Ausgabe | 16 28. April 2016 powered by Wirtschaft Bundesregierung will Kassen Investitionen in Aktien erlauben Die Niedrigzinsen der EZB machen auch den gesetzlichen Krankenkassen zu schaffen I n einem neuen Gesetzesentwurf rückstellungen“ auch in Euro denoplant die Bundesregierung, den minierte Aktien investieren können. gesetzlichen Krankenkassen in Angesichts anhaltend niedriger Sachen Finanzen unter die Arme Zinsen dürfte das den Kassen sehr zu greifen. Doch der Entwurf des entgegenkommen. Der Bundesrat „Sechsten Gesetzes zur Änderung will diesen Teil des Gesetzesentwurfs des Vierten Sozialgesetzbuches“ jedoch erst einmal verhindern. ist beim Bundesrat auf Widerstand In einer Empfehlung zum Gegestoßen. Hauptsächlich geht es setzesentwurf fordert der Bundesrat bei dem Gesetzesentwurf um ein die Streichung von Artikel 3 Numverbessertes Meldeverfahren in der mer 1 und Artikel 19. Der Bundesrat sozialen Sicherung, die Verschlüsspricht davon, dass dieser Aspekt „völlig losgelöst von der Intention selung von Daten auf dem SozialDie Bundesregierung will Kassen neue Finanzanlagen ermöglides Gesetzesvorhabens“ sei. Der versicherungsausweis und um die chen. Foto: Flickr/Techniker Krankenkasse/CC by nc nd 2.0 Bundesrat verweist zudem auf den sichere Kommunikation zwischen erheblichen Diskussionsbedarf bei Arbeitgebern und den Sozialversicherungen. Fernab von diesen Inhalten, Deutschen Apotheker Zeitung zufolge das einer derartigen Entscheidung und empenthält das Gesetz aber auch einen Artikel Gesetz beschlossen. Und damit die neuen fiehlt, die Änderungen einer „separaten Gezu neuen Finanzierungsmöglichkeiten Finanzierungsmöglichkeiten gleich mit. setzesänderung zuzuführen“. Nur so könne Demnach sollen die Kassen zukünftig zehn eine inhaltliche Diskussion möglich sein, der gesetzlichen Kassen. Im März hatte die Bundesregierung der Prozent des „Deckungskapitals für Alters- auch im Hinblick auf Anlagealternativen. Analyse Zahl der Impfungen steigt wieder Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat im Zuge der Europäischen Impfwoche 2016 angekündigt, bis 2020 Masern und Röteln zu eliminieren. Auch in Deutschland will man dieses Ziel erreichen. Im Zuge der Impfmüdigkeit und der Abneigung gegenüber Impfungen in den ökobewussten Kreisen hatte die Zahl der Erkrankungen wieder zugenommen. Zuletzt hatte es vor allem in Berlin im Frühjahr 2015 einen regelrechten Masernausbruch gegeben. Die Durchimpfungsrate bei Masern und Röteln liegt derzeit in Deutschland bei 92 Prozent, 95 Prozent sollten es sein. Die aktuellen Zahlen der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände lassen auf eine Zunahme der Impfungsraten hoffen. Im vergangenen Jahr wurden fast 1,2 Milliarden Euro an Ärzte zur Impfung ihrer Patienten abgegeben. Das entspricht einer Steigerung um zehn Prozent. Der stärkste Umsatz wurde bei den Impfstoffen gegen Pneumokokken (192 Millionen Euro) erzielt. Dahinter folgen Masern (142 Millionen Euro), Influenza (121 Millionen Euro), Humane Papiloviren (118 Millionen Euro) und Enzephalitis (108 Millionen Euro). Besonders auffällig sei dem Apothekerverband zufolge der 50-prozentige Umsatzanstieg bei den Impfungen gegen Masern von 95 (2014) auf 142 (2015) Millionen Euro, der sich nicht zuletzt mithilfe der breiten öffentlichen Impfdebatte infolge eines Masernausbruchs im Frühjahr 2015 in Berlin erklären lasse. „Das Motto ‚Impflücken schließen‘ der Europäischen Impfwoche gilt jederzeit, überall und für jedermann“, sagt Mathias Arnold, Vizepräsident der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. „Jede Impfung zählt. Die Durchimpfungsraten bei Kinderkrankheiten wie Masern müssen in Deutschland weiter erhöht werden.