Projekt als PDF

256
2016 ¥ 4   ∂
Atelier und Gästehaus in Riederau
Studio and Guest House in Riederau
Architekten:
Axel Tilch + Gisela Drexler Architekten,
Riederau
Tragwerksplaner:
Ludwig Krumbachner, Dachau
Fotos: Michael Peters
Eine monolithische Wohnskulptur aus rot
durchgefärbtem Leichtbeton haben die
­Architekten in dem beschaulichen Örtchen
Riederau am Ammersee auf ihrem eigenen
Grundstück errichtet. Der markante Bau
dient als Ergänzung zu ihrem Wohnhaus
von 1987 – ebenfalls ein Leichtbetonbau –
und ist vielfältig nutzbar: als Atelier und
Gästehaus, später vielleicht als Alterssitz
oder auch als Wohnung für Pflege­personal.
Die Gebäudeform lässt sich nicht richtig
­fassen: Wie ein Schiffs­bug liegt der spitz­
wink­lige Baukörper am östlichen Rand des
idyl­lischen Gartengrundstücks; der poly­
gonale Grundriss hat kaum Wände, die pa­
rallel oder rechtwinklig zueinander stehen.
Das Raumprogramm des kleinen Zusatz­
baus ist denkbar einfach: ein Wohn- und
ein Schlafraum, dazwischen ein Bad. Dane­
ben gibt es auf dem Dach ein begehbares
Holzdeck, auf der Rückseite eine Nische für
Lagerholz.
Dank seiner Zuschläge aus geblähtem Ma­
terial und der beachtlichen Wandstärke von
50 cm kommt der gefügedichte Leichtbeton
ohne Dämmung aus. So prägen die rot
durchgefärbten Sichtbetondecken und
-wände auch den Charakter der Innen­
räume. Die spezifische Farbgebung basiert
auf der Beimischung von Eisenoxid. Bei der
Realisierung der Betonbauteile ließen die
Architekten dem ausführenden Unterneh­
men freie Hand. Weder die Anordnung der
Schalungsstöße noch der Anker­löcher ga­
ben sie vor, sodass eine authen­tische, un­
perfekte Oberfläche entstand. Eingesetzt
wurde eine Stahlschalung mit glatter Be­
schichtung.
Die großflächigen Schiebefenster lassen
nicht nur viel Licht in das Gebäude, sondern
erzielen auch hohe solare Gewinne. Der
massive Beton speichert die Wärme und
gibt sie zeitverzögert wieder ab. Dadurch
kommt der Bau im Herbst und Frühjahr lan­
ge ohne Heizung aus; bei Bedarf kann ein
holzbeheizter Grundofen zugeschaltet wer­
den und, wenn es richtig kalt ist, die elek­
trische Fußbodenheizung. JL
This striking monolithic structure is a habitable
sculpture in lightweight concrete. Erected on
the architects’ own site, it complements their
dwelling house from 1987 in the same material. The spatial programme is extremely simple,
comprising a kitchen-cum-living-room and a
bedroom, with a bathroom between, while on
the roof is an accessible timber deck. The use
of 50 cm expanded concrete for the outer enclosure allowed the avoidance of insulation.
The spatial impression internally, therefore, is
determined by the red exposed-concrete roof
and walls – achieved with the addition of iron
oxide. The contractor was given a free hand
with the execution of the concrete in terms of
formwork, anchor holes, etc., permitting the
creation of a spontaneous, “imperfect” surface. Smooth steel shuttering was used.
The large sliding windows ensure generous
daylighting and high solar gains. In addition,
the solid concrete absorbs thermal energy
and yields it after an interval. A wood-burning
stove and electric underfloor heating help out
in really cold weather.
a
Grundriss • Schnitte
Maßstab 1:200
Floor plan • Sections
scale 1:200
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
Wohnhaus (Bestand)
Atelier / Gästehaus
Wohnküche
Bad
Schlafzimmer
b
Existing house
Studio / Guest house
Kitchen / Living-room
Bathroom
Bedroom
3
4
a
aa
bb
5
b
∂   2016 ¥ 4
Dokumentation
1
2
Lageplan
Maßstab 1:2000
Site plan
scale 1:2000
257
258
Atelier und Gästehaus in Riederau
2016 ¥ 4   ∂
∂   2016 ¥ 4
Dokumentation
259
Horizontalschnitt • Vertikalschnitt
Maßstab 1:20
Horizontal and vertical sections
scale 1:20
2
3
cc
1
1
Dachaufbau:
Terrassenbelag Eiche 146/26 mm,
geriffelte Oberfläche
Lattung Eiche 80/80 mm
auf Granulatplatte 8 mm
Betonplatte 500/500/50 mm,
dazwischen Kies
Trennlage PE wasserableitend,
diffusionsoffen
Wärmedämmung XPS 140 mm
Flüssigabdichtung PMMA zweilagig mit
Vlieseinlage
Deckenplatte Dämmbeton rot durchgefärbt
200 mm
2
3
4
5
Außenwand:
Dämmbeton rot durchgefärbt 500 mm
Hebe-Schiebe-Fenster mit Lärchenholzrahmen
und Isolierverglasung
Bodenaufbau:
Platten Solnhofener Kalkstein bruchrau 10 mm
Elektroheizmatte 5 mm
Estrich 45 mm, PE-Folie
Trittschalldämmung EPS 30 mm
Bodenplatte Dämmbeton 200 mm
Trennlage PE-Folie
Wärmedämmung XPS 120 mm
Filterschicht Kies 300 mm
Fundament Normalbeton 500 mm
2
3
c
1
roof construction:
146/26 mm oak boarding as terrace paving
with fluted finish
80/80 mm oak battens on
8 mm granule slabs
500/500/50 mm concrete slabs with gravel
between
moisture-diffusing polythene separating and
­drainage layer
140 mm extruded-polystyrene thermal
insulation
two-layer PMMA liquid seal with fibre-mat inlay
200 mm insulating concrete, integrally
coloured red
2
3
4
5
external wall: 500 mm insulating concrete,
integrally coloured red
lifting sliding door with larch frame and
double glazing
10 mm naturally cleft Solnhofen limestone slabs
5 mm electric heating mat
45 mm screed; polythene film
30 mm expanded polystyrene impactsound insulation
200 mm insulating-concrete floor slab
polythene separating layer
120 mm extruded-polystyrene thermal
insulation; 300 mm gravel filter layer
500 mm normal concrete foundation
c
4
5