Wie der Mohn zu seiner roten Farbe kam

Wie der Mohn
zu seiner roten Farbe kam
Blumenmärchen und Gedichte
Christina Telker
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© Copyright by Christina Telker
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Ein Wort zuvor
Mein Dank gilt meinem Vater, der mich bereits in
früher Kindheit bei gemeinsamen Spaziergängen
die Schönheiten der Botanik lehrte. So lernte ich
beizeiten Augen für das kleine, unscheinbare in
Tier- und Pflanzenwelt zu entwickeln. Seine Art aus
dem Stegreif Geschichten zu erfinden und zu erzählen trug zur Entwicklung der kindlichen Phantasie
bei. Schon bald bereitete es mir Freude, Gedanken
und Texte aufzuschreiben. Im Laufe der Jahre entstanden einige Texte, die sich speziell mit den
Schönheiten der Natur befassen. Diese habe ich in
diesem Büchlein zusammen gefasst.
Die schönste Rose, die je erblühte
ist die Rose der Liebe
und des Vertrauens
Wie das Schneeglöckchen
zu seinem Namen kam
Wieder einmal ging ein langer, harter Winter seinem
Ende entgegen. Die Natur begann langsam vom
Winterschlaf zu erwachen. Nur noch in einigen Winkeln des Waldes oder unter mancher Hecke lag ein
kleiner Rest letzten Schnees. Mutter Sonne sandte
ihre ersten wärmenden Strahlen aus und hielt Ausschau nach dem ersten Grün und den ersten Blumen. Aber nirgends rührte sich etwas. Der Südwind
kam gezogen und strich sanft mit lauem Hauch über
den Boden in Wald und Wiese um nach den ersten
Frühlingsboten Ausschau zu halten. Aber auch er
fand nicht ein Hälmchen.
Nun begannen die Vöglein ihr zartestes Frühlingslied anzustimmen. Fröhlich riefen sie es in Wald und
Feld hinaus: „Der Winter ist vorbei, der Frühling ist
da.“ Nachdem sie schon einige Tage gesungen hatten, ließ sich plötzlich von fern her ein feines, zartes
Stimmchen vernehmen: „Ich möchte ja so gerne
meine Blüten zeigen nur sieht mich niemand.“ „Wer
kann das sein“, überlegte Frau Sonne und schaute
unter jeden Strauch. Plötzlich entdeckte sie ein paar
kleine Blättchen, eine Blüte konnte sie jedoch nicht
entdecken. „Wer bist du,“ erkundigte sich die Sonne. „Ich bin ein kleines Glöckchen, das jeden Frühling mit seiner zart violetten Farbe den Frühling einläutet, nun habe ich meine Farbe verloren, nun kann
mich keiner mehr sehen“, antwortete das zarte
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Stimmchen. „Wie konnte das geschehen“, fragte
erschrocken die Sonne. „Der Winterkobold hat mich
verzaubert damit in diesem Jahr der Frühling nicht
einkehren könne“, antwortete das Blümlein. „Wie
können wir dir helfen“, wollte die Sonne wissen.
„Nur wenn mir ein anderer seine Farbe schenkt, mir
von seiner Farbe etwas abgibt, kann ich wieder läuten. Aber wer soll das sein, wo doch ohne mein läuten die Pflanzenwelt nicht erwachen kann?“ Die
Sonne hörte das Blümlein weinen.
Schnell sprach sich die Nachricht im ganzen Wald
herum. Die Vögel verbreiteten sie, der Bach plätscherte sie weiter. Alle überlegten wie man dem
kleinen Blümlein helfen könne. Aber wie man auch
Wald und Feld helfen könne, dass endlich der Frühling einkehre. Plötzlich meldete sich ein Schneefleck
unter einer alten Tanne: „Ich könnte euch helfen“,
meinte er. „Du?? Der du uns den ganzen Winter mit
deiner Last und Kälte gedrückt hast?!“ „Ja ich, “ gab
der Schnee zur Antwort. Ich muss sowieso weichen
und das dauert nur noch wenige Tage dann haben
Sonne und Südwind mich geschmolzen. Ich könnte
meine Farbe dem Blümlein geben.“ „Das würdest du
tun“, fragte der Bach im vorbei rauschen. „Ich würde
es gerne tun“, antwortete der Schnee.