“ Der Masernausbruch vor einem Jahr habe offenbar bewirkt, dass sich wieder mehr Menschen impfen lassen, so Arnold weiter. Die Steigerungen bei den genutzten Impfstoffen halfen auch der Pharmabranche: Pfizer konnte 2015 seinen Umsatz insgesamt um sieben Prozent auf 14,05 Milliarden Dollar steigern. Vor allem der Kauf des Rivalen Hospira und das wachsende Geschäft mit Impfstoffen trugen dazu bei. Ähnlich stark profitierte auch GlaxoSmithKline vom Verkauf der Impfstoffe. Der aktuelle Quartalsbericht des Konzerns zeigt eine deutliche Steigerung für 2015. So stiegen die Gewinne beispielsweise im dritten Quartal um 39,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal (2014). 1 powered by Ausgabe | 16/16 Dem Bundesrat zufolge besteht der Diskussionsbedarf vor allem: „- weil es sich bei der Versorgungsrücklage der gesetzlichen Krankenkassen um Beitragsgelder und nicht um privat von Arbeitnehmer und Arbeitgeber einvernehmlich angesparte Wertguthaben zur Finanzierung von Arbeitszeitmodellen handelt, und - weil die in der geplanten Änderung genannten Anlageformen von der Fachebene in dem zur Verfügung stehenden zeitlichen Rahmen nicht ausreichend bewertet werden können.“ Eigentlich steht im Vierten Sozialgesetzbuch, die Kassen dürften ihre Gelder nur so anlegen und verwalten, „dass ein Verlust ausgeschlossen erscheint, ein an- 28. April 2016 gemessener Ertrag erzielt wird und eine ausreichende Liquidität gewährleistet ist“ (SGB §80). Nachdem der Bundesrat der Bundesregierung seine Empfehlungen gegeben hat, hat diese sechs Wochen Zeit, um darauf zu reagieren. Dann muss das Gesetz durch den Bundestag und anschließend durch den Bundesrat gehen. Wirtschaft Tausende gefährliche Produkte in der EU Im vergangenen Jahr wurden für über 2.000 Produkte EU-weite Gefahrenmeldungen ausgegeben S eit 2003 können über das Schnellwarnsystem, dem sich 31 Länder angeschlossen haben, Informationen über gefährliche Produkte in Europa vom Markt genommen oder auch zurückgerufen werden. Wie wichtig dieses System ist, zeigt der aktuelle Bericht der EU-Kommission. Demnach wurden im vergangenen Jahr insgesamt 2072 Warnmeldungen und 2745 Folgemaßnahmen registriert. Die Produktgruppen „Spielzeug“ und „Bekleidung, Textilien und Modeartikel“ waren am häufigsten unter den Warnmeldungen. Das liegt auch daran, dass diese Produkte sehr häufig und regelmäßig konsumiert werden. Allein 27 Prozent der über 2.000 Warnungen betrafen Spielzeug: Das sind 555 Warnungen. Besonders häufig wiesen die betroffenen Produkte chemischen Risiken und Verletzungsgefahren auf. Gefährliche Produkte, die ihren Ursprung in Europa haben, machten 313 der Warnmeldungen aus (15 Prozent). Trauriger Spitzenreiter war hier 2015 Deutschland mit 63 betroffenen Produkten. Aus Großbritannien kamen 46 Produkte, aus Italien 35 und aus Polen 34 Produkte. Die meisten Gefahrenmeldungen betrafen hierzulande den Bereich Kraftfahrzeuge. China, Europas größter Importpartner, war das Herkunftsland der meisten gefährlichen Produkte. Insgesamt 62 Prozent kamen aus China. „Bis heute hat China mehr als 11.540 Mitteilungen nachverfolgt und konnte in 3.748 Fällen Abhilfemaßnahmen treffen“, so die EU-Kommission. In vielen Fällen sei die Ermittlung der Herkunft eines Erzeugnisses nach wie vor schwierig. „Wir stehen vor zwei Herausforderungen: Online-Verkäufe, bei denen Waren per Post direkt an die Verbraucher geliefert werden, und die starke Präsenz chinesischer Waren, die bereits über das Schnellwarnsystem gemeldet wurden“, sagte Věra Jourová, EU-Kommissarin für Justiz, Verbraucher und Gleichstellung. „Ich reise im Juni nach China, um die wichtige Zusammenarbeit mit den chinesischen Behörden im Bereich der Produktsicherheit zu erhöhen.