fokus ran an den speck portfolio aktuelle

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PHOTO PRESSE
DAS INSIDERMAGAZIN
FÜR ERFOLGREICHES
FOTOBUSINESS
N–12 10–09–2015
SEIT 1945
FOKUS RAN AN DEN SPECK PORTFOLIO AKTUELLE FOODFOTOGRAFIE BUSINESS PINTEREST FÜR FOTOGRAFEN
NEUES IMAGING ÖKOSYSTEM – GEMÜTSLAGE DER FOTOGRAFEN PRODUKTE OLYMPUS E-M10 MARK II
LEICA S (007) PRAXIS START ALS FOTO-PROFI – POSTPRODUCTION – WEG IN DIE SELBSTSTÄNDIGKEIT II
FOKUS
FOODFOTOGRAFIE
RAN AN DEN SPECK
Die Foodfotografie wird als Genre wie als Markt massiv unterschätzt. Ändern will das unter anderem das im Herbst in Dänemark
stattfindende Foodphoto Festival. Wir haben mit dem Macher der weltweit einzigartigen Veranstaltungen und mit Protagonisten der Szene
über ökonomische, publizistische und ästhetische Trends gesprochen.
T – Peter Schuffelen
Rund eine Million Buchtitel zum Thema Kochen listet der Buchhändler
Amazon, neue Kochzeitschriften sprießen aus dem publizistischen Boden,
die Zahl der Foodblogs steigt kontinuierlich und das Abfotografieren der
eigenen Speisen gehört neben dem Selfie zu den populärsten Motiven der
sozialen Netzwerke und hat sogar einen eigenen Genre-Hashtag hervorgebracht: #Foodporn. Auch professionelle Foodfotografen machen sich die
neuen Medien zunutze und publizieren eigenproduzierte kulinarischen
Blogs, Ebooks oder Apps für Smartphones und Tablets. Essen ist in aller
Munde – und Augen. Doch der Universalität, Reichweite und Sichtbarkeit
des Themas zum Trotz bleiben die Produzenten der Bilderware weithin
unsichtbar, das mediale Echo fällt deutlich schwächer aus als in anderen
fotografischen Sparten. »Alle Welt drängt in Richtung Mode oder Reportage,
die Foodfotografie gilt dagegen als wenig ‚fancy’, kreativ und dynamisch«,
sagt der Foodfotograf und Kochbuchherausgeber Günter Beer. »Eine dramatische Fehleinschätzung: Die Food-Branche ist Deutschlands größter Arbeitgeber, wenn man zu den Beschäftigen der Nahrungsmittelmultis auch die
aus Landwirtschaft und Restauration dazurechnet. Und sie steckt alles
in allem mehr Geld in Werbung als beispielsweise die Automobilbranche.«
Die Foodfotografie sei zwar ein sehr breit aufgestelltes, allerdings auch ein
sehr stilles Genre, so Beer. Beispielsweise hätten sich die Kochbücher
von Jamie Oliver rund 16 Millionen mal verkauft, nicht zuletzt wegen der
kongenialen Zusammenarbeit mit dem Fotografen David Loftus, der Olivers
Kochstil in die richtige Bildsprache für die richtige Zielgruppe übersetzte,
»Jamie Oliver kennt jeder, aber wer ist David Loftus?«, fragt Beer. »Ich würde
mir wünschen, dass die Verlage den Anteil, den Foodfotografen an einem gut
gemachten Kochbuch haben, ihren Kunden deutlicher vermitteln.«
Ein Schlaglicht auf die medial unterbelichtete Foodfotografie
werfen: Das war eine der Anliegen, die der in Barcelona lebende deutsche
Fotograf hatte, als er vor sieben Jahren das erste und bislang weltweit
einzigen Foodphoto Festival aus der Taufe hob, das inzwischen zweijährlich
und in diesem Jahr in der dänischen Stadt Vejle stattfindet (siehe InfoKasten).
