Weißklee – eine kampfpflanze gegen die Gemeine rispe

NR. 18 | 5. Mai 2016 | BauernZeitung
Seite 7
Produktion
Grünland
Weißklee – eine Kampfpflanze
gegen die Gemeine Rispe
Beratung
Die Gemeine Rispe breitet sich
in Futterwiesen zunehmend
aus. Ertragseinbußen und
mindere Futterqualität sind die
Folgen. Dem lässt sich mit
verhältnismäßig einfachen
Maßnahmen vorbeugen.
Welche Gräser sind
wertvoll?
Johann Humer, Futterwiesenexperte
Weißklee füllt lückige
Wiesennarben auf
Erste Maßnahme gegen die Ausbreitung der Gemeinen Rispe ist eine
ausreichende Schnitthöhe. Statt eines
„Rasierschnitts“ sollte besser sechs
bis acht Zentimeter hoch gemäht werden (BauernZeitung, Nr. 17, Seite 7).
Eine weitere Maßnahme, um die
Gemeine Rispe zurückzudrängen, ist
die Einsaat von Weißklee in lückige
Grasnarben. Eigene Beobachtungen
und Versuche (Thorhallsdottir, 1990)
haben dies bestätigt. Wer Futterwiesen
näher beurteilt, dem wird auffallen,
dass um Horstgräser herum dann keine Lücken entstehen, wenn ausreichend Weissklee da ist. Denn der
Weissklee hat aufgrund seiner Wurzelaustriebe und Kriechtriebe eine starke
Konkurrenzkraft, um sich in den Lücken der Narbe auszubreiten. Zudem
bildet der Weissklee als stark mit den
Gräserwurzeln verdrahteter Bodenbedecker eine außergewöhnlich scherund reißfeste Wiesennarbe. Diese
Eigenschaft kann genutzt werden, um
Lücken in der Grasnarbe auf natürlichem Weg zu schließen.
Einsaat von zwei bis fünf
Kilogramm pro Hektar
Dies gilt insbesondere für Wiesen,
die mit Gemeiner Rispe durchwuchert
sind – hier eignet sich der Weissklee
als natürliche Kampfpflanze zur Eindämmung der Gemeinen Rispe, die
zugleich noch den Eiweißertrag verbessert und auch eine gute Bienenweide liefert. Voraussetzung für die
Kampfkraft des Weißklees ist, dass er
im Bestand in ausreichender Dichte
vorkommt. Da sich Weissklee in Vielschnittwiesen durch Samenbildung
Fotos (3): Humer
D
ie Gemeine Rispe ist in den
vergangenen Jahren zu einem
invasiven Ungras geworden. In
Futterwiesen mit stärkerem Vorkommen kostet dies ab dem zweiten Schnitt
bis zu 50 Prozent des Ertrags. Da die
Gemeine Rispe nur flach wurzelt und
nicht fest im Boden sitzt, gelangen bei
tiefem Schnitt leicht Wurzeln samt
feuchten Erdpatzen in das Futter. Das
führt zur Futterverschmutzung und
zum Verderb von Silagen. Günstige
Ausbreitungsmöglichkeiten findet die
Gemeine Rispe vor allem bei reichlicher Bodenfeuchte und verdichtetem
Oberboden. Häufiges Beweiden oder
Befahren (Vielschnittwiesen!) begünstigt die Ausbreitung.
Die Gemeine Rispe ist eine ausgezeichnete Hinweispflanze für Bewirtschaftungsfehler in Form von Bodenverdichtungen und zu frühem Schnitt.
Genau hier müssen auch Maßnahmen
zur Eindämmung ansetzen. Andere
Einzelmaßnahmen, wie Starkstriegel,
Düngung oder Herbizide, sind dagegen
wenig erfolgreich.
Gut entwickelter Weißklee – der konkurrenzstarke Bodendecker besiedelt Kahlstellen und
entzieht der Gemeinen Rispe damit Standraum und Wasser.
Die Wahl der passenden
Saatgutmischung für
Verbesserungsaaten will wohl
überlegt sein. Fachlichen Rat
einzuholen, empfiehlt sich
besonders dann, wenn
• noch wenige oder schlechte
Erfahrungen mit Einsaaten
vorliegen, oder
• wenn die Unterscheidung
zwischen wichtigen Futtergräsern und Schadgräsern noch
nicht gelingt.
Ergebnis einer Beratung sind
an den Nutzungszweck
(Weide, Ertragsgrünland) und
Standort angepasste
Empfehlungen zu Gräser- und
Kleearten für die Nachsaat.
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Kalkstickstoff hemmt
Das Befahren bei zu feuchtem Boden
begünstigt die Gemeine Rispe.
In Vielschnittwiesen braucht der Weißklee
Unterstützung durch Einsaaten.
nicht vermehren kann, ist eine regelmäßige Übersaat wichtig, wenn sein
Anteil durch Alterung und Erschöpfung zurückgeht. Um die Gemeine
Rispe in lückigen Wiesen einzudämmen, empfiehlt sich die Einsaat von
zwei bis fünf Kilogramm pro Hektar
Weißklee.
matten, dann sollten diese mittels
Zetter, Egge oder Striegel gelockert,
geknickt oder zerrissen werden. Dies
gelingt am besten bei Frost, wenn die
Biomasse gut zersplittert und der Boden gut befahrbar ist. Gut wachsender
Weissklee entzieht dem Oberboden
viel Wasser und verschlechtert durch
den Wasserentzug die Lebensbedingungen der Gemeinen Rispe. Gleichzeitig verbessert er durch seine zähen,
drahtigen, oberflächlichen Kriechtriebe die Befahrbarkeit von Wiesen und
Weiden.
