Kaerntner Bauer Vollversammlung - Landwirtschaftskammer Kärnten

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Karntner Bauer
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LK-Vollversammlung
6. Mai 2016
Jeder trägt Verantwortung
In seinem Bericht vor der Kammervollversammlung am 26. April in Krastowitz bekräftigte LK-Präsident ÖR Ing. Johann Mößler seine Forderung
nach einer Mengenbegrenzung der Molkereien.
Herbe Kritik an den Natura 2000-Ausweisungen
des Landes. Bei HCB habe sich die LK bestmöglich
für die Bauern eingebracht.
wie Naturschutz erfolgt. Wir müssen uns gegen die Verbürokratisierung von Eigentum weiter massiv zur Wehr setzen.“ Dahingehend
lehnte er die Forderung der Naturfreunde Österreich nach einer
generellen Öffnung der Forststraßen für Mountainbiker einmal
mehr entschieden ab.
Zur Steuerreform und den
neuen Einheitswerten meinte
Mößler, dass diese den Landwireder einzelne trägt Verantwor- ankurbeln. Die LK hat mit der
ten unerfreuliche Neuerungen getung, Maßnahmen zu setzen, Wirtschaftskammer im vergangebracht hätten. Andererseits hätte
um am Ende die Struktur der nen Jahr diesbezüglich auch eine
ohne der vom Verwaltungsgebäuerlichen Milchbetriebe zu er- Initiative gestartet. „Es kann nicht
richtshof (VfgH) urgierten Neuhalten.“ Mit diesem dramatischen sein, dass die Gesellschaft den
feststellung der Einheitswerte das
Appell wandte sich LK-Präsident Bauern unzählige Vorschriften
Ende der Pauschalierung geJohann Mößler an Politik, Konsu- auferlegt, die öffentliche Hand
droht – einschließlich der bäuermenten, Verarbeiter und bäuerli- dann aber im Ausland billig einlichen Hofübergabe in ihrer bisher
kauft“, kritisierte Mößler.
che Lieferanten.
bekannten Form. Um die AuswirNach Ansicht des LK-PräsidenDabei erinnerte er an den
kungen der neuen Einheitswerte
Kärntner Milchgipfel im März die- ten war der letztjährige LK-Aktiabzufedern, sollte nun deren
ses Jahres. Ergebnis des Gesprächs onstag „Faire Preise für unsere
Wirksamkeit bezüglich der bäuervon LK, Molkereien und Zucht- Bauern!“ ein Erfolg – medial und
lichen Sozialversicherung um ein
bei den Konsumenten. Den Lebensmitteleinzelhandel
habe
man
LK-Präsident Mößler: „Trend- Jahr – von 2017 auf 2018 – verEs kann nicht
schoben werden. Bei der Regisbei Preisverhandlungen mit den wende bei Milch einleiten.“
sein, dass die Gesell- Molkereien dadurch kurzfristig in
trierkassenpflicht habe Kärnten –
allen voran LK-Vizepräsident und
ohne
Eigenverschulden
durch
das
die
Pflicht
nehmen
können.
Spar,
schaft den Bauern
Direktvermarkter-Obmann ÖR
Land
Kärnten
gewesen.
Rewe
&
Co.
forderte
Mößler
auf,
unzählige Vorschrif- bei Eigenmarken österreichische
„Keine Qualität“ dagegen hät- Anton Heritzer – immerhin die
ten auferlegt, die
statt ausländische Milch zu ver- ten die Natura 2000-Ausweisun- Herausnahme der bäuerlichen
gen. Das Land habe die betroffe- Urprodukte erreicht.
wenden.
öffentliche Hand
Ein weiteres Dauerthema in der
Die heimischen Milchverarbei- nen Grundbesitzer im Vorfeld
dann aber im Austungsbetriebe ihrerseits müssten nicht ausreichend informiert. Die Arbeit der bäuerlichen Interessenland billig einkauft. jetzt auf betriebsindividuelle Maß- Entschädigungsfrage sei noch im- vertretung im letzten Jahr war die
nahmen zur aktiven Mengensteue- mer offen. Ebenso könne die Um- Bewältigung des HCB-Umweltskandals gewesen. Neben der inverbände war u. a. die politische rung setzen. Wachstumsbetriebe
teressenpolitischen Vertretung
Forderung nach einem Ende des sollten in diesen Liefermodellen
Wir müssen uns
(z. B. Dotierung des HCB-Fonds,
Russlandembargos. Im einstim- genauso ihren Platz finden. „Wenn
gegen die Verbüro- Fixierung der Soforthilfezahlunmig verabschiedeten Papier wurde die letzte Schaufel Kraftfutter weggen der w&p Zement GmbH)
auch die Erweiterung des Bestbie- gelassen wird, dann spart das Koskratisierung von
wirkten die LK-Mitarbeiter fläterprinzips auf alle Milch- und ten und senkt für alle die MilchEigentum weiter
chendeckend bei den FuttermitKäseprodukte, also nicht nur für menge.“
massiv zur Wehr
teluntersuchungen, dem FutterMößler wies darauf hin, dass
Milch und Butter, und eine EUmittelaustausch und den sieben
weite Exportoffensive gefordert. das geplante Freihandelsabkomsetzen!
LK-Infoveranstaltungen mit.
Das Land Kärnten wurde aufge- men TTIP nicht auf Kosten der
fordert, das Bestbieterprinzip Bauern gehen dürfe. Die bekann- weltabteilung des Landes nur „völ- Insgesamt brachten sie rund 7000
beim Lebensmitteleinkauf in ten „roten Linien“ der europäi- lig unzureichend“ über die Loka- Stunden für dieses Projekt
Küchen der öffentlichen Hand schen Landwirtschaft dürften lisierung der Schutzgüter Aus- auf. „Die Mitarbeiterinnen und
kunft geben. Ihr politischer Refe- Mitarbeiter der Landwirtschaftskonsequent umzusetzen. Hinter- nicht überschritten werden.
