Rundschau - Radtreff Campus Bonn

d-rbo/rbo-city/03RBO_40 - 09.05.2016 14:50:40 - marcus.bierlein
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BONN
Freude am sportlichen Radfahren im Team
Unterwegs mit einer schnellen Trainingsgruppe des Radtreffs Campus im Siebengebirge
VON MARCUS BIERLEIN
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RHEIN-SIEG-KREIS/BONN.
Donnerstags, 17.15 Uhr, auf
dem Platz vor dem Telekom
Campus am Landgrabenweg in
Bonn-Ramersdorf: Während
sich in Anzug oder Kostüm gekleidete Angestellte des dortigen Telekommunikationsunternehmens so langsam in den
Feierabend
verabschieden,
füllt sich der Platz mit sportlich
gekleideten Männern und
Frauen, die auf edlen Rennmaschinen vorfahren.
Nach wenigen Minuten
macht die Szenerie den Eindruck, als starte hier gleich ein
Radrennen, so groß ist mittlerweile die Resonanz auf das
Trainingsangebot des Bonner
Vereins Radtreff Campus
(RCB). An schönen Tagen kommen bis zu 60 Sportler zusammen. Das Zauberwort beim
RCB heißt dabei Vielseitigkeit:
Denn während andere Radsportclubs bestenfalls zwei
Trainingsgruppen
zustande
bekommen – die Schnellen und
alle anderen – findet bei den
Feierabend-Runden des Radtreffs praktisch jeder Fahrer
eine Gruppe, die seinem Leistungsstand entspricht und in
der er die Freude am sportlichen Radfahren ausleben
kann. Inzwischen bietet der
RCB deshalb sogar eine Gruppe dienstags für Einsteiger an.
Die Guides Norman Franke und
Jürgen Pabel achten darauf, dass
alle in der Gruppe bleiben.
Von der Masse an Radfahrern, die sich donnerstags am
Telekom-Campus trifft, war
auch Norman Franke beeindruckt, der seit dem 15. Lebensjahr Rennrad fährt und
von Radtouristikfahrten über
Marathons bis hin zu 24-Stunden-Rennen schon so ziemlich
alles unter die schmalen Räder
genommen hat , was Hobbyfahrer so machen können.
Seit dieser Saison ist der 30Jährige einer der Guides bei
der Trainingsgruppe 3 des
RCB, der Schnellsten, die einen Schnitt von 30 km/h fahren. Franke gibt Tempo, Strecke und Fahrweise vor und
führt seine Mannschaft zügig
und sicher über die Straßen
des Siebengebirges (Route siehe Grafik). „Ich mag die Mischung der Gruppe“, sagt
Franke, der aber am ersten
Berg richtig Gas gibt und gleich
einen „KOM“, eine „Kind-ofthe-Mountain“-Wertung
auf
der Internet-Plattform Strava
holt, auf der Rennradfahrer ihre Leistungen auf hunderttausenden Streckenabschnitten
weltweit vergleichen.
„Ich fahre halt lieber am
Berg“, grinst der 30-Jährige
und erzählt so nebenbei, dass
er am berühmten Tour de
France-Anstieg nach Alpe
d’Huez das sogenannte „Everesting“ absolviert hat, eine Prüfung, bei der Rennradfahrer
8848 Höhenmeter erklimmen
An den Anstiegen lotet jeder Fahrer seine eigenen Grenzen aus – ohne übertriebene Rivalität untereinander. Oben bleibt Zeit Luft zu holen. (Fotos: Marcus Bierlein)
müssen, was in Alpe d’ Huez
bedeutet, den Berg achtmal
hintereinander hinaufzufahren. Da sind die 140 Höhenmeter von Bach an der Sieg nach
Süchterscheid ein Klacks.
Das Leistungsniveau ist
durchaus gehoben, flache Rollerabschnitte entlang der Sieg
nimmt die Gruppe mit Tempo
38 und auch an den Anstiegen
reißen kaum Löcher. Einige
tausend Trainingskilometer
haben fast alle hier bereits in
den Beinen; auch einige Lizenzfahrer des Radtreff Campus nutzen die Runde, um sich
auf die nächsten Rundstreckenrennen vorzubereiten.
„Hier kann jeder seine
Grenzen ausloten, ohne dass
eine richtige Rivalität entsteht“, beschreibt der zweite
Guide der Gruppe, Jürgen Pabel, warum ihm die Ausfahrten
soviel Spaß machen. „Wir achten darauf, dass alle in der
Gruppe bleiben und passen gegebenenfalls das Tempo an. Alle sollen Spaß haben, mit uns
zu fahren und oben am Berg
wird auch auf dem letzten die
Chance gegeben, Luft zu holen
und den Puls zu beruhigen.“
Der 58-Jährige entdeckte
das Radfahren nach dem Studium, absolvierte später ebenfalls Radmarathons wie den
berühmten Ötztaler, der auf
220 Kilometern rund um Sölden unter anderem über das
2500 Meter hohe Timmelsjoch
führt, einige Jedermann-Rennen und auch Triathlons.
