Saatchi Gallery, London Sammlung Boros, Berlin Centre Pompidou, Paris Saatchi Gallery, London Contemporary Fine Arts Galerie, Berlin Deichtorhallen, Hamburg Modern Institute, Glasgow Kunsthalle Zürich, Zürich 30 KETTERER KUNST Anselm Reyle zählt zu den großen Shooting Stars der Gegenwartskunst. Seine Arbeiten setzen sich aus von ihm aufgefundenen Materialien zusammen, die aus alltäglichen Kontexten, der Straße und Schaufensterdekorationen bekannt sind. So auch seine Streifenbilder, in denen Silberfolie, Spiegel und verschiedene andere, mit Strukturpasten, Acrylfarben und Lacken bearbeitete Oberflächen verarbeitet sind. Bei der Konzeption seiner Bilder erprobt Reyle zunächst zahlreiche Variationsmöglichkeiten, legt scheinbar dissonant wirkende Farbstreifen nebeneinander, bis der von ihm gewünschte Effekt entsteht - jeder Streifen ist ein Unikat, jede Komposition eine einzigartige Zusammenstellung aus Farb(dis)harmonien und Materialwirkungen. So auch bei unserem Werk „Ohne Titel“ (2007) im von Reyle seltener gewählten Breitformat, in dem herausstechendes Pink neben tiefem Schwarz und harmonische Blautöne neben grellem Orange zu einer rhythmischen Abfolge kombiniert sind. Das künstlerische Vokabular Reyles bezieht sich dabei auf verschiedene Strömungen der Kunst der Moderne, so u. a. den Abstrakten Expressionismus und insbesondere die Farbfeldmalerei, das sogenannte Color Field Painting. Anders als die auf dem Zufallsprinzip basierenden Streifenbilder der konzeptuellen Künstler der 1960er Jahre oder die aus computerbasierten Teilungen und Spiegelungen hervorgehenden Streifenbilder eines Gerhard Richter, wirken die ungewöhnlichen Farb- und Materialkombinationen bei Reyle in ihrer seriellen Rhythmisierung auch auf einer emotionalen Ebene unmittelbar ansprechend. Jedes Material hat eine eigene Historie, die in den Zusammenstellungen der Streifenbilder immer neu kontextualisiert und Teil einer innovativen, Anselm Reyle, Ohne Titel (2007) individuellen künstlerischen Syntax wird: „Die Revisionen und Verarbeitungen des Kunstbegriffs, der Geschichte und künstlerischer Vorgängerpositionen gehören bei Anselm Reyle zu einer künstlerischen Praxis, bei der Fortschritt nicht geradlinig auf einen Endpunkt hin gedacht ist, sondern auf permanenter Transformation beruht - mit einer Ästhetik der Drastik, die der Zeitgenossenschaft verpflichtet ist und zugleich auf Zeitlosigkeit zielt.“ (zit. nach: Anna-Catherina Gebbers, Anselm Reyle. Streifenbilder. StripePaintings 2003-2013, Contemporary Fine Arts Galerie, Berlin 2015, S. 11). Die Arbeiten Anselm Reyles erfahren im neuen Jahrtausend ein starkes Interesse, die Nachfrage nach seinen Werken steigt. Ab 2001 beschäftigt er zu deren Produktion sogar ein Assistententeam und bezieht später ein großes Atelier, das auf die besonderen Herstellungsbedingungen seiner Werke zugeschnitten ist. 2009 findet die Serie der Streifenbilder aus breiten Blockstreifen ihren Abschluss. Bis 2013 folgen Bilder, in denen Reyle mit dünneren Streifen experimentiert und die diesen Werkzyklus endgültig abschließen. Seit Anfang 2014 hat Reyle sein künstlerisches Schaffen unterbrochen. THOMAS HELBIG 1967 Rosenheim - lebt und arbeitet in Berlin 812 Jungfer. 2005. Kunststoff, PU-Schaum, Farbe u.a. Ca. 90 x 110 x 83 cm (35,4 x 43,3 x 32,6 in). Sockel 120 x 54 x 42 cm (47,2 x 21,2 x 16,5 in). [ FS]. PROVENIENZ: Galerie Rüdiger Schöttle, 2005. Saatchi Gallery, London. AUSSTELLUNG: Gesamtkunstwerk: New Art from Germany, Saatchi Gallery, 18. November 2011 – 15. April 2012. Thomas Helbig, Galerie Rüdiger Schöttle, 05. März 2005 – 04. Juni 2005. LITERATUR: Germania, Saatchi Gallery, hg. von Jonathan Cape, 2008, S. 74-75 Thomas Helbig. Homo homini lupus. Herausgegeben von Guido W.Baudach u.a., Ostfildern 2008, S.173 (m.Farbabb.). Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.00 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten. € 4.000 - 6.000 $ 4.400 - 6.600 Museum Abteiberg, Mönchengladbach Die Skulpturen und Gemälde des Rosenheimer Künstlers Thomas Helbig faszinieren durch ein radikales Äußeres, das spannungsvoll auf der Schwelle zwischen Abstraktion und grotesker Figuration balanciert. Dabei zeigen besonders die neueren Skulpturen Thomas Herbigs, aus der Zeit nach 2003, eine eigentümliche Art des künstlerischen Schaffensprozesses. Sie entstehen aus verschiedenen Überbleibseln der Gesellschaft, Abfallprodukten, Flohmarktgütern oder Billigartikeln, Reminiszenzartikel der Massenproduktion und Kitschgesellschaft. Auch andere Künstler der Moderne bedienen sich Artikeln dieser Art, so beispielsweise die schon die Nouveaux Realistes oder aktueller auch Anselm Reyle. Bei Helbig kommt jedoch ausschlaggebend der Moment der Destruktion hinzu. Denn während einzelne Teile der Skulpturen – bei unserem Werk beispielsweise sind es Beine und Arme – klare Assoziationen schaffen und die eigene Imagination befeuern, wirken andere Elemente, wie die mit Lack und Harz überzogene Oberfläche, deutlich verfremdend und schaffen Distanz. Eine ähnliche Vorgehensweise findet sich auch in den Gemälden Helbigs, die aus Übermalungen entstehen. Verschwommen-geometrische Formen in gedämpften Farben scheinen auf der Bildfläche Kunstverein Oldenburg, Oldenburg dahinzudriften, als tauchten sie aus einem unbe- ZUM KÜNSTLER Vita 1967 geboren in Rosenheim 1989-1996 Akademie der Bildenden Künste, München/ Goldsmith University, London Publikationen Kat. Thomas Helbig. Homo homini lupus, hg. von Guido W. Baudach (u.a.), Oldenburger Kunstverein 4. April-25. Mai 2008, Ostfildern 2008. Galerien und Museen (in Auswahl) Galerie Guido W. Baudach, Berlin Galerie Rüdiger Schöttle, München Galerie Ben Kaufmann, München Vilma Gold, London The Saatchi Gallery, London The Approach, London 32 KETTERER KUNST Thomas Helbig, Seele (2005) stimmten Hintergrund auf. Helbig führt die Reduktion der erkennbaren Form bis zum Stadium der Unbestimmbarkeit. Auch die von Helbig verwendete Maltechnik feinster Pinselstriche, mit der er hauchdünne Farbschichten in einer deutlich reduzierten Farbpalette erzeugt, unterstützt das faszinierende Oszillieren zwischen dem Ver- und Enthüllen vertrauter Formen. Nicht selten belässt der Künstler seine Gemälde unvollendet, in einem Zustand der abstrakten und überlebensgroßen Unbegrenztheit. Zu seinem Vorgehen sagt Helbig selbst: „Es geht [Ö] um eine Unkenntlichkeit, aus der wieder etwas Neues entstehen kann, sowohl bei den Übermalungen als auch bei den Skulpturen. Durch ein Verbergen etwas entdecken, durch ein Verschlüsseln etwas sichtbar machen. Das ist die Aufgabe der Übermalung: Indem die verschiedenen Materialien und ihre Farbigkeit zugunsten eines Organischen als Ganzes zurücktreten. Das Zerstören ist für mich die Voraussetzung – quasi die Befreiung aus dem Zwangsnaturalismus – dafür dass sich so etwas wie Poesie einstellen kann.“ (zit. nach: Kat. Thomas Helbig. Homo homini lupus, hg. von Guido W. Baudach (u.a.), Ostfildern 2008, S. 10 f). Die Arbeiten Thomas Helbigs werden auf zahlreichen Ausstellungen gezeigt, beispielsweise im Museum Abteiberg, Mönchengladbach, und im Oldenburger Kunstverein. Anlässlich letzterer Ausstellung erscheint auch ein Katalog mit den Arbeiten Helbigs. In London stellt er im Institute of Contemporary Arts und der Galerie The Approach aus. Helbig lebt und arbeitet in Berlin. RUSSELL YOUNG 1959 York (England) - lebt und arbeitet in New York und Kalifornien 813 Kate Moss Superstar # 2/All Saints Pink. 2015. Mischtechnik auf Leinwand. Acryl, Serigrafie und „diamond dust“. Verso signiert, datiert und betitelt. cm (159 x 121 in). [ FS]. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.01 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regelbesteuert angeboten (R). € 18.000 - 24.000 $ 19.800 - 26.400 ZUM KÜNSTLER Vita 1959 geboren in New York Chester Art College, Chester Exeter Art College, Oxford Galerien und Museen (in Auswahl) Kunzt.gallery, Miami Keszler Gallery, Southampton Guy Hepner Contemporary, West Hollywood, CA The Bankrobber Gallery, London Eyestorm, London Mead Carney Fine Art, London Getty Center, Los Angeles Albertina, Wien The Saatchi Collection, London 34 KETTERER KUNST Russell Young wird am 13. März 1959 in York geboren. Mit vier Monaten von seinen Pflegeeltern Ken und Lesley Young adoptiert, wächst er im regnerischen Norden Englands auf, wo er schon früh seine Faszination für die amerikanische Kultur und das Medium der Fotografie entwickelt. Am Chester Art College beginnt Young ein Studium für Fotografie, Film und Grafikdesign bei Jack Straw, das er am Exeter Art College in Oxford fortsetzt. In London ist er als Arbeitssuchender gezwungen, mehrere Monate auf der Straße zu leben, bis ihn der Fotograf Christos Raftopoulos als Assistent unter seine Obhut nimmt. Russell Youngs Karriere als Fotograf beginnt in den späten 1970er Jahren vorwiegend mit Aufnahmen von Live Punk Shows, darunter R.E.M. und The Smiths, die ihm zu ersten Aufträgen für Magazine und Plattenfirmen verhelfen. So gestaltet er 1986 das Cover des Faith-Albums von George Michael. Auf seiner anschließenden Amerika-Reise fotografiert er Stars wie Diana Ross, Bjork und Bruce Springsteen. Darüber hinaus kann er sich als Regisseur von Musikvideos etablieren. 1992 zieht er nach Hollywood und heiratet dort die Schauspielerin Finola Hughes. Um die Jahrtausendwende beginnt Russell Young, nun in New York, sich vollständig der Malerei zu widmen. Nach einer längeren Schaffenskrise gelingt es ihm, eine Technik zu entwickeln, die sowohl Malerei als auch Fotografie vereint. In der Folge entstehen seine bekannten „Pig Portraits“, eine Serie großformatiger Fotografien aus polizeilichen Verbrecherkarteien, die Young im Jahr 2003 erstmals bei The Art Of Elysium in der Don O’ Melveny Gallery in Los Angeles ausstellt. Die Acryl-Siebdrucke zeigen Stars der Rockand-Roll- und Filmszene, darunter Jimi Hendrix, Elvis und Jane Fonda, sowie Schlüsselfiguren der amerikanischen Geschichte, etwa Malcolm X und Martin Luther King. In dieser wie den nachfolgenden Fotoserien beschäftigt sich Russell Young insbesondere mit den Themen Berühmtheit, Tod und Vergänglichkeit. So entsteht zwischen Los Angeles und New York der Werkkomplex „Fame + Shame“, den er 2007 Russell Young, Kate Moss Superstar Hunter Green (2015) in der Bankrobber Gallery in London ausstellt. Im Anschluss beginnt er, seine Siebdrucke mit Diamantstaub zu bearbeiten, und entwickelt mitunter seine berühmtesten Werke, darunter Porträts von Marilyn Monroe und Kurt Cobain. Diese Werkreihe, die er mit dem Titel „Dirty Pretty Things“ versieht, fängt das zweischneidige Schwert ikonenhafter Berühmtheit ein, die aus Sucht um Anerkennung und Glamour verdeutlicht durch das kaleidoskopartige Funkeln des Diamantenstaubs - gleichermaßen besteht. Die jeweilige, an die Pop Art erinnernde Tönung der Bilder wird durch handgemischte, auf das Bild abgestimmte Farben erzielt, auf die der für die Arbeiten charakteristische „diamond dust“ aufgeklebt wird. Einer der ersten Künstler, der mit diesem so effektvollen und suggestiven Material arbeitet, ist Andy Warhol in seiner Werkserie „Diamond Dust Shoes“ der 1970er Jahre. Auch hier verheißt das funkelnde Material ober flächlichen Glamour wie mysteriöse Tiefe. Die Reihe der „Dirty Pretty Things“ von Russell Young wird in zahlreichen Galerien präsentiert und verschafft dem Künstler gesteigerte Aufmerksamkeit. Ein ernster Krankenhausaufenthalt im Jahr 2010 und die darauffolgende lange Erholungsphase führen zu einer Wende in Russell Youngs Werk, von der die stärker manipulierten Werkserien „Helter Skelter“ und „Isolation“ zeugen. 2015 entsteht mit der Serie zu Kate Moss wieder eine Werkreihe im Sinne der „Dirty Pretty Things“. Das Bild basiert auf einer Fotografie, die die britische Fotografin und Freundin von Kate Moss, Kate Garner, 1990 aufnimmt, und besteht aus sieben verschiedenen, handgemischten Farbtönen mit klingenden Namen wie „All Saints Pink“ oder „Hunter Green“. Mit seinen Werken ist Russell Young heute in privaten Sammlungen bekannter Hollywood-Stars sowie in wichtigen Museen, etwa dem Getty Center in Los Angeles und der Albertina in Wien, vertreten. Russell Young lebt und arbeitet in Californien und New York. 35 DANIEL PITIN 1977 Prag 814 Ohne Titel. 2009. Öl und Collage auf Leinwand. Verso signiert und datiert. 53,8 x 71 cm (21,1 x 27,9 in). [AP]. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.02 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten. € 4.000 - 6.000 $ 4.400 - 6.600 ZUM KÜNSTLER Vita 1977 geboren in Prag 1994-1999 Akademie der Bildenden Künste, Prag (Klassische Malerei) 1999-2001 Akademie der Bildenden Künste, Prag (Konzeptmedien) Auszeichnungen 2010 Hudson Valley Center for Contemporary Art, Peekskill, New York, Kunststipendium Peakskill 2007 Mattoni Prize, Biennale Prag 2006 Sovereign European Art Prize, 30 Finalisten, London 2005 Kulturkontakt Österreich, Kunststipendium Wien 2004 Henkel Art Award, Wien Publikationen Matt Price (Hg.): Daniel Pitin. Blind Man’s Buff, Ostfildern 2015 Galerien und Museen (in Auswahl) Hudson Valley Center of Contemporary Art, New York Boulder Museum of Contemporary Art, Boulder Hunt Kastner Artworks, Prag Charim Galerie, Wien 36 KETTERER KUNST Mit seinen kinematografisch orientierten Gemälden zieht der tschechische Künstler Daniel Pitín bereits in jungen Jahren gesteigerte Aufmerksamkeit auf sich. Sein an Werk vereint die visuellen und technischen Qualitäten seines Studiums der klassischen Malerei sowie der Konzeptkunst an der Akademie der Bildenden Künste in Prag. Die theatralisch-mystischen Inszenierungen Pitíns, die der Künstler als Fragmente aus Erzählungen und Träumen bezeichnet, zeigen meist verlassene, heruntergekommene Architekturen als Visionen beunruhigender Dystopien. Die gedeckte Farbpalette wird vom Künstler teils durch Lacke und Collage-Materialien wie Zeitungspapier oder Schnüre erweitert. Gesichtslose Figuren, Mensch oder Tier, bevölkern seine virtuellen Räume, in denen das Bewusstsein von Zeit, Bewegung und Stillstand verloren scheint. Die bühnenhaften Kompositionen, wie durch Fenster- oder Türrahmen entstehende Bilder im Bild, lenken den Blick auf die einsam und deplatziert wirkenden, anonymen Protagonisten seiner Werke. Die so entstehende Verschachtelung der Ebenen sowie der lasierende Duktus Pitíns, untersuchen die Grenzen zwischen Figuration und Abstraktion, Melancholie und Schönheit. So auch in unserem Werk von 2009, bei dem die fluchtpunktartig zentrierte Perspektive im Verbund mit den seitlichen Papiercollageelementen einen Tiefensog bilden, die den Betrachter direkt in die parallelwelthaft erscheinende Bildwelt mit gesichtslosen, wartenden Männern zieht. Die düstere, nahezu albtraumhafte Stimmung wird auch in Bildern wie „Birds attack II“ (2015) deutlich, die wiederum die kinematografischen Vorbilder aus dem Medium Film und des Film Stills in der Kunst Daniel Pitins deutlich machen. So etwa die hoch ästhetischen, psychologisch konnotierten Filme Alfred Hitchcocks. In der 2015 erscheinenden ersten Monographie zur anspruchsvollen Malerei des tschechischen Künstlers, sagt Daniel Pitin über den Zusammenhang zwischen seiner Kunst, Filmstills und den Filmen Hitchcocks: „Hitchcocks Filme sind sehr Daniel Pitin, Birds Attack II (2015) schön, sie inspirieren mich zu malen. Es war seinerzeit zwar nicht meine Motivation, aber ich denke, es ist sehr wichtig, dass man nicht sicher ist, ob das Bild, das Hitchcock zeigt, ein psychologisches Bild ist oder Realität. Und das ist es, was ich in meinem Werk ergründen möchte. Dass man nicht sich vollkommen sicher sein kann, ob man in einem realen oder in einem imaginären Raum ist. Ich mag keine Arbeiten, die zu offensichtlich sind.“ (übers. und zit. nach: Matt Price (Hg.): Daniel Pitin. Blind Man’s Buff, Ostfildern 2015, S. 42). Das persönliche Unbewusste sowie das kollektive Gedächtnis sind spürbare Themenschwerpunkte Pitíns, aber auch Assoziationen politischer Hintergründe wie Spionage und Überwachung kommen in seinen Bildern auf. Im Jahr 2004 erhält er den Henkel Art Award in Wien und 2007 den Mattoni Prize auf der Prager Biennale. Pitíns Werke sind Bestandteil zahlreicher Ausstellungen in Europa und den USA. Im Jahr 2012 widmet ihm das Boulder Museum of Contemporary Art mit „Cover Story“ eine umfangreiche Einzelausstellung. Daniel Pitín lebt in Prag. 37 MATTHIAS MEYER 1969 Göttingen - lebt und arbeitet in Mülheim an der Ruhr und Neuss 815 Lake. 2007. Öl auf Leinwand. Verso signiert, betitelt und bezeichnet „54-2007“. 150 x 150 cm (59 x 59 in). [ EL]. Wir danken Herrn Andreas Binder, München, für die freundliche Auskunft. PROVENIENZ: Privatsammlung Berlin. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.03 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten. € 6.500 - 8.000 $ 7.150 - 8.800 ZUM KÜNSTLER Vita 1969 Geboren in Göttingen 1991 \u150 1995 Akademie der Bildenden Künste, Düsseldorf (Studium bei Dieter Krieg, Meisterschüler bei Gerhard Richter) 1994 Gaststudium am Chelsea College of Art, London Auszeichnungen (in Auswahl) 2015 Arbeitsstipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung EHF 2010 1995 SBC European Art Competition, Preisträger Deutschland Galerien, Museen und Sammlungen (in Auswahl) Danese Corey, New York Caso, Osaka Galerie Andreas Binder, München Eileen S. Kaminsky Family Foundation, Jersey City Sammlung Sal. Oppenheim, Frankfurt am Main Hypo Bank, München WWK, München Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr, Mülheim an der Ruhr Sammlung Alison & Peter W. Klein, Eberdingen-Nussdorf Willy-Brandt-Haus, Berlin Sammlung SØR Rusche, Oelde/ Berlin 38 KETTERER KUNST Die an der Schwelle zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit stehenden Malereien Matthias Meyers gehören zu den wohl magischsten Werken der deutschen Gegenwartskunst. Das Hauptthema der Arbeiten Meyers ist die sich ständig im Wandel befindende Natur, verdichtet eingefangen und symbolisiert durch das lebensspendende Element Wasser. Ausgehend von Fotos aus dem Internet, Zeitschriften oder selbst in der Natur aufgenommenen Motiven, entstehen die meist im quadratischen Format angelegten Arbeiten des Künstlers. Die Fotografien werden von Meyer so lange kombiniert, gedreht und gewendet bis der ideale Ausschnitt gefunden ist. In einer Acrylskizze werden die passende Farbharmonie und Handschrift des jeweiligen Ausschnitts entwickelt, welcher schließlich mit stark verdünnter Farbe, nass in nass gemalt auf die Leinwand gebracht wird. Die Liquidität der Farbe spiegelt dabei die Liquidität des Darstellungsgegenstands, denn Meyer interessiert die Darstellung von Bewegungsmomenten und Übergangsszenarien, die er in verdichteter Weise in der elementaren Form des Wassers vorfindet. So auch bei unserem Werk „Lake“ (2007), das als stark vergrößerter Ausschnitt eines Sees erscheint. Die satten, matt schimmernden Grün- und Blautöne erinnern an eine mit moosigen Flechten überzogene Wasseroberfläche, in der sich die Kronen einiger umstehender Nadelbäume gebrochen spiegeln. Verstärkt wird der momenthafte Eindruck feuchtfrischer Kühle auch durch die gefleckte, wie mit Regen beperlte Bildoberfläche. Mit seinen, zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit changierenden Bildern voller Farbe, Licht und Wasser Claude Monet, Seerosen (1905) knüpft Meyer einerseits an die Arbeitsweise seines ehemaligen Lehrers Gerhard Richter an und erinnert gleichzeitig an ikonenhafte Meisterwerke, wie die Seerosenteiche von Claude Monet. Hier wie da entspinnt sich unter dem Eindruck verschiedener atmosphärischer Eindrücke ein magisch anziehendes Bildgefüge von unendlicher, nicht auszumachender Tiefe, in dem das Unter und das Über der Wasseroberfläche in einer einzigen Bildmatrix zusammenfließt. Die Werke von Matthias Meyer werden seit 1994 in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen präsentiert. Seine Werke finden Eingang in mehrere internationale Sammlungen und werden mit aufwendigen Katalogpublikationen gewürdigt. Der Künstler lebt und arbeitet in Mülheim an der Ruhr. 39 UWE KOWSKI 816 Para. 2005. Öl auf Leinwand. Verso signiert, datiert, betitelt und bezeichnet. 300 x 220 cm (118,1 x 86,6 in). PROVENIENZ: Galerie Eigen + Art, Berlin/Leipzig (verso mit dem Stempel und dem Etikett). AUSSTELLUNG: Uwe Kowski. Malerei 2001-2008, Kunsthalle Emden, 28. Juni - 14. September 2008 (mit Farb-Abb. im Kat. S. 129). LITERATUR: Nils Ohlsen (Hg.), Uwe Kowski. Gemälde und Aquarelle 20002008, Kunsthalle Emden, Berlin 2008 (Farb-Abb. S. 129). Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.05 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten. € 9.000 - 12.000 $ 9.900 - 13.200 ZUM KÜNSTLER Vita 1963 geboren in Leipzig 1984-1989 Hochschule für Graphik und Buchkunst, Leipzig Auszeichnungen 2001 Kunstpreis Deutsche Volksbanken und Raiffeisenbanken 2001 Internationales Atelierprogramm des Künstlerhauses Bethanien, Berlin 1999 Stipendium Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf 1993 Förderstipendium der Leipziger Kunstförderung Galerien, Museen und Sammlungen (in Auswahl) Galerie EIGEN+ART, Berlin Sammlung Dresdner Bank, Leipzig Stadtgalerie Osnabrück, Osnabrück Mary Boone Gallery, New York elten & elten, Zürich Museum Junge Kunst, Frankfurt an der Oder Museum of Modern Art, New York Kunsthalle Mannheim, Mannheim Sammlung Essl, Wien Deutsche Guggenheim, Berlin Galerie Neue Meister der Staatlichen Kunstsammlungen, Dresden 40 KETTERER KUNST Auf irisierende Art und Weise verbinden sich lineare Struktur und Flächigkeit in den Leinwänden und Aquarellen des in der ehemaligen DDR aufgewachsenen Künstlers Uwe Kowski zu einer den Bildraum füllenden und pulsierenden Bildstruktur. Der in Leipzig eigentlich zum Schriftmaler ausgebildete Kowski überträgt den Schwung und die Freiheit der kunstvollen Schriftführung in seine abstrakt bis biomorph strukturierten Bildtexturen. 2008 zeigt die Emdener Kunsthalle einen umfassenden Überblick über das Schaffen Uwe Kowskis in einer Einzelausstellung mit fünfzehn Leinwänden und einer Auswahl von Aquarellen zwischen 2000 und 2008. Anlässlich der Ausstellung erscheint auch eine umfangreiche Monografie zum Oeuvre Uwe Kowskis, in der es zum künstlerischen Ansatz des Malers und speziell auch unserem Werk „Para“ (2005) treffend heißt: „Kowkis Bilder scheinen von einem inneren Gerüst zusammengehalten zu werden, das jedem Element seinen Ort im Ganzen zuweist. Das optische Gleichgewicht seiner Gemälde dient dabei nicht etwa dazu, einen in sich ruhenden Zustand zu erlangen. Im Gegenteil, die vermeintliche Balance seiner Bilder beinhaltet stets die Möglichkeit eines potenziellen Ungleichgewichts, zu dem jedes einzelne Teil im Bild gleichermaßen beiträgt. Frühe Gemälde woe FUCHSJAGD oder STRASSE von 2000 leben ganz von einfachen, sich wiederholenden Strukturen, die die gesamte Leinwand ausfüllen. Jüngere Arbeiten, wie etwa PARA von 2005, zeigen hingegen ein überaus komplexes System von Ordnung und Unordnung, das Uwe Kowski, Fuchsjagd (2000) durch einen harmonischen Farbklang und eine latente Rasterung der Bildfläche zusammengehalten wird. Kowski versteht Malerei als Option der Veränderung und Mehrdeutigkeit. Er malt nicht, um Dinge festzuhalten oder eindeutige Aussagen zu machen, sondern um dem Betrachter die Möglichkeit der permanenten Veränderung, der potenziellen Verwandlung und spielerischen Doppeldeutigkeit vor Augen zu führen.“ (zit. nach: Kat. Uwe Kowski. Gemälde und Aquarelle 2000-2008, hg. von Nils Ohlsen, Kunsthalle Emden, 2008, S. 21-22). Die Werke Kowkis wecken dabei spannungsvolle Bezüge zu traditionellen Positionen der Kunstgeschichte, nach eigener Aussage des Künstlers der zeichnerischen Naturauffassung der altdeutschen Meister bis hin zu der atmosphärischen Malerei der Impressionisten. Seit Anfang der 90er Jahre sind die Werke von Uwe Kowski in zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen vertreten. Zuletzt waren seine Arbeiten in der G2 Kunsthalle in Leipzig und der Galerie EIGEN + ART in Berlin zu sehen (2015). Dem mehrmals ausgezeichneten Künstler sind zudem diverse Publikationen gewidmet und seine Werke Teil zahlreicher deutscher Sammlungen sowie der Rothschild Foundation in New York. Der Künstler lebt und arbeitet in Berlin. YVES NETZHAMMER 1970 Schaffhausen - lebt und arbeitet in Zürich 817 Stuhl. 2009. Objekt. 2 Holzstühle, einer in Einzelteile zersägt, mit Schnur verbunden. Unikat. Je ca. 81 x 39 x 41 cm (31,8 x 15,3 x 16,1 in). Teil der Installation „Adressen unmöglicher Orte“, ausgestellt in der Kunsthalle Winterthur. Mit einem Zertifikat des Künstlers. PROVENIENZ: Galerie Anita Beckers, Frankfurt. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.06 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten. € 5.000 - 7.000 $ 5.500 - 7.700 [ FS] ZUM KÜNSTLER Vita 1970 geboren in Schaffhausen, Schweiz 1991-1995 Hochschule für Gestaltung und Kunst, Zürich Auszeichnungen 2005 Vordemberge-Gildewart Anerkennungspreis 2003 Preis des ADC New York Galerien, Museen und Sammlungen (in Auswahl) Museum of Modern Art, San Francisco Wilhelm Lehmbruck Museum, Duisburg National Art Museum of China, Peking CB Collection, Tokio Kunsthaus Zürich, Zürich Kunstmuseum Bern, Bern Museum für Kommunikation, Frankfurt Museum of Old and New Art, Mona, Hobard/Tasmanien Kunst und Bau, Zürich BAK, Bundes Kunstsammlungen der Schweiz Mori Collection, Tokyo, JP 42 KETTERER KUNST Der schweizer Künstler Yves Netzhammer fasziniert uns mit kubistisch-surrealistisch zersplitterten Gebilden. Nach einer Lehre zum Hochbauzeichner entscheidet sich Netzhammer für eine Teilnahme an einem Vorkurs der Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich, der ihn in die Weiterbildungsklasse für visuelle Gestaltung führt. Die zunächst sehr technisch ausgerichtete Ausbildung gibt Yves Netzhammer all das Handwerkszeug, welches er als Künstler für seine provokanten Zeichnungen, Filme, Objekte und Installationen, die teilweise von Musik begleitet werden, benötigt. In seinen Arbeiten schafft er komplexe Referenzen zur Kunstgeschichte und lässt oftmals verstörende Bildwelten erstehen. Netzhammer geht es darum „nach den Mustern unserer Wahrnehmung zu suchen, nach diesem untergründigen Parallelsystem, in dem sich unsere Wünsche und Ängste, unsere Vorurteile und Ambivalenzen verstecken.“ (zit. nach: http://www.hatjecantz.de/yves-netzhammer2228-0.html, online am 29.04.2016). Von diesem Grundgedanken ausgehend entwickelt Yves Netzhammer in Einzelobjekten und Installationen bestimmte Aspekte weiter und re-kontextualisiert sie als dreidimensionales räumliches Arrangement. So auch unser Stuhl-Ensemble, das in seiner Zusammenstellung und unfunktionalen Zerspiltterung an kubistisch-surrealistsiche Gebilde oder in der Verschränkung aus Stütze- und Anlehnungsmotiv gar an eine traditionelle Christus-Johannes-Gruppe erinnert. Sein großes Talent beschert Yves Netzhammer 2000 ein Stipendium des Helmhauses in Zürich sowie 2001 das Atelierstipendium der Stadt Zürich für New York. Auch Auszeichnungen wie der Preis des ADC New York (2003) und der VordembergeGildewart Anerkennungspreis (2005) zeichnen sein Yves Netzhammer, Das Kind der Säge ist das Brett, Biennal Kiew (2015) Schaffen aus. Netzhammer nimmt an verschiedenen Einzel- und Gruppenausstellungen teil, u. a. im Museum of Modern Art in San Francisco, dem Wilhelm Lehmbruck Museum in Duisburg, dem National Art Museum of China in Peking und im MARTa Herford. 2007 bespielt er mit weiteren Künstlern den Schweizer Pavillon auf der 52. Biennale in Venedig mit der Installation „The Subjectivization of Repetition project A / Die Subjektivierung der Wiederholung Project A“. Im gleichen Jahr sind auch Arbeiten Netzhammers auf der Begleitausstellung der Documenta 12 zu sehen sowie zuletzt auf der Biennale in Kiew (2015) in der Ausstellung „Das Kind der Säge ist das Brett“. Yves Netzhammer lebt und arbeitet in Zürich. JASON MARTIN 1970 Jersey - lebt und arbeitet in London 818 Evangelist. 2007. Mischtechnik. Acryl-Gel auf Edelstahl. 220 x 150 cm (86,6 x 59 in). PROVENIENZ: Galerie Thaddaeus Ropac, Salzburg. AUSSTELLUNG: Goslar 2008, For God‘s sake. Museum Mönchehaus, 09. Februar - 13. April 2008. LITERATUR: Kat. Jason Martin. For Gods Sake, hg. von Udo Kittelmann, Kerber-Verlag, 2008. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.07 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regelbesteuert angeboten (R). € 60.000 - 80.000 $ 66.000 - 88.000 ZUM KÜNSTLER Vita 1970 geboren in Jersey, Channel Islands (England) 1989-1990 Chelsea School of Art, London 1990-1993 Goldsmiths College, London Galerien, Museen und Sammlungen (in Auswahl) Galerie Thaddeus Ropac, Salzburg Peggy Guggenheim Collection, Venedig Mönchehaus Museum, Goslar L.A. Louver, Los Angeles Jason Martin, Lisson Gallery, London Bernard Jacobson Gallery, London Museum of Contemporary Art, Helsinki Fondazione Musei Civici di Venezia, Venedig The Fine Art Society, London Quadriennale di Roma, Galleria Nazionale d’arte Moderna, Rom (2005) Royal Academy, London 44 KETTERER KUNST Jason Martin gehört zu den wichtigen Vertretern der gegenwärtigen Abstraktion Englands. Als Künstler ent wickelt Jason Martin einen überaus charakteristischen, der Abstraktion verpflichteten Stil. Anregungen für seine Kunst kann Jason Martin aus dem Abstrakten Expressionismus der Nachkriegszeit ziehen. Dessen instinktiven, ausdrucksstarken Zugriff und Materialreichtum vereint er mit der klaren Ästhetik des Minimalismus. Ausgangspunkt seiner Gemälde sind spiegelnde Aluminium-, Edelstahl- oder lichtdurchlässige Plexiglasscheiben mit monochromem Öl- oder Acrylauftrag. Dabei sind die reliefartigen Strukturen des Farbauftrages das eigentliche Thema der Werke, die er mittels eines eigens angefertigten, großflächigen Pinsels erzielt. Diese werden, ohne abzusetzen, durch die dicke Farbe gezogen. Es entsteht eine gekämmte Struktur, die im Spiel mit der jeweiligen Beschaffenheit von Farbe und Trägermaterial immer neue spektakuläre Lichtbrechungen und visuelle Phänomene erzielt. So auch bei unserem in einem tiefen Goldton schimmernden Werk „Evangelist“ (2007), dessen strukturierter Acryl-Gel-Auftrag zu irrisierenden Lichteffekten führt. Das Werk ist 2007 als Teil der Ausstellung „For Gods sake“ im Mönchehaus Museum in Goslar konzipiert. Martin präsentiert hier Werke mit Bezügen zur christlichen Ikonographie, ostkirchlichen Riten und fernöstlicher Kalligraphie. Parallel zur Ausstellung präsentiert der Künstler in der mittelalterlichen Marktkirche in Goslar ein ähnliches Werk, das jedoch in Anspielung auf die Passion in Rot getönt ist. Der strahlende Goldton von „Evangelist“ hingegen ist passend zur Bedeutung des Titels, frohe Botschaft, gewählt. Die Rauten-Form der bei- Jason Martin, Untitled (2007) den Werke erinnert gleichermaßen an die Kreuzform wie die geometrisch-ornamentalen Formen der islamischen Architektur - die künstlerische Abstraktion wird zum Vermittler eines interkulturellen und interreligiösen Dialogs: „Ihm [Jason Martin] geht es um ein Ausloten der Möglichkeiten abstrakter Kunst, als Mediator zwischen den Kulturen zu fungieren, herauszufinden, ob und wie Symbole und Formen von unterschiedlichen Kulturen jeweils anders interpretiert werden.“ (zit. nach: http://www.moenchehaus.de/ event/jason-martin-for-gods-sake/, gelesen am 19.04.2016). Im Verbund mit symbolisch gehaltvollen Namen, machen die starken, leuchtenden Farben und das eigenwillige Spiel von Licht und Schatten auf den bewegt überformten Oberflächen den besonderen Reiz der Arbeiten von Jason Martin aus. Bereits nach seinem Studium am Londoner Goldsmiths College Anfang der 90er Jahre, das zu dieser Zeit durch die „Young British Artists“ im Zentrum einer neuen Kunstszene steht, macht Jason Martin mit ersten Ausstellungen seiner zwischen Objekt und Malerei changierenden Arbeiten auf sich aufmerksam. Mit der legendären „Sensation“- Ausstellung (1997), die Werke aus der Saatchi-Sammlung in der Royal Academy in London präsentiert, folgt der internationale Durchbruch. Seither werden die Werke Jason Martins in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen weit über die Grenzen Englands hinaus präsentiert. Jason Martin lebt und arbeitet in London. 45 KATE WATERS 1964 Vallee Lourdes (Kanada) - lebt und arbeitet in Düsseldorf 819 Starry Night. 2003. Öl auf Leinwand. Verso signiert, datiert und betitelt. 150 x 100 cm (59 x 39,3 in). [ EL]. Wir danken Herrn Rüdiger Voss, Galerie Voss, für die freundliche Auskunft. AUSSTELLUNG: Kate Waters. Twenty-four Seven, Galerie Voss, Düsseldorf, 2003. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.08 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten. € 9.000 - 12.000 $ 9.900 - 13.200 ZUR KÜNSTLERIN Vita 1964 in Kanada geboren 1983-1987 Academy of Art, Bath 1988-1991 Central Saint Martins School of Art und Slade School of Art, London Galerien und Museen (in Auswahl) Institut Francais de Cologne, Köln La B.A.N.K., Paris Städtische Galerie Kiel, Kiel Kunstmuseum Mülhein, Mülhein Aeroplastics Contemporary, Brüssel Galerie Voss, Düsseldorf Museum und Galerie im Prediger, Schwäbisch Gmünd Museum Frieder Burda, Baden-Baden Gallery Thomas Cohn, São Paulo 46 KETTERER KUNST Kate Waters präsentiert uns in ihren großformatigen Gemälden einen scheinbar unverfälschten Ausschnitt der Wirklichkeit. Dies ist aber mitnichten der Fall. Die an die Kunstrichtung des Fotorealismus der späten 1960er und frühen 70er Jahre anschließenden Arbeiten der Künstlerin sind nicht nur bloße, technisch virtuose Abbildungen der Realität, sondern eine ganz eigene Art der Wirklichkeitsinterpretation. Ausgehend von eigenen, oft beiläufig auf Reisen aufgenommenen Fotografien, die von Waters Stück für Stück in ihre elementarsten Teilbestände zerlegt und schließlich wieder zu Collagen zusammengesetzt werden, entstehen ihre Bilder. Diese Collagen projiziert Kate Waters auf die Leinwand und übermalt sie in mehreren Schritten. In diesem Prozess setzt die Künstlerin eigene Akzente, bestimmte Dinge verschwinden, andere werden stärker hervorgehoben. Die Bilder werden zu einer Art gemaltem Tagebuch aus zahlreichen technischen und inhaltlichen Schichten, die die Grenze zwischen Realität, Traum und Illusion verschwimmen lassen. So auch der etwas verschwommen wirkende Blick auf „Starry Night“, in dem das Auge, von grellen Neonreklamen geblendet, dem Sog der in den Hintergrund verschwindenden Straße folgt. Das synthetische Licht überstrahlt den im Titel versprochenen natürlichen Sternenglanz, nur die Sterne des Astoria-Hotels leuchten den Nachtschwärmern den Weg. Das in großen Lettern leuchtende Schild PAINT erscheint in seiner aus dem Dunkel hervortretenden Dringlichkeit weniger als Reklame, denn als Befehl. „Starry Night“ vereint mehrere kurze Sinneseindrücke, möglicherweise aus einem des Nachts vorbeirauschenden Auto heraus aufgenommen, in einem durch Waters synthetisierten Kate Waters, Little Miss Spentyouth - Oblivia and Promiscuity Downtown (2010) Realitätsausschnitt. Ähnlich facettenreich sind auch die Szenen unserer heutigen Lebensrealität, die Waters in ihren in satten, lebendigen Farben gemalten Bildern einfängt. Von Jugendwahn und Freundschaft in „Little Miss Spentyouth - Oblivia and Promiscuity Downtown“ (2010) bis hin zu einfachen Menschen, die Tag für Tag an uns vorbeieilen, in „Out Late“ (2011). Die Künstlerin thematisiert das Leben als Strom aus Bildern in ihren Malereien: „Voyeurismus erscheint hier zielgerichtet und ergibt eine immer wieder andere Kulisse. Dass diese unterschiedlichen Kulissen uns Einblicke in das Leben anderer Menschen bieten, macht die bewegte Bilderwelt von Kate Waters so anziehend. Beim Betrachten der Gemälde teilt man die Beobachtungen der Künstlerin und atmet die gleiche Luft wie sie.“ (zit. nach: Dagmar Haas-Pilwat, Atelierbesuch bei Kate Waters, RP online am 31. Dezember 2011). Seit dem Ende der 1990er Jahre sind die großformatigen Gemälde von Kate Waters in zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen vertreten. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Düsseldorf. ARIS KALAIZIS 1966 Leipzig - lebt und arbeitet in Leipzig 820 Der Tag der großen Hoffnung. 2007. Öl auf Leinwand. Verso signiert, datiert, betitelt und bezeichnet. 120 x 140 cm (47,2 x 55,1 in). [ FS]. LITERATUR: Maerzgalerie (Hrsg.), Aris Kalaizis. Making Sky. Eine Monographie mit Werkverzeichnis 1995-2009, Leipzig/ Berlin 2009, S. 45 (mit Farbtafel). Paul-Henri Campbell (Hrsg.), Aris Kalaizis. Sottorealism. Eine Monographie mit Werkverzeichnis 1994-2014, Leipzig 2014, S. 137. