Böckler impuls 7/2016 28. April 2Verteilung Wer viel verdient, erbt am meisten 3Abgeltungssteuer Rabatt ohne Rechtfertigung 4Betriebsräte Mann vertritt Frau 5Verteilung Organisiert gegen Ungleichheit 5Rente Nicht noch mehr Geld für Riester 6Arbeitszeit Länger gearbeitet, weniger geschafft 6Arbeitsmarkt Gezeichnet fürs Arbeitsleben 7Beschäftigung Teilzeit auf dem Vormarsch Wachstum Zuwanderung stützt die Konjunktur Dank der robusten Inlandsnachfrage bleibt die deutsche Wirtschaft auch in unsicherem Umfeld auf Wachstumskurs. Die Zuwanderung von Flüchtlingen wirkt wie ein Konjunkturprogramm. Das Bruttoinlandsprodukt wird hierzulande 2016 und 2017 um jeweils 1,5 Prozent wachsen. Davon geht das IMK in sei ner aktuellen Prognose aus. Getragen werde der Aufschwung in erster Linie von der Binnenwirtschaft. Die Wechselwirkung zwischen höheren Löhnen, mehr Konsum und steigender Be schäftigung sei in der Lage, die verminderte Exportdynamik auszugleichen. Ungünstig wirken sich unter anderem das Ab flachen des chinesischen Booms, die Sanktionen gegen Russ land und die sinkende Nachfrage der erdölexportierenden Län der aus. Die Flüchtlinge beeinflussen dem IMK zufolge das Wirtschaftswachstum positiv. Die Ökonomen schätzen, dass die Bruttolöhne 2016 um 4,2 Prozent steigen werden. Da außerdem deutliche Renten erhöhungen anstehen, werden die verfügbaren Einkommen preisbereinigt um 2,2 Prozent zulegen. Die Folge: Bei leicht steigender Sparquote verbleibt ein Plus von 2,0 Prozent bei den Konsumausgaben. Damit bleibe der private Verbrauch die wichtigste Säule des Wirtschaftswachstums, so das IMK. Bei der Beschäftigung, die sich 2015 entgegen den Vorhersagen von Mindestlohn-Kritikern ausgesprochen dynamisch entwi ckelt hat, dürfte sich der Aufwärtstrend fortsetzen. Das IMK rechnet 2016 mit einem Zuwachs um 470.000 auf 43,5 Milli onen Erwerbstätige, 2017 sollen noch einmal knapp 400.000 hinzukommen. Gleichzeitig wird es aufgrund der Zuwanderung aber auch etwa 160.000 Arbeitslose mehr geben. Die Forscher erwarten, dass die Migration „spürbare“ po sitive Auswirkungen auf die Konjunktur haben wird. In einer Modellsimulation haben sie berechnet, wie sich die Wirtschaft mit und ohne Zuzug von Flüchtlingen entwickeln würde. Die Annahmen: 2016 werden insgesamt 400.000 Menschen Zu flucht in Deutschland suchen, im Folgejahr 200.000. 70 Prozent von ihnen dürfen bleiben, rund drei Viertel befinden sich im er werbsfähigen Alter, die Erwerbsbeteiligung steigt allmählich von zunächst 45 Prozent, die anfängliche Arbeitslosenquote beträgt 80 Prozent, die Ausgaben für die Integration entspre chen einem Aufschlag von zehn Prozent auf die unmittelba ren Unterbringungs- und Versorgungskosten. Jedem zweiten Flüchtling folgt im Rahmen des Familiennachzugs eine weite re Person nach Deutschland. Unter diesen Voraussetzungen entstehen dem Staat in den Jahren 2016 und 2017 Mehrausga ben in Höhe von insgesamt 27,4 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Szenario ohne Zuwanderung ist die Wirtschaftsleistung 0,6 Prozent höher. Die Mehrausgaben finanzieren sich zu ei nem erheblichen Teil selbst: Den Berechnungen zufolge steigt der Anteil der Kosten, die durch Mehreinnahmen gedeckt wer den, bis 2017 auf nahezu 50 Prozent.< Quelle: Gustav Horn u.a.: Deutsche Konjunktur robust in rauem Klima. Prognose der wirtschaftlichen Entwicklung 2016/2017 Download: bit.do/impuls0343 Höhere Löhne, viel Konsum, robustes Wachstum So entwickeln sich im Vergleich zum Vorjahr ... reales Bruttoinlandsprodukt Prognose 1,7 % 2015 2016 2017 1,5 % 1,5 % privater Konsum 1,9 % 2,0 % 1,8 % Bruttolöhne 4,0 % 4,2 % 4,1 % Zahl der Erwerbstätigen 0,8 % 1,1 % 0,9 % Quelle: IMK 2016 Grafik: bit.do/impuls0344 Daten: bit.do/impuls0345 VErteilung Wer viel verdient, erbt am meisten Menschen mit hohem Einkommen erhalten besonders oft und besonders viel Geld aus Schenkungen und Erbschaften. So konzentriert sich Reichtum über die Generationen. Steuern auf Vermögen könnten dem entgegenwirken – werden aber kaum erhoben. Erbschaften und Schenkungen verstärken bestehende Un gleichheit. Das zeigt eine Studie der DIW-Forscher Christian Westermeier und Markus Grabka sowie Anita Tiefensee von der Hertie School of Governance. Der Staat trägt das Seine dazu bei: Nach zwei Jahrzehnten, die in Deutschland vor al lem durch Entlastungen für Wohlhabende geprägt