Seit fünf Jahren ist er Mitglied beim RCB und ist froh
über die Möglichkeit, den Radsport mit Familie und Beruf in
Einklang bringen zu können.
Zur Arbeit auf dem T-Campus
kommt er aus KönigswinterStieldorf meist mit dem Mountainbike, „da kommen immerhin auch einige Kilometer zusammen“. Donnerstagabends
ist allerdings das signalgelbe
Trikot angesagt, das fast alle
Guides des Radtreff tragen –
auch das einmalig in der hiesigen Radszene.
Mit der gleichen Professionalität betreibt der 2009 gegründete Verein, der seine
Wurzeln in einer losen Gruppe
von Radsportfreunden aus den
Reihen der ehemaligen T-Mobile hat, auch seine Internetseite. Sie beinhaltet ein Archiv
mit 102 Rennradstrecken unterschiedlichster Schwierigkeitsstufen und Längen, deren
Koordinaten sich Fahrer ins
Fahrrad-Navi oder Mobiltelefon laden können.
Das rundum positive Erscheinungsbild macht sich
auch in den Mitgliederzahlen
bemerkbar: „Wir zählen aktuell 147 Mitglieder, davon sind
einen überdurchschnittlicher
Anteil, 22 Prozent, Frauen in
dem sonst von Männern dominiertem Sport“, berichtet Pressesprecher Frank Friese, „seit
seiner Gründung kann der
RCB in jedem Jahr Mitgliederwachstum verzeichnen, 2015
wuchsen wird nochmals um
rund 20 Prozent“. Dazu beigetragen hat ganz sicher auch,
RT F U N D CH A R I T Y
Am Sonntag, 8. Mai (Muttertag),
ist der Radtreff Campus zum
dritten Mal Gastgeber einer großen Radtouristikfahrt (RTF) durch
das Siebengebirge.
Drei Strecken durch eine prächtige
Landschaft stehen zwischen 7.30
und 10.30 Uhr zur Auswahl, über
49, 76 und 112 Kilometer.
Start und Ziel ist auf dem Telekom
Campus am Landgrabenweg. Ein
Euro je Teilnehmer wird der DKMS
– Deutsche Knochenmarkspenderdatei – gespendet.
Nicht nur mit der Campus-RTF,
sondern auch bei einer selbst
organisierten Charity Tour sammelt der Radtreff für die DKMS.
dass sich der RCB inzwischen
mit einer der am besten organisierten Radtouristikfahrten
(siehe Kasten) in der Region einen Namen gemacht hat. Das
Feedback nach den ersten beiden Auflagen war überwältigend und auch an diesem
Sonntag rechnen der RCB wieder mit rund 800 Radsportlern.
„Als Besonderheit und für
uns wichtigen gesellschaftlichen Anspruch spenden wir jeweils einen Euro pro Teilnehmer an die DKMS. Letztes Jahr
kamen inklusiv weiterer Spenden 2900 Euro zusammen“, er- Das Fahren in der Gruppe sollten die Teilnehmer der schnellen Ausfahrt beherrschen.
gänzt Frank Friese stolz.
Bei der zwei- bis dreitägigen
Veranstaltung fahren bis zu 60
Teilnehmer quer durch Deutschland und halten jeweils bei Sponsoren oder werden von Bürgermeistern empfangen, um auch
hier auf das Thema hinzuweisen.
Mit diesen Veranstaltungen hat
der Verein in den vergangenen
Jahren rund 30 000 Euro eingesammelt und an die DKMS
überwiesen – rund 10 000 Euro
sollen dieses Jahr zu der Summe
hinzukommen. (Bir)
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www.radtreff-campus.de
Die Tour „Bach an der Sieg“ hat die Nummer 59 (das ist auch die Länge der Strecke) in der umfangreichen Routenliste des RCB, die auf der
Homepage des Vereins aufgelistet ist. Von Ramersdorf geht es zunächst etwas hakelig über Radwege durch Beuel und entlang der B 56 Richtung
Siegburg. Hinter der Kreisstadt wird der Verkehr dann siegaufwärts auch auf den größeren Straßen überschaubarer und es kann sehr schnell
gefahren werden. In Bach an der Sieg ist der erste von drei kurzen Anstiegen zu bewältigen. Über Oberpleis, Birlinghoven und Holtorf geht es
zügig zurück zum Ausgangspunkt. Für die 59 Kilometer sind gut zwei Stunden zu veranschlagen, ideal für eine schnelle Feierabendrunde.