Möglichkeiten und Grenzen der Laparoskopie

Möglichkeiten und Grenzen der
Laparoskopie
Petra Ohnemus
Pferdeklinik an der Rennbahn
Definition
• Endoskopisch gestütztes, minimalinvasives,
chirurgisches Verfahren, bei dem die
Bauchhöhle bildlich dargestellt wird
„Bauchhöhlenspiegelung“
– Minimalinvasive Operationsmethode am
stehenden, tief sedierten Pferd
• Ermöglicht eine eingehende Untersuchung der Organe
und der peritonealen Oberflächen
• Kann je nach Indikation auch unter Allgemeinanästhesie
in Seiten- oder Rückenlage durchgeführt werden
Indikationen
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Diagnostik
Ovariektomie
Ovariohysterektomie
Kastration
Kryptorchismus
Verschluss des Inguinalringes
Verschluss des Milz-Nieren-Raumes
Verfahren bei Neugeborenen
Diagnostik
• Was ist möglich?
– Untersuchung der dorsalen und mittleren
Bauchhöhlenabschnitte
– Beurteilung der serösen Überzüge der
Organe, des Darms und der Bauchwand
– Beurteilung der Bauchhöhlenflüssigkeit
– Untersuchung der Lymphknoten
Diagnostik
• Was ist möglich?
– Untersuchung des gesamten Dünndarms
• Erfahrung des Chirurgen!
– mit Hilfe zweier Klemmen wird vorsichtig Abschnitt für
Abschnitt des Dünndarms untersucht
 Adhäsionen können diagnostiziert und mittels
Adhäsiolyse gelöst werden
Diagnostik
• Was ist nur schwer oder gar nicht
möglich?
– Ventrale Bauchhöhle ist am stehenden Pferd
nicht zu beurteilen
– Bei akuten Koliken mit hochgradigem
Meteorismus und bei septischen Peritonitiden
ist die Laparoskopie kontraindiziert
– Verwachsungen können eine laparoskopische
Untersuchung verhindern
Diagnostik
• Indikationen
– Chronisch rezidivierende Koliken
– Chronischer Gewichtsverlust
– Chronischer Durchfall
– Verdacht auf IBD
Diagnostik - Adhäsionen
Physiologischer Situs
Linkes craniales
Abdomen
Adäsionen
Diagnostik – Adhäsionen Caecum
Duodenum
Mesojejunum
Colon
ascendens
Hämatom
Adhäsion
Caecum
Diagnostik - Neoplasien
Adenokarzinom
Zubildung am Omentum
majus
„Lipoma pendulans“
Diagnostik – Duodenitis
Diagnostik – Megaduodenum
Flexura duodeni
caudalis
Flexura duodeni jejunalis
Diagnostik – chronische Hepatopathien
Lobus dexter
Lobus sinister
Stumpfrandiger, verdickter Leberlappen;
Abszeßbildung
Atrophie des rechten Leberlappens;
Fibrinogene Auflagerungen auf der Facies visceralis
Diagnostik – Erkrankungen des
Genitaltraktes
Seminom
Normales Ovar
A.T. Fischer, Jr. (2002): Equine Diagnostic & Surgical Laparoscopy; W.B. Saunders Company
Granulosa Zelltumor
Michael Röcken, Bernhard Ohnesorge (2013): Minimalinvasive Chirurgie beim Pferd.
