Herausgeber Österreichischer Integrationsfonds Integrations barometer 1/2016 Integrationsumfrage Dr. Peter Hajek Mag. Alexandra Siegl, MSc Integrations barometer 1/2016 Integrationsumfrage Dr. Peter Hajek Mag. Alexandra Siegl, MSc Integrations barometer 1/2016 Integrationsumfrage Dr. Peter Hajek Mag. Alexandra Siegl, MSc Mai 2016 © Österreichischer Integrationsfonds Impressum Medieninhaber, Herausgeber, Redaktion und Hersteller: Österreichischer Integrationsfonds – Fonds zur Integration von Flüchtlingen und MigrantInnen (ÖIF)/Schlachthausgasse 30, 1030 Wien, Tel.: +43(0)1/710 12 03-0, [email protected]; Verlags- und Herstellungsort: Schlachthausgasse 30, 1030 Wien; Lektorat: Sophie Hoegl; Layout: Marion Dorner Grafik Design; Druck: TriSys DI Hans A. 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Inhaltsverzeichnis 8 1 Hintergrund der Studie und Methodik 9 2 Ergebnisse 9 Bewertung des Zusammenlebens 12 Probleme und Herausforderungen in Zusammenhang mit Zuwander/innen und Flüchtlingen 18 Erwartungen an Zuwander/innen 22 Integrationsarbeit in Österreich 24 3 Zusammenfassung & Fazit 1 Hintergrund der Studie und Methodik Ziel des Integrationsbarometers ist es, Ein- zudem die Einstellungen von Menschen stellungen und Stimmungsströmungen in mit Migrationshintergrund. Diese wurden Zusammenhang mit dem Thema Integration als Menschen definiert, die entweder selbst sowohl in der österreichischen Bevölkerung (1. Migrantengeneration) oder deren beide als auch unter Menschen mit Migrations Elternteile im Ausland geboren wurden hintergrund regelmäßig zu erheben. (2. Migrantengeneration). Peter Hajek Public Opinion Strategies wurde Die Umfrage wurde teils in Form einer mit einer quartalsmäßigen Umfrage zum telefonischen Befragung und teils in Form Thema beauftragt, um aktuelle Stimmungen einer Online-Befragung durchgeführt. Dieser und Meinungsverschiebungen regelmäßig Methodenmix hat sich als sehr gute Variante und zeitgerecht erfassen zu können. bewährt, um einerseits die Gruppe der jungen Menschen (online) als auch die höheren Altersschichten (telefonisch) gut zu errei- In der ersten Umfragewelle wurden 1.000 Österreicher/innen (österreichische Staats- chen. Die Feldarbeit fand zwischen bürger/innen) ab 16 Jahren repräsenta- 30. Oktober und 11. November 2015 statt. tiv befragt. Eigens ausgewertet wurden 8 2 Ergebnisse Bewertung des Zusammenlebens gut“. Der Schwerpunkt der Bewertung liegt bei „eher gut“, man ortet also auch gewisse Das Zusammenleben zwischen Österreicher/ Schwierigkeiten. 33% sehen das Zusammen- innen und Zuwander/innen wird von einer leben als „eher schlecht“, nur jeder Zehnte knappen Mehrheit der Befragten als gut würde es allerdings als „sehr schlecht“ bewertet, allerdings nur von 6% als „sehr bezeichnen. abb. 1: Bewertung des Zusammenlebens zwischen ÖSTERREICHER/INNEN und ZUWANDER/INNEN 46 33 10 6 6 Angaben in % sehr gut eher gut eher schlecht sehr schlecht weiß nicht/ keine Angabe Rundungsdifferenzen bei Durchschnittswerten möglich. Positiver bewerten das Zusammenleben Unter-30-Jährige sowie tendenziell niedri- Menschen mit Migrationshintergrund (10% gere Bildungsschichten. „sehr gut“, 53% „eher gut“). Kritischer sind 9 2 Ergebnisse Eine ähnliche Frage wurde in einer vom anders lautenden Fragestellungen durchge- ÖIF beauftragten Vorgängerstudie im Mai/ führt wurden. Es bleibt also abzuwarten, ob Juni 2015 gestellt, und zwar wurde kon- die nächste Umfragewelle tatsächlich einen kret nach dem „Zusammenleben zwischen positiven Trend bestätigt. in- und ausländischen Mitbürgern“ gefragt. 