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Worauf es wirklich ankommt
Nach außen, nach oben, nach innen
Wir sind heute bei der letzten Predigt unserer Predigtserie über die Bergpredigt. Wir haben die
letzten Wochen einiges von Jesus gelernt. Nun heute schauen wir gemeinsam einen Text an, bei
welchem Jesus den Jüngern ein weiteres wichtiges «Prinzip» auf ihren Weg mitgibt:
Matthäus 6,1: »Hütet euch, eure Frömmigkeit vor den Menschen zur Schau zu stellen! Sonst habt
ihr von eurem Vater im Himmel keinen Lohn mehr zu erwarten.«
Was sagt hier Jesus? Wir sollen unsere Frömmigkeit nicht zur Schau stellen. Jesus war es wichtig,
dass die Jünger dieses das verstehen und hat dann drei praktische Beispiele angefügt und zwar über
das Geben, das Beten und das Fasten.
Nach der Lehre der Rabbiner (das waren zur Zeit Jesu die „Geistlichen“ der Juden, also so etwas wie
die Pastoren) zeigt der Jude seine Gottesliebe durch drei Leistungen: Geben, Gebet und Fasten. Wir
heute könnten übersetzen: Durch diese drei Punkte zeigt ein guter Christ seine Liebe zu Gott:
1. Der Blick nach außen bewirkt den Dienst (»Almosen«) unserer Hand dem Nächsten gegenüber.
2. Der Blick nach oben bewirkt den Dienst (»Gebet«) unseres Mundes Gott gegenüber.
3. Der Blick nach innen bewirkt den Dienst (»Fasten«) unserer Seele ihren inneren Kämpfen
gegenüber.
Nach außen, nach oben, nach innen.
Jesus sagt nicht: »Seid nicht wohltätig, betet nicht, fastet nicht«, sondern er meint: Wenn ihr
Wohltätigkeit übt, wenn ihr betet, wenn ihr fastet, dann macht das nicht so, wie die Pharisäer das
tun, um angestaunt und bewundert zu werden.
Nicht was oder wieviel, sondern warum und wie
Das Gebet wird im Herbst bei der Predigtserie „Abendteuer Gebet“ tein Schwerpunktthema sein,
daher schauen wir heute das erste Beispiel von Jesus genauer an, das Geben-Wohltätigkeit und vor
allem, dass wir den Gedanken, das Prinzip von Jesus dahinter wirklich verstehen.
Lesen wir mal das Beispiel von Jesus gemeinsam:
Matthäus 6,2-4: »Wenn du zum Beispiel den Armen etwas gibst, lass es nicht vor dir her mit
Posaunen ankündigen, wie es die Heuchler in den Synagogen und auf den Gassen tun, um von den
Leuten geehrt zu werden. Ich sage euch: Sie haben ihren Lohn damit schon erhalten. Wenn du den
Armen etwas gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut. Was du gibst, soll
verborgen bleiben. Dann wird dein Vater, der ins Verborgene sieht, dich belohnen.«
Das griechische Wort, welches hier mit „den Armen etwas geben“ übersetzt wird heißt eleämosyne.
Dieses Wort beinhaltet aber nicht nur das Almosen geben, sondern könnte auch mit »Wohltätigkeit
üben« übersetzt werden. Es heißt aber noch mehr als das. Es bedeutet: Barmherzigkeit, Erbarmen,
Mitleiden. Es geht um Rücksicht und Achtung und Liebe und Hilfe. Auch dem sozial Geringeren gilt es,
seine ganze Liebe und Achtung zu schenken.
Jesus zeigt auf, es geht aber nicht darum was und wieviel wir den Armen geben, sondern warum und
wie wir dies tun. In diesem Bereich können wir uns sehr gut hinter unseren Taten verstecken und es
aus den falschen Motiven machen. Da muss ich mich auch immer wieder bei der Nase nehmen, ganz
ehrlich, das ist manchmal gar nicht so einfach!
Jesus zielt auf unsere Herzenshaltung. Ein Teenager, welcher 30.- erspart hat, um es in die Mission zu
spenden und dies von Herzen tut oder ein reicher Mann, welcher 5'000.- spendet und damit prahlt
um mehr Anhänger zu gewinnen. Wer wird dafür wohl mehr Lohn im Himmel erhalten? Ihr sagt nun
vielleicht na klar der Teenager. Aber so einfach ist das gar nicht in unserem Alltag, denn wir
Menschen streben doch nach Ansehen, Aufmerksamkeit und Wertschätzung in dieser Welt für unser
Tun oder nicht?
