Kampf um die Freiheit

Freitag, 15. März 1946 _
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DER TAGES SPIEGEU
DER KAMPF UM DIE FREIHEIT
„Rerum cognosceie causas" •— Die Ursachen der Dinge erkennen
*-lz. Die Ursache der Dinge erkennen: dies ist, im j Spießgesellen führen muß, sondern gegen ihre eigenen
Signet des Titels ausgedrückt, das Leitmotiv des „Tages- leitenden Parteifunktionäre, die immer deutlicher von
spiegels". Nach unserer ..Meinung ist die publizistische den elementarsten Voraussetzungen der Demokratie geArbeit einer Tageszeitung imbesetztenNschkriegsdeutsch- genüber ihren eigenen Gesinnungsfreunden ••und Mitland nur unter dieser Perspektive wesentlich. Allein das kämpfern von gestern abweichen. Daß dieser Kampf um
ehrliche Streben nach Erkenntnis aller Zusammenhänge die Frage der Vereinigung -von SPD und KPD entbrannt
kann uns von der für uns schädlichen Illusion zur Wahr- ist, ist wohl symptomatisch wichtig, aber keineswegs
heit führen. Die Wahrheit wird gerade heute für den'ein- entscheidend. Nicht d a ß eine solche Verschmelzung bezelnen wie für die Masse oft genug nüchtern und grau- trieben wird, sondern w i e sie betrieben wird, und dies
sam sein. Ist sie erst einmal Begriff., trägt sie trotz allem von leitenden Persönlichkeiten, die auf Geist und Buchdei-Stempel unbestechlicher Schönheit und Würde, Nur staben ihres Organisationstatnts genau so festgelegt
aus diesem Geiste heraus -»ist beispielsweise die Schuld- sind wie jedes einzelne Parteimitglied, das allein ist das
frage in ihrer ganzen Tiefe •und ihrem ganzen Ernst TU Er*cüüUemde and legt dem Beobachter die Frage nahe,
begreifen. Nur diese Gesinnung vermag allmählich und ob der Wille zu ehrlicher Demokratie statt in Herzen
stufenweise Demokratie aus einem hemmungslos miß- und Hirnen lebendiger Menschen seinen Platz nur in
brauchten Schlagwort in lebendige und beglückende der Phraseologie der' Parteiapparate hat.
Wirklichkeit zu verwandeln.
Uns ist bekannt, daß zumindest in der Berliner OrgaDas gleiche, hier angedeutete Bestreben hat uns ge- nisation der SPD ein starker Widerstand gegen eine
leitet, wenn wir die Frage der organisatorischen Ver- sofortige Verschmelzung der beiden Parteien besteht.
einigung der Sozialdemokratischen und Kommunistischen Uns ist bekannt, daß in den letzten Monaten von zahlPartei von Anfang an mit Aufmerksamkeit verfolgten. reichen Abteilungen und Kreisen geharnischte Proteste
Hätte es sich hier lediglich um'ein Ereignis von interner und Mißtrauensresotationen gegen Zentraläusschnfi und
parteipolitischer Bedeutung gehandelt, so könnte unsere Bezirksvorstand eingebracht worden sind, die man dort
Anteilnahme Befremden und Verwunderung erregen. stillschweigend und mit AugutrenlScheln ad aeta legte.
Aber die Problematik des augenblicklich in einem Teile Uns ist ferner bekannt, daS viele Sozialdemokraten,
Deutschlands betriebenen Verschmelzungsprozesses der immer und immer wieder versuchten, im „Volk" —dem
beiden Arbeiterparteien geht weit über solche Maßstäbe offiziellen Berliner Sprachrohr deT Partei — zu Worte
hinaus. Es wird hierdurch vielmehr eine Entscheidung zu kommen, um ihre von deT offiziellen Linie abweidarüber herbeigeführt, ob in Deutschland lediglich ein chende, aber dem Willen der Mitglieder entsprechende
neues System an die Stelle ides alten treten soll, oder Meinung zum Ausdruck zu bringen. In den meisten
ob uns sechs Jahre Krieg und zwölf Jahre Hitlerdiktatur Fällen sind diese Einsendungen nicht einmal beantals einzigen Gewinn neben unendlichen Trümmern und wortet, geschweige jemals veröffentlicht worden. Voa
Opfern wirklich eine neue Gesinnung beschert haben.
