Energiewende als gesamtgesellschaftliche Aufgabe

}P KITA-MANAGEMENT // ENERGIESPAREN UND KLIMASCHUTZ
Energiewende als
gesamtgesellschaftliche Aufgabe –
Energiebewusstsein früh fördern
»Die Energiewende ist eine der weltweit größten Herausforderungen« Q das klingt zunächst
mal sehr groß und abstrakt, so, als könnten einzelne wenig ausrichten. Genau dort, bei den Bürgern, sollte die Energiewende aber vorangetrieben werden. Deshalb ist die Einbindung des Themas
in die Bildungsarbeit schon im Kindergarten und in Kitas ein wichtiger Baustein, um in der Gesellschaft das Bewusstsein für den Umgang mit Energie zu schärfen.
Isa Scholtissek
Regionalreferentin Mittelhaardt
& Südpfalz bei der Energieagentur Rheinland-Pfalz, Regionalbüro
Mittelhardt & Südpfalz, Bad
Dürkheim
zu elektrischer Energie umgewandelt
werden muss und es dafür oft teure, begrenzt vorhandene und klimaschädliche
Rohstoffe braucht, ist Strom kostbar. In
Deutschland wird derzeit noch etwa die
Hälfte des benötigten Stroms in Kohlekraftwerken hergestellt.
Stephanie Blohm
Referentin für Bildung bei der
Energieagentur Rheinland-Pfalz,
Kaiserslautern
» Elektrische Energie wird überall in
der Kita genutzt.«
lektrische Energie wird überall in der
Kita genutzt. Ob bei der Beleuchtung der Gruppen- und Hygieneräume,
für Türöffner, in der Küche, in PC-Räumen oder im Büro der Leitung – den
ganzen Tag über brauchen wir Strom. Da
Strom aber aus anderen Energieformen
Bei dieser konventionellen Stromerzeugung entstehen zum einen Schadstoffe,
die den Treibhauseffekt verstärken und
zur Erderwärmung beitragen. Zum anderen wird die Ressource Kohle nicht
ewig vorhanden sein, wie auch die Energieträger Erdöl und Erdgas endlich sind
und oft auch teuer aus anderen Weltre-
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Abb. 1: Lehrkräfte und Erzieher/innen können ihr eigenes Verhalten im Umgang mit
Energie in den Schulungen der Energieagentur Rheinland-Pfalz analysieren.
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gionen importiert werden muss. Strom
sollte folglich sparsam eingesetzt werden.
»Man unterscheidet nicht-/
geringinvestive und investive
Energiesparmaßnahmen«
Will die Kita tätig werden und Maßnahmen zur Umsetzung der Energiewende
vor Ort ergreifen, ist zwischen zwei unterschiedlichen Arten von Maßnahmen zu
unterscheiden. Zum einen sind dies Sofortmaßnahmen, für deren Umsetzung nicht
investiert werden muss, die also nichts oder
sehr wenig kosten. Zum anderen lässt sich
durch Maßnahmen Energie einsparen, die
zunächst Investitionen erfordern, sich längerfristig dann aber durch die Energieeinsparung auch finanziell rechnen.
» Die bedachte, bewusste Nutzung
von Energie spielt eine Schlüsselrolle für eine erfolgreiche Energiewende und den Klimaschutz.«
Sofortmaßnahmen haben viel mit dem
Nutzerverhalten zu tun. Brennt zum Beispiel Licht nur dann, wenn es benötigt
wird oder werden Stand-by-Verbräuche
vermieden? Die bedachte, bewusste Nutzung von Energie spielt eine Schlüsselrolle für eine erfolgreiche Energiewende
und den Klimaschutz.
Die Energieagentur Rheinland-Pfalz
bietet Schulungen für Erzieher/innen zu
dem Thema an. Die Teilnehmer überprüfen darin unter anderem ihr eigenes
Verhalten im Umgang mit Energie.
Auch geringinvestive Maßnahmen lassen sich schnell umsetzen. Die Anschaffung von Steckerleisten, mittels derer sich
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mehrere Geräte gleichzeitig ohne Aufwand
vom Stromnetz trennen lassen, fallen ebenso darunter wie das Austauschen von alten
Glühbirnen durch LED-Leuchtmittel.
LEDs verbrauchen für die gleiche Lichtausbeute nur den Bruchteil der Energie,
die herkömmliche Glühbirnen »fressen«,
und strahlen deswegen weniger Wärme
ab. Herkömmliche Birnen mit Schraubgewinden lassen sich sehr einfach austauschen, und die Stromersparnis, die damit
einhergeht, ist so groß, dass sich die Anschaffungskosten für die LED-Leuchtmittel nach wenigen Monaten amortisieren.
Investive Maßnahmen zur Energieeinsparung können Kitas in Abstimmung
mit der Kommune (oder dem Träger der
Kita) vorantreiben. Beschaffung und Ausstattung eines Gebäudes sind Faktoren, die
den Energieverbrauch beeinflussen. Schon
vor Beginn aller Energiesparmaßnahmen
oder Schulungen kann es sinnvoll sein,
zunächst gemeinsam mit der Kommune
den Energieverbrauch in der Kita zu erfassen und ihn Durchschnittswerten anderer
Kitas gegenüberzustellen. Zu investiven
Maßnahmen gehören zum Beispiel die
Heizungs- und Fenstererneuerung, aber
auch die Anschaffung von Geräten, deren
Energieverbrauch niedrig ist (A+++).
