Der Münchner Komponist Carl Orff stieß 1934 auf eine Ausgabe
der Carmina Burana, einer Sammlung von Lieder- und Dramentexten, die 1803 in der Bibliothek des bayerischen Klosters Benediktbeuern gefunden worden war. Aus den ursprünglich 254 lateinischen, mittelhochdeutschen, altfranzösischen und provenzalischen
Texten, die aus dem 11. bis 13. Jahrhunderts stammen und somit in
die Zeit der Stadterhebung Schärdings zurückreichen, wählte Orff
24 aus und stellte sie, nach inhaltlichen Gesichtspunkten gegliedert,
zu einem Libretto zusammen.
Nach dem ausladenden Einleitungschor O Fortuna, der die Unbeständigkeit des Glücks zum Inhalt hat, beschreibt ein weiterer Chor
das Glücksrad, das die Menschen unberechenbar aufwärts trägt oder
mit sich nach unten reißt.
Die folgenden 9 Sätze sind unter dem Titel Primo vere zusammengefasst. Soli und Chor beschreiben den erwachenden Frühling, der
die Natur wieder erblühen lässt, in den Menschen die Freuden der
Liebe weckt und sie zum Tanz lockt.
Die nächste Szene In taberna führt uns zu mittelalterlichen Fressund Saufgelagen, an denen ausschließlich die Männer beteiligt sind.
Nachdem der Tenor-Solist als gebratener Schwan sein unrühmliches
Ende im Kochtopf intensiv bejammert hat, intoniert der Bariton,
vom Männerchor unterstützt, Trinklieder und parodiert dabei
gregorianisch-psalmodierende Muster aus der Kirchenmusik.
Unvermittelt wechselt die Handlung zu den zärtlichen Episoden des
Cour d’amours, in denen Sanftmut und Derbheit, Sehnsucht und
heftiges Begehren einander abwechseln. Der allgemeine Liebestaumel ergreift alle vom Kind bis zum Greis, mit einem Hymnus auf
das berühmte Liebespaar Blanziflor und Helena endet die Szene und
führt zurück zum Glücksrad des Beginns: Hier entsteht, was bald
vergeht, denn das Glück wechselt wie der Mond – O Fortuna, velut
luna statu variabilis…
Orffs Musik ist voller Gegensätze: wuchtig und sensibel, archaisch
und modern. Sie verbindet Stilelemente des Mittelalters mit der
Tonsprache des 20. Jahrhunderts. Die rhythmusbetonte Sprache der
Gedichte spiegelt sich in der Musik und manifestiert sich in einem
stets präsenten Schlagwerkapparat. Das 1937 uraufgeführte Werk ist
für Soli, Chor und großes Orchester geschrieben; die recht häufig
verwendete „kleine“ Fassung für 2 Klaviere stammt von Orffs
Schüler Wilhelm Killmayer und wurde in dieser Form vom Komponisten autorisiert.
So wie Carmina burana durch die Entstehungszeit ihrer Texte in die
Zeit der Stadterhebung Schärdings zurückführen, versucht der erste
Teil des Programms, bunte Schlaglichter auf den Zeitraum der 700
Jahre zu richten, soweit dies aus musikalischer Sicht mit der gegebenen Besetzung sinnvoll und möglich ist. Die Vielfalt der dabei
berührten Themen sowie die Unterschiedlichkeit der musikalischen
Stile können dazu beitragen, uns bewusst zu machen, was die Stadt
Schärding in den 700 Jahren ihres Bestehens alles erlebt hat.
