Nr. 2/2008 I N H A LT Sehr geehrte Leserinnen und Leser, wo der Einkauf Schlupflöcher für ganz eigene Geschäfte bietet, haben wir Ihnen im ersten Artikel zu „Korruption im Einkauf: Wie tief ist der Sumpf und wie kann man ihn trockenlegen?“ gezeigt. Heute widmen wir uns der Vermeidung von unlauteren Geschäftsgebaren. Dazu sind Fragen der Kontrolle, Ethik und Rotation anzugehen. Das legt jeden Sumpf trocken. Der Greenback taumelt und die Metallpreise gehen hoch. Sie steigen und steigen. Was tun, wenn Sie trotzdem einkaufen müssen? Auch wenn Sie am Preisniveau nichts ändern können, Sie können sich stärker aufstellen und die Preisspitzen durch kluge Einkaufsstrategien abfangen: „Tipps zum Management von Preisanstiegen bei Industriemetallen“. Über Fragen, Feedback oder Anregungen zu HNC News freuen wir uns sehr. 2 rtikel des Monats: A Korruption im Einkauf: Wie tief ist der Sumpf und wie kann man ihn trockenlegen? (2. Teil) 4 Praxis-Tipp: Tipps zum Management von Preisanstiegen bei Industriemetallen Impressum Dr. Bernhard H. Höveler Dirk Nold 6 Höveler & Nold Consulting GmbH Schanzenstraße 20a, 40549 Düsseldor f Telefon: +49 (0)211/5508-351/-529 Telefax: +49 (0)211/5508-822 Seite 1 von 6 Nr. 2/2008 Artikel des Monats: Korruption im Einkauf (Teil 2): Wie tief ist der Sumpf und wie kann man ihn trockenlegen? Wer Vorteil nehmen will, kann dies im Einkauf leicht tun. Und zwar in verschiedenen Phasen des Einkaufsprozesses – von der Vorbereitung der Ausschreibung bis zur Abrechnung. Einhalt gebieten sollten Sie solchen Geschäftsgebaren, und dazu Strukturen schaffen, die keine Anreize geben oder gar die Korruption von vorneherein verhindern. Es ist schwer abzuschätzen, ob das Ausmaß der Korruption in den letzten Jahren zugenommen hat. Sicher ist, dass korruptes Verhalten heute den Betroffenen leichter gemacht wird: Die stetig dünner werdende Personaldecke und die Tendenz zum Lean-Management tragen dazu bei, dass die Verantwortung im Einkauf auf immer weniger Schultern verteilt ist. Damit wird es schwerer, den Ablauf von Vertragsverhandlungen zu kontrollieren. Häufig entscheiden Individuen, deren Kontrolle die übergeordnete Instanz weder leisten kann noch will. Eine Frage der Kontrolle Wer kurzfristig Korruption vermeiden will, greift auf die interne Revision zurück. Die hilft aber nur, wenn sie systematisch und konsequent durchgeführt wird. Wenn die Revisionsabteilung sich lediglich auf Formalitäten wie die Mindestanzahl von Geboten oder ähnliche Prüfkriterien konzentriert, und den übrigen Beschaffungsprozess außer Acht lässt, wird sie dem Delinquenten möglicherweise lästig, bleibt aber wirkungslos. Eine Frage der Geschäftsethik Einige wenige Unternehmen versuchen deshalb diejenigen, die ihre Entscheidungen faktisch allein treffen, für die Ergebnisse grundsätzlich in die Verantwortung zu neh- men. Möglich ist das durch eine Art Ehrenerklärung, wie sie heute Vorstände für die Jahresabschlüsse ihrer Unternehmen abgeben müssen. In einer Ehrenerklärung zeichnet der verantwortliche Einkäufer persönlich verantwortlich für den Ablauf des Beschaffungsprozesses. Grundlage für eine solche Ehrenerklärung sollten klare und eindeutige Sätze zur Businessethik und Geschäftsgebaren sein wie sie z.B. in den „non corruption and non bribery Erklärungen“ der EU formuliert sind. Dadurch wird es für den Unterzeichner unmöglich, im Nachhinein auffallende Unregelmäßigkeiten anderen anzulasten. Solche Maßnahmen können allerdings nur Erfolg haben, wenn eine gesunde Unternehmensethik vom oberen Management und dem Vorstand