1/3 "vom spediteur zum logistiker" karlhubert dischinger hat den

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nr 37/2001
"vom spediteur zum logistiker" karlhubert dischinger hat den sprung geschafft.
auch wenn karlhubert dischinger mittlerweile schon ein halber logistiker ist: man merkt,dass in ihm
das spediteursherz immer noch tief schlägt, wenn er sätze sagt wie „das gewerbe sollte stolz darauf
sein,was es den kunden mittlerweile in sachen logistik gutes tut. dann, so die hoffnung des
sepditionsinhabers in kirchhofen, bekommen die verkehrsdienstleister endlich auch wieder höhere
preise.
klare worte eines firmenchefs der mittlerweile 327 mitarbeiter beschäftigt. und als regionaler partner
für logistikdienstleister wie danzas und dachser in der beschaffung, distribution und lagerhaltung
tätig ist.besonders stolz ist dischinger aber auf ein ganz anderes projekt, das er und daniel
wiesler,geschäftsführer der unternehmenseigenen kd projekt consulting, an land gezogen haben:
das unternehmenslogistik-konzept für vibracoustic in neuenburg, einem automobil-zulieferer im
bereich schwingungstechnik. die konkurrenz um diesen auftrag war groß, unter anderem haben sich
auch namhafte branchengrößen darum beworben. für die spedition sei dies ein riesenschritt
gewesen, betont wiesler, der zusammen mit dem logisitkleiter mario cristiano für das projekt
verantwortlich ist. dischinger habe zwar schon früher einen großen teil der beschaffungs- und
distributionslogistik für vibracoustic organisiert und durchgeführt. an beziehungsweise ab der rampe
des zulieferers habe die zusammenarbeit allerdings geendet.
heute ist der dienstleister zusätzlich für den gesamten innerbetrieblichen materialfluss bis
bereitstellung der ware für die produktion verantwortlich. das heißt, mitarbeiter der spedition
bestücken beispielsweise die produktion mit rohstoffen fristgerecht und organisieren ab der fertigen
produktionseinheit den versand der produkte. aber der reihe nach: auftraggeber von kd projekt
consulting ist das unternehmen vibracoustic, zu dem sich die beiden zulieferer freudenberg
dichtungs- und schwingungstechnik und phoneix im letzen jahr zusammengeschlossen haben. sie
produzieren weltweit für alle großen automobilhersteller teile für die schwinungsdämpfung. eine
produktionsstätte von vibracoustic sitzt in neuenburg, ganz in der nähe des firmensitzes von
dischinger. der engeren zusammenarbeit zwischen beiden firmen lag also nichts mehr im wege.
so übernahm dischinger nach der organisation und koordination der versandlogistik sowie das
behältermanagement schritt für schritt immer mehr logistikaufgaben des zulieferers. was sich mit
worten einfach beschreiben lässt, ist in der realität jedoch ein ausgeklügeltes logistikkonzept,
dessen einzelne prozessschritte minuziös geplant und aufeinander abgestimmt werden mussten.
die aufgabe an den logistikdienstleister war hoch komplex und vor allem mit einer ehrgeizigen
zielvorgabe verbunden: die neuenburger niederlassung des zulieferers wollte jährlich bis zu 20
prozent logisitkkosten einsparen. gleichzeitig sollten die prozesse der 40 lieferanten aus ländern wie
südkorea und tschechien bis zur distribution der produkte an die lohnveredler und kunden von
vibracoustic- dazu gehören automobilhersteller wie daimler chrysler und bmw- noch effizienter
abgewickelt werden.wiesler erkannte schnell, an welcher stelle der innerbetriebliche materialfluss
noch rationalisiert werden konnte. bislang war jede organisatorische einheit in der produktion,
business- unit bezeichnet, für die logistischen abläufe der produktionsver- und – entsorgung selbst
verantwortlich gewesen. es gab in der vergangenheit keine zentrale stelle, die die unterschiedlichen
warenflüsse koordinierte. beim versand der ware hatte dies mitunter zur folge, dass lkw entweder
halb leer anlieferten oder halb leer zu den kunden fuhren. nicht zuletzt sorgten die dezentral
koordinierten staplerbewegungen innerhalb des werks für unnötige kosten.
