Das Wetter in Bad Aibling - Deutsches Fussball Internat

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Morgenpost
Ausgabe 1118 vom 26.04.2016
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„Respekt ist einer der größten Schätze des Lebens!
Stell Dir nur vor, niemand würde Dich mit Respekt behandeln…“
Das Wetter in Bad Aibling:
Speisekarte:
Mittagessen:
Mittag
Abend
Salatbuffet
Fleischpflanzerl vom Bullen
Schupfnudeln, Kartoffelsalat & Gemüseauswahl
Tagesdessert
8°C
Brotzeit und Salat
Ramanthan Guri
9°C
Ich gehöre nicht zu jenen Menschen, die
ständig und bei jeder Gelegenheit darauf
hinweisen, dass früher alles viel besser
war. Doch es gibt eine Sache, da vergleiche ich häufiger die Gegenwart mit der
Vergangenheit – und das betrifft den Umgang der Jungs mit- und untereinander.
Während meiner Jugendzeit gab es Songs,
die im Radio nicht gespielt werden durften, weil ihre Texte nicht „gesellschaftsfähig“ waren. Entweder waren sie
gewaltverherrlichend, beleidigend oder
zu sexistisch.
Als ich ein Jugendlicher war (meine Güte,
wenn Du so einen Satz schreibst, hörst Du
Deine Schüler im Geiste fragen, wie lang
das denn wohl zurückliegen würde?),
durfte im Fernsehen nicht alles gezeigt
werden, was gewaltverherrlichend, zu
brutal oder zu sexistisch war.
Heutzutage laufen Lieder von Typen, wie
Bushido, Shindy oder Sido, im Radio, in
denen Worte, wie Hurensohn, Pisser oder
auch Schwanzlutscher völlig normal sind.
Sie kokettieren mit Gewalt, pflegen ihr
Bad Boy Image und ernten damit den Respekt der Straße, den sogenannten Street
Credibility.
Im Fernsehen gibt es mittlerweile nichts
mehr, was es nicht gibt. Es wird beleidigt,
geschlagen und brutalst gemordet, als
gäbe es kein morgen.
Zwangsläufig hat sich unsere Gesellschaft
gewandelt, ist der Ton im Umgang miteinander ein anderer geworden.
Doch sollten wir dem nicht deutlich mehr
gegensteuern? Und wenn ich schreibe wir,
dann meine ich nicht die komplette Gesellschaft (denn die erreichen wir nicht).
Ich meine den Kreis an Menschen, die am
DFI oder der DSP leben und arbeiten, ich
meine die Menschen, die uns ihre Söhne
anvertrauen, und ich meine auch die
Schüler, die unsere Schule besuchen, am
Internat leben und für unseren Verein
spielen – das ist der Kreis, in dem wir gemeinsam darauf achten können, wie wir
miteinander umgehen und welcher Ton
bei uns herrscht.
Abendessen:
Nicht im Traum wäre ich früher auf die
Idee gekommen, einen Mitschüler als
Motherfucker zu bezeichnen. Vielleicht
weil ich wusste, was das Wort bedeutet.
Heute laufen einem Grinsebacken über
den Weg, bei denen du dir sicher bist,
dass sie keine Ahnung haben, was sie da
von sich geben, wenn sie einen solchen
Ausdruck verwenden. Sie finden sich einfach nur hipp oder cool.
Es ist aber alles andere als cool, jemanden als Wichser zu bezeichnen. Im Gegenteil, wer solche Beleidigungen ausspricht,
begibt sich in die Gosse, einem Bereich,
in dem Analphabeten, Verirrte, Gescheiterte, Verbrecher und Nichtsnutze ihr
Zuhause haben.
Wer im Streit mit einem Kameraden dazu
übergeht, dessen Mutter als Hure zu bezeichnen, der ist weder hipp noch cool –
der outet sich nur als Abschaum und Gossenschwätzer.
Halt`s Maul, Penner, Fick Dich, Arschloch
gehören ebenso zu den Ausdrücken, die
dich nicht auf- sonder abwerten, die dich
zu einem bedauernswerten, am unteren
Rand der Gesellschaft lebenden Menschen
werden lassen.
Dass in Zeiten, in denen gewaltverherrlichende Computerspiele gang und gäbe
sind, die Sprache eine andere geworden
ist, lässt sich nicht verhindern. Dass aber
ein Schüler einem anderem im Streit sagt,
dass er ihm die IS nach Hause wünscht und
seine Familie ausrotten soll, das übersteigt jegliche Grenzen der Toleranz.
Natürlich haben wir früher auch gestritten, und wenn es mal heftiger wurde,
fielen schon mal Ausdrücke, wie Blödmann oder Arsch! Doch solche Extreme
waren die Ausnahme, heute scheint es
unter Jugendlichen schon fast normal zu
sein, sich mit Sätzen zu begrüßen, wie „Hi
Du Bitch“.
Hallo, geht`s noch? Wollen wir das wirklich sehenden Auges und hörenden Ohres
hinnehmen? Ich meine, es ist an der Zeit,
dem mit aller Macht entgegenzuwirken!
Mein Ziel ist es, dass wir als Internat,
Schule und Verein für eine andere Kultur,
einen anderen Umgang bekannt werden.
Mein Ziel ist es, dass wir einen stets respektvollen Umgang miteinander pflegen
und uns selbst in einem Streit beherrschen und nicht bewusst nach Worten suchen, die den anderen extrem verletzen.
Unser aller Ziel sollte es sein, dass wir
jene Jungs, die diese Kultur schädigen,
permanent maßregeln, sie daran erinnern, welche Standards wir bei uns anwenden.
Haben wir nicht alle mehr Spaß und mehr
Lebensqualität, wenn wir uns täglich der
Werte, wie Respekt, Höflichkeit, Freundschaft und Zusammenhalt erinnern?
Ich wünsche mir, dass wir ab sofort
verstärkt darauf achten, was wir in
unserem Umfeld sehen und hören. Egal,
ob Du Trainer, Lehrkraft, Pädagoge oder
Hausmeister bist – lasst uns in den kommenden Tagen gezielt mehr Wert auf
einen besseren Umgang legen.
Achte als Schüler in den nächsten Tagen
darauf, wie Du mit Deinen Kameraden
sprichst und umgehst. Sei doch mal
bewusst einen Tick freundlicher und hilfsbereiter. Bewahre die Ruhe, wenn Dich
mal wieder einer dieser Dummschwätzer
provozieren möchte, begib Dich nicht auf
sein Niveau des Gossenpredigers.
Wir können sicherlich nicht die Welt verändern. Wir können jedoch unser Umfeld,
den Kreis, in dem wir leben, maßgeblich
beeinflussen – und das wollen wir in den
nächsten Tagen verstärkt tun!
Mehr Respekt erwarte ich mir von unseren
Jungs auch im Umgang mit unserem Reinigungsteam. Katja Modler und ihre Crew
machen einen tollen Job, meiner Meinung
nach machen sie sogar deutlich zu viel.
Doch die Art und Weise, wie einige Jungs
mit ihr umgehen und wie sie vor allem in
den Badezimmern agieren, entspricht weder meinen noch Katjas Vorstellungen.
Gestern war Frau Modler bei mir und hat
mir ihren Abschied angekündigt. Dass diese Frau, die für unsere Jungs immer ein
Lächeln und einen guten Spruch parat
hat, nicht mehr am DFI sein soll, ist für
mich unvorstellbar. Jungs, Ihr habt es nun
in der Hand, es liegt an Euch, ob uns Katja
erhalten bleibt oder hinschmeißt.