Ehrendoktortitel 2016 - UZH im Bild

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Dies academicus 2016
Zürich, 30. April 2016
Sperrfrist: 30. April 2016, 10:00 Uhr MEZ
Ehrendoktorinnen und Ehrendoktoren der Universität Zürich
Theologische Fakultät
Pfarrer Heinrich Rusterholz
Rechtswissenschaftliche Fakultät
Prof. em. Dagmar Coester-Waltjen
Dr. Claudia Schoch
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Prof. Tuomas Sandholm
Medizinische Fakultät
Prof. Karl Friston
Prof. em. Reinhold Ganz
Vetsuisse-Fakultät
Ernst Michael Kistler
Philosophische Fakultät
Prof. Dr. K. Warner Schaie
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Dies academicus 2016:
Ehrenpromotion der Theologischen Fakultät
Die Theologische Fakultät der Universität Zürich verleiht die Würde eines Doktors ehrenhalber an
Pfarrer Heinrich Rusterholz in Anerkennung seiner Verdienste um die Aufarbeitung der
Flüchtlingsthematik in den Schweizer Kirchen zur Zeit des Zweiten Weltkriegs. Seine Studie über den
Flüchtlingspfarrer Paul Vogt und dessen Hilfswerk macht auf die Bedeutung der Juden für die
schweizerische Gesellschaft aufmerksam und gibt wichtige Anstösse für die Anerkennung jedes
einzelnen Flüchtlings in Europa.
Heinrich Rusterholz wurde am 10. Oktober 1934 in Zürich geboren. Nach Schule, Berufslehre und
Arbeit als Chemielaborant in Basel studierte er von 1959 bis 1963 Theologie in Basel und Zürich.
Nach der Übernahme des Gemeindepfarramts in Dürnten baute Rusterholz in der Protestantischen
Kirche in Sabah/Malaysia die Gemeindearbeit und theologische Ausbildung auf. Von 1970 bis 1986
wirkte er als Pfarrer für Ökumene, Mission und Entwicklungsfragen der Evangelisch-reformierten
Kirche des Kantons Zürich und zugleich als Mitglied im Komitee der Basler Mission. Ab 1979 wirkte er
im Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund (SEK) als Präsident der Menschenrechtskommission und trat 1985 in den Vorstand ein. Von 1987 bis 1998 amtete Rusterholz als Präsident
des Vorstands des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunds. Er beteiligte sich aktiv im
Zentralausschuss der Konferenz Europäischer Kirchen und des Ökumenischen Rates der Kirchen
und wirkte bis 2001 als Geschäftsführender Präsident der Leuenberger Kirchengemeinschaft, die sich
heute Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa nennt. Rusterholz ist Vater von vier Kindern.
Heinrich Rusterholz hat sich als Ratspräsident des Evangelischen Kirchenbunds intensiv mit der
Frage der nachrichtenlosen jüdischen Vermögen auseinandergesetzt, die die Schweiz in den 1990er
Jahren in Atem hielt. Er ist im Zusammenhang historischer Recherchen auf das Schweizer «Hilfswerk
für die Bekennende Kirche» Deutschlands zur Zeit des Zweiten Weltkriegs aufmerksam geworden.
Die treibende Kraft hinter dem Hilfswerk war der reformierte Flüchtlingspfarrer Paul Vogt (1900–1984),
Ehrendoktor der Theologischen Fakultät der Universität Zürich von 1947 und Mitinitiant der ChristlichJüdischen Arbeitsgemeinschaft. Er hat zusammen mit dem Theologieprofessor Karl Barth die
Schweizer Reformierten für den Einsatz zugunsten der verfolgten Juden in Nazideutschland
mobilisiert. Rusterholz hat in jahrelangen akribischen Archivstudien die Geschichte des Schweizer
Hilfswerks und seines Leiters, Pfr. Vogt, aufgearbeitet und letztes Jahr in einer grossen Monographie
publiziert.
