10:30 Uhr DI Ambichl BSc

Kandidat: Philipp Ambichl, e0625914
1. Prüfer: Prof. Stefan Rotter, Institut für Theoretische Physik, TU Wien
2. Prüfer: Prof. Allard Mosk, Debye Institute for Nanomaterials, Universiteit Utrecht
Titel der Dissertation: Coherent Wave Transport: Time Delay and Beyond
Phasenkohärenter Wellentransport: Streuzeiten und Wellenmanipulation
In allen Gebieten der Physik, in denen die Ausbreitung von Wellen eine zentrale Rolle spielt, ist
man bestrebt, das Amplituden- und Phasenprofil der betrachteten Wellen genau zu verstehen und
nach Möglichkeit zu kontrollieren. Moderne Techniken und Konzepte ermöglichen eine derartige
Kontrolle heute bereits etwa in den Forschungsgebieten der Streuung akustischer Wellen,
Mikrowellen, oder auf dem Gebiet der Optik. Speziell im phasenkohärenten Transport optischer
Wellen durch ungeordnete Medien konnten in den letzten Jahren beeindruckende experimentelle
Erfolge, wie eine drastische Erhöhung der transmittierten Intensität, Fokussieren, Bildübertragung,
sowie bzgl. nicht-invasiver Bildgebung erzielt werden.
Die Vermessung der sogenannten Streuamplituden stößt auch gleichzeitig die Tür zum weiten
Bereich einer experimentellen Anwendung mathematischer Werkzeuge auf, die aus diesen
Amplituden konstruiert werden können. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, einige Beispiele der
mannigfaltigen und weitreichenden Möglichkeiten der Wellenmanipulation, die sich daraus
ergeben, vorzustellen. Für jedes der vorgestellten theoretischen Konzepte diskutieren wir auch
mögliche Anwendungen im Rahmen numerischer oder experimenteller Studien.
Das wohl bekannteste und am weitesten verbreitete Beispiel eines auf den Streuamplituden
basierenden mathematischen Instruments ist der sogennante Wigner-Smith Time Delay Operator.
Unter Verwendung dieses Operators zeigen wir, dass die Annahme einer universellen Invarianten,
nämlich der einer invarianten, mittleren Streuzeit, auch für den phasenkohärenten Wellentransport
Gültigkeit besitzt. Weiters zeigen wir auch den engen Zusammenhang dieser mittleren Streuzeit mit
der sogenannten Yablonovitch-Grenze auf, einem fundamentalen Resultat im Kontext
photovoltaischer Solarzellen.
Das direkte Umfeld der Wigner-Smith Matrix verlassend, präsentieren wir darauffolgend eine
Verallgemeinerung dieses Time Delay Operators. Diese neuen Konzepte wenden wir auf Systeme
an, die durch ihre besondere Beschaffenheit eine diskrete Verästelung eingeschossener Intensität
verursachen. Wie wir zeigen werden, können einzelne dieser Intensitäts-Äste durch eine gezielte
Wellenmanipulation selektiv angesprochen werden.
Experimentell im Rahmen einer Kooperation mit Kollegen an der Yale University zeigen wir auch,
dass wir mithilfe Time-Delay-verwandter Konstruktionsmehtoden die Effizienz der
Datenübertragung in sogenannten optischen Multimoden-Glasfasern drastisch erhöhen können.
Nicht nur der Ausdruck für einen physikalisch sinnvollen Time Delay Operator, auch sein
Funktionsprinzip selbst lässt sich verallgemeinern. In Zusammenarbeit mit Kollegen der Université
de Nice benutzen wir in einem Mikrowellen-Experiment einen ausgewählten Vertreter unserer
neuen Klasse an Operatoren, die wir so erhalten, um im Inneren eines ungeordneten Mediums eine
gezielte Fokussierung auf ein bestimmtes, streuendes Element zu erzeugen, oder auch um das
Aussparen besagten Streuers zu bewirken. Ebenso diskutieren wir den Zusammenhang unseres
Operators mit einem anderen, kürzlich durchgeführten Experiment im Bereich der Optik.
Schließlich stellen wir noch einen weiteren Vertreter unserer allgemeinen Operator-Klasse vor,
welcher dazu verwendet werden kann, sogenannte 'teilchenartige' Wellenfronten zu erzeugen.