Univ.-Prof. Dr.-Ing. H. Nacken Vorlesung Wasserwirtschaftliche Modellierung Vorlesung 5 Themen: Translations- und Retentionsmodelle Unit Hydrograph Verfahren und Faltungsintegral Zeit-Flächen Funktionen Lehrziele der Veranstaltung Univ.-Prof. Dr.-Ing. H. Nacken erschaffen bewerten analysieren anwenden Sie ermitteln die maßgeblichen Retentionskonstanten für unterschiedliche Abflusskompartimente. Sie wählen in Abhängigkeit der fachlichen Aufgabenstellung das jeweils maßgebende Speichermodell. verstehen Sie wissen, wie man Zeitflächenfunktionen ermittelt. erinnern Sie kennen die grundlegenden Prinzipien der Translations- und Retentions-Abbildung. Translation Univ.-Prof. Dr.-Ing. H. Nacken Die Translation stellt eine reine zeitliche Verschiebung einer Abflussganglinie beim Durchlauf durch einen Gewässerabschnitt dar. Die Translation bildet die Fließzeit in dem Gewässerabschnitt nach. Es wird ein Eingangssignal (Zuflussganglinie) um n-Zeitschritte in ein Ausgangssignal (Abflussganglinie) verschoben. Q [m³/s] t Retention Univ.-Prof. Dr.-Ing. H. Nacken Die Retention (=Abflusskonzentration) beschreibt den Prozess der Abflussdämpfung, bei der ein Eingangssignal (Zuflussganglinie) hinsichtlich seines Spitzenwertes reduziert wird und gleichzeitig die Dauer des Signals vergrößert wird. Die Zuflussganglinie wird gestaucht und gestreckt. Q [m³/s] Speicherfüllung Speicherentleerung t Translation und Retention Univ.-Prof. Dr.-Ing. H. Nacken Die Abflussganglinie eines Einzugsgebietes stellt die Summe der elementaren Ganglinien aller abflussbildenden Teilflächen dar. Die Teilflächen haben jeweils unterschiedliche Speichereffekte und sowie Laufzeiten bis zum Gebietsauslass. Die Abflussganglinien müssen somit grundsätzlich einer Translation und Retention unterzogen werden. Translationsmodelle Retentionsmodelle Wellenablauf I Univ.-Prof. Dr.-Ing. H. Nacken Bildquelle: Bayerisches Landesamt für Wasserwirtschaft Wellenablauf II Univ.-Prof. Dr.-Ing. H. Nacken Bildquelle: Bayerisches Landesamt für Wasserwirtschaft Translation und Begradigung an einem Beispiel Univ.-Prof. Dr.-Ing. H. Nacken Translation und Begradigung an einem Beispiel Univ.-Prof. Dr.-Ing. H. Nacken Unit Hydrograph ["Black Box" Modell] I Univ.-Prof. Dr.-Ing. H. Nacken i(t) Input = Niederschlag Black Box = Einzugsgebiet Q(t) Output = Abfluss Unit Hydrograph ["Black Box" Modell] II Univ.-Prof. Dr.-Ing. H. Nacken Q m 3 / s ieff i1 t i2 t i3 t Niederschlag Black Box Zeit Abfluss Zeit Ut Unit Hydrograph Zeit Der Unit Hydrograph U(t) ist die Übertragungsfunktion, die für einen örtlichen und während der Dauer T auch zeitlich gleichverteilten, effektiven Niederschlag von 1 mm normiert ist. Unit Hydrograph Univ.-Prof. Dr.-Ing. H. Nacken Qt ieff t Q3 Q2 i1 i1 Black Box Q1 i1 Zeit T T Q4 Q5 Zeit u2 T u1 Q1 i1 u1 T u3 Q 2 i1 u2 T i2 u1 T Q3 i1 u3 T i2 u2 T i3 u1 T Q4 Q5 u1 u2 u3 i 2 u 3 T i3 u 2 T i3 u 3 T u1 u2 u3 Faltungsintegral Univ.-Prof. Dr.-Ing. H. Nacken ief f t i1 i2 u1 i3 u2 u3 Zeit T T T Q1 i1 u1 T u3 u2 u2 u2 u2 u2 u2 u1 uu1 u u1 u u1 u1 u1 u3 u 3 3 3 3 Q2 i1 u2 T i2 u1 T Q3 i1 u3 T i2 u2 T i3 u1 T Q4 i2 u3 T i3 u2 T Q5 i3 u3 T Zeit-Flächen-Diagramm [Translationsmodelle] Univ.-Prof. Dr.-Ing. H. Nacken Fläche Isochrone A7 A6 A5 A4 A3 t f2 t f t f2 t f t f 2 2 2 A2 t f1 t f1 At f1 1 Q A1 A2 A3 A4 A5 A6 A7 Zeit Isochronen sind Fliesszeitgleichen. Alle Punkte auf einer Isochrone haben eine identische Fließzeit bis zu einem definierten Punkte (in der Regel ist dies der Systemausgang oder ein Pegel) In einem Zeit-Flächen-Diagramm werden die jeweils zwischen zwei Isochronen befindlichen Teilflächen des Einzugsgebietes über die zugehörigen mittlere Fliesszeit aufgetragen. Zeit-Flächen-Diagramm [Translationsmodelle] Univ.