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gelöst wurde das problem von dischinger wie folgt: im ersten schritt konzentrierte man alle
wareneingangs- und – ausgangsrampen auf einen zentralen „ flaschenhals“ in form von acht neuen
rampen. damit verkürzten sich die beförderungswege innerhalb der produktion um durchschnittlich
20 prozent am tag. zudem senkte man die rampen baulich ab, mit dem vorteil, dass fahrzeuge ab
sofort nicht mehr seitwärts, sondern von hinten andocken und so deutlich schneller be- und entladen
werden konnten. pro lkw konnten so jeweils 30 minuten pro be- und entladevorgang eingespart
werden.auch bei der anlieferung der rohmaterialien hat kd projekt consulting die abläufe nach
schwachstellen analysiert und entsprechend umstrukturiert.
die konsequenz : heute prüfen mitarbeiter des logistikdienstleisters die ware samt lieferpapiere auf
vollständigkeit und buchen die sendungsdaten in das sap/r3- system von vibracoustic ein. noch
erfolgt dies manuell. mittelfristig aber sollen all diese daten via scanning im wareneingang
automatisch erfasst und in das programm eingespeist werden.
auf basis dieser daten erstellt das sap/r3- system dann eine wareneingangskarte mit barcode, die
an der gitterboxpalette der zu befördernden ware angebracht wird. diese daten werden dann in den
rechner des staplerleitsystems übertragen. im nächsten schritt erteilt das programm an das
staplerleitsystem- protrans den transportauftrag, der per funk dem jeweiligen stapler mitgeteilt wird.
dank funk, bordcomputer und display weiss so jeder staplerfahrer, welche ware er an welche
produktionseinheit befördern muss.
mit dieser lösung war es daher auch möglich, unnötige staplerbewegungen innerhalb des werks zu
vermeiden.natürlich blieben auch die abläufe beim warenausgang nicht von der analyse verschont.
so werden jetzt aufgrund der lieferwünsche und – termine der kunden durch die business- units an
der produktionsstraße die versandaufträge an dischinger übermittelt. dies erfolgt mit so genannten
kommisionierlisten, die aus dem sap- programm ausgedruckt werden und alle für den versand
notwendigen daten enthalten. aufgrund dieser daten wird die ware für den versand hergerichtet,
gegebenenfalls kommissioniert und an der rampe bereitgestellt. ist die ware bis 10 uhr morgens
bestellt, geht sie noch am selben tag raus. insgesamt lagert die kd consulting für die vibracoustic
derzeit über 4000 verschiedene artikel und bearbeitet jährlich 35.000 versandaufträge für den
zulieferer. trotz der ausgeklügelten technik, hielten sich die kosten für die spedition dischinger in
grenzen, betont wiesler. so habe man zwra einen sechsstelligen betrag für das staplerleitsystem
des dortmunder systemhauses prologistik für logistiksoftwarelösungen investieren müssen.
abgesehen davon rüstete prologistik 14 stapler jeweils mit spezifischer software, bordcomputer und
display aus. insgesamt fielen für die gesamte technik nochmals 10.000 mark an. hinzu kamen
investitionen für zwei stationäre bordcomputer mit display sowie für neun handgeräte( bordcomputer
mit integriertem scanner ). die weiteren kosten wie die gesamten personalkosten, die kosten für die
lagerkapazitäten sowie für die beschaffungs- und distributionslogistik ab rampe des kunden sind in
diesem paket noch nicht mal berücksichtigt. weil es aber nichts gibt, was man nicht noch besser
machen könnte, haben die partner von anfang einen qualitätszirkel aus vibracoustic- und dischingermitarbeitern gebildet.
ziel: die einrichtung eines kontinuierlichen verbesserungsprozesses ( kvp ) und damit die
optimierung der gesamten abläufe. unterm strich, gibt wiesler zu, sei die realisierung des projektes
nicht immer einfach gewesen: „ nicht die planung der einzelnen prozesschritte oder die auswahl der
passenden dv waren das problem.“ schwierigkeiten hätte es auch auf der zwischenmenschlichen
ebene gegeben. gerade zu projektbeginn seien zuweilen zwei unterschiedliche mentalitäten
aufeinandergestossen, sagt er:“ hier die mentalität der speditionskollegen, dort die der
produktionsmitarbeiter .“
erschwerend sei hinzugekommen, so wiesler, dass durch das outsourcing- projekt viele ehemalige
vibracoustic- mitarbeiter innerhalb der produktionslogistik sukzessive durch speditionsmitarbeiter
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ersetzt und im unternehmen anderweitig eingesetzt wurden. „imdirekt mussten also unsere
mitarbeiter immer beweisen“, sagt der projektverantwortliche, „ dass sie die produktionslogistik
tatsächlich effizienter abwickeln können als die vormaligen kollegen.“
kd-inteam ( zahlen-daten-fakten )
urkundlich erwähnt wurde die familie dischinger als fuhrbetrieb in kirchhofen zum ersten mal 1470.
heute hat die spedition 327 mitarbeiter und 80 eigene fahrzeuge sowie 200 gezogene einheiten , als
regionaler distributionspartner für danzas und dachser. 50 prozent des umsatzes erwirtschaftet der
mittelständler mittlerweile mit logistiklösungen, insbesondere in der beschaffungs-, distributions- und
lagerlogisitik ( 25.000 m² lagerkapazität ) für kunden wie den automobilzulieferer vibracoustic,
henkell- söhnlein und jti. für die konzeption
komplexer logistiklösungen gründete dischinger kd projekt consulting in neuenburg.