2% antworteten damals, dieses funktioniere Betrachtet man die Ergebnisse früherer „sehr gut“, 39% gaben an, es funktioniere Umfragen im Zeitverlauf, zeigt sich zudem, „eher gut“, 42% „eher schlecht“ und 11% „sehr dass die Werte aus dem Mai/Juni 2015 ein schlecht“. 6% machten keine Angabe1. Hier Ausreißer auf die Negativseite waren, die könnte sich eine leichte Verbesserung der Ergebnisse in den Monaten davor waren Einschätzung andeuten, es sind jedoch einer- deutlich positiver. Hintergrund könnte die seits die Schwankungsbreiten mitzubeden- Flüchtlingskrise sein, die im Frühsommer ken und andererseits die Tatsache, dass die 2015 zum ersten Mal breite mediale Aufmerk- Umfragen von unterschiedlichen Instituten samkeit erlangte. Die folgende Grafik zeigt auf unterschiedliche Arten (in Fall von Peter den Verlauf der Ergebnisse aus den Vorgän- Hajek mittels Methodenmix) und mit etwas gerstudien2. ABB. 2: ZUSAMMENLEBEN ZWISCHEN IN- UND AUSLÄNDISCHEN MITBÜRGER/INNEN, ERGEBNISSE DER VORGÄNGERSTUDIEN 2010 BIS 2015 70 50 40 61 59 60 51 40 53 57 51 53 37 36 34 38 41 20 10 0 Dez. 10 Jun. 11 ● Zusammenleben funktioniert gut ● Zusammenleben funktioniert schlecht 48 45 30 63 Nov. 11 Apr. 12 Aug. 12 Jun. 13 Okt. 14 Mai/Jun. 15 Angaben in % „gut“ = sehr gut und eher gut „schlecht“ = eher schlecht und sehr schlecht Quelle: ÖIF-Meinungsforschung, Oktober 2014 und Mai/Juni 2015 Quelle: ecoquest Market Research & Consulting GmbH: Integrationsbezogene Einstellungen; übermittelt vom ÖIF Quelle: ecoquest Market Research & Consulting GmbH: Integrationsbezogene Einstellungen 1 2 10 Ergebnisse Kritischer wird die Bewertung, wenn man menleben mit Muslim/innen als „sehr gut“ konkret nach dem Zusammenleben von bewerten, immerhin 32% als „eher gut“. 2 Muslim/innen und Nicht-Muslim/innen in Österreich fragt. Hier kippt die Stimmung in Schlechter als der Durchschnitt der Befrag- den Negativbereich: 39% sehen das Zusam- ten bewerten das Zusammenleben Unter- menleben als „eher schlecht“, 12% als „sehr 30-Jährige und niedrigere Bildungskohorten. schlecht“. Lediglich 3% würden das Zusam- ABB. 3: BEWERTUNG DES ZUSAMMENLEBENS ZWISCHEN MUSLIM/INNEN UND NICHT-MUSLIM/INNEN IN ÖSTERREICH 39 32 12 13 sehr schlecht weiß nicht/ keine Angabe 3 Angaben in % sehr gut eher gut eher schlecht Rundungsdifferenzen bei Durchschnittswerten möglich. Auch diese Frage wurde in etwas anderem Mai/Juni 2015 von 1% als „sehr gut“, von 27% Wortlaut bereits in Vorgängerstudien gestellt, als „eher gut“, von 45% als „eher schlecht“ und zwar wurde nach dem „Zusammenleben und von 17% als „sehr schlecht“ beurteilt. zwischen Inländern und Muslimen in Öster- Die folgende Grafik zeigt die Ergebnisse der reich“ gefragt. Dieses wurde in der letzten Vorgängerstudien im Zeitverlauf3. vom ÖIF in Auftrag gegebenen Studie im Quelle: ecoquest Market Research & Consulting GmbH: Integrationsbezogene Einstellungen 3 11 2 Ergebnisse ABB. 4: ZUSAMMENLEBEN ZWISCHEN INLÄNDER/INNEN UND MUSLIM/INNEN, ERGEBNISSE DER VORGÄNGERSTUDIEN 2014 BIS 2015 Zusammenleben zwischen Inländer/innen und Muslim/innen in Österreich funktioniert … 43 45 ● 2014 ● 2015 35 27 Angaben in % 17 11 8 3 10 1 sehr gut eher gut eher schlecht sehr schlecht Quelle: ÖIF-Meinungsforschung, Oktober 2014 und Mai/ Juni 2015 weiß nicht/ keine Angabe Probleme und Herausforderungen in Auch in Bezug auf diese Ergebnisse