Positiv bewertete der LK-Prä- rent habe die LK sogar in Miss- kammer haben sich in dieser Ausgrund: Kriterien wie AMA-Gütesiegel und Gentechnikfreiheit sol- sident mit Blick auf das Jahr 2015 kredit gebracht. „Es war ein Erfolg, nahmesituation bestmöglich für
len den heimischen Erzeugern – die erfolgten nationalen Vor- dass Kärnten unter den Bundes- die betroffenen Bauern eingeinsbesondere auch den vom Preis- schusszahlungen im November. ländern bislang die wenigsten Na- setzt“, zog Mößler ein positives
tief geplagten Schweinebauern – Ein Pluspunkt sei außerdem die tura 2000-Flächen hatte“, formu- Fazit.
einen Vorteil im Preis-Leistungs- Rückzahlung der Sanktionen an lierte Mößler. „Die Waldbesitzer
Christoph Gruber
Verhältnis bringen und den Absatz Almobmänner und Almbesitzer wissen besser als jedes Ökobüro,
J
“
„
„
“
Karntner Bauer
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LK-Vollversammlung
6. Mai 2016
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VÖM-Präsident und Kärntnermilch-Geschäftsführer Helmut Petschar bot der LK-Vollversammlung Informationen zum Milchmarkt
aus erster Hand.
Foto: Eggenberger
Die Talsohle ist noch nicht erreicht
Helmut Petschar, Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM) und Geschäftsführer der Kärntnermilch, gab im Rahmen der LKVollversammlung einen Überblick über aktuelle
Entwicklungen am Milchmarkt und seine Einschätzungen für die nähere Zukunft.
E
in für weite Teile der heimischen Landwirtschaft
nicht nur äußerst unerfreuliches, sondern teilweise auch existenzbedrohendes Thema ist seit
längerer Zeit der niedrige Milchpreis. Betrug der durchschnittliche Milchauszahlungspreis in
Österreich im Jahr 2014 exkl.
Steuern (Basis: Milch mit 4 %
Fettgehalt) noch 38,97 Cent/kg
(Quelle: AMA), so lag dieser in
den ersten beiden Monaten 2016
nur mehr bei 32,76 Cent/kg. Dies
bedeutet einen Erlösverlust von
knapp 16 % innerhalb von etwas
mehr als einem Jahr! Für diese
Entwicklung sieht Helmut Petschar, Präsident der VÖM, mehrere Ursachen verantwortlich,
allen voran das Ende der Milchquote, das Russlandembargo und
das schwächelnde China.
Problemfeld
Milchanlieferung
Mit Ende der Milchquote hat
sich in Österreich die Menge der
angelieferten Milch deutlich erhöht. Dies untermauerte Petschar
eindrucksvoll anhand von Zahlen.
So stieg die durchschnittliche Tagesanlieferung im Zeitraum Jän-
ner bis Dezember 2015 in Summe
um 1,3 %, im Dezember 2015
allein hingegen um 8,1 %. Ebenfalls um 8,1 % stieg die Anlieferung im Jänner 2016 (entspricht
20.500 t), im Februar dieses Jahres
sogar um 8,8 %.
Mit diesen Steigerungen steht
das kleine Österreich aber nicht
alleine da. Die Produktion noch
viel stärker angekurbelt haben fast
alle EU-Mitgliedstaaten. So wuchs
nach dem Quotenende die EUweit angelieferte Milchmenge von
Jänner bis Dezember 2015 um
2,5 % an, was mehr ausmacht als
die gesamte österreichische
Milchanlieferung 2015. Im Jänner
2016 stieg dieser Wert sogar um
5,6 %, was einer Mehranlieferungsmenge von 684.000 t gegenüber dem Jänner des Vorjahres
entspricht.
Die in Österreich produzierte
Milchmenge macht nur 2 % der
gesamten EU aus, der Weltmarktanteil beträgt gar nur 0,5 %. Jeder,
der glaube, dass eine Mengenrücknahme in Österreich im Hinblick
auf das generelle Milchpreisniveau
etwas bewirken könne, der würde
einem Irrglauben unterliegen,
stellte Petschar angesichts dieser
Zahlen klar. Dies umso mehr, als
die großen Milcherzeugerländer
wie Deutschland, Frankreich,
Irland und Polen beim letzten
Agrarministerrat eine Reduzierung der Milchmenge mehrfach
abgelehnt hätten. Einzig Portugal
denke über eine Rücknahme von
Mengen nach, wie Petschar erklärte.
Aktuelle
Preisentwicklung
Beunruhigende Nachrichten
brachte der Geschäftsführer der
Kärntnermilch auch vom jüngsten
Milchforum in Berlin mit, an dem
“
„
2015 war allein
die Steigerung der
Milchanlieferung in
der EU größer als
die gesamte in
Österreich produzierte Milchmenge.
600 Landwirte, milchverarbeitende Betriebe und der Handel
teilnahmen. Dort gab es Aussagen
großer Landwirte und Milchverarbeiter, die besagten, dass „wer
um 25 Cent nicht Milch produzieren könne, die Milchproduktion beenden möge“, wie Petschar
zitierte.
Was die Situation der österreichischen Milchbauern, die 2015
durchschnittlich 100.730 kg anlieferten, betrifft, so mussten diese
im letzten Jahr einen Erzeuger-
preisverlust ab Hof von durchschnittlich 14,5 % hinnehmen.
Das durchschnittliche Milchgeld
je Bauer sank in Österreich im
Vorjahr um mehr als 10 % von
42.000 auf 38.000 Euro.
Das Biosegment zeige sich laut
Petschar im Unterschied zum konventionellen Milchmarkt relativ
preisstabil. Grund dafür sei, dass
heimische Bauern wie Milchverarbeiter rechtzeitig in Qualitätsprogramme investiert hätten und
auch Vorreiter in Sachen gentechnikfreier Milch wären.
Was den Vergleich mit
Deutschland betreffe, liege Österreich bei den Auszahlungspreisen
trotz der engen, grenzüberschreitenden Verschränkung großer
Handelsketten über unserem
Nachbarland. So zahlten Österreichs Molkereien im Vorjahr im
Schnitt 3,51 Cent je kg mehr an
die Bauern aus als ihre deutschen
Branchenkollegen (und Mitbewerber!).
Helmut Petschar wies in seiner
Präsentation auch darauf hin, dass
in Österreich im EU-Vergleich die
höchsten Erzeugerpreise bezahlt
würden. Im Norden Deutschlands
liegen diese mitunter bei 21 bis 22
Cent, wobei Petschar berichtete,
dass in Norddeutschland seinen
neuesten Informationen zufolge
dieser Tage erstmals Preise unter
20 Cent an die Bauern bezahlt
würden.