» Investive Maßnahmen zur Energieeinsparung können Kitas in
Abstimmung mit der Kommune
oder dem Träger vorantreiben.«
»Kindern den richtigen Umgang mit
Energie vorleben«
»Wenn die Erzieherinnen den Kindern
vorleben, dass sie auf Energieverbräuche
achten und wie man sparsam mit Strom
umgeht, ist das sehr wertvoll, denn Kinder
lernen am Modell«, so Stephanie Blohm,
Bildungsreferentin bei der Energieagentur
Rheinland-Pfalz. »Wird die Thematik dann
auch noch in die Bildungsarbeit integriert,
werden Kinder früh an den verantwortlichen Umgang mit Energie herangeführt.«
Die rheinland-pfälzischen Bildungs- und
Erziehungsempfehlungen bieten hierfür
sehr gute Anknüpfungspunkte: Im Kontext naturwissenschaftlicher Bildung kann
mithilfe von Experimenten dem Phänomen Energie bzw. Strom auf den Grund
gegangen werden kann. Die Experimente
stärken nicht nur die viel geforderten naturwissenschaftlichen Kompetenzen der
ENERGIESPARTIPPS
Beleuchtung
ƒ Abschalten, wo und wann immer möglich
ƒ v.a. in ungenutzten Räumen, wie z.B. Abstellkammern, Toiletten, Flure, Keller
ƒ Regelmäßige Reinigung der Leuchten und Abdeckungen
ƒ Sofortiger Austausch defekter Leuchten
ƒ Raumgestaltung so verbessern, dass weniger Licht benötigt wird (z.B. Einfall von
Licht durch die Fenster nicht behindern, saubere Fensteroberflächen)
ƒ Bei Reinigungsarbeiten, Beleuchtung nur dort einschalten, wo auch geputzt wird
Elektrogeräte
ƒ Nicht benötigte Geräte ganz oder zeitweise ausschalten
ƒ Computerbildschirme bei längeren Pausen (ab ca. 20 Min.) abschalten
ƒ Auf Stand-by bei Videogeräten, Kopierern etc. verzichten: Stecker ziehen oder
Steckdosenleiste ausschalten
ƒ Kaffeemaschinen nicht im Dauerbetrieb lassen, sondern Kaffee in Thermoskanne
füllen
ƒ Wenn mehrere Kühlschränke vorhanden sind, überprüfen, ob Inhalte zusammengelegt werden können
ƒ Auch ausgeschaltete Geräte können Strom verbrauchen (z.B. Trafoverluste), deshalb: Stecker ziehen oder eine schaltbare Stecker-Leiste verwenden; im Zweifelsfall
das Strommessgerät einsetzen
ƒ Geräte energiesparend betreiben
ƒ In Bereitschaftszeit elektrischer Geräte Energiespartaste (z.B. bei Kopierern) bzw.
Energiemanagement-Systeme nutzen
ƒ Kühltemperatur (Kühlschränke) vernünftig wählen (sehr tiefe Temperaturen
brauchen sehr viel Strom)
ƒ Kühlschränke:
ƒ Kühl- und Gefriergeräte an einem kühlen Platz aufstellen
ƒ Möglichst geringe Kühlstufe wählen
ƒ Gerät immer nur kurz öffnen
ƒ Keine heißen oder warmen Speisen in den Kühlschrank stellen
ƒ Volumen ausnutzen
ƒ Abluftgitter freihalten
ƒ Regelmäßig abtauen!
Temperatureinstellung
ƒ Die richtige Thermostateinstellung nicht mehr verstellen
ƒ Zum Aufheizen nicht höher als Wunschtemperatur drehen
ƒ Nachts und bei Abwesenheit Temperatur drosseln
ƒ Heizkörper nicht zustellen/-hängen
ƒ Türen und Fenster nicht unnötig öffnen/offen stehen lassen
Wasser sparen
ƒ Duschen statt Baden
ƒ Tropfende Wasserhähne abdichten
ƒ Wasser nicht unnötig laufen lassen
ƒ Wasch- und Spülmaschinen nur voll einschalten
ƒ Auf sparsame Geräte achten
Kontrolle
ƒ Täglicher Kontrollgang nachmittags/abends
ƒ Wöchentliche Verbrauchskontrolle mit Erfassung und Vergleich mit zurückliegenden Perioden.
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ebenfalls vom NaturGut Ophoven herausgegeben worden ist. Bis Juni 2015 arbeiten die Erzieher/innen an den Themen
Klimawandel/Klimaschutz, Mobilität, Ernährung, Konsum und Abfall. Das Buch
hält Bastelaktionen, Spiele und Geschichten für die jeweiligen Themen bereit. Die
durchgeführten Aktionen werden mit Bildern dokumentiert. Abschluss des Projektes bildet die öffentliche Auszeichnung mit
dem Klimasiegel »Kleiner Daumen, große
Wirkung« am 9. Juli 2015. Ergänzt wird
das Programm durch eine Nutzerschulung
»Energiesparen« für jedes Kita-Team.