waren, wir ke die Steuerpolitik „der Kluft zwischen Arm und Reich“ kaum noch entgegen, schreiben die Wissenschaftler. Wer hat, dem wird gegeben – dieses Muster beobachten die Forscher mit kleinen Unterschieden in allen acht Eurolän dern, für die aussagekräftige Daten aus der repräsentativen Household Finance and Consumption Survey der europäischen häufig geerbt oder Schenkungen empfangen wie Haushalte aus dem untersten Fünftel. Eine deutsche Besonderheit: Hier erhalten bereits Menschen in der Altersklasse von 35 bis 44 hohe Transfers. Das ist früher als in den meisten anderen Län dern und deutet nach Ansicht der Forscher auf eine besonde re Bedeutung von Schenkungen hin. Hohes Einkommen, höhere Transfers Westdeutsche Haushalte, die bereits geerbt haben oder be schenkt wurden, erhielten im Durchschnitt 193.000 Euro, zei gen die Berechnungen der Forscher. Mit diesem Wert liegen die Deutschen auf Platz drei – nach Zyprern und Österreichern. In allen untersuchten Län dern ist der Durchschnitt weitaus höher als der Me dian. Dies weist den For Besserverdiener erben mehr oberstes Fünftel schern zufolge „auf die Von allen Haushalten, die geerbt haben, erhalten je nach Einkommensklasse im Schnitt ... 304.000 Euro hoheUngleichheit der empfangenen Transfers“ hin. In Westdeutschland unterstes 2. 3. 4. heißt das konkret, dass Fünftel erbende oder beschenk te Haushalte, die zum 194.000 Euro bestverdienenden Fünf 158.000 Euro tel zählen, im Schnitt 130.000 Euro 304.000 Euro bekom 97.000 Euro men haben. Im mittleren Fünftel waren es durch schnittlich 158.000 Euro. Die – relativ wenigen – Empfänger von Erbschaf ten oder Schenkungen im Erbschaften und Schenkungen in Westdeutschland bis 2010 von außerhalb des Haushalts untersten Fünftel erhiel Quelle: Westermeier u. a. 2016 Grafik zum Download: bit.do/impuls0346 ten im Schnitt lediglich 97.000 Euro. Zentralbanken vorliegen. Neben Deutschland sind dies Belgi In fast allen untersuchten Ländern setzt die Steuerpolitik en, Frankreich, Griechenland, Österreich, Portugal, Spanien der Vermögenspolarisierung beim Übergang auf die nächste und Zypern. Bis zum Untersuchungsjahr 2010 hatten je nach Generation wenig bis fast nichts entgegen. So schafften Ös Land zwischen 27 und 40 Prozent der Haushalte mindestens terreich, Zypern und Portugal die Erbschaftsteuer weitgehend einmal geerbt oder eine Schenkung erhalten. In die Analyse ab. In Deutschland könnten „durch hohe Freibeträge, die sich flossen nur Geldtransfers zwischen Haushalten ein. Übertra nach zehn Jahren erneuern“ auch Privatvermögen „fast steu gungen unter Eheleuten oder an Kinder, die noch bei ihren El erfrei an die nächste Generation übertragen werden“, so die tern leben, blieben also außen vor. Daher dürfte das Transfer Forscher. Das komme vor allem Wohlhabenden zugute, eben volumen unterschätzt sein, vor allem in Südeuropa, wo mehr so wie die Aussetzung der Vermögenssteuer und Absenkun Menschen unter einem Dach leben. Trotzdem ist der Wert aller gen bei der Besteuerung von Unternehmen, Kapitalerträgen erfassten Erbschaften und Schenkungen sehr groß. In West und hohen Einkommen. Dabei, betonen die Wissenschaftler, deutschland – die neuen Länder konnten in die Studie nicht ließen sich „mit zusätzlichen Mitteln aus vermögensbezoge einbezogen werden, weil die Bewertung von Erbschaften aus nen Steuern auch Instrumente finanzieren, die die Chancen DDR-Zeiten schwierig ist – entspricht er fast einem Drittel der gleichheit erhöhen“ – beispielsweise ein besseres, durchläs aktuellen Haushaltsnettovermögen. Dabei zeigt sich eine hohe sigeres Bildungssystem.< soziale Ungleichheit. In Deutschland und Österreich haben Haushalte, die beim Quelle: Christian Westermeier, Anita Tiefensee, Markus Grabka: Erbschaften in Europa: Wer viel Einkommen zu den obersten 20 Prozent zählen, doppelt so verdient, bekommt am meisten. DIW-Wochenbericht 17/2016 Download: bit.do/impuls0347 Böckler Impuls · 7/2016 · Seite 2 Abgeltungssteuer Rabatt ohne Rechtfertigung Seit 2009 müssen Steuerpflichtige in Deutschland nie mehr als 26,4 Prozent ihrer Kapitaleinkünfte an den Fiskus abgeben. Was seinerzeit als Notwehrmaßnahme gegen Steuerflucht eingeführt wurde, ist heute nicht mehr zeitgemäß. Das Kapital ist ein scheues Reh, stets auf dem Sprung ins nächste Steuerparadies. Dieser Auffassung war die Einfüh rung der Abgeltungssteuer