den am 1. März in der Berliner Funktionärkonferenz der
Arn 23. März 1933 nahm der damalige deutsche Reichs- SPD gefaßten Beschlüssen haben die Mitglieder durch
tag mit 441 gegen 91 Stimmen das Ermächtigungsgesetz ihre Zeitung nicht ein,Sterbenswörtchen erfahren, und
an, das Hitler die vier ersten Jähre Zeit gab. Alle wenn wir kürzlich bekanntgaben, daß der Zentralausbürgerlichen Parteien hatten gemeinsam mit dem Block schuß eine grolle „Fropagandasdilacht" gegen seine
der Harzburger Front gehorsam ihre eigenen Todes- Berliner Mitglieder und Funktionäre xa schlagen geurteile votiert; die kommunistische Fraktion war durch denkt,, um die Urabstimmung mit allen Mitteln zu seieinen Gewaltstreich der Hitler-Regierung an der Aus- nen Gunsten zu beeinflussen, dann bleibt'auch hier die
übung ihres parlamentarischen Mandats verhindert peinliche Frage offen, welche Möglichkeiten denn der
Einzig die Sozialdemokraten stimmten geschlossen Gegenseite gegeben werden, ihren Standpunkt ra. einem
gegen das Ermächtigungsgesetz. Es -war dies die-letzte Problem, das doch offenkundig seine xwei Seiten hat —
politische Willenskundgebung der deutschen Sozial- denn sonst wäre ja keine Urabstimmung notwendig —
demokratie, gleichsam das Symbol für eine Partei, die Geltung zu verschaffen.
bei allen schwerwiegenden politischen und taktischen
Diese Vergewaltigung der Demokratie, wir deuteten
Fehlern, der Vergangenheit im Kampf um die Demo- es bereits an, ist keine Interne Parteifrage mehr, sonkratie bis zur Selbstverleugnung gegangen war.
'
dern Sache der Oerientllchkeit. "Wir fühlen uns daher
Aber für viele Deutsche, die erst tn dem Riesen- als unabhängiges Organ verpflichtet, den um die demoZuchthaus des „Dritten Reiches" zu «eibständigem poli- kratischen lebensrechte, ihrer Partei ichwer, ringenden
tischem Denken heranwuchsen, bedeutete dieser letzte, Berliner Sozialdemokraten dadurch eine Entlastung zu
deutlich bekundete Willensakt, der SPD gleichzeitig eine verschaffen, daß wir uns dieser Auseinandersetzimg
große Hoffnung für die Zukunft. Eine neue Sozialdemo- noch mehr als bisher annehmen. Wir werden den Funkkratie, verjüngt und gestärkt aus diesem beispiellosen
Läaterungsprozeß hervorgegangen, wÜTde einst da* solide tionären und Mitgliedern der SPD Gelegenheit geben,
Fundament fpr eine bessere imd kraftvollere Demokratie durch uns zur Oeffentllchkelt zu sprechen, eine Gein Deutschland sein, als es die Weimarer gewesen -war. legenheit, die Ihnen von ihrem eigenen Organ vorDiese Ueb:.rzeu;jung teilten sogar zahlreiche Kreise, enthalte* wird. Wir haben ans zu diesem Schritt beans denen sich, VOT 1933 ausgesprochene politische wnfit und nach sorgsamer Erwägung entschlossen, nicht
etwa, a n von unserer grundsätzlichen Linie .abzuGegner der SPD rekrutierten.
Es entbehrt nicht einer tiefen, grundsätzlichen Tragik, weichen, sondern um ihr weiterhin verpflichtet zu bleiwenn diese zukunfts- und aussichtsreiche, Sozialdemo- ben. Wir dienen damit mlckt einer einiebien Partei.
kralia von heute abermals in einem ähnlichen Kampf sondern 4er großen Sache der Demokratie, Tön deren
steht wie zu der Zeit des Ermächtigungsgesetzes. Nur Verwirklichung es allein abhingt, ob ans wwerer trostdaß r'e diesen Kampf heute nicht gegen Hitler und seine losem Gegenwart noch einmal eise hellere Zukunft -wird.