DER MARKT
Auch wenn große Medien wie »Der Feinschmecker« nach wie vor den
Löwenanteil der Bilder selbst produzieren lassen (siehe Interview) und trotz
der Virulenz und des identitäts- und auch prestigestiftenden Hypes um die
Vielzahl der Essenskulturen: Die Krise der Verlage und Printmedien geht
auch an der Foodfotoszene nicht spurlos vorbei. »Speziell bei Kochbüchern
ist der Vergütungsanteil für die Urheber in den letzten Jahren auf eine kaum
noch verkleinerbare ‚Größe’ herunterverhandelt worden. Auch deshalb gibt
es immer mehr Fotografen, die selbst aktiv werden«, sagt Beer, der bereits
mehrere analoge und elektronische Bücher herausgegeben hat. »Irgendwann
habe ich angefangen, den Verlagen komplette Bücher anzubieten, zum
Beispiel zum Thema Salate. Seit 2008 produziere ich Kochbücher für Smartphones und Tablets und verkaufe sie direkt an den Endkunden.« Ein lohnender Kanal, so Beer, weil die Stores nur 30% des Verkaufspreises für sich
beanspruchen, die klassischen Verlage hingegen rund 95%. »Natürlich fährt
man damit ein gewisses Risiko«, sagt er. »Aber wenn ich die Einkünfte
über die Jahre zusammenrechne, dann komme ich mit meiner App auf einen
Tagessatz, von dem ich als Auftragsfotograf nur träumen kann.« Hinzu
komme, dass sich iPad und Co. mit ihren hintergrundbeleuchteten Displays
ideal für das bildintensive Thema Kochen eignen, eine Volltext-Indizierung
bieten und sich im Gegensatz zu gedruckten Kochbüchern problemlos in
den Supermarkt mitnehmen lassen.
Selbstverlegte Apps
und E-Books – hier eins
des Fotografen Günter
Beer – versprechen eine
satte Gewinnspanne.
FEINSCHMECKER
REPORTAGE
Auch kulinarische Reisereportagen gehören
zur Foodfotografie – wie hier in der Zeitschrift
»Der Feinschmecker«.
TRAUMHAFTE KÜSTE, BEWEGTE GESCHICHTE, KULTUR
OHNE ENDE – NA GUT. WIR ABER SIND AN DIE ADRIA
GEFAHREN, WEIL WIR SIE ZUM FRESSEN GERN HABEN!
TEXT: ACHIM BECKER,
22 D ER F EINSCHMECKER 8/2012
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FOTOS: MICHAEL SCHINHARL
Der Turm der Kirche Sankt Eufemija weist
Seefahrern den Weg nach Rovinj, der
schönsten Stadt an der istrischen Küste
Ehrlichkeit und
Authentizität
gehören zu den
Trends der
kulinarischen
Fotografie –
wie in dieser für den
Foodphoto Award
nominierten
Aufnahme des
Briten Tim Clinch.
FOKUS
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KULTUR
DIE WAHRHEIT
ÜBER DIE WAHRHEIT DER BILDER
TEIL II – ANGEWANDTE FOTOGRAFIE
Bildwelten aus dem Rechner, Beautyretuschen auf Engel komm heraus:
Auch in der Gebrauchsfotografie emanzipiert sich die Fotografie immer stärker vom Lichtbild.
Macht das die Fotografen zu bloßen Rohstofflieferanten?
T – Peter Schuffelen
Kaum einen Bereich hat die digitale Revolution so auf den Kopf
gestellt wie die Automobilfotografie – und ihr Pionier ist René Staud,
einer der führenden Autofotografen hierzulande. »Wir haben bereits
1987 den digitalen Workflow bei uns eingeführt und weil wir einer
der Ersten waren, anfangs sogar Datensätze von anderen Bilddienstleistern im Lohnauftrag verwaltet«, sagt Staud. 2003 dann
der nächste Quantensprung zu den computergenerierten Bildern.
»In diesem Jahr brachte Mercedes den ersten Katalog heraus, der
gerenderte Bilder enthielt, die glaubwürdig wirkten. Ich habe sofort
reagiert und eine eigene CGI-Pipeline aufgebaut, wohl wissend um
den gigantischen finanziellen Aufwand«, erinnert sich der Stuttgarter. Mit der Hard- und der Software, die jeweils mit 50.000 bzw.