geschuldet. Kernargument des da maligen Finanzministers Peer Steinbrück: Wenn der geltende Spitzensteuersatz von den Beziehern hoher Dividenden oder Zinseinkünfte ohnehin nicht gezahlt würde, weil deren Depots außerhalb der Reichweite der deutschen Steuerverwaltung lä gen, müsse der Staat ihnen ein günstigeres Angebot machen, um überhaupt Steuern auf Kapitalerträge einzunehmen. So werden heute auch für Millionäre nicht mehr als 25 Prozent plus Solidaritätszuschlag – zusammen 26,4 Prozent – fällig. Schon 2009 war die Einführung der Abgeltungssteuer nicht unumstritten. Aus zwei Gründen erscheint sie heute aber noch mögen sowie von hohen Einkommen in den meisten EU-Län dern festzustellen“. Allein zwischen 1998 und 2008 sei in der EU der durchschnittliche Spitzensatz der Einkommenssteuer von 46 auf 38 Prozent gesunken. Bis 2014 stieg er wieder auf 40 Prozent. Deutlicher ist der Abwärtstrend bei der Körper schaftssteuer. Kapitalgesellschaften zahlen aktuell im europäi schen Schnitt nur 25 Prozent. 1998 waren es noch 34 Prozent. Hinzu komme eine strukturelle Veränderung vieler Steu ersysteme, analysiert die Ökonomin. Der Trend ging zur so genannten Dualisierung der Einkommensbesteuerung. Das heißt: Arbeitseinkommen werden progressiv besteuert wie bisher, für Kapitaleinkommen gelten hingegen relativ niedri ge Pauschalsätze – gleichgültig, ob es sich bei den Beziehern von Zinsen, Dividenden oder Spekulationsgewinnen um Kleinsparer oder Einkommensmillionäre handelt. Dahinter standen Schratzenstaller zufolge einerseits Konsum und Arbeit am stärksten besteuert die Überlegungen von Finanzwissenschaftlern der So viel erhielt der Staat 2015 durch Steuern auf ... 1970er- und 1980er-Jahre, die Steuern auf Kapital einkommen am liebsten ganz abgeschafft hätten. Kapital Andererseits setzte ein verschärfter internationa Steuern auf Gewinn- und Vermögenseinkommen ler Steuerwettbewerb die Staaten unter Druck. Im Arbeit 94 Milliarden Euro EU-Durchschnitt fallen heute 22 Prozent Steuern auf Lohnsteuer Kapitaleinkünfte an, wobei besonders in Osteuropa 179 Milliarden Euro niedrige Steuersätze dominieren. darunter Abgeltungssteuer Die Zeit ist reif für Umverteilung In einer Zeit, in der die wachsende Ungleichheit im mer mehr zum ökonomischen und gesellschaftli chen Problem wird, sollte sich die Steuerpolitik nach Auffassung Schratzenstallers wieder der progres siven Umverteilung von Einkommen annehmen. Sonstiges Für Deutschland heißt das: Statt pauschaler Abgel Konsum Von Bier- bis tungssteuer würde für Bezieher hoher Kapitalein Umsatzsteuer Versicherungssteuer künfte wieder der an der persönlichen finanziellen 137 Milliarden Euro 210 Milliarden Euro Leistungsfähigkeit orientierte Einkommensteuersatz zur Geltung kommen. Bei steigenden Einnahmen könnten im Gegenzug die Mehrwert- und Lohnsteu Quelle: BMF 2016 Grafik zum Download: bit.do/impuls0348 ern sinken, die vor allem von Normal- und Gering verdienern gezahlt werden. Grundsätzlich würde eine höhere Besteuerung von Kapitaleinkünften die fragwürdiger als damals, stellt Margit Schratzenstaller vom Ös selben Ziele erfüllen wie eine Wiedereinführung der Vermö terreichischen Institut für Wirtschaftsforschung fest. Erstens genssteuer. hat sich die internationale K ooperation beim Kampf gegen Ein weiteres Argument für die Abschaffung der Abgeltungs Steuerhinterziehung in jüngster Zeit substanziell verbessert, steuer nennt der Wirtschaftsprofessor Manfred Gärtner von etwa durch von der OECD erarbeitete globale Standards zum der Universität St. Gallen: Wenn die Einführung der Pauschal automatischen Informationsaustausch. Auch wenn – Stich steuer eine Notwehrmaßnahme in einer bestimmten histori wort Panama Papers – längst nicht alle Lücken geschlossen schen Situation war, gebiete es „der politische Anstand“, die sind. Zweitens setzt sich in der Wissenschaft die Erkenntnis Steuer zurückzunehmen, sobald die Notsituation nicht mehr durch, dass die weltweit zunehmende Ungleichheit der wirt besteht – weil es heute wesentlich schwieriger ist, Steuern auf schaftlichen Entwicklung mehr schadet als nützt, wie neuer Kapitaleinkünfte zu hinterziehen, als es 2009 der Fall war.