den statutarischen Bestimmungen eine Urabstimmung
fremd sei. Die Bezirke außerhalb Berlins hätten deshalb
auch durch ihre Delegierten darauf verzichtet Eine
Frage, ob der Zentralaussctaß der SPD gewillt sei, sich
einer Entscheidung bei der Urabstimmung su fügen, auch
•wenn dadurch die Vereinigung abgelehnt werde, wurde
von Grotewohl nicht klar beantwortet. Die Entscheidung könne nur auf einem Bezirksparteitag gefällt werden, Berlin habe zudem nur 64 000 SPD-Mitglieder, während die gesamte Ostzone über 650 000 verfüge. Pieck
ergänzte die Bemerkungen mit dem Hinweis, es gebe
überhaupt kein Vorbild für eine Urabstimmung in einer
demokratischen Partei. Hinzu komme die Tatsache, daß
Zweidrittel der Mitglieder neu und mit dem Wesen der
SPD noch nicht vertraut seien. Die Linie der Partei
j könne nur gesichert werden durch die Parteianhänger,
die bereits über genügende Schulung verfügten. Wenn in
verschiedenen Berliner Bezirken schon Urabstimmungen
stattgefunden, hätten, so sei dem keine gro&e Bedeutung
beizumessen. Auf den Einwurf, dies bedeute, daß die
neuen Mitglieder keine Möglichkeit der Mitbestimmung
hätten, wurde entgegnet, sie hätten ja das volle Recht,
an den Abteilungsversammlungen teilzunehmen.
Die Redner erörterten dann weiter die Frage, weshalb
nach der Funktkniärkonfereuz vom 1. März jetzt noch
eine Tagung der BetriebsgTuppenfanklionäare einberufen
worden sei. Der Grund sei darin, zu suchen, daß die in
den Wohngebieten gewählten Funktionäre zum Teil alte
Parteigenossen von vor 1933 seien, die viel lebhafter
als die Betriebsarbeiter die Zeit dsr Bruderkämpfe im
Gedächtnis hätten.. Man habe daher jetzt eine Konferenz auf der Basis der Betriebe einberufen, um .so mehr,
als immer wieder die Behauptung aufgetaucht sei, die
bisheriges Entschlüsse der Betriebe seien unter Druck
zustande gekommen. Man wolle sich nun die Möglichkeit verschaffen, einmal klar zu sehen, ob die Funktio-
Produktionsfragen in Großhessen
Wiesbaden, 14. März (DANA)
Von der Landwirtschaft Großhessens müsse alles
getan werden, um die gegenwärtige Produktion zu
erhalten und noch zu erhöhen, betonte der Chef der
Militärregierung für Großhessen, Qberst N e w m a n .
Ministerpräsident Dr. G e i l e r wies darauf Jim, daß
die Lebensmittelkürzungen In der britischen Zone
sich in der Wirtschaft Großhessens insofern empfindlich bemerkbar machen würden, als Kohle und
Eisen iii erster Linie aus der britischen Zone kämen
und man bei der Kohlenförderung bereits einen
R ü c k g a n g v o n 1 6 — 20 P r o z e n t feststellen
müsse.
Dr. Geiler wies dann auf den Mangel an landwirtschaftlichen Hilfskräften hin und sagte, daß die
Arbeitsfreudigkeit der Ausgewiesen e n a o s d e m O s t e n s o g e r i n g sei, daß man
zur Zeitjniber eine Arbeitsdienstpflicht berate. Als
einen „Vorgriff auf die allgemeine Bodenreform" bezeichnete Dr. Geiler eine Regelung, die billiges Bauland beschaffen soll. Gegenwärtig sollen diese
Flächen bepflanzt werden und erst später als Bauplätze dienen.
Der Ministerpräsident erklärte abschließend, daß
eine W ä h r u n g s ä n d e x u n g „über N a c h t "
nicht eintreten werde, da eine solche Reform nicht
von einem Lande allein durchgeführt werden könne,sondern für alle Zonen einheitlich sein müsse. Dazu
von ihrer Parteileitung getauscht. W i r v e r t r a u e n teilte Oberst Newman mit, daß die Vorarbeiten für
g e r n dem k o m m u n i s t i s c h e n
A r o e i t e i f diese Fragen in Berlin im Gange .seien. /
aber nicht der kbmmiinistischen Führung.