“ Mittlerweile kaufen mehr als 65 Prozent der Europäer online ihre Produkte. Zwischen Grafik: EU-Kommission 2006 und 2015 ist die Zahl der Online-Einkäufer um 27 Prozent gestiegen. „Eine neue Herausforderung besteht jetzt darin, auf den Online-Handel zu reagieren, durch den Waren von außerhalb der EU, die möglicherweise keiner Sicherheitsprüfung unterzogen wurden, per Post direkt in die Haushalte gelangen“, so die Kommission. In Deutschland ist die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin für die Meldung und Veröffentlichung von Hinweisen zu gefährlichen Produkten zuständig. Am 22. April beispielsweise veröffentlichte die Bundesanstalt eine Warnmeldung zu einem „Besttoy Holz-Schiebeauto“ aus China. Der Herstellername sei nicht bekannt, aber es gebe eine freiwillige Rücknahme des Produkts. Als Grund heißt es: „Die Menge an Nickel in den Metallschrauben des Spielzeugautos ist zu hoch (Messwert von bis zu 2,63 g/cm²). Nickel ist ein starker Sensibilisator und kann allergische Reaktionen auslösen, wenn der Artikel in direkten und längeren Kontakt mit der Haut kommt. Das Produkt entspricht nicht der REACH-Verordnung.“ 2 powered by Ausgabe | 16/16 28. April 2016 Forschung Krebsforschung: Uniklinik Würzburg startet Crowdfunding Das Würzburger Uniklinikum will die Immuntherapie gegen Krebs mit eigenen neuartigen Antikörpern voranbringen D er Verein Hilfe im Kampf gegen Krebs e. V. hat für ein Forschungsprojekt der Uniklinik Würzburg einen neuen Weg eingeschlagen. Ähnlich wie Start-ups wollen sie versuchen, mittels Crowdfunding eine Million Euro für eine vielversprechende KrebstherapieForschung einzusammeln: www.helpingisbeautiful.de. „Bei unserem ersten Crowdfunding-Projekt fordern wir die Öffentlichkeit gleichsam auf, in die eigene Gesundheit zu investieren“, sagt Gabriele Nelkenstock, die Gründerin des Vereins. „Wir glauben, dass Crowdfunding nicht nur eine zeitgemäße Art der Spendenakquise ist, sondern für viele Menschen und Unternehmen auch eine moderne Form, sich mit einem Thema zu identifizieren und Teil der Lösung einer großen, gesellschaftlichen Aufgabe zu werden“, sagt Nelkenstock. Die Crowdfunding-Aktion läuft auf Spendenbasis. Eine direkte Gegenleistung, wie man sie von anderen Aktionen kennt, gibt es nicht. Hintergrund der Aktion ist die sogenannte Immuntherapie. Hierbei geht es um eine Neuausrichtung des Immunsystems, damit es selbst die Tumorzellen ausmerzen kann. Allerdings treffen zwar viele der verfügbaren Wirkstoffe die Krebszellen sehr hart, können aber leider nicht zwischen Tumorzellen und dem umliegenden, gesunden Gewebe unterscheiden“, so Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des Uniklinikums Würzburg. „In der Folge kann es zu teils schweren, unter Umständen auch lebensbedrohlichen Nebenwirkungen kommen. In solchen Fällen müssen wir die Therapie stoppen – und die Krebszellen können weiterwachsen.“ Seit 2010 arbeiten deshalb Forscher des Uniklinikums an einer neuen Antikörpertherapie, die in der Lage ist, den Krebs so präzise zu attackieren, dass kein gesundes Gewebe geschädigt wird: „Diese weltweit einzigartigen Antikörper werden HemiBodies genannt. Sie besitzen, durch das Erkennen von zwei verschiedenen Antigenen/Erkennungsmotiven auf der Oberfläche der Tumorzellen eine Dr. Boris Nowotny an einem vom Verein „Hilfe im Kampf gegen Krebs e.V.“ finanzierten Chromatographie-Gerät. Die 40.000 Euro teure Maschine bereitet Proteine für die Herstellung von HemiBodies auf. Foto: Universitätsklinikum Würzburg extrem erhöhte Spezifität. Somit werden nur doppelt Antigen-positive Tumorzellen durch das körpereigene Immunsystem zerstört, das gesunde Gewebe wird verschont.