80.000 Euro pro Arbeitsplatz zu Buche schlugen, sei es bei Weitem
nicht getan gewesen. Staud: »Bis das erste verwertbare Bild herauskam, waren wir zwei Jahre beschäftigt, das war schon eine ziemliche Durststrecke.« Doch die Investition zahlte sich aus. Bald schon
traten nahezu alle Automobilhersteller an den Autospezialisten
heran – zu verlockend waren die Vorteile der »virtuellen Fotografie«: Die Erzeugung von Bildwelten, die rein fotografisch bzw. per
Composing nicht machbar wären; die Visualisierung von Fahrzeugen, von denen gerade einmal die CAD-Daten existieren; sowie:
Kosten- und Zeitersparnisse für extravagante Motive. Wie viel
fotografiert bzw. gerendert werde, sei von Auftrag zu Auftrag
verschieden. Im Schnitt würden heute aber rund 60% aller Bildelemente in 3D gebaut, sagt Staud. Es gebe aber auch Motive, bei
denen überhaupt keine Kamera mehr zum Einsatz kommt. Manche
Kunden würden prinzipiell auf den Bau von Prototypen verzichten
und die Erstkommunikation komplett über virtuelle Bilder abwickeln. »Der vielleicht wichtigste Vorteil von CGI aber ist die viel
einfachere Geheimhaltung der Fahrzeuge und damit der Erlkönigbilder«, sagt Staud. »Wo wir früher eine eigene, streng abgeschottete
Tiefgarage mit Dutzenden Fahrzeugen eines Models hatten, nur
um den Wagen vor dem Launch in verschiedenen Farben abzufotografieren, liegen die Daten heute sicher auf unseren Festplatten.«
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Der Rechenaufwand ist hingegen immens, wie sich allein schon an
der Stromrechnung ablesen lässt: Die sechs CGI Arbeitsplätze in
dem 3D-Departement verbrauchen inklusive Klimatisierung soviel
Energie wie der gesamte Rest der 1800 qm großen Staud Studios
zusammen. »Obwohl wir extrem arbeitsteilig und damit effizient
arbeiten, ist der Stundenaufwand so hoch, dass wir gerade einmal
zwei Bilder pro Tag erstellen können. Schon ein anspruchsvolles
Innenraum-Rendering nimmt bis zu drei Tage in Anspruch«, sagt
der Unternehmenschef. Enorme logistische, zeitliche und damit
Kosten-Einsparungen stehen also extrem hohen Investitionen
gegenüber – ein betriebswirtschaftliches Nullsummenspiel.
Staud: »Unterm Strich ist Automotive Imaging heute nicht teurer
als früher – bei deutlich erweiterten motivischen Möglichkeiten
und einer hundertprozentigen Steuerbarkeit des Ergebnisses.«
Zu wirklich glaub- und lebhaften Bildern komme man
allerdings nur, wenn man bewusst mehrere konzeptionelle und
kreative Schritte durchlaufe. Das willkürliche Zusammenfügen von
physischen und virtuellen Bildelementen führe vielleicht zu technisch perfekten, aber immer nur zu emotionslosen Bildern ohne
Seele. Um das qualitative Maximum für seine Kunden zu erreichen,
erstellen die Staud Studios wann immer möglich alle Bildelemente
sowohl fotografisch als auch parallel per CGI und entscheiden
sich erst am Schluss für die beste Variante, ehe in Photoshop alles
zusammengeführt wird.
Doch der Technologie-Vorreiter sieht im Siegeszug des
Virtuellen nicht nur Vorteile. Staud: »Insgesamt hat CGI nicht nur
die Möglichkeiten für unsere Kunden erweitert, sondern auch für
uns: Weil der Workflow dem einer kleinen Manufaktur entspricht,
läuft die Produktion auch dann weiter, wenn ich auf Außenshootings bin. Andererseits hat man immer weniger das Gefühl, den
kompletten Prozess im Griff zu haben. Meine Stärke, auch mit vergleichsweise wenigen Werkzeugen tolle Bildwelten zu erschaffen,
ist nicht mehr so gefragt.«
Genese eines
Kampagnenbilds.