Die Ehrenpromotion will die mustergültige Darstellung einer bisher kaum erforschten Thematik in den
Wirren des Zweiten Weltkriegs würdigen. Sie fügt sich gut ein in die Aufarbeitung der ambivalenten
Schweizer Haltung zur Flüchtlingsproblematik in der Zeit des Dritten Reichs, mit der sich die
Geschichtswissenschaft seit Ende des 20. Jahrhunderts intensiv beschäftigt hat. Darüber hinaus
nimmt die vorgeschlagene Ehrenpromotion Bezug auf überaus aktuelle zeitgenössische Probleme:
Auf der einen Seite gibt die Beschäftigung mit Paul Vogt und seinem Hilfswerk Anstösse für den
Umgang mit Flüchtlingen in der Schweiz, speziell in den Kirchen. Auf der anderen Seite schärft sie
die Aufmerksamkeit für den besonderen Stellenwert der Juden, nicht nur in Theologie und Kirche,
sondern auch in Politik, Gesellschaft und Kultur der Schweiz.
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Dies academicus 2016:
Ehrenpromotion der Rechtswissenschaftlichen Fakultät
Die Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Zürich verleiht die Würde einer Doktorin
ehrenhalber an Prof. em. Dagmar Coester-Waltjen. Sie würdigt damit eine weltoffene und
hochengagierte Juristin, die über Jahrzehnte zahlreiche Bereiche des nationalen und internationalen
Zivilrechts und Zivilverfahrensrechts mit innovativen Arbeiten geprägt hat und weiterhin prägt. Sie
anerkennt zudem ihre besonderen Verdienste im Wissenschaftsmanagement und in der
interdisziplinären und internationalen Zusammenarbeit der Wissenschaften.
Prof. em. Dagmar Coester-Waltjen, die am 11. Juli 2015 ihren 70. Geburtstag feierte, ist eine der
grossen Persönlichkeiten des nationalen und internationalen Zivilrechts und Zivilverfahrensrechts. Sie
dissertierte an der Universität Kiel mit einer rechtsvergleichenden Arbeit zum Familienrecht. Nach
dem zweiten Staatsexamen wurde sie wissenschaftliche Assistentin bei Peter Schlosser in
Augsburg. Nach dem Erwerb des LL.M. in Ann Arbor (University of Michigan) habilitierte sie sich
1982 in München mit einer Arbeit zum Internationalen Beweisrecht. Hierbei handelte es sich um die
Bearbeitung eines neuen, bahnbrechenden Themas, das bis heute die kollisionsrechtliche
Diskussion in Atem hält. Nach Professuren in Konstanz und an der Universität Hamburg kehrte sie
1988 nach München zurück, um als Nachfolgerin von Werner Lorenz einen Lehrstuhl sowie einen
Direktorenposten am dortigen Institut für Internationales Recht - Rechtsvergleichung zu
übernehmen. Trotz Rufe nach Kiel und Zürich blieb sie aus familiären Gründen in München, bis sie
2008 zur ersten Direktorin des an der Universität Göttingen nach dem Vorbild des
Wissenschaftskollegs zu Berlin neu gegründeten Lichtenberg-Kollegs berufen wurde. Hier konnte
sie ihre besonderen Fähigkeiten im Wissenschaftsmanagement und in der interdisziplinären
Zusammenarbeit zwischen Geistes- und Sozialwissenschaften zum Einsatz bringen. Auf diesem
Feld leistete sie auch hervorragende Dienste als langjährige Vorsitzende des Beirats des
Hamburger Max-Planck-Instituts für ausländisches und internationales Privatrecht sowie in weiteren
bedeutenden Gremien, etwa der DFG.
Die Karriere von Dagmar Coester-Waltjen ist gekennzeichnet durch Weltoffenheit und
Aufgeschlossenheit für Neues. Sie frühzeitig an der Schnittstelle von Abstammungsrecht, Medizin
und Ethik zu den Folgen künstlicher Befruchtungstechnologien geforscht, was ihr noch jüngst eine
Berufung in eine Reformkommission des deutschen Bundesjustizministeriums einbrachte. Auch hat
sie bald vorausgesehen, welche Rolle das europäische Privat- und Kollisionsrechts einmal spielen
würde, und Weichen gestellt für die Internationalisierung des Rechts und die internationale
Zusammenarbeit in der Rechtswissenschaft. In der Lehre beschritt sie verschiedene damals neue
Wege. Sie war die erste und für viele Jahre einzige weibliche Professorin an der Münchner
Fakultät und übte eine Vorreiterrolle für die Gleichstellung in Universität und Wissenschaft aus.
