Die vollständigen Seiten des Bayerischen Bezirketags Teil 1

14
BAYERISCHER BEZIRKETAG
FREITAG, 29. APRIL 2016
BAYERISCHE STAATSZEITUNG
NR. 17
VERÖFFENTLICHUNG DES BAYERISCHEN BEZIRKETAGS
Auch mit 65: Max Schmauß macht weiter
Er ist der Mann der ersten Stunde,
sozusagen „Mister BKH“. Als das
Bezirkskrankenhaus (BKH) Augsburg am 1. Oktober 1989 mit damals 80 Betten seinen Betrieb aufnahm, da hatte Professor Max
Schmauß (in der Mitte mit Ball,
umringt von seinen Oberärzten)
bereits das Ruder fest in der Hand.
Nun hat der Ärztliche Direktor im
kleinen Kreis seinen 65. Geburtstag gefeiert. Und er wird bis auf
Weiteres an der Spitze der Klinik
für Psychiatrie, Psychotherapie
und Psychosomatik bleiben –
auch nach Erreichen des Rentenalters.
„Ich möchte mich ganz herzlich
bei Ihnen bedanken, dass Sie in
die Verlängerung gehen. Damit
kommen Sie mir, dem Unternehmen und dem Haus sehr entgegen“, sagte Thomas Düll, der Vorstandsvorsitzende der Bezirkskliniken Schwaben.
Denn große Aufgaben stehen an:
Das BKH soll als psychiatrische
Fachklinik mit 500 Mitarbeitern
Teil der Uniklinik werden. Die
Junge Cellisten
gastieren im
Haus Marteau
Musik an ungewöhnlichen Orten, das gehört zu der Konzertreihe
„Haus Marteau auf Reisen“. Eine
ganz außergewöhnliche Auftrittsstätte hat sich dabei der Meisterkurs des Cellisten Reiner Ginzel
ausgesucht. Die jungen Musiker
aus Österreich, Russland, Spanien,
Südkorea, Taiwan, Ungarn und aus
Deutschland werden im Lokschuppen des Deutschen Dampflokomotivmuseums Neuenmarkt
im Landkreis Kulmbach auftreten.
Termin ist Freitag, 29. April um 19
Uhr. Bereits einen Tag später, am
30. April, gibt es um 11 Uhr eine
Matinee in Haus Marteau. > E.B.
Baufortschritte
im Würzburger
Klinikneubau
Bei einer Baubegehung hat Unterfrankens Bezirkstagspräsident
Erwin Dotzel kürzich Fortschritte
am Zentrum für seelische Gesundheit in Würzburg in Augenschein genommen. „Derzeit gehen
wir davon aus, dass der Neubau
der Klinik bis 31. Dezember 2016
fertiggestellt ist“, erklärte er. Notwendig sei aber eine umfassende
Probe- und Testphase, die beispielsweise die Bereiche Brandsicherheit, Notruf- und EDV-Anlagen umfasst, bevor im April 2017
die ersten Patienten in der Klinik
aufgenommen werden könnten.
Das Zentrum wird insgesamt 60
vollstationäre Betten auf drei Stationen vorhalten: Auf zwei Stationen werden jeweils zwanzig Betten für Allgemein- und Gerontopsychatrie eingerichtet. Eine Station mit ebenfalls zwanzig Betten
wird als Krisenstation geführt. Daneben werden eine Tagesklinik
mit 24 Plätzen sowie eine Psychiatrische Institutsambulanz betrieben. Die Baukosten für den Neubau belaufen sich auf rund 26,5
Millionen Euro. Die Gesamtkosten einschließlich der Veränderungen im angeschlossenen König-Ludwig-Haus bewegen sich
bei rund 33,7 Millionen Euro.