Nun kamen die Vöglein geflogen, jedes nahm in
seinen Schnabel ein wenig von dem Schnee und
brachte ihn dem Blümlein und wie durch einen Zauber strahlte das Blümlein in einer zartweißen Farbe.
Nun sah man, dass es ein Glöcklein war. Und gleich
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begann es zu läuten um dem Schnee ein „Hab
dank“ zu sagen.
Der letzte Schnee schmolz, die Blümelein erwachten, die Gräser streckten ihre ersten Halme dem
Frühling entgegen. Seit dem heißt das erste Glöckchen das nach langem Winter den Frühling begrüßt,
Schneeglöckchen.
Das erste Blümlein
Das erste Blümlein konnt es kaum erwarten,
es blüht bereits bei der Hecke im Garten.
Der Wind bringt noch manch eisige Bö,
doch reckt es schon keck sein Köpfchen zur Höh.
Der Schneesturm blies und deckte es zu,
doch das Blümlein wollt keine Winterruh.
Jeden Morgen sah ich nach ihm,
wollt gerne wissen wie es ihm ging.
Der Frühling kam und die Sonne schien,
da konnte das Blümlein neu erblühn.
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Erstes Erwachen
Sinnend schaute die Eule ins Land hinein. ‚Endlich
ist der lange Winter vorbei‘, dachte sie bei sich und
hielt Ausschau nach dem ersten Mäuschen, das
sich verirrte. Im Winter war Schmalhans Küchenmeister gewesen, jetzt freute sie sich auf einen
recht fetten Happen. Überall gab es neues Erwachen. Die Frühlingsblumen blühten um die Wette.
Uschi hatte ein Körbchen, prall voll, der ersten Blumen für die Mutter gepflückt. Glücklich streifte sie
durch Wald und Feld. Uschi liebte die Tiere und
Pflanzen über alles. Sie nahm sich viel Zeit zum
beobachten. Sie kannte jeden Käfer und jeden Vogel. Dort, ihr Lieblingsbaumstumpf. Hier ruhte sie
gerne aus und träumte vor sich hin. Auch heute saß
Uschi hier, als sie plötzlich vor sich eine kleine Blüte
sah. Das war nichts Besonderes, denn Uschi war
hier überall von Blumen umgeben. Auf dieser Wiese
blühte es fast das ganze Jahr. Darum war sie ja so
gerne hier. Jede Blüte hatte ihre eigene Geschichte.
Aber was Uschi heute entdeckte, hatte sie noch nie
gesehen. Diese Blüte, die sie gerade beobachtete,
öffnete sich ganz behutsam und ihr entstieg eine
winzig kleine Elfe. Uschi hielt vor Staunen den Atem
an. ‚Das gibt’s doch nicht‘, dachte sie bei sich. Aber
die Elfe reckte und streckte sich und schaute sich
dabei in ihrem Umkreis um. Es dauerte auch nicht
lange und ein wunderschöner Schmetterling kam
geflogen. Er setzte sich auf genau die Blüte, der
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eben die kleine Elfe entstiegen war und schien sich
mit ihr zu unterhalten. Die Elfe stieg auf den Rücken des Schmetterlings und dieser erhob sich in
die Lüfte. Wie im Traum stand Uschi auf und lief
dem zauberhaften Schmetterling hinterher. Fröhlich
segelte der kleine Papillon über die Wiese, um am
Ende auf einer ganz besonders hübschen Blüte zu
landen. Uschi war den Beiden die ganze Zeit gefolgt. Nun beobachtete sie jede Bewegung des
Schmetterlings. Die kleine Elfe glitt behutsam vom
Rücken des kleinen Seglers. Die smaragdblaue
Blume schien sehr stolz über diesen Besuch zu
sein, denn sie neigte sich, als wolle sie sich vor dem
Paar verbeugen. Plötzlich rief eine zarte Stimme:
„Uschi, komm ruhig näher.“
Uschi glaubte nun tatsächlich zu träumen. Das kann
doch nicht sein, dachte sie. Aber schon wieder rief
die kleine Elfe nach ihr. Vorsichtig ging das Mädchen zu der blauen Blume. „Hast du mich gerufen“,
fragte sie leise. „Ja, da du uns gesehen hast, so
sollst du auch auf unserer Hochzeit zu Gast sein.“
Uschi neigte sich zu den Blumen hinunter um sich
die kleine Elfe etwas genauer anzusehen und sich
zu bedanken. Die Kleine tanzte vor Seligkeit von
Blüte zu Blüte. Nun begann die Blumenhochzeit.