Im Zusammenhang mit den
vom Handel an den EndverbrauFortsetzung umseitig
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LK-Vollversammlung
6. Mai 2016
Fortsetzung von Seite 7
cher verrechneten Preisen kritisierte Petschar, dass Preisvergleichstests zwischen Österreich
und Deutschland bei Milch teilweise völlig unterschiedliche Qualitäten einander gegenüberstellten
(gentechnikfreie Milch in Österreich u. a. m.) und somit nicht zulässig seien. Außerdem wies Petschar darauf hin, dass aktuell kein
Konsument Preisreduktionen bei
Milch verlange, liege der Preis
doch heute unter jenem zum Zeitpunkt des EU-Beitritts. Petschar
im O-Ton: „Und das bei einer Steigerung des Verbraucherpreisindex
von 54 % im Vergleichszeitraum!
Deshalb bin ich der Meinung, dass
Milch und Milchprodukte deutlich zu billig sind.“
Möglicher
Ausweg?
Seitens der EU gab es im Vorjahr Interventionsaufkäufe von
Milchpulver, um den Markt zu
stützen. Diese zeigten aufgrund
der großen Milchmengen am
Markt jedoch keine Wirkung.
Ebenso verpuffte das erste Milchpaket der EU vom vergangenen
Herbst, bei dem kaum Mittel für
die heimischen Milchbauern übrig
geblieben sind.
Die freiwillige Lieferrück-
nahme, die seit Kurzem seitens
der EU erlaubt ist, würde – so Petschars Überzeugung – als Alleingang des kleinen Österreich nichts
bewirken, wenn nicht auch alle
großen Erzeugerländer mitziehen.
Dies zeichnet sich derzeit wahrlich
nicht ab.
„
“
Angeregte
Diskussion
Chancen für Milchbauern bieten sich in Nischen.
Foto: Fotolyse/fotolia
tember oder bei Tagen der offenen
Hoftür der Kärntnermilch bereits
mit Erfolg praktiziert würde.
Wenn man verdeutliche, welcher Aufwand hinter der Produktion der heimischen Milchqualität
stehe, könne man erfolgreich um
Verständnis bei den Konsumenten
werben, vor allem angesichts einer
Tatsache: Bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 80 l Milch,
5 kg Butter und 20 kg Käse pro
Person und Jahr in Österreich
würde sich eine Preiserhöhung
von 10 Cent pro kg Milch mit nur
8 Euro jährlich für die Konsumenten niederschlagen. Ein geringer
Stichwort
Anträge zum Thema „Milch“
Im Rahmen der Vollversammlung brachte die Fraktion der
Freiheitlichen und Unabhängigen Bauernschaft zum Themenbereich „Milch“ drei Anträge ein. In diesen wurde
1. der Präsident der LK Österreich, Helmut Schultes, aufgefordert, die umgehende
Umsetzung einer wirksamen Mengensteuerung bei
gleichzeitiger Anhebung
der Erzeugermilchpreise
um mindestens 20 % von
der Vereinigung der Österreichischen Milchverarbeiter (VÖM) bzw. den österreichischen Genossen-
schaftsmolkereien zu verlangen;
2 der Präsident der LK Österreich, Helmut Schultes,
dringend ersucht, auf die
VÖM und die österreichischen Genossenschaftsmolkereien einzuwirken,
um die Senkung der Biomilcherzeugerpreise rückgängig zu machen und an
die Erhöhungen am deutschen Markt für Biomilch
anzupassen;
3. als Zusatz zur Resolution
der Vollversammlung die
VÖM gemeinsam mit dem
Lebensministerium und der
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Betrag, aber 10 Cent mehr oder
weniger beim Milchgeld sei eine
existentielle Frage für die Landwirte, erklärte Petschar.
Chancen sieht er für Kärnten
vor allem in Spezial- und Nischenprodukten wie Heu-, Wiesenoder Biomilch. Nur so könne man
dem Preiskampf der Massenartikel entgehen, schloss Petschar.
Eine freiwillige
Lieferrücknahme
nur durch Österreich bewirkt nichts.
In Österreich haben Molkereien wie die Gmundner Milch,
Ennstal Milch und Pinzgau Milch
Modelle entwickelt, die bei geringerer Mengenanlieferung höheres
Milchgeld bieten. Seitens der
Kärntnermilch ist dies derzeit kein
Thema. Schließlich würde in den
Sommermonaten ohnehin mehr
Milch benötigt, da zahlreiche Betriebe auf den Almen selbst Käse
erzeugen und weniger Milch angeliefert würde. In den letzten Jahren habe man daher Milch zukaufen müssen, schilderte Petschar.
Den einzigen Ausweg aus der
Misere sieht Petschar darin, dass
Produzenten, Verarbeiter und
Politik die Konsumenten mit ins
Boot holen, wie dies bei der „Woche der Landwirtschaft“, dem
Aktionstag der LK im letzten Sep-
Karntner Bauer
AMA Marketing GmbH aufgefordert, geeignete Maßnahmen auszuarbeiten und
umzusetzen, die sicherstellen, dass österreichische
Milchprodukte unter einem
gemeinsamen Erkennungszeichen, eventuell sogar
unter einer gemeinsamen
Marke, vermarktet werden.
Dies solle vor allem für
Exporte gelten, die über
unsere Nachbarstaaten
hinausgehen.
Nach kurzer Diskussion wurde
der erste Antrag mehrheitlich,
die beiden weiteren Anträge
einstimmig angenommen.
In der anschließenden Diskussion ging es vor allem um die Ursachen und verschiedenste Überlegungen, einen akzeptablen
Milchpreis für die Bauern zu erzielen. Kritik aus den Reihen der
Kammerräte gab es dahingehend,
dass die VÖM beim Auslaufen der
Milchquote nicht proaktiv agiert
habe. Petschar entgegnete, dass es
in den letzten 15 Jahren trotz
Quote immer wieder Auf und Ab
bei den Preisen gegeben hätte. Es
habe also nicht nur an der Quote
gelegen. Zudem seien die Exportinitiativen der VÖM-Betriebe
überaus erfolgreich, was wiederum den heimischen Betrieben
zugute komme.
Eine weitere Frage beschäftigte
sich mit der Befürchtung, dass die
Kärntnermilch die Milchabholung
künftig nur mehr in Gunstlagen
durchführen werde. Hier erklärte
Petschar, dass seitens der Kärntnermilch an der Solidarität und
dem gleich hohen Milchgeld für
alle nicht gerüttelt und die flächendeckende Milchabholung in
entlegeneren Regionen weitergeführt werde.
