Studienfahrt der H4 und H5 nach Berlin Studierende der H4 und H5 aus Gummersbach, der H5 des Siegburger Vormittagsbereichs und ein ehemaliger Studierender statteten vom 04.05. bis zum 09.05. der Bundeshauptstadt Berlin einen Besuch ab. Nachdem wir am Mittwoch um die Mittagszeit am Hauptbahnhof angekommen waren, machten wir uns zunächst erst mal auf den Weg in unser Hostel in Berlin-Kreuzberg. Hierbei gab es eine Schrecksekunde, als einer der Gummersbacher Studierenden bei einer der vielen Umstiege im hektischen Großstadtgetümmel von Berliner Verkehrsordnern beim Zustieg zur S-Bahn zurückgewiesen und dementsprechend die Gruppe getrennt wurde. Dank moderner Technik war die Gruppe allerdings bald wieder vereint. Nach dem Einchecken im Hostel, das in unmittelbarer Nähe des Grenzübergangs Checkpoint Charlie/Friedrichstraße liegt, besichtigten wir das Stadtzentrum mit den bekanntesten Sehenswürdigkeiten: Brandenburger Tor, Pariser Platz, den Tiergarten mit seinem MozartBeethoven-Haydn-Denkmal und die Siegessäule. Abends nahm die Gruppe in einem italienischen Restaurant ihr Dinner ein, das mit lokalen „Spezialitäten“ aufwarten konnte, wie etwa der Pizza „Currywurst“ =). Anschließend ging es für diejenigen Studierenden, die noch nicht müde waren, auf eine Party an einer Strandbar. Am nächsten Tag trafen wir nach dem Frühstück unseren kompetenten Stadtführer Herrn Dr. Weigert von der Deutsch-Nordamerikanischen Gesellschaft (DENAG), der uns in den kommenden Tagen mit den historisch-politisch relevanten Orten der Stadt vertraut machte. Zunächst besuchten wir den Friedhof der Märzgefallen der Revolution von 1848 und den Opfern der revolutionären Ereignisse der Jahre 1918/19. Nach dem Mittagessen beim Vietnamesen machten wir uns wieder auf die „Spurensuche“ der Barrikadenkämpfer von 1848. Der späte Nachmittag stand dann im Zeichen der politisch düsteren Jahre 1933 bis 1945. Nach dem kurzen Besuch der Ausstellung „Topografie des Terrors“, die den Terror von Gestapo, SA und SS als übergeordnetes Thema hatte, besuchten wir noch die Gedenkstätte im Bendlerblock, von wo aus der militärische Widerstand um Oberst von Stauffenberg am 20. Juli 1944 den Versuch unternahm, gegen das NS-Regime zu putschen. Der Putsch brach innerhalb weniger Stunden in sich zusammen, die Verantwortlichen wurden noch in der Nacht im Bendlerblock hingerichtet. Heute ist hier das Bundesministerium für Verteidigung untergebracht. Am Abend durften wir einer Aufführung des Theaterstücks „Der GhettoSwinger“ im Theater am Kurfürstendamm beiwohnen, in dem es um die Geschichte des deutsch-jüdischen Jazzmusikers Heinz Jakob „Coco“ Schumann geht, der als Berliner „Schnauze“ mit Herz drei Konzentrationslager (Theresienstadt, Auschwitz-Birkenau und Dachau) und den Todesmarsch am Ende des Zweiten Weltkriegs dank der Kraft der Musik und seiner Liebe zu Jazz und Swing überlebte. Heute lebt „Coco“ Schumann 91jährig in Berlin. Das Theaterstück war emotional sehr mitreißend und gefiel allen sehr gut. Nach diesem langen, ereignisreichen und denkwürdigen Tag gingen dann noch einige Studierende feiern und bewiesen damit ihre besondere „Ausdauerfähigkeit“. Am Freitag stattete die Gruppe dem Reichstagsgebäude, wo heute der Bundestag untergebracht ist, einen Besuch ab (Gruppenfoto). Nach einem Vortrag über die Funktionsweise der Demokratie und die parlamentarische