Hintergrundmaterial zur Jahrestagung der Asiatischen Entwicklungsbank (ADB) vom 2. bis 5. Mai 2016 in der Messe Frankfurt, Frankfurt am Main Fokusthema: Nachhaltige Lieferketten Inhalt dieses Themenpapiers: • • • • • Bedeutung des Themas „Nachhaltige Lieferketten“ für die wirtschaftliche Entwicklung Asiens Beitrag der deutschen Entwicklungszusammenarbeit Projektbeispiel Veranstaltungshighlights auf der ADB Jahrestagung Weiterführende Links und Kontaktdaten Bedeutung des Themas „Nachhaltige Lieferketten“ für die wirtschaftliche Entwicklung Asiens Die Globalisierung hat zur Entstehung von komplexen, die gesamte Welt umspannenden Liefer- und Handelsketten bzw. -netzwerken geführt. Weltweit sind über 450 Millionen Menschen in globalen Lieferketten eingebunden. Vor allem arbeitsintensive Produktionsschritte werden häufig auch in asiatische Länder verlagert. Diese globale Arbeitsteilung und Integration von Entwicklungs- und Schwellenländern bietet – bspw. durch positive Beschäftigungsund Einkommenseffekte – großen Chancen zur wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung. Jedoch sind mangelnde Umwelt-, Sozial- und Sicherheitsstandards in vielen Produktionsländern an der Tagesordnung. Laut ILO sterben jährlich 2,34 Millionen Menschen aufgrund von Arbeitsunfällen und arbeitsbedingten Krankheiten. Diese Situation hat Auswirkungen nicht nur auf die jeweiligen Familien, sondern auch auf die Volkswirtschaften insgesamt, beispielsweise durch den Verlust von Arbeitskräften oder Bundesminister Dr. Gerd Müller neben einer Textilarbeiterin aufgrund zusätzlicher Kosten für die Gesund- © Michael Gottschalk / photothek.net heitssysteme. So entstehen jedes Jahr volkswirtschaftliche Verluste in Höhe von 2,8 Billionen US-Dollar. Hochgerechnet auf die gesamte weltweite Wertschöpfung entspricht dies vier Prozent. Auch die Agenda 2030, welche im September 2015 in New York verabschiedet wurde, trägt der Rolle von Nachhaltigkeitsstandards entlang globaler Lieferketten Rechnung. Dies schlägt sich in erster Linie in den Nachhaltigkeitszielen 8 (nachhaltiges Wirtschaftswachstum), 12 (Förderung nachhaltiger Konsum- und Produktionsmuster) und 17 (globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung) nieder. Dabei wird verdeutlicht, dass die gesamte Weltgemeinschaft – Entwicklungs-, Schwellen- wie auch Industrieländer – zusammenwirken müssen, um diese globalen Herausforderungen zu bewältigen. ADB-Jahrestagung, 2.-5. Mai 2016 1 Beitrag der deutschen Entwicklungszusammenarbeit Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) setzt sich für die nachhaltige Entwicklung seiner Partnerländer ein. Das Thema Nachhaltigkeit in globalen Lieferketten wird dabei auf verschiedenen Ebenen vorangetrieben. Zum einen setzt sich das BMZ dafür ein, das Thema in internationalen politischen Prozesse zu verankern. So hat Deutschland im Rahmen seiner G7-Präsidentschaft 2015 das Thema Nachhaltigkeit in Lieferketten erfolgreich in die G7-Agenda eingebracht. Im Juni 2015 haben sich die G7 in der Abschlusserklärung verpflichtet, Multi-Akteurs-Partnerschaften u. a. im Bereich Textil zu fördern und Produktionsländer durch Capacity Building bei der Einhaltung und Umsetzung von Nachhaltigkeitsstandards zu unterstützen. Beim G7-Treffen der Entwicklungs- und Arbeitsminister im Oktober 2015 wurde auf gemeinsame Initiative des BMZ und des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) eine Ministererklärung „Action for Fair Production“ angenommen. Das BMZ setzt sich dafür ein, dass mit Blick auf die deutsche G20-Präsidentschaft 2017 der konstruktive Diskurs über Nachhaltigkeit in globalen Lieferketten fortgeführt und auch im Kreis der weltweit größten 20 Volkswirtschaften aufgegriffen wird. Zum anderen unterstützt das BMZ auch in der Zusammenarbeit mit seinen Partnerländern gezielt bei der Einführung von Umwelt- und Sozialstandards (z. B. in Bangladesch, Pakistan, Kambodscha), u. a. über Beratung der Regierungen, Förderung des Dialogs zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern und Förderung von Gewerkschaften und Verbänden. Zum Beispiel konnten in Bangladesch in rund 800 Textil-Fabriken die Einhaltung von nationalen Arbeitsgesetzen und internationalen Standards der ILO nachweislich deutlich verbessert werden. Rund 