Zum Thema „Mengen- und
Preissteuerung“ stellte Petschar
klar, dass diese kartellrechtlich von
der VÖM gar nicht behandelt werden dürfe. Nur auf einzelbetrieblicher Ebene könne eine Mengensteuerung überlegt werden.
Nach seiner persönlichen Einschätzung über die Preisentwicklung bis zum Jahresende befragt,
antwortete Petschar abschließend:
„Der Milchpreis wird in den
nächsten Wochen wahrscheinlich
weiter sinken, die Talsohle ist
noch nicht erreicht.“
Wilfried Pesentheiner
Karntner Bauer
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LK-Vollversammlung
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Kammerfraktionen diskutierten
aktuelle Agrarpolitik
Abseits der Milchmarktlage drehte sich die agrarpolitische Diskussion vor allem um die Frage
Natura 2000, Sozialversicherung, neue Einheitswerte, TTIP und HCB. Eine Zusammenfassung.
E
s ist für Grundbesitzer
Schutzgut tatsächlich betrofinakzeptabel, wenn Mafen sind.
nagementpläne erst nach ■ Erstellung von Manageder Ausweisung von Natura 2000mentplänen nur im EinverGebieten erstellt werden.“ So launehmen mit den Grundeigentete nur einer der Kritikpunkte des
tümern.
Kärntner Bauernbundes am Vor- ■ Einhaltung des einstimmigen
gehen Rolf Holubs.
Landtagsbeschlusses vom
12. Juli 2000 (d. h. u. a. Ausweisung nur nach ZustimKärntner Bauernbund
mung der Grundbesitzer).
Die Kammerfraktion forderte ■ Verbesserung des Entschädiden Naturschutzlandesrat in eigungsparagraphen 49 im
nem Antrag auf, vor der Meldung
Kärntner Naturschutzgesetz.
von weiteren Natura 2000-GebieIn einem weiteren Antrag verten an die EU folgende Punkte langte der Bauernbund von Landklarzustellen:
wirtschaftsminister Andrä Rupprechter eine bessere Kennzeich■ Ob und wenn ja, welche Einnung von Eiprodukten. Flüssigschränkungen in der Bewirtund Trockeneiprodukte sollten
schaftung die Grundeigentüschon in der Produktion nach
mer konkret je nach SchutzHerkunft und Haltungsform margut zu erwarten haben.
kiert werden.
■ In welchem Ausmaß die
Weitere zwei Anträge richteten
Grundeigentümer vom
KB-Service
Zu Wort gemeldet
In der agrarpolitischen
Diskussion meldeten
sich folgende Kammerräte zu
Wort:
Kärntner Bauernbund
LK-Präs. ÖR Ing. Johann
Mößler, Vizepräs. ÖR Anton
Heritzer, Josef Fradler, Markus Geiger, Martin Gruber,
Siegfried Huber, Ing. Marianne Evelyn Kometter, Johann Lugger, Ing. Werner
Mattersdorfer, Herbert
Petscharnig, Hermann
Schluder, Sabine Sternig, Barbara Wakonig, ÖR Erwin
Winkler
Freiheitliche und Unabhängige
Bauernschaft
Vizepräs. Peter Suntinger,
Dipl.-Ing. (FH) Peter Ertl, Ing.
Helmut Fleissner, Manfred
Muhr, Thomas Rinner, Gerald
Walter Winkler
SPÖ-Bauern Kärnten
Gabriele Dörflinger, Franz
Matschek, Stefan Petutschnig
Südkärntner Bäuerinnen und
Bauern – SJK
Dipl.-Ing. ÖR Stefan Domej,
Dipl.-Ing. Maria MaderTschertou, Franz Josef
Smrtnik
Kammerräte des Kärntner Bauernbundes.
sich an Sozialminister Alois Stöger. In diesen forderten die Bauernbund-Kammerräte
■ die Anpassung der Berufsschutzbestimmungen für die
bäuerliche Berufsgruppe an
das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz (ASVG);
■ die Annäherung der Sachbezugsberechnung an das (maximale) fiktive Ausgedinge.
Von einem „Frontalangriff auf
den ländlichen Raum und seine
Bewohner“ sprach der Kärntner
Bauernbund hinsichtlich einer flächendeckenden Maut für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen. In einem
Dringlichkeitsantrag forderte die
Kammerfraktion die Landesverkehrsreferenten auf, sich gegen die
Einführung dieser Maut auszusprechen. Alternativ sollte die
Wiedereinführung der zweckgewidmeten Mineralölsteuer zum
Ausbau und zur Sanierung des
niederrangigen Straßennetzes geprüft und weiterverfolgt werden.
In weiteren Wortmeldungen
sprach sich der Bauernbund gegen
die politische Forderung nach einer Mindestsicherung für Bauern
aus. Ebenso lehnte man eine generelle Öffnung der Forststraßen
für Mountainbiker und die in der
Praxis beliebte Rehwildfütterung
(„Tierquälerei“) ab. Skepsis be-
Foto: Eggenberger
kundete der Bauernbund am
neuen „Netzwerk Kulinarik“.
Diese EU-kofinanzierte Initiative
des Landwirtschaftsministeriums
möchte das Dickicht an GenussMarken, Initiativen und regionalen Bezeichnungen bündeln. Bis
2022 stehen dafür 10,5 Millionen
Euro zur Verfügung. Der Bauernbund fürchtet im Auswahlverfahren der förderbaren Projekte die
Anwendung des „Zufallsprinzips“.
Positiv kommentierten die BBKammerräte die neuen staatlichen
Zuschüsse auf die Versicherungsprodukte Dürre, Sturm und stark
anhaltende Regenfälle. Außerdem
appellierten sie an die Waldbesitzer, Durchforstungsrückstände
aufzuholen. Ebenso verteidigte
der Bauernbund die geplante
Reform der Landwirtschaftskammerwahlordnung und die Absicht,
künftig auch Altbauern das Wahlrecht zur LK zuzuerkennen.
Freiheitliche und Unabhängige Bauernschaft
Die Fraktion der Freiheitlichen
und Unabhängigen Bauernschaft
forderte in einem Antrag die Minister Rupprechter (Landwirtschaft), Schelling (Finanzen) und
Fortsetzung umseitig
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Agrarlandesrat Benger auf, die
neuen staatlichen Zuschüsse zur
Dürreversicherung nicht wie geplant erst 2017, sondern bereits
2016 bereitzustellen. Zum anderen forderte sie die Landesräte
Benger (Landwirtschaft) und Köfer (Straßen) auf, bei Weidezäunen an Straßen für einwandfreie
Rechtssicherheit zu sorgen. Bei
Rechtsstreitigkeiten innerhalb dieser Thematik solle den Landwirten so kein Nachteil entstehen,
heißt es im dazugehörigen Antrag.