-Prof. Dr.-Ing. H. Nacken ief f t Fläche i1 i2 i3 A1 A2 A3 A4 A5 A6 Zeit A7 A6 A7 A5 A6 A7 A A 564 A7 A 54 A A 36 A7 A A A 25364 A A7 A 54 A A A 362 A 17 T T T A A 54 A A 623 A 71 A A 534 A A6 A 712 A A 534 A A6 A 712 A A 534 A A 62 A1 A7 Zeit A A 534 A2 A1 A A 34 A2 A1 A3 A2 A1 A2 A1 A1 Q1 i1 A 1 Q 4 i1 A 4 i2 A 3 i3 A 2 Q7 i1 A 7 i2 A 6 i3 A 5 Q 2 i1 A 2 i2 A 1 Q5 i1 A 5 i2 A 4 i3 A 3 Q8 i 2 A 7 i3 A 6 Q3 i1 A 3 i2 A 2 i3 A 1 Q 6 i1 A 6 i2 A 5 i3 A 4 Q9 i3 A 7 Translationsmodelle Univ.-Prof. Dr.-Ing. H. Nacken Wird ein Einzugsgebiet als reines Translationssystem ohne Speichereffekte angesehen, so kann jedem Punkt des Gebietes eine Lauf- oder Translationszeit zugeordnet werden. Dies ist die Zeit, die ein Wasserteilchen benötigt, um von diesem Punkt bis zum Gebietsauslass zu gelangen. L t f 9,2184 k St 0,6 ieff 0, 4 Iso 0,33 tf : Konzentrationszeit / Fließzeit KSt : Strickler-Beiwert L : Fließweglänge I eff : Intensität des effektiven Niederschlages I so : (Hang)Gefälle Ackerflächen: Kst = 4,5 m1/3 s-1 Wiese: Kst = 4,5 m1/3 s-1 Abflussganglinie [Translationsmodelle] Univ.-Prof. Dr.-Ing. H. Nacken Auf Basis dieser Zeit-Flächen-Diagramme kann schließlich für jeden beliebigen Effektivniederschlag mit der Intensität Ieff(t) die zugehörige Abflussganglinie berechnet werden. t Qt c A t ieff d 0 k Qit c A it i 1t ieff ii t i1 c 1 3,6 t Die berechnete Abflussganglinie berücksichtigt keine Retentionseffekte Retentionsmodell Univ.-Prof. Dr.-Ing. H. Nacken Qz(t) Einzellinearspeicher S(t) Qa(t) S(t) = Speicherinhalt zum Zeitpunkt t Qa(t) = Speicherausfluss zum Zeitpunkt t K = Retentionskonstante Linearer Einzelspeicher I Univ.-Prof. Dr.-Ing. H. Nacken Qz(t) Einzellinearspeicher S(t) Qa(t) = 1/k * S(t) Q Z t Q A t k dQ A t dt Q A t Q A t 0 e t t 0 / k t t 1 Q Z e t / k dt k t 0 1 Q A t Q Z e t / k dt k 0 k t 2 t1 ln Q A 1 ln Q A 2 Qa(t) Linearer Einzelspeicher II Univ.-Prof. Dr.-Ing. H. Nacken Unter Berücksichtigung der Kontinuitätsgleichung d.h. Zufluss = Abfluss + Speicherinhaltsänderung Q Z t Q A t k dQ A t dt QZ(t) =Speicherzufluss zum Zeitpunkt t Die allgemeine Lösung dieser Gleichung lautet: Q A t Q A t 0 e t t 0 / k t 1 t / k Q t Z k e dt 0 für QA(t) = 0 und t0 = 0 wird diese Gleichung zu t 1 Q A t QZ e t / k dt k 0 Kombinierte Translations- und Retentionsabbildung Univ.-Prof. Dr.-Ing. H. Nacken 1. Ermittlung der Fließzeiten L t f 9,2184 k St 0,6 ief f 0, 4 Iso 0,33 Fläche 2. Auftragung des Zeit-Flächen-Diagramms A1 A3 A2 A4 A5 A6 A7 Zeit 3. Berechnung der Retentionskonstante k t 2 t1 ln Q A 1 ln Q A 2 Q m3 / s i1 i2 i3 Q1 Q2 t1 4. Bestimmung des Gebietes IUH [Faltung des Zeitflächendiagramms mit der Systemfunktion] 5. Berechnung der Abflussganglinie [durch Faltung des Gebietsniederschlages mit dem IUH] t2 Zeit Abflussanteile am Gesatabfluss Univ.-Prof. Dr.-Ing. H. Nacken Q [m³/s] QO Oberflächenabfluss QD Direktabfluss QI Interflow QB Basisabfluss t [h] [ gemäß DIN 4049 ] Bestimmung der Retentionskonstanten Univ.-Prof. Dr.-Ing. H. Nacken [m³/s] Oberflächenabfluss Interflow Gemessener Abfluss Basisabfluss Retentionskonstanten für lineare Speicher Univ.-Prof. Dr.-Ing. H. Nacken Qz(t) QA(t) S(t) Retentionskonstante k gängige Werte Oberflächenabfluss 100 h (0,5 - 2,0 h) Interflow 101 h (40-90 h, aber auch >100 h) Grundwasser 103 h (4000 – 9000 h) Lineare Speicherkette Univ.-Prof. Dr.-Ing. H. Nacken QZI QA ׀ = QZ ׀׀ S׀ 2 Parameter : QA = ׀׀QZ ǀǀǀ S ׀׀ Retentionskonstante k [h] Anzahl der Speicher n [m³/s] dQZ ׀ dQZ ׀׀ dQZ ǀǀǀ S >= ׀׀׀QA ǀǀǀ Parallelspeicherkaskade Univ.-Prof. Dr.-Ing. H. Nacken QBordvoll Qz QZH ׀ QAH ׀ = QZH ׀׀ QZV ׀ QAV ׀ = QZV ׀׀ QAH ׀׀ Hauptgerinne Vorlandspeicher QBordvoll QAV ׀׀ QA
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