Schlütersche, 1. Auflage, Hannover
Diagnostik
• Biopsieentnahme
– Intraabdominal
• Leber, Niere, Milz, Lymphknoten und Neoplasien
Michael Röcken, Bernhard Ohnesorge (2013): Minimalinvasive Chirurgie beim Pferd. Schlütersche, 1. Auflage, Hannover
Diagnostik
• Biopsieentnahme
– Extrakorporal
• Dick- und Dünndarm
Michael Röcken, Bernhard Ohnesorge (2013): Minimalinvasive Chirurgie beim Pferd. Schlütersche, 1. Auflage, Hannover
Ovariektomie
• Zugang über die Flanke am stehenden
Pferd
• Infiltrationsanästhesie des Mesovars mit
Hilfe der Punktionskanüle
Ovariektomie
• Dissektion mit Hilfe des Gefäßverschlusssystems (bipolare Zange „LigaSure“ der Firma Covidien aus
Deutschland, Neustadt/Donau)
– Beginnend am cranialen Rand des Mesovars
Michael Röcken, Bernhard Ohnesorge (2013): Minimalinvasive Chirurgie beim Pferd. Schlütersche, 1. Auflage, Hannover
Ovariektomie
• Dissektion mit Hilfe des Gefäßverschlusssystems
– Dann die großen Gefäße
– Und caudal liegend der Eileiter und das Lig.
Ovarii proprium
Michael Röcken, Bernhard Ohnesorge (2013):
Minimalinvasive Chirurgie beim Pferd. Schlütersche, 1. Auflage, Hannover
Ovariektomie
• Abgesetztes Ovar wird mit der Fasszange
fixiert und nach außen verbracht
• Bei großem Ovarialtumor
– Bergebeutel
– Punktion der Zystenflüssigkeit
– Zweiphasenoperation
1. Laparoskopie
2. Mediane Laparotomie
Ovariektomie
• Vorteile der Laparoskopie
– Erheblich minimiertes Komplikationsrisiko
• Visuelle Kontrolle der abgesetzten Blutgefäße
• Durch verminderten Zug am Mesovar deutlich
verringerte Schmerzen
• In den meisten Fällen keine Vollnarkose notwendig
 Pferde schnell wieder im Einsatz
• Nachteil
– Kosten
Laparoskopisch unterstützte Ovariohysterektomie
• Seltener operativer Eingriff
• Indikationen
– chronische Endometritiden insbesondere Pyometra
– Neoplasien
– Uterusrupturen und Gebärmutterverletzungen
• Zweiphasenoperation
– Ovariektomie via Laparoskopie im Stehen
– Laparotomie postumbilikal unter Allgemeinanästhesie
Laparoskopisch unterstützte Ovariohysterektomie
• Laparotomie postumbilikal
• Ovarien und Uterus werden vorverlagert
• Uterus wird möglichst zervixnah fixiert und abgesetzt
Michael Röcken, Bernhard Ohnesorge (2013): Minimalinvasive Chirurgie beim Pferd. Schlütersche, 1. Auflage, Hannover
Laparoskopisch unterstützte Ovariohysterektomie
• Vorteile
– Mesovar und Mesometrium können unter
Sichtkontrolle und ohne vermehrten Zug
abgesetzt werden
– Laparotomiewunde ist kürzer
– Narkosezeit erheblich verkürzt
– Morbidität und Mortalität erheblich verringert
Kastration
• Zugang über Flanke am stehenden Pferd
• Samenstrang lokalisieren und mit Zange
fixieren
Kastration
• Samenstrang soweit wie
möglich in die Bauchhöhle
ziehen
• Infiltrationsanästhesie
Michael Röcken, Bernhard Ohnesorge (2013):
Minimalinvasive Chirurgie beim Pferd.
Schlütersche, 1. Auflage, Hannover
Kastration
• Mit Gefäßverschlusssystem durchtrennen
• Stümpfe sorgfältig
auf Blutungen
untersuchen
Michael Röcken, Bernhard Ohnesorge (2013):
Minimalinvasive Chirurgie beim Pferd.
