Medienmitteilung des SBFV vom 22. April 2016

Schweizerischer Berufsfischerverband SBFV
Sekretariat
Aeschstrasse 19
CH 4107 Ettingen
Telefon
Internet
E-Mail
061 530 04 41
www.schweizerfisch.ch
[email protected]
Medienmitteilung des Schweizerischen Berufsfischerverbandes vom 22. April 2016
Nach dem Phosphorberg das Hungertal –
Schweizer Berufsfischer kämpfen ums Überleben
Wer heute an den Ufern vom Vierwaldstättersee, Bodensee oder Brienzersee
entlang spaziert, ahnt nichts davon, dass hungergeplagte Fische unter der
glitzernden Wasseroberfläche schwimmen.
Seit Ende der 1970er-Jahre wird den ehemals mit Phosphaten überdüngten
Seen ein striktes Reinhalteprogramm aufgezwungen. Der lebenswichtige
Nährstoff Phosphor, der natürlicherweise in jedem Gewässer vorhanden ist,
fehlt heute in vielen Schweizer Seen beinahe gänzlich. Das hat gravierende
Folgen für die Fischbestände.
Die Faktenlage ist eindeutig: Sinkt der Phosphatgehalt eines Sees unter 10 mg/m3 Seewasser,
dann brechen die Fangerträge sehr rasch ein. Weder der Gewässerschutz, noch die Trinkwasserversorgung oder die Badegäste benötigen einen tieferen Phosphatgehalt als diese 10
mg/m3.
Die in ihrer Existenz bedrohten Berufsfischer fordern eine offene Grundsatzdiskussion über die
zukünftige Nutzung der Ressource Fisch in unseren Seen. Ändert sich nichts an der heutigen
Gewässerschutzpraxis, werden innert weniger Jahre die meisten Alpenrandseen in einen ultranährstoffarmen Zustand versetzt.
Historische Belege künden von einem Fischreichtum in Schweizer Seen, den es heute so nicht
mehr gibt. Denn der frühere, zwar kleine, aber stetige Phosphornachschub aus ausgedehnten
Flachufern, kilometerbreiten Deltalandschaften und periodisch überschwemmten Riedwiesen
existiert nicht mehr. Welch skurriles Szenario wäre das, wenn im Wasserschloss Schweiz keine
Fische aus einheimischem Wildfang mehr auf den Teller kämen.
Zur Überwindung der Nährstoffarmut in Schweizer Seen legt der Schweizerische Berufsfischerverband ein fachlich fundiert aufgearbeitetes Strategiepapier vor.
Mit dem Dossier «Sauberes Wasser – genug Nahrung für die Fische – Erhaltung der
Berufsfischerei» und einem «Zehn-Punkte-Plan» wird ein konkreter Lösungsweg angeboten.
Die wichtigste Forderung lautet:
Zur Wiederherstellung des natürlichen, stetigen Phosphornachschubs während des Sommerhalbjahres wird ein rasches Umdenken verlangt.
Für Abwasserreinigungsanlagen, die ihr gereinigtes Abwasser in die Seen einleiten, soll gelten:
1) Eine Phosphat-Elimination von 80% ist ausreichend für den Gewässerschutz. Die heutige Praxis der (subventionierten) Erhöhung der Reinigungsleistung gegen nahezu 100%
ist schlecht für die Futterorganismen der Fische. Eine Reduktion der Reinigungsleistung
spart zudem Phosphat-Fällmittel ein, die stark mit Schwermetallen und anderen Schadstoffen belastet sind.
-22) Einleitung des gereinigten Abwassers in die oberflächennahe Gewässerschicht, in welcher der Phosphor als natürlicher Nährstoff benötigt wird.
3) Sofortiger Start einer Pilotphase für zwei bis drei Seen (Bodensee und Vierwaldstättersee, evtl. Brienzersee).
Auch das Bundesparlament unterstützt das Anliegen der Berufsfischer. Der Nationalrat hat im
September 2015 (gegen den Antrag des Bundesrates) mit grossem Mehr beschlossen, dass der
Bund eine «ökologische und sozioökonomische Bestandsaufnahme» durchführen muss.
Damit wird ermöglicht, dass die von den Berufsfischern seit langem geforderte Diskussion zum
Zielzustand unserer Seen ins Rollen kommt. Dieser Zielzustand muss sich an ökologischen Kriterien orientieren und nicht an den technischen Möglichkeiten der Abwasserreinigungsanlagen.
Rückfragen:
Reto Leuch, Präsident Schweizerischer Berufsfischerverband, Tel. 071 695 14 34
Weiterführende Informationen:
www.schweizerfisch.ch
Beilagen:
– SGE-Strategie der Berufsfischer vom 22. April 2016
– Bildmaterial mit Legenden (Word)
– Bilder Originale