< dings auch in Publikationen von OECD oder IWF zu lesen ist. Quellen: Margit Schratzenstaller: Gute Gründe für eine substanzielle Kapitalbesteuerung; Die Steuerexpertin konstatiert, seit Anfang der 1980er-Jahre Manfred Gärtner: Abgeltungssteuer adieu: Eine Frage des Anstands und gut für alle, sei „ein genereller Trend zur steuerlichen Entlastung von Ver in: Wirtschaftsdienst 2/2016 8 Milliarden Euro Böckler Impuls · 7/2016 · Seite 3 Betriebsräte Mann vertritt Frau Frauen dürfen bei Betriebsratswahlen nicht benachteiligt werden. Doch da wo viele Frauen arbeiten, gibt es zu wenige weibliche Betriebsräte. Eine Gesetzesänderung könnte die „Vertretungslücke“ schließen. Der Frauenanteil in Betriebsräten ist in den vergangenen Jah ren deutlich gestiegen. Allerdings sind Frauen ausgerechnet in Betrieben, in denen sie die Mehrheit der Belegschaft stellen, nach wie vor unterrepräsentiert, wie Helge Baumann, Wolfram Brehmer, Dietmar Hobler, Christina Klenner und Svenja Pfahl vom WSI und SowiTra herausgefunden haben. Für ihre Ana lyse haben die Forscher die WSI-Betriebsrätebefragung 2015 ausgewertet. Diese beruht auf einer Umfrage unter mehr als 4.000 Betriebsräten aus verschiedenen Branchen – sie ist die aussagekräftigste Quelle zur Zusammensetzung von Betriebs räten in Deutschland. Nach den WSI-Daten liegt der Frauenanteil in mitbestimm ten Betrieben im Schnitt bei rund 42 Prozent. In den Betriebs ratsgremien dieser Firmen sind knapp 39 Prozent aller Man datsträger weiblich. Verglichen mit vorherigen Amtsperioden sei „eine erheblich bessere Repräsentanz“ erreicht worden, schreiben die Autoren. Auch im Vergleich zur Situation in Auf sichtsräten oder gar Vorständen ist die Gleichstellung in Be triebsräten deutlich weiter. Zu verdanken ist das einer Novellie rung des Betriebsverfassungsgesetzes im Jahr 2001. Seitdem heißt es dort: „Das Geschlecht, das in der Belegschaft in der Minderheit ist, muss mindestens entsprechend seinem zah lenmäßigen Verhältnis im Betriebsrat vertreten sein, wenn die ser aus mindestens drei Mitgliedern besteht.“ Je höher der Frauenanteil, desto größer die Lücke den Aufgaben im Betriebsrat in der ohnehin kürzeren Arbeits zeit gerecht zu werden. Teilzeitbeschäftigte mit privaten Ver pflichtungen werden sich daher genau überlegen, ob sie ein Mandat und erst recht den Vorsitz im Betriebsrat übernehmen können. Hier könnten beispielsweise bessere Regelungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder flexible Arbeitszeit modelle helfen. Änderung der Wahlordnung ist nötig „Die im Betriebsverfassungsgesetz verankerte Mindestrege lung für das Minderheitengeschlecht war ein großer Schritt in die richtige Richtung, ist aber noch nicht ausreichend“, schrei ben die Wissenschaftler. Sie empfehlen, dass Frauen und Män ner genau so im Betriebsrat vertreten sein sollten, wie es ihren Anteilen an der Belegschaft entspricht. „Eine anteilige Re präsentanz beider Geschlechter stellt keine Bevorteilung dar, sondern würde beide Geschlechter – unabhängig davon, ob sie die Mehrheit oder Minderheit in der Belegschaft darstel len –, vor Benachteiligung schützen.“ Dazu wäre neben einer Neufassung der Quotenregelung eine Änderung der Wahlord nung nötig: Das bisherige Verfahren zur Sitzverteilung nach d’Hondt könne in bestimmten Situationen für verzerrte Ergeb nisse sorgen, so die Experten. Es sollte ersetzt werden durch eines der beiden anerkannten Verfahren von Hare/Niemeyer oder Sainte-Laguë/Schepers.< Quelle: Helge Baumann, Wolfram Brehmer, Dietmar Hobler, Christina Klenner, Svenja Pfahl: Wo es nur wenige weibliche Beschäftigte gibt, sind Frauen im Frauen in Betriebsräten – zur Umsetzung des Minderheitenschutzes bei Betriebsratswahlen, Betriebsrat laut WSI sogar leicht überrepräsentiert. Bei Betrie WSI-Report, im Erscheinen ben, in denen zwischen 30 und 50 Prozent der Be schäftigten weiblich sind, entsprechen die Frau enanteile im Betriebsrat weitgehend denen in der Im Betrieb in der Mehrheit, im Betriebsrat unterrepräsentiert Belegschaft – so wie es das Gesetz vorsieht. Bei Be trieben, in denen Frauen die Mehrheit der Beschäf In Betrieben mit einem Frauenanteil von ... tigten stellen – wo also der „Minderheitenschutz“ nicht mehr greift – haben sie jedoch häufig ver unter 30 Prozent ... sind im ... der Betriebsräte weiblich 21 % gleichsweise wenige Sitze. „Frauen sind im Be Durchschnitt ... der Mitarbeiter weiblich 15 % triebsrat eher entsprechend ihres Belegschaftsan teils repräsentiert, wenn sie die Minderheit in der Belegschaft stellen. Anders sieht es aber aus, wenn die Belegschaft weiblich dominiert ist, denn dann 30 bis 49 Prozent 36 % sind Frauen im Betriebsrat im Allgemeinen unterre 37 % präsentiert“, erklären die Wissenschaftler. Tenden ziell gelte dabei: Je höher der Frauenanteil, desto größer die „Vertretungslücke“. 