Differenziert betrachtete die
Freiheitliche und Unabhängige
Bauernschaft das Thema Natura
2000. Eine Ausweisung ohne entsprechend ausreichende Entschädigungsmöglichkeiten lehne man
zwar ab. Der Blick auf das 680
Hektar große Natura 2000-Gebiet
„Mannsberg-Boden“ in Mittelkärnten zeige allerdings, dass betroffene
Waldbesitzer „kaum Auflagen“ er-
Stichwort
Anträge eingebracht
Die Kammerfraktionen untermauerten ihre Anliegen und
Forderungen in der agrarpolitischen Diskussion mit insgesamt 15 Anträgen: Kärntner Bauernbund 4, Freiheitliche und Unabhängige
Bauernschaft 4, SPÖ-Bauern
Kärnten 2, SJK 5. Alle Anträge wurden von der Vollversammlung einstimmig angenommen. Mit ihnen wird
sich der LK-Vorstand weiter
beschäftigen.
Außerdem stellte der
Kärntner Bauernbund einen
Dringlichkeitsantrag, der
mehrheitlich angenommen
wurde.
Die Freiheitliche und Unabhängige Bauernschaft
stellte weiters zwei Anträge,
in denen sie Ergänzungen
reklamierte zu den beiden
Resolutionen Milchmarkt
(Antrag einstimmig angenommen) bzw. neue Einheitswerte (Antrag mehrheitlich abgelehnt).
LK-Vollversammlung
Karntner Bauer
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die Arbeiterkammer mehr die Anliegen der bäuerlichen Interessenvertretung beachten. Auch die
Wirtschaftskammer gehöre in
ihren Positionen mitunter in die
Schranken gewiesen, zum Beispiel
bei der Registrierkassenpflicht.
Erfreut zeigten sich die SPÖBauern über die Entwicklung bei
HCB. Das Görtschitztal sei sauber. Es gebe keine gesperrten Betriebe mehr. Die Werte in Futter
und Milch seien gesunken. Die
Empfehlung des Umweltmediziners Hans Peter Hutter, kein bzw.
Kammerräte der Freiheitlichen und Unabhängigen Bauernschaft. weniger HCB-belastetes Fleisch
zu essen, würde sich für die Verfüllen müssten. Zudem zählten zu rung kam von den SPÖ-Bauern. markter nun „als Schuss ins Knie“
den Mitgliedern des Umweltdach- Die Kammerräte forderten die ge- erweisen. In anderen Bundeslänverbandes, der die Ausweisungen samte Bundesregierung auf, die dern gebe es keine Beprobungen
in Kärnten angezettelt habe, unter TTIP-Verhandlungen abzubre- auf HCB. „Wir möchten nicht wisanderem die Landjugend, der Bio- chen, denn die Landwirtschaft sen, wie es dort ausschaut.“
Ferner orten die SPÖ-Bauern
masseverband und die Land&Forst spiele in den derzeit laufenden
Betriebe.
Verhandlungen zum Freihandels- in der Landwirtschaftskammer
Heftige Kritik übte die Freiheit- abkommen nur eine untergeord- Kärnten einen „Drang zur Selbstliche und Unabhängige Bauern- nete Rolle. Der Agrarsektor beschäftigung mit den eigenen
schaft am Freihandelsabkommen würde, wenn die Verhandlungen Strukturen“. Ausfluss dessen seien
TTIP, an der Abschaffung der so weitergingen, „für den Markt viele interne Arbeitsgruppen und
Evaluierungen – was „nicht einMutterkuhprämie („Supergau“), geopfert werden“.
an der Steuerreform und an der
In einem weiteren Antrag ver- träglich“ sei für Mitarbeiter und
„fachlich unbegründeten“ Erhö- langten die SPÖ-Bauern von der Bauern.
hung der Einheitswerte. Ein Rät- EU-Kommission und von natiosel ist den Kammerräten ferner, nalen Politikern die Aufnahme
Südkärntner Bäuerinwieso Anwender von Verbiss- von Verhandlungen mit Russland.
nen und Bauern/SJK
schutzmitteln einen Sachkunde- Ziel müsse das Ende der gegennachweis benötigen. Außerdem seitigen Wirtschaftssanktionen
Die Südkärntner Bäuerinnen
obliege es der Jägerschaft – und sein.
und Bauern verlangten in einem
nicht dem Grundbesitzer –, die
Bezüglich der von Agrariern Antrag die Einrichtung einer LKWaldkulturen durch das Ausüben häufig geäußerten Kritik an der Arbeitsgruppe, die „Vorschläge
der Jagd bestmöglich zu schützen. Arbeiterkammer hielten die SPÖ- zur Verbesserung der desaströsen
Lob ernteten das Genussland Bauern fest, dass die AK die Marktsituation der SchweineproKärnten, das auf gutem Wege sei, Rechte der Arbeiter und Arbeit- duzenten“ erarbeitet. Deren Erund die Schweizer Landwirt- nehmer schütze. Allerdings sollte gebnisse sollten analog dem
schaft, die hohe Marktpreise
erziele.
Negativ beurteilte die Freiheitliche und Unabhängige Bauernschaft die geplante Reform der
Landwirtschaftskammerwahlordnung. Wahlberechtigt sein sollten
nur Mitglieder der Landwirtschaftskammer und Pflichtversicherte der SVB. Der LK Kärnten-Aktion „Faire Preise für unsere
Bauern!“ im letzten Jahr fehlten
unterm Strich die konkreten
Ergebnisse, monierte sie.
SPÖ-Bauern Kärnten
„TTIP sofort stoppen!“ – diese
unmissverständliche Aufforde-
Kammerräte der SPÖ-Bauern Kärnten.
Fotos: Eggenberger
Karntner Bauer
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Kärntner Milchgipfel auf einem
Kärntner Schweinefleischgipfel
beraten und in Folge der Kärntner
Landesregierung und der Bundesregierung vorgelegt werden. Trotz
des „katastrophal niedrigen Preisniveaus“ müssten die Schweinefleisch produzierenden Veredelungsbetriebe gehalten werden.
Das Maisland Kärnten biete für
diese Produktionsform geradezu
ideale Bedingungen.