130 Fabriken haben ihr Umweltmanagement (z. B. durch Kläranlagen, Chemikalienmanagement, Energieverbrauch) verbessert. In Pakistan setzt sich das BMZ unter anderem für eine effizientere Wassernutzung in Textilfabriken ein. Allein im Textilsektor entstehen 70% der gesamten industriellen Wasserentnahme des Landes. Um Nachhaltigkeitsstandards in den Produktionsländern flächendeckend in bestimmten Sektoren zu verankern, fördert das BMZ Multi-Stakeholder-Initiativen wie das Bündnis für nachhaltige Textilien, das sich für die Verbesserung der Umwelt- und Sozialstandards entlang der gesamten Textil-Lieferkette einsetzt (rund 180 Mitglieder, Marktanteil: >55%). Das gleiche Ziel verfolgt das Forum Nachhaltiger Kakao (ca. 70 Mitglieder, Marktanteil: 80%). Ferner unterstützt das BMZ die Verbesserung und Verbreitung von Standardsystemen, z.B. über Entwicklungspartnerschaften mit der Wirtschaft. Das BMZ setzt auch am Ende der Lieferkette beim Verbraucher an und hat beispielsweise die Informationswebseite und App Siegelklarheit.de ins Leben gerufen. Das Portal schafft Transparenz in der Siegellandschaft und klärt die Verbraucherinnen und Verbraucher darüber auf, was sich hinter den verschiedenen Siegeln verbirgt, welchen Anspruch diese erfüllen und wie glaubwürdig sie sind. Somit unterstützt Siegelklarheit die Konsumentinnen und Konsumenten dabei, Nachhaltigkeitsaspekte in ihre Kaufentscheidungen einzubeziehen. Hierzu Hans-Joachim Fuchtel, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: „Nicht nur für die Menschen in Asien, auch für uns Deutsche ist es wichtig, dass sich der Kontinent friedlich, sozial ausgewogen und umweltgerecht entwickelt.“ ADB-Jahrestagung, 2.-5. Mai 2016 2 Beispiel (develoPPP.de) – SAVE-Projekt für mehr Effizienz bei Zulieferern Ende 2015 hat PUMA sein umfassendes SAVE-Projekt zur Unterstützung der Ressourceneffizienz abgeschlossen. SAVE wurde vom BMZ über das develoPPP.de Programm gefördert. 35 der größten Zulieferer von PUMA und H&M in Bangladesch, Kambodscha, China und Indonesien haben an intensiven Schulungen teilgenommen, wurden umfangreich vor Ort geprüft und erhielten eine Liste von wirtschaftlich tragbaren Maßnahmen zur Ressourceneffizienz von Energie und Wasser sowie zur Abfallvermeidung. Insgesamt konnten 321 potentielle Maßnahmen identifiziert werden, 222 davon mit einer durchschnittlichen Amortisationszeit von zwei Jahren und einem Einsparpotenzial von über fünf Millionen US-Dollar. Nach Ablauf des Programmes wird PUMA die am SAVE-Projekt teilnehmenden Zulieferer auch zukünftig bei der Realisierung dieser Einsparungen unterstützen und sie anhalten, als Multiplikatoren tätig zu werden und ihre Erfahrungen mit anderen zu teilen. Veranstaltungshighlights „Nachhaltige Lieferketten“ auf der ADB Jahrestagung (www.adb.org/annual-meeting/2016/events; „City of Sustainability“) Montag, 2. Mai Dienstag, 3. Mai Mittwoch, 4. Mai 16:00 - 17:30 ADB Seminar: Quality Employment and a Better Workplace 11:00 - 12:30 Civil Society Panel 2: A Grassroots Perspective on Integrating Core Labor Standards in ADB (NGO Forum on ADB & Public Services International) 13:00 - 14:00 City of Sustainability: Working on Sustainable Supply Chain Management in the Textile Industry the Puma SAVE Initiative (Puma) 14:00 - 14:45 City of Sustainability: Fairtrade and Climate Change (Transfair e.V./Fairtrade International) 14:30 - 16:30 Host Country Seminar: Promoting Decent Work in Global Value Chains – Multi-Stakeholder Initiatives and Vision Zero Fund Weiterführende Links Gute Arbeit weltweit - Zukunftspapier des BMZ und BMAS http://www.bmz.de/de/mediathek/publikationen/reihen/infobroschueren_flyer/infobroschueren/Materiali e252_lieferketten.pdf Handeln für faire Produktion - Ministererklärung im Rahmen des G7-Treffens 2015 http://www.bmz.de/de/zentrales_downloadarchiv/Presse/G7_Ministererklaerung_DE.PDF ADB-Jahrestagung, 2.-5. Mai 2016 3 Siegelklarheit.de - Vergleichsportal verschiedener Verbrauchersiegel (deutsch) http://www.siegelklarheit.de Promotion of social and environmental standards in the industry (englisch) http://www.psesbd.org/ Bündnis für nachhaltige Textilien https://www.textilbuendnis.com/de/ ADB-Jahrestagung, 2.-5. Mai 2016 4
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