50 bis 69 Prozent 47 % Auffällig ist auch: Nur in jedem vierten Gremium 57 % steht eine Frau an der Spitze. Selbst weiblich do minierte Betriebsräte haben überwiegend männli che Vorsitzende. Außerdem hätten Frauen mit zu nehmender Betriebsgröße seltener den Vorsitz inne, über 70 Prozent 63 % so die Forscher. 78 % Eine mögliche Erklärung: Frauen arbeiten häufi ger als Männer in Teilzeit. Unabhängig davon, ob die se freiwillig gewählt wird oder nicht, fällt es schwer, Quelle: WSI-Betriebsrätebefragung 2015 Grafik zum Download: bit.do/impuls0349 Böckler Impuls · 7/2016 · Seite 4 Verteilung Organisiert gegen Ungleichheit Starke Gewerkschaften verhindern, dass die Einkommen auseinanderdriften. Gewerkschaften sorgen dafür, dass auch die Beschäftigten am unteren Rand der Firmenhierarchie anständig bezahlt werden. Dadurch verringern sich die Einkommensunterschiede in der Gesellschaft. Das sehen allerdings nicht alle Ökonomen so. An hänger vollkommen unregulierter und flexibler Märkte argu mentieren: Gewerkschaften heben das Lohnniveau ihrer Mit glieder über den Marktpreis, was zu weniger Beschäftigung führt. Das Ergebnis ist nach dieser Theorie mehr Arbeitslosig keit – und damit mehr Ungleichheit. Der Wirtschaftswissen schaftler Dierk Herzer, Professor an der Helmut-Schmidt-Uni versität in Hamburg, hat empirisch untersucht, wer recht hat. Sein Ergebnis: „Länder mit geringerem Organisationsgrad ten dieren zu höherer Ungleichheit“. Seine Untersuchung basiert auf Zahlen aus der Datenbank des Amsterdam Institute for Advanced Labour Studies, die Angaben zur Mitgliederstärke der Gewerkschaften enthält, und der Standardized World Income Inequality Database, die von der Universität Iowa gepflegt wird. Für den Zeitraum von 1986 bis 2010 konnte Herzer mithilfe dieser Quellen den ge werkschaftlichen Organisationsgrad der Beschäftigten sowie die Ungleichheit der Nettoeinkommen in 20 Ländern rekonst ruieren. Darunter sind die meisten westeuropäischen Staaten wie Deutschland, Frankreich oder Großbritannien, aber auch die Türkei, Südkorea oder Kanada. Die größten Einkommens unterschiede weist Chile auf, die geringsten Schweden. Dort Mehr Gewerkschafter, weniger Ungleichheit 0,5 Ungleichheit (Gini-Koeffizient) Chile 0,4 0,3 Deutschland 0,2 0 20 40 Schweden 60 80 100 Organisationsgrad (in Prozent der Beschäftigten) Quelle: Herzer 2016 Grafik: bit.do/impuls0350 Daten: bit.do/impuls0351 sind mit fast 80 Prozent gleichzeitig die meisten Arbeitneh mer in einer Gewerkschaft. Im Durchschnitt aller Länder zei gen sich während des 25-jährigen Untersuchungszeitraums eine klare Zunahme der Ungleichheit und ein Rückgang des gewerkschaftlichen Organisationsgrades. Detaillierte statistische Auswertungen machen deutlich, dass zwischen beiden Variablen ein klarer Zusammenhang be steht. In den meisten Ländern gehen rückläufige Mitglieder zahlen der Arbeitnehmerorganisationen und die Zunahme der Ungleichheit Hand in Hand. Dabei ist die Wirkungsrichtung nach der Analyse des Forschers nicht eindeutig: Sind die Ge werkschaften einmal geschwächt, wachsen die Einkommens unterschiede, gleichzeitig gilt aber: Höhere Ungleichheit führt zu einem geringeren Organisationsgrad. Nicht beobachten ließ sich der geschilderte Zusammen hang in Ländern mit relativ wenig organisierten Beschäftigten wie in Chile, der Türkei, aber auch Frankreich.< Quelle: Dierk Herzer: Unions and Income Inequality: A Hetereogenous Panel Co-integration and Causality Analysis, in: LABOUR, März 2016 (online) rente Nicht noch mehr Geld für Riester In der gegenwärtigen Form kann die Riesterrente die Lücke in der Altersvorsorge nicht schließen. Die Politik sollte den Schwerpunkt auf die gesetzliche Rente legen. Rund elf Millionen Personen in Deutschland „riestern“. Die Summe der staatlichen Förderung wird auf rund 3,5 Milliar den Euro pro Jahr geschätzt. Trotz dieses stattlichen Betrags zieht sich der Staat nach und nach aus der Förderung zurück, zeigt eine Studie des WSI-Forschers Florian Blank. Der Wis senschaftler hält das aber für keinen Nachteil, weil die Ries terrente nie gehalten habe, was