wird auf die Schwankungsbreiten sowie auf die Zusammenhang mit Zuwander/innen und unterschiedliche Fragestellung und die unter- Flüchtlingen schiedliche Methodik verwiesen. Wie schon bei der vorigen Frage zeigt sich auch hier, Auf die Frage, welche Probleme und Heraus- dass sich die Einschätzung im Mai/Juni 2015 forderungen man ganz allgemein in Zusam- gegenüber früheren Studien deutlich ver- menhang mit Zuwander/innen und Flüchtlin- schlechtert hat und nun tendenziell wieder gen wahrnimmt, kristallisierten sich vor allem besser wird. Ob sich dieser Trend bestätigt, die folgenden Themen heraus: wird die nächste Umfragewelle zeigen. 12 Ergebnisse 2 ABB. 5: PROBLEME UND HERAUSFORDERUNGEN GANZ ALLGEMEIN IN ZUSAMMENHANG MIT ZUWANDER/INNEN UND FLÜCHTLINGEN Deutsch lernen 16 (mangelnde) Integration 13 10 haben keine Arbeit / dürfen/wollen nicht arbeiten / nehmen Arbeitsplätze weg zu viele Zuwander/innen / Flüchtlinge 9 andere Religion (Islam) / religiöser Fanatismus 9 (mangelnde) Anerkennung unserer Werte und Lebensart 8 (mangelnde) Anpassung 8 7 Gewalt(-bereitschaft) / Kriminalität / Terror 6 kulturelle Unterschiede / andere Mentalität fehlende Gleichstellung von Frau und Mann / kein Respekt vor Frauen 5 Unterbringung / Wohnungen 5 Ausländerfeindlichkeit / Vorurteile seitens der österreichischen Bevölkerung 5 4 nützen Sozialsystem aus / bekommen mehr als österreichische Bevölkerung hohe Kosten für Österreich 3 Abschottung / Parallelgesellschaften / Ghettoisierung 3 Die Frage wurde spontan, also ohne vorge- Mit 16% kristallisiert sich der Bereich gebene Antwortkategorien gestellt, es waren „Deutsch lernen“ als größte Herausforderung mehrere Antworten pro Befragter/Befragtem in Zusammenhang mit Zuwander/innen und möglich. Flüchtlingen heraus. In diesem Bereich geht es nicht nur um klassische Zuschreibungen in Richtung „Zuwanderer wollen nicht Deutsch 13 2 Ergebnisse lernen“, sondern der Bereich wird auch von oder auch aufgrund von Vorurteilen. Ein Teil Menschen, die das Zusammenleben als führt ins Treffen, dass Asylwerber/innen hier positiv bewerten sowie von höheren Bil- gar nicht arbeiten dürfen. Und zuwanderer- dungsschichten, die der Zuwanderung etwas kritische Gruppen sind der Meinung, dass offener gegenüberstehen, genannt. Schließ- Ausländer/innen entweder gar nicht arbeiten lich ist das Erlernen der Sprache tatsächlich wollen oder dass sie, wenn sie arbeiten, der einer der Schlüsselfaktoren für erfolgreiche autochthonen österreichischen Bevölkerung Integration in einem neuen Land. Stärker fällt Jobs wegnehmen. In diesem Zusammenhang das Thema zudem Menschen am Land sowie wird Zuwander/innen und Flüchtlingen teils Menschen mit Kindern ein – die nicht zuletzt auch vorgeworfen, vom österreichischen auch Probleme an Schulen in Zusammen- Sozialsystem leben zu wollen bzw. mehr zu hang mit dem Deutschlernen im Kopf haben bekommen als die autochthone Bevölkerung. könnten. Vor allem in Zusammenhang mit Flüchtlingen Auf Platz 2 folgt mit 13% das Thema Integra- kommt immer wieder der Einspruch, es seien tion sowie „mangelnde Integration“. Dieser schon „zu viele“ in Österreich, das Land ver- Bereich wird öfter von niedrigen Bildungs- trage keine weiteren mehr. Auch hohe Kosten gruppen, Männern und Menschen, die das für Österreich sowie das Problem der Unter- Zusammenleben als negativ empfinden, bringung der Flüchtlinge bzw. des Woh- genannt. Auch die Themen der als mangel- nungsmarktes, auf dem manche Preissteige- haft empfundenen Anpassung von Zuwan- rungen erwarten, werden in Zusammenhang der/innen, die mangelnde Anerkennung der mit diesem Thema genannt. österreichischen Werte und Lebensart sowie kulturelle Unterschiede spielen in diesen Und auch der Islam ist ein Thema. 