„Mit dem neuen Zentrum für
seelische Gesundheit tragen wir
den Grundsätzen der Regionalisierung und Entstigmatisierung
Rechnung“, betonte Rainer Klingert, Geschäftsleiter für die Krankenhäuser und Heime des Bezirk
Unterfranken. Laut Bezirkstagspräsident Dotzel werden im Haus
Patienten aus dem Raum Würzburg gemeindenah versorgt. Die
direkte Nachbarschaft zur Orthopädischen Klinik König-LudwigHaus berge zahlreiche SynergieEffekte. „Ich denke dabei an die
gemeinsame Nutzung vorhandener Funktionsbereiche wie Verwaltung, Küche und Labor.“
> MELANIE KECK
Bezirketagspräsident Mederer: „Wichtiger Baustein für die Inklusion“
I
amtlich einbringen, könnte wohl
kaum gelingen“, ist Mederer überzeugt, der in seinem weiteren Amt
als oberbayerischer Bezirkstagspräsident dazu auch manch gelungene Beispiele aus der bezirklichen
Arbeit vor Augen hat.
Ein Blick auf die nüchternen
Zahlen bestätigen Mederers Einordnung: So engagieren sich in
Bayern bereits 38 Prozent der ab
14-jährigen ehrenamtlich – das
sind knapp vier Millionen Bürger.
„Eine Zahl, die erfreut und die Mut
macht, diese Gesellschaft auch in
den Aufgaben, die uns Bezirken
anvertraut sind, weiter voran zu
bringen“, findet Mittelfrankens
Bezirkstagspräsident
Richard
Bartsch.
Dazu passt, dass auch die Gruppe derer, die momentan noch
nicht ehrenamtlich arbeiten, dazu
aber grundsätzlich bereit wären,
kontinuierlich steigt: Von 23 Prozent im Jahre 1999 auf 40 Prozent
Gut nachgefragt sind beispielsweise Lesepaten für Kitas.
FOTO DPA
heute. Der Vorteil und die Stärke
ehrenamtlicher Tätigkeiten sind,
dass diese direkt vor Ort, also nah
an den Menschen stattfinden.
Das schafft in einer Zeit zunehmender Globalisierung einen
nicht zu unterschätzenden Wert:
Identifikation mit dem eigenen
Lebensumfeld, der Heimat. Das
wird auch immer wieder in den
Sitzungen des „Runden Tisches
Ehrenamt/Bürgerschaftliches Engagement“ im Sozialministerium
deutlich, bei denen Vertreter zahlreicher politischer und gesellschaftlicher Gruppen Weichen für
ein Mehr an Transparenz für diese
Arbeit stellen.
Ein Eckpfeiler unter vielen ist
das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ)
für junge Menschen. Hier stieg die
Zahl derer, die davon Gebrauch
machten, von 3200 im Jahre 2010
auf aktuell über 4000. Ein Zuwachs von gut 12 Prozent. Wer ein
FSJ nachweisen kann, hat später
auch bei der Suche nach einem
Ausbildungs- oder Arbeitsplatz
gute, nicht selten bessere Chancen
als jene Mitbewerber, die das nicht
können. Denn im FSJ lernen Jugendliche soziale Kompetenzen,
Teamwork und Verantwortung
füreinander. „Das sind heutzutage
wichtige Felder, um Menschen im
Arbeitsmarkt zu integrieren“, so
betont es auch Josef Mederer.
> ULRICH LECHLEITNER
Kloster Irsee erhält ein wertvolles Gemälde aus dem 18. Jahrhundert zurück
Ein Abt kehrt heim
Das Schwäbische Bildungszentrum erhält ein historisches Porträt
des Barock-Abtes Bernhard Beck
für Kloster Irsee aus Privatbesitz:
Das dem 1812 in Augsburg verstorbenen Historien- und Porträtmaler
Franz Joseph Degle zugeschriebene Bild zeigt Abt Bernhard Beck (er
amtierte von 1731 bis 1765) in einem Sessel mit Wappenlehne.
Besonders schön gemalt sind
die Details, etwa die goldene Taschenuhr, der Kopf eines begleitenden Hundes wie auch das Spitzengewand des Abtes. Vermutlich
noch von der originalen Rahmung
erhalten hat sich ein geschnitzter
Aufsatz, der dem vorsichtig restaurierten Bild eine gewisse Monumentalität verleiht.