“ Thomas Bumm, der Leiter der zuständigen Arbeitsgruppe, verweist darauf, dass die maßgeschneiderten Eiweißmoleküle das Immunsystem des Patienten so aktivieren, dass es den Tumor zielgerichtet zerstört. Zudem könne die HemiBody-Technologie auf jede Tumorerkrankung zugeschnitten werden. „Die HemiBodies produzieren wir in unserem Labor am Uniklinikum Würzburg selbst. Die technischen Anforderungen hierfür sind enorm“, so Bumm. „Keine andere Arbeitsgruppe weltweit hat diese Art von Antikörperfragmenten jemals hergestellt oder getestet“, sagt auch Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des Uniklinikums Würzburg. „Unser Ziel ist es, diese vielversprechende Immuntherapie in Würzburg weiterzuentwickeln und in vier bis fünf Jahren in die klinische Anwendung zu bringen.“ Dafür starten die Wissenschaftler im Rahmen des Vereins nun die Crowdfunding-Aktion. Den Beteiligten zufolge gibt es auch Anfragen amerikanischer Biotech-Firmen, die diese entwickelte Technologie einkaufen wollen. Man wolle jedoch die Weiterentwicklung bis hin zum klinischen Einsatz in Würzburg durchführen. „So soll unter anderem sichergestellt werden, dass das Medikament beim Patienten ankommt und die große Potenz dieser Therapiemöglichkeiten auch klinisch geprüft werden kann.“ Dafür benötige man jedoch finanzielle Unterstützung. „Im Gegensatz zu der mit öffentlichen Mitteln gut geförderten Grundlagenforschung gibt es für die translationale Forschungsförderung noch großen Nachholbedarf“, sagt Matthias Frosch, der Dekan der Medizinischen Fakultät der Uni Würzburg. Die Grundausstattung der Universitäten und Medizinischen Fakultäten werde immer knapper, sodass auch für extern geförderte Projekte zunehmende Engpässe in der Co-Finanzierung aus Haushaltsmittel bestünden. 3 powered by Ausgabe | 16/16 28. April 2016 Forschung Pharmakonzern will Erbgut von Millionen entschlüsseln In den vergangenen 15 Jahren wurde von schätzungswiese 100.000 Menschen das Erbgut sequenziert W ährend die Diskussionen über die moralische und ethische Verantwortung bei der Gentechnik fortschreiten, setzen Wissenschaftler und Pharmafirmen ihre Forschungen und Entwicklungen fort. Der Arzneimittelhersteller AstraZeneca hat nun angekündigt, die Genome von Trust Sanger Institute in Cambridge soll dieses Ziel in den kommenden Jahren umgesetzt werden. Der Wissenschaftler Craig Venter ist eine äußerst bekannte Größe, die sich AstraZeneca herangeholt hat. Venter ist einer der Pioniere des Human Genom Project Wissenschaftler erhoffen sich von der Sequenzierung der Genome sehr viel. zwei Millionen Menschen zu sequenzieren. Zusammen mit dem Wissenschaftler Craig Venter, dem finnischen Institut für Molekulare Medizin und dem Wellcome Foto: AstraZeneca gewesen. Nach einem Streit mit dem National Institutes of Health, das steuerfinanziert ist, hat er ein eigenes Projekt auf die Beine gestellt. Nachdem 2010 die ersten beiden menschlichen Genome publiziert wurden, wurden in den vergangenen 15 Jahren etwa 100.000 Menschen sequenziert. Insofern ist die Zielvorgabe des Pharmakonzerns nicht zu klein gefasst. Die Nutzung und Erforschung von Genomen kann „neue Einblicke in die Biologie der Krankheiten liefern, die Auswahl von Patienten für Studien erleichtern, Behandlungen individualisieren und neue Ansatzpunkte für Medikamente liefern“, so das Unternehmen. „Die Nutzung der Macht der Genome ist die Grundlage unserer Ambitionen, die innovativsten und wirkungsvollsten Therapien für Patienten zu entwickeln“, sagte Menelas Pangalos von AstraZeneca. „Genome werden integraler Bestandteil unserer Forschung, unserer klinischen Studien und der Einführung unserer Medikamente sein.