Frau Coester-Waltjen erhielt zahlreiche Preise für ihre Verdienste um die Wissenschaft in
Deutschland und weltweit, darunter das Bundesverdienstkreuz am Bande (2003), den
Bayerischen Verdienstorden (2006) und die Werner Heisenberg-Medaille der Alexander von
Humboldt-Stiftung (2011).
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Dies academicus 2016:
Ehrenpromotion der Rechtswissenschaftlichen Fakultät
Die Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Zürich verleiht die Würde einer Doktorin
ehrenhalber an Dr. Claudia Schoch. Sie würdigt damit eine hervorragende Journalistin und Juristin,
die während Jahrzehnten in fundierter Weise über rechtliche Themen berichtet und damit einen
wesentlichen Beitrag zum Austausch zwischen Rechtswissenschaft und Gesellschaft geleistet hat.
Das Staats- und Verwaltungsrecht steht mit dem politischen Diskurs in enger Verbindung. Es nimmt
Ideen und Problemstellungen aus dem politischen Diskurs auf und sucht nach Antworten und
Lösungswegen. Mitunter beeinflusst es auch politische Entscheide. Für den Austausch mit der Politik
ist das Staats- und Verwaltungsrecht auf die Medien angewiesen. Diese bilden eine wichtige
Schnittstelle. Medien berichten über den politischen Diskurs sowie über Erkenntnisse des Staats- und
Verwaltungsrechts.
Einen wesentlichen Beitrag zu diesem Austausch hat Claudia Schoch geleistet. Sie hat sich in der
Neuen Zürcher Zeitung fast dreissig Jahre lang zu staats- und verwaltungsrechtlichen Themen
geäussert. Ihre sorgfältig recherchierten Texte und ihre fundierten Analysen sind ein Beispiel
exzellenter Medienarbeit. In der heutigen Medienlandschaft ist diese Arbeit keine
Selbstverständlichkeit.
Claudia Schoch ist in Zürich geboren und studierte nach der Matura in Luzern Rechtswissenschaften
in Zürich. Sie schloss ihr Studium mit einer Dissertation zur Konkretisierung offener Normen durch die
Verwaltung ab. Ihre berufliche Tätigkeit begann sie als wissenschaftliche Assistentin im Staats- und
Verwaltungsrecht an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät.
1984 trat Claudia Schoch in die Inlandredaktion der NZZ ein. Sie schrieb und zeichnete bis 2014
redaktionell verantwortlich für Sozial- und Gesundheitspolitik, staatspolitische Fragen, Beziehungen
der Schweiz zur EU. Besondere Erwähnung verdient das von Frau Dr. Claudia Schoch betreute
«Staatspolitische Forum» der NZZ. Heute ist Frau Dr. Claudia Schoch als Rechtskonsulentin der NZZ
tätig. Sie ist auch Mitglied der Unabhängigen Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen (UBI).
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Dies academicus 2016:
Ehrenpromotion der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät
Die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Universität Zürich verleiht die Würde eines Doktors
ehrenhalber an Prof. Tuomas Sandholm, PhD. Sie würdigt damit die Vielseitigkeit und Bedeutung
seiner wissenschaftlichen Arbeiten an der Schnittstelle von Informatik und Spieltheorie, insbesondere
bezüglich des Designs elektronischer Märkte.
Tuomas Sandholm, geboren am 21.12.1968 in Helsinki, ist Professor am Institut für Informatik an der
Carnegie Mellon University sowie Gründer und Direktor des Electronic Marketplaces Laboratory.
1996 erwarb Sandholm einen PhD in Informatik an der University of Massachusetts, Amherst.
Sandholms Forschung konzentriert sich auf Themen an der Schnittstelle von Informatik und
Spieltheorie, insbesondere auf Optimierungsalgorithmen, algorithmische Spieltheorie und auf das
Design elektronischer Märkte. Er hat bereits über 450 wissenschaftliche Artikel zu diesen Themen
publiziert und 19 Patente für seine Erfindungen erhalten.