Das in CGI
gebaute Fahrzeug
der Mercedes
M-Klasse wurde
in ein Motiv aus
Las Vegas
eingebaut.
F – René Staudt
Gerendertes
Fahrzeug,
compostes
Backplate.
Der in 3D
erstellte SLS
AMG wurde
auf einem in
Böblingen
fotografierten
Parkplatz
platziert, im
Hintergrund
wurde eine
ägyptische
Wüstenlandschaft
integriert.
F – René Staudt
KULTUR
MÖBEL AUS DEM RECHNER
Rund dreiviertel aller Möble im Ikea-Katalog sind vollständig oder
teilweise computergeneriert, dazu etwa ein Drittel der Räume.
Doch die Virtualisierung der Möbel-»Fotografie« beschränkt sich
beileibe nicht auf den Einrichtungsriesen aus Schweden. Möbelfotografie sei ähnlich aufwändig wie die Autofotografie, sagt der
Fotograf Matthias Demand, der mit seinem Unternehmen real
image nicht nur ganze Interieurlandschaften im Rechner baut,
sondern Foto-Kollegen in Workshops auch die neue Technologie
vermittelt. »Wenn ich fotografiere, müssen im Studio komplette
Wohnsituationen auf- und nach der Aufnahme wieder abgebaut
werden. Auch die Suche nach Locations und deren Umgestaltung
ist extrem zeit-, platz- und damit kostenintensiv«, sagt Demand.
»Kein Wunder also, dass das Thema CGI in diesem Bereich soweit
vorne ist.« Der Unterschied zum virtuellen Automotive Imaging:
Während dort das Fahrzeug im Normalfall gerendert und der
Hintergrund fotografiert wird, macht in der virtuellen Interieurfotografie oft der umgekehrte Weg mehr Sinn: Die Backplates
werden meist im Computer gebaut, die Möbel dagegen als Freisteller
fotografiert. Inzwischen entstehen aber auch ganze Wohnlandschaften in 3D. »Das macht vor allem dann Sinn, wenn ich Möbel
habe, die mit vielen unterschiedlichen Oberflächen angeboten
werden, die sich je nach Kommunikationsbedarf vergleichsweise
schnell am Rechner auswechseln lassen«, so Demand.
Auch Wohnlandschaften lassen sich inzwischen fotorealistisch rendern,
wie dieses Beispiel von Matthias Demand beweist.
Glaubwürdig seien virtuelle Wohnlandschaften aber erst, wenn man
dem menschlichen Augen die kleinen Imperfektionen vorgaukle,
die in der realen Welt allgegenwärtig sind. Inzwischen färben
fotografische und CGI-Looks sogar wechselseitig aufeinander ab,
sagt Demand. »Während konventionell arbeitende Fotografen
versuchen, ihre Lichtbilder so aussehen zu lassen, als wären sie in
3D entstanden, baut man bei CGI-Bildern bewusst kleine Fehler ein,
damit die Bilder realistischer und emotionaler wirken.« Das geht
soweit, dass CGI-Vorreiter wie der Franzose Betrand Benoit
absichtlich virtuelle Staubpartikel in ihren Bildern platzieren oder
gar klassische fotografische Artefakte wie die chromatische Aberration. Das Ergebnis: Renderings, die auch das geübte Auge nicht
von klassischen Lichtbildern unterscheiden kann.
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BUSINESS
SOCIAL NETWORK PINTEREST
PIN IT!
Facebook, Twitter und Instagram sind in Social Media-Kreisen feststehende Bausteine, die nicht mehr wegzudenken sind.
Milliarden Internet-Nutzer laden täglich Videos, Fotos und Statusmeldungen ins World Wide Web.
In den USA bereits ein Erfolg, gesellt sich auch in Deutschland ein weiteres Netzwerk zu den ganz Großen: Pinterest.