“ Wie wichtig die Genomforschung sein kann, zeigen die jüngsten Forschungen zu Heilung und Therapie von Krankheiten wie HIV. Wichtig in diesem Zusammenhang ist die entwickelte Genschere CrisprCas9. Ein Team chinesischer Forscher der Guangzhou Medical University hat vor kurzem mit der Genschere nun erstmals einen Embryo mit einer HIV-Immunität ausgestattet. Dafür griffen die Forscher auf eine Mutation namens CCR5 zurück, die bei einigen Menschen zu finden ist – bekannt als CCR5Δ32. Diese konnten sich nicht mit dem HIV-Virus infizieren. Digital Studie: Großes Potential bei Gesundheits-Apps Zwischen 80.000 und 90.000 Gesundheits-Apps gibt es mittlerweile. Die Nachfrage steigt D ie Zahl der Apps, die im Gesundheitsbereich mittlerweile für Smartphones angeboten werden, wächst stetig. Je nach Zählweise sind es allein in den Kategorien „Medizin“ und „Gesundheit und Fitness“ zwischen 80.000 und 90.000 Apps. Der App-Markt ist groß und vielversprechend. „Verantwortungsvoll eingesetzt, können mobile Technologien in der Medizin die Ausgestaltung zeitge- mäßer und gleichermaßen ressourcenschonender Versorgungsangebote unterstützen“, heißt es in der aktuellen Studie „CHARISMHA – Chancen und Risiken von Gesundheits-Apps“ des Peter L. Reichertz Instituts für Medizinische Informatik. „Sie haben möglicherweise sogar das Potenzial, zur Steigerung der Leistungs- und Versorgungsqualität beizutragen, insbesondere bei der Betreuung chronisch kranker oder älterer Personen.“ Aber auch Prävention und Gesundheitsförderung bieten breite Anwendungsfelder. Trotz des enormen Potentials sind Wirtschaftlichkeit und Umsatzpotential der Branche schwer festzumachen. Nur wenige Apps bzw. Hersteller von Apps erreichen bei dem vielfältigen Angebot am Markt hohe Downloadzahlen. Nur selten wird der durch den Verkauf der Software erzielte Erlös 4 powered by Ausgabe | 16/16 Gesundheits-Apps bieten viel Chancen, aber auch Risiken. Foto: Flickr/Jason Howie/CC by 2.0 kostendeckend oder gar gewinnbringend sein. Wirklich tragfähige und gewinnträchtige Geschäftsmodelle können aktuell nur durch wenige App-Anbieter erfolgreich umgesetzt werden, so die Studie. Dadurch entsteht ein Missverhältnis zwischen Kosten der Entwicklung und des Gewinns. Bei der im Rahmen der Studie durchgeführten Evaluation überwog der Bereich kostenfreier Angebote die der Bezahlangebote bei weitem. Meist wird der Erlös durch den Verkauf von Werbung in der App oder zahlungspflichtigen Zusatzangeboten erzielt. „Für die Zukunft wäre daher wünschenswert, mHealth-basierte Lösungen und Gesundheits-Apps z.B. für Versicherte bei nachgewiesener Wirksamkeit erstattungsfähig zu machen.“ Dies könnte die Situation sowohl auf Anwender- wie Herstellerseite entspannen und einen wesentlichen Beitrag zur Bereitstellung qualitativ hochwertiger Apps leisten. Die noch fehlende finanzielle Perspektive etlicher Apps sollte jedoch nicht als Grund dafür angeführt werden, da es noch keine Qualitätsstandards und -kontrollen in diesem Bereich gibt: „Es sollte darauf hingewirkt werden, zusätzliche Informationspflichten der Hersteller zu den Inhalten und Funktionalitäten von Gesundheits-Apps einzuführen, ähnlich wie dies bereits im Kontext der Alterseinstufung von Apps durch die StoreBetreiber selbst abgefordert wird. Ebenso sollten Hersteller durch die Store-Betreiber dazu verpflichtet werden, vollständige Angaben zum Datenschutz sowie zu den Kontaktdaten und Inhalten der Apps und 28. April 2016 ihren Finanzierungsquellen zu machen.