sie versprach. Vielmehr sieht Blank die Möglichkeit, die geförderte private Alterssicherung „auszuschleichen“. Weil die verschiedenen Zulagen nicht automatisch an die Preisentwicklung angepasst werden, gehen die Förderbeträge real zurück. So sank der preisbereinigte Wert der Grundzula ge zwischen 2008 und 2015 von 154 auf 142 Euro, die Kinder zulage von 300 Euro war real zuletzt nur noch 277 Euro wert. Für Neusparer sei damit der Anreiz gesunken, Riesterver träge abzuschließen, so Blank. Wer bereits riestert, bekommt real betrachtet jedes Jahr weniger vom Staat dazu. Gleichzei tig müssen Sparer, die Wert auf die volle öffentliche Förderung legen, ihren Eigenbeitrag regelmäßig erhöhen. Im Ergebnis verliert die Riesterrente gerade für Bezieher niedriger Einkommen an Reiz. Es entstehen weitere Vorsor gelücken. Anstatt nun aber mit höheren Zulagen gegenzu steuern, sollte die Chance zu einem Ausstieg genutzt werden, argumentiert Blank. Es sei zu fragen, „ob das Geld nicht sozi alpolitisch sinnvoller eingesetzt werden“ kann. Konkret hält er die Rückkehr zu einer starken, gesetzlichen Rentenversiche rung für das beste Modell. Nicht zuletzt das Beispiel Österreich zeige die Leistungsfähigkeit der gesetzlichen Rente als zentra le Säule der Alterssicherung.< Quelle: Florian Blank: Einstieg in den Ausstieg? – Die Entwicklung der Förderung der „Riester-Rente“, in: Sozialer Fortschritt 4/2016 Böckler Impuls · 7/2016 · Seite 5 Arbeitszeit Länger gearbeitet, weniger geschafft Zu lange Arbeitstage schaden nicht nur der Gesundheit, sondern auch der Produktivität. Wer lange an der Werkbank steht oder im Büro sitzt, schafft auch viel. Diese Einstellung ist weit verbreitet. Dennoch ist fraglich, ob Beschäftigte, die sehr viele Arbeitsstunden leisten, wirklich mehr produzieren. Schließlich nimmt mit zunehmen der Erschöpfung das Arbeitstempo ab, die Fehler häufen sich und letztlich fordert die Gesundheit ihren Tribut: Die Zahl der Krankheitstage steigt. Allerdings ist es schwierig, solche Ef fekte in der Realität nachzuweisen. Die Untersuchungsgruppe müsste nämlich zwei Eigenschaften aufweisen. Erstens sollte es sich um Beschäftigte handeln, deren Arbeitszeiten in einer großen Bandbreite schwanken. Zweitens muss sich der Out put je Arbeitnehmer relativ präzise bestimmen lassen. Auf einen alten, aber gut geeigneten Datensatz ist der Wirt schaftsprofessor John Pencavel von der amerikanischen Uni versität Stanford gestoßen. Er hat Aufzeichnungen aus briti schen Munitionsfabriken im Ersten Weltkrieg neu ausgewertet. Je nach militärischem Bedarf unterlagen die Arbeitszeiten sei nerzeit extremen Schwankungen. In Spitzenzeiten stiegen sie auf 60, in Einzelfällen auf 100 Wochenstunden. Phasenweise bekamen die Beschäftigten – mehrheitlich Frauen – nicht ein Arbeitsmarkt Gezeichnet fürs Arbeitsleben Sich unter die Nadel zu legen, verringert die Chancen, einen Job zu finden. Tätowierungen sind in den vergangenen Jahren zum Main stream-Phänomen geworden, schreiben Rik Dillingh, Peter Kooreman und Jan Potters. Das heißt aber nicht, dass sie ih ren Trägern keine Probleme machen können. Die Ökonomen von der Universität Tilburg haben untersucht, ob sich Tattoos messbar auf den Erfolg am Arbeitsmarkt auswirken. Sie kön nen zum Teil negative Effekte nachweisen. Die Studie der Wirtschaftswissenschaftler basiert auf Be fragungsdaten von mehr als 5.200 Niederländern, die über eine Zufallsstichprobe des Melderegisters ausgewählt wur den. Gut zehn Prozent der Teilnehmer gaben im Mai 2013 an, tätowiert zu sein. 40 Prozent von ihnen haben sich Tattoos am Oberarm stechen lassen, ein Drittel am Rücken oder Bauch. Für gut sichtbare Stellen wie Gesicht, Kopf, Nacken oder Hän de haben sich zwölf Prozent entschieden. Als Motive domi nieren Texte, Tiere, Herzen, Sterne, Kreuze und keltische oder Stammessymbole. Immerhin sechs Prozent sind der Meinung, dass ihr Hautschmuck auf andere anstößig wirken könnte. Der Auswertung zufolge nimmt der Anteil der Tätowierten über die Generationen hinweg stetig zu. Im Vergleich zum Rest Böckler Impuls · 7/2016 · Seite 6 mal sonntags frei. Weil in der Regel Akkordlohn gezahlt wur de, liegen auch präzise Angaben über den Output vor. Es zeigt sich: Übersteigt die Wochenarbeitszeit bestimmte Werte, nimmt die Produktionsmenge kaum noch oder gar nicht mehr zu. Beispielsweise stellte eine Gruppe