vorgelebt wird. Seite 2 von 6 Nr. 2/2008 Artikel des Monats: Korruption im Einkauf (Teil 2): Wie tief ist der Sumpf und wie kann man ihn trockenlegen? Eine Frage der Rotation Wesentlich weiter und mit Strukturveränderungen einher geht die Umstellung des Einkaufsprozesses von der Einzelverantwortlichkeit hin zur Verteilung der Zuständigkeiten, die etwa mit dem demokratischen System der Gewaltenteilung vergleichbar ist und ähnlich wirkt. So wird vermieden, dass ein einzelner Mitarbeiter für alle drei Schlüsselbereiche des Beschaffungsprozesses, Budgetierung, Ausschreibung und Vertragsanbahnung, Wareneingangskontrolle und Zahlungsabwicklung, verantwortlich ist. Um den Arbeitsprozess bei geteilten Zuständigkeiten transparent zu gestalten, sind die Zuständigkeiten schriftlich festzuhalten und ggf. durch Abzeichnung des Zuständigen nachzuvollziehen. Im Einkauf sind die Aufgaben aus fünf Arbeitsbereichen zu verteilen: 1. die Feststellung und Spezifikation des Bedarfs 2. die Aufstellung der Ausschreibungslisten und die Verhandlungsführung 3. die Entscheidung über den Zuschlag 4. die Wareneingangskontrolle bzw. der Vergleich von Rechnung und Lieferung 5. die Zahlungsermächtigung Es reicht aus, wenn zwei Mitarbeiter sich die Verantwortung teilen. Korruption wird aber umso schwieriger, je größer der Kreis der Verantwortlichen ist. Eine Lösung bietet deshalb die Jobrotation in einem etwas größeren Mitarbeiterkreis. Zur Optimierung der Rotation können die Zusammensetzung der Teams und die Zuständigkeitsbereiche der einzelnen Mitarbeiter regelmäßig verändert werden. Zusammengefasst lässt sich das Korruptionspotenzial auf eine einfache Formel nach Robert Klitgaard, dem Dekan und Ford Distinguished Professor für Internationale Entwicklung und Sicherheit an der RAND Graduate School in Santa Monica, Kalifornien, bringen: K=M+W-R, das Korruptionspotenzial entspricht der Monopolisierung plus der Willkür abzüglich der Rechenschaftspflicht des Einzelnen. Gegen Monopolisierung ist ein einzelnes Unternehmen machtlos, aber es kann durch die Verteilung der Zuständigkeiten die individuelle Willkür reduzieren und gleichzeitig durch obligatorische Unterschriften unter jedem Prozessschritt wirksam Rechenschaft für Entscheidungen einfordern. Gehen Sie es an! ■ ■ ■ Seite 3 von 6 Nr. 2/2008 Praxis-Tipp: Tipps zum Management von Preisanstiegen bei Industriemetallen Die Metallpreise befinden sich auf einem schlingernden Höhenflug. Der Handelspreis für Kupfer hat sich innerhalb der letzten 5 Jahre von unter 1.500 USD/t auf derzeit knapp 8.500 USD/t mehr als verfünffacht. Die Nickelpreise entwickelten sich vergleichbar in einem noch kürzeren Zeitraum. Prognosen antizipieren weitere Preissteigerungen. Ursache sind die wachsende Nachfrage der Industrieländer, der Schwellenländer China und Indien, und das begrenzte Angebot. Denn in der Metallindustrie herrscht ein Investitionsbacklog. Noch in den neunziger Jahren hätten sich führende Wirtschaftsanalysten nicht erträumt, Industrieoder Edelmetalle gewinnbringend in ihr Portfolio einzubinden. Die niedrige Nachfrage und Preise machten die Metallindustrie für Investoren uninteressant. Heute lässt sich die starke Nachfrage mit den vorhandenen Kapazitäten kaum noch decken. Marktprognosen sehen einen Nachfrageüberhang von circa 30.000 Tonnen Nickel voraus. Bei Kupfer und Zink zeichnen sich ähnliche Entwicklungen ab. An die zwei Jahre dürften ins Land gehen bis die Metallförderung mit kostspieligen Investitionen ihre Kapazitäten angemessen erweitert hat. ■Substitution Aber bis dahin muss der