Auf Befehl, unter Druck, und zum 1. Mai die Einheit
machen: das heißt, unsere schöne, starke» stolze Sozialdemokratische Partei, für die wir unser leben zugeben
bereit sind, zum Schaden des deutschen Volkes' der kommunistischen Führung opferni
Haben wir denn etwa keine Zeit zuap Warten? Können wir uns denn, nicht sofort mit den Kommunisten
zum Kampf gegen die Reaktion imd xum Aufbau der
Wirtschaft fest verbünden, ohne unsere Partei aufzugebent Was bedeutet denn die Einheit, wenn sriT sie
jetzt überstürzen? S i e b e d e u t e t j a d i e S p a l tung der deutschen
Sozialdemokratie.
Die deutsche Sozialdemokratie wird in Berlin gespalten,
sie wird im Westen gespalten. Mufl man erst spalten,
um zu einigen? Dem Zentralkomitee ist aber die Spaltung der Sozialdemokratie recht, -weil es glaubt, daß
es die Massen der Sozialdemokratie dann leichter unter
seine Gewalt bringen könne. Beseitigt denn die sofortige Einheit das Mißtrauen, 'das jetzt noch besteht?
Das .Mißtrauen geht in die neue Einheitspartei über und
gefährdet sie von Anfang an!
'
.Was wir heute brauchen ist/
eine starke Sozialdemokratie,
ein starkes Bündnis der Arbeiterparteien,
die Einheit der Kameradschaft und des Vertrauens
in der Arbeiterklasse,
nicht die sofortige und unter Druck vollzogene Verschmelzung• der Parteiorganisationen zu einer
Einheitspartei, in der das Mißtrauen und die
Unkameradschaitlichkeit weiterleben. Eine solche
- tmzeitig vollzogene Einheit schwächt die deutsche Arbeiterklasse, statt sie TU starken.
Genossen und Genossinnen! Daran müflt ihr heute
denken. Die Stunde verlangt, daß ihr mit euren; Funktionären, die am 1. März die Urabstimmung verlangt
haben, s o l i d a r i s c h seid. Die Berliner Sozialdemokratie ist eine Einheit. Es gibt keinen Unterschied zwischen der Meinung in den Betrieben und der Meinung
in den Abteilungen und in den Kreisen. Ihr dürft Euch
nicht spalten lassen, ihr müßt zusammenstehen:
Kämpft für die UrabsUmmnngl
Kämpft gegen die sofortige Verschmelzung!
Kämpft für die Demokratie!
Kämpft für eine wirkliche Einheit der Arbeiterklasse,
die nur die Einheit in ganz Deutschland sein
kann!
CDU 'will den Mittelstand aktivieren
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Hamburg, 14. März (DPD)
Auf einer V e r s a m m l u n g d e r CDU in Hamburg
bezeichnet Dr. G t o e v e l eine s t a r k e A k t i v i e r u n g d e s M i t t e l s t a n d e s und damit des Handwerks als eine der Hauptziele der Christlich-Demokratischen Union. Das nationalsozialistische Wirtschaftssystem habe den Mittelstand dicht an den Abgrund geführt uiid die industrielle Erzeugung von Exnortgütern
fast unmöglich gemacht. Außerdem sei es n o t w e n d i g , einem beträchtlichen Teil der s i e b e n M i l l i o n e n überschüssigen . F r a u e n in Deutschland In
e i n e m h a n d w e r k l i c h e n B^ernf e i n e L e bensbasiszugeben.
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Steglitz gegen Parteivereinigung
Berlin, 14. März (Eigenbericht)
Im Bezirk Berlin-Steglitz nahm am 13. März die Mitgliederversammlung der SPD zur geplanten Verschmelzung mit der KPD zu einer Einheitspartei Stellung. Nachdem ßich in einer gründlichen Aussprache verschiedene
Redner gegen die Vereinigung gewandt hatten, und nachdem der Bezirksvorstand, der bisher den Weisungen des
Zentralausschusses der SPD gemäß für die Vereinigung
war, seinen Standpunkt revidierend sich nun dagegen
aussprach, ergab die nachfolgende A b s t i m m u n g der
Mitglieder folgendes Resultat: G e g e n den Zusammenschluß mit der KPD stimmten 230, d a f ü r wurden zwei
Stimmen abgegeben.
