Musterartikel Nein zum Milchkuh-Schwindel Die Verkehrsfinanzierung-Initiative der Auto-Lobby reisst ein Milliardenloch in die Bundeskasse. Sie will die Erträge aus der Mineralölsteuer zu 100 Prozent für den Strassenbau einsetzen. Diese rund 1,5 Milliarden Franken pro Jahr fehlen bei der Bildung, beim öffentlichen Verkehr, bei der Landwirtschaft und vielen anderen Staatsaufgaben. Die Initianten behaupten, der Strassenverkehr werde immer teurer und die Autofahrenden seien die «Milchkühe der Nation». Diese Argumentation ist ein Schwindel. Real hat die Belastung durch die Mineralölsteuer rund um die Hälfte abgenommen. Der Widerstand gegen diese schädliche Initiative ist sehr breit aufgestellt. Der Bundesrat, der National- und Ständerat, alle 26 Kantone, der Städte- und Gemeindeverband, wichtige Wirtschaftsorganisationen wie Economiesuisse oder der Bauernverband aber auch Verkehrsverbände wie Verband öffentlicher Verkehr, LITRA, der VCS, praktisch alle Umweltorganisationen, verschiedene Gewerkschaften sowie Konsumentenorganisationen lehnen sie ab. Ebenso die Parteien BDP, CVP, EVP, FDP, GLP, Grüne und SP. Schädliche Umverteilung Als «faire Verkehrsfinanzierung» getarnt, soll eine grosse Umverteilung durchgesetzt werden. Pro Jahr sollen 1.5 Milliarden Franken von der allgemeinen Bundeskasse in die Strassenkasse umverteilt werden. Die Folge wären einschneidende Kürzungen bei wichtigen Staatsaufgaben. Insbesondere die Bildung und die Forschung (-415 Mio./Jahr), der öffentliche Verkehr (-148 Mio./Jahr) und die Landwirtschaft (-198 Mio./Jahr) müssten massiv bluten. Das ist nicht zu verantworten, zumal ein solches Sparpakt den Bund in einer schwierigen Zeit träfe. Wegen der Frankenstärke und des damit verbundenen schwächeren Wirtschaftswachstums mussten bereits jetzt innerhalb von kurzer Zeit Sparprogramme im Umfang von rund 2,5 Milliarden Franken durchgesetzt werden. Noch mehr Sparmassnahmen würden an die Substanz gehen. Doppelter Schwindel Die Lobbyisten hinter der Initiative behaupten, die Automobilistinnen und Automobilisten seien die «Milchkühe der Nation» und müssten immer mehr für die Strasse bezahlen. Das ist falsch. Die reale Belastung durch die Mineralölsteuer hat dank sparsameren Fahrzeugen und der nie ausgeglichenen Teuerung seit 1970 real um mehr als die Hälfte abgenommen. Während man 1970 auf 100 Kilometer rund 14 Franken Mineralölsteuer bezahlen musste, sind es heute noch rund 6 Franken. Die Behauptung mit der Milchkuh ist also ein offensichtlicher Schwindel. Ein zweiter Schwindel ist die Behauptung, es handle sich um eine «Zweckentfremdung», wenn Einnahmen aus der Mineralölsteuer in die Bundeskasse fliessen. Die Mineralölsteuer war nie als reine Zweckabgabe gedacht. Auch keines unserer Nachbarländer kennt eine vollständige Zweckbindung. Mit einem reservierten Anteil von 50 Prozent ist die Strasse in der Schweiz im internationalen Vergleich schon heute sehr privilegiert. Unsinniges Finanzprivileg Es kommt auch niemand auf die Idee, 100 Prozent der Alkoholsteuererträge für die Gastronomie zu reservieren oder die Schulen nur von Eltern mit Kindern finanzieren zu lassen. So funktioniert unser austariertes und bewährtes Steuersystem nicht. Die vollständige Zweckbindung der Mineralölsteuer wäre ein übertriebenes und unsinniges Finanzprivileg für die Strasse. Diese schädliche Initiative verdient ein klares Nein.
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