Arbeit gab es im Anschluss noch Möglichkeiten zum allgemeinen Gedankenaustausch und zur Klärung von Fragen. Nach dem Mittagessen war Zeit für die individuelle Tagesgestaltung, die viele von uns mit dem Besuch eines der unzähligen Museen Berlins nutzten (Jüdisches Museum, Pergamon-Museum, Schwules Museum). Am Samstag besuchten wir die Gedenkstätte „Haus der Wannsee-Konferenz“. Auf dieser Konferenz, die am 20. Januar 1942 tagte, wurde in trügerisch idyllischer Atmosphäre das ungeheuerlichste und abscheulichste Verbrechen der Geschichte, der Völkermord an den europäischen Juden, geplant und koordiniert. Die Mordaktionen waren schon im Gange, es ging auf dieser Konferenz „nur“ noch um die Klärung von „Zuständigkeiten“ und „Details“. Nach der Rückkehr ins Hostel war Zeit zum Gedankenaustausch und zum gemeinsamen Kochen. Der Sonntag stand im Zeichen der Nachkriegsgeschichte und war mit Sicherheit der politisch kontroverseste aller Tage. Während wir vormittags auf einem Treffen mit Politikern der Partei „Die Linke“ im traditionell linksorientierten Stadtteil Marzahn-Hellersdorf die Vorzüge der DDR kennenlernten (Kinderbetreuung, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, etc.) stand der Nachmittag eher im Zeichen der Repressalien des SED-Staates. Nach dem Besuch der Zentrale für Staatssicherheit (Stasi) erhielten die Studierenden einen Einblick in das Leben derer, die nicht „systemkonform“ lebten. In dem sehr emotionalen Zeitzeuginnen-Bericht von Frau Schneider, die im Untersuchungsgefängnis Hohenschönhausen Unterdrückung und Folter erleben musste, ehe sie nach der „Verbüßung“ (Delikt: „Republikflucht“) der fast zweijährigen Gefängnisstrafe 1985 wieder entlassen wurde und nach Westberlin ausreisen durfte, konnten die Studierenden sich ein Bild von der Willkür des Regimes machen. Anhand dieser kontroversen Sichtweisen auf ein Beispiel von Geschichte wurde den Studierenden greifbar vor Augen geführt, dass es „die“ Geschichte nicht gibt, sondern immer multiperspektivisch gedacht werden muss. Da wir erst am frühen Montagabend den Zug nehmen mussten, konnten wir vormittags die Bundestagsabgeordnete des Rhein-Sieg-Kreises Frau Winkelmeier-Becker von der CDUFraktion treffen und Fragen zu ihrer politischen Arbeit und zu aktuellen Themen stellen, die kontrovers diskutiert wurden. Nachmittags ging es noch auf eine Gedenkfeier von ehemaligen sowjetischen Soldaten bzw. ihrer Angehörigen anlässlich des 71. Jahrestages des Sieges über Nazi-Deutschland (09.05.1945) im Treptower Tag mit seinem beeindruckenden Kriegerdenkmal zu Ehren der rund 25 Millionen getöteten Soldaten und Zivilisten auf Seiten der UdSSR, die ihr Leben im Kampf gegen den Faschismus ließen. Im Anschluss kehrten wir dann zum Hostel zurück und nahmen die Bahn zum Hauptbahnhof. Hier schloss sich der Kreis der Kursfahrt mit einem Slapstick-Moment, da derselbe Studierende, der auf der Hinfahrt „verloren“ ging, auch dieses Mal wieder alleine zurückgelassen wurde, allerdings mit verkehrten Vorzeichen: Dieses Mal „verschlief“ die gesamte Gruppe die richtige Haltestelle, während er richtigerweise umgestiegen ist =). Am Hauptbahnhof waren wir schließlich wieder vereint und der Meinung, dass sich die Studienfahrt gelohnt hat und allen als denkwürdiges Ereignis in Erinnerung bleiben wird. (Su, Ku)
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