Zuzug nach Bayern gesperrt
München, 14. März (DANA)
Nach einer Anordnung des Flüchtlingskommissars in
Bayern ist der Z u z u g von Personen nach allen Stadtund Landkreisen g e s p e r r t . Die Zuzugsperre erstreckt
sich auch auf Umquartierungen innerhalb verschiedener
Kreise sowie auf die Erteilung von R ü c k k e h r b e w i l l i g u n g e n an die evakuierten Einwohner an
ihren ursprünglichen Wohnsitz. Auch die Erteilung oder
Verlängerung von Aufenthaltsbewilligungen für bereits
zugezogene Personen ist untersagt.
,
München, 14. März PANA)
Bei einem Interview mit einem amerikanischen Pressekorrespondenten
berichtete
Ministerpräsident Dr.
Hoegner, daß B e r l i n die b a y e r i s c h e R e g i e r u n g
a u f g e f o r d e r t habe, 4000 t u b e r k u l ö s e K i n völlig,einmütig zu der Vereinigung bekannt habe. Die d e r a u f z u n e h m e n . „Es sind noch nahezu 5000 BerUrsache für die Unstimmigkeiten in Berlin liege vor liner Kinder in Bayern, die schon während des Krieges
allem in der Teilung in vier Sektoren, die verschieden- evakuiert worden sind", fuhr Hoegner fort. „Diese Kinder
Pieck empfängt die P r e i s e
artigen Entwicklungen ausgesetzt seien. Der Gedanke sollen weiter in Bayern bleiben, bis eine Möglichkeit beBerlin, 14. März (Eigenbericht) einer einheitlichen Arbeiterpartei sei bereits im Juni steht, sie unter günstigen Bedingungen in ihre HeimStIn einer Konferenz&vor iter in- und ausländischen Presse 1945 von Vertretern der Berliner SPD an die KPD heran- gebiete zurückzuführen. B a y e r n w i r d v e r s u c h e n ,
im Parteihaus der SPD äußerten sich der Vorsitzende der getragen worden-, damals habe diese Bedenken gehabt, b a l d n o c h m e h r K i n d e i a u f z u n e h r a e n , jedoch
SPD, G r o t e w o h l , , und der Vorsitzende der KPD, da es sich in einem solchen Falle nur um Verständigung sind die notwendigen Heime noch nicht eingerichtet.
Pieck,'zur'Frage derlVerschmelzung. Die zahlreichen der Spitzen in Berlin gehandelt hätte, und man nicht Bayern wird trotz der schon sehr starken Belastung durch
dabei von .derri Teilnehmern gestellten Fragen zeugten habe wissen können, ob die breiten Massen der SPD den Flüchtlingsstrom aus den tschechoslowakischen Gevon, der starkem Anteilnahme, die dem Problem in der nicht doch eine eigene Partei gefordert hätten. Auch sei bieten versuchen, nicht zu versagen."
Oeffentlichkeitr. entgegengebracht wird. Die Antworten eine- ideologische Klärung notwendig gewesan.
Das P r o b l e m d e r F l ü c h t l i n g e u n d A u s g e auf die mitunter, cjjelikate Probleme berührenden Fragen
Die KPD stehe genau wie die SPD auf absolut demo- w i e s e n e n in Bayern könne, so betonte der Ministerwurden i mif starker Vorsicht, zunOTeil ausweichend, kratischer Grundlage. Es sei ja auch undenkbar, daß eine präsident weiter, abgesehen von der finanziellen Begegeben.
Anhängerzahl von einer halben Million selbständig den- lastung, die im Augenblick von der Staatskasse getraGrotewohl\b"etonte, allein maßgebend sei in der Frage kender Menschen sich von einer kleinen Gruppe diri- gen werde, n i c h t o h n e H i l f e v o n a u ß e n von
derhYereinigüngider! Bezirksparteitag, n i c h t dagegen gieren lasse. Wenn man weiter der KPD vorwerfe, sie sei Bayern allein g e l ö s t werden.
die.Urabstl'mrriUng. Was die russische Besetzungs- national nicht unabhängig, so beruhe das auf Irrtum
zonejuigehe/ so. sei* das „Stadium der Willensbekundung" oder Lüge. Allerdings empfände die Partei eine beson„Pazifik-Packungen" für Kinder
so, däßdie dortigen'Vertreter eine Abstimmung „sachlich dere Zuneigung zum Sowjetvolk, weil das, was dort
Hamburg, 14. März (DPD)
für fiberflüssig" erklärt hätten. Die Berliner Vorgänge durchgeführt worden sei, d a s Z i e l d e r A r b e i t e r Verpflegungspackungen, die für die britischen Fernostselbst seien bedauerlich, doch, glaube er, daß sie ihren k l a s s e - u n d a u c h d a s Z i e l d e r SEP sei.