Parallel zu seiner wissenschaftlichen Karriere entwickelt Tuomas Sandholm seit über 25 Jahren
optimierungsgestützte elektronische Märkte für den Einsatz in der Praxis. Dazu hat er bereits vier
Firmen gegründet, darunter CombineNet, Inc. Von 1997 bis zur Übernahme von CombineNet in 2010
fungierte er als ihr Vorstandsvorsitzender und CTO. Während dieser Zeit hat CombineNet über 800
der weltweit grössten kombinatorischen Auktionen durchgeführt. Zudem entwickelte Sandholm
Algorithmen, die unter anderem von der UNOS Nieren-Austausch-Plattform genutzt werden, um die
Zuteilung von Spenderorganen an Nierenkranke zu optimieren.
Tuomas Sandholm hat bereits zahlreiche Ehrungen und Preise erhalten. Besonders nennenswert
sind der NSF Career Award, der ACM Autonomous Agents Research Award, ein Sloan Fellowship,
ein Edelman Laureateship und der IJCAI Computers and Thought Award. Er ist ausserdem ein
Fellow von AAAI, ACM, und INFORMS.
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Dies academicus 2016:
Ehrenpromotion der Medizinischen Fakultät
Die Medizinische Fakultät der Universität Zürich verleiht die Würde eines Doktors ehrenhalber an
Prof. Karl Friston. Sie würdigt damit seine Pionierarbeit zur Entwicklung mathematischer Methoden
für die Analyse von Struktur und Funktion des menschlichen Gehirns auf der Basis bildgebender
Verfahren sowie seine bahnbrechenden theoretischen und empirischen Beiträge zum Verständnis
menschlicher Perzeption und Entscheidungsfindung.
Karl Friston absolvierte in den Jahren 1980-1985 das Studium der Medizin an der Universität
Cambridge und dem King‘s College London, mit Nebenfächern in Physik und Psychologie.
Anschliessend begann er seine Facharztausbildung im Bereich der Psychiatrie an der Universität
Oxford, die er 1988 erfolgreich abschloss.
1988-1992 arbeitete Karl Friston als Research Fellow und Clinical Scientist an der Medical Research
Council (MRC) Clinical Neuropharmacology Unit in Oxford und der MRC Cyclotron Unit am
Hammersmith Hospital in London. 1992 ging er zu einem Forschungsaufenthalt in die USA, wo er am
Neurosciences Institute in La Jolla als Research Fellow im Labor des Nobelpreisträgers Prof. Gerard
Edelman zu theoretischen Fragen der Neurobiologie, insbesondere im Bereich des Lernens,
arbeitete. 1994 kehrte er nach Grossbritannien zurück, um am neu gegründeten Wellcome
Department for Cognitive Neurology des Institute for Neurology, University College London, eine
Arbeitsgruppe in Theoretischer Neurobiologie aufzubauen, die er bis heute leitet. 1998 folgte seine
Beförderung zum Professor am University College London.
Karl Friston hat Pionierarbeit im Bereich der funktionellen Bildgebung (Neuroimaging) vollbracht und
fundamentale Beiträge zu den klinischen und theoretischen Neurowissenschaften geleistet. Drei
Leistungen verdienen hierbei besondere Erwähnung. Erstens ist er der Entwickler des Statistical
Parametric Mapping (SPM), einer statistischen Methode für die Analyse von Hirnaktivitätsdaten, wie
sie mit Positronenemissionstomographie (PET), funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT)
oder Elektroenzephalographie (EEG) erhoben werden. SPM hat tausende von Neuroimaging-Studien
ermöglicht, deren Erkenntnisse zur funktionellen Organisation des Gehirns die systemischen und
klinischen Neurowissenschaften in den letzten zwei Jahrzehnten revolutioniert haben. Zweitens hat
Karl Friston mit der Entwicklung von dynamischen Systemmodellen neuronaler Schaltkreise (dynamic
causal models, DCM) neuartige Werkzeuge geschaffen, mit denen physiologische Parameter, wie
z.B. synaptische Verbindungsstärken, aus fMRT- und EEG-Daten geschätzt werden können.
Schliesslich hat er in den letzten Jahren, aufbauend auf dem «Prinzip der freien Energie» (free
energy principle), begonnen, eine allgemeine Theorie der Hirnfunktion zu entwickeln. Diese Theorie
hat sowohl theoretische als auch empirische Neurowissenschaften stark beeinflusst und zu
zahlreichen experimentellen Untersuchungen geführt, die insbesondere unser Verständnis
menschlicher Perzeption erheblich vertieft haben.