9% sehen Themenkomplex hinein. Ein kleinerer Teil der die Religion bzw. religiösen Fanatismus als Befragten ortet zudem Abschottungsten- Problem für das Zusammenleben, 7% nennen denzen mancher Zuwanderergruppen bzw. Gewalt bzw. Gewaltbereitschaft, Kriminalität das Entstehen von Parallelgesellschaften und und Terror und 5% kritisieren die fehlende Ghettos. Gleichstellung von Frauen bzw. den mangelnden Respekt gegenüber Frauen. Jeder Zehnte nennt das Thema Arbeitsmarkt. Hier gibt es verschiedene Ansichten: 5% machen schließlich Ausländerfeindlichkeit Ein Teil der Befragten ist der Meinung, es sei und Vorurteile seitens der österreichischen für Zuwander/innen ganz einfach schwie- Bevölkerung für Probleme im Zusammen rig, Jobs zu finden, beispielsweise aufgrund leben verantwortlich. niedrigerer Qualifikation und Ausbildung 14 Ergebnisse 2 7% geben an, gar keine Probleme in diesem Beim Thema Gewalt wird von manchen Bereich zu sehen, 16% machen zu dieser Befragten angegeben, dass sehr viele junge Frage keine Angabe. Männer unter den in den letzten Monaten ankommenden Flüchtlingsgruppen waren, Im Rahmen einer zweiten offenen Fragestel- die Gewalt vor allem von diesen ausginge lung (keine Antwortkategorien vorgegeben, und man sich vor diesen teilweise fürchte. Mehrfachnennungen möglich) wurden die Das Thema fehlender Respekt vor Frauen Auskunftspersonen gefragt, was denn kon- ist hier um die konkrete Angst mancher krete Probleme im alltäglichen Zusammen- Befragten um weibliche Familienmitglieder, leben mit Zuwander/innen sind. Hier gibt insbesondere Töchter, angereichert. Einzelne es ja die These, dass es sich im alltäglichen Befragte befürchten sogar sexuelle Übergrif- Zusammenleben oft an sehr profanen Din- fe. 3% geben konkret an, das Thema Zuwan- gen spießt, beispielsweise an der Lautstärke derung würde ihnen Angst machen. von Zuwander/innen oder unterschiedlichen Vorstellungen von Mülltrennung. Diese These Wie schon bei der vorhergehenden Frage kann durch die vorliegende Umfrage nicht spielen wiederum das Thema Arbeitsmarkt bestätigt werden. Vielmehr wird zwischen und der Vorwurf, Zuwander/innen würden gesamtgesellschaftlichen Problemen und vom österreichischen Sozialsystem leben Schwierigkeiten im konkreten Alltagsleben wollen, eine Rolle. Einzelne Befragte sind kaum unterschieden, in beiden Feldern auch der Meinung, Zuwander/innen seien, werden überwiegend dieselben Themen was Leistungen des Staates betrifft, ganz genannt. generell „zu fordernd“. „Deutsch lernen“ wird im Alltag bzw. der Andere kritisieren wiederum die Ausländer- alltäglichen Kommunikation mit Zuwander/ feindlichkeit der eigenen Bevölkerung im innen noch etwas stärker als Problem wahr- Alltag sowie zu wenig aufeinander zugehen genommen. Mangelnde Integration, kulturel- bzw. zu wenig Toleranz auf beiden Seiten. le Unterschiede und der Islam sind auch hier die größten Probleme. 