Ausgleich finden würden.
Ebenso falsch sei es anzunehmen, daß die Einheits- Truppen vorgesehen waren, sogenannte „ P a z i f i k P a c k u n g e n " , werden durch das B r i t i s c h e ' R o t e
Pieck ging insbesondere, auf die Frage ein, wieso es zu bestrebungen durch Zwang gefördert würden.
K r e u z a n d e u t s c h e K i n d e r in der britischen
Widerständen innerhalb- der, SPD gegen den neuen GeBeide Redner äußerten sich dann über die Urabstim- Zone verteilt werden. Pazifik-Päckchen enthalten die
danken gekommen ist. Er wies darauf hin, daß sich in
mung in der Berliner SPD, Grotewohl hob hervor, daß Tagesration für einen Soldaten, Sie sollen jetzt dazu
der russischen Besetzungszone die Sozialdemokratie fast
.Versuch einer Rechtfertigung
(Wir werden auf die in dissem Zusammenhanj gemachten
Ausführungen noch TamctkwmmFn.. D. Red.)
ROCK AUF DEUTSCHLAND
Aufruf zur Delegiertenkonferenz am 15. März'
Berliner B e t r i e b s d e l e g i e r iei
Genossen und Genossinnen!
Ihr müßt heute^ aufpassen. "Um die für jeden Sozialdemoaten unangenehme Wahrheit-zu sagen: Ihr sollt heute
lißbraucht werden, von unseren eigenen Führern xur
•\bwstrgung der Urabstimmung über dia sofortige Verpinigtujg. Ihr wißt*, die große Berliner Funktiooärver;3jaiiafaimg vom 1. Mära hat sich m i t ü b e r w ä l tigender Mehrheit gegen die sofortige
V e r e i n i g u n g « ausgesprochen und eine Urabstimmung verfangt Der Zentralausschuß hat den- Berliner
toäiksvorsiaiid, der allein die Abstimmung durchzuführen hätte, beiseite geschoben, einen Aktionsausschuß
uatar der Führung Lehmarm eingesetzt und eine ungeheure Propagandaaktion /gestartet. Tagtäglich soüea
Berichte von Groß- und Kleinbetrieben gesammelt werden, «um den Erfolg der Aktion zu kontrollieren. Die
Absicht ist, durch diese Propagandawalze eine Stimmung zu erzeugen, die die Urabstimmung überflüssig
macht.
In d i e s e m P l a n s p i e l ? e u r e h e u t i g e
Delegiertenkonferenz
eine
entscheid e n d e . R o l l e . Ihr sollt heute eine Resolution für
die Verschmelzung der beiden Arbeiterparteien annehmen. Mit dieser Resolution soll bewiesen werden, daß
die „eigentlichen Masseh" der Berliner Sozialdemokratie" eine andere Meinung haben, als die von euch
zum 1. März gewählten Funktionäre, die die Urabstimmung verlangt haben. Vielleicht verlangt man sogar
'von euch, daß ihr euch gegen die Urabstimmung aussprechen sollt.
Genossen und Genossinnen! L a ß t e u c h n i c h t
i r r e f ü h r e n . Es gibt keinen Berliner Sozialdemokrat
ten, der nicht die Einheit will. Es gibt keinen Berliner
Sozialdemokraten, der nicht den rücksichtslosen Kampf
gegen die Reaktion will. Die Berliner Sozialdemokraten
wollen aber, daß sie gefragt werden. Sie wollen, daß
man die Einheit nicht über ihren Kopf hinweg macht.