In puncto Natura 2000 verlangten die SJK von der Landesregierung die Einbindung der Gemeinden und der Betroffenen, und zwar
dergestalt, dass nicht nur naturschutzrechtliche Belange berücksichtigt werden, sondern auch wirtschaftliche, kulturelle und regionale
Anforderungen. Überdies sei klarzustellen, dass spätestens mit der
Nominierung eines Gebietes das
Verschlechterungsverbot gelte.
LK-Vollversammlung
Kammerräte der Südkärntner Bäuerinnen und Bauern/Skupnost
južnokoroških kmetic in kmetov
In zwei Anträgen zur Registrierkassenpflicht verlangten die
Südkärntner Bäuerinnen und Bauern Erleichterungen
■ für Betriebe, die im
Freien verkaufen, wie Direkt-
vermarkter, Christbaumbauern;
■ für begünstigte Vereine oder
Körperschaften, wie bäuerliche Bildungseinrichtungen,
Landjugend.
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Landwirtschaftsminister Andrä
Rupprechter drängten sie in einem Antrag zur Neuausschreibung des Projekts „Netzwerk Kulinarik“. Fairify GmbH, eine Tochter der Beratungsfirma von Ökopionier Werner Lampert („Zurück
zum Ursprung“) sei als beauftragte Abwicklungsfirma „untragbar“.
Weitere Begehren der SJKFraktion betrafen die Investförderung (pauschale Abrechnung
sollte wieder möglich werden), einen „gerechten Finanzausgleich“
und die Beibehaltung der Rotwildfütterung. Dem Freihandelsabkommen TTIP erteilten die
Kammerräte eine Absage. Zustimmung gab es für die geplante Reform der Landwirtschaftskammerwahlordnung.
Christoph Gruber
SVB-Beiträge 2017 nicht an neue
Einheitswerte anpassen!
Zu den neuen Einheitswerten beschloss die
Vollversammlung der Landwirtschaftskammer
Kärnten einstimmig nachfolgende Resolution an
die Landwirtschaftskammer Österreich.
D
ie Neufeststellung der
Einheitswerte war unumgänglich und der Abschluss der Verhandlungen mit der
Sicherstellung der Pauschalierung
und der Einheitswerte als Basis für
die Berechnung von Steuern und
Abgaben ein Jahrzehnteerfolg für
die heimische Land- und Forstwirtschaft.
Im von allen LK-Präsidenten
unterzeichneten Vorschlag zur
Einheitswertfeststellung vom
8. März 2012 wurde vereinbart,
dass überproportionale Steigerungen bei den SV-Beiträgen durch
Anpassungen der Beitragsgrundlagentabelle im unteren Bereich
abgefedert werden sollen. Im Zuge
der Steuerreform wurde für die
bäuerlichen Betriebe – analog zur
Negativsteuer für unselbständig
Erwerbstätige – eine Rückerstattung von SV-Beiträgen vereinbart.
Sowohl die Höhe als auch die Ausgestaltung des bisher vorgesehenen Entlastungspakets sind jedoch
aus der Sicht der LK Kärnten unzureichend. Eine Diskussion um
ein umfassendes und wirksames
Entlastungspaket muss die endgültigen Ergebnisse der Neufeststellung der Einheitswerte berücksichtigen.
Beim Versand der neuen Einheitswertbescheide kommt es
jedoch zu erheblichen zeitlichen
Verzögerungen. Der Versand der
Bescheide aktiv wirtschaftender
Betriebe wird sich voraussichtlich
noch über Monate hinziehen und
etliche Beschwerdeverfahren auf-
grund inhaltlicher Mängel dürften zu einer weiteren zeitlichen
Verschiebung der endgültigen
Einh
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Wirksamkeit der neuen EinFrag
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Ein Überblick über die Ger 201
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samtveränderungen wird
daher voraussichtlich erst
Ende 2016/Anfang 2017
möglich sein.
In Ergänzung zur
Resolution vom 17.
Dezember 2014 fordert die Landwirtschaftskammer
Kärnten daher die
Landwirtschaftskammer Österreich auf, sich bei
der Österreichischen Bundesregierung dafür einzusetzen, die Wirksamkeit der neuen
Einheitswerte auf die bäuerliche lastungspakeSozialversicherung (SV) um ein tes zu nutzen, das geeigJahr auf 2018 zu verschieben. Die net ist, überproportionale Ergewonnene Zeit ist für die Er- höhungen von SV-Beiträgen wirkarbeitung eines treffsicheren Ent- sam abzufedern.
6. Mai 2016
LK-Vollversammlung
Karntner Bauer
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Molkereien sollen
Milchliefermodelle umsetzen!
Zur Lage am Milchmarkt beschloss die
Vollversammlung der
Landwirtschaftskammer
Kärnten einstimmig
nachfolgende Resolution.
Anlieferungen im Vergleich zum
Vorjahresniveau über 10 % angestiegen sind und einen entsprechenden Preisdruck erzeugen, fordert die Vollversammlung der
Kärntner Landwirtschaftskammer
die heimischen Milchverarbeitungsbetriebe auf, betriebsindividuelle Maßnahmen zur aktiven
Mengensteuerung zu setzen. Mit
derartig mengensteuernden Maßie Situation am europäi- nahmen soll zu einem jene Basisschen und österreichi- milchmenge geschützt werden,
schen Milchmarkt ist wei- die sich die Bäuerinnen und Bauterhin extrem angespannt. In ern in den Zeiten der KontingenEuropa haben einige Länder, wie tierung mühevoll erarbeitet haben.
Von Seiten der Molkereien ist
z. B. Irland und Dänemark, die
Milchproduktion massiv ausge- aber auch auf die Planungssicherweitet. In Verbindung mit einer heit für die Milchlieferanten Rückschwächelnden asiatischen Kauf- sicht zu nehmen, die durch Inveskraft, dem Russlandembargo und titionen in die Milchproduktion
weiteren Einflussfaktoren wie eine höhere AfA erwirtschaften
Währungsrelationen und Ölpreis müssen. Das heißt, es bedarf einer
hat dies zu einem enormen Preis- flexiblen Möglichkeit für diese
Milchbetriebe, im Laufe einer
druck auf den Märkten geführt.
Auch Österreich ist davon be- Übergangsphase auch die Basistroffen, zumal 50 % der Produk- liefermenge erhöhen zu können.