15 2 Ergebnisse ABB. 6: PROBLEME MIT ZUWANDER/INNEN IM ALLTÄGLICHEN ZUSAMMENLEBEN 21 Deutsch lernen kulturelle Unterschiede / andere Mentalität 8 (mangelnde) Integration 8 6 andere Religion (Islam) / religiöser Fanatismus (mangelnde) Anerkennung unserer Werte und Lebensart 5 Gewalt(-bereitschaft) / Kriminalität / Terror / aggressive junge Männer 5 (mangelnde) Anpassung 5 haben keine Arbeit / dürfen/wollen nicht arbeiten / nehmen Arbeitsplätze weg 5 nützen Sozialsystem aus / bekommen mehr als Österreicher/innen / sind zu fordernd 5 fehlende Gleichstellung / kein Respekt vor Frauen / sexuelle Übergriffe / Sorge um Töchter 4 zu wenig aufeinander zugehen / Toleranz von beiden Seiten 4 Abschottung / Parallelgesellschaften / Ghettoisierung 3 Ausländerfeindlichkeit / Vorurteile seitens der österreichischen Bevölkerung 3 Angst 3 fehlender Respekt / arrogant / schlechtes Benehmen 3 2 mangelnde Bildung / Probleme in Schulen hohe Kosten für Österreich 1 Unterbringung / Wohnungen 1 Müll / Mülltrennung / sind unordentlich 1 Hygiene / Verbreitung von Krankheiten 1 sind zu laut 1 drängen Österreich ihre Kultur/Religion auf / österreichische Kultur geht verloren 1 16 Ergebnisse 2 Es werden aber auch ein paar sehr profane Und schließlich wurden Menschen mit Probleme genannt: 3% orten „schlechtes Migrationshintergrund (79 Befragte in der Benehmen“ und „fehlenden Respekt“ von Stichprobe) gefragt, was aus ihrer Sicht Zuwander/innen im Alltag, 2% nennen Pro Probleme im Zusammenleben sind. Dabei bleme an Schulen bzw. mangelnde Bildung wurden nicht nur die erwartbaren Themen von manchen Zuwander/innen, 1% kritisiert Vorurteile gegenüber Zuwander/innen, Ver- Problemfelder rund um das Thema Müll allgemeinerungen, Fremdenfeindlichkeit, („hinterlassen zu viel Müll“, „trennen den mangelnde Toleranz und Diskriminierung Müll nicht“, „sind unordentlich“) und 1% bzw. Ausgrenzung, sondern auch ein paar ist der Meinung, Zuwander/innen seien im unerwartete Themen genannt. Alltag zu laut. So werden auch von manchen Menschen 13% geben an, gar keine Probleme mit mit Migrationshintergrund andere Zuwan- Zuwander/innen im Alltag wahrzuneh- der/innen kritisiert. 7% sind der Meinung, men, 20% machen bei dieser Frage keine dass sich manche anderen Zuwander/innen Angabe. nicht in Österreich integrieren bzw. die Sprache nicht lernen wollen. 7% beklagen eine Ausnutzung des Sozialsystems und 6% kritisieren Muslim/innen und ihr als problematisch empfundenes Weltbild. 17 2 Ergebnisse ABB. 7: PROBLEME IM ZUSAMMENLEBEN AUS SICHT VON MENSCHEN MIT MIGRATIONSHINTERGRUND Vorurteile / Verallgemeinerungen 8 manche wollen sich hier nicht anpassen/integrieren / die Sprache lernen 7 manche wollen hier nicht arbeiten / nur vom Sozialsystem leben 7 Muslim/innen und ihr Weltbild sind problematisch 6 Fremdenfeindlichkeit / mangelnde Toleranz der Österreicher/innen 5 Sprache / sprachliche Schwierigkeiten 4 man wird diskriminiert / schlecht behandelt / abgelehnt 3 kulturelle Unterschiede 3 Ausgrenzung wegen Religion/Kultur/Kopftuch 2 Bildung von Gruppen / Parallelgesellschaften 2 Probleme zwischen einzelnen Zuwanderergruppen Erwartungen an Zuwander/innen 1 Knapp unter 70% sind der Meinung, Zuwander/innen sollten in Österreich auf jeden Auf die Frage, was Zuwander/innen dafür Fall einer Arbeit nachgehen und selbst nach tun sollen, dass die Integration und das österreichischen Grundwerten, beispiels Zusammenleben gut funktionieren, nennen weise im Einklang mit der Frauengleich die Befragten am häufigsten das Akzep- stellung, leben. tieren und Einhalten der österreichischen Gesetze, gut Deutsch zu lernen, österrei- Jede/r Zweite findet, Zuwander/innen sollten chische Grundwerte zu respektieren sowie sich auf jeden Fall an die österreichische Kul- Bereitschaft zu zeigen, sich in Österreich zu tur anpassen und am gesellschaftlichen Le- integrieren. Über 80% der Befragten erwar- ben in Österreich teilnehmen. Die restlichen ten diese Leistungen von Zuwander/innen Befragten sind überwiegend der Meinung, „auf jeden Fall“4 . dass Zuwander/innen das „eher schon“ tun Die Leistungen von Zuwander/innen wurden gestützt abgefragt und rotierend vorgelesen bzw. angezeigt. 