PROGRAMM:
Orlando di Lasso:
Justorum animae
(1532 – 1594)
Oswald v. Wolkenstein: Compassio
(1377 – 1445)
Claudio Monteverdi:
(1567 – 1643)
Franz Schubert:
Sfogava con le stelle
(aus dem 4. Buch der Madrigale)
Auf dem Wasser zu singen
(1797 – 1828)
D 774 (Text: Leopold v. Stollberg)
Robert Schumann:
Die beiden Grenadiere
(1810 – 1856)
Wolfgang A. Mozart:
op. 49/1 (Text: Heinrich Heine)
Das Bandel
(1756 – 1791)
Terzett, KV 441
Rudolf Jungwirth:
Der einsame Schaukelstuhl
(*1955)
(Text: Christian Morgenstern)
*** PAUSE ***
Carl Orff:
(1895 – 1982)
Carmina burana
O Fortuna
I. Primo vere
II. In taberna
III. Cour d’amours
Christine Ornetsmüller, Sopran
Harald Wurmsdobler, Tenor
Klaus Kuttler, Bariton
Juvenis-Chor (Leitung: Lina vom Berg)
Projektchor des Chorverbandes OÖ, Region III
Jutta Täuber-Holzapfel und Katja Bielefeld, Klavier
Schlagwerkensemble der LMS Andorf
(Leitung: Wolfgang Auinger)
Schülerinnen der Neuen Musikmittelschule Schärding
(Einstudierung: Bernhard Eppacher)
Leitung: Gunter Waldek
FESTKONZERT DES
KULTURVEREINS SCHÄRDING
zum Jubiläum
„700 Jahre Stadt Schärding“
Carl Orff:
CARMINA BURANA
Samstag, 21. Mai 2016, 20 Uhr
Kubinsaal in Schärding
Leitung: Gunter Waldek
Zum Jubiläumsjahr 1316 hat der Kulturverein Schärding
Festveranstaltungen in einer Mischung aus Altbewährtem
und Zeitgenössischem vorbereitet. Dabei haben wir den
Zeitraum um das Mittelalter, also denjenigen der
Stadterhebung, und den Grenzraum zum benachbarten
Bayern berücksichtigt. Carl Orffs bekanntes Chorwerk
Carmina burana („Die Lieder aus Benediktbeuren“), in dem
sich mittelalterliche Texte und Musik des 20. Jahrhunderts in
mitreißender Art vermischen und ergänzen, ist somit die
Basis für ein dem Anlass entsprechendes Festkonzert.
Der Bürgermeister der jubilierenden Stadt, Herr Ing. Franz
Angerer, selbst ausgebildeter Sänger, begrüßt das Projekt
und wünscht den Beteiligten gutes Gelingen sowie dem
Publikum einen genussvollen musikalischen Abend!
Der Kulturverein Schärding erhielt für diese Veranstaltung
schon im Voraus Anerkennung. Das Publikum darf sich
freuen!
Der Juvenis Chor wurde 1993 von Markus Obereder gegründet
und bis 2009 geleitet. Seinen Fixplatz in der Kulturszene dokumentiert der im Raum Schärding beheimatete Chor mit Auszeichnungen bei nationalen und internationalen Wettbewerben.
Neben umfangreicher a-cappella-Literatur umfasst das Repertoire
des Chores bedeutende Messen, Oratorien und sonstige Chorwerke
sämtlicher Stilrichtungen. Seit 2012 leitet die Passauerin Lina vom
Berg das Ensemble, das im Jahr 2013 von einer Experten-Jury unter
die Top-Ten-Chöre Oberösterreichs gewählt wurde.
Lina vom Berg erhielt ihre erste musikalische
Ausbildung im Raum Passau, studierte Schulmusik in Würzburg und anschließend das Aufbaustudium Chordirigieren in Dresden. Weitere
wichtige Impulse für ihre Ausbildung erhielt sie
durch die Teilnahme an Meisterkursen. Von
2009 bis 2014 leitete sie den Chor der Gesellschaft der Musikfreunde sowie den Konzertwinter in Passau. Neben ihrer Tätigkeit am Maristengymnasium
Fürstenzell, als Leiterin des Juvenis Chores und als Referentin bei
Chorseminaren ist sie auch in die Probenarbeit und Konzerttätigkeit
des Heinrich Schütz Ensembles Vornbach eingebunden.
Der Projektchor wurde als Unterstützung des Juvenis Chores für
dieses Konzert zusammengestellt und von Gunter Waldek einstudiert. Die mitwirkenden SängerInnen kommen großteils aus Mitgliedschören des Chorverbandes OÖ, Region Innviertel.
Gunter Waldek wurde 1953 in Linz geboren,
studierte am Mozarteum und an der Universität
Salzburg und war seit 1982 Kompositionslehrer
am Linzer Bruckner-Konservatorium. Mit der
Universitätswerdung habilitierte er zum Univ.
