Was Personalvorstände zur Zukunft der Arbeit sagen

Psychologie aktuell: Wirtschaftspsychologie: Was Personalvorstände zur Zukunft der Arbeit sagen
22-04-16
Wirtschaftspsychologie: Was Personalvorstände zur Zukunft der Arbeit sagen
Wirtschaftspsychologie: Die digitale Transformation verlangt eine Neudefinition der Arbeit,
konstatiert der HR-Kreis. Die Gruppe von Personalvorständen führender deutscher
Unternehmen und Bildungsexperten hat im Bundeskanzleramt Empfehlungen vorgestellt, um
Beschäftigung und Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland zu sichern. Die kommenden Jahre
werden darüber entscheiden, ob Deutschlands Firmen den Übergang zu digitalen
Geschäftsmodellen meistern. Mehr unter: www.acatech.de/hr-kreis
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Eine Gruppe von Personalvorständen führender deutscher Unternehmen und Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftlern aus den Bereichen Bildung, Arbeitswissenschaften und Betriebswirtschaft hat
am 19. April im Bundeskanzleramt das Thesenpapier Die digitale Transformation gestalten
vorgestellt. Neben einer Analyse der Ausgangslage deutscher Firmen finden sich darin auch
Vorschläge für eine flexiblere Aus- und Weiterbildung, Unternehmens- und Arbeitsorganisation sowie
Nachwuchssicherung. Der Gesprächskreis zum Thema Human Resources (HR-Kreis) wird moderiert
von Thomas Sattelberger, dem Vorsitzenden der Bildungsinitiative MINT Zukunft schaffen und
ehemaligem Personalvorstand der Telekom.
Freiräume für Experimente
Die nächsten fünf Jahre werden darüber entscheiden, ob Deutschlands Unternehmen der Wandel
gelingt , sagt Henning Kagermann, Präsident von acatech ― Deutsche Akademie der
Technikwissenschaften, einer der beiden Gastgeber des HR-Kreises neben Joh. Christian Jacobs,
dem Chairman der Joh. Jacobs & (AG & Co.) KG. Viele Verantwortliche in deutschen Unternehmen
haben die Radikalität, mit der wir uns verändern müssen, noch nicht erfasst.
Durch die neuen Anforderungen an Beschäftigte, ändern sich Stellenprofile radikal. Tätigkeiten fallen
weg, neue Jobs entstehen. Der Gesprächskreis plädiert daher für ein neues Verständnis von Arbeit.
Wir müssen jetzt gestalten, wie wir zukünftig arbeiten möchten. Neben der Qualifikation der
Beschäftigten werden auch Flexibilität sowie Freiräume für die Arbeitsorganisation immer
entscheidender , erklärt der Bertelsmann-Personalvorstand Immanuel Hermreck. Neben dem
Angestelltenverhältnis würden verschiedenste Formen der Arbeit wichtiger, beispielsweise die
Selbstständigkeit oder die Freiwilligenarbeit.
Lebenslanges Lernen durch flexible Bildungsangebote
Stärker als bisher wird sich nach Einschätzung etlicher Personalvorstände auch die Arbeit auf
mittlerem Qualifikationsniveau verändern. Zusätzlich zu IT-Kenntnissen werden unternehmerisches
Denken und BWL-Wissen wichtiger. Um unsere Mitarbeiter mitnehmen zu können, müssen wir
massiv in die Weiterbildung investieren , bestätigt Telekom-Personalvorstand Christian P. Illek.
Online-Kurse und fachspezifische Micro- oder Nano-Zertifikate könnten die Aus- und Weiterbildung
flexibler gestalten und lebenslanges Lernen fördern. Gemeinsam mit dem Hasso-Plattner-Institut
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startet acatech am 25. April einen Online-Kurs (MOOC) zur Industrie 4.0: www.mooc.house/acatech
Auf die Chancen der Digitalisierung für die Zukunft der Arbeit in Deutschland verweist Helge Braun,
Staatsminister bei der Bundeskanzlerin: Die Digitalisierung bietet im Kontext des demographischen
Wandels die Chance, unsere künftige Arbeitskräftelücke durch Produktivitätsgewinne zu
kompensieren. Sie zu meistern ist deshalb entscheidend für die Sicherung unserer
Wettbewerbsfähigkeit und unseres Sozialgefüges. Ich danke acatech und der Jacobs Foundation für
ihre Denkanstöße und Empfehlungen.