4 18 2 Ergebnisse sollten. Ähnlich sieht es mit dem Abschluss Und eine Mehrheit von 58% ist schließlich einer Ausbildung in Österreich aus. nicht der Meinung, dass Zuwander/innen ihre eigene Kultur aufgeben und die österreichische Kultur annehmen s ollten. Sich ehrenamtlich für das Gemeinwohl zu engagieren, ist aus Sicht der Mehrheit schon nicht mehr unbedingt notwendig. ABB. 8: ERWARTUNGEN AN ZUWANDER/INNEN 88 9 2 1 87 11 die österreichische Gesetz gebung akzeptieren und sich daran halten 1 gut Deutsch lernen 83 österreichische Grundwerte, wie beispielsweise Frauengleichstellung, respektieren und akzeptieren 14 80 2 1 17 2 1 Bereitschaft zeigen, sich in Österreich zu integrieren 69 4 2 1 24 in Österreich einer Arbeit nachgehen 68 selbst nach österreichischen Grund werten, wie beispielsweise Frauengleichstellung, leben 24 51 5 2 1 32 10 34 sich an die österreichische Kultur anpassen 6 2 1 41 49 am gesellschaftlichen Leben in Österreich teilnehmen 46 40 8 3 3 in Österreich eine Ausbildung abschließen 40 32 18 5 5 sich ehrenamtlich für das Gemeinwohl engagieren 16 23 30 28 3 ihre eigene Kultur aufgeben und die österreichische Kultur annehmen ● auf jeden Fall ● eher schon ● eher nicht ● gar nicht Rundungsdifferenzen bei Durchschnittswerten möglich. 19 ● weiß nicht/keine Angabe Angaben in % 2 Ergebnisse Einige dieser Erwartungen an Zuwander/ aus 2015. 2014 war es 35% der Befragten innen wurden auch in einer vom ÖIF be- zumindest eher wichtig, dass Zuwander/ auftragten Vorgängerstudie im Oktober innen ihre Kultur und Religion teilweise auf- 2014 abgefragt . Dabei ergaben sich relativ geben, 2015 sprechen sich 39% eher schon ähnliche Zahlen. „Gute Deutschkenntnisse“ dafür aus, dass diese ihre Kultur aufgeben waren damals 74% „sehr wichtig“ und 23% sollten. Auch hier ergeben sich also sehr „eher wichtig“, also insgesamt 97% der ähnliche Werte. 5 Befragten zumindest eher wichtig. In der vorliegenden Studie aus 2015 sind 98% der In der öffentlichen Diskussion rund um das Befragten der Meinung, dass Zuwander/ Zusammenleben mit Menschen mit Migrati- innen zumindest eher schon „gut Deutsch onshintergrund geht es ja auch immer wie- lernen“ sollten. der um die Einhaltung von Grundwerten. Ebenfalls abgefragt wurde die „Teilnahme Die Einhaltung dieser Werte ist aus Sicht am Gemeinschaftsleben“ von Zuwander/ der Befragten für ein gelungenes Zusam- innen. 47% waren diese 2014 „sehr wich- menleben zwischen Österreicher/innen und tig“, 39% „eher wichtig“. Rechnet man Zuwander/innen von großer Bedeutung6 . diese Werte zusammen, bezeichneten 86% Dabei werden so gut wie alle Werte als dies zumindest als eher wichtig. In der „sehr wichtig“ bewertet, allen voran die vorliegenden Studie wurde abgefragt, ob Gewaltfreiheit, die Gleichberechtigung von Zuwander/innen „am gesellschaftlichen Frau und Mann sowie die Meinungsfreiheit. Leben in Österreich teilnehmen“ sollen. Die in Relation zu den anderen Werten ge- 49% antworten mit „auf jeden Fall“, 41% mit ringste Bedeutung hat die Religionsfreiheit, „eher