Also halten wir fest: Nicht was und wieviel, sondern warum und wie. Unsere Motivation und unsere
Herzenshaltung dabei zählt. Es geht nicht um Leistung oder uns damit etwas zu verdienen, sondern
es geht um Hingabe!
Ich habe mir überlegt was für ein Beispiel ich aus meinem Leben hier anfügen könnte. Da bin ich
letztes Wochenende gerade über so etwas gestolpert. Ich gebe ja heute schon Fitnesslektionen in
einem Fitnessstudio und werde ab August die Bereichsleitung der Gruppenkurse in einem neuen
Studio in Gossau übernehmen. In diesem Zusammenhang haben wir ausgetauscht, was eine gute
Instruktorin, eine Trainerin ausmacht, da ich ja nun auf die Suche nach Trainer und Trainerinnen
gehen muss, um den Stundenplan zu erstellen und sie einzustellen. Da macht man sich eben die
Gedanken, was macht eine gute Trainerin aus. Wir kamen da unter anderem auf den Punkt, dass es
nicht in erster Linie um grosse Muskeln oder unglaubliche Ausdauer geht sondern darum, dass ein
guter Trainer vorne steht und nicht sich selbst ins Zentrum stellt und zeigt wie unglaublich sportlich
er/sie ist, sondern der Trainer, welcher da ist die Teilnehmer zu motivieren und zu coachen und nicht
um selbst gross raus zu kommen. Es geht genau um die Herzenshaltung. Möchte ich mich beweisen
oder möchte ich meine Teilnehmer zu Bestleistungen und zu Veränderung führen? Das macht eine
gute Trainerin aus.
Dies ist gar nicht so weit vom Beispiel von Jesus entfernt. Jesus redet von wahrer und falscher
Frömmigkeit. Ich habe mich gefragt was macht eine gute Trainerin aus. So können wir auch fragen:
Was macht einen guten Christen aus? Die Antwort lautet: „die richtige Herzenshaltung, dem Anderen
zu dienen und nicht sich selbst in den Mittelpunkt stellen“.
Im Tischlein Deck Dich und H2Q Suppe haben wir sehr viele Möglichkeiten Menschen zu Helfen und
«Armen» etwas zu geben. Nur weil ich dort mitarbeite heisst es noch nicht, dass Gott Freude daran
hat und ich Lohn im Himmel dafür erfahren kann, denn die Frage ist mit welcher Hezenshaltung tu
ich dies? Wir können uns auch fragen: „dürfen wir davon nicht berichten? Jesus sagt ja wir sollen
nicht wie die Heuchler in den Synagogen, also hier in der Pfimi damit rumposaunen? Ja, Jesus sagt
wir sollen nicht rumposaunen, um von den Leuten geehrt zu werden. Doch ich kann sehr wohl von
dem erzählen was wir tun wenn meine Herzenshaltung dabei stimmt. Wenn ich heute Morgen
erzähle was für eine super Tolle Person ich bin weil ich einer Familie geholfen habe eine Bewerbung
zu schreiben und ich bin die beste Abgabenstellenleiterin von Tischlein Deck Dich, dass sich die
Menschen so wohl bei uns fühlen,… dann wäre ich falsch gewickelt. Wenn es mir darum geht, andere
Menschen zu motivieren auch ihre Zeit oder Geld für Tischlein Deck Dich zu investieren, so glaube ich
ist es ganz im Sinn von Jesus, wenn wir auch davon berichten. Es geht nicht um mich, es geht um
Jesus. Es geht darum den Menschen zu zeigen, dass wir dies alles wegen Jesus tun, damit er geehrt
wird! Wie es im Fitness nicht um mich als Trainerin geht, sondern um die Teilnehmer!
Das finde ich das Tolle an H2Q. Der Name sagt schon, dass das Herz mit dabei sein muss. So ist H2Q
nicht einfach ein Oberbegriff für verschiedene sozialdiakonische Projekte, sondern ein
Glaubensverständnis und eine Herzenshaltung. Ich bin so stolz auf unsere Gemeinde, dass genau
diese Herzenshaltung extrem gewachsen ist in den letzten Jahren. Es geht nicht um uns, sondern um
alle Menschen, auch die im Quartier und unserem persönlichen Umfeld!