Durch die organische Düngung in
Form von Stallmist oder Vegetationsresten haben die Regenwürmer über
den Winter eine gute Nahrungsquelle.
Regenwürmer sind zum Aufbau der
wichtigen, bodendurchlüftenden Röhren notwendig. Dieses Luftversorgungssystem ist besonders für tief
wurzelnde Kulturgräser wichtig. Stabile Bodenporen und Regenwurmröhren sind wichtige Voraussetzungen
für eine gute gleichmäßige Nährstofffreisetzung während der Vegetationszeit. Regenwürmer spielen bei der
Bodenentwässerung, Bildung erosionsstabiler Bodenkrümel, Aufbau von
Tonhumuskomlpexen zur kontinuierlichen Nährstofffreisetzung eine wichtige Rolle.
Beispiel aus der Praxis – In Vielschnittwiesen (in wärmeren Lagen
Niederösterreichs sind vier bis sieben
Schnitte möglich) ist die Wildform des
Einjährigen Raygrases häufig vertreten. Dieses stark horstbildende Gras
wird beim Ernten und Güllen unweigerlich stark befahren. Damit wäre es
für das Eindringen der unerwünschten
Gemeinen Rispe leicht anfällig, weil
sich um die Graßhorste herum in der
Regel viel offener Boden entwickelt.
Füllt aber der Weissklee diese Lücken,
dann schwinden die AusbreitungsChancen der Gemeinen Rispe.
Ausgewogene Düngung
fördert die Kleearten
Damit Kleearten kräftig gedeihen
und die Lücken vor dem Aufkommen
der Gemeinen Rispe schützen können,
ist eine harmonische und regelmäßige Nährstoffversorgung mit Phosphor
und Kali notwendig. Günstig für den
Weissklee ist ein humoser und nicht
verdichteter Boden. Regelmäßige Stallmistgaben von 20 t/ha im Herbst fördern die Bodenstruktur. Der Boden
wird ausreichend für die wichtige
Mikroorganismentätigkeit durchlüftet.
Wo kein Stallmist verfügbar ist,
sollten zum letzten Aufwuchs circa
20 m3/ha Gülle gegeben werden. Entstehen zu dicke, überwinternde Gras-
Wiesenneuanlage
wirkt zuverlässig
Wer Wiesenreparaturen überlegt,
sollte auch nie vergessen, dass eine
Wiesenneuanlage die zuverlässigste
Wiesenverbesserung bringt. Produktive Wiesen entwässern nasse Standorte viel besser und entziehen damit
der Gemeinen Rispe ihre Basis.
Eine hemmende Wirkung auf die Gemeine Rispe durch Düngung mit Kalkstickstoff hat ein Landwirt aus Hüfingen, nahe
dem Bodensee, festgestellt. Im Rahmen eines Versuches brachte
er im September 2015 400 kg/ha Kalkstickstoff aus. In der
Folge war feststellbar, dass dies die Gemeine Rispe stärker in
Mitleidenschaft gezogen hat als die anderen Gräser. Dies liegt
vermutlich daran, dass die feinen, sehr wasserreichen Blätter
und Wurzeln der Gemeinen Rispe in der obersten Bodenschicht
gegenüber dem aggressiven Cyanamid des Kalkstickstoffs mehr
Angriffsfläche bieten. Gänzlich zurückdrängen lässt sich das
Ungras damit aber nicht. Dieser Landwirt berichtete auch von
seiner Erfahrung, dass mit Striegeln und Nachsäen der Gemeinen Rispe nicht beizukommen ist.
Wiesenneuanlage
Um eine Futterwiese grundlegend zu sanieren, empfiehlt sich
auf umbruchfähigen Standorten eine Neuanlage. Dabei wird
die wertvolle, an Ort und Stelle verfügbare Wiesenbiomasse als
organischer Dünger sofort wieder verwertet. Ein Wiesenumbruch schaltet unerwünschte Unkräuter und Ungräser effektiv
aus und liefert am raschesten wieder mehr und bestes Futter
durch genetische Auffrischung mit neuen Zuchtsorten. Bei
Nutzung der Sommer- und Herbstperiode bleibt der Futterausfall gering. Die Maßnahme ist auch für Biobetriebe zulässig.
Gegenüber anderen Methoden, wie z. B. dem Starkstriegeln, ist
nach Ansicht des Autors der Neuanlage der Vorzug zu geben.
Starkstriegeln kann kontraproduktiv sein
Das von manchen Fachleuten zur Beseitigung der Gemeinen
Rispe empfohlene Starkstriegeln (z. B. Buchgraber, 2007), hält
der Autor in diesem Zusammenhang für kontraproduktiv. Bei
dieser Methode soll die Gemeine Rispe durch kreuz und quer
Striegeln mit Starkzinken „ausgekämmt“ bzw. herausgerissen
werden. Allerdings ist dies nicht restlos möglich; es brechen
Wurzelstücke ab bzw. verbleiben in der Erde; nicht ganz
herausgerissene Ausläufer wachsen neu an. Ähnlich wie bei der
Quecke entstehen viele feine neue Wurzeln und Triebe – also
genau das Gegenteil zu dem, was erreicht werden sollte.
Intensives Striegeln fördert zudem die Keimung der jahrelang
ausgefallenen Samen der Gemeinen Ripse.
Nachteilig ist bei Starkstriegeln weiters, dass der herausgerissene Pfanzen- und Wurzelsod eine enorm schwergewichtige
Entsorgungsmasse von 50 bis 100 Tonnen je Hektar bildet. Das
ist leicht das Zwei- bis Dreifache eines Ernteschnitts. Striegel
und Ladewagen sind für solch schwere Massen nicht wirklich
konzipiert. Das Starkstriegeln ist somit eher eine kurzfristige
Kosmetik; das Gemeine-Rispe-Problem wird nur verschoben.