Starke IT-Partner fehlen
Große Hoffnungen setzen die Personalvorstände beispielsweise in digitale Assistenzsysteme, die
Beschäftigte bei anspruchsvollen Tätigkeiten unterstützen. Monotone und anstrengende Aufgaben
würden in Zukunft immer seltener von Menschen ausgeführt. Angesichts des demografischen
Wandels könnten Roboter und autonome Systeme gefährliche Arbeiten übernehmen, ohne dass es
zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit komme.
Positiv auf die digitale Transformation wirkt sich die globale Ausrichtung vieler deutscher Firmen aus,
schreibt der HR-Kreis. Der deutschen Industrie fehlen aber starke heimische IT-Partner. Die
umfassende digitale Transformation erfordert IT-Experten mit Spitzen-Know-how, die in Deutschland
nur begrenzt zur Verfügung stehen.
Deutschlands Schulen und Hochschulen müssen sich daher noch besser auf die Herausforderung der
digitalen Transformation einstellen, so das Fazit der Personalvorstände. Sie werben dabei für eine
größere Offenheit und mehr Zusammenarbeit mit der Wirtschaft. Gelobt wird die hohe Mobilität
deutscher Studierender und von Akademikerinnen und Akademikern.
Denkanstöße für die Arbeit 4.0
Der HR-Kreis wurde 2014 als Forum für Personalvorstände gemeinsam von acatech und der Jacobs
Foundation ins Leben gerufen. HR-Verantwortliche unter anderem von Bayer, Bertelsmann, Deutsche
Post, Lufthansa, Münchner Rück, SAP, Siemens, Deutscher Telekom und Volkswagen sowie
Fachleute aus der Wissenschaft können sich mit einer Stimme in die öffentliche Debatte zur Zukunft
der Arbeit einbringen.
Um möglichst viele Stakeholder einzubinden, organisiert acatech darüber hinaus mit der
Hans-Böckler-Stiftung eine Workshopreihe zur Zukunft der Industriearbeit . Expertinnen und
Experten aus Unternehmen, der Wissenschaft und den Sozialpartnern stellen hier Praxisbeispiele aus
der industriellen Produktion vor und diskutieren Bildungsinitiativen. Zum Weiterbildungsbedarf
deutscher Mittelständler für die Industrie 4.0 veröffentlicht acatech zur Hannover Messe eine Studie
zur Kompetenzentwicklung.
Download des Thesenpapiers Die digitale Transformation gestalten - Was Personalvorstände zur
Zukunft der Arbeit sagen : www.acatech.de/hr-kreis
Über acatech
Deutsche Akademie der Technikwissenschaften
acatech vertritt die deutschen Technikwissenschaften im In- und Ausland in selbstbestimmter,
unabhängiger und gemeinwohlorientierter Weise. Als Arbeitsakademie berät acatech Politik und
Gesellschaft in technikwissenschaftlichen und technologiepolitischen Zukunftsfragen. Darüber hinaus
hat es sich acatech zum Ziel gesetzt, den Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu
unterstützen und den technikwissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern.
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Über die Jacobs Foundation
Die Jacobs Foundation ist eine weltweit tätige Stiftung im Bereich der Kinder- und Jugendentwicklung.
Der Unternehmer Klaus J. Jacobs gründete die Stiftung 1989 in Zürich. Die Jacobs Foundation fördert
Forschungsprojekte, Interventionsprogramme und wissenschaftliche Institutionen mit einem
Jahresbudget von rund 40 Millionen Franken. Dabei ist die Stiftung in besonderem Masse der
wissenschaftlichen Exzellenz und Evidenz verpflichtet. Mit ihrer Investition von 200 Millionen Euro in
die Jacobs University Bremen (2006) setzte die Jacobs Foundation neue Massstäbe im Bereich der
privaten Förderung.
https://idw-online.de/de/news650046
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