So freut es mich zum Beispiel, dass die KiGo Reise sich zu einem Familienausflug entwickelt hat.
Anstatt dass wir KiGo Leiter mit den Kindern einen Ausflug machen, werden wir dieses Jahr das erste
Mal alle Familien einladen. Die Familien der Pfimi, des Erlebnisnachmittages, des Mamitreffs, des
Krabbeltreffs, vom Tischlein Deck Dich,… Wir könnten schon einen schönen Sonntag zusammen
verbringen, aber die Herzenshaltung H2Q hat uns veranlasst uns zu öffnen und auch andere Familie
mit einzuladen und gemeinsam einen unvergesslichen Tag zu erleben!
Wie sehen wir Andere (oder auch uns selbst)?
Ein weiterer Punkt wurde mir plötzlich noch klar. Wie beurteile ich andere Menschen, gerade auch
Christen? Nach ihrer Qualität und Quantität, also der Menge und der Qualität von dem was sie geben
oder leisten? Oder achte ich auf ihr Herz, wie sie dies tun?
In der Schule werden wir auf Qualität und Quantität gedrillt. Es geht darum möglichst keine Fehler zu
machen und möglichst gut zu sein. Es wird nicht gezählt, dass der eine Schüler zu Hause 1h geübt hat
um dann einen 5,5 zu machen in der Prüfung, und die andere Schülerin zu Hause 10 Stunden
investiert hat und eine 4,5 gemacht hat. Die Schule belohnt den, mit dem besten Resultat und Jesus?
Das Kind mit dem grössten Willen und Einsatz? Sieht Jesus diese Welt vielleicht mit ganz anderen
Augen wie wir? Da bin ich ganz sicher. Wer von euch wusste heute Morgen als Manu gesagt hat, dass
Säbi predigen würde, wer ich bin? Ich denke fast alle. Ich bin berühmt, wow☺. Wer kennt Antonella?
Sie ist jede Woche hier, putzt unsere Räume mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Vielleicht erhält sie
im Himmel mal mehr Lohn dafür wie ich für meine Predigt heute? Das wäre sehr gut möglich.
Vielleicht kippst du aber auch nicht vom Pferd weil du sooo gut von dir denkst, sondern vielleicht auf
die andere Seite. Die Anderen können doch alles viel besser, sie geben mehr und Gott kann sie
besser gebrauchen. Vielleicht musst auch du dir sagen: Ich gebe mein bestes und ich mache es von
ganzem Herzen für Jesus, auch wenn ich dafür kein Lob hier erhalte. Weisst du, dann bist genau du
Gold richtig!
Zahltag
Nun beinhaltet dieser Bibelvers ja noch indirekt ein anderes Thema. Wir werden mal Lohn erhalten!
Doch hat nicht gerade Jesus gesagt wir sollen nicht wegen Ansehen / Lohn wohltätig sein? »Der Lohn
Gottes« ist etwas ganz anderes als der Lohn, der hier als etwas Verwerfliches abgelehnt wird.
Lohn ist hier nicht im Sinne von »Entlöhnung« zu verstehen, so wie es eine Entlöhnung gibt zwischen
dem Arbeitgeber und Arbeitnehmer als Bezahlung für eine geleistete Arbeit. Nein, nicht Entlöhnung
auf Grund eines Vertragsverhältnisses oder eines Anstellungsverhältnisses, sondern im Sinne eines
Familienverhältnisses von Vater und Kind. Lohn ist als »Anerkennung« anzusehen, die der Vater
seinem Kind schenkt. Lohn ist, so gesehen, »Gabe«, »Geschenk«, »Güte«. Kurz: »Himmlischer Lohn«
ist die Umarmung des himmlischen Vaters. Solch »himmlischer Lohn« steht in keinem Vergleich zu
unserem irdischen »Gutes tun«, weil er alles Denken über alle Maßen unendlich übersteigt, also nie
und nimmer irgendwie eine Gegenleistung für unser irdisches Tun im »neuen Leben« sein kann.
Zusammenfassung
Ich selbst möchte dies heute Morgen zu mir sagen:
Ich möchte nach aussen, oben und innen mit meinem ganzen Herzen Gott dienen. Ich möchte mich
selbst und andere nicht bewerten, sondern mein bestes Geben und darf wissen, der Lohn dafür,
Gottes Umarmung ist mir dafür gewiss.