Selbstverständlich bleiben die
tion in den Export gehen. Dank
der hochwertigen Verarbeitungs- Forderungen des Kärntner Posiprodukte, die vor allem die Ex- tionspapieres zur Milchmarktportmengen stellen, und dem be- situation vom 4. März 2016 weiwusst österreichischen Kaufver- terhin aufrecht.
halten unserer Konsumenten bewegen sich die Preise noch um
1. Maßnahmen der Euroeinige Cent über dem sonstigen
päischen Union
europäischen Niveau.
Da aber auch in Österreich die ■ Einführung einer durch EU-
D
Mittel geförderten Mengenbegrenzung auf Ebene der
Milchverarbeiter
■ Finanzierung eines umfangreichen Hilfspaketes zur
direkten Unterstützung der
Milchbauern
■ Anhebung der Interventionspreise für Butter und Magermilchpulver und weitere
Anhebung der Interventionsmengen
■ Offensive EU-Exportstrategien und verstärkte Maßnahmen zur Absatzförderung auf
den EU-Binnenmärkten
■ Breite politische Initiative zur
Aufhebung des Russlandembargos
2. Maßnahmen in Österreich und auf Landesebene
■ Konsequente Umsetzung des
Bestbieterprinzips statt des
Billigstbieterprinzips auf Bundes- und Landesebene zur
Stärkung des heimischen
Milch- und Milchprodukteabsatzes
■ Zusätzliche Unterstützung
von Milchbetrieben in benachteiligten Berggebieten
(z. B. durch Milchtransportkostenzuschuss oder eine zusätzlichen AZ-Top-Up-Zah-
lung)
Weiters fordert die Landwirtschaftskammer Kärnten die Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM) auf, gemeinsam mit dem zuständigen Lebensministerium und der AMA Marketing GmbH geeignete Maßnahmen auszuarbeiten und umzusetzen, die sicherstellen sollen, dass
österreichische Milch und deren
Produkte im Ausland unter einem
gemeinsamen Erkennungszeichen
bzw. eventuell sogar unter einer
einheitlichen
gemeinsamen
Marke vermarktet werden. Dies
soll vor allem für außereuropäische Exporte gelten, da die österreichische Milchwirtschaft dadurch schlagkräftiger wird und damit ihre Chancen auf den dortigen
Märkten erhöhen kann.
Abschließend fordern wir auch
die in Österreich tätigen Handelsunternehmen und Gastronomieunternehmen auf, ihrer Verantwortung für die österreichische
Landwirtschaft und auch für die
österreichische Milchwirtschaft
als gemeinsame Produzenten von
Lebensmitteln höchster Qualität
gerecht zu werden.
Nur ordentliche Preise sichern
Österreichs wunderbare Kulturlandschaft und geben den darin
tätigen Menschen den ihnen zustehenden gerechten Lohn.
Karntner Bauer
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LK-Vollversammlung
6. Mai 2016
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Sparkurs fortgesetzt
Die Vollversammlung
der Landwirtschaftskammer Kärnten beschloss mit klarer Mehrheit den Rechnungsabschluss 2015 der bäuerlichen Berufsvertretung.
W
ir haben ein Jahr mit
ausgesprochen hohen
Anforderungen an die
Mitarbeiter hinter uns. Allein die
Bewältigung der HCB-Problematik im Görtschitztal verursachte
einen zusätzlichen Arbeitsaufwand von mehr als 7000 Stunden.
Mit unseren Leistungen brauchen
wir uns nicht zu verstecken. In
Summe wurden von den Mitarbeitern der LK Kärnten 188.000
Stunden an Leistungen im Bereich
der Beratung und Interessenvertretung erbracht, wobei die
INVEKOS-Leistungen in dieser
Zahl noch nicht inkludiert sind.
Darüber hinaus haben wir sehr
sparsam gewirtschaftet.“ So fasste
Kammeramtsdirektor Dipl.-Ing.
KAD Hans Mikl sprach von einem „schwierigen Jahr 2015“.
Fotos: Gruber
Hans Mikl den Rechnungsabschluss des Jahres 2015 zusammen.
In Summe betrugen die Ein-
Gesamtzusammenstellung
Jahresabschluss 2015 – Berufsvertretung
Einnahmen
in Euro
2,037.271,22
671.821,53
Landwirtschaftskammerumlage
Grundbetrag
Vollversammlung, Kammervorstand,
Kammeramt, Konsulenten- und
Verfahrenskosten, Amtssachaufwand, Haus Museumgasse,
Beitragsleistungen u. a.
1,591.079,95
Abdeckung Abgang BV
144.900,53
Außenstellen
Landes-/Bundesbeitrag
1,298.346,29
Sonstige Einnahmen
123.065,17
Ausgaben
Liegenschaften LK
511.901,10
„Kärntner Bauer“
821.447,87
Ossiacher Tauern
208.656,79
Besamungsstation Perkohof
1,377.165,75
INVEKOS/TKZ
1,117.222,45
Abdeckung Abgang INVEKOS/TKZ
287.343,51
Pädagogische Mitarbeiter der LK
97.601,78
Gesamtsumme 2015
10,287.823,94
Ausgaben
in Euro
4,498.829,96
1,701.974,42
177.581,41
821.447,87
208.656,79
1,377.165,75
1,404.565,96
97.601,78
10,287.823,94
nahmen und Ausgaben der bäuerlichen Interessenvertretung im
letzten Jahr jeweils 10,28 Millionen Euro. Neben der Kammerumlage in Höhe von 2,7 Millionen
Euro sind Bundes- und vor allem
Landesmittel sowie auch die Mietund Pachteinnahmen die wichtigsten Einnahmequellen. Erneut
positiv bilanziert hat das Gut Ossiacher Tauern. Um einen ausgeglichenen Rechnungsabschluss
auch in diesen herausfordernden
Zeiten zustande zu bringen,
musste auf Rücklagen zurückgegriffen werden. Durch sparsames
Wirtschaften und genaue Planung
konnte jedoch die budgetierte
Rücklagenentnahme deutlich verringert werden. Die im Voranschlag 2015 prognostizierte Rücklagenabdeckung in der Berufsvertretung in der Höhe von 176.000
Euro konnte im Rechnungsabschluss auf 144.900 Euro gesenkt
werden. Gleichzeitig wurden
große Investitionen im EDV-Bereich (Serverhardware und Kopier- und Druckanlagen) getätigt.