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.10 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten. € 9.000 - 12.000 $ 9.900 - 13.200 ZUM KÜNSTLER Vita 1964 geboren in Leipzig 1992-1997 Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig 1997-2000 Meisterschüler bei Prof. Arno Rink 2000/ 01 Lehrauftrag an der Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig Auszeichnungen (in Auswahl) 2007 ISCP-Stipendium, New York 2005 USA-Auslandsstipendium des Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst und des Greater Columbus Art Council 2002 Kunstpreis der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken Galerien und Museen (in Auswahl) 4. Guangzhou-Triennale 2011, Guandong Art Museum, China 12. Mostra Internazionale di Architettura, Biennale in Venedig 2010 Maerzgalerie, Leipzig Moti Hasson Gallery, New York Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, München Kunstverein Celle, Celle Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck Kunsthalle, München 48 KETTERER KUNST Aris Kalaizis, Sohn politischer Emigranten aus Griechenland und gebürtiger Leipziger, gehört zu den bekanntesten Protagonisten der Neuen Leipziger Schule. Nach einer Ausbildung zum Offsetdrucker und einer Umschulung zum Fotolaboranten, gelangt Kalaizis Anfang der 1990er Jahre zur bildenden Kunst, die in Leipzig durch die Vertreter der ersten und zweiten Generation der Leipziger Schule geprägt ist - unter ihnen Sighard Gille, Bernhard Heisig, Wolfgang Mattheuer, Arno Rink und Werner Tübke. An die Figuration seiner Lehrer anknüpfend, liegt auch bei Kalaizis das Hauptaugenmerk auf der gegenständlichen Malerei. Seine Werke bestechen dabei nicht nur durch ihre technische Virtuosität und ein meisterliches Kolorit, sondern faszinieren darüber hinaus durch die spannungsvoll-mysteriösen Geschichten, die uns der Künstler erzählt. So auch bei dem vorliegenden Gemälde „Der Tag der großen Hoffnung“, das vor der Kulisse einer verlassenen Kiesgrube an einem einsamen Waldrand eine beklemmende Szene zwischen drei Nachtschwärmern zeigt. Die beiden Männer im Bild, eindeutig am Ende ihrer nächtlichen Tour angekommen, haben ein junges Mädchen bei sich. Dieses steht mit abgewandtem Blick, abseitig am Rand der Grube. Ihre Gestalt wird durch den Scheinwerfer angestrahlt und wie in einem Spotlight auf einer Bühne präsentiert. Schockierend deutlich steht der ausweglos erscheinenden Situation des Mädchens der glutrote Streifen am fernen Horizont entgegen, der das trübe Morgenlicht durchschneidet und das Hereinbrechen eines neuen Tages voller Möglichkeiten verheißt. Das Bild erscheint Aris Kalaizis, Das Ritual (2008) uns wie die letzte Szene einer unendlich langen, ereignisreichen Nacht, wie ein isoliertes Filmstill, das aus seinem Kontext, seiner Vor- und Nachgeschichte herausgeschnitten wurde und uns nun mit wenig Antworten, aber vielen Fragen zurücklässt. Eben jene Verweigerung einer Auflösung in den Bildern Kalaizis’ zieht uns in ihren Bann. So auch in „Das Ritual“ (2008), dessen absurde Konstellation in ihrer kommentarlosen Erklärungslosigkeit nahezu bedrohlich, wenn nicht gar verstörend wirkt. Spannung, Unbehagen und Neugier treten in den Bildern Kalaizis in ein Wechselspiel und lassen die Werke zu unverwechselbaren Stimmungsmachern werden. Die oftmals skurril bis surreal anmutenden Szenerien sind dabei sorgfältig aus einzelnen fotografischen Elementen und anhand von vorher angelegten Textskizzen zusammengesetzt - der Künstler erscheint als Regisseur seiner Bildergeschichten voll dunkler Andeutungen, die eine beständige emotionale und intellektuelle Herausforderung für den Betrachter darstellen. Die Werke des mit zahlreichen Stipendien und Preisen ausgezeichneten Künstlers sind in vielen Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen. Aris Kalaizis lebt und arbeitet in Leipzig. 49 NATHAN HYLDEN 1978 Ferms Falls (USA) - lebt und arbeitet in Los Angeles 821 Untitled. 2010. Acryl auf Aluminium. Verso signiert und datiert. 196,5 x 145 cm (77,3 x 57 in). [CB]. PROVENIENZ: Galerie Johann König, Berlin. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.11 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regelbesteuert angeboten (R). € 20.000 - 30.000 $ 22.000 - 33.000 ZUM KÜNSTLER Vita 1978 geboren in Fergus Falls, Minnesota 2001 Minnesota State University, Mankato 2005 Staatliche Hochschule für Bildende Künste Städelschule, Frankfurt am Main 2006 Art Center College of Design, Los Angeles Publikationen (in Auswahl) Kat. Nathan Hylden. Meanwhile, Kunstverein Hamburg, Hamburg 2013 Jason Smith: Painting and its shadow, in: Kat. So there’s that, Richard Telles Fine Art, Los Angeles, 2011 Galerien und Museen (in Auswahl) Art: Concept, Paris Galerie König, Berlin Kunstverein Hamburg, Hamburg Richard Telles Fine Art, Los Angeles Misako & Rosen, Tokyo Galerie Thaddaeus Ropac, Paris Kunstquartier Bethanien, Berlin Anne & Wolfgang Titze Collection, Belvedere Museum, Wien Palais de Tokyo, Paris Zabludowicz Collection, London Museum Boijmans Van Beuningen, Rotterdam Fonds National d’Art Contemporain, Paris 50 KETTERER KUNST Die Arbeiten des konzeptuellen Gegenwartskünstlers Nathan Hylden beschäftigten sich auf ästhetisch äußerst ansprechende Weise mit zentralen Themen der Kunst, spezifisch dem malerischen Prozess und seinem Verhältnis zu Zeit und Ort. Hyldens Schaffen umfasst dabei vor allem zwei Werkgruppen auf Aluminium und auf Leinwand, die ideell durch ein ähnliches prozessuales Vorgehen verbunden sind. Die erste Werkgruppe, die Arbeiten auf Aluminium, zu denen auch unser Werk gehört, entsteht durch die Bearbeitung der Platte mit weißer Sprayfarbe. Diese kann in einem Farbverlauf aufgebracht sein oder durch die Überlagerung mit anderen Platten in einer scharfen Kante enden. Die so behandelten Aluminiumplatten werden dann mit einem Siebmuster bedruckt, das auf verschiedenen Fotografien der Atelierwand Hyldens basiert. Die mit Klebebandmarkierungen und dem Schattenwurf verschiedener Werkgegenstände aus dem Atelier strukturierte Wand dient dabei als in sich geschlossenes Abbild der Malerei und ihres Herstellungsverfahrens. Intuitiv entscheidet sich der Künstler für die Farbgestaltung in Weiß und Grau, seltener auch in Rot. Der stufenweise Werkprozess wirft unmittelbare Fragen nach dem Ansatz der Malerei bei Hylden auf, in der technische und manuelle Verfahren sowie verschiedene Kunstgattungen gleichermaßen präsent sind – Fotografie, Malerei, Druck und, durch Materialauswahl und Stapelung, die Skulptur. Hyldens Arbeiten weisen damit immanente Bezüge zu den minimalistischen Skulpturen Donald Judds, den Siebdrucken Warhols und dem Colorfield Painting auf. Das prozessuale Vorgehen Hyldens wird zudem in Ausstellungskontexten wie „So there’s that“ bei Richard Telles Fine Art in Los Angeles (2011), „Getting there, in various order“ in der Galerie König in Berlin (2010), „Once I get started“ bei Art: Concept in Paris (2010), Nathan Hylden, Installationsansicht „Meanwhile“, Kunstverein Hamburg (2013) „And over“ bei Misako & Rosen in Tokyo (2010) oder „Meanwhile“ im Kunstverein Hamburg (2013) durch die serielle Reihung der Bilder präsent. Neben der Serie der Aluminiumtafeln entsteht 2010 ein zweiter, neun Leinwände umfassender Werkkomplex. Auch hier beginnt Hylden mit der Stapelung der Leinwände, die er diesmal mit poppigen Farbtönen – Gold, Himmelblau, Gelb und Rosa - besprayt und anschließend mit dem Pinsel übermalt. Eine Mixtur aus präzisen und unscharfen Kanten und Farbverläufen entsteht, die die Werke – wie die auf Aluminium – in ihrem gedanklichen Kern verbindet, aber doch jedes zu einem Einzelstück macht. Diese Werke werden schließlich fotografiert und am Computer digital in ihr farbliches Negativ verkehrt, Weiß wird zu Schwarz, Blau zu Orange Gold zu Violett. Damit bilden der malerische Prozess und das Motiv die beiden Hauptkomponenten der Arbeiten Hyldens, die sich im Spannungsfeld zwischen Determiniertheit und Zufall bewegen. Nathan Hyldens Arbeiten werden seit 2005 in mehreren Gruppen- sowie seit 2007 Einzelausstellungen in internationalen Galerien und Museen ausgestellt. Werke Hyldens sind zudem in der Sammlung Fonds National d’Art Contemporain in Paris vertreten. Zuletzt sind seine Arbeiten in der Einzelausstellung „Goes on“ in der Galerie König in Berlin zu sehen (2015/2016). Der Künstler lebt und arbeitet in Los Angeles. ERWIN WURM 1954 Bruck an der Mur - lebt und arbeitet in Wien und NewYork 822 Cajetan. 1998-2000. Farbfotografie. Verso signiert, datiert „98/2000“ und nummeriert. Exemplar 1/III. Auf Fotopapier, auf Karton kaschiert. 188 x 127 cm (74 x 50 in), blattgroß. [JS]. ZUM KÜNSTLER Vita 1954 geboren in Bruck an der Mur, Steiermark 1974-1977 Studium der Kunstgeschichte und Germanistik, Universität Graz PROVENIENZ: Krinzinger Galerie, Wien. Privatbesitz (seit 2001). Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.12 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten. € 5.000 - 7.000 $ 5.500 - 7.700 1977-1979 Studium der Kunst- und Werkerziehung (Bereich Bildhauerei) an der Hochschule für darstellende Kunst, Salzburg 1979-1982 Studium der Gestaltungslehre (Bereich Bildhauerei) an der Hochschule für Angewandte Kunst, Wien (bei Bazon Brock) 1983 Assistentenstelle an der TU Wien, Institut für plastisches Gestalten 1992-1994 Arbeitsaufenthalte in Los Angeles und New York 1995 Gastprofessur für Bildhauerei an der Ecole des Beaux Arts, Paris 1996/ 97 Gastprofessur für Bildhauerei an der Universität für industrielle und künstlerische Gestaltung, Linz 1993-1999 im Vorstand der Wiener Secession, ab 1995 deren Vizepräsident und Kurator von Ausstellungen Sammlungen (in Auswahl) Solomon R. Guggenheim Museum, New York Kunsthaus Zürich, Zürich Gemeentemuseum, Den Haag National Museum of Art, Osaka Museum of Fine Arts, Budapest Städel Museum, Frankfurt ZKM Zentrum für Kunst und Medientechnologie, Karlsruhe Museum Ludwig, Köln Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau, München Centre Pompidou, Paris National Gallery of Victoria, Melbourne Museum der Moderne, Salzburg Kunsthaus Bregenz, Bregenz Albertina, Wien 52 KETTERER KUNST Erwin Wurm ist der international erfolgreichste Vertreter österreichischer Gegenwartskunst. Als freier Künstler tritt Erwin Wurm seit den 1980er Jahren auf. Sein vielfältiges, zugleich witziges und tiefgründiges Œuvre umfasst nahezu alle Gattungen, doch die Auslotung der Skulptur, die Auflösung ihrer Grenzen, wird zu einem Kernthema für Erwin Wurm. Auf seine frühen, bunt bemalten und futuristisch anmutenden Skulpturen folgen die „Staubobjekte“, im Staub sichtbar werdende Umrisse verschwundener Dinge. Erwin Wurms Ruhm begründen aber vor allem die „One Minute Sculptures“, die der Künstler seit 1997/98 bis heute erarbeitet und zu denen unsere Fotografie gehört. Denn bei diesen ist Vergänglichkeit das Leitmotiv: Handlungsanweisungen des Künstlers lassen Menschen zu ephemeren „Skulpturen“ werden und kurzzeitig sonderbare Körperpositionen, auch an ungewöhnlichen Orten, einnehmen. Dabei werden sie fotografisch oder in Videofilmen dokumentiert. Die gezeigten Haltungen und Aktionen sind artistischsportiv oder, wie bei „Cajetan“, zuweilen halsbrecherisch und daher kaum länger als eine Minute haltbar. Auf unserer Fotografie ist neben der Positionierung, aber auch der Blickwinkel Cajetans auf seine Umgebung ungewöhnlich. Unwillkürlich wird die Frage aufgeworfen, was Cajetan aus seiner erhobenen Position in der Ferne erspähen kann und unserem Blick verschlossen bleibt. Die spontan erscheinenden „One Minute Sculptures“ Erwin Wurms basieren auf Anweisungen, ihre ideelle Konzeption wird oftmals zu- Erwin Wurm, 1 Minute 8 Uhr Früh (1998) vor in Skizzen ausgelotet und fixiert. Neben den Videos und Fotos, sind diese Zeichnungen die einzigen Dokumente der kurzlebigen skulpturalen Kunstwerke. Erwin Wurm sagt hierzu selbst: „Im Laufe meiner Arbeiten hat sich immer mehr ein Misstrauen an der fixierten, definierten Form herauskristallisiert. In diesem Zusammenhang sind auch die Fragen ‘Wie lange ist etwas Objekt?’, ‘Ab wann wird es Performance?’, ‘Ab wann wird es Aktion?’ wichtig geworden. [..] Der Grenzbereich zwischen diesen Ebenen interessiert mich. Das Ausloten, wie lange etwas Skulptur ist und wann es zur Aktion wird.“ (zit. nach: Ulrike Lehmann: Künstler. Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, München 2000, S.10). In seinen Arbeiten schafft Wurm damit gleich eine mehrfache Grenzüberschreitung: durchbrochene Trennlinien zwischen Zwei- und Dreidimensionalität, zwischen Skulptur und Aktion, zwischen Künstler und Rezipient. Die außergewöhnlichen Werke von Erwin Wurm sind seit langem Gegenstand von Einzelausstellungen in internationalen Museen. Die renommiertesten Häuser weltweit besitzen und präsentieren seine Arbeiten. Erwin Wurm lebt und arbeitet in Wien und New York. CORNELIUS VÖLKER 1965 Kronach - lebt und arbeitet in Düsseldorf und New York 823 Liegende Frau im roten Badeanzug. 1997. Acryl auf Leinwand. Verso signiert, datiert und bezeichnet „XIX“. 40,5 x 70 cm (15,9 x 27,5 in). [ FS]. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.13 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten. € 8.000 - 10.000 $ 8.800 - 11.000 ZUM KÜNSTLER Vita 1965 geboren in Kronach 1989-1995 Kunstakademie, Düsseldorf (Studium bei A.R. Penck, Meisterschüler von Dieter Krieg) Seit 2005 Professur für Malerei an der Kunstakademie Münster Auszeichnungen (in Auswahl) 2004 Lingener Kunstpreis für zeitgenössische Malerei, Lingen 1999 Bergischer Kunstpreis, Museum Baden, Solingen 1996 Cinarchea, Special Award of the Jury, Kiel Galerien und Museen (in Auswahl) Galerie Martina Detterer, Frankfurt am Main Galerie Andreas Grimm, München Sies+ Höke Galerie, Düsseldorf Neue Galerie Gladbeck, Gladbeck Kunsthalle Münster, Münster Kunsthalle Emden, Emden Esbjerg Kunstmuseum, Esbjerg Von der Heydt-Kunsthalle, Wuppertal Museum Villa Stuck, München Mönchehaus-Museum, Goslar 54 KETTERER KUNST Cornelius Völker gehört mit seinen farbgeladenen Gemälden zweifellos zu den großen Vertretern der zeitgenössischen deutschen Kunst. Geprägt durch das Studium an der Düsseldorfer Schule bei A. R. Penck und Dieter Krieg, beide Vertreter der radikalexpressiven neuen Figuration der 1970er und 80er Jahre, macht sich Cornelius Völker schon bald selbst einen klingenden Namen in der Kunstszene. In unterschiedlichen Stillagen zwischen Figuration und Abstraktion zeigt Cornelius Völker die Banalitäten des Alltags: Schokoladentafeln und Damenfrisuren, Pflaster und Meerschweinchen, Strohhalme und Teebeutel. Die Arbeiten entstehen oft in Serien, dabei lassen sich die einzelnen Werkkomplexe aber nicht im Sinne verschiedener Phasen des Œuvres systematisieren. Zeitlich nah zu der thematisch ähnlichen Serie der „Liegenden“ (1999), Bleistiftzeichnungen mit Aquarellfarbe auf Papier, entsteht unser Gemälde mit einer liegenden Frau im roten Badeanzug. Der erste Eindruck unseres Bildes ist bestimmt durch die leuchtende, pastos aufgetragene Farbe, die das Markenzeichen aller Gemälde Völkers ist. Dominierend bestimmen die Primärtöne das sommerliche Hitze verheißende Motiv, wobei der dicke Farbauftrag nahezu an geschmolzenes Softeis erinnert. Die Bildoberfläche erhält eine haptische Qualität, durch die unser Auge die Weichheit des vor uns liegenden Körpers fast erspüren kann. In den Arbeiten Völkers ist die Farbe nicht nur bildnerisches Mittel, sondern wird damit zum eigentlichen Protagonisten seiner Kunst: „Immer will die Farbe beides zugleich sein: Sie will sich an sich selbst berauschen, in ihre Strudel, saftigen Verklumpungen, Verwischungen hineintauchen und der Spur der breiten Pinsel, mit denen sie gezogen wird, folgen. Das ist ein zutiefst autoerotisch aufgeladener Akt der Selbstbegattung, der hier stattfindet: Die Farbe bringt sich im Prozess der Cornelius Völker, Liegende (1999) Malerei quasi selbst hervor und will nichts anderes als sich so direkt und opulent wie möglich auszubreiten. Und auf der anderen Seite bändigt und diszipliniert sich diese Farbe, indem sie sich an die Motive und Themen bindet, die der Maler für sie vorbereitet hat, und löst sich damit ein Stück von ihrer Selbstbezogenheit.“ (zit. nach: Ausst.-Kat. Cornelius Völker. Malerei Werke 1990-2010, Museum Villa Stuck, München 17.2.-8.5.2011, S. 73). Mit seiner malerischen Begabung, der Kraft seines Striches und seinem Auge für die spannungsvolle Komposition gelingt es Cornelius Völker, in seinen Gemälden wie bei seinen Papierarbeiten, auch das unbedeutendste Motiv auf den Rang des großen Kunstwerks zu heben. Cornelius Völker wird schon in den 1990er Jahren mehrfach preisgekrönt und bekleidet seit 2005 die Professur für Malerei an der Kunstakademie Münster. Seit 1992 sind seinem Werk zahlreiche internationale Einzelausstellungen in renommierten Museen gewidmet. Der Künstler lebt und arbeitet in Düsseldorf und New York. 55 MICHIEL CEULERS 1986 Waregem (Belgien) - lebt und arbeitet in Berlin und Gent 824 Cities of the future (windows broken, break, broke). 2011. Öl auf Leinwand. Verso signiert, datiert, betitelt und mit Richtungspfeil. 220 x 150 cm (86,6 x 59 in). PROVENIENZ: Galerie Figge Rosen, Köln. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.15 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten. € 10.000 - 15.000 $ 11.000 - 16.500 ZUM KÜNSTLER Vita 1986 geboren in Waregem, Belgien 2000-2004 Vrij Technisch Instituut (VTI), Kortijk 2004-2007 Königlichen Akademie für Schöne Künste, Gent Auszeichnungen 2011 Young Belgian Painters Award Galerien Nicodim Gallery, Los Angeles/ Bukarest Nogueras Blanchard, Madrid Juliette Jongma, Amsterdam 56 KETTERER KUNST Der vielversprechende Künstler Michiel Ceulers beschäftigt sich vor allem mit Malerei und Installation. Bei seinen Werken, die von Form und Farbe nur so strotzen, will Michiel Ceulers das Medium der Malerei ausreizen. Dabei geht er bis an die Grenzen und schafft unzählige Variationen seiner auch haptisch struktrierten Gitterbilder. Ceulers’ Interesse liegt hier nicht auf einer für den Betrachter als schön empfundenen Darstellung. Die Oberflächenstruktur seiner Malerei weist aufgrund der verschiedenen Herangehensweisen von Werk zu Werk deutliche Unterschiede auf. Variantenreiche Farbverläufe und -zusammenstellungen, die in unserem Werk einer silbrig grauen Tonalität verpflichtet sind, führen zu unterschiedlichen optischen Effekten und Stimmungen. Auch die Lagersituation im Atelier Michiel Ceulers’ spricht für die Haltung, die der Künstler seinem Werk gegenüber einnimmt: Die Werke lehnen bewusst schon einmal mit noch nasser Farbe gegeneinander - Zufälligkeiten in der optischen Erscheinung und Strukturierung der Werke sind in diesem Sinne zufällig durch die Farbmaterie generiert wie bewusst durch den Künstler gesteuert. Michiel Ceulers erhält Preise wie 2011 den Young Belgian Painters Award. Michiel Ceulers, Schilderij (2015) In einer großen Zahl von Einzel- und Gruppenausstellungen machen Museen und Galerien die Werke des jungen, aufstrebenden und erfolgreichen Künstlers der Öffentlichkeit zugänglich. Darunter etwa die Gruppenausstellung im Kunstmuseum Stuttgart im Jahre 2012 sowie die Einzelausstellungen bei Rod Barton 2009 in London, 2011 bei PS projects in Amsterdam und Schau Ort in Zürich, 2012 in der Ana Cristea Gallery in New York sowie 2013 in der Galeria Nicodim in Bukarest. Michiel Ceulers lebt und arbeitet in Berlin und Gent. 57 ROBERT LUCANDER 1962 Helsinki - lebt und arbeitet in Berlin 825 Eigentlich sollte man sich da nur freuen und doch wird man nachdenklich. 2000. Acryl und Buntstift auf Holz. Verso signiert, datiert, betitelt und bezeichnet „R.L. 55“. 139,5 x 95,5 cm (54,9 x 37,5 in). PROVENIENZ: Contemporary Fine Arts, Berlin (verso mit dem Resten des Etiketts). American European Art Associates, New York (verso mit dem Etikett). Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.16 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten. € 4.000 - 6.000 $ 4.400 - 6.600 ZUM KÜNSTLER Vita 1962 geboren in Helsinki, Finnland 1989-1995 Hochschule der Künste, Berlin (Prof. Marwan Kassab-Bachi) Seit 1996 Gastprofessor an der Universität der Künste in Wien, Bergen und Helsinki sowie außerordentlicher Professor an der Universität der Künste in Berlin Auszeichnungen 2001 Kunstpreis der Böttcherstraße in Bremen Museen und Sammlungen (in Auswahl) Horsens Kunstmuseum, Horsens Helsinki Art Museum, Helsinki Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr, Mülheim an der Ruhr DA2 - Domus Artium 2002, Salamanca Göteborgs Konstmuseum, Göteborg Museum Franz Gertsch, Burgdorf Deichtorhallen, Hamburg Kunst- und Kulturzentrum Montabaur Suzanne Tarasiève, Paris Bergen Kunsthall, Bergen CFA Contemporary Fine Arts, Berlin 58 KETTERER KUNST In den figurativen Werken des finnischen Malers Robert Lucander sind die Grenzen zwischen Abbild und Objekt fließend. Die scherenschnittartigen Darstellungen auf grob gemaserten Holzträgern verweisen auf fotografische Vorlagen aus den Massenmedien, wie Zeitungsausschnitte, Plattencover, Magazine und Filme. Das Grundmaterial seiner Bilder findet der Künstler an der Hochschule in Berlin: das robuste, stark gemaserte Holz der Trägerkisten für Kunstwerke. In seiner ersten Werkphase reflektiert Lucander noch über den Begriff der modernen Malerei und überzieht die Holzplatten in Anlehnung an den Suprematismus mit geometrischen und monochromen Kompositionen, die alles Persönliche verdrängen und auf eine höhere Ordnung hinweisen. Ab 1996 folgt der Wandel ins genaue Gegenteil. Ähnlich seinem ehemaligen Lehrer Marwan KassabBachi ist nun der Mensch das Studienobjekt des Künstlers. Doch wählt der Finne einen denkbar anderen Zugang als Kassab-Bachi: Nicht expressiv und abstrahierend, sondern flächig, plakativ und poppig zeigen sich die Menschendarstellungen, denen er in verschiedenen sozialen Kontexten auf die Spur geht. Von Obdachlosen als Außenseiter der Gesellschaft bis hin zu fröhlich lachenden Party-Gängern als deren extremes Gegenteil ist alles dabei. Die kontrastreichen Farbflächen aus matt schimmerndem Acryllack und die feine Lineaturen aus Bleistift erzeugen eine interessante bildräumliche Wirkung mit der Maserung des Holzes. Besonders deutlich wird dies durch den Kontrast zwischen eindimensionalen Farbflächen und den durch eine feine Bleistiftzeichnung aus dem Holz herausmodellierten Gesichtern in unserem Werk „Ei- Roy Lichtenstein, I know how you must feel Brad (1963) gentlich sollte man sich da nur freuen und doch wird man nachdenklich.“ (2000). Ausdruck und Blickkommunikation der Frau und des Mannes werden durch diesen Kontrast zwischen Fläche und Tiefe eigentümlich betont und im Verbund mit dem suggestiven Bildtitel zu einer eigenen Geschichte verwoben. Dabei erscheinen die Figuren Lucanders in ihrer Fragmentierung als Teilmaterialisationen eines komplexen Selbst, von denen uns nur eine kleine Facette vorgeführt wird. Die zunächst oberflächlich und belanglos wirkenden Motive erhalten durch dieses Verfahren eine hintergründige, oft ebenso ironische wie subversive Aussage. In diesem gedanklichen und stilistischen Ansatz erinnern die fragmentierten Holzbilder Robert Lucanders an Andy Warhols serielle, in knallige Farbfelder zerlegte Porträts oder die Comic-Bilder Roy Lichtensteins mit ihrer Vorführung stereotyper Verhaltenssituationen und Rollenmuster mit sprechenden Bildtiteln. Seit 1992 werden Werke von Robert Lucander auf zahlreichen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen der Öffentlichkeit präsentiert, unter anderem bei Contemporary Fine Arts in Berlin (2001), im Kunst- und Kulturzentrum Montabaur (2011) und den Deichtorhallen in Hamburg (2012). Robert Lucander, Professor am Kunstinstitut der Berliner Universität der Künste, lebt und arbeitet in Berlin. JULIAN OPIE 1958 London - lebt und arbeitet in London 826 Ruth with Cigarette, 2. 2005. Mischtechnik auf Nylon. Auf der umgeschlagenen Leinwand signiert. Verso auf dem Keilrahmen handschriftliche betitelt „Ruth 2“ und mit der Größenangabe versehen. 246,7 x 169,5 cm (97,1 x 66,7 in). AUSSTELLUNG: Kumamoto 2015, POP ART 1960s-2000s, Contemporary Art Museum, 25.7.-27.9.2015. LITERATUR: http://www.julianopie.com/#/artwork/painting/2005/666. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.17 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regelbesteuert angeboten (R). € 60.000 - 80.000 $ 66.000 - 88.000 ZUM KÜNSTLER Vita 1958 geboren in London 1979-1982 Goldsmith’s College of Art, London Auszeichnungen 2008 Teilnahme Documenta 8, Kassel 2001 „Best illustration award“, Music Week CADS (Albumcover Blur) 1995 Ehrenmitglied der „British School at Rome“ Galerien, Museen und Sammlungen (in Auswahl) MoCAK (Museum of Contemporary Art Krakow), Krakau Galerie Krobath, Wien/ Berlin Alan Cristea Gallery, London National Portrait Gallery, London Sammlung Essl, Wien Sammlung Daimler Chrysler, Dresdner Bank, Berlin Sammlung Deutsche Bank, Frankfurt, Germany Kunsthalle Bern, Bern Kunsthaus Bregenz, Bregenz Lenbachhaus Städtische Galerie, München Museum of Modern Art, New York The Victoria and Albert Museum, London Stedelijk Museum, Amsterdam 60 KETTERER KUNST Julian Opie ist einer der bekanntesten Künstler Großbritanniens. Für seine stark stilisierten Werke nutzt Opie Fotografien als Grundlage, die er digital bearbeitet. Durch die Eliminierung aller überflüssigen Details vereinfacht er seine Motive auf das Wesentliche und entwickelt auf diese Weise die für ihn charakteristische, reduzierte und sehr präzise Formensprache. Opie bedient sich dabei verschiedenster Medien: Neben Serigrafien und Gemälden erstellt er animierte LCD- und LED-Arbeiten, die auf Flachbildschirmen oder Displays präsentiert werden. Auch die vorliegende Arbeit aus der fünfteiligen Serie „Ruth Smoking“ (2005) lässt sich diese radikal reduzierte Formensprache Opies deutlich erkennen. Eine junge Frau, Ruth, wird in der Bildserie in fünf verschiedenen Varianten gezeigt „ Ruth mit verschiedenen Outfits, verschiedenen Körperhaltungen, mit und ohne Brille, immer im Dreiviertelausschnitt und immer rauchend. Ihre Figur ist, wie für Opie typisch, comichaft reduziert und nur durch schwarze Outlines festgelegt. In dieser Arbeit ist die Auseinandersetzung mit der kunstgeschichtlichen Tradition der Porträtmalerei zu erkennen. Opie wirft in seinen Bildern die Frage nach der Wiedererkennbarkeit, nach dem spezifisch Individuellen und nach dem Ausdruck auf, die den Menschen ausmachen. Wie in traditionellen Porträts, sind auch Ruth einige Gegenstände zur näheren Charakterisierung beigegeben, in unserem Werk eine Uhr, ein Perlenarmband und die unvermeidliche Zigarette, die zum zentralen Attribut, der einzigen Konstante ihrer sonst facettenreichen Persönlichkeit erhoben wird. Der auf Dauerhaftigkeit angelegten traditionellen Porträtmalerei steht bei unserem Bild jedoch der spon- Julian Opie, Ruth Smoking.4 (2006) tan wirkende Schulterblick entgegen, der die Figur weniger posierend als momenthaft auffängt. Bereits 1984 erlangt Julian Opie durch seine Teilnahme an der Documenta 8 internationale Anerkennung. 1995 wird Opie zum Ehrenmitglied der „British School at Rome“ ernannt. Im Jahr 2001 wird er mit dem „Best illustration award“ der Music Week CADS für die Gestaltung eines Albumcovers der britischen Band Blur ausgezeichnet. Julian Opie ist mit seinen Arbeiten weltweit in zahlreichen renommierten Museen, unter anderem der Tate Gallery London, dem Museum of Modern Art, New York, und dem National Museum of Art, Osaka, vertreten. Der Künstler lebt und arbeitet in London. 61 STEFAN KÜRTEN 1963 Düsseldorf - lebt und arbeitet in Düsseldorf und New York 827 Just like honey. 2006. Öl auf Leinwand. Verso signiert, datiert und betitelt. 190 x 145 cm (74,8 x 57 in). PROVENIENZ: Alexander and Bonin, New York (auf dem Keilrahmen mit Etikett). Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.18 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten. € 8.000 - 12.000 $ 8.800 - 13.200 ZUM KÜNSTLER Vita 1963 geboren in Düsseldorf 1983-1989 Staatliche Kunstakademie, Düsseldorf (Prof. Michael Buthe) 1989-1990 Art Institute in San Francisco 1992-1994 Lehrauftrag am Art Institute, San Francisco 2002-2003 Gastprofessur an der Hochschule für Künste, Bremen 2005 Lehrauftrag am Art Institute, San Francisco 2010 Lehrauftrag am Bauhaus, Weimar 2012 Gastprofessur an der School of Art and Design, Alfred University, New York Auszeichnungen (in Auswahl) 2012 Theodore Rendall International Chair in Art and Design, Alfred University, New York 1999 New-York-Stipendium, Ernst-Poensgen-Stiftung, Düsseldorf 1995 Artspace Grant, San Francisco Museen und Sammlungen (in Auswahl) Sammlung Museum of Modern Art, New York Sammlung San Franciso of Modern Art Sammlung Kunstmuseum Krefeld Sammlung Lehmbruck Museum, Duisburg Sammlung Rheingold Kunsthalle Emden Montreal Museum of Art Irish Museum of Modern Art Kunstpalast Düsseldorf 62 KETTERER KUNST Die Arbeiten Stefan Kürtens gehören zu den wohl interessantesten Werken der gegenwärtigen figurativen Kunst. Kürten bildet urbane, architektonische Motive ab: allein stehende Einfamilienhäuser, Gärten, Hütten und Villen - menschenleere, scheinbar zufällig gewählte Ausschnitte der Realität, die sich in ihrer künstlerischen Überhöhung in verträumte und verzauberte, auch beklemmende und surreal anmutende Welten verwandeln. Die Bilder sind dabei collagenhaft aus verschiedenen Eindrücken zusammengesetzt und lassen Räume voller Ruhe und Friedlichkeit erstehen, in die sich der Betrachter kontemplativ hineinversetzen kann. Diese Ruhe wird durch die besondere Lichtsituation untermalt, die durch die spektakuläre metallisch schimmernde Grundtonalität der Bilder, u.a. erzielt durch Goldfarbe, erreicht wird. In „Just like honey“ (2006) schimmert die Leinwand in sanften Bronze-, Grün- und Blaunuancen, über die die Zeichnung des verwunschenen Hauses mit seinem verwilderten Garten in impressionistisch anmutender Strichtechnik aufgebracht ist. Das ornamental gemusterte Himmelszelt, das sich ähnlich einer Decke über den Bildraum spannt, verwischt die Grenzen zwischen dem Unten und dem Oben und verleiht der Ansicht den Anschein einer Fata Morgana. Die über das Bild regnenden Eisblumen mit rot schimmernder Aura wecken Assoziationen zu apokalyptischen Szenerien, die der Idylle des Motivs entgegenstehen und eine weitere Metaebene aufspannnen. Die Bildstimmung changiert so zwischen häuslicher Geborgenheit und Gefahr, zwischen „locus amoenus“ und „locus terribile“. In einem Interview sagt Kürten über genau diese Qualität seiner Bilder selbst: „Obwohl die Häuser und Gärten, die für meine Bilder typisch sind, aus Vorlagen aus meinem Fotoarchiv, Büchern oder Magazinen basieren, ihnen also reale Häuser und Gärten zugrunde liegen, verwandeln sie sich Stefan Kürten, Leuchten (2012) während des Malprozesses auf irgendeine Weise in Tag- oder Albträume. Es gibt in ihnen keinerlei Spuren menschlicher Anwesenheit, die scheinbare Idylle wirkt so isoliert, dass sie Beklemmungen erzeugt. Trotzdem spürt man eine Art unterschwelliger Präsenz, wie die Aura eines unsichtbaren Geheimnisses. Etwas Unausgesprochenes, etwas, das unserer Fantasie überlassen bleibt.“ (zit. nach: Oliver Zybok (Hg.): Stefan Kürten. Here comes the night. Papierarbeiten 2009-2013, Ostfildern 2013, S. 56). Deutlich wird dies auch in der später entstandenen Papierarbeit „Leuchten“ (2012), die unser Motiv verkleinert und in der Art eines Fotonegativs wiedergibt. Die zwischen Idyll und Apokalyptik schwankende Vision des Gemäldes wird durch die veränderte Lichtsituation in eine dokumentarisch anmutende Momentaufnahme, in einen künstlerischen „Flashback“ umgedeutet. Kürten schafft auf diese Weise Arbeiten von großem Wiedererkennungswert, tiefer Anziehungskraft und hoher ästhetischer Verfeinerung. Sie begründen seinen Ruhm, bringen ihm zahlreiche Lehraufträge und internationale Ausstellungen ein. Stefan Kürten lebt und arbeitet in Düsseldorf. 63 STEPHAN BALKENHOL 1957 Fritzlar - lebt und arbeitet in Karlsruhe und Meisenthal 828 Stehender Frauenakt. 2003. Holzskulptur. Wawaholz, teils farbig gefasst. Höhe Figur: 47 cm (18,5 in). Gesamtmaß: 167 x 25 x 24,5 cm (65,7 x 9,8 x 9,6 in). PROVENIENZ: Privatsammlung Belgien. Privatsammlung Norddeutschland. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.20 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten. € 20.000 - 30.000 $ 22.000 - 33.000 ZUM KÜNSTLER Vita 1957 geboren in Fritzlar, Hessen 1976-1982 Hochschule für Bildende Künste, Hamburg (Bildhauerklasse bei Ulrich Rückriem) 1988-1989 Lehrauftrag an der Kunsthochschule, Hamburg 1989-1991 Lehrauftrag an der Städelschule, Frankfurt am Main Seit 1992 Lehrauftrag an der Staatlichen Kunstakademie, Karlsruhe Museen und Sammlungen (in Auswahl) Deichtorhallen, Hamburg Musée de Grenoble, Grenoble Kunstmuseum Ravensburg, Ravensburg Landesgalerie Linz, Linz Moscow Musuem of Modern Art, Moskau Leopold-Hoesch-Museum, Düren 64 KETTERER KUNST Archetypische Verhaltensmuster menschlicher Existenz und Empfindung beschwören die bildhauerischen Skulpturen Stephan Balkenhols. Balkenhols Werk strebt danach, die figurative Skulptur von ihren politischen, religiösen und allegorischen Vereinnahmungen zu lösen und neu zu begründen. Die Suche der deutschen Künstler seit den 1980er Jahren nach neuen Formulierungsmöglichkeiten und Sinngebungen alltäglichen Materials manifestiert sich deutlich auch in Balkenhols Werk, der in der Klasse des streng minimalistisch arbeitenden Künstlers Ulrich Rückriem in Hamburg in der Bildhauerei ausgebildet wird. Seit etwa 1982 bestimmen die unmittelbar aus dem Holzblock herausgeschlagene, oft überlebensgroße menschliche Figur und der Kopf sein Schaffen. Mit traditionellem Werkzeug bearbeitet Balkenhol das Holz, das er als lebendige Substanz versteht. So bleiben Riefen, Schrunden, Splitter und Risse sichtbar und verweisen auf den bildhauerischen Arbeitsprozess. Diese Bearbeitungsspuren zwingen den Betrachter zur genauen Auseinandersetzung mit der Figur. Dabei entstehen vollplastische Figuren, wie auch flachreliefartig aus dem Holz herausgearbeitete Porträts. Besonders letztere erscheinen als ausdrucksstarke Materialisationen auf und aus dem Holz in spannungsvollem Dialog zum Arbeitsprozess Balkenhols zu stehen. Das scheinbar Porträthafte der Figuren erweist sich dabei als „Familienähnlichkeit“ im Vergleich zum Gesamtwerk. Stets sind die Figuren Balkenhols im Alter unbestimmbar, zeitlos und starke Ruhe ausstrahlend empfunden. Zeitlos ist auch die Nacktheit unserer der Figur, die uns auf diese Weise als natürliche, nahezu archetypische Auffassung der Frau, vielleicht gar als Eva, erscheint. Wie immer bei Balkenhols Skulpturen wirkt die Figur autonom und allein aus ihrer Präsenz heraus. Seit 1983 sind die Stephan Balkenhol, 12 Freunde (1988) Werke Balkenhols in zahlreichen Ausstellungen in Galerien und Museen auf der ganzen Welt zu sehen, darunter große Ausstellungen in den Deichtorhallen in Hamburg mit Arbeiten seit 1982 (2008/ 2009) und im Musée de Grenoble (2010/ 2011). Zudem stehen seine überlebensgroßen Skulpturen auch an vielen öffentlichen Plätzen, darunter der Salzburger Kapitelplatz (2007), vor dem Alexander-Springer-Haus in Berlin (2009) sowie das Forum Romanum in Rom (2009). Zuletzt wurde die Skulptur „Der große Kniende“ (2015) in Steinhagen enthüllt. Bereits nach dem Studienabschluss übernimmt Balkenhol zudem mehrere Lehraufträge an der Hamburger Kunsthochschule und der Kunstakademie in Karlsruhe. Seit 1992 lehrt er an der Staatlichen Kunstakademie in Karlsruhe. Stephan Balkenhol ist in Karlsruhe und Meisenthal tätig. JANIS AVOTINS 1981 Lettland - lebt und arbeitet in Riga 829 I Saw My Bad Approaching. 2009. Acryl auf Leinwand. Verso auf der umgeschlagenen Leinwand signiert und datiert. 222 x 260 cm (87,4 x 102,3 in). PROVENIENZ: Galerie Rüdiger Schöttle, München 2012. AUSSTELLUNG: Gaiety is the Most Outstanding Feature of the Soviet Union, Saatchi Gallery, 21. November 2012-9. Juni 2013. LITERATUR: Gaiety is the Most Outstanding Feature of the Soviet Union: Art from Russia, hg. von der Saatchi Gallery 2012. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.21 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten. € 4.000 - 6.000 $ 4.400 - 6.600 ZUM KÜNSTLER Vita 1981 geboren in Riga, Lettland 1995-1999 Janis Rozentals Kunsthochschule, Riga 1999-2003 Lettische Kunstakademie, Riga (Studium der Malerei und Visuellen Kommunikation) 2002 Erasmus Austausch Programm an der Manchester University für Bildende Kunst, Manchester 2004 Studium am Cité International des Arts, Paris Publikationen (in Auswahl) Kat. Janis Avotins, hg. von Karin Pernegger und Harald Kunde, Ausstellungskatalog Ludwig Forum + Stadtgalerie Schwaz, Kerber Art, Bielefeld 2008. Kat. Janis Avotins, hg. von Vita Zaman und Magnus Edensvard, IBID Projects London, London 2005. Galerien und Museen (in Auswahl) IBID PROJECTS, London Johnen Galerie, Berlin Galerie Rüdiger Schöttle, München Sammlung Zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland, Bonn Akinci Gallery, Amsterdam Ludwig Forum, Aachen Suzie Q Project Space, Zurich Hudson Valley Center for Contemporary Art, New York 66 KETTERER KUNST Janis Avotins, der profilierteste und international bekannteste lettische Künstler der Gegenwart, changiert mit seinen figurativen Raumvisionen zwischen Geheimtipp und Shootingstar in der gegenwärtigen Malerei. Nach seinem Studium in Riga, mit eingeschobenen Studienaufenthalten in Manchester und Paris, gilt Janis Avotins mit seiner hochgradig eigenständigen, ästhetisch verfeinerten Malerei als einer der vielversprechendsten Künstler seiner Generation. Seine Stilsprache ist unverkennbar: In hoher atmosphärischer Verdichtung und grundsätzlich fotorealistischem Zugriff malt Janis Avotins menschliche Figuren in unwirklichen Räumen. In auf annähernd reines Schwarz-Weiß reduziertem oder, wie in unserem Bild, abgetöntem Kolorit erscheinen die Gestalten dabei wie geisterhafte Lichtvisionen vor undefinierten Hintergrundräumen. Die Ästhetik des körnigen und wolkig verunklarten Fotorealismus erinnert an verblassende Fotografien aus der Frühzeit dieser Technik. So fangen verbildlichen Malereien wie „I Saw My Bad Approaching“ (2009) die eigentlich unfassbare Verlorenheit und Flüchtigkeit menschlichen Daseins auf ergreifende Weise ein: „Es wirkt, als würden kollektive Erinnerungsprozesse aufgerufen, die den Speichermedien der Fotografie- und Filmgeschichte entstammen und nun in malerischer Intensität nochmals, vielleicht auch in letztmöglicher Fassung, an die Oberflächen des Sichtbaren treiben. Dabei fällt auf, das die heute so gängige Narration in keiner Weise bedient wird, sondern das die Szenarien im Status einer programmatischen Unbestimmtheit verbleiben und als erzählungsferne Momentaufnahmen in Er- Janis Avotins, I Saw My Bad Approaching, Detail (2009) scheinung treten. Damit verweigert sich Janis Avotins ganz bewusst sinnstiftenden Zusammenhängen einer teleologischen überlieferten Geschichte und konzentriert sich stattdessen auf das von ihm als ontologische Konstante begriffene Verhältnis von Subjekt und Außenraum.“ (zit. nach: Kat. Janis Avotins, hg. von Karin Pernegger und Harald Kunde, Ausstellungskatalog Ludwig Forum + Stadtgalerie Schwaz, Bielefeld 2008, S. 6). Mit dieser, ihnen ureigenen malerischen Qualität, gehören die Werke von Janis Avotins zu den interessantesten figurativen Arbeiten der Gegenwart und werden in internationalen Ausstellungen präsentiert. Darunter 2008 die Stadtgalerie Schwaz und das Ludwig Forum für Internationale Kunst in Aachen, 2010 das Contemporary Art Center Vilnius, 2013 die Bundeskunsthalle Bonn und zuletzt 2015 IBID Projects in London und die Galerie Rüdiger Schöttle in München. Das internationale Interesse und die Publikationen zum innovativen Werk Janis Avotins zeugen vom zunehmenden Interesse an der Kunst des jungen Letten. Der Künstler lebt und arbeitet in Riga. 67 MARKUS MUNTEAN & ADI ROSENBLUM 1962 in Graz (Österreich) bzw. Haifa (Israel) - arbeiten seit 1992 zusammen in Wien und London 830 Untitled (Memory is no more than our sensation of the past but it is memory that has helped to take us from who we were and make us who we have become). 2005. Öl auf Leinwand. Am unteren Bildrand betitelt, verso signiert und datiert. 219 x 260 cm (86,2 x 102,3 in). [ EL]. AUSSTELLUNG: Zurück zur Figur. Malerei der Gegenwart, Kunsthalle der HypoKulturstiftung, München, 2.6.-27.8.2006, Kat. S. 142 (mit Abb.). Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.22 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten. ZU DEN KÜNSTLERN € 14.000 - 18.000 $ 15.400 - 19.800 Roy Lichtenstein, Eddie Diptych (1963) Vita 1962 Markus Muntean geboren in Graz, Österreich / Adi Rosenblum geboren in Haifa, Israel 1992 Zusammenarbeit als Künstlerkollektiv Muntean / Rosenblum Galerien und Museen (in Auswahl) Saatchi Gallery, London Miami Art Museum, Miami Jack Hanley Gallery, San Francisco Galerie Zink, Berlin Galeria Horrach Moya, Palma de Mallorca Institut für moderne Kunst, Nürnberg Galerie Bob van Orsouw, Zürich Team Gallery, New York Sommer Contemporary Art, Tel Aviv Galerie für Zeitgenössische Kunst, Leipzig Centre d’Art Santa Mònica, Barcelona Tate Britain, Art Now, London Salzburger Kunstverein, Salzburg De Appel, Amsterdam Kunsthaus Bregenz, Bregenz Art & Concept, Paris Kataloge (in Auswahl) Fernando Francés: Muntean/ Rosenblum. The management of insignificance, Centro de Arte Contemporáneo de Málaga, 23.11.2012 - 20.01.2013, Málaga 2012. Günther Oberhollenzer (Hg.): Muntean, Rosenblum. Between what was and what might be, Sammlung Essl Klosterneuburg, 12.09.2008 - 01.02.2009, Klosterneuburg 2008. 68 KETTERER KUNST Die seit 1992 zusammenarbeitenden Künstler Markus Muntean und Adi Rosenblum gehören zu den erfolgreichsten Vertretern der zeitgenössischen Figuration. In ihren altmeisterlich gemalten Bildwelten thematisieren sie den Konflikt zwischen medial vermitteltem Jugendkult und der Ohnmacht im Angesicht einer zwischen Perspektivlosigkeit und den Verlockungen der Konsumgesellschaft oszillierenden Welt. Für ihre Bilder verwenden Muntean/Rosenblum Fundstücke aus Zeitschriften und Magazinen, kollektive Bilder einer konsumorientierten Jugendkultur, um Fragen der Identität und des Subjektes aufzuwerfen. Die betonte Lebenslust dieser collagenhaft zusammengesetzten Vorlagen wird durch den leeren Ausdruck der in der Blüte des Lebens stehenden Teenager konterkariert. Diese lümmeln typischerweise auf der Couch, lungern an Straßenecken oder hängen, wie im vorliegenden Werk, betont lässig in einer karg anmutenden Vorstadtumgebung herum. Durch die pastellige Farbigkeit des Bildes werden Kindheitserinnerungen an idyllische Sommertage in luftiger Kleidung und warmem Sonnenschein auf der Haut wach. Erst bei genauerer Betrachtung fällt die eigentliche Tristesse der Szene ins Auge. Es gibt keine direkte Kommunikation zwischen den Kindern, nur in ihrer Expressivität verzerrt wirkende Gestikulation und Mimik. „Memory is no more than our sensation of the past but it is memory that has helped to take us from who we were and make us who we have become“, kommentiert der comicartig aufgebrachte Untertitel auf weißem Grund, über dem das gemalte Bild als eine Art Gedankenblase schwebt. Die pseudotiefsinnige Aussage entlarvt dabei die tatsächliche Leere der sich hier vermeintlich formierenden Erin- nerung. Diese in der Art von Comics eingebrachten Spruchelemente werden aus verschiedenen Satzfragmenten aus Magazinen und philosophischen Texten zusammengesetzt und bilden ein typisches Element in den Werken des Künstlerkollektivs: „Eines unserer Grundanliegen ist es tatsächlich, für das, was uns in der Malerei interessiert, eine zeitgenössische Ausprägung zu finden. In diesem Sinn funktioniert auch die Textzeile und funktioniert der weiße Rahmen; sie sorgen für einen zeitgenössischen Kontext. Wir bieten in unseren Bildern emotionale Gesten an und setzen sie gleichzeitig in Klammern. Die Präsenz der Figuren soll nämlich nicht sofort wieder umkippen in einen Beweis dafür, dass es eine intakte Identität gäbe. So etwas wie Subjektivität mag durchaus existieren, aber wir wollen verhindern, dass man unsere Bilder für eine Eins-zu-eins-Umsetzung davon hält und alles in einer flachen, platten Lesbarkeit versandet.“ (zit. nach: Ausst.-Kat. Zurück zur Figur. Malerei der Gegenwart, Kunsthalle der HypoKulturstiftung, München 2.6-27.8.2006, S. 142). In ihrem Grundkonzept knüpfen Muntean/Rosenblum damit an die amerikanische Pop-Art der 1960er Jahre und insbesondere Roy Lichtenstein an, bei dem Bilder wie das „Eddie-Diptych“ (1963) ebenfalls auf dem populären Massenmedium der Comics basierten. Neben der Kritik an Bürgermoral und Konsumgesellschaft, geht es Muntean/Rosenblum auch um die Kritik an den hyperidealisierten Körperbildern der modernen Medien. Seit ihrem Zusammenschluss sind die Künstler in zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen in international bedeutenden Galerien und Museen vertreten. Sie leben und arbeiten in Wien und London. 69 ANDREA LEHMANN 1975 Düsseldorf - lebt und arbeitet in Düsseldorf 831 Diamantenkopfalien. 2005. Mischtechnik. Öl, Goldfarbe, Haar und Dammarfirnis auf Leinwand. Verso signiert, datiert, betitelt und bezeichnet. 249 x 180 cm (98 x 70,8 in). [ BF]. PROVENIENZ: Galerie Anna Klinkhammer, Düsseldorf (auf dem Keilrahmen mit dem Galerieetikett). Privatsammlung Norddeutschland (beim Vorgenannten erworben). AUSSTELLUNG: Stuffed Diamonds, Galerie Anna Klinkhammer, Düsseldorf, 2.9.-8.10.2005. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.23 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten. € 8.000 - 10.000 $ 8.800 - 11.000 ZUR KÜNSTLERIN Vita 1975 geboren in Düsseldorf 1995-2000 Kunstakademie Düsseldorf (Meisterschülerin bei Markus Lüpertz) Publikationen (in Auswahl) Kat. My Generation, mit Anya Janssen, So-Yeun Lee, Justine Hoffmann und Markus Willeke, Kunsthaus Essen 2007 Kat. Happy Days, Kulturministerium, Prag 2005 Kat. Unheimlich Jung, Haus der Kunst, Waldkraiburg 2005 Galerien und Museen (in Auswahl) Gerhard Hofland, Amsterdam Galerie Anna Klinkhammer, Düsseldorf Neue Galerie Gladbeck Rompone Art Space, Köln Kravets/Wehby Gallery, New York The Corridor, Reykjavik Kunstverein Siegburg Sammlung Philara, Düsseldorf Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr Rubell Family Collection, Miami 70 KETTERER KUNST Andrea Lehman beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit dem menschlichen Bewusstsein als Katalysator komplexer Sinneseindrücke und Realitäten im Medium der figurativen Malerei. Die großformatigen Kompositionen der Künstlerin führen den Betrachter in oftmals verstörende Bildwelten, die die komplexen Verwandlungen des menschlichen Bewusstseins im Rahmen unserer gegenwärtigen Realität spiegeln. Ausgehend von subjektiven Betrachtungen versucht die Künstlerin dabei zu allgemeineren, existenziellen Fragestellungen zu gelangen. Das Bild wird zur psychologischen Rekonstruktion der erlebten Situation. Andrea Lehmanns zentrales Ausdrucksmedium ist der weibliche Körper, der in mädchenhafter Reinform bis hin zu surrealistisch anmutenden Deformationen erscheinen kann und einer eigenen Ästhetik folgt. Diese entstellten oder zu Monstern verformten Mädchenkörper faszinieren nicht durch schöne Gefälligkeit, sondern durch Skurrilität und Erschütterung: Märchenhafte Poetik trifft auf morbide Freakshow. So auch bei unserem Werk „Diamantenkopfalien“, das die mystisch aus dem rauchigen Bildgrund hervortretende Gestalt einer jungen Frau mit durchdringendem Blick zeigt. Gleich einer modernen Medusa entwachsen rund um ihr Haupt mehrere tödliche scharfzahnige Mäuler. Mit ihrer rechten erhobenen Hand beschwört sie einen funkelnden Diamantenstrudel herauf, dessen Sog uns erfasst und in die Tiefe des Bildgrundes, hin auf unser Verderben zieht. Die Mundpartie des mädchenhaften Aliens ist durch eine glänzende Substanz betont, über ihrem Kopf erhebt sich, spinnwebartig aus dem Bild herauswachsend, eine Andrea Lehmann, Diamantenkopfalien (2005), Detail leichte Wolke feinen Kunsthaars. Ein weiteres Fangnetz des faszinierenden Monsters. Die Kombination aus verschiedenen optisch und plastisch wirkenden Materialien verstärkt die mystische Aura des Bildes. Besonders Kunsthaar als Symbol für Vitalität und Verfall, Wachstum und Endlichkeit kehrt als Material in den Gemälden Andrea Lehmanns immer wieder. Ihrer Zweidimensionalität enthoben, changieren die Bilder zwischen Realität und Vision. Formal verweisen die Arbeiten Lehmanns damit auf die Neue Sachlichkeit, den Magischen Realismus und nicht zuletzt auch auf das zeitgenössisch populäre Genre der Mangas. Ähnlich diesen Kunstrichtungen führen uns auch die Bilder Andrea Lehmanns in faszinierende neue Welten, heraufbeschworen durch den magischen Prozess der Kunst. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Düsseldorf. 71 ANSELM REYLE 1970 Tübingen - lebt und arbeitet in Berlin 832 Ohne Titel. 2006. Objekt. Keramik, textilbezogener Lampenschirm, farbige Glühbirne, Acryl und MDF-Sockel. 73,3 x 40 x 40 cm (28,8 x 15,7 x 15,7 in). Funktionstüchtig. [EL]. PROVENIENZ: Max Wigram Gallery, London. AUSSTELLUNG: Galerie Almine Rech, Art 37 Basel, 14. - 19.Juni 2006. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.25 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten. € 18.000 - 24.000 $ 19.800 - 26.400 ZUM KÜNSTLER Vita 1970 geboren in Tübingen Studium an den Staatlichen Akademien der Bildenden Künste in Stuttgart und Berlin 2009 Professor an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg Museen und Sammlungen (in Auswahl) Sammlung Daimler Contemporary, Berlin Foundation 20 21, New York Rubell Family Collection, Miami/ Florida Sammlung Boros, Berlin Centre Pompidou, Paris Saatchi Gallery, London Contemporary Fine Arts Galerie, Berlin Deichtorhallen, Hamburg Modern Institute, Glasgow Kunsthalle Zürich, Zürich 72 KETTERER KUNST Anselm Reyle zählt zu den großen Shooting Stars der Gegenwartskunst. Er absolviert sein Studium der Kunst in Stuttgart sowie in Karlsruhe. Im Jahr 1997 zieht es Anselm Reyle nach Berlin, wo er gemeinsam mit Dieter Detzner, John Bock, Michel Majerus und Berta Fischer ein Atelier bezieht. Auch für die Vermarktung seiner Kunst bedient sich Anselm Reyle seines Netzwerkes: Er beteiligt sich an der Etablierung zweier Produzentengalerien und entwickelt gemeinsam mit Claus Andersen, Thilo Heinzmann und Dirk Bell die entsprechenden Konzepte zu „Andersen’s Wohnung“ und „Montparnasse“. In seinen Arbeiten knüpft Anselm Reyle an verschiedene Tendenzen des 20. Jahrhunderts an. So erinnern seine Streifenbilder beispielsweise deutlich an die Post Painterly Abstraction der 1960er Jahre. Die aus verschiedenen Materialien und Farbkombinationen zusammengesetzten Streifenbilder spielen mit einzigartigen Farb(dis)harmonien und optischen Effekten, die in ihrer seriellen Rhythmisierung auch auf einer emotionalen Ebene unmittelbar ansprechend sind. Aber schon dabei gilt, dass Anselm Reyle die durchlässige Grenze zwischen Kunst und Kitsch nicht nur verunklart, sondern bewusst überschreitet. Deutlicher noch wird dies in den glitzernden Folienbildern oder in den mit Neonfarbe oder Effektlack verzierten Objekten, wie Lampen, Vasen oder anderen Alltagsgegenständen. Hier verweigert sich Anselm Reyle dem Stil- und Geschmackvollen in besonderem Maße und hinterfragt damit subtil einen zumindest in gebildeten Schichten herrschenden gesellschaftlichen Konsens. Darin schließt Anselm Reyle, in der Tradition des Neo Pop stehend, an die Vermengung von „Hochkunst“ und Konsumwelt an, die in den 1960er Jahren ihren größten Erfolg hatte. So auch bei unserem Werk, einer Lampe im Anselm Reyle, Lampe (2005) Stil der späten 60er Jahre, deren in erdigen, gedeckten Tönen gestalteter Lampenschirm mit verschiedenen grellen Neontönen übermalt oder besser überspritzt ist. Zwischen leuchtenden Farbspritzern, altem Lampenfuß und-schirm entsteht ein stechender optischer Kontrast, der durch das schummrige grüne Licht der Lampe untermalt wird. Vintage-Kitsch und moderne Absage an die „gute alte Zeit“ gehen hier eine spannungsvolle Symbiose ein. Dabei wecken die Farb- und Materialkombinationen Reyles immer neue Assoziationen und sind gleichzeitig Teil einer innovativen, individuellen künstlerischen Syntax: „Die Revisionen und Verarbeitungen des Kunstbegriffs, der Geschichte und künstlerischer Vorgängerpositionen gehören bei Anselm Reyle zu einer künstlerischen Praxis, bei der Fortschritt nicht geradlinig auf einen Endpunkt hin gedacht ist, sondern auf permanenter Transformation beruht – mit einer Ästhetik der Drastik, die der Zeitgenossenschaft verpflichtet ist und zugleich auf Zeitlosigkeit zielt.“ (zit. nach: AnnaCatherina Gebbers, Anselm Reyle. Streifenbilder. Stripe-Paintings 2003-2013, Contemporary Fine Arts Galerie, Berlin 2015, S. 11). Im neuen Jahrtausend gewinnt Anselm Reyle rasch an Ansehen, die Nachfrage nach seinen Werken steigt. Ab 2001 beschäftigt er zur Produktion sogar ein Assistententeam und bezieht ein großes Atelier, das auf die Herstellungsbedingungen zugeschnitten ist. Anselm Reyle bedient aber nicht nur den Kunstmarkt, sondern bespielt auch internationale Einzelausstellungen wie in der Kunsthalle Zürich (2006), dem Modern Institute in Glasgow (2007) und den Hamburger Deichtorhallen (2012/13). Seit Anfang 2014 hat der in Berlin lebende Anselm Reyle sein künstlerisches Schaffen unterbrochen. TONY OURSLER 1957 New York - lebt und arbeitet in New York 833 Blue Transmission. 2000. Videoinstallation. Beamer, DVD, Holzgestell, Glas. Höhe ca. 150 cm (59 in). PROVENIENZ: Lisson Gallery, London. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.26 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regelbesteuert angeboten (R). € 15.000 - 20.000 $ 16.500 - 22.000 ZUM KÜNSTLER Vita 1957 geboren in New York 1979 B.F.A., California Institute for the Arts, Valencia Auszeichnungen 1996 Arnold-Bode-Preis der Stadt Kassel Museen und Sammlungen (in Auswahl) Centre Georges Pompidou, Paris Musée d’Art Contemporain, Lyon Museu d’Art Contemporani, Barcelona Museum der Kulturen, Basel Museum of Modern Art, New York Museum Ludwig, Köln National Museum of Osaka, Japan Saatchi Collection, London Staatsgalerie Moderner Kunst, München Tate Modern, London Whitney Museum of American Art, New York ZMK/Center for Art & Media, Karlsruhe 74 KETTERER KUNST Der New Yorker Video-, Multimedia-, Performance-, Objekt- und Installationskünstler Tony Oursler, einer der „Shootingstars“ der 1990er Jahre, zählt zu den wichtigsten Figuren der US-amerikanischen Gegenwartskunst. Ourslers Œuvre umfasst zahlreiche Gattungen und Stile: Figurativ-expressive Zeichnungen der 1970er und 1980er Jahre stehen neben Fotografien, bedeutenden Videoarbeiten, Performances und verschiedensten Installationen. In seinen Arbeiten konzentriert sich Oursler auf die schwindende Unterscheidung zwischen Realität und medial reproduzierter, durch Videos, Computer, Fotos und nicht zuletzt auch durch die eigenen Augen transformierter Mimese der Realität und des Selbst. Eindrucksvoll wird dies in Ourslers „Dummies“ vorgeführt, die durch die Projektion von Gesichtern oder ganzen Körpern auf Stoffpuppen in Installationen wie „Reflection“ (1996) zum Leben erweckt werden. In umgekehrter Form geht Oursler in der Video-Installation „Blue Transmission“ vor. Nicht das Objekt wird durch die Videoprojektion verlebendigt, sondern der lebendige Körper durch die verzerrende Projektion verdinglicht. Ein üppiger Frauenkörper, der in seiner Nacktheit gänzlich natürlich, ohne jegliche Idealisierung wirkt, windet sich stumm in einem schwarzen Raum. Der sich tänzerisch drehende Körper erscheint nahezu schwerelos im Raum schwebend und gewinnt in seiner Orientierungslosigkeit an Fragilität. Seine Bewegungen und das Spiel von Licht und Schatten werden durch die Drehbewegungen der Kamera und die Projektion durch eine hellblaue Ballonflasche zu amorphen Formen verzerrt. Das körperliche Abbild an der Wand wird in einen sich beständig transformierenden Rorschachtest verwandelt, der den konstanten Wandel der menschlichen Psychologie in ihrer Auseinandersetzung mit der dinglichen Welt dokumentiert. Das in Dauerschleife abgespielte Video, Tony Oursler, Reflection (1996) die beständigen Drehbewegungen von Körper und Kamera werden zum Perpetuum mobile der Entfremdung und Annäherung von Mensch und Medien. Hier zeigt sich die große, geradezu historisch zu nennende Leistung Tony Ourslers: Er befreite die Videokunst aus der Gefangenschaft im Bildschirm und vereinte sie mit der Objektkunst zu einem hypnotischen, irritierenden Gesamtkunstwerk. Die Arbeiten Tony Ourslers sind mit zahlreichen Einzelausstellungen und Katalogen gewürdigt und befinden sich in mehreren bedeutenden internationalen öffentlichen Sammlungen. Tony Oursler nahm mit seinen Arbeiten auch an vielen wichtigen Gruppenausstellungen teil, so etwa am World Wide Video Festival in Den Haag (1988/89), an der Kasseler Documenta 9 (1992) und 10 (1997) sowie an der Medienbiennale in Leipzig (1994). Der Künstler lebt und arbeitet in New York. RUSSELL YOUNG 1959 York (England) - lebt und arbeitet in New York und Kalifornien 834 Marilyn Goddess (flat silver + black). 2011. Mischtechnik auf Leinwand. Acryl, Serigrafie und „diamond dust“. Verso signiert, datiert, betitelt und bezeichnet. 158 x 122 cm (62,2 x 48 in). [JA]. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.27 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regelbesteuert angeboten (R). € 20.000 - 25.000 $ 22.000 - 27.500 ZUM KÜNSTLER Vita 1959 geboren in New York Chester Art College, Chester Exeter Art College, Oxford Galerien und Museen (in Auswahl) Kunzt.gallery, Miami Keszler Gallery, Southampton Guy Hepner Contemporary, West Hollywood, CA The Bankrobber Gallery, London Eyestorm, London Mead Carney Fine Art, London Getty Center, Los Angeles Albertina, Wien The Saatchi Collection, London 76 KETTERER KUNST Russell Young wird am 13. März 1959 in York geboren. Mit vier Monaten von seinen Pflegeeltern Ken und Lesley Young adoptiert, wächst er im regnerischen Norden Englands auf, wo er schon früh seine Faszination für die amerikanische Kultur und das Medium der Fotografie entwickelt. Am Chester Art College beginnt Young ein Studium für Fotografie, Film und Grafikdesign bei Jack Straw, das er am Exeter Art College in Oxford fortsetzt. In London ist er als Arbeitssuchender gezwungen, mehrere Monate auf der Straße zu leben, bis ihn der Fotograf Christos Raftopoulos als Assistent unter seine Obhut nimmt. Russell Youngs Karriere als Fotograf beginnt in den späten 1970er Jahren vorwiegend mit Aufnahmen von Live Punk Shows, darunter R.E.M. und The Smiths, die ihm zu ersten Aufträgen für Magazine und Plattenfirmen verhelfen. So gestaltet er 1986 das Cover des Faith-Albums von George Michael. Auf seiner anschließenden Amerika-Reise fotografiert er Stars wie Diana Ross, Bjork und Bruce Springsteen. Darüber hinaus kann er sich als Regisseur von Musikvideos etablieren. 1992 zieht er nach Hollywood und heiratet dort die Schauspielerin Finola Hughes. Um die Jahrtausendwende beginnt Russell Young, nun in New York, sich vollständig der Malerei zu widmen. Nach einer längeren Schaffenskrise gelingt es ihm, eine Technik zu entwickeln, die sowohl Malerei als auch Fotografie vereint. In der Folge entstehen seine bekannten „Pig Portraits“, eine Serie großformatiger Fotografien aus polizeilichen Verbrecherkarteien, die Young im Jahr 2003 erstmals bei The Art Of Elysium in der Don O\u145 Melveny Gallery in Los Angeles ausstellt. Die Acryl-Siebdrucke zeigen Stars der Rock-and-Roll- und Filmszene, darunter Jimi Hendrix, Elvis und Jane Fonda, sowie Schlüsselfiguren der amerikanischen Geschichte, etwa Malcolm X und Martin Luther King. In dieser wie den nachfolgenden Fotoserien beschäftigt sich Russell Young insbesondere mit den Themen Berühmtheit, Tod und Vergänglichkeit. So entsteht zwi- Andy Warhol, Diamond Dust Shoes (1980) schen Los Angeles und New York der Werkkomplex „Fame + Shame“, den er 2007 in der Bankrobber Gallery in London ausstellt. Im Anschluss beginnt er, seine Siebdrucke mit Diamantstaub zu bearbeiten, und entwickelt mitunter seine berühmtesten Werke, darunter Porträts von Marilyn Monroe und Kurt Cobain. Diese Werkreihe, die er mit dem Titel „Dirty Pretty Things“ versieht, fängt das zweischneidige Schwert ikonenhafter Berühmtheit ein, die aus Sucht um Anerkennung und Glamour- verdeutlicht durch das kaleidoskopartige Funkeln des Diamantenstaubs - gleichermaßen besteht. Die jeweilige, an die Pop Art erinnernde Tönung der Bilder wird durch handgemischte, auf das Bild abgestimmte Farben erzielt, auf die der für die Arbeiten charakteristische „diamond dust“ aufgeklebt wird. Einer der ersten Künstler, der mit diesem so effektvollen und suggestiven Material arbeitet, ist Andy Warhol in seiner Werkserie der „Diamond Dust Shoes“ der 1970er Jahre. Auch hier verheißt das funkelnde Material oberflächlichen Glamour wie mysteriöse Tiefe. Die Reihe der „Dirty Pretty Things“ wird in zahlreichen Galerien präsentiert und verschafft Russell Young gesteigerte Aufmerksamkeit. Ein ernster Krankenhausaufenthalt im Jahr 2010 und die darauffolgende lange Erholungsphase führen zu einer Wende in Russell Youngs Werk, von der die stärker manipulierten Werkserien „Helter Skelter“ und „Isolation“ zeugen. 2015 entsteht mit einer Serie zu Kate Moss wieder eine Werkreihe im Sinne der „Dirty Pretty Things“. Mit seinen Werken ist der Künstler in privaten Sammlungen bekannter Hollywood-Stars sowie in wichtigen Museen, etwa dem Getty Center in Los Angeles und der Albertina in Wien, vertreten. Russell Young lebt und arbeitet in Californien und New York. 77 ALEXANDER ERNST VOIGT 1981 Berlin - lebt und arbeitet in Düsseldorf und Berlin 835 Ohne Titel. 2013. Öl auf acrylgrundierter Leinwand, mit Dammar gefirnisst. Verso signiert und datiert. 200 x 135 cm (78,7 x 53,1 in). Mit einer dünnen MDF-Platte zur Verstärkung zwischen Leinwand und Keilrahmen. [CB]. PROVENIENZ: Galerie Cosar HMT, Düsseldorf. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.28 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regelbesteuert angeboten (R). € 6.000 - 8.000 $ 6.600 - 8.800 ZUM KÜNSTLER Vita 1981 geboren in Berlin 2003-2012 Kunstakademie Düsseldorf (Meisterschüler bei Eberhard Havekost) Auszeichnungen 2008 Rundstedt Kunstförderpreis, Düsseldorf 2007 Lovells Kunstförderpreis, Düsseldorf Galerien und Museen (in Auswahl) COSAR HMT, Düsseldorf Galerie Fons Welters, Amsterdam Museum Ludwig, Koblenz Galerie Gebrüder Lehmann, Dresden Villa De Bank, Enschede 78 KETTERER KUNST Alexander Ernst Voigt ist wohl eine der vielversprechenden Figuren in der aktuellsten Malerei. Zum Studium siedelt Alexander Ernst Voigt nach Düsseldorf über und besucht besucht die Klassen von Jörg Immendorff (2004-2008) und Eberhard Havekost (2010-2012), dessen Meisterschüler er 2012 wird. In seinen Gemälden offenbart Alexander Ernst Voigt nicht nur, dass er ein virtuoser und vielfältiger Techniker ist. Er zeigt auch seine außergewöhnliche Liebe zur Struktur, die durchaus auch an die Werke seines Lehrers Havekost, beispielsweise „Gras“ (2002) denken lässt. Hauptakteur seiner Werke, die ihren Platz in der breiten Grauzone zwischen Figuration und Abstraktion einnehmen, ist die Linie. Dass den kunstvollen Ornamenten seiner Gemälde florale oder landschaftliche, also natürliche Motive zugrunde liegen, will Alexander Ernst Voigt keineswegs verbergen, doch es ist die Linie, die den eigentlichen Gegenstand darstellt. Das Ergebnis sind ebenso faszinierende wie dekorative Malereien, die den Betrachter zu geradezu meditativer Schau einladen. Noch zu Studienzeiten kann Alexander Ernst Voigt seine ersten Einzelausstellungen bespielen: 2009 zeigt er „Bilder ohne Titel“ in der Villa De Bank im niederländischen Enschede, im selben Jahr stellt er in der Amsterdamer Galerie Fons Welters aus. Die bekannte Düsseldorfer Galerie Cosar richtet 2012 die Schau „From off to on“ aus. Alexander Ernst Voigt wird 2007 mit Eberhard Havekost, Gras (2002) dem Lovells Kunstförderpreis und 2008 mit dem Rundstedt Kunstförderpreis geehrt. Der Maler lebt und arbeitet in Düsseldorf. MICHAEL BAUER 1973 Erkelenz - lebt und arbeitet in Berlin und Köln 836 Dixie Supreme. 2005. Öl auf Leinwand. Verso signiert, datiert und betitelt. 150 x 130 cm (59 x 51,1 in). [ FS]. PROVENIENZ: HOTEL, London, 2006 (verso auf dem Keilrahmen mit dem Etikett). AUSSTELLUNG: Gesamtkunstwerk: New Art from Germany, Saatchi Gallery, 18. November 2011 – 15. April 2012. The Winnipeg Whore, HOTEL, 25. Februar 2006 – 2. April 2006. LITERATUR: Germania, Saatchi Gallery, Published by Jonathan Cape, 2008, S. 95-96. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.30 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten. € 4.000 - 6.000 $ 4.400 - 6.600 ZUM KÜNSTLER Vita 1973 geboren in Erkelenz, Nordrhein-Westfalen Bis 2002 Hochschule für Bildende Künste, Braunschweig (Studium bei Hartmut Neumann und Walter Dahn) Seit 2004 Ausstellungsraum Brotherslasher, Köln (mit Tim Berresheim) Publikationen (in Auswahl) Kat. Michael Bauer. K-hole (frogs), hg. von Andreas Baur, Nürnberg 2011 Kat. Michael Bauer. Borwasser, hg. von Stefanie Higgie, Zürich 2008 Galerien, Museen und Sammlungen (in Auswahl) Alison Jacques Gallery, London Galerie Peter Kilchmann, Zürich Lisa Cooley Gallery, New York Norma Mangione Gallery, Turin HOTEL, London Artleib, Düsseldorf Kunstverein Bonn, Bonn Städtische Galerie Delmenhorst Kunsthaus Baselland, Basel Galerie Hammelehle und Ahrens, Köln Kunstsäle Berlin, Berlin Saatchi Gallery, London Sammlung Boros, Berlin Zabludowicz Collection, London 80 KETTERER KUNST Michael Bauer und seine surrealistisch abstrakt anmutenden Arbeiten sind in der aktuellen Kunstszene fest etabliert. An der Braunschweiger Hochschule für Bildende Künste studiert Bauer bei Hartmut Neumann und Walter Dahn, seinerseits eine Größe der „Jungen Wilden“, der neuen Figuration der 1980er Jahre. Diese Lehrzeit wird prägend für den jungen Künstler, der in seinen Malereien, Grafiken und Mixed-MediaSkulpturen große Vielseitigkeit zwischen stimmungsvollen Abstraktionen und surrealen Motivwelten offenbart. Oft klingt ein fantastischer, bizarrer Ton in den Arbeiten Bauers an, dessen Kunst vor allem in der subtilen, internen Dynamik von der Musik beeinflusst ist. Selbst als Musiker aktiv, ist Bauer Mitglied der „Ylmaz House Band“. In seinen surrealistisch anmutenden Werken spielt Michael Bauer mit den Sehgewohnheiten des Betrachters. Als „Teaser“, wie er die Versatzstücke der Wirklichkeit in seinen Werken nennt, sind in den fantastischen Kombinationen immer wieder altbekannte Dinge eingearbeitet. So sind in unserem Werk „Dixie Supreme“ (2005) ein Hut, Haare, vielleicht ein langstieliger Löffel oder gar ein sturmumwölkt dreinblickender Oktopus mit ausgebreiteten Tentakeln auszumachen. Dabei führt die Auflösung der Gegenstände, darunter auch Körperfragmente (insbesondere männliche Geschlechtsteile), die Dinge und ihre Teile aus ihrem eigentlichen Kontext heraus und lässt immer neue Kombinationen im surreal luftleeren Raum möglich erscheinen - nur der malerisch aufgebrachte schwarze Rahmen fixiert die aktuelle Konstellation, wie sie uns hier erscheint. Dabei eröff- Michael Bauer, POL 4 (Senor Mousse) (2005) nen die vertraut erscheinenden Elemente einen vermeintlichen Zugang zum Bild, stoßen gleichzeitig aber auch die Imagination des Betrachters an, der in Werken wie „Dixie Supreme“ fremde Wesen oder auch abstrakte Gebilde einer anderen Welt erkennen kann. Beeinflusst durch die Dynamik der Musik erinnern die frei im Bildraum schwebenden Formen dabei auch an die Abstraktionen Kandinskys, der ausgehend von großen musikalischen zu den eigenen malerisch abstrakten Kompositionen gelangte. Zielgerichtet sucht Michael Bauer in der Verfremdung und verwirrenden Kombination die Irritation des Betrachters. Eben dieser Irritationsmoment verursacht ein tieferes Eintauchen in Bauers Bildwelten, die Suche nach dem Vertrauten im Fremden und der Neuinterpretation des Altbekannten. Diese Rekontextualisierung dem Alltag entrissener Gegenstände findet sich auch in den dreidimensionalen Werken Bauers wieder, etwa Kugelschreiber oder Nikotinpflaster, welche im Verbund mit traditionellen bildhauerischen Materialien für Irritation beim Betrachter sorgen. Seit einigen Jahren zählt Michael Bauer zu den aufstrebenden Figuren in der Kunstwelt. Auch international sind seine Arbeiten gefragt und sind unter anderem in der bedeutenden Saatchi Gallery in London zu sehen. Der Künstler bespielt zudem Einzelausstellungen in Städten wie Genf, London, Zürich, New York und Turin. Seit 2004 unterhält Michael Bauer gemeinsam mit dem Künstler Tim Berresheim zudem den Ausstellungsraumes Brotherslasher in Köln, wo der Künstler lebt und arbeitet. 81 KYLE THURMAN 1986 West Chester - lebt und arbeitet in New York 837 Untitled. 2012. Pochoir. Flower pigment auf Leinwand. Verso auf der umgeklappten Leinwand signiert und datiert. 122 x 91,5 cm (48 x 36 in). Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.31 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten. € 9.000 - 12.000 $ 9.900 - 13.200 ZUM KÜNSTLER Vita 1986 geboren in West Chester, USA 2009-2011 Columbia University, New York (Visual Arts and Film Studies) 2011-2012 Kunstakademie Düsseldorf 2012-2015 MFA, Bard College, Annandale-on-Hudson, New York Galerien (in Auswahl) Office Baroque, Brüssel Kosty·l, London, England Off Vendome, Düsseldorf/ New York Fluxia Gallery, Mailand West Street Gallery, New York 82 KETTERER KUNST Der amerikanische Künstler Kyle Thurman thematisiert in seinen Schablonenbildern auf äußerst ästhetische, aber nicht minder kritische Weise die Verfremdung der Natur durch den Menschen und die Technik. Für seine Pochoirs, Werke die mittels Schablonen entstehen, verwendet Thurman Pigmente, die er selbst aus den getrockneten Blättern von Schnittblumen herstellt. Dabei sind die Werke als eine kritische Hinterfragung der industriellen Praxis zu sehen, bei der die natürliche Färbung von Blumen mittels Färbemitteln vor dem Verkauf nachgefärbt und ihre Tönung so künstlich intensiviert wird, um sie für den Käufer attraktiver zu machen. Thurman nimmt diese Blumen, trocknet sie und verwendet die Blüten als Schablonen für seine Bilder sowie die Blätter zur Herstellung seiner Farbe, die er über die Schablonen sprüht. Die Arbeiten dieser Serie tragen auch den Titel „120 West 28th Street, New York NY 10001“, die Adresse des zentralen New Yorker Blumenmarktes in Manhatten. Die Schablonenbilder Thurmans sind unter anderem Gegenstand der Einzelausstellung „Banana Tourist“ in der Galerie Office Baroque in Brüssel (2013/ 2014). Gemeinsam mit den Pochoirs wie unserem Werk, werden hier auch nachbearbeitete Teile von Blumenkartons und abstrakte Farbversuche auf Bauzeichenpapier präsentiert. Diese Arbeiten stellen die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Natur und Kunst Kyle Thurman, KT BT OB (agency) (2013) durch das Element der Technisierung und vermeintlichen Optimierung der Welt durch den Menschen auf spannungsvolle Weise neu. Seit 2009 ist Kyle Thurman auf mehreren internationalen Gruppenausstellungen sowie immer mehr Einzelausstellungen vertreten. 2015 war Kayle Thurman mit der Galerie Office Baroque auf der Art Brüssel vertreten. Anfang dieses Jahres widmete ihm dieselbe Galerie abermals eine Einzelausstellung unter dem Titel „Towards a technical Being“ (2015/2016). Auch die Galerie Off Vendome in New York widmet dem Künstler 2016 eine Einzelausstellung. Kyle Thurmann lebt und arbeitet in New York. 83 MARTIN EDER 1968 Augsburg - lebt und arbeitet in Berlin 838 Ohne Titel. 2006. Aquarell über Bleistift. Rechts unten signiert und datiert „0906“. Verso mit dem Künstlerstempel, dort handschriftlich datiert und bezeichnet „ME“ und mit der Werkverzeichnisnummer „804“. Auf festem, strukturiertem Aquarellpapier. 33,2 x 24,1 cm (13 x 9,4 in), Blattgröße. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.32 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regelbesteuert angeboten (R). € 4.000 - 6.000 $ 4.400 - 6.600 ZUM KÜNSTLER Vita 1968 geboren in Augsburg 1986-1992 Kommunikationsdesign, Fachhochschule Augsburg 1993-1995 Akademie der Bildenden Künste, Nürnberg 1995-1996 GHK Gesamthochschule, Kassel 1996-2001 Hochschule für Bildende Künste, Dresden (Meisterschüler bei Eberhard Bosslet) Auszeichnungen 2001 Arbeitsstipendium Kulturstiftung des Frreistaates Sachsen 2001 Förderkoje Art Cologne 2000 Galerie für zeitgenössische Kunst Leipzig, Projektstipendium Studiohaus 1999 Philip Morris Kunstförderung, New York Galerien, Museen und Sammlungen (in Auswahl) Galerie EIGEN + ART, Berlin Hauser & Wirth, Schweiz Staatliche Kunstsammlungen Dresden - Neue Meister, Dresden Mönchehaus Museum für moderne Kunst, Goslar Gemeentemuseum, Den Haag Marianne Boesky Gallery, New York Sammlung Deutsche Bank, Frankfurt The George Economou Collection, Athen Columbus Art Foundation, Leipzig 84 KETTERER KUNST Martin Eder zählt zu den wichtigen und vielseitigsten Vertretern der figurativen Gegenwartskunst. Schon im Studium sorgt Martin Eder mit dem gemeinsam mit Lisa Junghanss durchgeführten medienübergreifenden Kunstprojekt „Novaphorm“ für Furore, das neben einem Club und Medikamentenverpackungen auch ein temporäres Hotel beinhaltet. Noch heute ist Martin Eders Kunstschaffen vielseitig, mit Malerei und Arbeiten auf Papier weiß er ebenso virtuos umzugehen wie mit Fotografie oder Skulptur. Seit 2003 tritt er zudem unter dem Pseudonym Richard Ruin auch als Sänger und Gitarrist der Black Metall Band RUIN in Erscheinung, den er selbst als Kunstfigur bezeichnet, „die alles darf, was ich nicht darf“ (zit. nach: Kat. Martin Eder. Die Armen, München 2008, S. 53). Eders Bilder zeigen weibliche Körper und Schoßtiere - süße Kätzchen, Hasen oder Hunde - arrangiert zu traumhaft-surrealen Kompositionen, die erotisch-fetischhaft bis ironisch das Feld des Kitsches streifen. Das vorliegende Werk mit einem aquarellierten Frauenakt gehört zu einer der wichtigsten und umfangreichsten Werkgruppen im Oeuvre Martin Eders, die sich mit dem vielschichtigen Thema des weiblichen Aktes auseinandersetzt. Eder nimmt in seinen Malereien häufig den Ausgang von der (collagierten) Fotografie, ein Verfahren das schon Künstler wie Edgar Degas und Eduard Manet für ihre Aktdarstellungen angewandt haben. In Werkreihen wie „Les Nus“ (20062008), präsentiert in der Ausstellung „Die Armen“ (2008), wird die Aktfotografie dann schließlich zum eigenständigen Ausdrucksmedium. Unser Werk gehört jedoch in die Reihe der kleinformatigen Aqua- Martin Eder, Bild aus der Serie „Les Nus“ (2006-2008) relle, die sich in ihrem Spiel aus Scham und intimer Nahsicht in die große Tradition der kleinformatigen erotischen Kunstwerke einreihen. Äußerst anrüchig und lasziv ist dabei die lasierende und zartfarbige Darstellung des Modells, dessen Inkarnat weich und seidig wirkt, während der Blick herausfordernd dunkel direkt auf uns gerichtet ist. Eder spielt hier mit den Reaktionen des Betrachters, seiner Animation und erwachenden Erwartungshaltung. Die provokante Mimik und der Blickwinkel erzeugen eine vielschichtige und dichte Bilderzählung, die nicht nur inhaltlich, sondern darüber hinaus auch in ihrer formalen malerischen Raffinesse besticht. In jüngerer Zeit befasst sich Eder in einigen Aquarellen schließlich auch mit dem männlichen Akt. Schon während seines Meisterschülerstudiums mit zahlreichen Stipendien ausgestattet, finden Martin Eders Arbeiten bald national und international große Beachtung. Seine Gemälde werden in Aufsehen erregenden Einzelausstellungen präsentiert und sind Teil renommierter Sammlungen wie dem Museum of Modern Art in New York. Der Künstler lebt und arbeitet in Berlin. DANIEL PITIN 1977 Prag 839 Red House. 2011. Mischtechnik. Acryl, Öl und Papiercollage auf Leinwand. Verso signiert und datiert. 159,5 x 200 cm (62,7 x 78,7 in). [FS]. PROVENIENZ: Charim Galerie, Wien. LITERATUR: Matt Price (Hg.): Daniel Pitin. Blind Man’s Buff, Ostfildern 2015, S. 125 (mit Farbtafel). Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.33 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regelbesteuert angeboten (R). € 12.000 - 15.000 $ 13.200 - 16.500 ZUM KÜNSTLER Vita 1977 geboren in Prag 1994-1999 Akademie der Bildenden Künste, Prag (Klassische Malerei) 1999-2001 Akademie der Bildenden Künste, Prag (Konzeptmedien) Auszeichnungen 2010 Hudson Valley Center for Contemporary Art, Peekskill, New York, Kunststipendium Peakskill 2007 Mattoni Prize, Biennale Prag 2006 Sovereign European Art Prize, 30 Finalisten, London 2005 Kulturkontakt Österreich, Kunststipendium Wien 2004 Henkel Art Award, Wien Galerien und Museen (in Auswahl) Hudson Valley Center of Contemporary Art, New York Boulder Museum of Contemporary Art, Boulder Hunt Kastner Artworks, Prag Charim Galerie, Wien 86 KETTERER KUNST Mit seinen kinematografisch orientierten Gemälden zieht der tschechische Künstler Daniel Pitín bereits in jungen Jahren gesteigerte Aufmerksamkeit auf sich. Sein an Werk vereint die visuellen und technischen Qualitäten seines Studiums der klassischen Malerei sowie der Konzeptkunst an der Akademie der Bildenden Künste in Prag. Die theatralisch-mystischen Inszenierungen Pitíns, die der Künstler als Fragmente aus Erzählungen und Träumen bezeichnet, zeigen meist verlassene, heruntergekommene Architekturen als Visionen beunruhigender Dystopien. Die gedeckte Farbpalette wird vom Künstler teils durch Lacke und Collage-Materialien wie Zeitungspapier oder Schnüre erweitert. Gesichtslose Figuren, Mensch oder Tier, bevölkern seine virtuellen Räume, in denen das Bewusstsein von Zeit, Bewegung und Stillstand verloren scheint. Die bühnenhaften Kompositionen, wie durch Fenster- oder Türrahmen entstehende Bilder im Bild, lenken den Blick auf die einsam und deplatziert wirkenden, anonymen Protagonisten seiner Werke. Die so entstehende Verschachtelung der Ebenen sowie der lasierende Duktus Pitíns, untersuchen die Grenzen zwischen Figuration und Abstraktion, Melancholie und Schönheit. So auch in unserem Werk „Red House“ (2011), bei dem die schräg ins Bild führende Perspektive im Verbund mit den flächigen Collageelementen eine spannungsvolle Wirkung zwischen Fläche und Tiefe, Realität und düsterer Vision ergeben. Die nahezu albtraumhafte Stimmung der Bilder wird auch in Titeln wie „Scream“ (2005), „Psycho house“ (2010) und „Birds attack II“ (2015) deutlich, die wiederum auf die kinematografischen Vorbilder aus dem Medium Film und des Filmstills in der Kunst Daniel Pitins anspielen. So etwa die hoch ästhetischen, psychologisch konnotierten Filme Daniel Pitin, Pussy Riot I (2012) Alfred Hitchcocks. In der 2015 erscheinenden ersten Monographie zur anspruchsvollen Malerei des tschechischen Künstlers, sagt Daniel Pitin über den Zusammenhang zwischen seiner Kunst, Filmstills und den Filmen Hitchcocks: „Hitchcocks Filme sind sehr schön, sie inspirieren mich zu malen. Es war seinerzeit zwar nicht meine Motivation, aber ich denke, es ist sehr wichtig, dass man nicht sicher ist, ob das Bild, das Hitchcock zeigt, ein psychologisches Bild ist oder Realität. Und das ist es, was ich in meinem Werk auf den Grund gehen möchte. Dass man nicht sich vollkommen sicher sein kann, ob man in einem realen oder in einem imaginären Raum ist. Ich mag keine Arbeiten, die zu offensichtlich sind.“ (übers. und zit. nach: Matt Price (Hg.): Daniel Pitin. Blind Man’s Buff, Ostfildern 2015, S. 42). Das persönliche Unbewusste sowie das kollektive Gedächtnis sind spürbare Themenschwerpunkte Pitíns. Aber auch Assoziationen zu politischen Hintergründen, Spionage und Überwachung werden in seinen Bildern aufgeworfen. So beispielsweise in der zweiteiligen Bildserie zur zensierten und festgesetzten russischen Punkband „Pussy Riot“ (2012). Pitíns Werke sind Bestandteil zahlreicher Ausstellungen in Europa und den USA. Im Jahr 2012 widmet ihm das Boulder Museum of Contemporary Art mit „Cover Story“ eine umfangreiche Einzelausstellung. Daniel Pitín lebt in Prag. 87 DETLEV FOTH 1959 Münster - lebt und arbeitet in Düsseldorf 840 Ohne Titel. 2005. Öl auf Leinwand. Rechts unten signiert und datiert. 190 x 210 cm (74,8 x 82,6 in). [SM]. PROVENIENZ: Privatsammlung Rheinland. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.35 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten. € 4.000 - 6.000 $ 4.400 - 6.600 ZUM KÜNSTLER Vita 1959 geboren in Münster, Westfalen 1979-1985 Kunstakademie, Düsseldorf (Meisterschüler bei Karin Rissa) Museen und Sammlungen Staatsgalerie Revin, Frankreich Heinrich-Heine-Institut, Düsseldorf Sammlung Suhrkamp-Verlag, Frankfurt am Main Universität von Oppeln, Polen Galerie International d‘Art Contemporain, Revin 88 KETTERER KUNST Detlev Foth ist ein wichtiger Künstler, dessen malerisches Werk spannungsvoll zwischen expressiver Figuration und Abstraktion changiert. Schon als junger Mann arbeitet er mit Kurt Link zusammen, der in Düsseldorf als Künstler tätig ist und zeitlebens enge Verbindungen zur Düsseldorfer Akademie, darunter auch Joseph Beuys, unterhält.1979 nimmt Detlev Foth dann selbst ein Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie auf. Zu seinen Lehrern zählen Luise Kimme, Bernhard Lüthi, Siegfried Cremer, Tony Cragg, Walter Biemel und Rolf Sackenheim. Bei Karin Rissa wird Detlev Foth 1985 Meisterschüler. Anders als die Werke Karin Rissas, entwickelt Detlev Foth in seinen Gemälden eine eigenständige, zwischen abstraktem und figurativem Expressionismus stehende Bildsprache, die in ihrem Farbauftrag und den kristallinen Formen an Meister der Moderne wie Cezanne oder Otto Müller erinnert. Mit pastosem, gestischem Pinselstrich verortet Foth seine Landschaftsgemälde und Architekturbilder in diesem Grenzbereich. Zwar bleiben die Malereien bis auf Ausnahmen gegenständlich, doch werden die Motive in verschiedenen Graden von der Abstraktion erfasst und spielen so spannungsvoll mit dem Erkennen und Erahnen des Betrachters. So erscheint auch unser Werk auf den ersten Blick als eine bunte Farbmatrix, unterbrochen durch den rhythmisch geknickten Verlauf eines schwarzen Streifes, der das Bild in weiche runde und eher kantig vertikale Strichverläufe teilt. Erst auf den zweiten Blick wird dieser Strich zur Oberkante einer Häuser- oder Felsenschlucht, über der sich ein dichtes Wolkenspektakel zusammenbraut, dem die lichte Farbigkeit des Bildes entgegensteht. Neben solchen Detlev Foth, Jimi Hendrix (2002) Landschaftsdarstellungen finden sich auch Porträts und exotisch-expressiv anmutende Aktgemälde in Foths malerischem Œuvre, das Papierarbeiten und Handzeichnungen umfasst. Aber auch Collagen und digital bearbeitete Fotografien entstehen, die gelegentlich in die Nähe des Surrealismus geraten, gehören zum Schaffen des Künstlers. Bereits als Student kann Detlev Foth seine erste Einzelausstellung in der Galeria de Arte Sala Goya auf Palma de Mallorca bespielen (1981), der einige weitere in Sao Paolo in Brasilien, Luanda in Portugal und Kairo folgen. Seine Werke sind auch Teil mehrerer Sammlungen. Detlev Foth lebt und arbeitet in Düsseldorf. 89 SILKE SCHATZ 1967 841 Engel. 2005. Skulptur. Verschiedene Kleidungsstücke, bedruckter Stoff, Schaumstoff u.a. Höhe ca. 190 cm (74,8 in). Die Arbeit ist nicht freistehend und muss hängend montiert werden. [FS]. PROVENIENZ: Wilkinson Gallery, London, 2006. ZUR KÜNSTLERIN AUSSTELLUNG: Time Lines. Nairy Baghramian, Steven Claydon, Gego, Runa Islam, Silke Schatz und John Stezaker, Kunstverein Düsseldorf, Düsseldorf 11.12.2005-19.2.2006. Vita 1967 geboren in Celle, Niedersachsen 1987-1995 Hochschule für Bildende Künste, Braunschweig (Meisterschülerin bei Thomas Huber) 1991-1992 The School of the Art Institute, Chicago 1996-1997 Galerieassistentin Christian Nagel Galerie, Köln 2006-2007 Mentorin im Fachbereich Bildende Kunst, Fachhochschule Hannover LITERATUR: Ausst.-Kat. Silke Schatz. Radical Self/ Wurzelkind, hrsg. von Anita Shah für Bomann-Museum Celle, Celle 4.4.-28.5.2006, S. 70 und 76 (mit Farbtafel). Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.36 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten. € 3.000 - 4.000 $ 3.300 - 4.400 Auszeichnungen (in Auswahl) 2006 Förderpreis Bildende Kunst, Nidersächsisches Institut für Wissenschaft und Kultur, Hannover 2003 Stipendium der Deutschen Akademie Villa Massimo, Rom 2002 Kunstpreis der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken 2001 Förderpreis für Bildende Kunst des Landes Nordrhein-Westfalen 2000 HAP-Grieshaber Preis, Kunstfonds e. V. Bonn Galerien, Museen und Sammlungen (in Auswahl) Kunstmuseum Mühlheim an der Ruhr Galerie Meyer Rigger, Karlsruhe/ Berlin Galleria Gio Marconi, Mailand Wilkinson Gallery, London Bomann Museum, Celle Museum für angewandte Kunst, Wien Kunsthalle Basel, Basel Royal Collage of Art, London Sammlung Staatliche Kunsthalle, Karlsruhe Sammlung Museum Ludwig, Köln Sammlung Deutsche Bank, Frankfurt am Main SMAK, Gent Sammlung Kunstmuseum, Bonn The Saatchi Collection, London 90 KETTERER KUNST Das zentrale Element im Schaffen der deutschen Gegenwartskünstlerin Silke Schatz ist die kollektive und eigene Erinnerung. Dieser geht sie in monumentalen architektonischen Raumzeichnungen, skulpturalen wie modellhaften Objekten, Fotografien und Rauminstallationen auf die Spur. Unsere Skulptur „Engel“ ist der Prototyp der Werkgruppe der skulpturalen Stoffpuppen von Silke Schatz, die die Künstlerin selbst näht und mit fotografisch aufgenommenen Gesichtern bedruckt. Unser Werk entsteht im Zuge der Gruppenausstellung „Time Lines“ im Düsseldorfer Kunstverein zu sehen (2005/2006), die unterschiedliche künstlerische Positionen zum Thema Zeit und Zeitverlauf versammelt. Hier ist „Engel“ gegenüber der großformatigen Zeichnung eines Gebäudes in Fluchtpunktperspektive aufgestellt, die in den typischen buntfarbigen Linien der Künstlerin gezeichnet ist. Die Puppe nimmt in Bezug auf den Plan die Position des idealen Betrachters ein, wie die Künstlerin selbst sagt. Schatz nimmt hier Bezug auf die Erfindung der Zentralperspektive als ideale Perspektive der Renaissance, die sich aus der zeitgenössischen Sehtheorie und dem idealen Standpunkt des Betrachters entwickelte. Schatz geht es um die Thematik des Perspektivwechsels in der Zeit und identifiziert den modernen idealen Betrachter mit einem Silke Schatz, Engel (2005), Installationsansicht Kunstverein Düsseldorf 2005 heutigen jungen Mann auf der Straße. Denn es geht ihr darum, „eine Verankerung nicht nur in der Kunstgeschichte, sondern im sozialen Umfeld zu schaffen.“ (zit. nach: Kat. Silke Schatz. Radical Self/ Wurzelkind, Bomann-Museum Celle, Celle 4.4.-28.5.2006, S. 73). Puppen dieser Art, tauchen neben den anderen Werkgruppen, auch in der Ausstellung „Radical Self/ Wurzelkind“ im Bomann-Museum Celle (2006) auf, die ein sehr persönliches Porträt der Erinnerung der Künstlerin und der Geschichte ihrer Geburtsstadt Celle zeichnet. Teil der Ausstellung sind unter anderem Bauten des Bauhaus-Architekten Otto Haesler, architektonische Zeichnungen vom NS-Regime genutzter Häuser in Celle sowie ein Stoffpuppen-Ehepaar. Dieses ist inspiriert von den eigenen Großeltern und bezieht sich damit auf die eigene Familienhistorie wie die Nazi-Vergangenheit der Stadt, denn der Großvater von Silke Schatz war als SS-Führer tätig. Äußerst spannungsvoll verbinden sich im Werk von Silke Schatz damit verschiedene Konzepte von persönlicher und kollektiver Erinnerung sowie die Möglichkeit von deren künstlerischer Dokumentation und Aufarbeitung. Neben mehreren Einzel- und Gruppenausstellungen, sind die Arbeiten von Silke Schatz auch in internationalen Schauen wie der europäischen Biennale für zeitgenössische Kunst, der Manifesta 5 in San Sebastien (2004), vertreten. Dieses Jahr sind die Arbeiten von Silke Schatz in Einzelausstellungen in der Kunsthalle Lingen sowie in der Galerie der Stadt Backnang zu sehen. Zudem sind die Werke der in Köln lebenden und arbeitenden Künstlerin Teil zahlreicher internationaler öffentlicher Sammlungen. DIRK SKREBER 1961 Lübeck - lebt und arbeitet in New York 842 It Rocks Us So Hard Ho Ho Ho 3. 2002. Öl auf Leinwand. Verso auf der umgeschlagenen Leinwand signiert und datiert. 170 x 290 cm (66,9 x 114,1 in). LITERATUR: Kat. Dirk Skreber. Blutgeschwindigkeit, Staatliche Kunsthalle Baden Baden, Baden Baden 9.2.-13.4.2008, S. 43. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.37 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regelbesteuert angeboten (R). € 28.000 - 32.000 $ 30.800 - 35.200 ZUM KÜNSTLER Vita 1961 geboren in Lübeck 1982-1988 Kunstakademie Düsseldorf 1994-1995 Gastprofessur an der Kunstakademie Karlsruhe Auszeichnungen 2000 Preis der Freunde der Nationalgalerie für junge Kunst, Berlin Galerien und Museen (in Auswahl) Milwaukee Art Museum, Milwaukee Leopold-Hoesch-Museum & Papiermuseum, Düren Frans Hals Museum, Haarlem Staatliche Kunsthalle, Baden Baden The Aspen Art Museum, Colorado The Joslyn Art Museum, Omaha Dirimart Gallery, Istanbul Galerie Capitain Petzel, Berlin 92 KETTERER KUNST In seinen hyperrealistischen Arbeiten transformiert der deutsche Künstler Dirk Skreber popkulturelle, aus den Massenmedien bekannte Bilder des kollektiven Bildgedächtnisses durch seine persönliche Sichtweise und Interpretation. Zu seinen Themen gehören Comic-Helden und Cowboys der 1960er und 70er Jahre in den Serien „Superhero-Series“ (seit 2002) und „Na(h)tanz“ (2004-2006), politisch konnotierte Motive wie die Bombenleger der „Air Force One, Assistant-Series“ (2004-2005), Naturkatastrophen, wie von Überschwemmungen zerstörte Häuser (20012003) bis hin zu Autounfällen. Zum Thema des Autounfalls entsteht ab 2002 die 25-teilige Bilderserie „It Rocks Us So Hard Ho Ho Ho“, zu der auch unser Werk mit einem auf eine Leitplanke gespießten Auto und einem in seine Einzelteile zerlegten Motorrad gehört. Der ganzen Serie gemein ist die Situierung der Unfallszenarien aus aufgespießten und um Pfähle gewickelten Autos, Motorrädern und Lastern in verlassene, mit nur wenigen Gebäuden bevölkerte und in ihrer grauen Tonalität nahezu surrealistisch und luftleer anmutende Räume. Anders als frühere Bilder Skrebers mit entrückten Vorstadtidyllen, modellhaften Architekturen und führerlosen Lokomotiven, ist hier das Katastrophale nicht mehr angedeutet, sondern wir sind unausweichlich damit konfrontiert: „Offenbar abgeklärte Bilder von Naturkatastrophen und Autounfällen entwickeln eine ästhetische Anziehungskraft des unterschwellig Makabren, die sich seitens des Betrachters aus unbehaglichen Erinnerungen, Überwältigungsphantasien oder einem Gefühl indirekter Bedrohung speist. Skrebers Werke dringen in einen Zwischenraum vor, in dem die Zeit stillzustehen und die Katastrophe unmittelbar bevorzustehen scheint oder in ihren fatalen Auswirkungen auf die Menschen noch gar nicht absehbar ist – ein Dirk Skreber, Convertible Car (2009), Installationsansicht Milwaukee Art Museum 2013 Zwischenraum, der sich für den Betrachter als Denkraum öffnet.“ (zit. nach: Kat. Dirk Skreber. Blutgeschwindigkeit, Staatliche Kunsthalle Baden Baden, 2008, S. 6). Dem Thema des Unfalls widmen sich in ausschnitthafter Form auch die malerischen Serien der „Killer Wheels“ und der „Art Arfons Facing Unforeseen Problems“ (seit 2007). Zudem begegnet man im Werk Skrebers Autowracks auch in skulpturaler und gefilmter Form, so beispielsweise in einer Einzelausstellung im Milwaukee Art Museum 2013. Ausgangspunkt und Ergebnis sind hier auf spannungsvolle Weise vereint: das tatsächliche Wrack und das dokumentarische Video als Grundlage der Malerei werden aus dieser rückübersetzt in Skulptur und Video. Dabei ist das Thema des Autounfalls bekannt von Postwar-Künstlern wie Andy Warhol und seinen seriell gereihten Fotografien von Unfallszenen aus den Nachrichten, von Arnold Odermatts surrealistisch anmutenden Fotografien verdrehter Autowracks bis hin zu John Chamberlains abstrakten Skulpturen aus gepressten Stoßstangen. Seit seinem Abschluss an der Kunstakademie Karlsruhe ist Skreber in zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen vertreten. Im Jahr 2000 wird sein Werk mit dem Preis der Freunde der Nationalgalerie für junge Kunst, Berlin, gewürdigt. Zudem begleitet eine Vielzahl an Katalogpublikationen das Schaffen Skrebers, unter denen in Bezug auf unser Werk der Katalog anlässlich der Ausstellung „Dirk Skreber. It Rocks Us So Hard Ho Ho Ho“ im Aspen Art Museum in Colorado und dem Joslyn Art Museum in Omaha (2004/2005) hervorzuheben ist. Zuletzt sind die Arbeiten Skrebers in Einzelausstellungen in der Dirimart Gallery in Istanbul (2015) sowie in diesem Jahr in der Galerie Capitain Petzel in Berlin zu sehen. Dirk Skreber lebt und arbeitet in New York. 93 CORNELIA SCHLEIME 1953 Berlin - lebt und arbeitet in Berlin und Brandenburg 843 Sei kein Frosch (2-teilig). 1994. Acryl auf Leinwand. Die große Leinwand verso signiert und datiert. Ca. 175,6 x 125 cm (69,1 x 49,2 in). [ BF]. PROVENIENZ: Galerie Michael Schultz, Berlin (auf dem Keilrahmen mit Galerieetikett). Privatsammlung Rheinland-Pfalz. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.38 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten. € 12.000 - 15.000 $ 13.200 - 16.500 ZUR KÜNSTLERIN Vita 1953 geboren in Ostberlin 1975-1980 Hochschule für Bildende Künste, Dresden (Studium der Malerei und Grafik) Seit 2005 Professur für Malerei an der Kunstakademie, Münster Auszeichnungen (in Auswahl) 2005 Award of Excellent Painting, National Art Museum of China 2004 Fred-Thieler-Preis 2003 Gabriele-Münter-Preis Galerien, Museen und Sammlungen (in Auswahl) Michael Schultz, Berlin Gemäldegalerie der Staatlichen Kunstsammlungen Galerie Neue Meister, Dresden Kupferstichkabinett der Staatlichen Kunstsammlungen, Dresden Frissiras Museum, Athen Kupferstichkabinett, Berlin Museum Meermanno-Westreenianum, Den Haag Sammlung Berlinische Galerie Berlin, Martin-Gropius-Bau Museum für Junge Kunst, Frankfurt/Oder Getty-Museum, Los Angeles Märkisches Museum, Berlin Anhaltinische Gemäldegalerie, Dessau Hessisches Landesmuseum, Darmstadt 94 KETTERER KUNST Cornelia Schleime gilt als eine der bedeutenden figurativen Künstlerinnen Deutschlands. Zum Künstlerberuf gelangt sie über Umwege: Zunächst absolviert Schleime eine Ausbildung zur Maskenbildnerin und Friseurin. Sie arbeitet dann als Pferdepflegerin, bevor sie sich schließlich an der Dresdner Hochschule für Bildende Künste immatrikuliert. In der DDR hat die junge Künstlerin jedoch mit harten Restriktionen zu kämpfen. 1981, nur ein Jahr nach Studienabschluss, erhält sie Ausstellungsverbot. 1984 erfolgt die Ausreise nach Westberlin. Ihr Frühwerk lässt sie in der DDR zurück, wo es spurlos verschwindet. In der BRD tritt Cornelia Schleime im Jahr 1985 zunächst ein Stipendium des Berliner Senats für Kulturelle Angelegenheiten an, es folgt 1989 das PS1-Stipendium des DAAD in New York. In den 1990er Jahren schließen sich weitere Förderungen an, die der wachsenden Reputation Schleimes geschuldet sind. Auch in der ehemaligen DDR wird die Künstlerin schließlich offiziell rehabilitiert: 2000 wird sie Mitglied in der Sächsischen Akademie der Künste. Seit den mittleren 1980er Jahren arbeitet Cornelia Schleime an ihrem vielfältigen, oft von postmodernen Verweisen durchwirkten Œuvre. Objekte, Installationen, Filme und Fotografien gehören ebenso zu ihrem Schaffen wie Malerei, bedeutende Papierarbeiten und sogar ein Roman („Weit fort“, 2008). Ihre Bekanntheit gründet jedoch insbesondere auf ihren Porträts und malerischen Serien, „Die Nonnen“ (1999 bis 2002) oder „Die Päpste“ (2003). Unter dem Eindruck des Amerika-Aufenthalts im Zuge ihres Jahresstipendiums des DAAD im legendären New Yorker PS1 Quartier, entstehen Anfang der 90er Jahre PorträtArbeiten, die - inspiriert von Filmplakaten, Starporträts und Fotografien - sich methodisch mit der Cornelia Schleime, Flieger (1999) Dekonstruktion der Oberflächenreize und Klischees der Medienwelt auseinandersetzten. Darin ergründet Schleime in diesen Bildern verschiedene weibliche und männliche Rollenmodelle. So in Werken wie „Flieger“ (1999), das einen heroisch in die Ferne blickendem Soldaten zeigt, oder in satirischer Verkehrung in unserem Werk „Sei kein Frosch“ (1994). Hier lächelt uns ein vielleicht etwas angeheiterter Soldat verschmitzt aus dem verschwommen grünen Bildgrund entgegen. Die Zweiteilung der Leinwand erinnert dabei an militärische Anwerbungsplakate mit abgesetztem Motivationsspruch, deren feierliche Strenge durch den angetrunken wirkenden Blick des jungen Mannes und den saloppen Spruch „Sei kein Frosch“ jedoch deutlich ins Satirische gezogen wird. Klischeehafte Rollenmodelle und ihre subversive Brechung sind ein beständiges Interesse in den virtuos gemalten Porträtserien Schleimes. Mit ihren Werken bespielt die Trägerin renommierter Preise wie dem Gabriele-Münter-Preis (2003) und dem Fred-Thieler-Preis, zahlreiche Einzelausstellungen im In- und Ausland. Hervorzuheben ist die Wanderausstellung „Von Angesicht zu Angesicht“, die 2003 / 2004 in Dessau, Kastrup, Aabenraa, Uelzen, Frankfurt an der Oder, Bamberg und Dresden Station machte. Zudem übernimmt Schleime 2005 eine Professur an der Kunstakademie in Münster. Cornelia Schleime lebt und arbeitet in Berlin und Brandenburg. 95 DASHA SHISHKIN 1977 Moskau - lebt und arbeitet in New York 844 I am a port in the storm, you are a harbor where it’s warm. 2010. Acrylfarbe und Pastell auf Papier. Ca. 149 x 169 cm (58,6 x 66,5 in). Rahmen: 162 x 180 cm (63,8 x 70,9 in). [CB/FS]. PROVENIENZ: Galerie Marconi, Mailand. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.40 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regelbesteuert angeboten (R). € 8.000 - 10.000 $ 8.800 - 11.000 ZUR KÜNSTLERIN Vita 1977 geboren in Moskau, Russland 2001 New School for Social Research, New York 2006 Columbia University, New York Galerien und Museen (in Auswahl) The Saatchi Gallery, London Contemporary Arts Center, Cincinnati Andreas Grimm, München Hamburger Kunsthalle, Hamburg ISE Cultural Foundation, New York The New York Society of Etchers, New York Zach Feuer Gallery, New York Museum of Old and New Art, Tasmanien The Observatory, Dublin Denver Art Museum, Denver Museum of Modern Art, New York Gió Marconi Gallery, Mailand 96 KETTERER KUNST Die russische Künstlerin Dasha Shishkin gehört zu den aufstrebenden Künstlern der figurativen Gegenwartskunst. In ihren Bildern führt sie uns in einen eigenen Kosmos aus düsteren Geschichten, erzählt in lichten Farborgien und durch den Einsatz von Papier- und Stoffelementen texturierten Oberflächen. Shishkin, als Tochter von Schauspielern in Moskau geboren, zieht mit ihren Eltern früh nach New York. Aufgrund der sprachlichen Barriere sucht Shishkin Ausdruck im Medium der Kunst und nimmt ihr Studium an der Columbia University auf. Schon während ihres ersten Studienjahres wird sie von der damaligen Münchner Galerie Grimm/Rosenfeld vertreten und für die Talentshow „Greater New York“ im PS1 ausgewählt (2005). 2008 nimmt der New Yorker Galerist Zach Feuer Shishkin auf. Ihre Arbeiten werden von Anfang an mit den Schreckensvisionen von Goya, dem Expressionismus von Egon Schiele, der Neuen Sachlichkeit und den linearen Arbeiten von Brice Marden oder auch japanischen Holzschnitten verglichen. In den Arbeiten Shishkins dominiert die Linie, trotz der oftmals breiten Farbfelder und der eingearbeiteten textilen Strukturen, denn Shishkin versteht sich selbst in erster Linie als Zeichnerin – die Linie gibt vor, die Farbe dient nur als Füllwerk, die in ihrer bunten bis poppigen Tonalität den oft düsteren Motiven entgegensteht. Diese variieren von ornamental gestalteten Bildoberflächen frei von der menschlichen Figur bis hin zu komplexen szenischen Schilderungen von oftmals gewaltvoller Art, bevölkert mit kindhaften Kreaturen, missgestalteten Männern, Prostituierten und anderen hybriden Wesen. Nach eigener Aussage beschäftigt sich Shishkin in diesen Arbeiten gerne mit „der puren Wonne, Angst zu haben“ (zit. nach: http://www.art-magazin.de/kunst/junge-kuenstler/ Japanischer Holzschnitt, Theaterszene mit Frauenrollen (Ende 19. Jahrhundert) 6605-rtkl-dasha-shishkin-starter-mit-wonne-angsthaben, gelesen am 1.5.2016). Wie bei unserem Werk „I am a port in the storm, you are a harbor where it’s warm” (2010) begleiten die Arbeiten Shishkins meist rätselhafte und spielerische Bildtitel, die sie selbst „als die Kirsche auf dem Kuchen“ bezeichnet – die Titel geben dem Ganzen den richtigen Twist, sind aber nicht die alleinige Bedeutung der Bilder. Dabei soll der jeweiligen Bildbedeutung durch den Betrachter selbst auf die Spur gegangen werden, weshalb sich die Künstlerin nur rätselhaft zum Inhalt ihrer linearen Bildvisionen äußert. Seit 2001 ist Dasha Shishkin in mehreren Gruppen- und Einzelausstellungen vertreten, darunter Ausstellungen in der Hamburger Kunsthalle (2007), dem Museum of Modern Art in New York (2006), dem Denver Art Museum (2009) und dem Museum of Old and New Art in Tasmanien (2011). Zudem befinden sich Werke der in New York lebenden und arbeitenden Künstlerin in mehreren bedeutenden Sammlungen, darunter die Hamburger Kunsthalle, die Pinakothek der Moderne in München und das Whitney Museum of American Art in New York. 97 HÉLÈNE APPEL 1976 Karlsruhe - lebt und arbeitet in Berlin 845 Netz. 2011. Öl auf ungrundierter Leinwand. Verso signiert und datiert. Auf dem Keilrahmen bezeichnet und mit Richtungspfeil. 219,5 x 135,5 cm (86,4 x 53,3 in). [ FS]. PROVENIENZ: Galerie Campana, Berlin. AUSSTELLUNG: Helene Appel, Mönchehaus Museum Goslar, Goslar, 30.9.2011-15.1.2012 (Ausst.-Kat. S. 41). Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.41 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regelbesteuert angeboten (R). € 8.000 - 10.000 $ 8.800 - 11.000 ZUR KÜNSTLERIN Vita 1976 geboren in Karlsruhe 1998-2004 Hochschule für bildende Künste, Hamburg (Stipendium der Studienstiftung des Dt. Volkes) 2004-2006 Royal College of Art, London (DAAD-Stipendium) Galerien und Sammlungen (in Auswahl) James Cohan Gallery, New York The Approach, London Mönchehaus Museum, Goslar (begleitet vom Goslarer Kaiserringstipendium 2011) Luis Campaña, Berlin Galerie Rüdiger Schöttle, München Feinkunst Krüger, Hamburg Center of Contemporary Art Luigi Pecci, Prato Kunsthalle Wilhelmshaven, Wilhelmshaven Tate Britain, London La Gaia Collection, Busca Olbricht Collection, Berlin Zabludowicz Collection, London/ Sarvisalo/New York 98 KETTERER KUNST Hélène Appel ist eine der vielversprechendsten Figuren der Gegenwartskunst und feiert in jüngster Zeit große Erfolge. Nach ihrem Studium in Hamburg und London, arbeitet die Künstlerin an ihren hyperrealistischen Gemälden vor allem in Berlin. In ihren gedanklich tief durchdrungenen und technisch virtuosen Werken eröffnet Hélène Appel neue Sichtweisen auf Gegenstände des täglichen Lebens. Sie wählt betont „nichtige“ Motive wie Reiskörner und Blattsalate, Fischernetze und Äste, Plastikfolien und Klebebänder, die sie in vertrauter Draufsicht und in realistischen Größenverhältnissen darstellt. Appel erfasst ihre Bildgegenstände mit großer Präzision, stets hochgradig realistisch, ohne jedoch Wirklichkeit zu imitieren. Die Künstlerin spielt dabei mit verschiedenen Genres, vom künstlerischen Illusionismus eines Stilllebens bis hin zur Betonung der flachen Endlichkeit der Bildoberfläche der Minimal Art. Auch bei unserem Werk „Netz“ (2011) erscheint das spinnwebartig feine Netz zunächst wie auf die ungrundierte Leinwand aufgeklebt. Erst auf den zweiten Blick eröffnet sich der virtuose malerische Illusionismus mit dem jede einzelne Faser, in verschiedenen Drapierungen und Verknotungen erfasst und auf die flache Leinwand positioniert ist. Die raue Struktur des Bildgrundes erweckt dabei den Anschein von Sand oder Stein, auf dem das Netz ausgebreitet ist. Die Bilder von Hélène Appel bestechen durch ihre reine, meisterliche Malerei. Alles Dargestellte scheint nahezu greifund fühlbar, die optische Qualität der Bilder wird erweitert durch eine illusionistisch-haptische. Die Bilder Appels werden damit zur modernen Version eines trompe l’oeils, einer Augentäuschermalerei, die vor allem seit der Renaissance und dem Barock durch die spannungsvolle Verwischung der Grenze zwischen Komplettansicht Cornelis Gijsbrechts, Rückseite eines Gemaeldes (1670) Fiktion und Realität durch die Kunst als Beweis für die Meisterhaftigkeit des Künstlers dient. Für ihre charakteristischen, gedanklich und ästhetisch gleichermaßen überzeugenden Malereien erhält Hélène Appel im neuen Jahrtausend mehrere Förderungen und Auszeichnungen. Ihre Arbeiten werden in zahlreichen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen in namhaften Häusern für zeitgenössische Kunst gezeigt und finden Eingang in mehrere Sammlungen. Darunter eine Einzelausstellung im Mönchehaus Museum in Goslar (2011), in dem auch unser Werk zu sehen ist. Hélène Appel lebt und arbeitet in Berlin. ROMAN KOCHANSKI 1983 Essen - lebt und arbeitet in Düsseldorf 846 Verspielt. 2011. Öl auf Leinwand. Verso signiert, datiert und betitelt, zudem auf dem Keilrahmen betitelt. 195 x 290 cm (76,7 x 114,1 in). [ EL]. PROVENIENZ: Galerie Löhrl, Mönchengladbach. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.42 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regelbesteuert angeboten (R). € 8.000 - 10.000 $ 8.800 - 11.000 ZUM KÜNSTLER Vita 1983 geboren in Essen 2007 – 2009 Studium der Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Markus Lüpertz 2009 – 2010 Klasse Andreas Schulze 2010 – 2013 Klasse Meisterschüler bei Tomma Abts Auszeichnungen 2012 Stipendium durch die Stadt Stadtlohn 2010 PWC-Förderpreis „Junge Kunst aus der Akademie“ Galerien und Museen (in Auswahl) Galerie Holger Priess, Hamburg Galerie Löhrl, Mönchengladbach Orangerie Schloss Rheda, Gütersloh Museum Kunstpalast Düsseldorf Kunsthaus Essen, Essen Josef-Albers-Saal, Stadtlohn Sammlung Philara, Düsseldorf PWC, Düsseldorf Sammlung Philara, Düsseldorf 100 KETTERER KUNST Roman Kochanski entführt den Betrachter in seinen großformatigen Bildern in einen eigenen, zwischen poppiger Exotik und zersplitterter Moderne changierenden Kosmos mit einer ganz eigenen magischen Aura. In den farbintensiven Bildräumen des Künstlers erscheint alles möglich, und so gehen Versatzstücke der modernen Gesellschaft mit naturhaft anmutenden Elementen wie exotischen Tieren, Karren und Kähnen einen neuen Dialog ein. Ermöglicht wird dies durch die abstrakte Brechung der Bildgegenstände in nahezu kubistisch anmutender Zersplitterung, die gleichsam auch immer neue Verbindungsmöglichkeiten in sich trägt. So auch in unserem Werk „Verspielt“ (2011), in dem uns die Gestalt eines mächtigen Hirsches in rückwendiger Gegenüberstellung zu einem jungen Mann erscheint. Zahlreiche Pakete, Räder und technische Geräte sind auf dem Rücken des Mannes zu einem skulptural und fantastisch anmutenden Gebilde verschnürt und erschweren seinen Schritt. Mensch und Tier haben sich voneinander abgewendet und sind nur mehr durch die gleiche Kolorierung ihres rechten Beines verbunden, möglicherweise das Zeichen ihrer einstigen naturverbundenen Einheit. Vor der anonymen braunen Wand und dem surrealistisch leer anmutenden Raum erscheinen die beiden Körper als zwei Seiten einer Medaille, die Ursprung und Fortgang, Vergangenheit und Zukunft gleichermaßen symbolisiert. Die Bildoberfläche erscheint als dynamische Matrix, in der sich alles in Auflösung befindet und auf der jederzeit neue collagenhafte Verbindungen eingegangen werden können. Der Gedanke der Collage wird von Kochanski nicht nur visuell, sondern in seinen Papierarbeiten auch auf technischer Ebene durch den Ein- Roman Kochanski, Papierarbeit (ohne Datierung) satz verschiedener Papierausschnitte realisiert. Der Vorgang der Auflösung und Zusammensetzung wird hier auf die 3-D-Ebene gehoben. Roman Kochanski sagt selbst zu seinen Bildern: „Obwohl meine Bilder immer in der Gegenständlichkeit enden, sehe ich mich eher als abstrakten Maler. Alle Figuren bauen sich aus abstrakten Flächen auf und werden gegebenenfalls noch ausgeschärft. Aber abstrakte Momente bleiben überall stehen. Für mich lassen sich bestimmte Seinszustände malerisch besser abstrakt lösen. Zustände wie Zerbrochenheit, Fragilität, Stärke - all das kann man durch Gestus und Flächen besser transportieren als durch eine mithilfe klarer Umrisse definierte Figur. Meine Malerei soll nicht nur gesehen, sondern vielmehr erspürt werden.“ (zit. nach: http:// www.galerieloehrl.de/?location=kuenstler_details& kuenstler_id=146, gelesen am 25.3.2016). 101 KIRSTINE ROEPSTORFF 1972 Kopenhagen - lebt und arbeitet in Berlin und Dänemark 847 Star of Africa #10. 2007. Collage auf Aluminiumplatte montiert. Verso auf dem Galerieetikett typografisch datiert, betitelt und bezeichnet. Ca. 205 x 140 cm (80,7 x 55,1 in). Aluminiumplatte: 217 x 147 cm (85,4 x 57,8 in). [ BF]. PROVENIENZ: Pere Projects, Los Angeles/Berlin (verso mit Galerieetikett und Galeriestempel). AUSSTELLUNG: Rooming In! Claus Andersen Visits Patricia Low, Patricia Low Contemporary, Gstaad 28.12.2008-28.1.2009. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.43 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird differenzbesteuert, zuzüglich einer Einfuhrumsatzabgabe in Höhe von 7 % oder regelbesteuert angeboten (N, R). ZUR KÜNSTLERIN € 6.000 - 8.000 $ 6.600 - 8.800 Vita 1972 geboren in Kopenhagen 1994-2011 Royal Danish Academy of Arts, Kopenhagen 1999-2000 Rutgers University, Mason School of Fine Art, New Jersey Auszeichnungen 2014 Eckersberg Medaille der Royal Danish Academy of Fine Arts, Kopenhagen Publikationen (in Auswahl) Kat. Walking beside time. Kirstine Roepstorff, Kunstpalais, Bielefeld 2014 Kat. Dried Dew Drops. Wunderkammer of Formlessness, Museum für Gegenwartskunst Basel + The National Museum of Art, Architecture and Design Oslo, Ostfildern 2010 Galerien, Museen und Sammlungen (in Auswahl) Pippy Houldsworth Gallery, London Patricia Low Contemporary, München Andersen’s Copenhagen, Kopenhagen Galerie Christina Wilson, Kopenhagen Kunstmuseum Basel, Basel Drawing Center, New York Galerie Taxispalais, Innsbruck Museum of Modern Art, New York The Saatchi Gallery, London National Museum of Art, Architecture and Design, Oslo Royal Museum of Fine Art, Kopenhagen 102 KETTERER KUNST Die dänische Künstlerin Kirstine Roepstorff gehört mit ihren aufwendigen Collagen und Skulpturen zu den wohl interessantesten Künstlern der Gegenwartskunst. Ihre Werke stellt sie aus klassischen Versatzstücken wie Zeitungsdrucken, Papier, Kopien, Metall und Holz, aber auch effektvollen Materialien wie Glanzfolie, verschieden texturierten Stoffen, bis hin zu funkelnden Strasssteinen zusammen. Dabei werden die einzelnen Versatzstücke, figürliche Bilder wie rein abstrakte Formgebilde, zu spannungsvollen Kompositionen im monumentalen Format zusammengesetzt. Die oftmals ausladende Materialfülle verleiht den Arbeiten einen nahezu reliefartigen Charakter, denen eine gewisse chaotische Überwältigungsästhetik inne wohnt und den ethisch moralischen, politischen, sozialkritischen oder genderspezifischen Themen der Werke einen vielschichtigen Wirkrahmen verleiht. Dabei sind die Werke Kirstine Roepstorffs teilweise in Serien angelegt, die neben dem Erzählstrang der jeweiligen Zusammenstellung auch über diese hinausweisen. So auch bei unserem Werk „Star of Africa #10“ (2007), in dem die kopierten Bilder eines Tatorts, eines Massengrabs, eines Schiffs und eines schemenhaft aus dem Dunkel herausblickenden Gesichts den Grundtonus der Erzählung bilden, die mit strahlenförmig bis splitterartig aufgebrachten Folienelementen und üppig drapierten schwarzen, grauen und silbrig schimmernden Stoffen zu einer gemeinsamen Bilderzählung verwoben werden. Auch die anderen Bilder der Serie zeigen ähnliche Formen- Kirstine Roepstorff, Star od Africa #8 (2007) elemente, Ausschnitte afrikanischer Frauen oder Politiker im Verbund mit vorrangig schwarzen, vereinzelt aber auch bunten und schillernden Elementen. Es entspinnt sich eine Art dunkles Poem, von Roepstorff erzählt durch verschiedene Texturen und Formen, das von Tod und Leben, Vergangenheit und Zukunft spricht. Die Herangehensweise Kirstine Roepstorffs bei der Zusammenstellung ihrer Collagen ist als experimentelle philosophische Strategie zu verstehen, die gemäß ihres persönlichen Mottos, „Alles zählt, auch wenn es nicht so scheint“, jedes einzelne Element in die Bedeutung des Ganzen einbezieht. Kirstine Roepstorff wird von der Galerie Christina Wilson in Kopenhagen vertreten und präsentiert ihre Werke in internationalen Einzelschauen in den USA und in Europa, so unter anderem im Kunstmuseum Basel und dem Drawing Center in New York. Zudem sind ihre Werke Teil der ständigen Sammlungen des Museum of Modern Art in New York, der Saatchi Gallery in London, des National Museum of Art, Architecture and Design in Oslo sowie des Royal Museum of Fine Art in Kopenhagen. 2014 wird die Künstlerin mit der Eckersberg Medaille ausgezeichnet. 2017 wird Kirstine Roepstorff Dänemark auf der 57. Venezianischen Biennale repräsentieren. Heute lebt und arbeitet die Künstlerin in Kopenhagen und Berlin. 103 HENNING BOHL 1975 Berlin - lebt und arbeitet in Berlin 848 HOLO. 2008. Mischtechnik. Papiercollage auf weißgrundierter Leinwand. Ca. 232 x 190 cm (91,3 x 74,8 in). [CB]. PROVENIENZ: Galerie Johann König, Berlin. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.45 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten. € 6.000 - 8.000 $ 6.600 - 8.800 ZUM KÜNSTLER Vita 1975 geboren in Oldenburg 1997-2000 Kunsthochschule, Kassel 2000-2004 Staatliche Hochschule für Bildende Künste Städelschule, Frankfurt am Main (Studium bei Thomas Bayrle) Seit 2014 Professor am Institut für Bildende und Mediale Kunst, Universität für angewandte Kunst, Wien Publikationen (in Auswahl) Kat. Namenloses Grauen, Kunsthalle Nürnberg, Berlin 2013 Kat. Cornet of horse, Kunstverein Hamburg, Wuppertal 2011 Kat. The Studio, Kunstverein Braunschweig, Köln 2005 Galerien und Museen (in Auswahl) Galerie Karin Guenther, Hamburg Galerie Meyer Kainer, Wien Galerie Johann König, Berlin Casey Kaplan Gallery, New York Staatliche Kunsthalle, Baden-Baden Cubitt Gallery, London Frankfurter Kunstverein, Frankfurt Berlinische Galerie, Berlin Kunsthalle Nürnberg, Nürnberg 104 KETTERER KUNST Die Leidenschaft des deutschen Künstlers Henning Bohl ist die Malerei, die er brillant und farbenfroh mit anderen Disziplinen wie der Objektkunst zu völlig neuartigen Gebilden verschmilzt. Seine vielfältige Formensprache orientiert sich jedoch immer an einem Thema, welches mehrere Werke zu einer Einheit werden lässt. Henning Bohls Inspirationsquellen sind dabei zahlreich, stammen zum Beispiel aus der Literatur oder der Kunstgeschichte selbst. In der Ausstellung „Cornet of horse“ im Kunstverein Hamburg (2011) zeigt Bohl verschiedene Werkkomplexe, darunter auch artverwandte Bilder zu unserem Werk, die er zu einer gemeinsamen installativen Raumkonzeption zusammenstellt. Ihre Formgebung erinnert an die Scherenschnittbilder der Fauvisten, insbesondere Matisse, jedoch in strikt abstrakter, nicht figürlicher Form. Die aus Punkten, Sicheln und anderen Formelementen zusammengesetzten Bilder sind Ausdruck einer künstlerischen individuellen Syntax, die Bohl auf diesen Bildern entwickelt. Zentrales Gestaltungsthema sind dabei verschiedene Variationen des Kontakts - das Aufeinanderzielen, die Hinterschneidung oder Überlagerung der spitzen und runden Formelemente in kräftigen und schimmernden Farben wie Rosa, Rot, Kobaltblau und Silber. Dieses optisch interessante Spiel wird durch die stellenweise Erhebung des Papiers über der Leinwand auch in eine dritte Dimension getragen und das Thema der Überschneidung um die Aspekte der Verbundenheit und Absonderung erweitert. Neben verschiedenen Varianten seiner großformatigen Arbeiten aus auf Leinwand geklebten Papierbahnen und -formen sind beispielsweise die „Frog-Substitutes“ zu sehen, bunte Fahrradhelme montiert auf mit schwarz gummiertem Stoff bezogenen Keilrahmen und elastischen Bändern in Rautenform, sowie surreal und zugleich abstrakt anmutende Tischobjekte Henning Bohl, Frog Substitute (2008) aus Keilrahmen, Faserplatten und bunten konischen Beinen. Die Werke Bohls sind für sich sowie im installativen Verbund einer klaren Kategorisierung zwischen Malerei, Skulptur und Objektkunst enthoben. Dies ist eindrücklich auch bei unserem Werk zu beobachten, an dessen Oberkante eine schmale Rollkonstruktion angebracht ist. Diese suggeriert zunächst die Repetitivität des Musters, betont im selben Maße aber auch den einzigartigen Status des Werks zwischen Malerei und Collage, Objekt und Skulptur. Die Arbeiten Hennig Bohls werden in mehreren internationalen Einzelausstellungen gezeigt und mit Publikationen gewürdigt. Seit 2014 hat Bohl eine Professur an der Universität für angewandte Kunst in Wien am Institut für Bildende und Mediale Kunst inne. Der Künstler lebt und arbeitet in Berlin. 105 SVEN KRONER 1973 Kempten - lebt und arbeitet in Düsseldorf 849 Winterlong. 2008. Acryl auf Leinwand. Verso signiert, datiert, betitelt und nummeriert „184.“. 159 x 299 cm (62,5 x 117,7 in). [CB]. PROVENIENZ: Sies + Höke Galerie, Düsseldorf (verso mit dem Etikett). Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.46 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten. € 6.000 - 8.000 $ 6.600 - 8.800 ZUM KÜNSTLER Vita 1973 geboren in Kempten, Allgäu 1994-2000 Kunstakademie Düsseldorf (Studium bei Dieter Krieg) 2011-2012 Gastprofessur an der Hogeschool voor de kunsten, Arnhem 2012-2014 Gastdozent und Gastprofessur an der Bauhaus Universität, Weimar Auszeichnungen 2004 Stipendium der Stiftung Kunstfonds Bonn, Bonn 2000 Förderpreis Junge Kunst von Stadtlohn, Stadtlohn 1999 Paul Strecker Preis für Malerei, Mainz Galerien und Museen (in Auswahl) Sies + Höke Galerie, Düsseldorf Galerie Anne de Villepoix, Paris Galerie Fons Welters, Amsterdam Kunsthalle Darmstadt, Darmstadt Kunsthalle Mannheim, Mannheim F a projects, London Robert Miller Gallery, New York Gemeentemuseum Helmond, Helmond Galerie Lia Rumma, Mailand Ludwigforum für international Kunst, Aachen Witeveen, visual Art Centre, Amsterdam Kunsthalle Dominikanerkirche, Osnabrück 106 KETTERER KUNST Sven Kroner ist einer der großen Meister der aktuellen Landschaftsmalerei, die bei Kroner zwischen Hyperrealismus und einer beeindruckenden altmeisterlichen Malweise changiert. Die Arbeiten des an der Düsseldorfer Kunstakademie ausgebildeten Kroners, der schon während der Studienzeit mit mehreren Auszeichnungen bedacht wird, widmen sich insbesondere den Ansichten seiner süddeutschen Heimat. Darunter Motive von Bergen und Seen, Wäldern und Feldern in verschiedenen Jahreszeiten und Wetterzuständen. Das Œuvre bleibt figurativ, doch gilt das Interesse des Malers auch den landschaftlichen Strukturen, deren künstlerische Betonung bis an die Grenze zur Abstraktion führt. Darüber hinaus ist es das Wechselspiel von Natur und Kultur, dem Kroner sich zuwendet: Menschen, Tiere, Gebäude sind Teil der symbolisch anmutenden Gegenden. So auch bei unserem großformatigen Werk „Winterlong“ (2008) mit einem tiefverschneitem Bergtal bei Nacht, in dem nur wenige hell erstrahlende Straßenlaternen Lichtbahnen durch das Dunkel schneiden. Nicht selten hinterlassen die Bilder Kroners den Eindruck, dass in der Natur eine höhere geistige Kraft offenbar wird, die dem Menschen nicht begreiflich und nicht fassbar ist. Sven Kroner knüpft darin ebenso wie in motivischen Details an die romantische Landschaft etwa eines Caspar David Friedrich oder Carl Rottmanns an. Besonders mit Letzterem teilt Kroner die Leidenschaft für die Imposantz der süddeutschen Berglandschaften, wie in Bildern wie „Hintersee mit Dachstein“ (1839) deutlich wird. Auch im Oeuvre Rottmanns führt dabei das Interesse an der atmosphärischen Stimmung und den Lichter- Carl Rottmann, Hintersee mit Dachstein (1839) scheinungen der Landschaft zu einer gewissen Reduktion der Darstellung auf die landschaftlichen Strukturen. Bei allen Parallelen erschafft Kroner doch ganz eigene Bildwelten von melancholisch-lyrischer Stimmung, die nicht selten mit moderner, subtiler Ironie gebrochen sind. Sven Kroner, der nach seiner Ausbildung auch selbst als Gastprofessor in Weimar und Arnhem tätig ist, zeigt seine Arbeiten auf internationalen Einzelausstellungen. Darunter Schauen in Paris (2005, 2012, 2013, 2015), New York (2008, 2012) oder Amsterdam (2007, 2011, 2014). Die Arbeiten des Künstlers sind dieses Jahr im Stedelijk Museum in Kampen zu sehen sowie nächstes Jahr in einer Einzelausstellung bei der Oberbeck-Gesellschaft in Lübeck. Der Künstler lebt und arbeitet in Düsseldorf. 107 KAROLUS LODENKÄMPER 1943 Walsrode - lebt und arbeitet in Düsseldorf 850 Portrait Gabriele Henkel. 1972. Öl auf Leinwand. Verso signiert und datiert. 140,5 x 100 cm (55,3 x 39,3 in). [ EL]. Die Authentizität der Arbeit wurde vom Künstler bestätigt. PROVENIENZ: Nachlass Fritz J. Raddatz, Hamburg. Dieses Objekt wird regelbesteuert angeboten (R). € 4.000 - 6.000 $ 4.400 - 6.600 ZUM KÜNSTLER Vita 1943 geboren in Waldrode 1963-1968 Kunstakademie Düsseldorf (Studium bei Rolf Sackenheim, Teo Otto und Heribert Faßbender) Galerien und Museen Folkwangmuseum, Essen Kunsthuis van het Oosten, Enschede Museum am Ostwall, Dortmund Galerie Gunar, Düsseldorf Galerie Niepel, Düsseldorf Galerie Orangerie Reinz, Köln Galerie Levi, Hamburg Galerie Negru, Paris Galerie Europalia, Brüssel Galerie Sindin, New York 108 KETTERER KUNST Die hyperrealistischen bis verzerrten Malereien von Karolus Lodenkämper wandeln auf der Grenze zwischen Technik und Kunst, malerischem Unikat und fotografischer Reproduktion. Grundlegend für seine Arbeiten ist eine spezielle malerische Technik mit Spritzverfahren und Schablonen, die Lodenkämper nach einer anfänglichen Beschäftigung mit der freien Malerei seit 1967 entwickelt. Der Künstler berührt damit Bereiche der Pop-Art wie des Fotorealismus gleichermaßen, etwa die hyperrealistischen Porträts von Künstlern wie Chuck Close und Don Eddie. Oftmals dienen Lodenkämper Vorlagen aus Zeitschriften und anderen medialen Quellen als Vorlage. Ziel dieser Methode ist die Reduktion der Handschrift des Künstlers im Bild sowie ein Spiel mit der Grenze zwischen Kunst und Technik. So auch bei unserem Porträt von Gerda Henkel, die sich als Witwe des ehemaligen Konzerninhabers Konrad Henkel in den 70er Jahren als große Kunstmäzenin medial wirksam inszenierte. Das Porträt zeigt die junge Gerda Henkel in selbstbewusster Pose vor einer Wand mit verschiedenen angeschnittenen Kunstwerken, ihr standhaft fester Blick ist direkt auf uns gerichtet und scheint mit uns zu kommunizieren. Zur Entstehungszeit des Porträts, Anfang der 70er Jahre, beginnt Gabriele Henkel mit dem Aufbau der Kunstsammlung des Henkel-Konzerns. Der Hyperrealismus der Malerei Lodenkämpers lässt den Bildraum und alles darin befindliche nahezu greifbar erscheinen. Die schwarze Vignette und leicht rauchige wirkende Malerei erinnert dabei an den Effekt der altmeisterlichen „sfumato“-Technik, die Leonardo da Vinci zu optisch überzeugenden Darstellung seiner Bilder entwickelt hatte. In einem abgewandelten Verfahren bespannt Lodenkämper Chuck Close, Susan (1971) seine Bilder auch mit Folie, wobei zwischen Bild und Folie eine Luftschicht entsteht. Durch dieses Vakuum ergibt sich ein sich ständig wandelnder Lichteinfall, der die Konturen der Gegenstände verschwimmen lässt und diesen einen nahezu traumhaft-visionären Charakter verleiht. Bis 1974 beschäftigt sich Lodenkämper auf diese Weise vor allem mit weiblichen Aktfiguren, die zu seinem persönlichen Markenzeichen werden. Ende der 70er Jahre entstehen Wasserbilder und Porträts sowie Selbstporträts und Stillleben. In den 90er Jahren unterbricht Lodenkämper sein Schaffen und kehrt schließlich unter dem Pseudonym Ludger Bruckmann wieder in die Kunstwelt zurück. Es entstehen nun vor allem naturalistische Stillleben und Porträts, für die Lodenkämper sein technisiertes Verfahren schließlich zugunsten einer altmeisterlichen Malweise mit Pinsel und Ölfarben verlässt. Schon früh werden die Werke von Karolus Lodenkämper in renommierten Galerien und Ausstellungshäusern gezeigt. Heute lebt und arbeitet der Künstler in Düsseldorf. 109 ANDREA LEHMANN 1975 Düsseldorf - lebt und arbeitet in Düsseldorf 851 Auf dem Stuhl mit Vogel. 2007. Mischtechnik. Öl, Haar und Dammarfirnis auf Leinwand. Verso signiert, datiert, betitelt und bezeichnet. 50 x 40 cm (19,6 x 15,7 in). [ BF]. PROVENIENZ: Galerie Anna Klinkhammer, Düsseldorf. Privatsammlung Baden-Württemberg. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.48 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten. € 4.000 - 6.000 $ 4.400 - 6.600 ZUR KÜNSTLERIN Vita 1975 geboren in Düsseldorf 1995-2000 Akademie der Bildenden Künste, Düsseldorf (Meisterschülerin bei Markus Lüpertz) Publikationen (in Auswahl) Kat. My Generation - mit Anya Janssen, So-Yeun Lee, Justine Hoffmann und Markus Willeke, Kunsthaus Essen, Essen 2007 Kat. Happy Days, Kulturministerium, Prag 2005 Kat. Unheimlich Jung, Haus der Kunst, Waldkraiburg 2005 Galerien und Museen (in Auswahl) Gerhard Hofland, Amsterdam Galerie Anna Klinkhammer, Düsseldorf Neue Galerie Gladbeck, Gladbeck Rompone Art Space, Köln Kravets/Wehby Gallery, New York The Corridor, Reykjavik Kunstverein Siegburg, Siegburg Sammlung Philara, Düsseldorf Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr Rubell Family Collection, Miami 110 KETTERER KUNST Die Künstlerin Andrea Lehman beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit dem menschlichen Bewusstsein als Katalysator komplexer Sinneseindrücke und Realitäten im Medium der figurativen Malerei. Die Kompositionen der Künstlerin führen den Betrachter in oftmals verstörende Bildwelten, die die komplexen Verwandlungen des menschlichen Bewusstseins im Rahmen unserer gegenwärtigen Realität spiegeln. Ausgehend von subjektiven Betrachtungen versucht die Künstlerin dabei zu allgemeineren, existentiellen Fragestellungen zu gelangen. Das Bild wird zur psychologischen Rekonstruktion der erlebten Situation. Andrea Lehmanns zentrales Ausdrucksmedium ist der weibliche Körper, der in mädchenhafter Reinform bis hin zu surrealistisch anmutenden Deformationen erscheinen kann und einer eigenen Ästhetik folgt. Die entstellten oder in bedrückend düsteren Situationen präsentierten Mädchenkörper faszinieren nicht durch schöne Gefälligkeit, sondern durch Skurrilität und Erschütterung: Märchenhafte Poetik trifft auf morbide Freakshow. Unser Werk „Auf dem Stuhl mit Vogel“ (2007) zeigt ein einsames Mädchen im Nachtgewand, das in unschuldigem Weiß aus dem Dunklen Bildraum erstrahlt. Sinnend hält das Mädchen in beiden Händen einen schwarzen Vogel, dessen Gefieder ebenso nachtschwarz ist wie ihr langes, vielleicht vom Schlaf zerzaustes Haar. An ihren Stuhl gelehnt steht eine Flinte – ob diese für den Vogel bestimmt ist oder zum nächtlichen Schutz des einsamen Mädchens dient, bleibt jedoch ein unergründliches Mysterium. Die Kombination aus verschiedenen optisch und plastisch wirkenden Materialen, so der Einsatz von glänzendem Lack über dem glatten Gefieder des Vogels gegenüber dem wild aus dem Bildgrund hervorwachsenden schwarzen Kunsthaar über dem Mädchenschopf, erhöht die mystische Aura Andrea Lehmann, Diamantenkopfalien (2005) des Bildes. Besonders Kunsthaar als Symbol für Vitalität und Verfall, Wachstum und Endlichkeit kehrt als Material in den Gemälden Andrea Lehmanns immer wieder. Ihrer Zweidimensionalität enthoben, changieren die Bilder zwischen Realität und Vision, Unschuld und Albtraum. Formal verweisen die Arbeiten Lehmanns damit auf die „Neue Sachlichkeit“, den „Magischen Realismus“ und nicht zuletzt auch auf das zeitgenössisch populäre Genre der Mangas. Ähnlich dieser Kunstrichtungen führen uns auch die Bilder Andrea Lehmanns in faszinierende neue Welten, heraufbeschworen durch den magischen Prozess der Kunst. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Düsseldorf. 111 JULIA SCHMIDT 1976 Wolfen - lebt und arbeitet in Leipzig 852 Ohne Titel (crotch). 2007. Öl auf MDF. Verso signiert und datiert. 107 x 149 cm (42,1 x 58,6 in). PROVENIENZ: Casey Kaplan Gallery, New York. AUSSTELLUNG: Freisteller - Villa Romana Preisträger 2008 im Deutschen Guggenheim Berlin, 2008, S. 52. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.50 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten. € 8.000 - 10.000 $ 8.800 - 11.000 ZUR KÜNSTLERIN Vita 1976 geboren in Wolfen bei Leipzig 1995-1998 Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig 1998-2000 Glasgow School of Art, Glasgow Auszeichnungen 2006 Kunstpreis der Sachsen LB Galerien, Museen und Sammlungen (in Auswahl) Arario Collection Museum der Bildenden Künste, Leipzig Pérez Art Museum Miami Sammlung Deutsche Bundesbank Solomon R. Guggenheim Museum, New York Sammlung Philara, Düsseldorf Casey Kaplan Gallery, New York City 112 KETTERER KUNST Julia Schmidt ist eine der aufstrebenden und innovativen Künstlerinnen innerhalb der gegenwärtigen Figuration. Im Jahr 1995 schreibt sie sich an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst ein. Nach drei Jahren wechselt Julia Schmidt an die Glasgow School of Art, wo sie 2000 den Bachelor ablegt. Im Jahr darauf folgt das Diplom in Leipzig. Obwohl Julia Schmidt als figurative Malerin, die in Leipzig lebt und an der Hochschule für Grafik und Buchkunst ihre Ausbildung empfängt, prädestiniert für das Label „Neue Leipziger Schule“ wäre, verweigert sie sich der Zugehörigkeit zu den Künstlerkreisen um Neo Rauch. Sie begibt sich nicht ins Fahrwasser des mit Pathos getränkten, neosurrealen Stils der Leipziger Kollegen und lässt sich nicht von der kommerziellen Welle mittragen. Denn Julia Schmidt sucht ihren ganz eigenen Weg. Ihre Werke erscheinen nüchterner und schlichter als die der „Neuen Leipziger Schule“, befassen sich nicht selten auch mit Banalitäten und Nebensächlichkeiten, ohne Angst vor dem Schmutzigen. So auch bei unserem Bild, dessen Untertitel „crotch“, englisch für Schritt oder auch Astgabel, das die Nahaufnahme den Schritt eines Mannes zeigt, der gleich einer Astgabel mit gespreizten Beinen auf einem Stuhl sitzt. Kern dieser Bilder ist die Befragung von Malerei selbst: In ihren Gemälden interessiert sich Julia Schmidt, ausgehend von bestehenden Bildern wie Fotografien oder Videostills, für den malerischen Prozess und seine Wirkung. Dabei wird der Gegenstand bis an die Grenzen der Abstraktion verfremdet. Auch bei unserem Werk bedarf es eines zweiten Blicks, um die Kontur einem Sinn zuordnen zu können – nimmt das Auge auf den ersten Blick doch zunächst die spannungsvoll unterschiedlich malerisch behandelten Bildflecken eher ungegenständlich wahr. So entstehen Julia Schmidt, Still life (bowl, coin, bread) (2008) Werke von ergreifender Lakonie und zugleich großer sinnlicher Kraft, die den Betrachter in Gedanken über Wert und Sinn des Dargestellten versetzen. Julia Schmidt macht mit ihrer charakteristischen und eigenständigen Kunst mehr und mehr auf sich aufmerksam. Die 2006 mit dem Kunstpreis der Sachsen LB geehrte Malerin bespielt Einzelausstellungen beispielsweise in New York (2006, 2008), Berlin (2010) und Rom (2012) sowie 2007 im Museum der bildenden Künste in Leipzig. Julia Schmidt lebt und arbeitet in Leipzig. THOMAS SCHEIBITZ 1968 Radeberg - lebt und arbeitet in Berlin 853 Kranich. 2009. Acryl auf Leinwand. Auf der umgeschlagenen Leinwand signiert, datiert und betitelt sowie bezeichnet „519“. 60 x 50 cm (23,6 x 19,6 in). [FS]. PROVENIENZ: Geschenk des Künstlers an den Vorbesitzer. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.51 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird differenzbesteuert, zuzüglich einer Einfuhrumsatzabgabe in Höhe von 7 % oder regelbesteuert angeboten (N, R). € 7.500 - 9.500 $ 8.250 - 10.450 ZUM KÜNSTLER Vita 1968 geboren in Radeberg, Sachsen 1984-1987 Ausbildung zum Werkzeugmacher 1991-1996 Hochschule der Bildenden Künste, Dresden (Meisterschüler von Ralf Kerbach) Galerien und Museen (in Auswahl) Sprüth Magers, London Centre for contemporary art, Newcastle Parra & Romeo, Madrid Deichtorhallen Hamburg, Hamburg Tanya Bonakdar Gallery, New York Museum für Moderne Kunst, Frankfurt am Main Camden Arts Centre, London Musée d’ Art Moderne de Luxembourg Irish Museum of Modern Art, Dublin 51. Biennale di Venezia, Deutscher Pavillon (gemeinsam mit Tino Sehgal) 114 KETTERER KUNST Der international gefragte Gegenwartskünstler Thomas Scheibitz lotet die künstlerischen Positionen der Moderne in seinen Arbeiten neu aus. In seinem Werk entwickelt er eine neue Form der konzeptuellen Kunst, die zwischen den Polen Abstraktion und Figuration, der Plastik und der Malerei vermittelt und ihre Abgrenzungen neu auslotet. Seine Arbeiten lassen den Betrachter in biomorphen oder geometrischen Formgebilden einzelne Gegenstände oder ganze Welten erkennen, stellen illusionistische neben gegenstandslose Elemente. Dabei sind Farbe und Komposition die verbindende Klammer, die den Ausgleich der Gegensätze schafft. Auch in unserem Bild „Kranich“ stoßen durch den Titel geweckte figürliche Erwartungshaltung und nahezu kubistisch erscheinende Abstraktion aufeinander. Aus mehreren, übereinandergelegten Farbschichten ersteht der skulptural anmutende, länglich-gezackte Umriss, der erst im Zusammenhang mit dem Bildtitel an den aufgestellten Kamm eines Kronenkranichs denken lässt. Weniger der konkrete figürliche Bezug steht hier im Vordergrund, als die Herausarbeitung einer einprägsamen Form durch die Überlagerung mehrerer neonleuchtender und abgetönter Farbschichten. Scheibitz kehrt hier nahezu die von den Surrealisten wie Max Ernst genutzte Technik der Grattage ins Gegenteil. Bei dieser wird das Motiv in einem unterbewussten Vorgang mit dem Messer aus mehreren übereinanderliegenden Farbschichten herausgekratzt, die unterste Farbschicht wird zur eigentlichen Zeichnung erhoben. Bei Scheibitz hingegen sind die abstrakten Umrisse präzise aus den einzelnen Malschichten herausgearbeitet und schließlich durch eine schwarze Lineatur fixiert. Am Ende Thomas Scheibitz, Orbit I (2006) bietet die graffitiartige Komposition ein interessantes Spiel aus grafischen und malerischen, durchscheinenden und deckenden, matten und glänzenden Partien. Das traditionelle Medium der Ölmalerei wird durch den Einsatz von Textmarkern, Sprühfarbe oder Vinyllack von Scheibitz ins 21. Jahrhundert katapultiert. Auch in seinen Skulpturen verfolgt er diesen Ansatz. In Skulpturen wie „Otis I“ (2006) schafft er es, gleichzeitig an die Kunst von Marcel Duchamp oder Oskar Schlemmer zu erinnern wie futuristische Assoziationen zu wecken. „Meine Arbeit bewegt sich zwischen den Polen Zeitgenossenschaft und Zeitlosigkeit, zwischen Sinn und Nichtsinn“, sagt Scheibitz selbst zu seinem künstlerischen Ansatz (zit. nach: Ausst.-Kat. Thomas Scheibitz. ONE-Time Pad, MMK Museum für Moderne Kunst, Frankfurt am Main 29.9.201213.1.2013, S. 8). Spätestens seit seinem Auftritt auf der der 51. Venezianischen Biennale im Jahr 2005, als er gemeinsam mit Tino Sehgal den Deutschen Pavillon gestaltet, ist Scheibitz fest in der Szene der deutschen Gegenwartskunst etabliert. Seither sind die Arbeiten des Radebergers nicht nur auf dem Kunstmarkt, sondern auch in Museen äußerst gefragt und in vielen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen präsentiert. Thomas Scheibitz lebt und arbeitet in Berlin. 115 ANSELM REYLE 1970 Tübingen - lebt und arbeitet in Berlin 854 Soft Stripes. 2007. Acryl auf Leinwand. Verso signiert und datiert. 242 x 191 cm (95,2 x 75,1 in) Im Künstlerrahmen. Eines der wenigen auf Leinwand gemalten „Streifenbilder“. PROVENIENZ: Contemporary Fine Arts, Berlin (auf dem Keilrahmen mit Galerieetikett und Stempel). Privatsammlung (direkt beim Vorgenannten erworben). Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.52 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regelbesteuert angeboten (R). € 75.000 - 80.000 $ 82.500 - 88.000 ZUM KÜNSTLER Vita 1970 geboren in Tübingen Studium an den Staatlichen Akademien der Bildenden Künste in Stuttgart und Berlin 2009 Professor an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg Museen und Sammlungen (in Auswahl) Sammlung Daimler Contemporary, Berlin Foundation 20 21, New York Rubell Family Collection, Miami/Florida Sammlung Boros, Berlin Centre Pompidou, Paris Saatchi Gallery, London Contemporary Fine Arts Galerie, Berlin Deichtorhallen, Hamburg Modern Institute, Glasgow Kunsthalle Zürich, Zürich 116 KETTERER KUNST Anselm Reyle zählt zu den großen Shootingstars der Gegenwartskunst. Seine Arbeiten setzen sich aus von ihm aufgefundenen Materialien zusammen, die aus alltäglichen Kontexten, der Straße und Schaufensterdekorationen bekannt sind. So auch seine Streifenbilder, in denen intensive Farben mit Silberfolie, Spiegeln und verschiedenen anderen Materialien bearbeitet sein können. Bei der Konzeption seiner Bilder erprobt Reyle zunächst zahlreiche Variationsmöglichkeiten, legt scheinbar dissonant wirkende Farbstreifen nebeneinander, bis der von ihm gewünschte Effekt entsteht. Jede Komposition ist eine einzigartige Zusammenstellung aus Farb(dis)harmonien und optischen Effekten. So auch bei unserem „Streifengemälde“ im monumentalen, an die Historienmalerei des 19. Jahrhunderts gemahnenden Großformat, in dem leuchtend-stechende Neonfarben neben matt dunklen Rot- und Schwarztönen zu einer rhythmischen Abfolge kombiniert sind. Die aufgesprüht wirkenden Streifen haben keine hart voneinander abgesetzten Kanten, sondern verschwimmen zu einer geschlossenen Oberfläche ineinander. Der sich hieraus ergebende verwirrende optische Effekt erinnert in seiner Wirkung an die Bildschöpfungen der Op-Art der 1970er Jahre. Auch sonst schöpft das künstlerische Vokabular Reyles aus verschiedenen Strömungen der Kunst der Moderne, so u. a. dem Abstrakten Expressionismus und insbesondere der Farbfeldmalerei eines Barnett Newman, das sogenannte Color Field Painting. Anders als die auf dem Zufallsprinzip basierenden Streifenbilder der konzeptuellen Künstler der 1960er Jahre oder die aus computerbasierten Teilungen und Spiegelungen hervorgehenden Streifenbilder eines Gerhard Richter, wirken die ungewöhnlichen Farbkombinationen bei Barnett Newman, Vir heroicus sublimus (1951) Reyle in ihrer seriellen Rhythmisierung auch auf einer emotionalen Ebene unmittelbar ansprechend. Jede Farbe weckt andere Assoziationen, sie wird in den Zusammenstellungen der Streifenbilder immer neu kontextualisiert und Teil einer innovativen, individuellen künstlerischen Syntax wird: „Die Revisionen und Verarbeitungen des Kunstbegriffs, der Geschichte und künstlerischer Vorgängerpositionen gehören bei Anselm Reyle zu einer künstlerischen Praxis, bei der Fortschritt nicht geradlinig auf einen Endpunkt hin gedacht ist, sondern auf permanenter Transformation beruht - mit einer Ästhetik der Drastik, die der Zeitgenossenschaft verpflichtet ist und zugleich auf Zeitlosigkeit zielt.“ (zit. nach: Anna-Catherina Gebbers, Anselm Reyle. Streifenbilder. Stripe-Paintings 20032013, Contemporary Fine Arts Galerie, Berlin 2015, S. 11). Die Arbeiten Anselm Reyles erfahren im neuen Jahrtausend ein starkes Interesse, die Nachfrage nach seinen Werken steigt. Ab 2001 beschäftigt er zu deren Produktion ein Assistententeam und bezieht später ein großes Atelier, das auf die besonderen Herstellungsbedingungen seiner Werke zugeschnitten ist. 2009 findet die Serie der Streifenbilder aus breiten Blockstreifen ihren Abschluss. Bis 2013 folgen Bilder, in denen Reyle mit dünneren Streifen experimentiert und die diesen Werkzyklus endgültig abschließen. Seit Anfang 2014 hat Reyle sein künstlerisches Schaffen unterbrochen. 117 ANDRÉ BUTZER 1973 Stuttgart - lebt und arbeitet in Rangsdorf bei Berlin 855 Ohne Titel. 2013. Tempera auf Leinwand. Verso signiert und datiert. 100 x 100 cm (39,3 x 39,3 in). [ EL]. PROVENIENZ: Geschenk des Künstlers an den Vorbesitzer. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.53 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird differenzbesteuert, zuzüglich einer Einfuhrumsatzabgabe in Höhe von 7 % (Ersparnis von etwa 5 % im Vergleich zur Regelbesteuerung) oder regelbesteuert angeboten (N). € 7.500 - 8.500 $ 8.250 - 9.350 ZUM KÜNSTLER Vita 1973 geboren in Stuttgart Kataloge (in Auswahl) Christian Malycha: André Butzer. Nullstelle Malerei – Sein und Bild, Bielefeld 2013 Guido W. Baudach (Hg.): André Butzer, Berlin 2007 Galerien und Museen (in Auswahl) Neue Galerie Gladbeck, Gladbeck Galerie Max Hetzler, Berlin Galerie Christine Mayer, München Künstlerhaus. Halle für Kunst und Medien, Graz MOCA Museum of Contemporary Art, Los Angeles Xippas Gallery, Paris Kunsthistorisches Museum und CAC Contemporary Art Club, Wien Kestnergesellschaft, Hannover Kunsthalle Nürnberg 118 KETTERER KUNST André Butzer zählt zu den vielversprechenden Figuren der post-konzeptuellen Kunst der Gegenwart. 23-jährig wird er Mitglied der „Akademie Isotrop“, einer Gruppe junger, avantgardistischer Künstler mit Sitz in Hamburg (bis 2000). Er gehört auch zu den Herausgebern der Künstlerzeitschrift „Isotrops“. Zusammen mit Björn Dahlem hebt André Butzer zudem im Jahr 2001 das „Institut für SDI-Traumforschung“ aus der Taufe. Als Maler zeigt Butzer, dass er mit völlig verschiedenen Stillagen virtuos umzugehen versteht. Das Œuvre gliedert sich in zwei Komplexe, die unterschiedlicher nicht sein könnten, aber gleichermaßen überzeugen. Zunächst gibt es Werke, die Butzer selbst mit dem Terminus „Science-Fiction-Expressionismus“ belegt. Kraftvolle Farbigkeit, hohe Ausdrucksstärke und ein Changieren zwischen Figuration und Abstraktion kennzeichnen die Arbeiten, die an den Neoexpressionismus der 1980er Jahre anknüpfen. Butzer selbst sieht Künstler wie Henri Matisse, Friedrich Hölderlin, Henry Ford und den Comic-Großmeister Walt Disney als Anreger. Doch André Butzer beherrscht auch einen gänzlich anderen Stil: die geometrische Abstraktion. Reduzierte, stark vereinfachte Formgebilde vereinen sich dabei mit gestischem Duktus und einheitlichen Farbflächen zu ansprechenden Kompositionen. Die seit 2004 entstehenden geometrischen Arbeiten Butzers gehen dabei an die Grenzen des Mediums Malerei und sind Ausdruck eines ganz persönlichen, künstlerischen Universums, das auf die schrittweise Dekonstruktion der Welt zielt. Drastisch verfolgt der Künstler diesen Ansatz ab 2010, dem Beginn der „Nasaheim-Bilder“ oder kurz „N-Bilder“, zu denen auch unser Werk gehört. Das Nasaheim entsteht im Denken des Künstlers als fiktionaler, unerreichbar im All gelegener Ort, in dem Andre Butzer, Ohne Titel (2014) alle Widersprüche und Störungen der Welt in einem geklärten und ausgewogenen Bild zum Ausgleich kommen. Damit stellen auch die in den Bildern vorkommenden Dualitäten zwischen Schwarz und Weiß, Streifen und Quadrat, Bildfläche und Bildfeld eigentlich keine Gegensätze dar. Es geht um den einheitlichen Zusammenklang, die versöhnende Bildeinheit, wie Butzer in einem Interview selbst sagt: „Ich lehne es ab ‘schwarzweiße Bilder’ zu sagen. Ich kann das gar nicht aussprechen, das hört sich an wie Graphikdesign. Das Gegenteil ist der Fall, da ist kein Kontrast und kein Design, kein Schwarzweiß. Ich sehe etwas einheitlich Tönendes. Über Horizontal-Vertikal denke ich nie nach und habe weder Schwarz noch Weiß im Kopf. Das sind dualistische Kategorien, die ich nicht sehe. Ich sehe nur Farbe.“ (zit. nach: Christian Malycha: André Butzer. Nullstelle Malerei - Sein und Bild, Bielefeld 2013, o. S.). Die Bilder sind nicht als serielle Reihung zu verstehen, sondern als Teile einer Typologie. Jedes N-Bild ist in seiner Anlage der Felder, der Länge und Breite der Streifen und dem Farbauftrag individuell gestaltet, ein Unikat. Die Malereien von André Butzer, der auch als N-Hölderlin, Henry Butzer oder Calvin Cohn an die Öffentlichkeit tritt, werden in jüngerer Zeit vermehrt auf Einzelausstellungen gezeigt. André Butzer lebt und arbeitet in Rangsdorf bei Berlin. 119 ROBERT LONGO 1953 New York - lebt und arbeitet in New York 856 Bikini Atoll (Baker) A. 2002. Kohlezeichnung. Rechts unten signiert und datiert sowie links unten betitelt. Auf Transparentpapier. 48 x 60,7 cm (18,8 x 23,8 in), Blattgröße. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.55 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten. € 35.000 - 40.000 $ 38.500 - 44.000 ZUM KÜNSTLER Vita 1953 geboren in Brooklyn, New York Auszeichnungen 2010 Officier de Líordre des Arts et des Lettres (verliehen vom französischen Kultusministerium) 2005 Kaiserringstipendium Goslar Museen und Sammlungen (in Auswahl) Albertina, Wien Albright-Knox Art Gallery, Buffalo Centre Georges Pompidou, Paris Guggenheim Museum, New York Jüdisches Museum Berlin, Germany Ludwig-Forum fur Internationale Kunst, Aachen Musée d’Art Contemporain, Montreal Museum of Modern Art, New York Saatchi Collection, London Stedelijk Museum, Amsterdam Tate Gallery, London The Whitney Musem of American Art, New York 120 KETTERER KUNST Die meisterhaft gezeichneten Werke Robert Longos konfrontieren den Betrachter mit den Faszinationen, düsteren wie heiteren, dieser Welt. Schon frühzeitig entwickelt der junge Longo eine Faszination für die Massenmedien seiner Zeit. Besonders Fernsehserien, Filme, Zeitschriften und Comics haben es dem jungen New Yorker angetan, wobei diese Einflüsse bis heute deutlich in seinem Werk nachzuvollziehen sind. An der University of Texas beginnt Longo seine Ausbildung, die er jedoch ohne Abschluss vorzeitig abbricht. Kurz darauf lernt er die Bildhauerin Leonda Finke kennen, bei der er eine Ausbildung anfängt. Finke ist überzeugt von Robert Longos Talent und bekräftigt ihn, seine Karriere als bildender Künstler voranzutreiben. 