Die Grillen stimmten ihre Instrumente um zum Tanze aufzuspielen, die Hummeln spielten den Bass
dazu. Uschi stand, mit offenem Mund, staunend
daneben. Sie war überglücklich, soviel Schönheit
erleben zu dürfen.
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„Du durftest bei uns bleiben und mitfeiern, weil du
uns immer geschützt hast. Weil du immer ein offenes Auge und Ohr für die Natur hattest“, erklärte ihr
die Elfe. Viele rosa Heckenröschen hatten sich zu
kleinen Herzen zusammen geschlossen. Mit einem
Festmahl aus Sonnentau und Honig, den die Bienen
als Geschenk brachten, endete das Fest. Als alle
Gäste gegangen waren, nahm die kleine Fee auf
dem Rücken ihres Gemahls Platz und sie flogen auf
den schönsten Baum dieser Wiese. Ganz langsam
ging Uschi zurück nach Hause. Noch lange träumte
sie von diesem Erlebnis.
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Ein kleines Blümlein
Ein kleines Blümlein streckte,
sein Köpfchen in die Höh´,
es meinte, es sei Frühling,
doch gab´s nur Eis und Schnee.
Das kleine Blümlein dachte,
jetzt wachs ich und werd groß,
vielleicht ist dort die Sonne,
und nicht die Kälte bloß.
Das kleine Blümlein schaute,
betrübt so um sich her,
es sehnte sich nach Frühling,
das Leben war so schwer.
Das kleine Blümlein hatte,
gekämpft mit Eis und Schnee,
jetzt senkt es müd sein Köpfchen,
die Kälte tut so weh.
Doch plötzlich lockt die Sonne:
„Komm Blümlein, gib nicht auf,
der Winter ist vertrieben,
so ist der Jahres Lauf“.
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Blausternchen
Noch hielt der Schnee die Erde gefangen und doch
erklang früh am Morgen schon das erste Frühlingslied der Amsel. Sie stimmte den Gesang an und
nach und nach fielen die anderen kleinen Sänger
mit ein ins Frühkonzert. Was für den Menschen
noch nicht zu spüren war, unsere gefiederten
Freunde merkten längst das der Frühling nicht mehr
weit war und sie sollten Recht behalten.
Der Schnee schmolz und in den geschützten Lagen
der Wälder erblühten die ersten Blumen. Am blauen
Himmel erstrahlte die Sonne mit ihrem schönsten
Lächeln. Wärmend sandte sie ihre Strahlen zur Erde. Die Wiese zeigte sich in saftigem Grün. So kam
ein kleines Wolkenkind auf die Idee sich die Erde
einmal aus der Nähe zu betrachten. „Kommt ihr
mit“, fragte Wölkchen seine Geschwister. „Wie
stellst du dir das vor?“, wollten seine Geschwister
wissen. „Wenn wir auf einem Sonnenstrahl zur Erde
gleiten verwandeln wir uns in blaue Glitzersternchen:“ „Was tun wir wenn die Sonne untergeht?“,
wurde Wölkchen gefragt. „Wir müssen halt aufpassen, dass wir mit dem letzten Sonnenstrahl wieder
gen Himmel reisen.“ „Spannend stell ich mir das
vor, mal einen Tag auf der Erde“, stimmte ein anderes Wölkchen zu. „Na dann los!“, gab unser Wolkenkind das Kommando.
In diesem Moment ließen sich viele kleine Wolkenkinder an einem Sonnenstrahl auf die Erde gleiten
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