Schlaraffen Hört – Eure Herrlichkeit ! 8.Lenzmond a.U. 147 Ritterarbeit des Jk Peter zum Thema: „Schlaraffia soll das Gemüt erhöhen ! Was ist zu Nutz und Frommen der Sassenschaft, was nicht? „ Schlaraffia – Gemüt – Nutz – Frommen – Sassenschaft, das sind in unserem Bunde alltägliche Begriffe, die ich inhaltlich Euch hiermit etwas näher bringen möchte. Gemüt – ein Überbegriff für viele, aber mit sehr vielen Bedeutungen. Im Deutschen Wörterbuch mit der neuen Rechtsschreibung findet man unter „Gemüt“ Begriffe wie „Sich etwas zu Gemüte führen“, d.h. sich etwas zu Herzen nehmen oder sich Kenntnisse aneignen oder etwas Gutes genüsslich essen oder trinken oder aber auch Personen mit einem bestimmten seelischen Zustand wie z.B. „er hat ein ruhiges Gemüt“ – Dies sind doch lauter Beschreibungen, die wir in und durch unserem Bunde neben vielen anderen Dingen auch leben, erleben, geniessen und andere daran teilnehmen lassen. Schlaraffia – Obwohl in der Vergangenheit schon sehr viel über die Entstehungsgeschichte der Schlaraffia und deren Mitglieder, also der Sassenschaft berichtet und geschrieben wurde, will ich aber dennoch auch über diese Begriffe und deren Entstehung in vermutlich anderen und vielen Sassen vielleicht neuen Worten etwas sagen, damit man den Zusammenhang von Gemüt, Nutz und Frommen besser verstehen kann. In Prag, in dieser schönen, stolzen, einst so deutschen, also in dieser goldenen Stadt, hier erwuchs um die Mitte des 19. Jahrhunderts ein Künstlerklub, der sich aus Opposition gegen die dort tonangebende Gesellschaft „Arkadia“ den herausfordernden Namen „Proletarierklub“ zugelegt hatte. Bereits zu dieser Zeit und in den Räumlichkeiten der damaligen Zusammenkunft führte man sich im Sinne der Miglieder auch etwas zu Gemüte, man eignete sich Kenntnisse an, gab wiederum von sich aus etwas zum Besten, man pflegte die Geselligkeit, man traf sich in aller Gemütlichkeit aber vielleicht auch durch die alternative Handlungsweise zur damaligen außenstehenden Gesellschaft – die in diesem Klub herrschte – zu dokumentieren, nannten sich die Mitglieder fortan nun „Proletarier“ und setzten zur Unterscheidung diesem Namen eine, ihrem Berufe oder ihrem Steckenpferde entnommenen Bezeichnung vor: So wurde z.B. Kapellmeister Jahn der Taktstockproletarier, Baumeister Mick nun der Bauproletarier usw.. Nach einigen Monaten drohte aber dann doch die Auflösung des „ProletarierClubs“ und dann war es der Bassist Eilers, der unvergleichliche, (in Schlaraffia später unsterblich gewordene, nunmehr aber der Rt. Graf Gleichen werdende), der die noch 23 Hinterbliebenen eisern zusammenschweißte und profan am 10. Oktober 1859 eine Neugründung unter dem Namen „Schlaraffia“ und dem Reych „Praga“ vollzog. Bereits in der 1. Zusammenkunft wurde von Rt.Alschmetten (prof. Kaufmann Allramm“) ein Stiftungslied gedichtet und auf der Rückseite eines Speisezettels vom Rt. Mager der doppelte Speisezettel (profan Kapellmeister Wilhelm Jahn) in Noten komponiert und gleich am Abend gesungen. Warum ich dies erwähne, weil im 1. Vers dieses Stiftungsliedes am besten die damaligen Grundgedanken wie Gemüt, Fröhlichkeit und Freundschaft zum Ausdruck kommen, wo es wörtlich hieß: Laßt uns, Freunde, heute gründen Einen fröhlichen Verein, laßt uns treu und fest verbunden, mög`s von langer Dauer sein. Laßt uns fröhlich-heiter singen, lasst die Sorgen all`zu Haus! Jubelnd wollen wir jetzt bringen Dem Verein ein „Vivat“ aus ! Dieser neugegründete Verein begann erst das eigentliche schlaraffische Leben so gegen Mitternacht, nachdem sich die anderen Stammgäste aus dem VereinsLokal entfernt hatten. Es wurden Chöre und Lieder gesungen, poetische Vorträge gehalten usw. Die Eitelkeiten und Lächerlichkeiten der profanen Welt wurden durch einen närrischen „Cultus“ verspottet. Ein höchst pomphaftes „Ceremonial“, über dessen Aufrechterhaltung streng gewacht wurde, wurde eingeführt, für die verschiedenen Bezeichnungen von Dingen und Handlungen wählte man die mittelalterliche Sprachweise, Gruß, Beifall und Zutrunksruf lauteten plötzlich anders als bei gewöhnlichen Menschenkindern. „UHU“ wurde als mächtiger und kluger Wächter und als Bote der göttlichen Minerva zum Schutzpatron erkoren. Die Mitglieder waren nun