Prof., er war bis 2008 Vizerektor und beendete
2014 seine Unterrichtstätigkeit. Als Komponist
von über 150 Werken wurde er mehrfach ausgezeichnet (u.a. Landeskulturpreis), seine Kammeroper „Schatten
im Dorf“ wurde 2014 auch in Schärding aufgeführt. Neben seiner
kompositorischen Arbeit ist der in Andorf lebende Künstler als
Dirigent tätig, er leitet das Brucknerbund-Orchester Ried und
betreut regelmäßig Chor- und Orchesterprojekte. Carmina burana
dirigierte er u.a. bereits bei der Eröffnung des Kubinsaals im Mai
1997.
Christine Ornetsmüller schloss ihr Gesangsstudium an der Bruckner-Uni Linz ab. 2011
gewann die Andorfer Sopranistin, die jetzt in Wien
lebt, den Schubertliedwettbewerb im Brucknerhaus
Linz. Sie war in zahlreichen Produktionen zu
hören, u.a. als Königin der Nacht bei der
Sommeroper in Schärding. Sie widmet sich
intensiv dem Liedgesang, 2013 erschien eine CD
mit Jörg Demus am Klavier. Im Juni 2016 wird sie bei der
Sommeroperette in Zell/Pram zu hören sein.
Harald Wurmsdobler studierte am Mozarteum
Salzburg, an der Musikuniversität Wien und
besuchte die Opernschule des Konservatoriums
Wien. Auftritte führten ihn u.a. an die Opera
National de Paris, an das Landestheater Niederbayern und zur „Neuen Oper Wien“. Neben
seiner intensiven künstlerischen Tätigkeit ist er
auch Intendant der Sommeroperette Zell/Pram,
Präsident des Chorverbands OÖ und unterrichtet im oö.
Landesmusikschulwerk.
Klaus Kuttler studierte in Linz und an der
Musikhochschule Wien, u.a. bei KS Walter Berry
und KS Robert Holl. 1998 war er mehrfacher
Preisträger beim Internationalen BelvedereWettbewerb. Er trat bei den Seefestspielen
Mörbisch und bei den Bregenzer Festspielen auf,
war fixes Ensemblemitglied der Volksoper Wien
und gastierte u.a. im Wiener Konzertverein, an
der Deutschen Oper Berlin, der Semperoper Dresden, der
Hamburgischen Staatsoper, der Oper Zürich und im Concertgebouw
Amsterdam.
Katja Bielefeld studierte an der AntonBruckner-Privatuniversität
Klavier
und
Kammermusik. Seit 2004 hat sie einen
Lehrauftrag für Klavier und Korrepetition am OÖ
Landesmusikschulwerk, sie ist eine gefragte
Kammermusikpartnerin, Vokalbegleiterin und
Korrepetitorin. Erfolge hatte sie weiters mit
verschiedenen Klavierabenden im In- und
Ausland sowie Solo-Konzerten mit Orchester.
Jutta Täuber-Holzapfel erhielt ihren ersten Klavierunterricht in Schärding und studierte an der
Musikuniversität Wien. Seit 2001 wirkt sie als
Klavierpädagogin und Korrepetitorin an der LMS
Ried und seit 2005 in ihrem Heimatort an der LMS
Münzkirchen. Ihre künstlerische Tätigkeit umfasst
neben Solokonzerten, Kammermusik und Liedbegleitung die Mitwirkung bei verschiedenen Orchestern und
diversen Festivals sowie CD – Aufnahmen.
Bumsn
Himsl
www.stadthotel-schaerding.at
Kartenverkauf
VVK bei allen Raiffeisenbanken des Bezirkes und
bei Ö-Ticket.com zu 20.- €
an der Abendkasse zu 22.- €
Jugendliche 10.- €
Freie Platzwahl im ganzen Kubinsaal !
Der Kulturverein Schärding
wünscht Ihnen am Festabend
viel Freude!
Kulturverein Schärding, Schlossgasse 7, 4780 Schärding
0043 (0) 7712 29011, www.kulturverein-schaerding.at