“ Um die Potenziale von mHealth und Gesundheits-Apps in die Realität transferieren zu können, sollte zudem der Ausbau telemedizinischer Infrastrukturen vorangetrieben werden. Denn mHealth kann die Gesundheitsversorgung verbessern und gleichzeitig Zugangsbarrieren und Kosten senken. So könnten Apps als MonitoringHilfen die Liegedauer in Krankenhäusern reduzieren. Für das US-amerikanische Gesundheitswesen wurde für die Behandlung von Diabetes eine mögliche Kostenersparnis von etwa 15 Prozent durch „remote health monitoring“ hochgerechnet, die überwiegend im stationären Bereich und in der Pflege erlöst werden könnten. Eine kanadische Studie ermittelte eine durchschnittliche Kostenreduzierung nach operativen Eingriffen im Krankenhaus um 233 US-Dollar dank eigener Kontrollen per App statt persönlichen Arztbesuchen in risikoarmen Fällen. Gesundheitspolitik Glyphosat: Umweltministerium fordert strenge Zulassung Deutschland solle das Monsanto-Pestizid nur zulassen, wenn, es klare Auflagen gäbe D as Bundesumweltministerium will der Wiederzulassung des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat in der EU nur unter Vorbehalt zustimmen. Das Mittel habe gravierende Auswirkungen auf viele Pflanzen und Tiere, sagte Staatssekretär Jochen Flasbarth in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. „Der Wirkstoff kann also dann nur wiederzugelassen werden, wenn es Auflagen zum Schutz der Artenvielfalt gibt.“ Negative Effekte auf Feldvögel oder andere Arten müssten nachhaltig ausgeglichen werden. Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat bereits seine Zustimmung für die Genehmigung des Einsatzes von Glyphosat gegeben. „Feldvögel verlieren durch die Herbizide wichtige Nahrungsquellen“, sagte Flasbarth. Um das zu verhindern, müssten Landwirte zusätzlich Ausgleichsmaßnahmen vorneh- men. „Da alle bestehenden Zulassungen für glyphosathaltige Mittel nach einer Wiedergenehmigung auf den Prüfstand kämen, hätte eine solche Vorschrift eine große Tragweite“, erklärte der Staatssekretär. Zugleich plädierte Flasbarth dafür, dass die Wiederzulassung nur für kurze Zeit gelten sollte. „Angesichts der Diskussionen über gesundheitliche Auswirkungen, für die das Umweltministerium ja nicht zuständig ist, hielte ich einen kurzen Zeitraum für richtig.“ Das Mittel steht im Verdacht, beim Menschen Krebs auslösen zu können. Die Befürchtungen stützen sich auf eine entsprechende Studie der WHO. Flasbarth hält es für möglich, dass es bei den nationalen Nutzungsbestimmungen für Glyphosat innerhalb der EU zu deutlichen Unterschieden kommt. „In Deutschland verbietet das Pflanzenschutzgesetz zum Beispiel, Unkräuter auf Wegen und Plätzen mit Herbiziden, also auch mit Glyphosat, zu bekämpfen.“ In Frankreich dürfe Glyphosat nicht in Hausund Kleingärten verwendet werden, weil die Regeln für Pflanzenschutzmittel in Haus- und Kleingärten generell sehr restriktiv seien. Anfang März hatte die EU eine Entscheidung über die Wiederzulassung von Glyphosat vertagt, da keine Mehrheit für den Beschluss zustande kam. Dies soll spätestens im Mai nachgeholt werden. Vor allem Grüne und Umweltschutzorganisationen protestieren gegen die Wiederzulassung der Chemikalie. Bauernverbände dringen dagegen auf eine weitere Freigabe der massenhaft versprühten Chemikalie. Glyphosat wird seit den 70er Jahren in der Landwirtschaft eingesetzt. Der US-Agrarkonzern Monsanto vertreibt Glyphosat unter dem Markennamen Roundup und erzielte damit im vergangenen Jahr einen Umsatz von 4,8 Milliarden Dollar. Auch andere Konzerne produzieren das sogenannte Totalherbizid. Impressum Geschäftsführer: Christoph Hermann, Karmo Kaas-Lutsberg. Herausgeber: Dr. Michael Maier (V.i.S.d. §§ 55 II RStV). Chefredakteurin: Jennifer Bendele. Redaktion: Anika Schwalbe, Gloria Veeser, Julia Jurrmann, Cüneyt Yilmaz. Sales Director: Philipp Schmidt. Layout: Nora Lorz. 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