REVOLUTION IN DER HOTELKÜCHE – GASTRONOMISCHER QUERDENKER MISCHT GRANDHOTEL AUF Seit der Neueröffnung des Reichshof Hamburg bricht Küchenchef Frank Bertram gängige Praktiken mit unkonventionellen Ansätzen und Leidenschaft für sein Handwerk. Er setzt dem Klischee von Convenience Food und schlechten Arbeitsbedingungen in der Hotelgastronomie Produkte aus regionalem Anbau, ein engagiertes Küchenteam und ansteckend gute Laune entgegen. Die Ansprüche, die an das Restaurant „slowman“ des im Juli 2015 wiedereröffneten Hotels Reichshof Hamburg Curio Collection by Hilton gestellt werden, sind nicht einfach unter einen Hut zu bringen: Das Angebot muss sowohl den Geschäftsreisenden mit knappem Timing als auch den an Luxus gewöhnten Hilton-Gast zufriedenstellen, ebenso wie die ältere Dame, die „ihren“ Reichshof schon aus Kindheitstagen kennt. „Das merkt man vor allem beim Frühstück“, sagt Küchenchef Frank Bertram, „einerseits soll der denkmalgeschützte Reichshof gerne den Charme eines kleinen Privathotels haben, aber gleichzeitig möchte natürlich jeder der oftmals mehr als 500 Gäste ohne lange Wartezeit einen freien Platz finden.“ Die schwierige Ausgangslage merkt man dem Küchenteam allerdings nicht an. Was auffällt, sobald man den Reichshof betritt, ist die fröhliche und aufrichtig herzliche Atmosphäre, die in einem unerwarteten Kontrast zur opulenten Pracht der denkmalgeschützten Hotelhalle steht. „Man merkt, dass die Leute einfach richtig Bock auf ihren Job haben. Das ist die beste Motivation. Durch Druck und Anschreien hat noch keiner besser gearbeitet“, erklärt Bertram seine Philosophie. Als „professionelle Ungezwungenheit“ könnte man die Herangehensweise des Küchenchefs beschreiben. In der weitläufigen Küche läuft laute Musik, während eine bunte Mischung aus Profis und talentierten Autodidakten gut gelaunt am Herd steht, aber die Qualität des Ergebnisses muss stimmen. Auf Qualität legt Frank Bertram ohnehin großen Wert. In seine Töpfe kommen nur Produkte, die unter fairen Bedingungen nachhaltig hergestellt werden und Saison haben. Bei der Zubereitung liegt der Fokus auf ehrlichem Kochhandwerk und dem natürlichen, ursprünglichen Geschmack. Mindestens ebenso wichtig ist dem 37-jährigen Küchenchef jedoch der menschliche Aspekt: Das Konzept seines Restaurants slowman stellt den Menschen und seine Fähigkeiten in den Vordergrund, nicht die Schulnoten oder den Lebenslauf. „Liebe zu den Produkten und Spaß an der Verarbeitung sind mir sehr wichtig – und als Gegenseite der Medaille die Wertschätzung der Ergebnisse durch unsere Gäste. Wir wollen sie dazu anregen, den Besuch im slowman als Gesamterlebnis zu sehen, die Atmosphäre und Speisen auf sich wirken zu lassen, und sich dafür Zeit zu nehmen.“ Konkret bedeutet das vor allem eines – viel Arbeit für das Küchenteam. Im slowman wird fast alles selbst gemacht: von den Marmeladen beim Frühstück über die Törtchen und Petit Fours für den Afternoon Tea bis hin zu dem Sushi, das im Restaurant Sushi & Sweets in der Hotelhalle serviert wird. Aber auch für die Hotelgäste bedeutet es eine Umstellung. Sie bekommen zwar eine bessere Qualität, aber auf den ersten Blick wirkt das Konzept für viele wie Verzicht. So ist die Produktauswahl eingeschränkter als bei Hotels vergleichbarer Kategorie, um Abfall zu reduzieren. Nicht 1|3 zehn Sorten Käse oder Schinken stehen beim Frühstück zur