Sie lehnen die Einheit, auf Befehl und unter Druck ab,
Sie mißtrauen der; Kommunistischen Partei, daß sie ehrlich und kameradschaftlich die Einheit will. Seit es eine
Kommunistische Partei gibt, hatte sie nur e i n Ziel:
die Eroberung der sozialdemokratisch und gewerkschaftlich organisierten Massen. Erinnert euch nur selbst
Daran hat sich auch heute nichts geändert Die Kommunistische. Partei muß * beweisen, daß sie sich geändert
hat Die kommunistischen-•, deutschen Arbeiter, die mit
euch im Betrieb sind, werden in der Einheitsfrage selbst
näre der Betriebe tatsächlich unter Drude gehandelt
hätten. Die Behauptung, es seien nur Anhänger der
Einheit eingeladen worden, sei sdion insofern absurd,
als man das bei dem einzelnen Vertreter gar nicht feststejlen könne. Erläuternd bemerkte Piecfc zu diesem
Punkt, die bisherige Organisation der SPD sei von den
Wohngebieten ausgegangen, d i e d e r KPD v o n d e n
B e t r i e b e n . Nunmehr werde dieser Organisationsgesichtspunkt auch auf die SPD übertragen. Man müsse
bedecken, daß hier „ i d e o l o g i s c h e i n s t a r k e r
U n t e r s c h i e d in d e n Interessen"
vorliege, Je
nachdem der Funktionär als Betriebsnsitglied oder als
aas dem Wohngebiet kommend abstimme.
Auf eine weitere Frage, was geschehen werde, wenn
Berlin gegen die, Vereinigung stimme, antworteteii sowoul Grotewohl wie Pieck, Berlin werde dann vermutlich nach ganz kurzer Zeit doch zur Vereinigung kommen. Die Frage, ob die neue Partei Stellung rui
D a u e r d e r B e s e t z u n g nehmen werde, gab Grotewohl Anlaß zu der Erklärung, man werde in eine.m
solchen Falle die nötige Delikatesse und Rücksichtnahme beobachten müssen. Auf den Einwand, die KPD
und die SPD hätten sich doch auch in der Frage des
R u h r g e b i e t e * festgelegt, "wurde erwidert, die
Frage der Rufer sei in den Potsdamer Beschlüssen nicht
geklärt worden; in dem Augenblick, da dieses Problem
angeschnitten wurde, sei eine neue Bedingung aufgetreten, und man werde den Parteien daher nicht das
Recht absprechen können, zu dieser neuen Bedingung
Stellung zu nehmen. Zur Dauer der Besetzung beionte
Pieck, die neue Partei wolle einen Z u s t a n d ' s c h a f ien,
der die Besetzung
überflüssig
mache.
dienen, den Schulkindern in den grollen Städten und d a
Industriegebieten der Rohr markenfreie Mahlzeiten zu
geben. Die Kinder werden so zusätzlich B i s k u i t ,
S c h i n k e n s p e c k , E i e r und K ä s e bekommen. Für
5edes Kind ist außerdem eine T a g e s z u t e i l t i n g von
20—25 Gramm S c h o k o l a d e oder Süßigkeiten vorgesehen. Eine A u f b e s s e r u n g d e r R a t i o n e n ist
auch für das M a s c h i n e n p e r s o n a l d e r E i s e n b a h n vorgesehen, damit die Sicherheit im Eisenbahnbetrieb gewährleistet bleibt. Die Lokomotivführer und
Heizer werden künftig ,d<jp S c h w e r s t a r b e i t e r n
g l e i c h g e s t e l l t und täglich 2264 Kalorien erhalten.
Wiederherstellung der Paolskirdbe
Frankfurt, 14. März (Radio Frankfurt)
Im Mai 1948 werden h u n d e r t J a h r e verstrichen
sein, daß in der Frankfurter Paulskirche das erste
deutsche Parlament zusammentrat Während des Krieges
ist die Paulskirche wie viele anderen historischen Gebäude Frankfurts zerstört worden. Der Vorstand der
Frankfurter Liberal-Denjokratischen Partei hat beschlossen, einen Aufruf zum Wiederaufbau der Kirche zu erlassen.
V
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Landesbischof Dr. Staehlin eingeführt
Oldenburg, 14. März (DPD)
P r o f e s s o r Dr. S t a e h l i n wurde in Oldenburg als
B i s c h o f d e r e v a n g e l i s c h - lu t h e r i s c h e n
L a n d e s k i r c h e O l d e n b u r g durch den Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland,
Landesbischof D.,Worin, e i n g e f ü h r t . Dem feierlichen Akt in der Lamberti-Kirche wohnten geistliche
Vertreter der Militärregierung und Abgesandte ausländischer Kirchen bei. Landesbischof Professor Dr. Staehlin, der im 63. Lebensjahre steht, ist in theologischen
Kreisen besonders dadurch bekannt geworden, daB er
führend an den Bestrebungen um eine innere Erneuerung der Evangelischen Kirche beteiligt war.