Schlütersche, 1. Auflage, Hannover
Kastration
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Die abgesetzten Hoden verbleiben im Skrotum
Schwellung der Hoden direkt nach der Operation
Nach wenigen Tagen Rückbildung des Hodengewebes
Nach A. Rijkenhuizen und M. Röcken bleiben bei 3,4 %
der so kastrierten Hengste die Hodenfunktion erhalten
– Alternative Gefäßversorgung der A. cremaster und/oder A.
pudenda externa
– Hengstverhalten bleibt bestehen
– Befruchtungsfähigkeit verloren
Kastration
Vergleich: Laparoskopische / konventionelle Methode
Narkoserisiko
0 % / 0,9%
Wundinfektion
2 % / 22% (Operation im Stehen)
Darmvorfall
0 % / 4,8% (Operation im Stehen)
Erhaltene Hodenfunktion 3,4 % / 0%
Aufklärungspflicht gegenüber dem Pferdebesitzer!
Kryptorchismus
• Abdominal liegender Hoden
– Direkt vor dem Anulus vaginalis
Kryptorchismus
• Abdominal liegende Hoden
– Hoden wird mit einer Zange fixiert
– Absetzen des Hodens mit dem
Gefäßverschlusssystem
Michael Röcken, Bernhard Ohnesorge (2013): Minimalinvasive Chirurgie beim Pferd. Schlütersche, 1. Auflage, Hannover
Kryptorchismus
• Abdominal liegende Hoden
– Oder: Hoden direkt nach außen verlagern und
extrakorporal absetzen
Michael Röcken, Bernhard Ohnesorge (2013): Minimalinvasive Chirurgie beim Pferd. Schlütersche, 1. Auflage, Hannover
Kryptorchismus
• Inguinal liegende Hoden
– Samenstrang wird wie bei der normalen
Kastration durchtrennt und der Hoden
verbleibt inguinal
• Einseitiger Kryptorchide
– Abgestiegener Hoden wird entweder auf
konventionelle Art entfernt oder
laparoskopisch wie oben beschrieben
Verschluss des Inguinalringes
• Indikation
– nach einer Hernia inguinalis incarcerata
– Eingeklemmter Darm wird reponiert wobei der
Hoden bei Deckhengsten häufig erhalten
bleiben soll
– Zur Vermeidung eines Rezidivs
Verschluss des Inguinalringes
• PFH (Peritoneal flap hernioplasty)
Verschluss des Milz-Nieren-Raumes
• Verlagerung des Colons in den MNR ist
eine der häufigsten Kolikformen
• Betroffen v.a. großrahmige Pferde
• Häufig rezidivierende Koliken
Verschluss des Milz-Nieren-Raumes
• Vorgehensweise
– Verschluss mittels fortlaufender Nahttechnik
von cranial nach caudal
Michael Röcken, Bernhard Ohnesorge (2013): Minimalinvasive Chirurgie beim Pferd. Schlütersche, 1. Auflage, Hannover
Verschluss des Milz-Nieren-Raumes
• Vorteile
– Schonende Operationsmethode
– Pferde haben keine Schmerzen –
Stressreaktionen werden nicht beobachtet
– 2 – 3 Wochen nach einer Kolikoperation
möglich – keine Verlängerung der
Rekonvaleszenz
– Unbedingt empfehlenswert auch nach einer
konservativ behandelten MNB-Verlagerung
Laparoskopische Verfahren
bei Neugeborenen
• Indikationen
– Omphaloarteritis und-urachitis
– persitierender Urachus
– Leistenbruch
Laparoskopische Verfahren
bei Neugeborenen
• Nur unter Allgemeinanästhesie möglich, da
Fohlen sich meist unter Sedation ablegen
• Konventionelle Operationstechniken
ermöglichen ein schnelles, übersichtliches
und komplikationsloses Arbeiten
• Keine entscheidenden Vorteile!
Literatur
• Michael Röcken, Bernhard Ohnesorge (2013):
Minimalinvasive Chirurgie beim Pferd. Schlütersche,
1. Auflage, Hannover
• A.T. Fischer, Jr. (2002): Equine Diagnostic & Surgical
Laparoscopy; W.B. Saunders Company
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!