Sport Dienstag, 26. April 2016 | Nr. 96 9 . HANDBALL .................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................... Ausgebrannt und leer Angeschlagene Herrschinger haben dem Tabellenzweiten Niederraunau nichts entgegenzusetzen Am Ende einer strapaziösen Runde, in der das Team den Klassenerhalt vorzeitig gesichert hat, stellt sich ungeachtet der Kritik des strengen Übungsleiters die Frage, ob die Spieler es nicht besser konnten oder es nicht besser wollten. Herle war jedenfalls so objektiv, dass er ein Sowohl-als-auch durchgehen ließ. „Man merkt jedem an, dass er gerne wollen würde, aber dass auch nichts mehr geht.“ Gegen Niederraunau mussten auch jene in die Bresche springen, die eigentlich geschont werden sollten, weil ihr Körper schon seit Wochen unter den hohen Belastungen wie ein vom Sturm gepeitschter Baum ächzt. Sean Mackeldey und Basti Kircher rafften sich noch einmal auf und sorgten mit ihren Toren dafür, dass eine ohnehin nicht abwendbare Niederlage einigermaßen zivile Formen annahm. Dass sie genauso wie die übrigen angeschlagenen Akteure nicht über 60 Minuten „Kampf, Engagement und Leidenschaft“, wie sie der Trainer forderte, bringen konnten, war nicht besonders verwunderlich. Herle verlangte zwar, „dass ein Spieler in dieser Liga alles gibt“, aber was sollen und können seine ausgebrannten Akteure noch alles geben, wenn sie einfach nur noch leer sind? VON CHRISTIAN HEINRICH Herrsching – Die Manöverkritik nach der Partie gegen den TSV Niederraunau fiel etwas länger aus als gewöhnlich. Auch der Ton, den Armin Herle anschlug, war deutlich schärfer als sonst. Schließlich ging es dem Trainer nicht nur darum, nach dem 23:36 (16:18)-Desaster gegen den Tabellenzweiten der Landesliga Süd kräftig Dampf abzulassen. Der Coach sah vielmehr durch den phlegmatischen Auftritt seiner Handballer Herrschings Leitkultur in Gefahr. „Die Fans sind unser Kapital, das wir an Emotionen haben“, dozierte er, „das gilt es zu bewahren, weil es wichtig ist.“ Bisher passte kaum ein Blatt Papier zwischen die Mannschaft und ihre glühenden Anhänger. Bis zu 30 Fans begleiteten den Aufsteiger regelmäßig bis in die entlegensten Territorien des Alpenvorlandes und sorgten für frenetische Anfeuerung. Dass es am Ende einer Saison langsam Zeit ist, sich für diese nicht selbstverständliche Unterstützung erkenntlich zu zeigen, scheint bisher aber nur den Verantwortlichen und weniger den Spielern bewusst zu sein. Im vorletzten Heimspiel der Saison vermisste Herle deshalb das nötige Engagement. „Wir haben es Niederraunau schon einfach gemacht.“ Die letzten Kräfte mobilisierte auch Sebastian Kircher, doch gegen den übermächtigen Tabellenzweiten aus Niederraunau standen er und seine Herrschinger Teamkameraden auf verlorenem Posten. FOTO: SVJ Der Klassenerhalt ist perfekt Herrschings Damen machen mit 36:25-Sieg in Ismaning alles klar Herrsching – Nach fünf Minuten sah es so aus, als könnte der schlimmste Albtraum der Herrschinger Handballerinnen Wirklichkeit werden. Der Tabellensechste der Landesliga Süd lag beim Absteiger TSV Ismaning II mit 1:4 hinten und schien sich weiterhin mit Macht dem greifbar nahen Klassenerhalt verweigern zu wollen. Irgendwann sah das Team vom Ammersee dann aber doch ein, dass es die Spannung nicht weiter künstlich am Siedepunkt halten muss. Es reichte schon aus, einen schwungvollen Schlussstrich unter eine passable Saison zu ziehen, was am Ende auch gelang. Mit einem letztlich souveränen 36:25 (18:13)-Erfolg buchte der TSV endgültig für seine dritte Saison in Bayerns zweithöchster Spielklasse. „Wir haben gewusst, was wir können, und sind ruhig geblieben“, wertete Kurt Siglstetter die zwei Punkte als Sieg der Geduld und des Selbstbewusstseins. Der Trainer konnte jedoch von Glück reden, dass seinem Ensemble recht früh ein Licht aufging, „dass wir die stärkere Mannschaft sind“. Vor Wochenfrist hatte es dazu in Taufkirchen noch eine ganze Halbzeit gebraucht. In Ismaning bahnte sich bereits Mitte der ersten Hälfte die Wende an, als sich die Herrschingerinnen erstmals mit 8:7 in Führung setzten. Danach war der Bann gebrochen, und es funktionierten selbst Dinge, an denen sie sich fast ein Jahr lang oft vergeblich versucht hatten. „Wir haben es endlich mal geschafft, auch die leichten Tore zu machen.