Der budgetierte Abgang im
Bereich INVEKOS von 357.600
Euro konnte im Rechnungsabschluss auf 287.343 Euro reduziert
werden.
„Fakt ist, dass die Landwirtschaftskammer Kärnten trotz aller
Sparsamkeit sehr stark von öffentlichen Mitteln abhängig bleibt“,
betonte KAD Mikl in seiner Rede
zum Rechnungsabschluss. „Dies
stellt die größte Herausforderung
in den nächsten Jahren dar. Daher
haben wir einen Strukturreformprozess in der LK Kärnten eingeleitet. Unter Mitwirkung externer
Beratung werden alle Bereiche der
LK durchleuchtet, um auch in Zukunft eine starke bäuerliche Interessenvertretung sicherzustellen.“
Klare Mehrheit
Nach den Stellungnahmen des
Kontrollausschusses und der einzelnen Fraktionen erfolgte die Abstimmung über den Rechnungsabschluss 2015. Für den Rechnungsabschluss stimmten der
Kommentar
Dipl.-Ing. ÖR Stefan
Domej, Obmann
LK-Kontrollausschuss
Punktlandung
„Mit dem Rechnungsabschluss 2015 ist in vielen Bereichen eine Punktlandung
gelungen, wenn man sich im
Vergleich dazu den Voranschlag ansieht. Die außerplanmäßigen Investitionen,
die getätigt wurden, waren
dabei absolut gerechtfertigt.
Was die Zukunft anbelangt,
wird es eine große Herausforderung, eine finanzielle
Basis zu schaffen, die der
Landwirtschaftskammer
mehr Spielraum gibt. Die
gute Verwaltung der Immobilien mit dem Erzielen langfristiger Erträge – wie dies
bereits passiert – ist ein
Schritt dazu, genauso wie
die begonnene Kammerreformdiskussion. Ziel muss
es sein, das Service vor Ort
effektiv und effizient anbieten zu können. Gerade in
Zeiten wie diesen braucht es
eine moderne Beratungsund Bildungsinstitution wie
die Landwirtschaftskammer.“
Kärntner Bauernbund, die SPÖBauern Kärnten sowie die Südkärntner Bäuerinnen und Bauern.
Gegen den Rechnungsabschluss
sprach sich die Freiheitliche und
Unabhängige Bauernschaft – bei
drei Stimmenthaltungen – aus.
KAD-Stv. Mag.
Inge Della Pietra
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6. Mai 2016
Karntner Bauer
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LK-Vollversammlung
Stellungnahmen zum
Rechnungsabschluss 2016
Vizepräsident
ÖR Anton Heritzer,
Kärntner Bauernbund
Vizepräs. Peter Suntinger,
Freiheitliche und Unabhängige Bauernschaft
Johann Thaler,
SPÖ-Bauern Kärnten
Dipl.-Ing. Maria MaderTschertou, Südkärntner
Bäuerinnen und Bauern
„Wir alle sind gefordert, das
Unternehmen Landwirtschaftskammer Kärnten
zukunftsfit aufzustellen.
Unsere Mitarbeiter leisten
großartige Arbeit in der
Beratung der Bauern. Dies
gilt es, auch in Zukunft in
der von den Bauern auch
überaus geschätzten Qualität
weiterhin sicherzustellen.
Dazu muss es zugunsten der
Finanzierbarkeit erlaubt sein,
wirklich alles zu überdenken.
Unser Ziel muss es sein, für
die bäuerlichen Betriebe
Dinge trotz der schwierigen
finanziellen Situation weiterzuentwickeln. Dazu gilt es,
gemeinsam bei Themen wie
dem Kampf gegen überbordende Bürokratie u. v. m.
vorzugehen. Als Sprecher
der größten Fraktion möchte
ich den anderen Fraktionen
für die trotz oftmals unterschiedlicher Positionen gute
Zusammenarbeit danken.
Eines möchte ich in Erinnerung rufen: Wir müssen alle
an einem Strang ziehen, um
die Erhaltung des bäuerlichen Berufsstandes sicherzustellen.“
„Das Budget stellt sich in
einem Spannungsfeld dar:
Einerseits verfügt die LK über
tüchtige Mitarbeiter, andererseits schwebt das Damoklesschwert der Wirtschaftlichkeit über der Kammer. In den
letzten fünf Jahren musste
immer auf Rücklagen zurückgegriffen werden, um einen
ausgeglichenen Abschluss erstellen zu können. Kein Betrieb kann dauerhaft existieren, indem er jedes Jahr einen
Grund verkauft. Positiv ist,
dass um 70.000 Euro weniger
zugeschossen werden musste
als budgetiert. Fakt ist aber
auch, dass den Ankündigungen von Veränderungen
Taten folgen müssen. Ebenso
müssten gewisse Ausgaben
auf ihre Sinnhaftigkeit hin
geprüft werden, etwa die
über 481.000 Euro Zuschuss
an die LK Österreich. Wir
müssen den Bäuerinnen und
Bauern wichtige Leistungen
wie INVEKOS-Beratung auch
künftig zukommen lassen
und das Haus LK positiv
bestellen. Ohne Reformen
gibt es von uns keine Zustimmung.“
„Der Sparwille der Landwirtschaftskammer ist
deutlich zu erkennen, auch
die Entnahmen aus den
Rücklagen erfolgten meines
Erachtens überaus sparsam. Mir sind die Rücklagen für einen Zugriff zugunsten des Budgets nicht
zu schade, insbesondere
angesichts des derzeitigen
Zinsmarktes und des auch
nicht besonders stabilen
Euro. Wir sind in jedem Fall
alle gefordert, über Maßnahmen nachzudenken, die
den Landwirten nützen,
denn deren Lage ist ernst
wie seit langem nicht.“
„Ich möchte gleich zu Beginn den Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern der LK
danken, die sehr gute
Arbeit leisten, wie man zuletzt etwa im Bereich
Natura 2000 gesehen hat.
Die Landwirtschaftskammer bemüht sich, so gut
wie möglich zu haushalten
und keine unnötigen Ausgaben zu produzieren.
Dennoch muss jedes Jahr
auf Rücklagen zurückgegriffen werden. Die
Kammerumlage ist ein
schmerzhaftes Thema,
aber wir als politische Vertreter werden uns Gedanken darüber machen müssen, wie wir die Kammer
so finanzieren, dass man
nicht immer auf die Rücklagen zurückgreifen muss.
Das gehört diskutiert, auch
wenn es ein unangenehmes Thema ist.“
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