T – Linda Schröder
Pinterest liegt mittlerweile auf Platz 26 der meistbesuchten Webseiten
weltweit, auf Platz 12 in den USA und Platz 58 in Deutschland. Im April 2013
lag Pinterest in den USA bei 35 Millionen Nutzern. Das »Time Magazine«
wählte Pinterest zu den »50 besten Websites« des Jahres 2011. Geschäftsführer der Pinterest Deutschland GmbH ist Jan Honsel aus Berlin. Doch was ist
dieses Pinterest überhaupt, was da in den USA so einen durchschlagenden
Erfolg hat und nun auch immer mehr nach Deutschland übergreift?
Wir stellen Ihnen das Netzwerk vor.
ERSTE SCHRITTE MIT PINTEREST
Pinterest setzt sich aus den Wörtern »Pin« und »Interest« zusammen und ist
ähnlich wie das Netzwerk Instagram sehr bildintensiv. Pinterest gab es zwar
schon vor dem Facebook-Ableger Instagram, hat es hierzulande aber noch
nicht richtig zum Durchbruch gebracht. Doch nun zum Aufbau: Die Startseite pinterest.com bietet dem Nutzer zunächst die Möglichkeit, sich neu zu
registrieren oder sich per bereits vorhandenem Facebook-Account
anzumelden.
Entscheidet man sich für eine Neuregistrierung, so verlangt Pinterest
folgende Angaben: Email-Adresse, Passwort, Vor- und Nachname sowie das
Alter. Der Test ergibt jedoch, dass auch Pseudonyme kein Problem ergeben.
Im nächsten Schritt müssen ähnlich Twitter fünf Interessengebiete angeklickt werden. Ist dieser Schritt absolviert, hat der neue Nutzer die Möglichkeit, seinen Twitter- und Facebook-Freunden zu folgen, sprich die Netzwerke
zu verbinden. Dies kann im zweiten Schritt natürlich sinnvoll sein, muss aber
nicht zwangsläufig am Anfang erfolgen.
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Meine Einstiegsstartseite wird nun mit den vom Anfang angeklickten
Interessen gefüttert, in meinem Fall waren dies Fotografie, Fotografietipps,
Kleidung, Schuhe und Rezepte. Hintergrund der vorgestellten Seiten und
Bilder ist natürlich, dass der neue Nutzer ein Gefühl für das Netzwerk
bekommt und möglichst schnell eine Vorstellung davon hat, wie die eigene
Timeline einmal aussehen kann. Der User kann nun virtuelle »Pinnwände«
erstellen, denen er nach und nach passende Bilder mit dem »Pin it«-Button
anheften kann. Die Suchleiste bietet die Möglichkeit, beliebig viele Begriffe
einzugeben und zu filtern.
BUSINESS
BRANCHE
DIE ZUKUNFT DES FOTOUND IMAGINGMARKTES
ALS DIGITALES ÖKOSYSTEM
Der aktuelle digitale Strukturwandel erhöht den Druck auf traditionelle Branchen deutlich. So auch auf die Foto- und Imagingbranche.
Der digitale Wandel fordert tiefgreifende Strukturreformen auf allen Ebenen des Marktes: Von den Anbietern bis hin
zu den Nutzern und Konsumenten – und zurück. Dieser Herausforderung wird sich der Photoindustrie-Verband zusammen mit der photokina
in den kommenden Monaten und Jahren offensiv stellen. PHOTO PRESSE präsentiert den Original-Text.
T – Pressemitteilung des Photoindustrie-Verband e.V.
Der technologische Fortschritt der vergangenen Dekade im Bereich der
Internettechnologien ist atemberaubend: Mobiles Internet, Predictive
Analytics, humanoide Robotik, Hologramme, 3D-Druck für private Haushalte, webbasierte Kontaktlinsen für Diabetiker, Drohnen und Heißluftballons, die offenes WLAN zur Erde senden sowie autonom fahrende Fahrzeuge
sind nur einige Beispiele für den Beginn des digitalen gesellschaftlichen
Wandels. VIELE DIESER INNOVATIONEN – und das ist eine sehr gute Nachricht
– WÄREN OHNE IMAGING-TECHNOLOGIEN NICHT MÖGLICH.