von 100 Arbeiterin nen, die Sicherungen montieren mussten, in Wochen mit 60 oder 70 Arbeitsstunden nicht mehr her als in Wochen mit 48 Stunden. Die Sonntagsarbeit war nicht nur überflüssig, son dern am Ende sogar kontraproduktiv. In Wochen ohne freien Tag lag die Produktivität etwa zehn Prozent niedriger als sonst. Die Grenzwerte, ab denen zusätzliche Arbeit den wirtschaft lichen Ertrag nicht mehr erhöht, dürften von Job zu Job vari ieren, so Pencavel. Dies sei jedoch kein Grund, das Thema zu ignorieren, wie es heute in der Ökonomie häufig geschehe. Gesetzliche oder tarifliche Arbeitszeitgrenzen sollten nicht als hinderliche Beschränkungen unternehmerischer Gestaltungs spielräume verstanden werden, sondern als „aufgeklärter“ Me chanismus zur Steigerung von Effizienz und Wohlstand.< Quelle: John Pencavel: The Productivity of Working Hours, in: The Economic Journal, Dezember 2015 Bunter Bizeps Tätowierte haben Tattoos im Bereich ... Bauch und Rücken 32,6 % Kopf und Gesicht 7,4 % Nacken 2,3 % Oberarm 39,6 % Unterarm 23,2 % Hände 4,5 % Oberschenkel 2,0 % Wade und Schienbein 14,8 % Sonstige 15,2 % Füße 6,6 % Werte addieren sich zu mehr als 100 Prozent – eine Person kann mehrere Tattoos haben Quelle: Dillingh u. a. 2016 Grafik: bit.do/impuls0352 der Bevölkerung sind unter ihnen überdurchschnittlich viele Arbeiter, Singles, Kinderlose, Raucher, Übergewichtige, Städ ter, Geringqualifizierte und Konfessionslose sowie mehr Men schen mit seelischen oder körperlichen Gesundheitsproblemen. Wenn man diesen Besonderheiten statistisch Rechnung trägt, um den Effekt von Tattoos auf die Arbeitsmarktaussichten zu isolieren, zeigt sich: Das Einkommen beeinflussen Tätowierun gen nicht. Auf die Wahrscheinlichkeit, überhaupt erwerbstä tig zu sein, wirken sie sich dagegen signifikant negativ aus.< Quelle: Rik Dillingh, Peter Kooreman, Jan Potters: Tattoos, Life Style and the Labor Market, IZA Discussion Paper Nr. 9675, Januar 2016 Download: bit.do/impuls0353 Beschäftigung Teilzeit auf dem Vormarsch Die atypische Beschäftigung nimmt zu. Das liegt an mehr Teilzeitjobs und Leiharbeit. Die Zahl der Minijobs geht hingegen zurück. Rund 39 Prozent aller abhängig Beschäftigten in Deutschland waren 2015 in Teilzeit, Leiharbeit oder Minijobs tätig. Zwar stieg auch die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Vollzeit, noch stärker hat allerdings die atypische Beschäf tigung zugenommen. Im Vergleich zum Vorjahr nahm der An teil der atypischen Jobs um 0,4 Prozentpunkte zu – er befindet sich auf dem höchsten Stand seit 13 Jahren, wie die WSI-Da tenbank „Atypische Beschäftigung“ zeigt. „Insbesondere die Zahl der Teilzeit- und Leiharbeiter hat zugenommen“, sagt To ralf Pusch, Arbeitsmarktexperte des WSI. Mehr Teilzeit, Minijobs und Leiharbeit im Westen Der Anteil der atypischen Beschäftigung beträgt ... unter 35 % 35 bis 37,9 % 38 bis 40,9 % 41 bis 43,9 % 44 bis 46,9 % 47 bis 49,9 % Kiel Rostock über 50 % Hamburg Bremen Hannover Magdeburg Essen Erfurt Köln Frankfurt Das WSI wertet für seine Datenbank Statistiken der Bundes agentur für Arbeit (BA) aus, die als einzige Quelle alle abhängig Beschäftigten regional differenziert registriert. Der vom WSI berechnete Anteil fällt höher aus als die vom Statistischen Bun desamt berichtete Quote. Dies liege an einer umfangreicheren Erfassung von Teilzeitarbeit durch die BA, erklärt Pusch. Au ßerdem seien Schüler, Studenten und Rentner bei den Zahlen des Statistischen Bundesamtes ausgeklammert. Am stärksten verbreitet ist atypische Beschäftigung in den westdeutschen Flächenländern: Schleswig-Holstein kommt mit 43,1 Prozent auf den höchsten Wert, gefolgt von Rhein land-Pfalz mit 42,2 und Niedersachsen mit 41,7 Prozent. Auf Stadt- und Kreisebene weist Delmenhorst mit 54,1 Prozent die höchste Quote atypischer Jobs auf. Auch in den Kreisen Os terholz, Neustadt an der Weinstraße, Kusel, Rhein-Pfalz-Kreis und Landshut liegt die Quote über 50 Prozent. Im Osten Deutschlands sind die Werte meist deutlich niedriger. Pusch führt dies auf andere Erwerbsmuster bei Frau en zurück. Dass Frauen im Westen deutlich häufi ger atypisch beschäftigt sind, liege unter anderem an traditionellen Rollenbildern sowie an unzurei chenden Möglichkeiten der Kinderbetreuung. Am niedrigsten ist der Anteil atypischer Beschäf tigung auf Länderebene in Thüringen mit 36 Pro zent. Auf den mit Abstand niedrigsten Wert un ter den Städten und Kreisen kommt Wolfsburg Berlin mit 23,1 Prozent. Den WSI-Daten zufolge arbeiten etwa 22,4 Prozent aller abhängig Beschäftigten in Teilzeitjobs. Diese Gruppe macht den größten Anteil der atypischen Beschäftigung aus. Längst nicht jede Teilzeitbeschäftigung sei Dresden prekär, betont Pusch. Doch häufig ent spreche Teilzeit nicht den eigentlichen Wünschen der Beschäftigten. Der Anteil der besonders schlecht bezahlten und ab gesicherten Minijobber im Haupterwerb ging erst mals seit längerem merklich zurück – er sank um 0,7 Pro zentpunkte auf 14,4 Prozent an der Gesamtbeschäftigung.