Frau Martin soll heimkehren
Marburg/Lahn, 14. März JDANA)
Am 4. Juli 1945 wurde in Marburg an der Lahn der
fünfjährige Herbert M a r t i n entführt. Seine Mutter,
Frau Toni Martin, aus Hückeswagen bei Remscheid,
i r r t s e i t d e m a u f d e r S u c h e n a c h dem K i n d
in Deutschland umher. Der Junge ist schon im September gefunden und vom Vater nach Hause gebracht -worden. F r a u M a r t i n w i r d a u f g e f o r d e r t , h e i m zukehren.
Medizinstudium in Freiburg gesperrt
Freiburg, 14. März (DPD)
Die medizinische Fakultät der Universität Freiburg hat
wegen b e d e n k l i c h e r Ueberfüllung d e s
A r z t b e r u f e s für das Sommersemester 1946 den Zugang zum ersten Semester des Mediztastudiums ausnahmslos gesperrt. Für Vorkliniker bis zum Physikum
stehen nur vierhundert Plätze, für Kliniker etwa zweibis dreihundert Plätze zur Verfügung, die durch die bereits Immatrikulierten besetzt sind.
Kleine politische Nachrichten
(DPD) In geheimer Abstimmung -wählte die Belegschaft dei
IG-Farbenwerke i» Leverkusen ihren Betriebsrat. Der Leiter
des SPD-Ortsvereines Leverkusen, Walter Hochapfel, wurde
zum Betriebsratsvorsitzenden, Hjerbard Esser von der CDU
zu seirfera Stellvertreter gew&H. Den Vorsitz des Arbeiterrates übernimmt ein Vertreter der KPD, sein Stellvertreter
•wird von der SPD gestellt Der Belriebsausschuß setet sich
ans drei SPD-, einem KPD- und einem CDU-Vertreter ntcammen.
(DPD) In Hannover begann die erste Konferenz von Gewerkschaftsführern aus allen Teilen der britischen Zone. Der
Hauptpunkt der Tagesordnung war die zukünftige Organisationsform deT Gewerkichaften. Während sich der Hamburger
Franz Spliedt für ein Systenj selbständiger Industrieorganisationen aussprach, erklärte sich der Hannoveraner Albin Karl
für eine Einheitsgewerkschaft.
(DANA) Die Ergebnisse der dänischen Gemeindewahlen
zeigen, wie Renter meldet, einen Stimmenzuwachs der Kommunisten auf Kosten der Sozialdemokraten. Diese büßten Im
Wahlbezirk Kopenhagen wie auch in anderen dänischen
Städten ihre bisherige Mehrheit ein, kannten jedoch im
übrigen Land die Führung behaupten.
fDPD) Die „Deutsche Hilfsgemeinschaft" in Hamburg beantragte bei der Xiilitärregierung die Genehmigung für eine
StraBensaromlung „Helft den Kindern" am 11. und 12. ApriL
Der im Oktober 1945 gegründeten DHG sind bis jetzt sieben
Millionen Mark freiwilliger Spenden für Flüchtlinge, Ausgewiesene und Notleidende zugeaangen.
(Radio Berlin) In diesen Tagen wird la der Provinx Brandenburg auf den noch nicht aufgeteilten Gütern die Bodenreform durchgeführt werden. Bis jetzt erhielten in der Provim
Brandenburg 75 000 Familien Land. Durch, die Aufteilung der
noch verbliebenen Güter werden weiteren 10 000 Familien
Ncubauemhöfe zugeteilt werden.
(DPD) r ! e von der Militärregierung ernannte Stadtvertrehmg der Stadt Goch setzt sich aus dreizehn Vertretern der
CDU und je fünf Vertretern der SPD und KPD zusammen.
VOR EINEM JAHR
Gegen unsere Front westlich des Rheins ist der Feind
an d^r Mosel, an der Saar und im Unterelsaß zum Großangriff angetreten. Unter starkem Einsatz von künstlichem Nebffl gelang es ihm, nordwestlich Kochern und
bei Uerzig auf dem Ostufer der Mosel Fuß zu fassen.
Zwischen Osburger und dem Schwarzwälder Hochwald
dauern schwere Abwehrkämpfe an. Auch um unsere
Stellungen zwischen Forbach und Hagenau sind schwere
Kämpfe entbrannt
(Aus dem Wehrmachtrrericht vom 15, Mära 1945)