Karl Fristons Schaffenskraft wird durch sein wissenschaftliches Werk verdeutlicht, das sich auf mehr
als 600 Artikel und 4 herausgegebene Bücher erstreckt. Mit über 100‘000 Zitationen und einem h-
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Faktor von über 150 (laut Datenbank Scopus) gehört er zu den meistzitierten Neurowissenschaftlern
weltweit. Die Bedeutung seiner Arbeit spiegelt sich auch in einer Vielzahl von Ehrungen wider,
darunter die Wahl zum Fellow of the Royal Society und die Ehrendoktorwürde der University of York,
sowie die Verleihung etlicher Preise, zum Beispiel den Minerva Golden Brain Award, Weldon
Memorial Prize, und die Medaille des Collège de France.
Karl Friston unterhält seit 2008 enge Verbindungen zur Universität Zürich. Er kooperiert und publiziert
mit mehreren Professoren der UZH, vor allem an der medizinischen Fakultät, aber auch an der
wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät. Dies hat zu einer Vielzahl gemeinsamer Forschungsprojekte
und hochrangiger Publikationen geführt, welche die wissenschaftliche Stellung der UZH im Bereich
der systemischen und klinischen Neurowissenschaften erheblich gestärkt haben.
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Dies academicus 2016:
Ehrenpromotion der Medizinischen Fakultät
Die Medizinische Fakultät der Universität Zürich verleiht die Würde eines Doktors ehrenhalber an
Prof. em. Reinhold Ganz. Sie würdigt damit seine fundamentalen Beiträge zur Erforschung und
Behandlung der Hüfterkrankungen und sein kompromissloses Engagement für die Förderung einer
akademischen Chirurgie.
Reinhold Ganz wurde 1939 in Karlsruhe geboren. Er studierte Medizin an den Universitäten Freiburg
Berlin und Innsbruck und promovierte 1966 mit einer Arbeit zur «Lungenfunktionsprüfung bei
Lungensarkoidose». Auf eine allgemeinchirurgische Weiterbildung in Münsterlingen folgten drei Jahre
Assistenzarzt-Zeit am Institut für Pathologie der Universität Basel und ein Jahr Forschungsassistenz
am AO Institut in Davos. Ab 1976 war Reinhold Ganz stellvertretender Chefarzt an der
orthopädischen Universitätsklinik am Inselspital in Bern. 1981 wurde er dort zum Ordinarius und
Nachfolger von Maurice E. Müller ernannt, eine Position, die er bis zu seiner Emeritierung 2004
innehatte.
Reinhold Ganz hat mit den Schwerpunkten Frakturbehandlung und insbesondere gelenkserhaltende
Hüftgelenkschirurgie über 500 Publikationen verfasst. Seine Beiträge sind fundamental für das
Verständnis und die heutigen Behandlungskonzepte der Früharthrose des Hüftgelenks: Die
Hüftdysplasie des Erwachsenen hat er mit der von ihm konzipierten, eingeführten und validierten,
heute zum weltweiten Standard gehörenden Berner periazetabulären Osteotomie erstmals einer
wirksamen Behandlung zugänglich gemacht. Die von ihm geleiteten, anatomischen Untersuchungen
zur Vaskularisation des Femurkopfes ermöglichten die Entwicklung der risikofreien, chirurgischen
Hüftluxation und damit die Entdeckung des femoro-acetabulären Impingements, welches heute als
wichtigste Ursache der sogenannt «idiopathischen» Coxarthrose anerkannt ist. Die mit der
periazetabulären Osteotomie und der femoro-acetabulären Offsetkorrektur erzielten Beiträge zur
gelenkerhaltenden Hüftarthrosechirurgie stellen weltweit eine der bedeutendsten (Einzel-)Leistungen
in der orthopädischen Chirurgie der letzten 50 Jahre dar.