schon“. Zusammengerechnet ergibt die Einhaltung dieser ist aber auch für eine das einen Wert von 90% Zustimmung überwiegende Mehrheit zumindest „eher und bewegt sich damit in einer ähnlichen wichtig“. Auffallend ist, dass die Religions- Größenordnung wie 2014. freiheit jenen Menschen, die das Zusammenleben als schlecht empfinden, deutlich Und schließlich wurde 2014 die „teilweise weniger wichtig ist. Hintergrund dessen Aufgabe von Herkunftskultur und Religion“ könnte sein, dass Religionsfreiheit in dieser abgefragt, am ehesten vergleichbar mit der Gruppe auch mit der Freiheit der Ausle- Formulierung „ihre eigene Kultur aufgeben bung des Islams in Verbindung gebracht und die österreichische Kultur annehmen“ wird, der man kritisch gegenübersteht. 5 6 Quelle: ecoquest Market Research & Consulting GmbH: Integrationsbezogene Einstellungen Die Werte wurden gestützt abgefragt und rotierend vorgelesen bzw. angezeigt. 20 Ergebnisse 2 ABB. 9: WICHTIGKEIT DER EINHALTUNG VON WERTEN FÜR EIN GELUNGENES ZUSAMMENLEBEN 7 2 1 1 89 Gewaltfreiheit Gleichberechtigung von Frau und Mann 85 11 2 1 1 84 13 2 1 Meinungsfreiheit 82 2 1 1 14 Demokratie 80 2 13 14 Rechtsstaat 76 die Selbstbestimmung eines jeden Menschen 18 65 25 2 12 6 32 Religionsfreiheit ● sehr wichtig ● eher wichtig ● weniger wichtig ● gar nicht wichtig ● weiß nicht/keine Angabe Angaben in % Rundungsdifferenzen bei Durchschnittswerten möglich. Ein interessantes Detailergebnis ist, dass Eine etwas abweichende Fragestellung zum Unter-30-Jährigen sämtliche Werte weni- Thema Werte wurde in einer 2014 vom ÖIF ger wichtig sind als mittleren und höheren beauftragten Studie gestellt, und zwar wur- Altersgruppen. Hintergrund könnte sein, den die Befragten gebeten, anzugeben, wie dass man mit diesen Werten noch weniger wichtig ihnen selbst eine Reihe von Werten anfangen kann bzw. dass manchen nicht sind. Dabei war die Meinungsfreiheit 99% bewusst ist, dass diese Grundwerte und der Befragten eher wichtig, die Gleichbe- -freiheiten nicht selbstverständlich sind. rechtigung von Frau und Mann 96%, die Demokratie 95% und die freie Religionsausübung 86%7. Rechnet man die „sehr wichtig“ und „eher wichtig“-Nennungen aus der vorliegenden Studie aus 2015 zusammen, so ergeben sich ganz ähnliche Werte. 7 Quelle: ecoquest Market Research & Consulting GmbH: Integrationsbezogene Einstellungen 21 2 Ergebnisse Integrationsarbeit in Österreich8 Der Integrationsfonds hat noch einiges an Potenzial, seine Bekanntheit auszubauen. In puncto Integrationsarbeit in Österreich Er ist bislang 31% der Bevölkerung nicht wird die Caritas von den Befragten mit bekannt, weitere 18% wissen zu wenig, in Abstand am besten bewertet, sie ist auch welcher Form der Integrationsfonds in der ein sehr bekannter Akteur in diesem Feld. Integrationsarbeit tätig ist. Jene, die ihn An den Stellen 2 und 3 folgen Integrations- kennen, bewerten den Integrationsfonds minister Sebastian Kurz und die österrei- aber mehrheitlich positiv, immerhin 13% chische Zivilgesellschaft, die ja im Rahmen sogar „sehr gut“. der Flüchtlingshilfe vielfach gelobt wurde. Die österreichischen Gemeinden sieht noch Eher geringe Glaubwürdigkeit beim Thema eine Mehrheit zumindest eher positiv in der besitzt schließlich die Bundesregierung. Integrationsarbeit, die Bundesländer folgen mit 49% Positivbewertung. 8 Die Akteure wurden gestützt abgefragt und rotierend vorgelesen bzw. angezeigt. 