Schwabens
Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert freut sich über
die Neuerwerbung: „Unter Abt
Bernhard Beck entstand nicht nur
die prachtvolle Stuck-Ausstattung
des repräsentativen Treppenhauses von Kloster Irsee, sondern gelangten auch die Wissenschaften
und die Musikpflege zu ihrer
höchsten Blüte. Als sich der Bezirk
Schwaben entschloss, Kloster Ir-
see grundlegend zu sanieren und
die barocke Anlage mit Bildungszentrum, Schwabenakademie und
Bildungswerk wieder zu einem
geistigen Zentrum in Schwaben zu
machen, kehrte vor 35 Jahren dieser gute Geist von Kloster Irsee in
das heutige Tagungs-, Bildungsund Kulturzentrum des Bezirks
Schwaben zurück.“
Stefan Raueiser, Leiter des
Schwäbischen Bildungszentrums
Irsee, beeindruckt die durch Dokumente bestens belegte, ausgesprochen bewegte Überlieferungsgeschichte des Bildes: Nach der
Klosterauflösung von 1802/03 gelangte das Porträt vermutlich zunächst nach Blöcktach und dort in
den Besitz einer aus Altötting stammenden Familie, die das Bild in das
ehem. Martinsheim in Kaufbeuren
verbrachte. Von dort lieh es der Irseer Pfarrer Joseph Wille (1897 bis
1983) kurz nach Ausbruch des
zweiten Weltkriegs gegen eine Gebühr für die Irseer Klosterkirche
aus. Wille dankte dem damaligen
Besitzer am 11. Juni 1940 in einem
Brief: „Möge das Bild, das jetzt wieder heimfindet, die Liebe zur Hei-
mat und zur Kirche stärken in den
Irseer Herzen.“
Aus der Irseer Kirche musste
das Gemälde auf Grund der umfangreichen Sanierungsarbeiten
von Kloster Irsee im August 1977
jedoch wieder entfernt werden,
weil es zwischenzeitlich völlig
eingestaubt war. Nach einer Restaurierung durch den Kirchenmaler Manfred Sattler in Füssen im
März 1981 gelangte das Bild dann
leihweise in ein Kaufbeurer Privathaus. Bei der Lektüre des
Abt Bernhard (1731-1765).
TEXT GEORG SCHALK, FOTO E.B.
KOMMENTAR
Bedeutung des Ehrenamts nimmt zu
m Freistaat Bayern – und somit
auch in den sieben Bezirken –
lebt ein vielfältiges Bürgerschaftliches Engagement. Ob in Vereinen,
Organisationen, Nachbarschaftshilfen, Einrichtungen, gemeindlich-städtischen, auch bezirklichen und insgesamt gesellschaftlichen Zusammenhängen: Ohne
das Ehrenamt würde das Gemeinwesen nicht so funktionieren, wie
es funktioniert.
Darauf hatte der unlängst verstorbene frühere Sozialstaatssekretär Markus Sackmann (CSU),
der einer der maßgeblichen Unterstützer ehrenamtlicher Arbeit war,
ebenso verwiesen, wie der Präsident des Bayerischen Bezirketags,
Josef Mederer: „Das Ehrenamt ist
unverzichtbar. Gerade in einer älter werdenden Gesellschaft benötigen wir mehr denn je Menschen,
die für andere tätig werden. Aber
auch umgekehrt ist festzustellen:
Das Ehrenamt bietet vor allem
auch der älteren Generation vielfältige Möglichkeiten, aktiv zu
bleiben und sich für das Gemeinwohl einzusetzen. Auch wir Bezirke profitieren davon, etwa im kulturellen Bereich“, so Mederer.
Ausdrücklich betont der Bezirketags-Präsident hier die Wertschätzung für das Ehrenamt, die
ein Baustein auch für das Gelingen
der Inklusion sei. „Inklusion ohne
Menschen, die sich auch ehren-
Trägerschaft bleibt jedoch bei den
Bezirkskliniken Schwaben. Außerdem stehen nächstes Jahr intern der Umstieg auf das Pauschalierende Entgeltsystem Psychiatrie
und Psychosomatik (PEPP) an
und der 14 Millionen Euro teure
Neubau im Nordwesten des Krankenhauses an der Stadtgrenze zu
Neusäß wird in Betrieb gehen. Mit
326 Betten wird das BKH dann
zweitgrößte Klinik im Großraum
Augsburg sein.