» Ergänzt wird das Programm durch
eine Nutzerschulung »Energiesparen« für jedes Kita-Team.«
Abb. 2: Die Workshops der Energieagentur Rheinland-Pfalz informieren über Sofortmaßnahmen und langfristige Investitionen zur Energieeinsparung.
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Kinder, sondern sensibilisieren sie auch
für einen sparsamen Umgang mit Strom,
Wasser und Wärme. Ebenso im Kontext
von Bildung für nachhaltige Entwicklung
(BNE) haben die Themen Strom und
Energie ihre Bedeutung. Die Kinder sollen
lernen, nicht nur auf ihre eigenen Lebensbedingungen zu achten, sondern auch die
Menschen in anderen Regionen in den
Blick zu nehmen.
Aktionen präsentiert, lassen sich auch die
Eltern einbeziehen. Das Interesse an den
Lernschritten ihrer Kinder bewirkt dann
im besten Fall, dass auch die Aufmerksamkeit der Erwachsenen auf das Thema
Energie und Klimaschutz gelenkt wird.
Darin liegt eine große Chance, Themen
der Energiewende auch in die Elternhäuser zu tragen. Kinder nehmen ihre Rolle
als Umweltschützer sehr ernst und geben
Erlerntes bereitwillig an ihre Eltern weiter.
» Die Experimente sensibilisieren sie
auch für einen sparsamen Umgang
mit Strom, Wasser und Wärme.«
»Kleiner Daumen, große Wirkung.
Klimaschutz im Kindergarten«
Im September 2014 startete in Zusammenarbeit mit dem Verband Region
Rhein-Neckar und unter Mitwirkung des
NaturGut Ophoven ein neues Projekt für
den Vorschulbereich. Kindertagesstätten
aus der Metropolregion (Landkreise aus
der Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg) sind aufgerufen, zum Thema Klimaschutz zu arbeiten. Acht Kitas beteiligen sich auf der Pfälzer Seite.
In Kooperation mit dem NaturGut
Ophoven bietet die Energieagentur
Rheinland-Pfalz regelmäßig Workshops
zum Thema »Ein Königreich für die Zukunft. Energie erleben durch das Kindergartenjahr!« an (Info-Box: der nächste
Termin findet am 8. Oktober 2015 von
9 – 16 Uhr in Mainz statt). Das gleichnamige Praxishandbuch, vom NaturGut
entwickelt, gibt pädagogische Arbeitshilfen, wie die Themen Wind, Wärme,
Licht, Strom, Wasser und Sonne altersgerecht und lebensweltorientiert in den
Kita-Alltag integriert werden können.
Die Energiethemen sind an den Verlauf
der Jahreszeiten geknüpft, ein gesamtes
Kindergartenjahr lässt sich so gestalten.
Durch die Einrichtung einer Energie- oder Klimaecke, die die jeweiligen
Arbeitsergebnisse der Experimente und
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» Wie können die Themen Wind,
Wärme, Licht, Strom, Wasser und
Sonne altersgerecht und lebensweltorientiert in den Kita-Alltag
integriert werden?«
Zu Beginn des Projektes stand eine 1-tägige, kostenlose Fortbildung zum Praxishandbuch »Kleiner Daumen, große Wirkung. Klimaschutz im Kindergarten«, das
Eine erste Schulung für Erzieher/innen
führte die Energieagentur RheinlandPfalz im Februar 2015 in Ludwigshafen
durch. Beim Messen der Leistungsaufnahmen verschiedener elektrischer Geräte kamen die Erzieherinnen und Erzieher
ins Staunen, wie hoch die Verbräuche
von Wasserkocher, Föhn und Co. sein
können. Insbesondere der Stand-by-Verbrauch von Handyladegerät und Radio
führten zum Nachdenken, und die Notwendigkeit schaltbarer Steckdosenleisten
wurde deutlich. »Man weiß eigentlich
schon viel übers Energie sparen, aber die
Umsetzung fällt dann doch schwer, und
wir haben wertvolle Tipps bekommen«,
so Kathrin Biron von der Städtischen
Kindertagesstätte Ludwigshafen. »Das
Handbuch ist klasse. Es ist anspruchsvoll
und hält gleichzeitig tolle Ideen bereit,
die sich sehr gut umsetzen lassen.«
Fazit
Die Energiewende wird in der Öffentlichkeit
häufig auf den Effizienzaspekt reduziert, das
heißt mit Investitionen in effiziente Geräte
oder Arbeitsformen verbunden. Nicht alle
Bevölkerungsgruppen oder Bürger werden
angesprochen. Dabei sollte die Energiewende ein gesamtgesellschaftliches Projekt werden, bei dem auch Erzieher/innen
und Kita-Kinder einen wertvollen Beitrag
leisten können. Die Energieagentur Rheinland-Pfalz unterstützt Sie dabei gerne. „
}P WEITERE INFORMATIONEN
unter www.energieagentur.rlp.de/bildung