1972 erhält der junge Künstler ein Stipendium an der Accademia di Belle Arti in Florenz. Longos Experimentierfreude mit allen Genres der künstlerischen Ausdrucksform sowie sein Interesse am Leben der Menschen in der Großstadt ist besonders in den 1970er und 1980er Jahren zu spüren. Er ist Gitarrist der experimentellen Punkband „Robert Longo‘s Menthol Wars“ und beschäftigt sich mit der Regie von Musikvideos, wie für Megadeth und R.E.M., sowie dem Design von CD-Covern. Seinen ersten eigenen öffentlichen Erfolg feiert er, ebenfalls in den 1980er Jahren, mit der Serie „Men in the cities“, einer Folge von Porträts scharf konturierter Männer in Anzügen, die in sich windenden und verdrehten Posen dargestellt werden. Weitere grafische Serien und Arbeiten, wie „Black Flags“ (1989-91), übergroße „Bodyhammers“ (1993-95) sowie das „Magellan“ Projekt folgen. Schon 1989 wird der Künstler im Los Angeles County Museum of Art mit einer Retrospektive geehrt. Im Jahr 2004 sind seine „Monsters“, riesige brechende Wellen, sogar Teil der Whitney Biennial. Es folgen immer wieder eine Vielzahl von Ausstellungen, wie etwa 2009 im Musée D‘Art Moderne et D‘Art Contemporain de Nice in Frankreich. Auch wenn Longo sich von der Bildhauerei abgewendet hat, ist bei „Men in the cities“, wie auch in seinen jüngeren Projekten, deutlich der Einfluss der Formensprache seiner eigent- Robert Longo, Ohne Titel (Home, Earth 5) (2005) lichen künstlerischen Ausbildung erlebbar. Die auf Schwarzweiss reduzierten Motive seiner fotorealistischen Kohlezeichnungen erscheinen in ihrer Schärfe und Plastizität nahezu skulptural. Seine Kohlezeichnungen zeigen dabei zugleich Schrecken und Schönheit der Natur sowie die von Menschen geschaffenen technischen Möglichkeiten zu deren Beeinflussung. Mächtige Monsterwellen, Haifische, KampfjetPiloten, Revolvermündungen oder, wie bei unserem Werk, das bedrohliche Bild einer Atombombenexplosion. Der Titel „Bikini-Atoll“ (2002) verweist auf den gleichnamigen Ort im pazifischen Ozean, der in den 1940er und 50er Jahren als Schauplatz zahlreicher Atomwaffentests der USA bekannt wurde und nach dem der zweiteilige Bikini-Anzug benannt ist. Unser Werk spiegelt in Darstellung und Titel damit die Doppeldeutigkeit des gesamten Werks Longos wieder, das neben den düsteren Motiven auch Darstellungen schlafender Kleinkinder, Rosenblüten und gotischer Kathedralen kennt. Anschaulich wird hier die zwischen Schwarz und Weiß, Gut und Böse changierende Situation der Welt, in der wir leben. Zugespitzt findet sich dieser Gedanke auch in Longos beeindruckender Darstellung der Erde vom Weltall aus betrachtet, die mit Wirbeln eines Hurrikans überzogen ist. Unerbittlich und seismografisch genau stellt Longo den Zustand unserer Welt dar. Immer wieder verleiht er dabei den Angst- und Sehnsuchtsgefühlen des Betrachters Form und Ausdruck und trifft ihn dabei mit voller Wucht. Der New Yorker Longo selbst fühlt sich in seinem Schaffen von Vito Acconci, Robert Smithson, Sol Le Witt, Edward Hopper, Egon Schiele sowie den Vorbildern griechischer und römischer Skulpturen beeinflußt. Der Künstler arbeitet und lebt in New York. 121 CHRIS SUCCO 1979 Düsseldorf - lebt und arbeitet in Düsseldorf 857 Lipstick Vogue. 2014. Öl und Lack auf Leinwand. Verso signiert und datiert sowie mit Richtungspfeil. Auf Keilrahmenetikett typografisch betitelt und nochmals datiert. 171,5 x 141,5 cm (67,5 x 55,7 in). [CB]. Mit gelber Künstlerleiste gerahmt. PROVENIENZ: Privatsammlung USA. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.56 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regelbesteuert angeboten (R). € 18.000 - 20.000 $ 19.800 - 22.000 ZUM KÜNSTLER Vita 1979 geboren in Düsseldorf 2003-2009 Kunstakademie Düsseldorf (Meisterschüler bei Georg Herold) 2010-2012 Royal College Of Art, London (Studium bei Richard Wentworth) Auszeichnungen 2010 EHF Stipendium, KonradAdenauer- Stiftung, Berlin 2009 dHCS Atelierstipendium, Kunstverein Düsseldorf 2008 Kunstförderpreis, Stadt Neuss Galerien, Museen und Sammlungen (in Auswahl) The Journal Gallery, Los Angeles Almine Rech Gallery, Brüssel/ London/Paris Hamburg Kennedy Photographs, New York Museum Kunstpalast, Düsseldorf Sammlung Alison und Peter W. Klein, Eberdingen Sammlung der Stadt Neuss Kunstverein Heppenheim, Heppenheim 122 KETTERER KUNST Chris Succo ist ein Meister der Abstraktion. Seine Arbeiten sind geprägt durch das Studium in Düsseldorf bei dem figürlich-abstrakt arbeitenden Plastiker Georg Herold und dem Objektkünstler Richard Wentworth in London. Seine Skulpturen und Gemälde setzt Succo des Öfteren in einer vortrefflichen Weise miteinander in Beziehung oder kombiniert diese gar. Dabei verwendet er Materialien wie Aluminium, Ölfarbe, Leinwand oder auch Stahl in einer gedeckten Farbpalette von mattem oder glänzendem Schwarz bis Weiß. Succos Gemälde legen deutlich den Malprozess offen: Breite und dünne weiße Pinselstriche zeigen die Dynamik der Bewegung auf schwarzem Untergrund, der zumeist nicht vollständig überdeckt ist. An einzelnen Stellen erhebt sich die Farbe zu dick schimmernden Tropfen - die, durch den Titel unseres Werks „Lipstick Vogue“ (2014), vielleicht an die samtige Textur von Lippenstift erinnern. Succos Gemälde wecken in ihrer dynamischen Struktur dabei Assoziationen zu der lyrisch-gestischen Abstraktion der Nachkriegszeit, wie den Farbdrippings des Jackson Pollock. Der dynamische Herstellungsprozess wird bei beiden gleichermaßen deutlich. Gleichzeitig strahlt unser, in einem reinen Weiß gehaltenes Werk eine besondere ausgewogene Ruhe aus. Dies resultiert aus der beständigen Wiederholung von Form und Technik sowie der gedeckten Tonalität des Werks. Jedes Bild von Chris Succo, wenn stilistisch auch verwandt, erreicht dabei in seiner jeweiligen Strukturierung eine beeindruckende Individualität, die die jeweils momenthafte Pinselbewegung des Künstlers einfängt und von zeitloser Schönheit ist. Chris Succos Erfolg zeigt sich schon während seines Jackson Pollock, Herbstrhythmus (1950) Studiums in Deutschland, als ihm First Floor Contemporary in Düsseldorf bereits 2007 eine Einzelschau widmet. National wie auch international lässt der Erfolg nicht lange auf sich warten: Weitere Einzelausstellungen 2011 in Berlin, 2012 in Oslo, 2013 in Genf und London, 2014 in New York sowie 2015 in Brüssel belegen die stete Steigerung der Anerkennung seiner Werke. Die Teilnahme an Gruppenausstellungen wie 2009 in der Bundeskunsthalle in Bonn und im Märkischen Museum Witten, 2010 im Museum Kunstpalast in Düsseldorf sowie bei Schauen in Vancouver, 2011 in Ramsgate, 2012 in Prag, 2013 in Mailand, Paris, Los Angeles und Miami, 2014 in Mexico City sowie 2015 in New York bestärken sein internationales Renommee. Chris Succo erhält zahlreiche Preise, Auszeichnungen und Stipendien, so 2008 den Kunstförderpreis der Stadt Neuss, 2009 das dHCS Atelierstipendium des Kunstvereins Düsseldorf, 2010 das EHF Stipendium der KonradAdenauer-Stiftung sowie die Carte Blanche des Kunstvereins Schichtwechsel in Liechtenstein. Chris Succo lebt und arbeitet in Düsseldorf. 123 MARKUS SELG 1974 Singen - lebt und arbeitet in Berlin 858 Searching for Ruwenzori. 2010. Druck. Sublimationsdruck auf Stoff. Verso auf der umgeschlagenen Leinwand signiert, datiert und betitelt. 195 x 260 cm (76,7 x 102,3 in). [ FS]. PROVENIENZ: Galerie Guido W Baudach, Berlin, 2011. AUSSTELLUNG: Gesamtkunstwerk: New Art from Germany, Saatchi Gallery, 18. November 2011 – 15. April 2012. Searching For Ruwenzori, Galerie Guido W Baudach, 22. Januar – 5. März 2011. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.57 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten. € 4.000 - 6.000 $ 4.400 - 6.600 ZUM KÜNSTLER Vita 1974 geboren in Singen, Baden 1996 – 2000 Akademie Isotrop, Hamburg (Co-Herausgeber des Magazins Isotrop) Seit 2000 Gründung imd Dirketion des Verlags Possible Press, Berlin Auszeichnungen 2010 Künstler- und Atelierstipendium, Meet Factory Atelier’s Programme, Prag 2005 Stipendium von Kunstzeitraum, PIN, Freunde der Pinakothek der Moderne, München Galerien Und Museen (in Auswahl) The Saatchi Gallery, London Kunstverein Heppenheim, Heppenheim Galerie Guido W. Baudach (Charlottenburg), Berlin Vilma Gold, London Galerie Christine Mayer, München Oldenburger Kunstverein, Oldenburg Galerie Christian Nagel, Köln Galerie Cokkie Snoei, Rotterdam Jack Tilton / Anna Kustera Gallery, New York Sammlung Goetz / Neuer Berliner Kunstverein, Gelsenkirchen CAPC musée d’art contemporain de Bordeaux, Bordeaux Staatsgalerie Moderne Kunst, Augsburg 124 KETTERER KUNST Markus Selgs Arbeiten fordern den Betrachter heraus über die umfassenden Fähigkeiten moderner Kunst im Spannungsfeld zwischen Natur und Kunst und die Determination des menschlichen Seins zu reflektieren. Seine mythenbasierten Drucke, Skulpturen und Videoarbeiten speisen sich aus immer wiederkehrenden Themen der Kunst- und Menschheitsgeschichte – so die Nacht, Sex, Leben und Tod. Durch den Verbund von traditionellen Herstellungstechniken und modernster Computertechnologie entstehen medial wie inhaltlich vielschichtige Skulpturen und Bilder, die an die farbtiefen und symbolträchtigen Kompositionen der Romantik und des Expressionismus erinnern. Unser Werk „Searching for Ruwenzori“ (2010) ist das Herzstück einer gleichnamigen Ausstellung, die 2011 in der Galerie Guido W. Baudach in Berlin präsentiert wird. Das großformatige Bild mit zwei halbnackten menschlichen Figuren in wilder Natur ist am Computer generiert, deutlich zu sehen an den eingearbeiteten Fragmenten von Skulpturen und Wandmalereien. Hierdurch wird ein verfremdender Effekt erzielt, der gleichsam die symbolträchtige Vielschichtigkeit des Bildes eröffnet. Deutlich werden Bezüge zu Darstellungen Adams und Evas vor dem Baum des Lebens aufgemacht, wie zu den Südseebildern von Paul Gauguin, dessen lichte Farbigkeit bei Selg jedoch in ein mystisches Dunkel verkehrt ist. Die isoliert voneinander stehenden Figuren werden begleitet von seltsamen Details, einem einzeln stehenden Baumstumpf und vegetativen Flechten, die eine symbiotische Beziehung zwischen Mann und Baum generieren und dem Bild eine nahezu Markus Selg, Ausstellungsansicht Galerie Guido W. Baudach „Searching fur Ruwenzori“ (2011) surreale Aura verleihen. Ruwenzori ist dabei kein fiktiver Ort, sondern der Name der drittgrößten Gebirgskette Afrikas, gelegen zwischen dem Kongo und Uganda. 1888 entdeckt Henry Morton Stanley die reiche Flora und Fauna des Landschaftsstreifens, der in der Vorstellung Selgs zur Projektionsfläche träumerischer und abenteuerlicher Unternehmungen wird. Neben unserem Werk werden in der Ausstellung, neben weiteren kleinformatigeren Bildern, auch der Kurzfilm „Habima Fuchs“ und die aus Gips und Holz geformte Skulptur „Eva“ präsentiert, die in ihrer schamvollen Körperhaltung an die Frauenfigur unseres Werks erinnert und mit dieser in Dialog tritt. Unser Werk „Searching for Ruwenzori” wie die gleichnamige Ausstellungskonzeption lassen den Betrachter in Selgs mystisch-paradiesisches Konzept der Welt eintauchen, dessen Textur durch einzelne Versatzstücke der Kultur und Menschheitsgeschichte verrätselt ist und gleichsam zur Metapher der Suche des Künstlers nach Erneuerung wird. Markus Selg präsentiert seit 1997 seine Werke in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen. Zuletzt waren die Arbeiten Selgs in Einzelausstelungen bei Freiraum in Berlin und De Hallen in Haarlem (2015) zu sehen. Markus Selg lebt und arbeitet in Berlin. 125 FANGBAI ZHANG 1965 Hengyang, Provinz Hunan (China) - lebt und arbeitet in Peking 859 Ohne Titel. 2014. Tusche. Rechts unten signiert und datiert. Auf graumeliertem handgeschöpftem Papier, auf Velin kaschiert. 69 x 162 cm (27,1 x 63,7 in), Blattgröße. PROVENIENZ: Galerie Philine Cremer, Düsseldorf (2015). Privatbesitz Westdeutschland. ZUM KÜNSTLER Vita 1965 geboren in Hengyang/Hunan, China Bis 1991 China Central Academy of Fine Arts, Peking, China 1991-1995 Dozent für Kunst, Hengyang Normal University, China 1995-2001 Dozent für Kunst, Tianjin Academy of Fine Arts, China Seit 2001 Professor für Kunst und Design, Youth Politics College, Peking, China Galerien und Museen (in Auswahl) Galerie Philine Cremer, Düsseldorf Asia Art Center, Beijing/Taipei Galleri Astley, Uttersberg AUSSTELLUNG: #eagles #ink #personality #faceit. Zhang Fangbai, Galerie Philine Cremer, Düsseldorf, 11.7.-1.9.2014. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 15.58 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten. € 6.000 - 8.000 $ 6.600 - 8.800 126 KETTERER KUNST Beijing Cocolan Art Center, Peking Sara Hildén Art Museum, Tampere National Art Museum of China, Peking University of California Art Museum, Californien Duolun Museum, Shanghai 55. Biennale von Venedig 2013, Venedig Mit seinen über lange Jahre variierten Adler-Bildern, die die spirituelle Suche des Künstlers widerspiegeln, begründet Zhang Fangbai eine neue Tendenz in der zeitgenössischen chinesischen Kunst. In einer der ersten Studentengenerationen nach der Kulturrevolution Chinas wird Fangbai an der China Central Academy of Fine Arts in Peking in der Ölmalerei ausgebildet. Die tief in der traditionellen chinesischen Malerei verwurzelte Adler-Serie, mit der sich Zhang Fangbai seit Mitte der 1990er Jahre auseinandersetzt, stellt den Versuch dar, die Spiritualität früherer Künstlergenerationen wieder aufzugreifen und ihr in der zeitgenössischen chinesischen Kunst erneut gesteigerte Bedeutung zuzumessen. In seinen auf den Grundtönen Schwarz und Weiß basierenden Werken verknüpft Fangbai die Techniken der Ölmalerei und Kunstgrafik mit der traditionellen chinesischen Tusche-Stilistik. Das meist stark abstrahierte Motiv des Adlers oder auch das des Fischs in all seinen Variationen ist Ausgangspunkt tief gründender Reflexionen des Künstlers und der Versuch, innere Gefühlsregungen wiederzugeben. Der Adler ist in der chinesischen, wie koreanischen und japanischen Symbolik das traditionelle Symbol für Stärke und Unabhängigkeit. Der aus ausdrucksstarken Formen zusammengesetzte Adler in unserem Werk im weiten Breitformat spiegelt diese Bedeutung in den majestätisch aufgespannten Schwingen wieder. In der Aufgelöstheit ihrer Form erscheinen die Schwingen wie von kräftigen Windböen zerzaust, denen sie jedoch kraftvoll trotzen. Der Adler wird so gleichsam zum symbolhaften Repräsentanten eigener Erfahrungen, dem zeitgenössischen Leben und der chinesischen Geschichte. In der Adlerserie Fangbais folgt nach einer Phase der Erstarrung, auf die die Titel „Solidification“ verweisen, der Themenkomplex „Dispersion“, der 2013 unter anderem in der Ausstellung „Standpoint“ in der Meilun Art Gallery in Changsha zu sehen ist. Das Asia Art Center in Peking, die Galerie Astley in Uttersberg und die Galerie Philine Cremer in Düsseldorf, die Fangbai seit etlichen Jahren vertritt, widmen dem Künstler weitere Einzelausstellungen. Der in China hoch angesehene Künstler erhält zahlreiche Ehrungen und stößt auch im Westen auf zunehmende Bewunderung. Seine Werke sind in der Ausstellung „Culture.Mind.Becoming“ auch auf der 55. Biennale von Venedig 2013 zu sehen. Nach langjährigen Lehrtätigkeiten an der Hengyang Normal University und der Tjanjin Academy of Fine Arts, ist Fangbai zudem seit 2001 Professor für Kunst und Design am Youth Politics College in Peking, wo der Künstler lebt und arbeitet. 127 NORBERT BISKY 1970 Leipzig - lebt und arbeitet in Berlin 860 Ohne Titel. 1999. Öl auf Leinwand. Verso signiert und datiert. 140 x 200 cm (55,1 x 78,7 in). [ EL]. Wir danken der Galerie Crone, Wien, für die freundliche Auskunft. PROVENIENZ: Galerie Michael Schultz, Berlin. Privatsammlung Rheinland-Pfalz. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 16.00 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten. € 20.000 - 30.000 $ 22.000 - 33.000 ZUM KÜNSTLER Vita 1970 geboren in Leipzig, DDR 1994-1999 Freie Kunstschule Berlin (Meisterschüler bei Georg Baselitz) 1994-1995 Salzburger Sommerakademie (Studium bei Jim Dine) 2008-2010 Gastprofessor an der Haute École d\u146 Art et de Design, Genf 2013-2014 Gastprofessor an der International Summer Academy of Fine Arts, Salzburg 2015 Gastprofessor an der ACSA Autocenter Summer Academy, Berlin Auszeichnungen 2000 Stipendium der Stiftung Künstlerdorf Schöppingen Galerien, Museen und Sammlungen (in Auswahl) Koenig & Clinton, New York Burger Collection, Berlin Museum Ludwig, Köln Museum of Modern Art, New York Sammlung Deutsche Bank, Frankfurt Museum der Bildenden Künste, Leipzig Galerie Daniel Templon, Brüssel/ Paris Givon Art Gallery, Tel Aviv Kunsthalle Rostock, Rostock Kunsthalle Memmingen, Memmingen Leo Koenig Inc., New York Chelsea Kunstraum, Köln Frissiras Museum Athen, Athen Museum Junge Kunst, Frankfurt an der Oder Palm Springs Art Museum, Palm Springs 128 KETTERER KUNST Norbert Bisky, einer der international erfolgreichsten jungen deutschen Künstler, wird 1970 in Leipzig als zweiter Sohn des damaligen SED Politikers Lothar Bisky geboren. Nach der Wende, durch welche für den damals gerade 19-jährigen Bisky eine im Sinne des Kommunismus durchorganisierte Jugend ein abruptes Ende findet, besucht er die Freie Kunstschule Berlin und studiert bei Georg Baselitz. Bereits wenige Jahre später gelingt Bisky mit seinen in eine helle Farbigkeit getauchten Gemälden der Durchbruch auf dem nationalen und bald auch internationalen Kunstmarkt, nicht zuletzt auch durch die technische Brillanz seiner Bilder. Diese sind gekennzeichnet durch eine helle, pastellige Farbpalette sowie Motive von Jugend und Kraft, transportiert durch blonde Jünglinge in athletischen Posen oder bei sportlicher Betätigung, die das Bild einer heilen Welt zeichnen. Gebrochen wird dieser Eindruck durch Anklänge an eine faschistische Ästhetik sowie Parallelen zum sozialistischen Realismus, die insbesondere in Deutschland auch auf heftige Kritik stoßen. Mit eben diesen Klischees setzt sich Bisky in seinem Werk kritisch auseinander. Die Vitalität versprühenden blonden Jünglinge suggerieren scheinbare Freiheit und Lebenslust in einer unbeschwerten Welt, gleichzeitig schaffen die Typisierung der Figuren und die von gleißendem Licht erfüllten Szenerien eine eigentümliche Distanz. Zwar entsteht das hier angebotene Gemälde von 1999 noch in der Meisterschülerzeit Biskys, doch ist es weit davon entfernt ein Studienwerk zu sein: Virtuos beherrscht der Künstler sein Metier. Bereits hier etabliert der Künstler den für seine Werke charakteristischen monochrom gehaltenen Hintergrund, der in den frühen Gemälden häufig einen satten Gelbton aufgreift, hier jedoch schon den kla- Norbert Bisky, Böses Land (2002) ren himmelblauen Fond späterer Arbeiten zeigt. Das in pastelligen Farben Dargestellte oszilliert zwischen ländlicher Idylle und fragender Ungewissheit – was ist die Agenda des einsamen, in die Ferne blickenden Jünglings? Ist es ein reiner Sonntagsspaziergang oder verbirgt sich mehr hinter dem Motiv? Selbiger Effekt wird auch durch menschenleere Bildräume erreicht wie bei „Böses Land“ (2002) erreicht - scharf stehen sich hier Dunkel verheißender Titel und die sonnendurchflutete Leichtigkeit eines Sommertages gegenüber. Bisky selbst hat die unnachahmliche Wirkung jener in surrealem Licht erstrahlenden Arbeiten einmal als „mit Lenor gewaschen“ umschrieben - eine reine Fassade, gewiss, aber man spürt, dass dahinter ein dunkler Abgrund verborgen liegt. Den Arbeiten Norbert Biskys sind im neuen Jahrtausend zahlreiche Einzelausstellungen mit Katalogpublikationen gewidmet. Seine Werke befinden sich in einer Vielzahl renommierter internationaler Sammlungen. Zudem nimmt Norbert Bisky mehrere Gastprofessuren an wichtigen europäischen Kunstakademien wahr. Der Künstler lebt und arbeitet in Berlin. 129 ALEX MIRUTZIU 1981 Sibiu (Rumänien) - lebt und arbeitet in London und Cluj-Napoca 861 Sockface. 2010. Farbfotografie auf Kunststoff-Leuchtkasten. Eines von 3 Exemplaren. 44,5 x 59,8 x 13,4 cm (17,5 x 23,5 x 5,2 in). Funktionstüchtig. PROVENIENZ: Galerie Rüdiger Schöttle, München. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 16.01 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regelbesteuert angeboten (R). € 5.000 - 7.000 $ 5.500 - 7.700 ZUM KÜNSTLER Vita 1981 geboren in Sibiu, Rumänien Bis 2004 University of Art and Design, Cluj-Napoca (Rumänien)/ Akademie der Bildenden Künste, Cuenca (Spanien) 2004-2008 Huddersfield University, Huddersfield (GB) Auszeichnungen 2008 Best Independent Artist Award, Optica International Video Art Festival, Spanien Galerien und Museen (in Auswahl) Sabot Gallery, Cluj Galerie Barbara Seiler, Zürich Galerie Rüdiger Schöttle, München IASPIS, Lucie Fontaine Studio, Stockholm 130 KETTERER KUNST Alex Mirutziu ist ein überwiegend in den Bereichen Performance und Installation transgressiv agierender Künstler. Sein Körper wird dabei nicht selten Bedeutungsträger politischer oder sozialkritischer Hintergründe, die oft in selbst-destruktiven, obszönen Aktionen zum Ausdruck kommen. Nach seinem Studienabschluss im Bereich Physical Theatre und Performance an der Huddersfield University in Großbritannien, arbeitet Alex Mirutziu mit verschiedenen Medien. Sein Werk umfasst unter anderem fotografische Selbstporträts, Live-Performances, Skulpturen, Gemälde und medienkritische Videoinstallationen. Dabei beschäftigen den Künstler vorzugsweise Themen rund um den Körper, für die er prozessuale Ausdrucksformen findet - Mediation, Interaktion und Konfrontation sind hierfür zentrale Ausdrucksschemata. Neben Werken, die gesellschaftliche und politische Realitäten widerspiegeln, sind auch persönliche Erinnerungen und das eigene Leid immer wieder zentrale Problematiken der Arbeiten Alex Mirutzius. Die visuell vereinnahmende Videoarbeit „Tears are precious“, die unter anderem 2007 im Brukenthal Museum ausgestellt wird und mit der Mirutziu 2008 auf dem Optica International Video Art Festival mit dem Best Independent Artist Award ausgezeichnet wird, zeigt den Künstler weinend in einer Art Selbstporträt, das auf geschickte Weise die Dialektik Innen-Außen beziehungsweise Fühlen-Zeigen thematisiert. Aus einem solchen Gedankenkreis stammt auch unsere Arbeit „Sockface“ (2010), die Teil der ersten Einzelausstellung des Künstlers in Deutschland in der Galerie Rüdiger Schöttle in München unter dem Titel „Some kill their love when they are young“ ist. Der Titel der Ausstellung nimmt Bezug auf Oscar Wildes Gedicht „The Ballad of Reading Gaol“, in dem Wilde seine Inhaftierung im Gefängnis von Reading verarbeitet, in das er wegen seiner Homosexualität zu zwei Jah- Alex Mirutziu, Tears are precious, SD Video 2.55 min (2007) ren harter Zwangsarbeit verurteilt worden war.Im Jahr 2009 begründet Alex Mirutziu die Idee „29 collective“, in deren Rahmen er sich mit einem Hyper-Objekt, sich selbst mit 29 Jahren, assoziiert, um so in gewisser Weise auch kollektive Aktionen durchführen zu können. Dabei adressiert er insbesondere das Hier und Jetzt, aber auch die Idee einer nie stattfindenden Realität. So untersucht er beispielsweise die Ruhe des Publikums während einer nie stattfindenden Aufführung im Rahmen der Performance „Pending work #7“ im IASPIS, Stockholm. Auf paradoxe Weise wird der Betrachter Teil der Performance, obgleich es bei einer nicht aufgeführten Performance auch kein Publikum geben kann. Seine Werke und Performances werden von bedeutenden Institutionen beherbergt, darunter das Royal College of Arts in London, die Kunsthalle Budapest und das Centre for Contemporary Art sowie das National Museum in Warschau. Zuletzt ist Alex Mirutziu mit einer Performance „The Finnish Method“ im Palazzo Correr auf der Biennale von Venedig (2015) vertreten. Der Künstler lebt und arbeitet in London und Cluj-Napoca. 131 MARTIN KLIMAS 1971 Singen - lebt und arbeitet in Düsseldorf 862 Ohne Titel (Lenticular #5289). 2014. Lentikular-Druck. Verso signiert, datiert, betitelt und nummeriert. Eins von drei Exemplaren. Gesamtmaß im Alurahmen: 169 x 110,5 cm (66,5 x 43,5 in). PROVENIENZ: Cosar HMT, Düsseldorf. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten. € 4.000 - 6.000 $ 4.400 - 6.600 ZUM KÜNSTLER Vita 1971 geboren in Singen am Hohentwiel 1992-1998 Fachhochschule Düsseldorf (Visuelle Kommunikation und Fotografie) Galerien und Museen (in Auswahl) Foley Gallery, New York Other Gallery, Peking/ Shanghai Pavlov’s Dog, Berlin Andy Warhol Museum, Pittsburgh Galeria Suzy Shammah, Mailand Cosar HMT, Düsseldorf Mönchehaus Museum, Goslar Museum Kunst Palast, Düsseldorf Kunsthaus Hamburg, Hamburg 132 KETTERER KUNST Martin Klimas ist zweifellos einer der interessantesten Vertreter der zeitgenössischen Fotografie. Schon während seines Studiums an der Düsseldorfer Fachhochschule zeigt sich Martin Klimas herausragende Begabung. Stets arbeitet er in fotografischen Serien, die leitmotivisch und konzeptuell Bewegung thematisieren. Die Bildreihe „Foulard“ etwa hält fallende Seidentücher als abstrakte, irritierend gewölbte Strukturen fest. In „Vögel“ zeigt Klimas völlig neuartige, nahezu übernatürlich anmutende Raubvogelporträts, mittels einer Lichtschranke im Flug festgehalten. Die Serie „Blumenvasen“ widmet sich dagegen einem klassischen Stilllebenmotiv, das Martin Klimas im Moment seiner Zerstörung durch den Beschuss mit Stahlkugeln ablichtet. Ebenso interessiert Klimas bei seinen zu Boden stürzenden „Porzellanfiguren“ der Augenblick der Destruktion. Mit solchen Aufnahmen zeigt sich Martin Klimas als bedeutender Vertreter der Hochgeschwindigkeitsfotografie, die maßgeblich von Köpfen wie Harold E. Edgerton geprägt wurde. Mit der Kymatik, der Wissenschaft von der Visualisierung von Tönen, befasst sich Martin Klimas in seinen beiden berühmtesten Bildserien, den „Sonic Sculptures“ und den „Sinustönen“. Bei den zuerst genannten Arbeiten legt er eine aufgespannte Leinwand über einen Lautsprecher, begießt diese mit Farbe und versetzt sie durch die große Lautstärke eines Musikstücks in Schwingung. Die Farbbewegungen erfasst Klimas dann in hochgradig ästhetischen, expressiv-abstrakten Fotografien. In der nicht minder ausdrucksstarken Serie „Sinustöne“ geht Klimas noch einen Schritt weiter: Hier fotografiert er die Wellenformen, die Sinustöne im Wasser erzeugen. Kunst und Wissenschaft reichen sich im Oeuvre von Martin Klimas die Hand. So auch bei unserem Werk aus der Serie der“ Lenticulars“, bei dem die Technik des Lentikulardrucks Harold E. Edgerton, Gus Solomons (1970) im Verbund mit der Bewegung des Betrachters vor dem Bild zu einprägsamen und immer neuen optischen Reizen führt. Mittels winziger optischer Prismen wird hier ein dreidimensionaler Eindruck erzeugt, der ohne weitere optische Hilfsmittel und ähnlich eines „Wackelbildes“ nur durch die Bewegung des Betrachters vor dem Bild erzeugt wird. Zuletzt sind die Arbeiten dieser Reihe in der Ausstellung „Lenticular/Poalrization“ bei Cosar HMT in Düsseldorf (2015) zu sehen. Martin Klimas ist mit seinen außergewöhnlichen Fotografien seit Anfang des neuen Jahrtausends in mehreren Gruppen- und Einzelausstellungen vertreten und gerade in jüngster Zeit sehr erfolgreich. Zuletzt bespielt der Fotograf Einzelausstellungen in Düsseldorf (2015), New York und Linz (2013), Berlin, Peking und Shanghai (2012). Martin Klimas lebt und arbeitet in Düsseldorf. 133 KATHARINA GROSSE 1961 Freiburg i. Br. - lebt und arbeitet in Berlin 863 This is not my cat (medium disk #2). 2007. Skulptur. Acrylfarbe, Styropor, Kunstharz und Sperrholz sowie Metall-Wandmontierung. 150 x 150 x 48 cm (59 x 59 x 18,8 in). Aus der galerieumfassenden Installation „This is not my cat“, die Grosse 2007 in der Gow Langsford Gallery in Auckland (Neuseeland) inszeniert. [CB]. PROVENIENZ: Gow Langsford Gallery, Auckland. AUSSTELLUNG: This Is Not My Cat, Gow Langsford Gallery, Auckland, 5.7.-3.8.2007. Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 16.02 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten. ZUR KÜNSTLERIN Vita 1961 geboren in Freiburg im Breisgau 1982-1986 Kunstakademie Münster (Studium bei Norbert Tadeusz und Johannes Brus) 1986-1990 Kunstakademie Düsseldorf (Studium und Meisterschülerin bei Gotthard Graubner) 2000-2010 Professorin an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee Seit 2010 Professorin für Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf Auszeichnungen 2010 Mitglied der Akademie der Künste, Berlin 2003 Fred-Thieler-Preis, Berlinische Galerie 1999 Kunstpreis der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken (Erster Preis) Galerien, Museen und Sammlungen (in Auswahl) Museum Wiesbaden, Wiesbaden Städtische Galerie im Lenbachhaus, München Museum of Modern Art, New York Musée National d’Art Moderne, Paris Kunsthaus, Zürich Kunstmuseum, Bonn Sprengel Museum, Hannover Sammlung DaimlerChrysler, Berlin Sammlung Deutsche Bank, Frankfurt am Main Sammlung UBS AG, München/Zürich Johann König, Berlin Barbara Gross Galerie, München Gow Langsford Gallery, Auckland 134 KETTERER KUNST € 18.000 - 25.000 $ 19.800 - 27.500 Katharina Grosse ist eine der profiliertesten Malerinnen der internationalen, abstrakten Gegenwartskunst. Die künstlerischen Anfänge der Malerei von Katharina Grosse liegen im Neoexpressionismus der „Jungen Wilden“. Schon ab den mittleren 1980er Jahren aber verlässt Katharina Grosse schrittweise die Figuration. Nach kraftvollen Pigmentflecken-Bildern findet sie in der ersten Hälfte der 1990er Jahre zu lasierend aufgetragenen Farbkompositionen mit breiten Pinselstrichen entlang der Bildachsen. 1998 entdeckt Katharina Grosse auch die Arbeit mit der Spritzpistole für ihre Kunst, die sie nun teilweise auch architekturgebunden ausführt. Seit dem Jahrtausendwechsel arbeitet Grosse mit parallelen Linien, die, ebenso wie andere Farbflecken und -spuren, bald auch Objekte überziehen. So auch bei unserer Arbeit „This is not my cat“ (2007), einer Halbkugel, deren glatte Oberfläche mit pinken, goldenen und roten Farbbahnen und -flächen überzogen ist. In der installativen Ausstellung in der Gow Langsford Gallery in Auckland (5. Juli - 3. August 2007) geht diese Besprühung auch auf den Boden, die Wände und die Decke über. Im Verbund mit den anderen plastischen Arbeiten, darunter auch Latexballons, die durch die Besprühung in ein durchgehendes Farbnetz eingebunden sind, ergibt sich ein durch unterschiedliche Objektkörpern strukturiertes, symbiotisches Raumgefühl. Herausgelöst aus diesem Komplex, gemahnt das einzelne Objekt einerseits an diesen ephemeren Verbund und löst die imaginative Fortsetzung der Linien und ihrer Verschmelzung mit anderen Farbkomplexen aus. Gleichsam erscheinen uns die ausschnitthaft präsen- Katharina Grosse, Installationsansicht, This is not my cat (2007) tierten Farbbahnen und-flächen als Fenster in ein parallel existierendes Raumgefüge. Diese Loslösung der Malerei von den klassischen Bildträgern und die Eroberung des Raumes sind charakteristisch für viele Arbeiten von Katharina Grosse. Aber auch die traditionellen Bildträger bleiben Teil ihres Gesamtwerks: Seit 2007 entstehen Leinwände mit erdigen Krusten. Hervorzuheben sind auch die dynamischabstrakten Papierarbeiten. Katharina Grosse ist seit den 1990er Jahren eine international anerkannte und gefeierte Künstlerin. 1999 erhält sie den Ersten Preis der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken, 2003 folgt der Fred-Thieler-Preis der Berlinischen Galerie. Renommierte internationale Museen zeigen ihre Arbeiten. Seit 2010 ist sie Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. Zwischen 2000 und 2010 lehrt sie zu dem als Professorin an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und ist heute Professorin an der Kunstakademie Düsseldorf. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Berlin. 135 JAVIER ARCE 1973 Santander (Spanien) 864 Goya / Chapmann Brothers. 2010. Filzstiftzeichnungen. Im Objektkasten. Jeweils unten mittig bezeichnet. Auf feuer- und reißfestem Papier, geknittert. Objektkasten: je 28 x 33 x 6,4 cm (11 x 12,9 x 2,5 in). Aus der Serie Estrujados. PROVENIENZ: Galerie Zink (auf der Rückwand mit Etikett). Privatsammlung Süddeutschland. AUSSTELLUNG: A mil cuatrocientos metros de los dibujos rectificados, Galería Max Estrella, Madrid 2010. This could be a show of historical importance, Museum of Contemporary Art, Zagreb/ Moderna Galerija, Ljubliana 2010 Aufrufzeit: 11.06.2016 - ca. 16.03 h ± 20 Min. Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten. ZUM KÜNSTLER € 2.000 - 3.000 $ 2.200 - 3.300 Vita 1973 geboren in Santander Studium an der Escuela de Artes Aplicadas, Oviedo/Baskenland Universität, Baskenland/ Wimbledon School of Fine Art, London Auszeichnungen (in Auswahl) 2009 I.S.C.P. Stipendium, New York 2008 Fundación Arte y Derecho, Spanien 2007 Generación 2007 Caja Madrid, Madrid 2007 Stipendium, Artes Plasticas de la Consejería de Cultura Cantabria, Kantabrien Galerien, Museen und Sammlungen (in Auswahl) Galería Max Estrella, Madrid Galería T20, Madrid Museum of Contemporary Art, Zagreb Moderna Galerija, Ljubliana Fundación Miró, Barcelona Bilbo Arte, Bilbao Sammlung Caja Madrid, Madrid Fundación Marcelino Botín Museo ARTIUM, Vitoria Museo de Bellas Artes de Santander, Santander MUSAC Museo de Arte Contemporaneo de Castilla y León, León Colección de Arte Contemporaneo de la Fundacion La Caixa IVAM, Instituto Valenciano de Arte Moderno 136 KETTERER KUNST Javier Arce verhandelt in seinen Arbeiten den Stellenwert der Kunstgeschichte und das prekäre Verhältnis zwischen Original und Kopie im Zeitalter der Massenmedien. Sein Studium absolviert der spanische Künstler an der Escuela de Artes Aplicadas in Oviedo, wo er eine Ausbildung in graphischen Reproduktionstechniken abschließt, sowie an der Universität des Baskenlandes. Seine Ausbildung schließt er im Fach Bildhauerei an der Londoner Wimbledon School of Fine Art ab. In seiner zeichnerischen Werkserie “Estrujados“, spanisch für zerknüllt oder verknittert, zeigt Arce Reproduktionen großer Werke der Kunstgeschichte, die mit schwarzem Filzstift auf festem, reißfestem Papier maßstabsgetreu nachgezeichnet sind. Im Anschluss wird das Papier zerknüllt, wieder entfaltet und an der Wand, in Objektkästen oder müllartig auf dem Boden liegend präsentiert. In der Einzelausstellung „This could be a show of historical importance“, 2010 gezeigt im Museum of Contemporary Art in Zagreb und der Moderna Galerija in Ljubliana, sind so behandelte Werke von Pablo Picasso, Eugene Delacroix und Francisco de Goya ausgestellt. Auch unsere Werke mit dem Untertitel „Ya no hay tiempo“, es ist keine Zeit mehr, basieren auf einer Aquatintaradierung von Goya aus der „Die Schrecken des Krie ges“. Das Motiv, eine gewaltsame Szene mit mehreren Frauen und Soldaten sowie einigen Niedergestochenen am Boden thematisiert die Gräueltaten der napoleonischen Soldaten im Kampf gegen die aufständische spanische Bevölkerung. Die Radie- Javier Arce, Guernica- XL (2007) rungsserie Goyas wird 2003 zur Grundlage der Werkserie „Insult to Injury“ des britischen Künstlerduos der Chapman Brothers. Die Brüder erwarben eine Ausgabe der Radierungsserie Goyas und übermalten die Gesichter mit ihren typischen bunten, oft clownsartigen Fratzen. Javier Arce nimmt das Original wie die verfremdete Radierungsserie als Vorlage seiner mit Filzstift gezeichneten Objekte, die optisch das originale Medium der Radierung in modernisierter Form aufgreift – es handelt sich also um eine verfremdete Kopie der verfremdeten Kopie des reproduzierten Originals. Auf gedankenvoll und technisch virtuose Weise reflektiert Arce hier die Entwicklung der Kunst und das ihr zugrunde liegenden Produktionssystem sowie unseren Umgang mit den großen Werken der Kunstgeschichte als Teil des kollektiven Bildgedächtnisses. Bereits früh wird der Künstler für seine Arbeiten mit zahlreichen Stipendien ausgezeichnet, darunter mit der Teilnahme am internationalen Studio und Kuratorenprogramm in New York 2008. Ab 2009 ist Javier Arce in mehreren internationalen Gruppen- und Einzelausstellungen vertreten. Zuletzt sind die Arbeiten des Künstlers in der Galeria T20 in Murcia (2015) und der Jack Fischer Gallery in San Francisco (2016) zu sehen. Werke von Javier Arce sind zudem in mehreren namhaften öffentlichen Sammlungen vertreten. 137 BILDNACHWEISE 800 801 802 803 804 806 807 808 809 810 811 812 813 814 815 816 817 818 819 820 821 822 823 824 825 826 827 828 829 830 831 832 833 834 835 836 837 838 839 840 841 842 843 844 845 846 847 848 849 850 851 852 853 854 855 856 857 858 860 861 862 862 863 Kat. The Museum of Modern Art New York (Msuseumskatalog), hg. von Sam Hunter, Abrams, New York 1984, S. 235, Abb. 351 http://dustmagazine.com/blog/wp-content/uploads/2013/12/20131212-01.jpg (online am 3.5.2016) Ketterer Kunst Kat. Markus Schinwald, Augarten Contemporary, Wien 10.10.2007-27.1.2008, Migros Museum für Gegenwartskunst, Zürich 16.2.2008-18.5.2008, JRP-Ringier, Zürich 2007, S. 111. http://www.cfa-berlin.de/works/zoomview/4063 (online am 27.04.2016) Kat. Wade Guyton. OS, Whitney Museum of American Art, New York 4.10.2012-13.1.2013, Yale University Press, New Haven 2012, S. 66. http://images.google.de/imgres?imgurl=https%3A%2F%2Fwww.lempertz.com%2Fuploads%2Ftx_lempertzproject%2FLempertz_961_1145_Sammlung_Vogel_Hyun_Sook_Song_Untitled. jpg&imgrefurl=https%3A%2F%2Fwww.lempertz.com%2Fde%2Fauktionen%2Fkuenstlerverzeichnis%2Fdetail%2Fsong-hyun-sook.html&h=1305&w=2000&tbnid=NTt4fnJxIH4eSM%3A&d ocid=rtDjuxVGU_8K0M&ei=LasXV9erH4GmU9mSkPgD&tbm=isch&iact=rc&uact=3&dur=670&page=1&start=0&ndsp=49&ved=0ahUKEwiX9ty9zp3MAhUB0xQKHVkJBD8QMwgnKAUw BQ&bih=881&biw=1920 (online am 20.4.16). Kat. Eberhard Havekost. Retina, Schirn Kunsthalle, Frankfurt 15.01.