die Sassenschaft. Aus allem Gesagtem und bisher Geschriebenen geht zweifelsfrei hervor, dass „Schlaraffia“ aus sich heraus entstand, sich also nicht auf vergangene oder bestehende „Ritterbünde“ und dergleichen zurückführte, dass sie es aber verstand, verschiedene solcher Bünde oder Ritterschaften an sich heranzuziehen und in sich aufzunehmen. Was ist aber nun, um zum 2. Teil des Themas zu kommen zu Nutz und Frommen dieser Sassenschaft, was nicht ?, Es kann wahrscheinlich grundsätzlich gesagt werden , dass Schlaraffia keine Weltanschauung, sondern vielleicht eine besondere Art von Lebensform ist. Wer Schlaraffe wird, tritt in ein geistiges Schlaraffenland ein mit Grenzen, aber grenzenlosen Möglichkeiten. Nutz und Frommen ist meines Erachtens im Prinzip das Gleiche oder vielfach Gleichbedeutend Über 11.000 Mitglieder dieser unserer Herrengesellschaft „Schlaraffia“ pflegen Kunst, Freundschaft und Humor gepaart mit Toleranz in einer deutschen, ja zum Teil humorvollen Sprache. Man muss sie nicht erlernen. Man bekommt sie mit der Zeit einfach so mit. Schlaraffe sein, bedeutet Freund zu sein. Man spielt gemeinsam ein ritterliches Spiel nach uralten, genauen Regeln. Dabei lernt einer vom anderen. Schöne Künste werden gepflegt, wer in das schlaraffische Spiel eintritt, vergisst berufliche und private Sorgen. Zum Nutz und Frommen der Schlaraffen gehört die positive Grundhaltung und Fröhlichkeit- Schlaraffen sind nie allein, die Einsamkeit des Alters gibt es für Sie nicht. Wld. -Ritter Dichtelfink aus dem h.R. Athenae Gottingenses 248 – Göttingen zitierte einmal in einer Eigenfechsung : Schlaraffe sein: Heißt tolerieren, heißt spielen, fechsen, rezitieren, heißt neidisch nicht nach jenen stieren, die gar was Eig`nes produzieren. Hier kann ein jeder produzieren nach seiner Art- ganz ohne zu Genieren! Kann persiflieren, karikieren, kann phantasieren, kann- wenn er`s kann`- gern musizieren, kann künstlerisch sich produzieren. Irgendwie kann sich daher jeder in unserem Bunde nützlich machen, und sei es als aufmerksamer Zuhörer. Keiner muss, doch jeder darf, wenn er will zur Erheiterung und Erbauung beitragen. Das Gehaltvolle innerhalb dieser wöchentlichen Zusammenkunft – unserer Sippung – bestimmen wir Schlaraffen selbst. Die weiße Nadel am Revers als Erkennungszeichen führt oft persönlich Unbekannte zusammen, macht sie zu Freunden. Was aber ist n i c h t zu Nutz und Frommen der Sassenschaft ? Politik, Gesellschaft und Religion sind nei den Schlaraffen keine Themen. Das Erzählen sogenannter „Männerwitze“ ist unerwünscht. Schlaraffen pflegen auch kein öffentliches soziales Engagement, sie sind sich einfach selbst genug. Alles, was gegen den Geist und die Grundsätze des Schlaraffentums verstößt, wie auch z.B. lesen profaner Zeitschriften, Karten- und andere Spiele sind in der Burg und während der Sippung verboten. Es ist in Vorträgen, Protokollen und Ansprachen alles zu vermeiden, was geeignet sein kann, die persönlichen Gefühle eines Schlaraffen zu verletzen. – Zur Einhaltung der Disziplin gehört auch kein unentschuldigtes Fernbleiben, eine angemessene Bekleidung wird erwartet, denn als „Herrenbund“ sollten wir uns nicht nur als solcher bezeichnen, sondern auch so präsentieren! Und wie steht`s mit den Frauen ? Wir sind ein reiner Männerbund und Frauen gehören daher zu unseren wöchentlichen Zusammenkünften leider nicht dazu und doch werden unsere Frauen (schlaraffischBurgfrauen/Burgwonnen/Maiden.) sehr verehrt und sind bei bestimmten Anlässen und Sippungen (meist zweimal innerhalb einer Winterung ) sehr herzlichst willkommen. Aber zum Schluss noch etwas Interessantes aus der profanen Neuzeit, d.h. eine EDV-Internet-Information – obwohl auch diese nun so gerne und immer häufiger anzufindende „Wissensprahlerei“ auf keinem Fall dem schlaraffischen Tun und Schaffen zuzuordnen ist, ich möchte hier eine Ausnahme machen : Ernsthafte Statistiker haben nachgewiesen, die Lebenserwartung von Schlaraffen sei um etwa fünf Jahre höher als die anderer Männer ! – Dies ist doch vielleicht unter anderem auch ein netter kleiner Baustein und Grund Schlaraffe zu werden – Ich bin jedenfalls stolz ein Schlaraffe zu sein. LULU
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