Diagnostik von Kontextfaktoren Gliederung • 1. Unterrichtsklima • 2. Soziale Stellung des Schülers in der Klasse • 3. Familiäre Situation Unterrichtsklima • Unterrichtsklima = alle Gruppenprozesse während Lehrer-Schüler- und Schüler-Schüler-Interaktionen • beinhalten auch zwischenmenschliche Beziehungen, emotionale Sprachfärbung und strukturelle Aspekte von Lehrerstil und Organisation des Klassenraums, die Erwartungen des Lehrers von den Schülern und Einstellungen zu den Schülern, Level der Kontrolle des Lehrers, Probleme mit der Disziplin, Geschlecht und Alter der Schüler • Klassenklima beeinflusst: Verhalten der Schüler, Wissensstand, schulische Erfolge, Motivation, Selbstverständnis, und Einstellungen zu einem bestimmten Lehrfach, der Klasse und Schule, und Schulausbildung und Bildung als Gesamtes • Literatur zeigt Zusammenhänge zwischen dem Klima und sozialen, persönlichen und lernbedingten Variablen, und dass ein positives Unterrichtsklima das Selbstwertgefühl der Schüler steigert und zu einer Verbesserung der schulischen Leistungen führt • Klassenklima von Wettbewerb, Konkurrenzdenken geprägt und eher ablehnend: Angst, Unbehagen und Zweifel kann zu intellektueller und kognitiver Depression führen • wünschenswertes Klassenklima, das zu einem geeigneten Lehr- und Lernprozess und zur Integration des Schülers in das soziale Leben der Klasse beiträgt, sollte unterstützend, egalitär (gleichheitlich), demokratisch und anhand vorgegebener Regeln organisiert sein • Messung des Klassenklimas kann daher nicht nur zur Evaluation der Lernumwelt beitragen, sondern auch um das Lernen und die Entwicklung der Schüler zu verbessern Unterrichtsklima • Determinanten des Klimas: • Schulsystem (Schulstufe / Schultyp) ansteigende Schulstufe, Selektion • Übergeordnete Ebenen (Lehrkörper, Schulleistung) • Organisatorische Merkmale der Klasse (Zusammensetzung, Größe, Ausstattung, wie viele Lehrer in einer Klasse unterrichten) • Unterrichtspraktiken von Lehrer/innen (Art der Klassenführung; bevorzugte Unterrichtsmethoden und Instruktionsverfahren) • Strategien zur Förderung eines positiven Klimas: • • • • Bessere Ausbildung von Klassenlehrern Techniken der Konfliktlösung bei Schülern (z.B. Mediation) Regelmäßige Rückmeldungen des Klimas an die Schüler und Lehrer Klassenrat Unterrichtsklima • aus Sicht der Schüler oft Wahrnehmungsdifferenzen zwischen Lehrern und Schülern (v.a. bei Resignation und Zufriedenheit mit den Mitschülern) • Fragebogen zur Erfassung emotionaler und sozialer Schulerfahrungen FEESS 3-4 (Rauer & Schuck, 2003) • 1) Sozialklima: Soziale Integration, Klassenklima; Fähigkeitsselbstkonzept: Selbstkonzept der Schulfähigkeit • 2) Schul- und Lernklima: Lernfreude, Anstrengungsbereitschaft, Schuleinstellung, Gefühl des Angenommenseins • Landauer Skalen zum Sozialklima – LASSO 4-13 (v. Saldern & Littig, 1987) • soziale Beziehungen zwischen Schülern, • zwischen Lehrern und Schülern • sowie allgemeine Unterrichtsmerkmale Unterrichtsklima • Da soziale Probleme von der Zusammensetzung der einzelnen Gruppe abhängen und sich somit jeweils anders darstellen, müssen Interventionsmaßnahmen die spezielle Situation berücksichtigen. • Da mit Leistungsverbesserungen wiederum eine Reduktion von Verhaltensproblemen verbunden ist (Winett & Roach, 1973), könnte dieser Ansatz geeignet sein, sowohl Lernschwierigkeiten als auch mit ihnen verbundene Verhaltensstörungen anzugehen. Soziale Stellung des Schülers in der Klasse • Unterstützung von Mitschülern positiver Effekt auf eigenes schulisches Streben (Hilfe bei Hausaufgaben, Engagement in der Klasse) • Akzeptanz oder Ablehnung durch Mitschüler: • akzeptierte Schüler zeigen mehr akademische Erfolge • abgelehnte Schüler haben mehr akademische Probleme (Lernschwierigkeiten, Verhalten) • Motivation, Kompetenz, Zufriedenheit • ABER: Zusammenhang zwischen sozialem Status und Lernerfolg kann von Klasse zu Klasse stark schwanken im konkreten sozialen Kontext erheben Soziale Stellung des Schülers in der Klasse • soziometrische Befragungen zur Ermittlung der sozialen Stellung nach Jakob L. Moreno • Wahlverfahren, mit dem Beziehungsstrukturen und Besonderheiten in Gruppen identifiziert werden können • jeder Schüler trifft seine Wahl auf Grund von bestimmten Kriterien unbewusste Prozesse beeinflussen die Entscheidungen Anziehung, Abstoßung oder Gleichgültigkeit • offensichtliche vs. Tiefenstrukturen • durch Freiwilligkeitsprinzip sind zuverlässige Messergebnisse zu erreichen • Ergebnisse aber rein deskriptiv • deutlich zuverlässigere Informationen als reine Beobachtung von außen oder Beurteilungen von Lehrern und Eltern (v.a. bei Aggression, Rückzug, soziale Kompetenz) • untersuchte Phänomene: Aggression, Kriminalität, Fremdenfeindlichkeit, Mobbing, Beziehung zwischen den Geschlechtern • Beliebtheit schulisches Wohlbefinden • Popularität in der Schule negatives Verhalten Soziale Stellung des Schülers in der Klasse Fragenbeispiele Sympathie - Experten Antipathie Informationssuche durch den Lehrer • mögliche Fragestellungen: • Neuregelung der Sitzordnung • Bildung von Arbeitsgruppen • Sympathiestruktur in einer Klasse • Begrenzen der Wahlmöglichkeiten? www.klhuber.de/seminar/material Neben wem möchtest du sitzen? X Mit wem möchtest du am liebsten zusammenarbeiten? X Wen würdest du in Mathe um Rat fragen? X Mit wem würdest du in der Jugendherberge am liebsten in einem Zimmer übernachten? X Wen würdest du zu deiner Geburtstagsfeier einladen? X Soziale Stellung des Schülers in der Klasse Diagnostik in schwierigen Schulklassen • SORAT-M (Hrabal, 1976) • Aggressionen (gegenüber Schülern oder Lehrern), Mobbing, Hilfe für gefährdete Schüler • wichtig ist Festlegung einer Zielfrage vor der Anwendung • abgefragt werden Sympathie und Einfluss • alle Schüler beurteilen sich gegenseitig • Diagnostik der Klassenstruktur emotionales Klima und Machtverhältnisse „soziale Umstrukturierung“ • Durchführung nach Absprache mit dem Klassenlehrer nur von einem Psychologen, Beratungslehrer oder Sozialpädagogen Schüler dürfen keine einzelnen Wahlen erfahren, nur allgemeine Ergebnisse Familiäre Situation • schwierigster Faktor, da sehr individuelles und sensibles Thema betrifft in erster Linie den Klassenlehrer • Kinder und Jugendliche befinden sich noch in der Entwicklungsphase und sind daher leichter von außen zu beeinflussen • Nicht nur Leistung, sondern v.a. Verhalten von Schülern spiegelt deren familiäre Situation wider Gewalt, Aggressionen, Mobbing, aber auch Rückzug, Depression • oft einzige Methode für den Lehrer ist das Gespräch mit dem Schüler und/oder den Eltern Familiäre Situation • Klassenlehrer sollten daher nach Möglichkeit folgende familiäre Bedingungen erfassen: • äußere Familienstruktur • • • • Personen und Zusammensetzung (ursprüngliche oder zusammengesetzte Familie) Groß- oder Kleinfamilie, Zwei-, Dreigenerationen-Familie Trennungs-, Scheidungsfamilien Bildungsniveau der Eltern? • • • • • • • emotionale Bindung offene oder verdeckte Koalitionen Disziplin, Kontrolle, Regeln Entfaltungsmöglichkeiten für den Einzelnen, Freiräume Austragen und Lösen von Konflikten familiäre Grenzen Freunde • innere Familienstruktur: Literatur • http://www.nachhilfeakademie.org/schul-schwierigkeiten/familiaresituation/ • http://www.bpb.de/apuz/27626/familiaerer-hintergrundschulsystem-und-schuelerleistungen-im-internationalenvergleich?p=all • http://www.bpb.de/lernen/grafstat/46278/sachanalyse?p=all
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