“ Siglstet- ter war erleichtert, dass sein Team die zahlreichen Gegenstöße verwertete und sich somit für die kompakte Arbeit in der Abwehr belohnte. Mit insgesamt 36 Treffern gegen am Ende stark nachlassende Ismaningerinnen verzeichnete der TSV eine seiner üppigsten Ausbeuten der gesamten Saison. Vor allem Julia Niemietz legte sich mit neun Toren besonders ins Zeug, aber auch Verena Gangnus (6), Andrea Petsch (5) und Benita Oberhofer (5) verzeichneten eine außergewöhnliche Quote. Auch Anna-Lena Liebl deutete mit ihren drei Treffern an, dass sie im nächsten Jahr eine tragendere Rolle als bisher im Team einnehmen kann. hch Torschützen: Niemietz 9/1, V. Gangnus 6, Petsch 5, Oberhofer 5, Liebl 3, Drexler 3, Mantel 3/1, Haller 1, Eglseder 1/1 Torschützen: Mackeldey 5, Bergmeister 5/1, Kircher 4, Herz 4/1, Schmidt 2, Vielhaber 1, Reich 1 Weißbier und Handball Absteiger Gilching verkauft sich im letzten Heimspiel nochmal teuer Gilching – Die 150 Zuschauer in der Gilchinger Rathaushalle spendeten begeistert Beifall. Zwar hatten die Handballdamen des TSV auch ihr letztes Heimspiel gegen die HSG Freising-Neufahrn mit 18:30 (9:16) verloren, aber das tat der gelösten Stimmung keinen Abbruch. Schließlich hatten sich die eigenen Fans bis zur Saisonabschlussfeier an regelmäßige Niederlagen gewöhnt. Und außerdem zeigten die Gilchingerinnen ihrem Anhang wohl eine der besten Leistungen in dieser doch so deprimierend verlaufenen Saison. „Es gab nicht nur Weißbier, es gab auch Handball“, sagte Trainer Sören Heise. Deshalb gab es anschließend bei Freibier und Leberkäs aufmunternde Schulterklopfer für eine unermüdlich kämpfende Mannschaft, deren weitere Zukunft auch Ende April noch nicht restlos geklärt ist. Heise räumte ein, dass er erst „vier, fünf Zusagen“ für die kommende Saison erhalten habe. Drei Akteure hätten hingegen signalisiert, dass sie aufhören werden. Alle anderen Spielerinnen seien noch unentschieden, was zu diesem Zeitpunkt schon recht seltsam erscheint, selbst wenn man in Rechnung stellt, dass die eine oder andere nicht weiß, wo sie im nächsten Wintersemester studiert. Gemessen an dieser Situation war Heises Überlegung dann schon logisch: „Wenn es keine Mannschaft gibt, mache ich nicht weiter.“ Dass sich ein Weitermachen lohnen würde, zeigte nicht nur der Zuspruch der Fans nach dem Spiel, sondern auch die beherzte Leistung des gesamten Teams, das wie ein rauflustiger Terrier einfach nicht locker ließ. Mit einer herausragenden Miriam Irimi als starken Rückhalt im Tor startete der TSV nach dem Seitenwechsel eine atemberaubende Aufholjagd. Beim Stand von 15:18 war der Tabellenletzte auf einmal bis auf drei Tore am Ranglistenzweiten dran, der eigentlich im Kampf um die VizeMeisterschaft zwei lockere und selbstverständliche Punkte in Gilching verbuchen wollte. Doch Aufstiegsaspirant Freising schaffte es, den Schalter wieder umzulegen und legte ein Dutzend Tore nach, während den Gilchingerinnen nur noch drei weitere gelangen. hch Torschützen: Meßner 6, Strazicky 5, Walter 4/4, Siegel 2, Spreng 1 Erfolgsverwöhnter Trainer ohne einen einzigen Sieg Auch für Sören Heise stellte es sich als aussichtslos heraus, die einzigartige Negativserie der Gilchinger Handballdamen zu stoppen Gilching – Sören Heise hat im Handball