Dennoch: Wertschöpfung und Monetarisierung sind in den vergangenen Jahren großenteils an den traditionellen Unternehmen der Fotound Imagingbranche vorbeigelaufen. Dazu gehört der Verkauf von Smartphones als Kamera-Ersatz, neue Produktkategorien wie Action-Cams oder
auch der Aufbau und die Kontrolle der Bildkommunikation durch internationale Konzerne wie Apple, Google, Yahoo und andere. Diese neuen
Marktakteure aus dem Nicht-Imagingsektor verstehen die Sprache des Internets nahezu perfekt. Es sind vor allem diese kaum regulierten digitalen
Ökosysteme und Imtechs (web- und appbasierte Unternehmen mit Imagingprodukten und -dienstleistungen), die mit ihren Plattformen und ihren ausgefeilten Walled Garden-Strategien (Angebote an die Verbraucher in eigenen
Software-Welten als »geschützte Gärten«, beispielsweise Google Chrome)
branchenübergreifend die Märkte erobern. Ihr Erfolgsrezept basiert auf dem
harmonischen Ineinandergreifen von Hard- und Software: Durch die
optimale Verzahnung werden die plattformverwöhnten Konsumenten mit
attraktiven Produkten und Diensten bequem, global und aus einer Hand
umworben und bedient.
»Warum sollen etablierte Unternehmen der Foto- und Imagingbranche nicht auch eigene digitale Ökosysteme schaffen können?«, fragt
Rainer Führes, Vorsitzender des Photoindustrie-Verbandes. »Um die Branche
zukunftsfähig zu machen, gilt es jetzt, DIE WELT DER DIGITALEN IMAGING-ÖKOSYSTEME FÜR DIE ETABLIERTEN ANBIETER DES MARKTES ZU ERSCHLIESSEN. Die
Transformation in ein eigenes, plattformbasiertes, digitales Gesamtsystem
bietet viele Vorteile: Neben einem bequemen Zugang zu einer Vielzahl an
personalisierten Produkten und Diensten, auch von externen Anbietern,
sowie einer sicheren IT-Umgebung kann sich der Kunde interaktiv in diverse,
nutzenstiftende Netzwerke einbringen.« Kognitive, selbstlernende Systeme
leisten dem künftigen Imaging-Ökosystem wertvolle Dienste.
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Rainer Führes: »Die Foto- und Imagingbranche will bei diesen Prozessen
NICHT NUR DIE BASIS-TECHNOLOGIEN LIEFERN, SONDERN AKTIV DEREN VERLAUF
und Felder zukünftiger Monetarisierung erschließen. Es geht
nicht mehr darum, bestehende Geschäftsbereiche und Branchenteile gegen
Angreifer zu verteidigen, sondern von der bekannten, stabilen Plattform
aus ein neues, digitales Ökosystem zu schaffen.«
Erste Ansätze könnten sein: Seit einigen Jahren geht es vielen
Konsumenten nicht mehr um den Besitz von (digitalen) Produkten, sondern
nur noch um den Zugang zu diesen. Heute streamen die Verbraucher Musik
und Filme und laden sie nicht mehr auf ihre Endgeräte. Auch physische Güter
wie Fahrzeuge, Fahrräder oder die in diesem Zusammenhang gern genannte
Bohrmaschine lassen sich ohne den eher kostenintensiven Besitzstatus
miteinander teilen. WARUM NICHT AUCH FOTO- UND IMAGINGPRODUKTE TEILEN UND
NUR FÜR IHRE NUTZUNG ZAHLEN? Diese Entwicklung der (digitalen) Mobilität
wird unter dem Begriff »Share Economy« diskutiert.
Viele traditionelle Unternehmen stammen aus der analogen
Welt und arbeiten derzeit unter Hochdruck an eigenen (Digitalisierungs-)
Strategien, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Der digitale Wandel fordert
dabei grundlegende Strukturreformen mit umfassenden Anpassungen.