Auswahl, sondern zwei oder drei – die sind dann aber aus Weidemilch aus dem benachbarten Schleswig-Holstein hergestellt bzw. stammen vom freilaufenden Eiderstedter Schwein. Eierspeisen kommen nicht wie üblich aus dem praktischen Tetrapack, sondern werden von Hand aus 700 Demeter zertifizierten Bio-Eiern am Tag hergestellt. „Wir verwenden viel Zeit auf die Auswahl unserer Produkte und hinterfragen in Hotelküchen gängige Praktiken. Außerdem sprechen wir viel mit unseren Gästen, um ihnen die Hintergründe zu erklären und für Verständnis zu werben – aber das ist die Hälfte des Spaßes“, sagt der kommunikative Küchenchef schmunzelnd. „Ein bisschen Missionierung für die gute Sache gehört dazu.“ Im Catering für das Tagungsgeschäft geht Frank Bertram ebenfalls andere Wege. Klassische Buffets bietet der Reichshof nicht an, da Bertram eine leidenschaftliche Abneigung gegen warmgehaltenes Essen pflegt und Rechauds auch gerne als „Essenssärge“ bezeichnet. Während die Vorspeisen am Tisch eingedeckt werden, finalisieren die Köche die Hauptspeise im offenen Küchenbereich. Im Gegensatz zum herkömmlichen Buffetansatz ist diese Methode noch etwas langsamer – für Bertram ist das jedoch kein Grund aufzugeben. Gemeinsam mit seinem Team arbeitet er vielmehr daran, Gerichte auf die Minute genau fertigzustellen und die Speisenauswahl für die Bedürfnisse von Tagungsgästen zu optimieren. Kompromisse und eine ständige Feinjustierung sind generell unerlässlich, um Slowfood und die Ansprüche an ein Hotelrestaurant zusammenzubringen. Dazu zählen auch die „Reichshof Klassiker“: vier Einzelgerichte, die die auf einem zweiwöchentlich wechselnden Menü basierende Speisenkarte ergänzen. „Wenn ein Hotelgast nach einem langen Sightseeingoder Arbeitstag nur noch schnell einen Happen essen möchte, müssen wir ihm das natürlich ermöglichen – auch wenn es eigentlich unserem ‚Zeit für Genuss‘-Ansatz widerspricht.“ Auch in puncto Brötchen ist Frank Bertrams Ziel noch nicht erreicht. Ursprünglich wollte er alle Backwaren für das Frühstück selbst produzieren, hat jedoch schnell realisiert, dass 2|3 das mit einem jungen Team und dem hohen Bedarf noch nicht zu bewältigen ist. So wird aktuell ein Viertel des Bedarfs in den großen Öfen der Reichshof-Küche gebacken, während ein Biobäcker den Rest nach einem slowman-Rezept herstellt und morgendlich frisch liefert. „Aber wir arbeiten daran“, sagt Bertram mit seinem charakteristischen Optimismus. Es wäre auch viel zu langweilig für den ruhelosen Querdenker, sich auf dem bisher Erreichten auszuruhen. Die Slowman Saturday Night Frank Bertram – „Arbeit schmeckt“ An Samstagabenden verbindet Frank Bertram seine zwei Leidenschaften: Kochen und Musik. Während er die Zubereitung des „Cook & Rock4-Gang-Menüs“ seinem Team anvertraut, greift er ab 18.00 Uhr als eine Hälfte der „Bämsons“ zu Mikrofon und Gitarre. In der an das Restaurant angrenzenden Bar 1910 macht er gemeinsam mit Bassist David Alleckna, der schon mit Phil Collins, Udo Lindenberg und Nena gespielt hat, Musik. „Unsere Saturday Night spiegelt genau das wider, was das ‚slowman‘ für mich ausmacht – Genuss, Musik und Spaß“, sagt Frank Bertram. „Die Gäste kommen nicht nur kurz vorbei, essen etwas und verschwinden wieder. Sie verbringen einen ganzen, abwechslungsreichen Abend bei uns, nehmen einen Drink in der Bar, Essen in aller Ruhe im Restaurant oder schauen ‚Backstage‘, also in der Küche vorbei, und schnacken mit den Köchen.