-14.03.2010, König, Köln 2010 (ohne Seitenangabe) Kat. Germania, The Saatchi Gallery, Hg. von Jonathan Cape 2008, S. 190. Eva Schlegel (Hg.): Markus Schinwald, La Biennale di Venezia 2011, Österreichischer Pavillon, Verlag für Moderne Kunst, Wien 2011, S. 32. Ketterer Kunst Kat. Thomas Helbig. Homo homini lupus, hg. von Guido W. Baudach (u.a.), Oldenburger Kunstverein 4. April-25. Mai 2008, Hatje Cantz, Ostfildern 2008, S. 170. http://guyhepner.com/wp-content/uploads/2016/02/Kate-Moss-Hunter-Green-788x1024.png (online am 27.04.2016) Matt Price (Hg.): Daniel Pitin. Blind Man’s Buff, Hatje Cantz, Ostfildern 2015, S. 111. Kat. Claude Monet. Nymphéas. Impression Vision, Kunstmuseum Basel, Basel 20.7.-19.10.1986, Zürich Schweizer Verlagshaus, Zürich 1986, Nr. 20. Kat. Uwe Kowski. Gemälde und Aquarelle 2000-2008, hg. von Nils Ohlsen, Kunsthalle Emden 2008, Holzwarth Publikations, Berlin 2008, S. 39. http://netzhammer.com/das-kind-der-sage-ist-das-brett/ (online am 1.5.2016) http://www.moenchehaus.deeventjason-martin-for-gods-sake (online am 19.04.2016) http://www.re-title.com/public/artists/6616/2/Kate-Waters-1.jpg (online am 31.03.2016) Kat. Aris Kalaizis. Making Sky. Eine Monographie mit Werkverzeichnis 1995-2009, hg. von der Maerzgalerie und Aris Kalaizis, Hirmer, München 2009, S. 55. Kat. Nathan Hylden. Meanwhile, Kunstverein Hamburg, Hamburg 13.7.-15.9.2013, Koenig Books, London 2013, S. 36. Kat. Erwin Wurm. One Minute Sculptures 1988-1998. Werkverzeichnis, Kunsthaus Bregenz, Bregenz 30.1.-5.4.1999, Cantz, Ostfildern 1999, S. 271. Kat. Cornlelius Völker. Arbeiten auf Papier 1990 2010, Museum Villa Stuck, München 17.2.-8.5.2011, Schrimer/ Mosel, München 2011, S. 83. https://s3.amazonaws.com/files.collageplatform.com.prod/image_cache/1010x580_fit/554a393b07a72c743f763dae/512d8d74d4078fdd4bd5e9d06dd66aad.jpeg (online am 28.4.2016) Kat. Pop Art Show, Museum Ludwig Köln, Köln 22.1.-21.4.1992, Prestel, München 1992, Tafel 24. Kat. Julian Opie. The complete editions 1984 – 2011,hg. von der Alan Cristea Gallery London, London 2011, S. 93. Kat. Stefan Kürten. Here comes the night. Papierarbeiten 2009-2013, Galerie der Stadt Remscheid, Remscheid 11.5.-30.6.2013, Cantz, Ostfildern 2013, S. 21. Kat. Emanuel-Hoffmann-Stiftung Basel (Museumskatalog), hg. von Jean Christoph Ammann, Wiese, Basel 1991, S. 293. Ketterer Kunst Christos M. Joachimides/ Norman Rosenthal (Hg.): Die Epoche der Moderne. Kunst im 20. Jahrhundert, Gerd Hatje, Ostfildern-Ruit 1997, Kat. Nr. 263. Ketterer Kunst Kat. Anselm Reyle. Ars nova, Kunsthalle Zürich, Zürich 21.1.-26.3.2006, JPR-Ringier, Zürich 2006, S. 172. Kat. Appearance, Galleria d’Arte Moderna, Bologna 27.01.-26.03.2000, Edizioni Charta, Mailand 2000, S. 105. http://rivista-cdn.pittsburghmagazine.com/Pittsburgh-Magazine/May-2014/Warhol-Redux/warhol%20museum.jpg (online am 27.04.2016). Ketterer Kunst Ketterer Kunst http://www.officebaroque.com/media/img/original/4843.jpg (online am 1.5.2016) Kat. Martin Eder. Die Armen, Kunsthalle Mannheim, Mannheim 15.3.-12.5.2008, Prestel, München 2008, S. 73. Matt Price (Hg.): Daniel Pitin. Blind Man’s Buff, Hatje Cantz, Ostfildern 2015, S. 106. Ketterer Kunst Kat. Silke Schatz. Radical Self/ Wurzelkind, hg. von Anita Shah für Bomann-Museum Celle, Celle 4.4.-28.5.2006, Kerber Edition Young Art, Bielefeld/ Leipzig 2006, S. 76. Kat. Currents 36: Dirk Skreber, Milwaukee Art Museum, Milwaukee 7.11.2013-2.3.2014, Milwaukee (Wisconsin) 2013, S. 38. Kat. Cornelia Schleime. Von Angesicht zu Angesicht, hg. von der Galerie Michael Schultz, Berlin 2002, S. 71. Ursula Perrucchi-Petri: Intime Welten. Das Interieur bei den Nabis, Benteli, Bern 1999, S. 113. Abb. 69. Norbert Schneider: Stilleben. Realität und Symbolik der Dinge. Die Stillebenmalerei der frühen Neuzeit, Taschen, Köln 2003, S. 23. http://www.romankochanski.de/rk26.html (online am 08.04.16) https://pccdn.perfectchannel.com/christies/live/images/item/10934FirstOpen/5872603/original/NYR_10934_0049.jpg (online am 28.4.16) Kat. Cornet of horse, Kunstverein Hamburg, Hamburg 25.6.-11-9-2011, Distanz, Wuppertal 2011, S. 55. C. Heilmann/ E. Rödiger-Diruf (Hg.): Landschaft als Geschichte. Carl Rottmann, Hirmer, München 1998, S. 128, Abb. 26. Louis K. Meisel: Fotorealismus. Malerei des Augenblicks, Atlantis, Luzern 1989, S.125. Ketterer Kunst Ketterer Kunst Kat. Thomas Scheibitz. ONE-Time Pad, MMK Museum für moderne Kunst Frankfurt am Main, Frankfurt am Main 29.9.2012-13.1.2013, Walther König, Köln 2012, S. 145. Harold Rosenberg: Barnett Newman, New York 1978, Nr. 25, S. 53/54 (mit Falttafel). httpwww.galeriechristinemayer.deartistsandre-butzer (online am 15.4.2016) Kat. Robert Longo,hg. von MAMAC Nizza und Gilbert Perlein und Julia Lamboley, Skira, Paris 2009, S. 137. Waldemar Janusczcak (hg.): Die Maltechniken der grossen Meister, München 1981, S. 129. http://www.guidowbaudach.com/exhibitions/Searching-for-Ruwenzori/images (online am 3.5.2016) Kat. Norbert Bisky. Einer muß das Sagen haben, Museum Junge Kunst, Frankfurt an der Oder 17.11.2002-19.1.2003, Allprint Media GmbH, Berlin 2002, S. 57. http://c300221.r21.cf1.rackcdn.com/alex-mirutziu-tears-are-precious-1346685797_b.jpg (online am 26.04-2016) http://www.gowlangsfordgallery.co.nz/exhibitions/this-is-not-my-cat?id=5449&eid=5450 (online am 26.04.2016) Peter Weiermair (Hg.): 100 Jahre, 100 Bilder, Klichberg, Zürich 1995, S. 165. http://javierarce.net/neue-berlin/6qh2m4o36bmueunowd4k7ja3g3qo7w (online am 1.5.2016) 138 KETTERER KUNST E n t d e c ke n S i e t ä g l i c h w e c h s e l n d e K u n s t w e r k e i n u n s e re n I n te r n e t A u k t i o n e n r u n d u m d i e U h r . S i e h a b e n , a u c h a l s W i e d e r v e r k ä u f e r, d i e O p t i o n d e r R ü c k g a b e u n d d e r Ve r s a n d i s t k o s t e n f re i . Besuchen Sie uns unter: www.ketterer-internet-auktion.de VERSTEIGERUNGSBEDINGUNGEN 1. Allgemeines 1.1 Die Ketterer Kunst GmbH & Co. KG mit Sitz in München (im folgenden „Versteigerer“) versteigert grundsätzlich als Kommissionär im eigenen Namen und für Rechnung der Einlieferer (im folgenden „Kommittenten“), die unbenannt bleiben. Im Eigentum des Versteigerers befindliche Gegenstände (Eigenware) werden im eigenen Namen und für eigene Rechnung versteigert. Auch für die Versteigerung dieser Eigenware gelten diese Versteigerungsbedingungen, insbesondere ist auch hierfür das Aufgeld (unten Ziff. 5) zu entrichten. 1.2 Die Versteigerung wird durch eine natürliche Person, die im Besitz einer Versteigerungserlaubnis ist, durchgeführt; die Bestimmung dieser Person obliegt dem Versteigerer. Der Versteigerer bzw. der Auktionator ist berechtigt geeignete Vertreter gemäß § 47 GewO einzusetzen, die die Auktion durchführen. Ansprüche aus der Versteigerung und im Zusammenhang mit dieser bestehen nur gegenüber dem Versteigerer. 1.3 Der Versteigerer behält sich vor, Katalognummern zu verbinden, zu trennen, in einer anderen als der im Katalog vorgesehenen Reihenfolge aufzurufen oder zurückzuziehen. 1.4 Sämtliche zur Versteigerung kommenden Objekte können vor der Versteigerung beim Versteigerer besichtigt werden. Dies gilt auch bei der Teilnahme an Auktionen, bei denen der Bieter zusätzlich per Internet mitbieten kann (so genannten LiveAuktionen). Ort und Zeit kann der jeweiligen Ankündigung im Internetauftritt des Versteigerers entnommen werden. Ist dem Bieter (insbesondere dem Bieter in einer Live-Auktion) die Besichtigung zeitlich nicht (mehr) möglich, da beispielsweise die Auktion bereits begonnen hat, so verzichtet er mit dem Bietvorgang auf sein Besichtigungsrecht. 2. Aufruf / Versteigerungsablauf / Zuschlag 2.1 Der Aufruf erfolgt in der Regel zum unteren Schätzpreis, in Ausnahmefällen auch darunter. Gesteigert wird nach Ermessen des Versteigerers, im allgemeinen in 10 %-Schritten. 2.2 Der Versteigerer kann ein Gebot ablehnen; dies gilt insbesondere dann, wenn ein Bieter, der dem Versteigerer nicht bekannt ist oder mit dem eine Geschäftsverbindung noch nicht besteht, nicht spätestens bis zum Beginn der Versteigerung Sicherheit leistet. Ein Anspruch auf Annahme eines Gebotes besteht allerdings auch im Fall einer Sicherheitsleistung nicht. 2.3 Will ein Bieter Gebote im Namen eines anderen abgeben, muss er dies vor Versteigerungsbeginn unter Nennung von Namen und Anschriften des Vertretenen und unter Vorlage einer schriftlichen Vertretervollmacht mitteilen. Bei der Teilnahme als Telefonbieter oder als Bieter in einer Live-Auktion (vgl. Definition Ziffer 1.4) ist eine Vertretung nur möglich, wenn die Vertretervollmacht dem Versteigerer mindestens 24 Stunden vor Beginn der Versteigerung (= erster Aufruf) in Schriftform vorliegt. Anderenfalls haftet der Vertreter für sein Gebot, wie wenn er es in eigenem Namen abgegeben hätte, dem Versteigerer wahlweise auf Erfüllung oder Schadensersatz. 2.4 Ein Gebot erlischt außer im Falle seiner Ablehnung durch den Versteigerer dann, wenn die Versteigerung ohne Erteilung des Zuschlags geschlossen wird oder wenn der Versteigerer den Gegenstand erneut aufruft; ein Gebot erlischt nicht durch ein nachfolgendes unwirksames Übergebot. 2.5 Ergänzend gilt für schriftliche Gebote: Diese müssen spätestens am Tag der Versteigerung eingegangen sein und den Gegenstand unter Aufführung der Katalognummer und des gebotenen Preises, der sich als Zuschlagssumme ohne Aufgeld und Umsatzsteuer versteht, benennen; Unklarheiten oder Ungenauigkeiten gehen zu Lasten des Bieters. Stimmt die Bezeichnung des Versteigerungsgegenstandes mit der angegebenen Katalognummer nicht überein, ist die Katalognummer für den Inhalt des Gebotes maßgebend. Der Versteigerer ist nicht verpflichtet, den Bieter von der Nichtberücksichtigung seines Gebotes in Kenntnis zu setzen. Jedes Gebot wird vom Versteigerer nur mit dem Betrag in Anspruch genommen, der erforderlich ist, um andere Gebote zu überbieten. 140 KETTERER KUNST 2.6 Der Zuschlag wird erteilt, wenn nach dreimaligem Aufruf eines Gebotes kein Übergebot abgegeben wird. Unbeschadet der Möglichkeit, den Zuschlag zu verweigern, kann der Versteigerer unter Vorbehalt zuschlagen; das gilt insbesondere dann, wenn der vom Kommittenten genannte Mindestzuschlagspreis nicht erreicht ist. In diesem Fall erlischt das Gebot mit Ablauf von 4 Wochen ab dem Tag des Zuschlags, es sei denn, der Versteigerer hat dem Bieter innerhalb dieser Frist die vorbehaltlose Annahme des Gebotes mitgeteilt. 2.7 Geben mehrere Bieter gleich hohe Gebote ab, kann der Versteigerer nach freiem Ermessen einem Bieter den Zuschlag erteilen oder durch Los über den Zuschlag entscheiden. Hat der Versteigerer ein höheres Gebot übersehen oder besteht sonst Zweifel über den Zuschlag, kann er bis zum Abschluss der Auktion nach seiner Wahl den Zuschlag zugunsten eines bestimmten Bieters wiederholen oder den Gegenstand erneut ausbieten; in diesen Fällen wird ein vorangegangener Zuschlag unwirksam. 2.8 Der Zuschlag verpflichtet zur Abnahme und Zahlung. 3. Besondere Bedingungen für schriftliche Angebote, Telefonbieter, Angebote in Textform und über das Internet, Teilnahme an Live-Auktionen, Nachverkauf 3.1 Der Versteigerer ist darum bemüht, schriftliche Angebote, Angebote in Textform, übers Internet oder fernmündliche Angebote, die erst am Tag der Versteigerung bei ihm eingehen und der Anbietende in der Versteigerung nicht anwesend ist, zu berücksichtigen. Der Anbietende kann jedoch keinerlei Ansprüche daraus herleiten, wenn der Versteigerer diese Angebote in der Versteigerung nicht mehr berücksichtigt, gleich aus welchem Grund. 3.2 Sämtliche Angebote in Abwesenheit nach vorausgegangener Ziffer, auch 24 Stunden vor Beginn der Versteigerung werden rechtlich grundsätzlich gleich behandelt wie Angebote aus dem Versteigerungssaal. Der Versteigerer übernimmt jedoch hierfür keinerlei Haftung. 3.3 Es ist grundsätzlich nach allgemeinem Stand der Technik nicht möglich, Soft- und Hardware vollständig fehlerfrei zu entwickeln und zu unterhalten. Ebenso ist es nicht möglich Störungen und Beeinträchtigungen im Internet und Telefonverkehr zu 100 % auszuschließen. Demzufolge kann der Versteigerer keine Haftung und Gewähr für die dauernde und störungsfreie Verfügbarkeit und Nutzung der Websites, der Internet- und der Telefonverbindung übernehmen, vorausgesetzt dass er diese Störung nicht selbst zu vertreten hat. Maßgeblich ist der Haftungsmaßstab nach Ziffer 10 dieser Bedingungen. Der Anbieter übernimmt daher unter diesen Voraussetzungen auch keine Haftung dafür, dass aufgrund vorbezeichneter Störung ggfls. keine oder nur unvollständige, bzw. verspätete Gebote abgegeben werden können, die ohne Störung zu einem Vertragsabschluss geführt hätten. Der Anbieter übernimmt dem gemäß auch keine Kosten des Bieters, die ihm aufgrund dieser Störung entstanden sind. Der Versteigerer wird während der Versteigerung die ihm vertretbaren Anstrengungen unternehmen, den Telefonbieter unter der von ihm angegebenen Telefonnummer zu erreichen und ihm damit die Möglichkeit des telefonischen Gebots zu geben. Der Versteigerer ist jedoch nicht verantwortlich dafür, dass er den Telefonbieter unter der von ihm angegebenen Nummer nicht erreicht, oder Störungen in der Verbindung auftreten. 3.4 Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Telefongespräche mit dem Telefonbieter während der Auktion zu Dokumentations- und Beweiszwecken aufgezeichnet werden können und ausschließlich zur Abwicklung des Auftrages bzw. zur Entgegennahme von Angeboten, auch wenn sie nicht zum Abschluss des Auftrages führen, verwendet werden können. Sollte der Telefonbieter damit nicht einverstanden sein, so hat er spätestens zu Beginn des Telefonats den/die Mitarbeiter/-in darauf hinzuweisen. Der Telefonbieter wird über diese in Ziffer 3.4 aufgeführten Modalitäten zusätzlich rechtzeitig vor Stattfinden der Versteige- Stand April 2016 rung in Schrift- oder Textform, ebenso zu Beginn des Telefonats aufgeklärt. 3.5 Beim Einsatz eines Währungs(um)rechners (beispielsweise bei der Live-Auktion) wird keine Haftung für die Richtigkeit der Währungsumrechnung gegeben. Im Zweifel ist immer der jeweilige Gebotspreis in EURO maßgeblich. 3.6 Der Bieter in der Live Auktion verpflichtet sich, sämtliche Zugangsdaten zu seinem Benutzerkonto geheim zu halten und hinreichend vor dem Zugriff durch Dritte zu sichern. Dritte Personen sind sämtliche Personen mit Ausnahme des Bieters selbst. Der Versteigerer ist unverzüglich zu informieren, wenn der Bieter Kenntnis davon erlangt, dass Dritte die Zugangsdaten des Bieters missbraucht haben. Der Bieter haftet für sämtliche Aktivitäten, die unter Verwendung seines Benutzerkontos durch Dritte vorgenommen werden, wie wenn er diese Aktivität selbst vorgenommen hätte. 3.7 Angebote nach der Versteigerung, der so genannte Nachverkauf, sind möglich. Sie gelten, soweit der Einlieferer dies mit dem Versteigerer vereinbart hat, als Angebote zum Abschluss eines Kaufvertrages im Nachverkauf. Ein Vertrag kommt erst zustande, wenn der Versteigerer dieses Angebot annimmt. Die Bestimmungen dieser Versteigerungsbedingungen gelten entsprechend, sofern es sich nicht ausschließlich um Bestimmungen handelt, die den auktionsspezifischen Ablauf innerhalb einer Versteigerung betreffen. 4. Gefahrenübergang / Kosten der Übergabe und Versendung 4.1 Mit Erteilung des Zuschlags geht die Gefahr, insbesondere die Gefahr des zufälligen Untergangs und der zufälligen Verschlechterung des Versteigerungsgegenstandes auf den Käufer über, der auch die Lasten trägt. 4.2 Die Kosten der Übergabe, der Abnahme und der Versendung nach einem anderen Ort als dem Erfüllungsort trägt der Käufer, wobei der Versteigerer nach eigenem Ermessen Versandart und Versandmittel bestimmt. 4.3 Ab dem Zuschlag lagert der Versteigerungsgegenstand auf Rechnung und Gefahr des Käufers beim Versteigerer, der berechtigt, aber nicht verpflichtet ist, eine Versicherung abzuschließen oder sonstige wertsichernde Maßnahmen zu treffen. Er ist jederzeit berechtigt, den Gegenstand bei einem Dritten für Rechnung des Käufers einzulagern; lagert der Gegenstand beim Versteigerer, kann dieser Zahlung eines üblichen Lagerentgelts (zzgl. Bearbeitungskosten) verlangen. – Zuschlagspreis bis 500.000 Euro: hieraus Aufgeld 32 %. – Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 500.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 27 % berechnet und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 500.000 Euro anfällt, hinzuaddiert. – In dem Kaufpreis unter Ziffer 5.4.1 ist jeweils die Umsatzsteuer, derzeit in Höhe von 19 %, enthalten. Für Originalkunstwerke und Fotographien wird zur Abgeltung des gemäß §26 UrhG gesetzlich anfallenden Folgerechts eine Umlage von 1,8 % inkl. USt. erhoben. 5.4.2 Kunstgegenstände, die im Katalog mit „N“ gekennzeichnet sind, wurden zum Verkauf in die EU eingeführt. Diese werden differenzbesteuert angeboten. Bei diesen wird zusätzlich zum Aufgeld die vom Versteigerer verauslagte Einfuhrumsatzsteuer in Höhe von derzeit 7% der Rechnungssumme erhoben. Für Originalkunstwerke und Fotographien wird zur Abgeltung des gemäß §26 UrhG gesetzlich anfallenden Folgerechts eine Umlage von 1,8 % erhoben. 5.4.3 Bei im Katalog mit dem Buchstaben „R“ gekennzeichneten Kunstgegenständen wird Regelbesteuerung vorgenommen. Demgemäß besteht der Kaufpreis aus Zuschlagspreis und einem Aufgeld pro Einzelobjekt, das wie folgt erhoben wird: – Zuschlagspreis bis 500.000 Euro: hieraus Aufgeld 25 %. – Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 500.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 20 % berechnet und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 500.000 Euro anfällt, hinzuaddiert. – Auf die Summe von Zuschlag und Aufgeld wird die gesetzliche Umsatzsteuer von derzeit 19 % erhoben. Für Originalkunstwerke und Fotographien wird zur Abgeltung des gemäß §26 UrhG gesetzlich anfallenden Folgerechts eine Umlage von 1,5 % zuzügl. gesetzlicher USt. erhoben. Für Unternehmer, die zum Vorsteuerabzug bei Kunst und Antiquitäten berechtigt sind, kann die Regelbesteuerung angewendet werden. 5.5 Ausfuhrlieferungen in EU-Länder sind bei Vorlage der VAT-Nummer von der Umsatzsteuer befreit. Ausfuhrlieferungen in Drittländer (außerhalb der EU) sind von der Mehrwertsteuer befreit; werden die ersteigerten Gegenstände vom Käufer ausgeführt, wird diesem die Umsatzsteuer erstattet, sobald dem Versteigerer der Ausfuhrnachweis vorliegt. 6. Vorkasse, Eigentumsvorbehalt 5. Kaufpreis / Fälligkeit / Abgaben 5.1 Der Kaufpreis ist mit dem Zuschlag (beim Nachverkauf, vgl. Ziffer 3.8, mit der Annahme des Angebots durch den Versteigerer) fällig. Während oder unmittelbar nach der Auktion ausgestellte Rechnungen bedürfen der Nachprüfung; Irrtum vorbehalten. 5.2 Zahlungen sind bar in EUR (€) an den Versteigerer zu leisten. Schecks und Wechsel werden nur aufgrund besonderer Vereinbarung erfüllungshalber unter Berechnung aller Kosten und Steuern angenommen; der Versteigerer haftet nicht für rechtzeitige Vorlegung, Protestierung, Benachrichtigung oder Zurückleitung nicht eingelöster Schecks oder Wechsel. Hat sich der Versteigerer mit unbarer Zahlung einverstanden erklärt, gehen alle Kosten und Gebühren der Überweisung (inkl. der dem Versteigerer abgezogenen Bankspesen) zu Lasten des Käufers. 5.3 Es wird, je nach Vorgabe des Einlieferers, differenz- oder regelbesteuert verkauft. Die Besteuerungsart kann vor dem Kauf erfragt werden. In jedem Fall kann die Regelbesteuerung bis 7 Tage nach Rechnungsstellung verlangt werden. 6.1 Der Versteigerer ist nicht verpflichtet, den Versteigerungsgegenstand vor Bezahlung aller vom Käufer geschuldeten Beträge herauszugeben. 6.2 Das Eigentum am Kaufgegenstand geht erst mit vollständiger Bezahlung des geschuldeten Rechnungsbetrags auf den Käufer über. Falls der Käufer den Kaufgegenstand zu einem Zeitpunkt bereits weiterveräußert hat, zu dem er den Rechnungsbetrag des Versteigerers noch nicht oder nicht vollständig bezahlt hat, tritt der Käufer sämtliche Forderungen aus diesem Weiterverkauf bis zur Höhe des noch offenen Rechnungsbetrages an den Versteigerer ab. Der Versteigerer nimmt diese Abtretung an. 6.3 Ist der Käufer eine juristische Person des öffentlichen Rechts, ein öffentlich-rechtliches Sondervermögen oder ein Unternehmer, der bei Abschluss des Kaufvertrages in Ausübung seiner gewerblichen oder selbständigen beruflichen Tätigkeit handelt, bleibt der Eigentumsvorbehalt auch bestehen für Forderungen des Versteigerers gegen den Käufer aus der laufenden Geschäftsbeziehung und weiteren Versteigerungsgegenständen bis zum Ausgleich von im Zusammenhang mit dem Kauf zustehenden Forderungen. 5.4. Käuferaufgeld 5.4.1 Kunstgegenstände ohne besondere Kennzeichnung im Katalog unterliegen der Differenzbesteuerung. Bei der Differenzbesteuerung wird pro Einzelobjekt ein Aufgeld, wie folgt erhoben: 7. Aufrechnungs- und Zurückbehaltungsrecht 7.1 Der Käufer kann gegenüber dem Versteigerer nur mit unbestrittenen oder rechtskräftig festgestellten Forderungen aufrechnen. 7.2 Zurückbehaltungsrechte des Käufers sind ausgeschlossen. Zurückbehaltungsrechte des Käufers, der nicht Unternehmer i.S.d. § 14 BGB ist, sind nur dann ausgeschlossen, soweit sie nicht auf demselben Vertragsverhältnis beruhen. 8. Zahlungsverzug, Rücktritt, Ersatzansprüche des Versteigerers 8.1 Befindet sich der Käufer mit einer Zahlung in Verzug, kann der Versteigerer unbeschadet weitergehender Ansprüche Verzugszinsen in Höhe des banküblichen Zinssatzes für offene Kontokorrentkredite verlangen, mindestens jedoch in Höhe des jeweiligen gesetzlichen Verzugszins nach §§ 288, 247 BGB. Mit dem Eintritt des Verzugs werden sämtliche Forderungen des Versteigerers sofort fällig, auch soweit Schecks oder Wechsel angenommen wurden. 8.2 Verlangt der Versteigerer wegen der verspäteten Zahlung Schadensersatz statt der Leistung und wird der Gegenstand nochmals versteigert, so haftet der ursprüngliche Käufer, dessen Rechte aus dem vorangegangenen Zuschlag erlöschen, auf den dadurch entstandenen Schaden, wie z.B. Lagerhaltungskosten, Ausfall und entgangenen Gewinn. Er hat auf einen eventuellen Mehrerlös, der auf der nochmaligen Versteigerung erzielt wird, keinen Anspruch und wird auch zu einem weiteren Gebot nicht zugelassen. 8.3 Der Käufer hat seine Erwerbung unverzüglich, spätestens 1 Monat nach Zuschlag, beim Versteigerer abzuholen. Gerät er mit dieser Verpflichtung in Verzug und erfolgt eine Abholung trotz erfolgloser Fristsetzung nicht, oder verweigert der Käufer ernsthaft und endgültig die Abholung, kann der Versteigerer vom Kaufvertrag zurücktreten und Schadensersatz verlangen mit der Maßgabe, dass er den Gegenstand nochmals versteigern und seinen Schaden in derselben Weise wie bei Zahlungsverzug des Käufers geltend machen kann, ohne dass dem Käufer ein Mehrerlös aus der erneuten Versteigerung zusteht. Darüber hinaus schuldet der Käufer im Verzug auch angemessenen Ersatz aller durch den Verzug bedingter Beitreibungskosten. kann. Die Regelungen über den Verbrauchsgüterverkauf finden nach § 474 Abs. 1 Satz 2 BGB keine Anwendung. 9.2 Die nach bestem Wissen und Gewissen erfolgten Katalogbeschreibungen und Beschreibungen in sonstigen Medien des Versteigerers (Internet, sonstige Bewerbungen u.a.) sind keine vertraglich vereinbarten Beschaffenheiten und keine Eigenschaf ten i.S.d. § 434 BGB, sondern dienen lediglich der Information des Bieters/Käufers, es sei denn, eine Garantie wird vom Versteigerer für die entsprechende Beschaffenheit bzw. Eigenschaft ausdrücklich und schriftlich übernommen. Dies gilt auch für Expertisen. Die im Katalog und Beschreibungen in sonstigen Medien (Internet, sonstige Bewerbungen u.a.) des Versteigerers angegebenen Schätzpreise dienen - ohne Gewähr für die Richtigkeit - lediglich als Anhaltspunkt für den Verkehrswert der zu versteigernden Gegenstände. Die Tatsache der Begutachtung durch den Versteigerer als solche stellt keine Beschaffenheit bzw. Eigenschaft des Kaufgegenstands dar. 9.3 In manchen Auktionen (insbesondere bei zusätzlichen Live-Auktionen) können Video- oder Digitalabbildungen der Kunstobjekte erfolgen. Hierbei können Fehler bei der Darstellung in Größe, Qualität, Farbgebung u.a alleine durch die Bildwiedergabe entstehen. Hierfür kann der Versteigerer keine Gewähr und keine Haftung übernehmen. Ziffer 10 gilt entsprechend. 10. Haftung Schadensersatzansprüche des Käufers gegen den Versteigerer, seine gesetzlichen Vertreter, Arbeitnehmer, Erfüllungs- oder Verrichtungsgehilfen sind - gleich aus welchem Rechtsgrund - ausgeschlossen. Dies gilt nicht für Schäden, die auf einem vorsätzlichen oder grob fahrlässigen Verhalten des Versteigerers, seiner gesetzlichen Vertreter oder seiner Erfüllungsgehilfen beruhen. Ebenfalls gilt der Haftungsausschluss nicht bei der Übernahme einer Garantie oder der Zusicherung einer Eigenschaft, soweit diese Grundlage der Haftung sind. Die Haftung für Schäden aus der Verletzung des Lebens, des Körpers oder der Gesundheit bleibt unberührt. 11. Schlussbestimmungen 9. Gewährleistung 9.1 Sämtliche zur Versteigerung gelangenden Gegenstände können vor der Versteigerung besichtigt und geprüft werden. Sie sind gebraucht und werden ohne Haftung des Versteigerers für Sachmängel und unter Ausschluss jeglicher Gewährleistung zugeschlagen. Der Versteigerer verpflichtet sich jedoch gegenüber dem Käufer bei Sachmängeln, welche den Wert oder die Tauglichkeit des Objekts aufheben oder nicht unerheblich mindern und die der Käufer ihm gegenüber innerhalb von 12 Monaten nach Zuschlag geltend macht, seine daraus resultierenden Ansprüche gegenüber dem Einlieferer abzutreten, bzw., sollte der Käufer das Angebot auf Abtretung nicht annehmen, selbst gegenüber dem Einlieferer geltend zu machen. Im Falle erfolgreicher Inanspruchnahme des Einlieferers durch den Versteigerer, kehrt der Versteigerer dem Käufer den daraus erzielten Betrag bis ausschließlich zur Höhe des Zuschlagspreises Zug um Zug gegen Rückgabe des Gegenstandes aus. Zur Rückgabe des Gegenstandes ist der Käufer gegenüber dem Versteigerer dann nicht verpflichtet, wenn der Versteigerer selbst im Rahmen der Geltendmachung der Ansprüche gegenüber dem Einlieferer, oder einem sonstigen Berechtigten nicht zur Rückgabe des Gegenstandes verpflichtet ist. Diese Rechte (Abtretung oder Inanspruchnahme des Einlieferers und Auskehrung des Erlöses) stehen dem Käufer nur zu, soweit er die Rechnung des Versteigerers vollständig bezahlt hat. Zur Wirksamkeit der Geltendmachung eines Sachmangels gegenüber dem Versteigerer ist seitens des Käufers die Vorlage eines Gutachtens eines anerkannten Sachverständigen (oder des Erstellers des Werkverzeichnisses, der Erklärung des Künstlers selbst oder der Stiftung des Künstlers) erforderlich, welches den Mangel nachweist. Der Käufer bleibt zur Entrichtung des Aufgeldes als Dienstleistungsentgelt verpflichtet. 11.1 Fernmündliche Auskünfte des Versteigerers während oder unmittelbar nach der Auktion über die Versteigerung betreffende Vorgänge - insbesondere Zuschläge und Zuschlagspreise - sind nur verbindlich, wenn sie schriftlich bestätigt werden. 11.2 Mündliche Nebenabreden bedürfen zu ihrer Wirksamkeit der Schriftform. Gleiches gilt für die Aufhebung des Schriftformerfordernisses. 11.3 Im Geschäftsverkehr mit Kaufleuten, mit juristischen Personen des öffentlichen Rechts und mit öffentlichem-rechtlichem Sondervermögen wird zusätzlich vereinbart, dass Erfüllungsort und Gerichtsstand (inkl. Scheck- und Wechselklagen) München ist. München ist ferner stets dann Gerichtsstand, wenn der Käufer keinen allgemeinen Gerichtsstand im Inland hat. 11.4 Für die Rechtsbeziehungen zwischen dem Versteigerer und dem Bieter/Käufer gilt das Recht der Bundesrepublik Deutschland unter Ausschluss des UN-Kaufrechts. 11.5 Sollten eine oder mehrere Bestimmungen dieser Versteigerungsbedingungen unwirksam sein oder werden, bleibt die Gültigkeit der übrigen Bestimmungen davon unberührt. Es gilt § 306 Abs. 2 BGB. 11.6 Diese Versteigerungsbedingungen enthalten eine deutsche und eine englische Fassung. Maßgebend ist stets die deutsche Fassung, wobei es für Bedeutung und Auslegung der in diesen Versteigerungsbedingungen verwendeten Begriffe ausschließlich auf deutsches Recht ankommt. Bitte beachten Sie unsere neue Aufgeldstaffelung in Ziff. 5.4 Die gebrauchten Sachen werden in einer öffentlichen Versteigerung verkauft, an der der Bieter/Käufer persönlich teilnehmen 141 DATENSCHUTZBESTIMMUNG Datenschutzbestimmung (ohne Internet-Auftritt) Dies ist die Datenschutzbestimmung, die gültig ist für: Ketterer Kunst GmbH & Co.KG Joseph-Wild-Str. 18, D-81829 München HRA: 46730 (Registergericht beim AG München) Ust-IdNr.: DE 129 989 806 Persönlich haftende Gesellschafterin: Experts Art Service GmbH HRB: 117489 (Registergericht beim AG München) Geschäftsführer: Robert Ketterer Tel.: +49 - (0)89 - 5 52 44 - 0 Fax: +49 - (0)89 - 5 52 44 -166 E-Mail: [email protected] www.kettererkunst.de Ketterer Kunst GmbH Holstenwall 5, D-20355 Hamburg HRB: 48312 (Registergericht beim AG Hamburg) Ust-IdNr.: DE 118 535 934 Geschäftsführer: Robert Ketterer Tel.: +49 - (0)40 - 37 49 61-0 Fax: +49 - (0)40 - 37 49 61-66 E-Mail: [email protected] www.kettererkunst.de Anwendungsbereich Nachfolgende Regelungen zum Datenschutz erläutern den Umgang mit Ihren personenbezogenen Daten für unsere Dienstleistungen, die wir Ihnen anbieten und die von Ihnen in Anspruch genommen werden. Mit dieser Datenschutzbestimmung erteilen Sie uns Ihr Einverständnis Ihre personenbezogenen Daten zu den in dieser Datenschutzbestimmung beschriebenen Zwecken im Rahmen der jeweils gültigen gesetzlichen Regelungen (u.a. BDSG=Bundesdatenschutzgesetz) zu erheben, speichern, nutzen und weiterzugeben. Diese Datenschutzbestimmung kann durch uns jederzeit durch Bekanntgabe der geänderten Bedingungen (bspw. im Auktionskatalog, durch Aushang im Auktionshaus u.a.), selbstverständlich im Rahmen der gesetzlichen Befugnisse, geändert werden. Was sind personenbezogene Daten? Personenbezogene Daten sind Einzelangaben einer bestimmten bzw. bestimmbaren natürlichen Person über deren persönlichen und/oder sachlichen Verhältnisse. Darunter fallen nicht: Daten von Gesellschaften, Personenvereinigungen und Personengruppen, soweit sich diese Daten wiederum nicht auf einzelne bestimmte oder bestimmbare Personen (Geschäftsführer, Gesellschafter, Inhaber u.a.) beziehen. Personenbezogene Daten werden durch das BDSG insoweit geschützt, als dass sie unter Einsatz von Datenverarbeitungsanlagen oder dass sie in oder aus automatisierten Dateien verarbeitet, genutzt oder entsprechend hierfür erhoben werden, d.h. sämtliche gespeicher ten personenbezogenen Dateien oder Datensammlungen, unabhängig von deren Form und Art der Verarbeitung, sind geschützt. Erhebung, Speicherung, Verwendung, Weitergabe Wenn Sie sich entscheiden, uns gegenüber personenbezogene Daten anzugeben, stimmen Sie der Übermittlung und Speicherung dieser Daten auf unseren Servern oder anderen Speichermedien zu. Wir sind insoweit befugt insbesondere folgende personenbezogenen Daten zu erheben und zu speichern: • E-Mail-Adresse, sonstige Kontaktdaten, wie Name, Anschrift, Beruf, Geburtsdatum u.a., und soweit für finanzielle Transaktionen erforderlich Finanzinformationen, wie Kreditkartenoder Bankdaten; • Versand-, Rechnungs- und andere Informationen, die Sie für den Erwerb, das Anbieten, sonstiger Leistungen unseres Hauses oder den Versand eines Objektes angeben; • Transaktionsdaten auf Basis Ihrer vorbezeichneten Aktivitäten; 142 KETTERER KUNST Stand Oktober 2013 • weitere Informationen, um die wir Sie bitten können, um sich beispielsweise zu authentifizieren (Beispiele: Ausweiskopie, Handelsregisterauszug, Rechnungskopie, Beantwortung von zusätzliche Fragen, um Ihre Identität oder die Eigentumsverhältnisse an einem von Ihnen angebotenen Objekte überprüfen zu können); • andere ergänzende Informationen von Dritten (z.B.: Wenn Sie Verbindlichkeiten bei uns eingehen, so sind wir generell berechtigt Ihre Kreditwürdigkeit im gesetzlich erlaubten Rahmen über eine Wirtschaftsauskunftei überprüfen zu lassen). derzeit mit Wirkung für die Zukunft widerrufen, sofern es sich um eine einwilligungspflichtige Nutzung, Verarbeitung und Übermittlung handelt. Mit Zustimmung zu dieser Datenschutzbestimmung willigen Sie ein, dass wir Ihre personenbezogenen Daten für Folgendes verwenden und soweit hierfür erforderlich auch offenlegen dürfen: oder an: • Erfüllung der von Ihnen gewünschten Leistungen und Kundenservice; • Weitergabe an von uns beauftragte Dienstleister zur Auftragsabwicklung ausschließlich zu diesem Zweck (zum Beispiel kann ein Versandunternehmen damit beauftragt werden, die von Ihnen angeforderte Ware oder Informationsmaterial zu verschicken; hierfür muss das Versandunternehmen Ihren Namen, Ihre Anschrift und die Ware bzw. das Informationsmaterial kennen); • Zahlungsabwicklungen; • Prävention, Mithilfe zur Aufdeckung und Untersuchung möglicherweise verbotener oder illegaler Aktivitäten, insbesondere zur Unterstützung von Ermittlungsbehörden bei Verdacht von Straftaten, Urheberrechtsverletzungen, unerlaubter Handlungen u.a.; • Benachrichtigung über Leistungen unseres Hauses und Unternehmen, die auf dem Kunstmarkt in engem Zusammenhang mit unserem Haus stehen, zielgerichtetes Marketing, Werbeangebote auf Grundlage Ihres Profils; • Zusendung von Marketingkommunikation per Fax, postalisch oder E-Mail (welche Sie jederzeit durch eine kurze Mitteilung an Ketterer Kunst GmbH & Co. KG, Joseph-Wild-Str. 18, D-81829 München-Riem, bzw. Ketterer Kunst GmbH, Holstenwall 5, D-20355 Hamburg oder per E-Mail an: [email protected] widerrufen können). • Beurteilung, Prüfung und Verbesserung unserer Leistungen, Inhalte und Werbeanzeigen; • Datenabgleich auf Vollständigkeit, Richtigkeit und deren Verifizierung durch Dritte; • zur Prüfung von Adresse und Bonität sind wir berechtigt, von Auskunfteien, wie beispielsweise Schufa, Creditreform u.a., die zu Ihrer Person gespeicherten Adress- und Bonitätsdaten abzurufen, einschließlich solcher, die auf Basis von mathematisch-statistischen Verfahren ermittelt werden (Scoring), selbstverständlich unter Wahrung der einschlägigen Datenschutzbestimmungen (BDSG, insb. § 28 b BDSG). Sofern im Rahmen der Geschäftsbeziehung Negativdaten entstehen, die verlässliche Rückschlüsse auf eine Zahlungsunfähigkeit oder nicht vorhandene Zahlungswilligkeit eines Kunden zulassen, werden diese Daten den Auskunfteien zusammen mit Name und Anschrift übermittelt. Diese Daten fließen dann in die Bonitätsauskunft mit ein, die die Auskunftdateien bei berechtigtem Interesse anfragenden Unternehmen zur Verfügung stellen. • Weitergabe an sonstige Dritte, an die wir mit Ihrer ausdrücklichen Zustimmung oder auf Ihr Verlangen Ihre Daten senden. Überprüfen, Ändern und Löschen Ihrer personenbezogenen Daten, Widerruf Sie haben selbstverständlich das Recht jederzeit Auskunft über die zu Ihrer Person gespeicherten Daten zu erhalten, einschließlich Herkunft und Empfänger Ihrer Daten sowie den Zweck der Datenverarbeitung. Dabei können Sie ebenfalls die Änderung, Ergänzung oder Löschung Ihrer Daten verlangen. Beachten Sie jedoch bitte, dass Ihr Anspruch auf Löschung der personenbezogenen Daten eingeschränkt sein kann, wenn sich diese aus allgemein zugänglichen Verzeichnissen ergeben. Diese Einwilligung und somit die Nutzung, Verarbeitung und Übermittlung Ihrer personenbezogenen Daten können Sie je- Ihre Anfrage und/oder Ihren Widerruf richten Sie bitte schriftlich, per Fax oder per E-Mail an: Ketterer Kunst GmbH & Co. KG Joseph-Wild-Str. 18 D-81829 München Fax: +49-(0)89-55244-166 E-Mail: [email protected] TERMS OF PUBLIC AUCTION 1. General 1.1 Ketterer Kunst GmbH & Co. KG seated in Munich, Germany (hereinafter referred to as „auctioneer“) sells by auction basically as a commission agent in its own name and for the account of the consignor (hereinafter referred to as „principal“), who is not identified. The auctioneer auctions off in its own name and for own account any items which it possesses (own property); these Terms of Public Auction shall also apply to the auctioning off of such own property; in particular, the surcharge must also be paid for this (see Item 5 below). Ketterer Kunst GmbH Holstenwall 5 D-20355 Hamburg Fax: +49-(0)40-374961-66 E-Mail: [email protected] 1.2 The auction shall be conducted by an individual having an auctioneer‘s license; the auctioneer shall select this person. The auctioneer is entitled to appoint suitable representatives to conduct the auction pursuant to § 47 of the German Trade Regulation Act (GewO). Any claims arising out of and in connection with the auction may be asserted only against the auctioneer. Die gesetzlichen Regelungen und Ihre Rechte in Bezug auf Löschung und Sperrung Ihrer personenbezogenen Daten nach § 35 BDSG werden dadurch selbstverständlich nicht berührt. 