Endkunde weder den Höhenflug noch die Achterbahnfahrt der Metallpreise mitmachen und kann Kostenspitzen im Einkauf meiden: ■Alternativ ■Für ■Bleiben viele Rohstoffe existieren Substitute. Aluminium ersetzt in einigen Fällen zum Beispiel Kupfer. Der Preis für Aluminium liegt mit derzeit 2.900 USD/t deutlich unter dem Kupferpreis von ca. 8.500 USD/t setzt jedoch sorgfältige Abwägungen voraus. Unterschätzen Sie nicht die entstehenden Inputkosten. Die Verarbeitung von Aluminium ist ungleich komplizierter als die von Kupfer und verursacht hohe Stromkosten. Dennoch kann sich die Umstellung lohnen kann Ihr Unternehmen größere Metallmengen einkaufen und auf Lager halten. Machen Sie sich unabhängig von Preisund Kapazitätsschwankungen Sie dabei aber kostenbewusst und bauen Sie keinen überteuerten Bestand auf, der im Fall eines Preissturzes nicht an den Verbraucher weitergegeben werden kann Seite 4 von 6 Nr. 2/2008 Praxis-Tipp: Tipps zum Management von Preisanstiegen bei Industriemetallen ■Eine feinsinnigere Absicherung besteht im Handel mit Future- und Optionsscheinen. Mit dieser Streuung des Risikos sichern Sie sich bis zu einem gewissen Grad ab. Das Verlustrisiko ist allerdings nie völlig zu vermeiden Sie sehen, so bedrohlich der wachsende Kostendruck auf dem Metallmarkt auch zunächst erscheint, es helfen doch weitsichtige Strategien die in die Höhe schießenden Preise beim Einkauf zu kontrollieren. ■ ■ ■ ■Das Aushandeln von Langzeitverträgen ist die traditionelle und sichere Alternative. Machen Sie sich bei der Vertragsgestaltung aber Absicherungsmechanismen gegen Währungsrisiken wie z.B. durch den Einsatz von Futures oder Optionen zu nutze ■Handeln Sie außerdem reduzierte Preise für garantierte Abnahmemengen in festgelegten Zeiträumen aus. Diese reduzierten Preise gehen als fixe Faktoren in die eigenen Produktionskosten ein und sorgen für Preisstabilität. Seite 5 von 6 Nr. 2/2008 Über HNC Die Höveler & Nold Consulting GmbH (HNC) ist eine auf Einkaufsoptimierung fokussierte Unternehmensberatung, die von einem Team ehemaliger Seniorberater von A.T. Kearney gegründet wurde. Als unabhängiges, auf Einkaufsoptimierung spezialisiertes Beratungsunternehmen stehen wir für Einkaufskompetenz von der Analyse bis zur konsequenten Umsetzung. Wir verbessern das Einkaufsmanagement unserer Klienten durch klassisches Consulting, Interims-Management, Training/Coaching oder durch eine Kombination dieser drei Formen der Zusammenarbeit. Über HNC News ist eine monatlich erscheinende Publikation der Höveler & Nold Consulting GmbH und wird an fast 5.000 Abonnenten verschickt. Basierend auf unseren vielfältigen Erfahrungen im Einkaufsmanagement wollen wir allen am Thema Einkauf Interessierten Denkanstöße für die Optimierung ihrer Einkaufsaktivitäten bieten. Wenn Sie mehr darüber wissen wollen, wie HNC Ihnen helfen kann, kontaktieren Sie uns über: ■ E-Mail: [email protected] ■ Tel. +49 (0) 211-5508-351/-529 Über Fragen, Feedback oder Anregungen zu HNC News freuen wir uns sehr. Wenn Sie von der Empfängerliste dieses Newsletters gestrichen werden möchten, schreiben Sie bitte eine kurze Mail an [email protected]. Vielen Dank! Impressum Herausgeber: Höveler & Nold Consulting GmbH Schanzenstraße 20a, 40549 Düsseldorf Telefon: +49 (0)211/5508-351/-529 Telefax: +49 (0)211/5508-822 V.i.S.d.P.: Dr. Bernhard H. Höveler, Dirk Nold Gestaltung: Die Fischer Werbeagentur Erscheinungsweise: Monatlich Copyright © 2008 Höveler & Nold Consulting GmbH Alle Rechte vorbehalten. Seite 6 von 6
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