Der neue Animismus oder - Institut für Ethnologie und Afrikastudien

Institut für Ethnologie und Afrikastudien
Institutskolloquium Sommersemester 2016
Leitung: Carola Lentz
Guido Sprenger (Heidelberg)
Der neue Animismus oder: Kritik der Geister
Der Begriff Animismus, der fluide Konzepte von Geistern, Seelen und Lebenskräften umfasst, gehört zu den ältesten Fachtermini der Ethnologie und galt lange als
überholt. Doch seit Mitte der 1990er Jahre erlebt er eine unerwartete Wiedergeburt,
im Rahmen einer ontologischen und epistemologischen Kritik der Moderne. Dabei
platziert sich der Animismus als provokantes Gegenbild von Wissenschaft einerseits, aber auch der Weltreligionen andererseits. Ist der neue Animismus demnach
ein Argument in einem modernen Binnendiskurs und nicht mehr? Oder helfen die
gegenwärtigen Ideen auch beim Verständnis von Gesellschaften, in denen Seelen
und Geister bedeutende Aspekte des Sozialen sind? Ein Blick nach Südostasien
soll die zweite Frage beantworten. Bei der Analyse von Jagdritualen der Rmeet in
Laos erweisen sich Geister als relationale Personen, die schrittweise durch Kommunikationsprozesse entstehen – nicht anders als Menschen auch. Animismus erweist sich daher als das fortlaufende Projekt der Integration von Menschen und
Nicht-Menschen in die Produktion von Leben.
Guido Sprenger ist Professor am Institut für Ethnologie der Universität Heidelberg,
nach Stellen in Münster und Taipei. Seit 2000 forscht er in verschiedenen Regionen
des Hochlandes von Laos. Zu seinen Publikationen gehören Die Männer, die den
Geldbaum fällten (2006) und Animism in Southeast Asia (hrsg. Mit Kaj Århem,
2016). Er befasst sich u.a. mit Ritual und Religion, Tausch und Wirtschaft, MenschUmwelt-Beziehungen und kultureller Identität.
Dienstag 31. Mai 2016, 18:15 − 19:45 Uhr
Hörsaal 14 (Raum 01-715), Forum 7, Becherweg 4, 1. Stock