1.3 The auctioneer reserves the right to combine any catalog numbers, to separate them, to call them in an order other than the one envisaged in the catalog or to withdraw them. 1.4 Any items due to be auctioned may be inspected on the auctioneer’s premises prior to the auction. The time and place will be announced on the auctioneer’s website. If the bidder is not or is no longer able to inspect such items on grounds of time - for example, because the auction has already commenced - in submitting a bid such bidder shall be deemed to have waived his right of inspection. 2. Calling / course of the auction / acceptance of a bid 2.1 As a general rule, the starting price is the lower estimate, in exceptional cases it can also be called up below the lower estimate price. The bidding steps shall be at the auctioneer‘s discretion; in general, the bid shall be raised by 10 % of the minimum price called. 2.2 The auctioneer may reject a bid especially if a bidder, who is not known to the auctioneer or with whom there is no business relation as yet, does not furnish security before the auction begins. Even if security is furnished, any claim to acceptance of a bid shall be unenforceable. 2.3 If a bidder wishes to bid in the name of another person, he must inform the auctioneer about this before the auction begins by giving the name and address of the person being represented and presenting a written authorization from this person. In case of participation as a telephone bidder such representation is only possible if the auctioneer receives this authorization in writing at least 24 hours prior to the start of the auction (= first calling). The representative will otherwise be liable to the auctioneer - at the auctioneer’s discretion for fulfillment of contract or for compensation - due to his bid as if he had submitted it in his own name. 2.4 Apart from being rejected by the auctioneer, a bid shall lapse if the auction is closed without the bid being knocked down or if the auctioneer calls the item once again; a bid shall not lapse on account of a higher invalid bid made subsequently. 2.5 The following shall additionally apply for written bids: these must be received no later than the day of the auction and must specify the item, listing its catalog number and the price bid for it, which shall be regarded as the hammer price not including the surcharge and the turnover tax; any ambiguities or inaccuracies shall be to the bidder’s detriment. Should the description of the item being sold by auction not correspond to the stated catalog number, the catalog number shall be decisive to determine the content of the bid. The auctioneer shall not be obligated to inform the bidder that his bid is not being considered. The auctioneer shall charge each bid only up to the sum necessary to top other bids. 2.6 A bid is accepted if there is no higher bid after three calls. Notwithstanding the possibility of refusing to accept the bid, the auctioneer may accept the bid with reserve; this shall apply especially if the minimum hammer price specified by the principal is not reached. In this case the bid shall lapse within a period of 4 weeks from the date of its acceptance unless the auctioneer notifies the bidder about unreserved acceptance of the bid within this period. 2.7 If there are several bidders with the same bid, the auctioneer may accept the bid of a particular bidder at his discretion or draw lots to decide acceptance. If the auctioneer has overlooked a higher bid or if there are doubts concerning the acceptance of a bid, he may choose to accept the bid once again in favor of a particular bidder before the close of the auction or call the item once again; any preceding acceptance of a bid shall be invalid in such cases. 2.8 Acceptance of a bid makes acceptance of the item and payment obligatory. 3. Special terms for written bids, telephone bidders, bids in the text form and via the internet, participation in live auctions, post-auction sale. 3.1 The auctioneer shall strive to ensure that he takes into consideration bids by bidders who are not present at the auction, whether such bids are written bids, bids in the text form, bids via the internet or by telephone and received by him only on the day of the auction. However, the bidder shall not be permitted to derive any claims whatsoever if the auctioneer no longer takes these bids into consideration at the auction, regardless of his reasons. 3.2 On principle, all absentee bids according to the above item, even if such bids are received 24 hours before the auction begins, shall be legally treated on a par with bids received in the auction hall. The auctioneer shall however not assume any liability in this respect. 3.3 The current state of technology does not permit the development and maintenance of software and hardware in a form which is entirely free of errors. Nor is it possible to completely exclude faults and disruptions affecting internet and telephone communications. Accordingly, the auctioneer is unable to assume any liability or warranty concern ing permanent and fault-free availability and usage of the websites or the internet and telephone connection insofar as such fault lies outside of its responsibility. The scope of liability laid down in Item 10 of these terms shall apply. Accordingly, subject to these conditions the bidder does not assume any liability in case of a fault as specified above such that it is not possible to submit bids or bids can only be submitted incompletely or subject to a delay and where, in the absence of a fault, an agreement would have been concluded on the basis of this bid. Nor does the provider assume any costs incurred by the bidder due to this fault. During the auction the auctioneer shall make all reasonable efforts to contact the telephone bidder via his indicated telephone number and thus enable him to submit a bid by telephone. However, the auctioneer shall not be responsible if it is unable to contact the telephone bidder via his specified telephone number or in case of any fault affecting the connection. 3.4 It is expressly pointed out that telephone conversations with the telephone bidder during the auction may be recorded for documentation and evidence purposes and may exclusively be used for fulfillment of a contract and to receive bids, even where these do not lead to fulfillment of the contract. The telephone bidder must notify the relevant employee by no later than the start of the telephone conversation if he does not consent to this recording. The telephone bidder will also be notified of these procedures provided for in Item 3.4 in writing or in textual form in good time prior to the auction as well as at the start of the telephone conversation. 3.5 In case of use of a currency calculator/converter (e.g. for a live auction) no liability is assumed for the accuracy of the currency conversion. In case of doubt the respective bid price in EUR shall prevail. 3.6 Bidders in live auctions are obliged to keep all login details for their account secret and to adequately secure data from access by third parties. Third parties are all persons excluding Status April 2016 the bidder. The auctioneer must be informed immediately in case the bidder has notified an abuse of login details by third parties. The bidder is liable for all actions conducted by third parties using his account, as if he had conducted these activities himself. 3.7 It is possible to place bids after the auction in what is referred to as the post-auction sale. As far as this has been agreed upon between the consignor and the auctioneer, such bids shall be regarded as offers to conclude a contract of sale in the post-auction sale. An agreement shall be brought about only if the auctioneer accepts this offer. These Terms of Public Auction shall apply correspondingly unless they exclusively concern auction-specific matters during an auction. 4. Passage of risk / costs of handing over and shipment 4.1 The risk shall pass to the purchaser on acceptance of the bid, especially the risk of accidental destruction and deterioration of the item sold by auction. The purchaser shall also bear the expense. 4.2 The costs of handing over, acceptance and shipment to a place other than the place of performance shall be borne by the purchaser. The auctioneer shall determine the mode and means of shipment at his discretion. 4.3 From the time of acceptance of the bid, the item sold by auction shall be stored at the auctioneer’s premises for the account and at the risk of the purchaser. The auctioneer shall be authorized but not obligated to procure insurance or conclude other measures to secure the value of the item. He shall be authorized at all times to store the item at the premises of a third party for the account of the purchaser. Should the item be stored at the auctioneer’s premises, he shall be entitled to demand payment of the customary warehouse fees (plus transaction fees). 5. Purchase price / payment date / charges 5.1 The purchase price shall be due and payable on acceptance of the bid (in the case of a post-auction sale, compare Item 3.6, it shall be payable on acceptance of the offer by the auctioneer). Invoices issued during or immediately after the auction require verification; errors excepted. 5.2 Cash payments shall be made to the auctioneer in Euro (€). Checks and bills of exchange shall be accepted only on account of performance, on the basis of a separate agreement and after calculating all costs and taxes; the auctioneer shall not be liable for timely presentation, protesting, notification or return of dishonored checks or bills of exchange. If the auctioneer agrees to cashless payment, all costs and fees related to the transfer (including the bank charges levied on the auctioneer) shall be payable by the purchaser. 5.3 The sale shall be subject to the margin tax scheme or the standard tax rate according to the consignor’s specifications. Inquiries regarding the type of taxation may be made before the purchase. In any case the standard tax rate may be requested up until 7 days after invoicing. 5.4 Premium 5.4.1 Unless otherwise specified, art objects in the catalog are subject to differential taxation. For differential taxation a premium for single objects will be charged as follows: – Hammer price up to 500,000 Euro: resulting premium of 32 %. – The share of the hammer price that exceeds 500,000 Euro is subject to a premium of 27 % and will be added to the premium that incurs for the hammer price up to 500,000 Euro. – Each item includes the statutory VAT of currently 19 %. In accordance with §26 of German Copyright Act, a droit de suite charge of 1.8 % including VAT is levied for original artworks and photographs for the compensation of the statutory right of resale. 5.4.2 Art objects marked ‚N‘ in the catalog were imported 143 DATA PROTECTION REGULATION into the EU for the purpose of sale. These objects are subject so differential taxation. The advanced import turnover tax of currently 7% of the invoice total is generally added to the invoice total. In accordance with §26 of German Copyright Act, a droit de suite charge of 1.8% is levied for original artworks and photographs for the compensation of the statutory right of resale. 5.4.3 Art object marked ‚R‘ in the catalog are subject to regular taxation. Accordingly, the purchasing price consists of the hammer price and a premium per single object which is calculated as follows: diately, even if checks and bills of exchange have been accepted. 8.2 Should the auctioneer demand compensation instead of performance on account of the delayed payment and should the item be resold by auction, the original purchaser, whose rights arising from the preceding acceptance of his bid shall lapse, shall be liable for losses incurred thereby, for e.g. storage costs, deficit and loss of profit. He shall not have a claim to any surplus proceeds procured at a subsequent auction and shall also not be permitted to make another bid. – The statutory VAT of currently 19 % is added to the sum of hammer price and premium. In accordance with §26 of German Copyright Act, a droit de suite charge of 1.5 % plus VAT is levied for original artworks and photographs for the compensation of the statutory right of resale. 8.3 The purchaser must collect his purchase from the auctioneer immediately, no later than 1 month after the bid is accepted. If he falls behind in performing this obligation and does not collect the item even after a time limit is set or if the purchaser seriously and definitively declines to collect the item, the auctioneer may withdraw from the contract of sale and demand compensation with the proviso that he may resell the item by auction and assert his losses in the same manner as in the case of default in payment by the purchaser, without the purchaser having a claim to any surplus proceeds procured at the subsequent auction. Moreover, in the event of default, the purchaser shall also owe appropriate compensation for all recovery costs incurred on account of the default. For contractors entitled to input tax reduction for art and antiquities regular taxation may be applied. 9. Guarantee – Hammer prices up to 500,000 Euro: resulting premium of 25 %. – The share of the hammer price that exceeds 500,000 Euro is subject to a premium of 20 % and will be added to the premium that incurs for the hammer price up to 500,000 Euro. 5.5 Export shipments in EU countries are exempt from value added tax on presenting the VAT number. Export shipments in non-member countries (outside the EU) are exempt from value added tax; if the items purchased by auction are exported by the purchaser, the value added tax shall be reimbursed to him as soon as the export certificate is submitted to the auctioneer. 6. Advance payment / reservation of title 6.1 The auctioneer shall not be obligated to release the item sold by auction to the purchaser before payment of all the amounts owed by him. 6.2 The title to the object of sale shall pass to the purchaser only when the invoice amount owed is paid in full. If the purchaser has already resold the object of sale on a date when he has not yet paid the amount of the auctioneer’s invoice or has not paid it in full, the purchaser shall transfer all claims arising from this resale up to the amount of the unsettled invoice amount to the auctioneer. The auctioneer hereby accepts this transfer. 6.3 If the purchaser is a legal entity under public law, a separate estate under public law or an entrepreneur who is exercising a commercial or independent professional activity while concluding the contract of sale, the reservation of title shall also be applicable for claims of the auctioneer against the purchaser arising from the current business relationship and other items sold at the auction until the settlement of the claims that he is entitled to in connection with the purchase. 7. Offset and right of retention 7.1 The purchaser can offset only undisputed claims or claims recognized by declaratory judgment against the auctioneer. 7.2 The purchaser shall have no right of retention. Rights of retention of a purchaser who is not an entrepreneur with in the meaning of § 14 of the German Civil Code (BGB) shall be unenforceable only if they are not based on the same contractual relationship. 8. Delay in payment, revocation, auctioneer’s claim for compensation 8.1 Should the purchaser’s payment be delayed, the auctioneer may demand default interest at the going interest rate for open current account credits, without prejudice to continuing claims. The interest rate demanded shall however not be less than the respective statutory default interest in accordance with §§ 288, 247 of the German Civil Code (BGB). When default occurs, all claims of the auctioneer shall fall due imme- 144 KETTERER KUNST 9.1 All items that are to be sold by auction may be viewed and inspected before the auction begins. The items are used and are being auctioned off without any liability on the part of the auctioneer for material defects and exclude any guarantee. However, in case of material defects which destroy or significantly reduce the value or the serviceability of the item and of which the purchaser notifies the auctioneer within 12 months of his bid being accepted, the auctioneer undertakes to assign any claim which it holds against the consignor or – should the purchaser decline this offer of assignment – to itself assert such claims against the consignor. In the event of the auctioneer successfully prosecuting a claim against the consignor, the auctioneer shall remit the resulting amount to the purchaser up to the value of the hammer price, in return for the item’s surrender. The purchaser will not be obliged to return this item to the auctioneer if the auctioneer is not itself obliged to return the item within the scope of its claims against the consignor or another beneficiary. The purchaser will only hold these rights (assignment or prosecution of a claim against the consignor and remittance of the proceeds) subject to full payment of the auctioneer’s invoice. In order to assert a valid claim for a material defect against the auctioneer, the purchaser will be required to present a report prepared by an acknowledged expert (or by the author of the catalog, or else a declaration from the artist himself or from the artist’s foundation) documenting this defect. The purchaser will remain obliged to pay the surcharge as a service charge. The used items shall be sold at a public auction in which the bidder/purchaser may personally participate. The provisions regarding the sale of consumer goods shall not be applicable according to § 474 par. 1 sentence 2 of the German Civil Code (BGB). video- or digital images of the art objects may be offered. Image rendition may lead to faulty representations of dimensions, quality, color, etc. The auctioneer can not extend warranty and assume liability for this. Respectively, section 10 is decisive. 10. Liability The purchaser’s claims for compensation against the auctioneer, his legal representative, employee or vicarious agents shall be unenforceable regardless of legal grounds. This shall not apply to losses on account of intentional or grossly negligent conduct on the part of the auctioneer, his legal representative or his vicarious agents. Liability for losses arising from loss of life, personal injury or injury to health shall remain unaffected. 11. Final provisions 11.1 Any information given to the auctioneer by telephone during or immediately after the auction regarding events concerning the auction - especially acceptance of bids and hammer prices - shall be binding only if they are confirmed in writing. 11.2 Verbal collateral agreements require the written form to be effective. This shall also apply to the cancellation of the written form requirement. 11.3 In business transactions with businessmen, legal entities under public law and separate estates under public law it is additionally agreed that the place of performance and place of jurisdiction (including actions on checks and bills of exchange) shall be Munich. Moreover, Munich shall always be the place of jurisdiction if the purchaser does not have a general place of jurisdiction within the country. 11.4 Legal relationships between the auctioneer and the bidder/purchaser shall be governed by the Law of the Federal Republic of Germany; the UN Convention relating to a uniform law on the international sale of goods shall not be applicable. 11.5 Should one or more terms of these Terms of Public Auction be or become ineffective, the effectiveness of the remaining terms shall remain unaffected. § 306 par. 2 of the German Civil Code (BGB) shall apply. 11.6 These Terms of Public Auction contain a German as well as an English version. The German version shall be authoritative in all cases. All terms used herein shall be construed and interpreted exclusively according to German law. Please note changes regarding surcharges in 5.4 Data protection regulation (in off-line mode) This document describes a data protection regulation that is applicable to the following: Ketterer Kunst GmbH & Co.KG Joseph-Wild-Str. 18, D-81829 Munich HRA: 46730 (Registration Court at the Munich Municipal Court) VAT Id.: DE 129 989 806 General Partner: Experts Art Service GmbH HRB: 117489 (Registration Court at the Munich Municipal Court) Managing Director: Robert Ketterer Tel.: +49-(0)89-5 52 44-0 Fax: +49-(0)89-5 52 44-166 Email: [email protected] http://www.kettererkunst.de Ketterer Kunst GmbH Holstenwall 5, D-20355 Hamburg HRB: 48312 (Registration Court at the Hamburg Municipal Court) VAT Id.: DE 118 535 934 Managing Director: Robert Ketterer Tel.: +49-(0)40-37 49 61-0 Fax: +49-(0)40-37 49 61-66 Email: [email protected] http://www.kettererkunst.de Sphere of application This data protection regulation lays down procedures for handling your personal data for services offered by us and used by you. Under this regulation, you grant us permission to collect, store, use and pass on your personal data for the purposes described in this regulation within the framework of applicable statutory regulations (such as the BDSG (Bundesdatenschutzgesetz = German Federal Data Protection Act)). We are entitled to amend this data protection regulation at any time by publishing amended regulations (in the auction catalog, through posters in the auctioneering house, etc.) as permitted under the statute. What is personal data? Personal data is detailed information regarding the personal and/or factual circumstances of a determinate or determinable natural person. It does not include data regarding companies, associations and groups of persons, if such data does not concern individual determinate or determinable persons (managing directors, shareholders, proprietors, etc.). Personal data is protected under the German Federal Data Protection Act to the extent it is processed, used or collected for this purpose during the use of data processing systems or to the extent it is processed, used, or collected for this purpose in or from automated files, namely all stored personal files or data collections, independent of their form and the nature of processing. 9.2 The catalog descriptions and descriptions in other media of the auctioneer (internet, other advertising etc.) are given to the best of our knowledge and belief and do not constitute any contractually stipulated qualities or characteristics within the meaning of § 434 of the German Civil Code (BGB). On the contrary, these are only intended to serve as information to the bidder/purchaser unless the auctioneer has expressly assumed a guarantee in writing for the corresponding quality or characteristic. This also applies to expert opinions. The estimated prices stated in the catalog and descriptions in other media of the auctioneer (internet, other advertising etc.) serve only as an indication of the market value of the items being sold by auction. No responsibility is taken for the correctness of this information. The fact that the auctioneer has given an appraisal as such is not indicative of any quality or characteristic of the object being sold. • Shipping data, invoicing data and other information provided by you for purchasing, bids, or other services provided by our firm or for the shipment of an object; 9.3 In some auctions (especially in additional live auctions) • Transaction data based on the operations described above; Collection, storage, use, passing on In deciding to provide us personal data, you agree that the data will be transmitted and stored on our servers or other storage media. In particular, we are authorized to collect and store the following personal data: • E-mail address, other contact data such as name, address, profession, date of birth, etc., as well as financial information such as credit card or bank details, if these are required for financial transactions; • Other information we may request, such as for authentication purposes (examples: copy of identity papers, commercial register extract, invoice copy, replies to additional queries, that we may need in order to check your identity or the status of ownership rights of an object offered by you); • Other supplementary third-party information (for example, if you contract liabilities with us, we are in general entitled to have your creditworthiness checked through a credit bureau within the legally permitted framework). By signing this data protection regulation, you are consenting to our use of your personal data for the following purposes and their publication if required for the same. • The provision of services and customer support as desired by you; • Passing on to service providers appointed by us for order processing exclusively for this purpose (for example, a forwarding agency may be appointed to ship goods/informational material to you. This forwarding agency must have your name, address, and details of the goods or information material to be shipped); Status October 2013 Please send your questions and/or your revocation in writing, by fax or e-mail to Ketterer Kunst GmbH & Co. KG Joseph-Wild-Str. 18 D-81829 Munich Fax: +49-(0)89-5 52 44-166 Email: [email protected] or to Ketterer Kunst GmbH Holstenwall 5 D-20355 Hamburg Fax: +49-(0)40-37 49 61-66 Email: [email protected] This shall not affect statutory provisions and your right to delete or block personal data under § 35 BDSG. This data protection regulation is available in both German and in English. The German version shall be authoritative at all times, and German law shall apply exclusively in interpreting and arriving at the significance of the terms used in this data protection regulation. • Payment processing; • Prevention, assistance in exposing and investigating possibly prohibited or illegal activities, especially to support investigation authorities in cases of suspected criminal offence, copyright violations, unauthorized transactions etc.; • Information about services provided by our firm and companies on the art market that are closely associated with our firm, targeted marketing, and promotional offers, on the basis of your profile; • Marketing-related communications by fax, post or e-mail (which you can revoke at any time by sending a brief notification to Ketterer Kunst GmbH & Co.KG, Joseph-WildStr. 18, D-81829 Munich-Riem, or to Ketterer Kunst GmbH, Holstenwall 5, D-20355 Hamburg or by e-mail to: [email protected]); • Assessment, review and enhancement of our services, contents and advertisements; • Third party reconciliation of the data to ensure completeness/ correctness and verification of the data; • To verify your address and credit worthiness, we are entitled to approach credit bureaus such as Schufa, Creditreform and others for information regarding your address and creditworthiness details, including data computed on the basis of mathematical/statistical procedures (scoring), in compliance with relevant data protection provisions (BDSG, especially § 28 b BDSG); • Negative data that arises during the business relationship and that allows a reliable conclusion of insolvency or unwillingness to pay on the part of a customer will be passed on to the credit bureaus along with name and address. This data is then incorporated into the credit report providing the credit information files to companies with a legitimate interest; • Passing on to other third parties to whom your data is sent with your explicit consent or at your request. Review, modification and deletion of your personal data, revocation You have the right to obtain information about personal data stored with us at any time, including the source of the data and its recipients, as well as the purpose of data processing. You are entitled to request that your details be amended, supplemented or deleted. Please note that your right to delete personal data may be limited if the data is obtained from publicly accessible records. You may revoke this consent, and with it the right to use, process and pass on your personal data at any time with prospective effect if such use, processing and passing on is subject to approval. 145 ANSPRECHPARTNER KÜNSTLERVERZEICHNIS 441 Abteilung Ansprechpartner Ort E-Mail Durchwahl Geschäftsleitung, Öffentlich bestellter und vereidigter Auktionator Robert Ketterer München [email protected] +49 - (0)89 - 5 52 44 -158 Auktionatorin Gudrun Ketterer M.A. München [email protected] +49 - (0)89 - 5 52 44 -200 Kaufmännische Leitung, Auktionator Peter Wehrle München [email protected] +49 - (0)89 - 5 52 44 -155 Assistenz der Geschäftsleitung Melanie Schmidt M.A. München [email protected] +49 - (0)89 - 5 52 44 -158 Referentin der Geschäftsleitung Claudia Pajonck M.A. München [email protected] +49 - (0)89 - 5 52 44 -154 Assistenz Kaufmännische Leitung Charlotte Damm Ass. iur. München [email protected] +49 - (0)89 - 5 52 44 -157 Auktionsgebote Beate Deisler München [email protected] +49 - (0)89 - 5 52 44 -91 Kundenbetreuung Claudia Bethke München [email protected] +49 - (0)89 - 5 52 44 -150 Dietmar Wiewiora München [email protected] +49 - (0)89 - 5 52 44 -191 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Michaela Derra M.A. München [email protected] +49 - (0)89 - 5 52 44 -152 Buchhaltung Simone Rosenbusch München [email protected] +49 - (0)89 - 5 52 44 -123 Viktoria Wagner München [email protected] +49 - (0)89 - 5 52 44 -120 Silke Seibel München [email protected] +49 - (0)89 - 5 52 44 -121 Frank Schumacher München [email protected] +49 - (0)89 - 5 52 44 -160 Dimitri Gogia München [email protected] +49 - (0)89 - 5 52 44 -161 +49 - (0)89 - 5 52 44 -148 Versand/Logistik Amm, Markus Appel, Hélène Arce, Javier Avotins, Janis Balkenhol, Stephan Bauer, Michael Bisky, Norbert Bohl, Henning Butzer, André Ceulers, Michiel Delaere, Koen Eder, Martin Foth, Detlev Grosse, Katharina Guyton, Wade Havekost, Eberhard Helbig, Thomas Hylden, Nathan Kalaizis, Aris 809 805, 845 864 829 828 836 860 848 855 824 801 838, 838.10 840 863 806 808 812 821 820 Klimas, Martin Kochanski, Roman Kowski, Uwe Kroner, Sven Kürten, Stefan Lehmann, Andrea Lodenkämper, Karolus Longo, Robert Lucander, Robert Markus Muntean & Adi Rosenblum Martin, Jason Meyer, Matthias Mirutziu, Alex Netzhammer, Yves Opie, Julian Oursler, Tony Pitin, Daniel Pylypchuk, Jon Reyle, Anselm 862 846 816 849 827 831, 851 850 856 800, 804, 825 830 818 815 861 817 826 833 814, 839 802 811, 832, 854 Roepstorff, Kirstine Schatz, Silke Scheibitz, Thomas Schinwald, Markus Schleime, Cornelia Schmidt, Julia Selg, Markus Shishkin, Dasha Skreber, Dirk Song, Hyun-Sook Succo, Chris Thurman, Kyle Voigt, Alexander Ernst Völker, Cornelius Waters, Kate Wurm, Erwin Young, Russell Zhang, Fangbai 847 841 853 803, 810 843 852 858 844 842 807 857 837 835 823 819 822 813, 834 859 Experten Klassische Moderne Kunst nach 1945 / Contemporary Art Klassische Moderne / Kunst nach 1945 / Contemporary Art Kunst des 19. Jahrhunderts Wertvolle Bücher Nadine Frank M.A. München [email protected] Bettina Beckert M.A. München [email protected] +49 - (0)89 - 5 52 44 -140 Undine Lubinus MLitt München [email protected] +49 - (0)89 - 5 52 44 -131 Julia Haußmann M.A. München [email protected] +49 - (0)89 - 5 52 44 -246 Constantin Hemmerle München [email protected] +49 - (0)89 - 5 52 44 -243 Ruth Tenschert M.A. Hamburg [email protected] +49 - (0)40 - 37 49 61-22 Miriam Heß Heidelberg [email protected] +49-(0)62 21- 5 88 00 38 Lydia Kumor Düsseldorf [email protected] +49 - (0)2 11- 36 77 94 - 60 Ralf Radtke Düsseldorf [email protected] +49 - (0)2 11- 36 77 94 - 60 Dr. Simone Wiechers Berlin [email protected] +49 - (0)30 - 88 67 53 63 Stefan Maier Sachsen/Thüringen [email protected] +49 - (0)3 42 93 - 44 92 82 Giancarlo Fabbi Modena [email protected] +39 - (0)59 - 24 45 86 Stella Michaelis USA [email protected] +1- 310 - 386 - 6432 Sarah Mohr M.A. München [email protected] +49 - (0)89 - 5 52 44 -147 Andreas Geffert M.A. München [email protected] +49 - (0)89 - 5 52 44 -146 Ursula Brommauer Hamburg [email protected] +49 - (0)40 - 37 49 61- 35 +49 - (0)40 - 37 49 61- 11 Christoph Calaminus Hamburg [email protected] Christian Höflich Hamburg [email protected] +49 - (0)40 - 37 49 61- 20 Silke Lehmann M.A. Hamburg [email protected] +49 - (0)40 - 37 49 61- 19 Enno Nagel Hamburg [email protected] +49 - (0)40 - 37 49 61- 17 Imke Friedrichsen M.A. Hamburg [email protected] +49 - (0)40 - 37 49 61- 21 Wissenschaftliche Katalogbearbeitung Julia Amann M.A., Christiane Beer M.A., Klaus Dietz, Bianca Fazio M.A., Dr. Eva Heisse, Eva Lengler M.A., Silvie Mühln M.A., Julia Scheu M.A., Franziska Stephan M.A. und Dr. Agnes Thum Ketterer Kunst GmbH & Co. KG Joseph-Wild-Straße 18 81829 München Tel. +49 - (0)89 - 5 52 44 - 0 tollfree Tel. 0800-KETTERER Fax +49 - (0)89 - 5 52 44 - 177 [email protected] www.kettererkunst.de USt.IdNr. DE 129 989 806 Ust.-Nr. 11621/39295 57 FA München III Amtsgericht München HRA 46730 Persönlich haftender Gesellschafter: Experts Art Service GmbH Amtsgericht München HRB 117489 Geschäftsführer: Robert Ketterer 146 KETTERER KUNST Ketterer Kunst Hamburg Ruth Tenschert Holstenwall 5 20355 Hamburg Tel. +49 - (0)40 - 37 49 61- 0 Fax +49 - (0)40 - 37 49 61- 66 [email protected] Repräsentanz BadenWürttemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz Miriam Heß Tel. +49 - (0)62 21- 5 88 00 38 Fax +49 - (0)62 21- 5 88 05 95 [email protected] Repräsentanz Sachsen/ Thüringen Stefan Maier Bismarckstraße 5 04683 Naunhof b. Leipzig Tel. +49 - (0)3 42 93 - 44 92 83 [email protected] Repräsentanz Italien Giancarlo Fabbi Via Poletti 16/A 41121 Modena Tel. +39 - (0)59 - 24 45 86 Fax +39 - (0)59 - 21 04 80 [email protected] Ketterer Kunst Berlin Dr. Simone Wiechers Fasanenstraße 70 10719 Berlin Tel. +49 - (0)30 - 88 67 53 63 Fax +49 - (0)30 - 88 67 56 43 [email protected] Repräsentanz Düsseldorf Lydia Kumor/Ralf Radtke Malkastenstraße 11 40211 Düsseldorf Tel. +49 - (0)2 11- 36 77 94 - 60 Fax +49 - (0)2 11- 36 77 94 - 62 [email protected] Repräsentanz USA Stella Michaelis Michaelis ART, LLC 12024 Thermo St Los Angeles, CA 90066 Tel. +1- 310 - 386 - 6432 [email protected] Ketterer Kunst in Kooperation mit The Art Concept Andrea Roh-Zoller M.A. Dr.-Hans-Staub-Straße 7 82031 Grünwald Tel. +49 - (0)1 72 - 4 67 43 72 [email protected] 147 INFO Glossar 1. Mit signiert und/oder datiert und/oder betitelt und/oder bezeichnet werden die nach unserer Ansicht eigenhändigen Angaben des Künstlers beschrieben. 2. Die Beschreibung handschriftlich bezeichnet meint alle Angaben, die nach unserer Ansicht nicht zweifelsfrei vom Künstler selbst stammen. 3. Die mit (R) gekennzeichneten Objekte werden regelbesteuert zu einem Steuersatz in Höhe von 19 % verkauft. 4. Die mit (N) gekennzeichneten Objekte, wurden zum Verkauf in die EU eingeführt. Bei diesen wird zusätzlich zum Aufgeld die verauslagte Einfuhrumsatzsteuer in Höhe von derzeit 7 % des Zuschlagspreises erhoben. 5. Die artnet Price Database enthält Auktionsergebnisse seit 1985 und umfasst nach Unternehmensangaben zurzeit Auktionsergebnisse von über 700 internationalen Auktionshäusern. Ergebnisse Ergebnisse ab Mo., 13. Juni 2016, 9 Uhr unter +49 - (0)89 - 5 52 44 - 0. Im Inland unter der Gratis-Hotline 0800-KETTERER (0800 - 53 88 37 37). Für den Export von Kunstwerken aus der Europäischen Union ist das Kulturschutzabkommen von 1993 sowie die UNESCO-Konvention von 1975 zu beachten. Besitzerliste 441 1: 804, 825; 2: 859; 3: 822, 830; 4: 807, 813, 818, 823, 826, 834, 842, 854, 856; 5: 800, 808, 838, 862; 6: 833; 7: 827; 8: 820; 9: 851; 10: 810, 811; 11: 802, 809, 812, 829, 836, 841, 858; 12: 843, 860; 13: 819; 14: 831; 15: 815; 16: 803; 17: 814; 18: 849; 19: 863; 20: 816; 21: 847, 853, 855; 22: 832, 837; 23: 828; 24: 817, 848, 852; 25: 801, 805, 806, 821, 824, 835, 839, 840, 844, 845, 846, 850, 857, 861 www.artloss.com Ketterer Kunst ist Partner von The Art Loss Register. Sämtliche Objekte in diesem Katalog, sofern sie eindeutig identifizierbar sind und einen Schätzwert von mindestens € 1.500 haben, wurden vor der Versteigerung mit dem Datenbankbestand des Registers individuell abgeglichen. Ketterer Kunst is a partner of the Art Loss Register. All objekts in this catalogue, as far as they are uniquely identifiable and have an estimate of least € 1,500 have been checked against the database of the Register prior to the auction. 148 KETTERER KUNST 11. J U N I 2 0 1 6 K E T T E R E R CONTEMPORARY CONTEMPORARY
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