Effekte und Effektgeräte Mit gewissen Spieltechniken (Bsp. E-Gitarre: Hammering Pull-Off, Bending, etc.), Tongebung, zusätzlichen Hilfsmitteln (Bsp. Blasinstrumente: Dämpfer), Arrangement-Techniken und manuellen Veränderungen an Instrumenten lassen sich auf viele Arten Effekte erzeugen (z.B. Vibrato an der E-Gitarre mit dem sog. Vibrato-Hebel). Neben diesen Effekten gibt es in der Pop-/Rockmusik natürlich eine Vielzahl äußerer Effekte, die v. a. das Live-Erlebnis beim Zuschauer erheblich steigern sollen wie Nebelmaschinen, Lichtanlagen, Pyrotechnik, etc. Daneben gibt es jedoch eine fast unüberschaubare Menge an elektronischen Effekten und sog. Effektgeräten, die den Pop-/Rocksound maßgeblich beeinflussen, z. T. stilbildend wirken und in den aktuellen Erscheinungsformen der Pop-/Rockmusik überhaupt nicht mehr wegzudenken sind. Diese Zusatzgeräte werden sowohl spezifisch für einzelne Instrumentengattungen angeboten (z.B. E-Plano-, E-Gitarre-, E-Bass-Effeke), als auch in Form von Multieffektgeräten oder Modulen für die Studio- und Livearbeit, bei der grundsätzlich jedes Instrument, im Besonderen die Stimme, verändert werden kann. Die am meisten verwendeten Effekte sollen im Folgenden kurz vorgestellt werden. Geräte Bodeneffekte Die meisten Effekte sind als sog. Bodeneffekt erhältlich. Diese Effektgeräte werden mit dem Fuß bedient. Es können dabei mehrere solcher einzelner Effekte hintereinander geschaltet werden. Ihr Vorteil besteht darin, dass viele unterschiedliche Effekte individuell zusammengestellt werden können, dass sie leicht und schnell bedienbar und zudem klein und robust sind. Beispiel: Bodeneffekt "Boss RV-3", Kombination aus Reverb und Delay Multieffektgeräte Multieffektgeräte beinhalten - wie der Name vermuten lässt - eine Vielzahl unterschiedlicher Effekte. Der Vorteil liegt in der kompakten Bauweise (19 Zoll) und in der Möglichkeit, gleichzeitig auf mehrere Effekte zugreifen zu können. Sie werden entweder an Mischpulte angeschlossen oder dienen einzelnen Instrumenten, z.B. E-Gitarren als Multieffektboard. Beispiel: Multieffektboard: „Boss ME 33“ 2 Beispiel: Multieffektprozessor "Behringer Virtualizer Pro" in 19’- Bauweise 3 Exkurs: 1 Zoll = 2,54 cm, 19' ist ein Norm-Maß für die Breite von Studiogeräten (19' = 48,26 cm); die Höhe wird in sog. Höheneinheiten eingeteilt (1 HE = 4,4 cm); der Einbau von 19'-Geräten erfolgt in einem sog. Rack. Module Module sind in sich abgeschlossene Funktions- bzw. Baueinheiten und werden vorwiegend in Mischpulte eingebaut. Sie sind dort z.B. als Effektgerät nutzbar. Der Vorteil besteht darin, dass in ein und demselben Gerät, dem Mischpult, die wichtigsten Vorgänge zur Klangbear-beitung gemacht werden können. Falls das Modul aus technischen Gründen einmal ausfallen sollte, ist das Mischpult dennoch voll funktionsfähig. Zeiteffekte, Klangfarbenveränderung, Dynamikbeeinflussung Hall bzw. Reverb Der wichtigste aller Effekte ist hier wohl nach wie vor der Hall. Hall entsteht durch die vielen akustischen Reflektionen, die von den Wänden zurückkommen; diese Reflektionen werden wieder reflektiert usw., bis diese Klänge nicht mehr hörbar sind. Sie treffen chaotisch auf das Ohr, so dass sie nicht mehr in Einzelklänge unterschieden werden können, sondern ein diffuses Schallfeld wahrnehmen. Ob dieser Effekt nun Hall, Reverb, Plate, Ambience etc. heißt, es handelt sich schlicht um die Nachbildung des räumlichen Klanges einer Klangquelle, allerdings in den verschiedensten Größen. Daher rühren auch die Bezeichnungen wie Studio Hall, Room, Arena, Kathedrale, Gated Hall (am Ende durch ein sog. Gate abgeschnitten), Ambience oder Stadium. Dies sind nur einige werksseitige Hinweise auf die ungefähre Größe und Art des Effekts, gemeinsam ist diesen Effekten die künstliche Simulation verschiedener Raumgrößen und ein Zugewinn an Klangfülle Da Aufnahmen meist in akustisch trockenen Räumen gemacht werden und Mikrofone mit Richtwirkung in geringem Abstand aufgestellt werden, müssen dem Klang nachträglich Hall-Anteile zugefügt werden. Echo bzw. Delay Ein weiterer wichtiger und oft genutzter Effekt ist das Delay. Dies bedeutet nichts anderes als Verzögerung. Der Übergang zum Echo ist fließend. Das Echo kommt durch eine Komplettreflexion eines akustischen Signals zustande und unterscheidet sich darin vom Hall. In beiden Fällen handelt es sich um komplette Wiederholungen eines Signals, das