Reinhold Ganz hat eine Generation von Orthopäden und insbesondere die internationale Elite der
Hüftchirurgen geformt. Nach seiner Emeritierung 2004 stellt er während drei Jahren als «Senior
Consultant» unbezahlt sein Wissen, Können und seine Erfahrung den Patienten und Ärzten der
orthopädischen Universitätsklinik Zürich durchschnittlich 2 bis 3 Tage pro Woche aussergewöhnlich
engagiert, grosszügig und fördernd zur Verfügung. Er hat als Mentor zur akademischen Reife und
Profilierung von zahlreichen, führenden Mitarbeitenden der orthopädischen Universitätsklinik Zürich
nachhaltig beigetragen.
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Dies academicus 2016:
Ehrenpromotion der Vetsuisse-Fakultät
Die Vetsuisse-Fakultät Universität Zürich verleiht die Würde eines Doktors ehrenhalber an Ernst
Michael Kistler. Sie würdigt damit seine grossen Verdienste und seinen unermüdlichen Einsatz für
den Vogel- und Naturschutz im Kanton Zürich und setzt mit dieser Ehrung auch ein anerkennendes
Dankeszeichen für seine engagierte Oeffentlichkeitsarbeit, welche unzählige Menschen für die
dringlichen Belange von Lebensraum und Umwelt sensibilisierte und zur Mitwirkung motivierte.
Ernst Michael Kistler, Jahrgang 1945 und wohnhaft in 8604 Volketswil/ZH, ist verheiratet und Vater
eines erwachsenen Sohnes. Er liess sich als Schriftsetzer ausbilden und arbeitete lange im
angestammten Beruf. Die Vogelwelt faszinierte ihn schon sehr früh und wurde mit der Zeit zur
lebenslangen Passion. Er liess sich in seiner Freizeit zum diplomierten Feld-Ornithologen und
Exkursions-Leiter ausbilden. Zudem eignete er sich autodidaktisch ein profundes Wissen an und
wurde so mit der Zeit zu einem, auch in Fachkreisen mehr und mehr respektierten und geschätzten
Ornithologen. Durch sein Spezialwissen wurde er bald auch auf die anthropogenen Veränderungen in
der Vogelwelt im Besonderen und in der Natur im Allgemeinen aufmerksam. Dies natürlich, weil viele
Vögel durch ihr Zugverhalten und ihre grosse Mobilität ausserordentlich sensible Bio-Indikatoren für
selbst feine Veränderungen in ihrer Umwelt darstellen.
Nachdem Ernst Kistler diese Zusammenhänge der relativ kurzfristigen Bestandesänderungen
diverser Arten erkannt hatte, begann er sich auch generell für den Umwelt- und Naturschutz zu
interessieren. Als energischer Macher wollte er persönlich etwas zur Verbesserung der Situation
beitragen. So gründete er zusammen mit 18 Gesinnungsgenossen am 17. Juni 1983 in seiner
Wohngemeinde die IGLU Volketswil – eine Interessen-Gemeinschaft für Lebensraum und Umwelt.
Von Beginn weg stand er der IGLU als Präsident vor – ehrenamtlich, wie es seinem Naturell
entsprach – und dies unermüdlich für die folgenden 32 Jahre. Die IGLU machte bald durch ihre
vielfältigen Aktionen auf sich aufmerksam. Dazu gehörten Exkursionen für Anfänger und
Fortgeschrittene, Anlegen und Pflege von Naturschutzgebieten, Bau und Unterhalt von
Nistgelegenheiten für diverse kulturfolgende Arten wie Mauersegler, Rauch- und Mehlschwalben
sowie die besonders schützenswerten Dohlen, aber auch die Unterstützung von Fledertieren,
Reptilien und Amphibien. Für letztere sorgte er durch aufwändige Kanalisierung mittels Schutzzäunen
und Unterführung an besonders kritischen Strassenabschnitten im Frühling.
Ernst Kistler kam 1989 zum ZVS/BirdLife Zürich, übernahm 1992 den Posten des Geschäftsführers
und bekleidete diese Position in der Folge hauptberuflich während 21 Jahren bis zu seiner offiziellen
Pensionierung im Jahre 2010. Ernst Kistler etablierte sich bald als anerkannte Persönlichkeit. Dank
seiner charismatischen Persönlichkeit war er ein hartnäckiger, aber geschickter Taktierer, der stets
das Unmögliche anstrebte. Er verhandelte mit Interessen-Vertretern wie Golf-Clubs oder der
Autobahn-Lobby, als es im Rahmen des Projekts der Zürcher Oberland-Autobahn z.B. um die heikle
Streckenführung im Bereich des Kreisels Betzholz-Hellberg ging. Dort drohte der Moorschutz tangiert
zu werden.