schon einiges erlebt. Als Spieler schaffte der inzwischen 34-Jährige einmal den Aufstieg, ohne ein einziges Saisonspiel zu verlieren. Unvergessen bleibt auch jener Lauf von acht Siegen in den letzten acht Partien, der seiner bereits todsicher abgestiegenen Mannschaft noch den Klassenerhalt bescherte. „Diese Dynamik gibt es“, sagt er. Vielleicht war er ob dieser kleinen Wunder auch davon überzeugt, mit den Damen des TSV Gilching noch das Unmögliche zu erreichen. Aber wie es eine Dynamik zum Positiven gibt, so existiert auch ein Sog zum Negativen. Und dieser Strudel ließ sein Team nicht mehr los. Wenn in ein paar Tagen die Chronik der Landesliga-Saison 2015/16 geschrieben wird, geht Heise voraussichtlich als derjenige Trainer in die Annalen ein, der während seiner Amtszeit keinen einzigen Sieg erringen konnte. Gut, er ist mit dieser Bilanz nicht allein, denn auch sein Vorvorgänger Carsten Ohloff brachte mit dem Aufsteiger überhaupt nichts zuwege. Nur Interimscoach Jörg Romacker schaffte es, gegen den TSV Allach den ersten und einzigen Erfolg in dieser Saison zu erringen. An jenem 10. Januar erschien die triste Welt des Aufsteigers auf einmal himmelblau, und Heise war überzeugt, dass jenes Momentum, das er in seiner Karriere schon einmal erlebte, auch in Gilching wirksam wird. „Die Dynamik war da.“ Aber sie war so schnell wieder verflogen, wie sie gekommen war. Einen Monat später zerstörte die Derby-Pleite in Herrsching die allerletzten Illusionen auf den Klassenerhalt. „Du hättest einen Lauf starten müssen“, sagt der Coach, dem bewusst war, dass Mitte Februar die Saison bereits endgültig abgehakt war. Zwölf Spiele, zwölf Niederlagen: Sören Heise konnte mit dem Minikader den Absturz der Gilchinger Handballerinnen auch nicht verhindern. Trotz der einzigartigen Negativserie würde er gerne weitermachen. FOTO: SVJ Nun hieß es, eine Mannschaft über die Runden zu bringen, die wegen Verletzungen eine Spielerin nach der anderen verlor und deren Lage noch aussichtsloser wurde als sie ohnehin schon war. Heise hat sich dieser He- rausforderung gestellt und in den folgenden Wochen einige Grenzgänge unternommen, denen sich sonst kaum ein Übungsleiter mit seriösen Ansprüchen jemals unterziehen wird. Wenn die Weisheit, dass man nur aus Niederlagen lernt, tatsächlich einen wahren Kern besitzt, dann hat Heise in den vergangenen Monaten eine ganze Menge gelernt. Erfolge können manches übertünchen und ein Team zusammenschweißen. Der Coach besaß diesen Kitt nicht, formte aber trotzdem eine Mannschaft, die sich nach jedem Treffer schüttelte, wieder aufstand und unverdrossen weitermachte. „Man lernt die Spielerinnen besser kennen.“ Der Trainer wertet die zurückliegende Zeit auch als Charaktertest für alle, auch für ihn selbst. Wo Verständnis gefragt war, gab sich Heise gegenüber seinen Spielerinnen väterlich. Allerdings sah er seine Aufgabe nicht nur darin, seine Ak- teure nach den regelmäßigen Pleiten wieder aufzurichten. Die Misere zwang ihn auch dazu, die Augen nicht vor der Realität zu verschließen. Zu seinen Lerninhalten zählen ebenso „die Grundsätze, die Einordnung dessen, was machbar ist“. Die Saison in der Landesliga hat jedenfalls gezeigt, dass sich mit einem schmalen Kader nichts ausrichten lässt. Darauf hätten vor einem Jahr schon andere kommen müssen und nicht erst Heise. Diese Tatsache scheint die Spielerinnen vorsichtiger gemacht zu haben, die sich einen Monat mehr Bedenkzeit erbaten, wie sie für die nächste Saison zu planen gedenken. Ihr Trainer würde gerne weitermachen, schon allein deswegen, weil er an das ungeschriebene Gesetz der Eigendynamik glaubt. Vielleicht setzt sich dann, wenn auch mit einer gewissen Verzögerung, bei den Gilchinger Damen wirklich etwas in Bewegung. hch IHRE REDAKTION Tel. (0 81 51) 