22 Ergebnisse 2 ABB. 10: BEWERTUNG DIVERSER AKTEURE IN DER INTEGRATIONSARBEIT 42 9 34 7 1 7 die Caritas 36 23 das Integrations ministerium mit Minister Sebastian Kurz 15 39 19 7 19 12 6 10 5 10 die österreichische Zivilgesellschaft 43 14 3 6 26 9 die österreichischen Gemeinden 10 29 39 9 12 1 die österreichischen Bundesländer 11 25 17 12 18 17 der UNHCR 13 22 11 5 31 18 der Österreichische Integrationsfonds 9 26 33 24 1 7 die österreichische Bundesregierung ● sehr gut ● gar nicht gut ● eher gut ● kenne ich nicht ● weniger gut Angaben in % ● weiß nicht/keine Angabe Rundungsdifferenzen bei Durchschnittswerten möglich. Sieht man sich die Detailergebnisse an, Der Integrationsfonds wird überdurch- so zeigt sich, dass Integrationsminister schnittlich von Menschen mit Migrations- Kurz öfter von Menschen, die das Zu- hintergrund, Menschen, die das Zusam- sammenleben als gut bewerten, und von menleben gut bewerten, und mittleren Über-50-Jährigen positiv bewertet wird. Altersgruppen positiv bewertet. 23 3 Zusammenfassung und Fazit — — Das Zusammenleben zwischen Österrei- Im alltäglichen Zusammenleben spielt cher/innen und Zuwander/innen wird alles in vor allem die Beherrschung der Sprache eine allem von einer knappen Mehrheit als positiv wichtige Rolle. Auch im Alltag werden die bewertet, mehrheitlich negativ sieht man Integration, kulturelle bzw. religiöse Unter- jedoch das Zusammenleben von Muslim/ schiede, teilweise mit dem Islam verbunden innen und Nicht-Muslim/innen im Land. das Thema Gewalt und Extremismus sowie die Rolle von Zuwander/innen am Arbeits- — markt am häufigsten genannt. Zentrale Problemfelder und Herausfor- derungen in Zusammenhang mit Zuwander/ innen und Flüchtlingen sind das Erlernen der — Sprache, der Themenkomplex Integration haben in Österreich nicht selten mit Vorur- bzw. die Anerkennung der österreichischen teilen, Fremdenfeindlichkeit und Diskrimi- Werte (Stichwort Frauengleichstellung) und nierung zu kämpfen. Doch auch sie selbst Lebensart, das Thema Zuwander/innen am stehen manchen Zuwander/innen kritisch Arbeitsmarkt in all seinen Facetten sowie gegenüber und beklagen mangelnde Integra- das Thema Islam. Letzteres dürfte nach den tionsbereitschaft. Anschlägen von Paris noch an Bedeutung gewonnen haben, die Umfrage wurde vor den Anschlägen durchgeführt. 24 Menschen mit Migrationshintergrund Zusammenfassung und Fazit — — Erwartungen an Zuwander/innen für 3 Im Feld der Integrationsarbeit hat sich ein gelungenes Zusammenleben sind vor vor allem die Caritas – nicht zuletzt in der allem das Einhalten der österreichischen Flüchtlingskrise – einen Namen gemacht. Rechtsordnung, das Erlernen der Sprache, Auch Integrationsminister Sebastian Kurz Akzeptanz und Respekt gegenüber öster- wird sehr positiv in der Integrationsarbeit reichischen Grundwerten wie beispielsweise wahrgenommen. Der Österreichische Inte- der Frauengleichstellung sowie die Bereit- grationsfonds hat noch Potenzial für eine schaft, sich in Österreich zu integrieren. Nicht Steigerung seiner Bekanntheit in der Bevöl- erwartet wird dahingegen ein Aufgeben der kerung, wird von jenen, die ihn kennen, aber eigenen Kultur. auch überwiegend positiv wahrgenommen. — Auch die Einhaltung von Grundwerten ist für ein gelungenes Zusammenleben von zentraler Bedeutung, allen voran die Gewaltfreiheit, die Gleichberechtigung und die Meinungsfreiheit. 25 Österreichischer Integrationsfonds Mai 2016 © Österreichischer Integrationsfonds
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