Der Jubilar versprach, sich weiter
mit voller Kraft den Aufgaben zu
widmen. Allerdings wisse er, dass
es nicht einfach wird. „Das wird
ein harter Job werden“, meinte der
Ärztliche Direktor im Kreise seiner Oberärztinnen und Oberärzte.
Die Arbeit heute sei schwieriger
als vor zehn, 20 Jahren. Der Fertigstellung der drei zusätzlichen
Stationen fiebern Schmauß und
sein Team schon jetzt entgegen.
Denn aktuell gibt es in seiner Klinik wieder einmal kein einziges
freies Bett.
FOTO E.B.
Buchs Deutsche Boxer stieß der
Direktor der Schwabenakademie,
Markwart Herzog, 1994 auf das in
Kloster Irsee zwischenzeitlich in
Vergessenheit geratene Porträt. Er
startete daraufhin im Frühjahr
2012 den Aufruf „Irseer Abt mit
Hund-Gemälde gesucht“, woraufhin sich der ehemalige Irseer Kirchenpfleger Willi Müller meldete.
Er kannte die wechselvolle Geschichte des Bildes, wusste über
seinen Verbleib in Kaufbeuren Bescheid und führte auch auf die
Spur zur Eigentümerfamilie nach
Altötting.
Nach einer Haushaltsauflösung
in Kaufbeuren im Dezember vergangenen Jahres bot sich schließlich die Möglichkeit, das historische Ausstattungsstück für das
Schwäbische Bildungszentrum zurückzuerwerben. Stefan Raueiser
freut sich, dass am Ende der viel
kriminalistischen Spürsinn erfordernden Auffindungsgeschichte
die Worte von Pfarrer Joseph Wille
stehen können, die dieser bereits
1940 formulierte: „Nun kehrt ein
Abt heim – möge es so sein, als ob er
nie fortgewesen wäre.“ > E.B.
Es sind zu wenige!
VON
ULRICH LECHLEITNER
Gerade einmal etwa 4000 junge
Menschen absolvieren im Freistaat Bayern derzeit ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ). Diese
Zahl mag auf den ersten Blick ermutigend wirken, doch schaut
man genauer hin, müsste man
fragen: Warum nur 4000? Denn
ein FSJ bietet jungen Menschen
an der Nahtstelle zwischen soeben beendeter Schullaufbahn
und vor dem Eintritt ins Erwerbsleben eine vortreffliche Chance,
erste Erfahrungen in der Arbeitswelt von heute zu sammeln.
Dazu ist ein Freiwilliges Soziales
Jahr mit einem doch beachtlichen gesellschaftlichen Ansehen
verbunden, was nur offenbar
noch nicht hinreichend bekannt
ist. Denn immer mehr Personaler
in den Chefetagen der deutschen Industrie, aber auch in
Handwerk und Mittelstand allgemein bewerten ein FSJ als
Nachweis erlernter sowie praktizierter sozialer Kompetenz und
Teamfähigkeit, was bei Einstelllungen grundsätzlich positiv zu
Buche schlägt.
Ähnliches gilt für den Öffentlichen Dienst. Kurzum: Es sind immer noch viel zu wenige junge
Menschen, die von dieser Option Gebrauch machen. Schulen,
aber auch Elternhäuser sollten
daher enger kooperieren und
hier neue Wege ebenen helfen.
Vor allem eine immer älter werdende Gesellschaft, die künftig
viele freiwillige Helfer benötigt,
wird es ihnen danken.
Grundstein für
neue Psychiatrie in
Bayreuth gelegt
Der Grundstein für das neue Gebäude der Klinik für Psychiatrie,
Psychotherapie und Psychosomatik am Bezirkskrankenhaus Bayreuth wurde gelegt. Es beherbergt
drei Stationen der Suchtklinik mit
je 20 Betten, eine Station der Klinik
für Sozialpsychiatrie mit 18 Betten
sowie eine Station für die Therapie
psychosomatischer Leiden mit
zwölf Betten und acht tagesklinischen Plätzen. Die Gesamtkosten
belaufen sich auf rund 20,5 Millionen Euro. > E.B.
VERANTWORTLICH
für beide Seiten:
Bayerischer Bezirketag,
Redaktion: Ulrich Lechleitner