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Während Ernst Kistlers Amtszeit beim ZVS/BirdLife Zürich stand auch eine Neuauflage des
Brutvogelatlas des Kantons Zürich an, der alle 20 Jahre den Zustand der Vogelwelt des Kantons
darstellt. Ernst Kistler brachte sich voll für das Projekt ein, umso mehr als für die Neuauflage 2008 ein
völlig neues Format vorgesehen war – eine interaktive Internet-Plattform anstelle eines DruckErzeugnisses. Die umfangreichen Feldarbeiten zur Datenerhebung im ganzen Kanton wurden von
2005 bis 2008 durch 127 professionelle und 304 ehrenamtliche MitarbeiterInnen durchgeführt. Auch
hierbei war Ernst Kistler an vorderster Front dabei und bearbeitete ehrenamtlich während der vollen
Projektdauer gleich zwei Planquadrate, eines in Schwerzenbach und eines in Gutenswil. Ende 2009
war das Mammut-Projekt abgeschlossen. Das Werk darf sicher hinsichtlich Nützlichkeit für
professionelle Anwender, aber auch als Hilfsmittel für Lehrpersonen auf allen Stufen und interessierte
Laien als wegweisend dienen, ebenso – durch seine revolutionäre neue Konzeption – als Vorlage für
für die Umsetzung von künftigen ähnlichen nationalen und internationalen Projekten.
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Dies academicus 2016:
Ehrenpromotion der Philosophischen Fakultät
Die Philosophische Fakultät der Universität Zürich verleiht die Würde eines Doktors ehrenhalber an
Prof. Dr. K. Warner Schaie. Sie würdigt damit einen visionären Pionier der sozialwissenschaftlichen
Längsschnittforschung des gesunden Alterns, dessen grundlegende Arbeiten methodisch innovativ
sind und bis heute die Erforschung und die gesellschaftliche Realität des Alterns in der Gesellschaft
positiv beeinflusst haben.
Prof. K. Warner Schaie wurde 1928 in Stettin geboren und emigrierte 1947 über Wien und Shanghai
in die USA. 1952 erhielt seinen B.A in Psychologie von der University of California und 1953 seinen
M.Sc. in Psychologie an der University of Washington, wo er 1956 promoviert wurde. Prof. K. Warner
Schaie ist Affiliate Professor of Psychiatry and Behavioral Science an der University of Washington
und emeritierter Professor for Human Development and Psychology an der Pennsylvania State
University. Seit 1956 leitet er die weltweit älteste und immer noch aktive Seattle Longitudinal Study of
Cognitive Aging. Im Rahmen dieser Studie hat er völlig neuartige Längsschnittdesigns für die
Lebensspannenforschung entwickelt und angewendet, die bis heute weltweit der Standard für
sozialwissenschaftliche und interdisziplinäre Längsschnittstudien zur lebenslangen
Entwicklungsforschung sind.
Die Studie konnte erstmals zeigen, dass die Leistungshöhepunkte vieler kognitiver Leistungen erst in
einem Alter von über 50 und 60 Jahren erreicht werden. Sie hat durch ihre seriöse
sozialwissenschaftliche Datengrundlage wesentlich dazu beigetragen, die gesetzliche und berufliche
Altersdiskriminierung in den USA zu eliminieren, für die es aufgrund der Befunde der Studie keine
belegbaren Begründungen mehr gab. Seine theoretischen und empirischen Beiträge in über 50
Büchern und 300 Publikationen haben seit Jahrzehnten die sozialwissenschaftliche Alternsforschung
weltweit, und damit auch in Zürich, beeinflusst. Prof. K. Warner Schaie ist bis heute aktiv in der
Lebensspannenforschung tätig und berät Forschungsgruppen weltweit (u. a. an den LERUUniversitäten Genf und Zürich). Er ist aktives Vorstandsmitgliedschaft der American Psychological
Association (APA) und hat von der Gerontological Society of America für sein wissenschaftliches
Lebenswerk den Kleemeier Award für Distinguished Research Contributions erhalten.
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