zeitlich meist deutlich abgesetzt wahrgenommen wird. Durch die Bearbeitung der verschiedenen Effektparameter kann Einfluss auf Ausklingzeit, Intensität oder auch das Stereoverhalten genommen werden. Sehr kurze Delay-Zeiten erzeugen ein Art Dopplungseffekt, der insbesondere Stimmen mehr Volumen verleihen kann. Chorus Ein ähnlicher Effekt ist indes auch mit dem Chorus zu erreichen, der, wie der Name schon sagt, Vielstimmigkeit simuliert. Im Unterschied zum Delay verzögert der Chorus aber das Signal nicht nur, sondern variiert auch leicht die Tonhöhe. Dadurch wird die ihm eigene Klangcharakteristik erreicht, die dann wie das Mit- oder besser Nebeneinander von mehreren gleichen Klangquellen (Stimme, Geige, Percussion) klingt. Der Choruseffekt verleiht Stimmen, Instrumenten und Gruppen (z.B. Bläsersätze) einen besonders vollen Raumklang. Wird er zu stark eingesetzt, sind die Schwebungen, die durch die Tonhöhenschwankungen, -überlagerungen und -auslöschungen zustande kommen deutlich hörbar. 4 Flanger und Phaser Zwei weitere, auch miteinander verwandte, Effekte sind der Flanger und der Phaser. Durch Phasenverschiebungen und daraus resultierende Auslöschungen erhält man einen wabernden, sich kontinuierlich in Bewegung befindenden Klang. Klanglich erhält man ein ähnliches Ergebnis, wenn man an einem Equalizer permanent ein Frequenzband rein- und rausdreht. Dieser Kategorie sind dann auch Effekte wie Tremolo und Rotation zuzuordnen. Diese simulieren das Tremolo einer Stimme oder Gitarre oder ahmen den typischen Hammond-Effekt nach. Interessant sind diese Effekte besonders dann, wenn man sie auf Klangquellen anwendet, die z.B. gerade nicht ein natürliches Tremolo aufweisen. Wah-Wah Bei diesem Effekt, der meist als kleines Zusatzgerät in Pedalform zu finden ist, wird ein bestimmtes Frequenzband besonders hervorgehoben (vor allem im Obertonbereich), was eine teilweise recht erhebliche Veränderung der Klangfarbe zur Folge hat. Sie ähnelt einem gesprochenen "Wah-Wah", daher die Bezeichnung. Vor allem in den Jahren um 1970 setzten u. a. Gitarristen wie Jimi Hendrix oder Eric Clapton das Wah-Wah-Pedal häufig ein. Besondere Beliebtheit erhielt dieser Effekt im Bereich der Soulmusik. Verzerrer/Distortion Dieser Effekt wurde in den Anfangszeiten der Rockmusik einfach dadurch erreicht, dass die Verstärker bis an ihr oberstes Limit aufgedreht wurden. Heute ist es möglich, Verzerrungen elektronisch zu erzeugen, ohne dass diese mit einer Lautstärkenanhebung einhergehen Ver-zerrer eignen sich aufgrund ihres aggressiven, verschwommenen Klangergebnisses vorwie-gend für den Einsatz in Solopassagen (vor allem bei E-Gitarren). Sie werden vor allem im Be-reich des Hard Rock und des Heavy Metal Rock eingesetzt (Bsp: Deep Purple, AC/DC). Equalizer Mit dem Equalizer wird die Klangregelung gesteuert, d.h. einzelne Frequenzen können angehoben oder abgesenkt werden (vgl. Bässe, Mitten, Höhen bei der Stereoanlage). Man unterscheidet den parametrischen und den graphischen Equalizer. Bei erstgenanntem ist die zu verändernde Frequenz frei wählbar. Er verfügt über 2-4 Einheiten im Gerät, mit denen bestimmte Frequenzen ausgewählt und in ihrer Intensität verändert werden können. Beim graphischen Equalizer sind die Frequenzbänder bereits vorgegeben, d.h. das Gerät verfügt über eine große Anzahl von Schiebereglern, mit denen man viele Frequenzbereiche unab-hängig voneinander einstellen kann, die jedoch bei diesem Gerätetyp bereits vorgegeben sind. Kompressor/Limiter Der Kompressor wird zur Einengung der Dynamik in der Pop-/Rockmusik eingesetzt, um konstanten Druck zu gewährleisten. Die sog. Schwelle (Threshold) ist der Punkt, wo der Kompressor anfängt zu wirken. Eine Leuchtanzeige tritt in Aktion, wenn die Schwelle erreicht ist und der Kompressor arbeitet. Mit dem Regler Kompression (oder Ratio) wird die Stärke der Kornpression eingestellt. Diese sog. Kompressionsrate ist das Verhältnis zwischen Eingangs- und Ausgangssignal. Beim Rundfunk werden sog. Limiter eingesetzt, die Pegelspitzen abfangen, damit das Signal niemals die an der obersten Grenze eingestellte Schwelle überschreiten kann. Auch in Discotheken gibt es Limiter, die das Überschreiten einer bestimmten Lautstärke verhindern sollen. Beim Live-Betrieb sollen Limiter vor Übersteuerungen und damit zusammenhängenden Verzerrungen schützen.
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