< Quelle: WSI-Datenbank „Atypische Beschäftigung“ Download: bit.do/impuls0354 Was ist Teilzeitarbeit? Saarbrücken Stuttgart München Nach der gesetzlichen Definition liegt Teilzeitbe schäftigung vor, wenn die regelmäßige Wochenar beitszeit eines Arbeitnehmers kürzer ist als die einer vergleichbaren Vollzeitkraft im selben Betrieb. Nach dieser Definition richten sich die Bundesagentur für Arbeit und auch das WSI. Das Statistische Bundes amt spricht hingegen von Teilzeit, wenn die wöchent liche Arbeitszeit weniger als 21 Stunden beträgt. Quelle: WSI 2016 Grafik zum Download: bit.do/impuls0355 Daten: bit.do/impuls0356 Böckler Impuls · 7/2016 · Seite 7 impressum Herausgeber: Hans-Böckler-Stiftung Hans-Böckler-Straße 39, 40476 Düsseldorf, Telefon: +49 211 77 78-0 Verantwortlicher Geschäftsführer: Dr. Wolfgang Jäger Leiter Öffentlichkeitsarbeit: Rainer Jung Redaktion: Philipp Wolter (Leitung), Sabrina Böckmann, Jörg Hackhausen, Dr. Kai Kühne [email protected] Telefon: +49 211 77 78-631, Telefax: +49 211 77 78-4631 Druck und Versand: Setzkasten GmbH, Kreuzbergstraße 56, 40489 Düsseldorf Nachdruck nach Absprache mit der Redaktion und unter Angabe der Quelle frei www.boecklerimpuls.de Einkommen Bildung Vier Millionen profitieren vom Mindestlohn Gebildete Flüchtlinge Kurz vor Einführung des Mindestlohns gab es in Deutschland 5,5 Millionen Jobs, deren Bezahlung unter 8,50 pro Stunde lag. Davon kamen vier Millionen unter den Schutz des Min destlohngesetzes – für die restlichen gelten Ausnahmen. Junge Flüchtlinge mit guten Aussichten auf Asyl haben häufig eine gute Schulbildung. Laut einer aktuellen Ana lyse des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) könnte gut die Hälfte der 18- bis 24-Jährigen ein Gymnasium oder eine Hochschule besuchen. Sie müssten dabei mit Studienkollegs und vorbereitenden Kursen unter stützt werden. So viele Jobs mit einem niedrigeren Stundenlohn als 8,50 Euro gab es im April 2014 … Von den 18- bis 24-jährigen Flüchtlingen mit Aussicht auf Asyl haben besucht … Gymnasium oder Hochschule 5,5 Millionen 46 % 3 % Sonstige 1,5 Millionen davon fallen nicht unter den Mindestlohn (u.a. Praktikanten und Azubis) 4,0 Millionen profitieren vom Mindestlohn 26 % Davon sind … Frauen 62 % Männer 25 % Fach- oder Mittelschule keine Schule oder Grundschule 38 % Quelle: IAB, März 2016 bit.do/impuls0358 Arbeitsmarkt Jugendarbeitslosigkeit geht leicht zurück Quelle: Destatis, April 2016 bit.do/impuls0357 konjunktur Höhere Löhne entlasten den Staatshaushalt Aktuell beruht das deutsche Wirtschaftswachstum vor allem auf mehr Konsum dank höherer Löhne. Das führt laut Simu lationsrechnungen des IMK dazu, dass sich die Einnahmen von Staat und Sozialkassen deutlich positiver entwickeln, als das bei einer vom Außenhandel getriebenen Konjunktur der Fall wäre. Zwischen 2011 und 2015 hatte der Staat dadurch 41 Milliarden Euro mehr zur Verfügung. „Das ist sehr posi tiv, weil die starke Zuwanderung und die daraus folgende Integrationsaufgabe die öffentliche Hand ebenso fordert wie die Notwendigkeit, deutlich mehr zu investieren“, so IMK- Direktor Gustav Horn. Ein weiterer Vorteil: Der deutsche Leistungsbilanzüberschuss, der wesentlich zur Krise im Eu roraum beigetragen hat, fällt geringer aus. Quelle: IMK, April 2016 bit.do/impuls0343 Der nächste Böckler Impuls erscheint am 12. Mai Von allen Jugendlichen zwischen 15 und 25 Jahren waren erwerbslos gemeldet in … 19,0 % 21,0 % Spanien 14,7 % 16,5 % Griechenland 11,9 % 13,3 % Portugal 12,7 % 12,8 % Schweden 9,8 % 12,1 % Großbritannien 9,3 % 9,8 % EU Deutschland 3,9 % 4,0 % 2014 2013 Quelle: IAB, März 2016 bit.do/impuls0359 Kostenfrei bestellen unter boecklerimpuls.de/abo
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