“ Frank Bertram begann 1997 mit einer klassischen Kochausbildung bei der Bayer AG in seiner Heimatstadt Wuppertal. Nach dieser Lehrzeit zog es ihn für 18 Monate in die USA. Im Hilton Hotel Atlanta arbeitete er im Gourmetrestaurant des Hotels und sammelte dort erste Erfahrungen in der Sternegastronomie. Im Anschluss verschlug es ihn in die Hansestadt Hamburg. Er wurde Teil des Teams, das Karlheinz Hauser für die Neueröffnung des Süllbergs in Blankenese zusammenstellte. Im Anschluss besuchte Frank Bertram die Hotelfachschule Hamburg, um sein praktisches Können mit betriebswirtschaftlichem Wissen zu kombinieren. Hintergrund: Das Restaurant slowman und der Reichshof Hamburg Als der Reichshof Hamburg im Sommer 2015 nach aufwändiger Renovierung neu eröffnet wurde, wagte General Manager Folke Sievers einen ungewöhnlichen Schritt. Anstatt ein klassisches Hilton-Hotelrestaurant zu eröffnen, überzeugte er Gastronom Frank Bertram, mit seinem slowman in den historischen Speisesaal zu ziehen. Dabei trafen Gegensätze aufeinander: Das slowman war nicht nur aus der TV-Sendung „Rachs Restaurantschule“ bekannt, in der es seinen Ursprung hat, sondern auch für seinen unkonventionellen Küchenchef, der die Gäste gerne duzt und samstagabends im Rahmen der „slowman Saturday Night“ im Restaurant seine Musik macht. Der Reichshof hingegen zählte zu den Grandhotels des frühen 20. Jahrhunderts, in dem sich die Hamburger Gesellschaft zum Afternoon Tea oder auf einen Highball traf. Durch die denkmalgeschützte Innenarchitektur versetzt er Besucher noch immer in diese Zeit, insbesondere in der Hotelhalle und dem Restaurant, das dem Speisesaal eines Luxusliners der Vorkriegszeit nachempfunden ist. „Trotz der beeindruckenden Architektur sollen unsere Gäste nicht in Ehrfurcht erstarren und sich nur noch flüsternd unterhalten“, erläutert Folke Sievers seine Philosophie. „Der Reichshof soll ein lebhafter Teil der Hamburger Gastronomieszene sein, und dazu trägt Frank mit seiner lockeren Art und seinem besonderen Ansatz entscheidend bei.“ 3|3 Nach zwei Küchenchefpositionen und einem Jahr als freiberuflicher Koch entschied Frank Bertram sich dazu, ein Jahr lang mit einem „Working Holiday“-Visum um die Welt zu reisen. Er sammelte viele Eindrücke und neue Ideen in Neuseeland, Australien und vor allem in Japan. Und er nutzte die Zeit, um sich intensiv mit dem Thema Sushi auseinanderzusetzen und sich von japanischen Sushiköchen ausbilden zu lassen. Seit 2010 ist Frank Bertram wieder in Hamburg und setzte zusammen mit Hanno Hansch Christian Rachs Idee eines Restaurants mit sozialem Anspruch um. Sie transportierten das TV-Projekt aus der Sendung „Rachs Restaurantschule“ in die Realität, übernahmen das Restaurant nach den Dreharbeiten als geschäftsführende Gesellschafter und entwickelten das besondere Konzept des slowman seither weiter. Fünf Jahre nach der Eröffnung des slowman zog Frank Bertram mit dem ungewöhnlichen Restaurant in das neu eröffnete Hotel Reichshof Hamburg Curio Collection by Hilton. Pressekontakt: PReventas Hamburg Andrea Möller, PR-Beraterin Susannenstraße 26, 20357 Hamburg 040 797 557 829 [email protected] Reichshof Hamburg Curio – A Collection by Hilton Lina Wolf, Marketing & E-Commerce Kirchenallee 34 – 36, 20099 Hamburg 040 370 259 275 [email protected]
© Copyright 2024 ExpyDoc