26 93 33 (0 81 51) 26 93 34 Fax (0 81 51) 26 93 40 sport@ starnberger-merkur.de SPORT IN KÜRZE BASEBALL Indians müssen erneut nachsitzen Schneefall und Temperaturen um die fünf Grad waren selbst für den hartgesottensten Indianer zu viel. Trainer Benedikt Weißenberger und seine Gautinger Baseballer kapitulierten vor dem plötzlichen Wintereinbruch Ende April. Der Regionalligist sagte die Partie gegen die Ingolstadt Schanzer allein schon aus Sicherheitsgründen kurzfristig ab. „Da ist schnell was passiert“, gab der Coach zu bedenken. Nachdem bereits das zweite Saisonspiel in Füssen ausgefallen war, das am 24. Juli nachgeholt wird, müssen die Rothäute noch ein zweites Mal nachsitzen. hch SPORT IN ZAHLEN FUSSBALL Bezirksliga Süd Ana. Bayern - TSV Grünwald SV Bad Tölz - SC Pöcking-P. Phö. München - Lenggrieser SC MTV Berg - DJK Pasing TSV Großhadern - TSV Gilching SC Olching - SF Aying ESV München - TSV Neuried SV Aubing - SC U’pfaffenh.-G. 1. SC Olching 27 65:23 2. TSV Gilching 27 64:22 3. Phö. München 26 46:33 4. SV Aubing 26 53:39 5. DJK Pasing 26 42:34 6. Hertha München26 31:31 7. TSV Neuried 27 45:36 8. Ana. Bayern 27 31:37 9. SF Aying 27 50:48 10. TSV Grünwald 27 31:46 11. TSV Großhadern 27 40:48 12. SC Pöcking-P. 27 38:48 13. Lenggrieser SC 26 31:30 14. MTV Berg 28 45:54 15. SV Bad Tölz 27 42:60 16. ESV München 26 32:56 17. U’pfaffenh.-G. 27 24:65 1:3 0:1 2:1 1:0 1:1 4:2 3:0 2:0 66 62 46 41 41 41 39 37 35 34 33 30 29 29 25 20 17 BASEBALL Regionalliga Südost Haar Disciples 2 - Laufer Wölfe 7:2 Haar Disciples 2 - Laufer Wölfe 12:2 Gauting Indians - Ingolstadt ausgef. Gauting Indians - Ingolstadt ausgef. Deggendorf Dragons - Ulm Falcons 4:5 Deggendorf Dragons - Ulm Falcons 7:8 Füssen - Garching Atomics ausgef. Füssen - Garching Atomics ausgef. 1. Haar Disciples 2 4 4 0 1.000 2. Gauting Indians 2 2 0 1.000 3. Ulm Falcons 4 2 2 .500 4. Laufer Wölfe 4 2 2 .500 5. Deggendorf Drag. 6 3 3 .500 6. Ingolstadt Schanzer 4 1 3 .250 7. Garching Atomics 2 0 2 .000 8. Füssen Royal Bav. 2 0 2 .000 Schüler Live-Pitching Bayernliga Buchbinder Legionäre - Freising 14:4 Buchbinder Legionäre - Freising 25:3 1. Buchbinder Leg. 4 4 0 1.000 2. Grünwald Jesters 0 0 0 .000 3. Freising Grizzlies 2 0 2 .000 4. Gauting Indians 2 0 2 .000 HANDBALL Landesliga Männer Süd TSV Simbach - ASV Dachau Eichenauer SV - TV Immenstadt SG Süd/Blumenau - Ottobeuren SpVgg Altenerding - Würm-Mitte TV Memmingen - TSV Friedberg II Günzburg - Dietmannsried/Alt. TSV Herrsching - Niederraunau 1. VfL Günzburg 25 700:585 2. Niederraunau 25 787:646 3. Ottobeuren 25 703:679 4. Immenstadt 25 634:639 5. ASV Dachau 25 689:695 6. Herrsching 25 629:685 7. TSV Simbach 25 673:715 8. Eichenauer SV 25 562:565 9. Süd/Blumenau25 664:669 10. Friedberg II 25 644:703 11. Würm-Mitte 25 663:655 12. Altenerding 25 688:688 13. Dietmann./A. 25 666:673 14. Memmingen 25 630:735 29:31 25:16 29:30 18:24 25:35 37:26 23:36 40:10 39:11 33:17 28:22 25:25 25:25 24:26 22:28 22:28 22:28 21:29 21:29 20:30 8:42 Landesliga Frauen Süd TSV Ismaning II - TSV Herrsching Schleißheim - SV-DJK Taufkirchen Biessenhofen-M. - TSV Allach 09 VfL Günzburg - SV München Laim TSV Gilching - Freising-Neufahrn TG Landshut - TV Gundelfingen Kissinger SC - HSG Würm-Mitte 1. Würm-Mitte 25 834:529 2. Freising-Neuf. 25 678:548 3. SV Mü Laim 25 684:569 4. VfL Günzburg 25 662:598 5. Kissinger SC 25 676:574 6. Herrsching 25 579:583 7. TG Landshut 25 599:579 8. Biessenh.-M. 25 610:608 9. Taufkirchen 25 584:631 10. Gundelfingen 25 565:580 11. Schleißheim 25 586:610 12. Ismaning II 25 539:699 13. TSV Allach 09 25 503:667 14. TSV Gilching 25 414:738 25:36 24:17 27:18 20:25 18:30 20:20 23:31 46:4 39:11 38:12 30:20 29:21 27:23 26:24 25:25 24:26 23:27 21:29 11:39 9:41 2:48
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