Wieso sollten sich Imagingunternehmen nicht zu einem digitalen Ökosystem
wandeln, um ihre Kunden mit einer Vielfalt an Produkten und Dienstleistungen stärker und aus einer Hand an sich zu binden? Damit wären sie in der
Lage, mit mehr Durchschlagskraft im Wettbewerb zu agieren, um den neuen
Marktakteuren aus dem technologiegetriebenen Nicht-Imagingsektor mit
deren eigenen Strategien die Stirn zu bieten: Mit adäquaten Lösungen, um
bestehende Geschäftsmodelle an die Moderne anzupassen und neue Modelle
zu erfinden. DIE FOTO- UND IMAGINGUNTERNEHMEN KÖNNEN MODERNE SCHLÜSSELMITBESTIMMEN
TECHNOLOGIEN WIE ALGORITHMEN- UND DATENBASIERTE, KOGNITIVE, SELBSTLERNENDE
Die Transformation
zu digitalen und offenen Plattformen bietet daher eine attraktive und
lukrative Lösung, wenngleich die Reform bestehender Strukturen weitaus
anstrengender sein wird als der Neustart auf der grünen Wiese.
Aus Sicht der Foto- und Imagingindustrie sind auch die Aktivitäten
vieler Start-Ups und Nischenanbieter (z. B. Crowdinvesting- und LendingPlattformen, Micro Payment-Anbieter) zu begrüßen, denn ihre agilen Markteintritte sorgen für notwendige innovative Impulse im Wettbewerb um
SYSTEME EINSETZEN, UM MEHR KUNDEN AN SICH ZU BINDEN.
BUSINESS
ZUFRIEDENHEIT IM JOB
PROFESSIONELLE BERUFSFOTOGRAFEN GEBEN EINBLICK
Über 3000 professionelle Fotografen wurden von dem Portal berufsfotografen.com in einer aktuellen Studie befragt,
wie sie die Entwicklung in der Fotografie bewerten und wo Chancen und Risiken liegen. Die aktuelle Jahresumfrage ergab erneut spannende
Einblicke in den Berufsalltag von Profis und zeigt die Entwicklung der professionellen Auftragsfotografie.
Hier lesen Sie die wichtigsten Ergebnisse und Ausblicke.
T – berufsfotografen.com
WELCHE AUSBILDUNG WURDE ABSOLVIERT?
WIE WAR DIE AUFTRAGSLAGE?
Um als Fotograf langfristig bestehen zu können, benötigt man neben etwas
Glück vor allem viel Eigeninitiative. Da wundert es nicht, dass mittlerweile
immer mehr junge Fotografen keine klassische Ausbildung durchlaufen
haben. Der Anteil der Quereinsteiger ist im Vergleich zum letzten Jahr
deutlich gestiegen und liegt nun ähnlich hoch wie der in der handwerklichen
Ausbildung. 34,6 % haben übrigens angegeben, zusätzlich auf ihrem Ausbildungsweg auch als Fotoassistent gearbeitet zu haben. Somit ist das Assistieren bei erfahrenen Fotografen für viele ein wichtiger Schritt vor der
Selbstständigkeit, vor allem, um Praxiswissen zu sammeln und Kontakte zu
knüpfen.
Ähnlich wie im letzten Jahr, bewerten knapp 48% die Auftragslage im
vergangenen Jahr mit gut oder sehr gut. Auch die übrigen Werte haben sich
im Vergleich zur letzten Befragung nicht signifikant verändert. Das ist ein
gutes Zeichen und zeigt, dass viele Fotografen eine Nische besetzt haben und
die Auftragslage sich nicht negativ entwickelt hat.
IN WELCHER RECHTSFORM SIND DIE FOTOGRAFEN TÄTIG?
Rechtlich gesehen sind die befragten Fotografen zu 91% als Einzelunternehmen tätig, bei den übrigen Geschäftsformen ist die GbR am beliebtesten.
WIE VIELE FOTOGRAFEN SIND FREIBERUFLICH TÄTIG?
Für die Allgemeinheit sind Fotografen bekanntlich Einzelkämpfer.
Und tatsächlich gaben 92% der Befragten an, als freier Fotograf unterwegs
zu sein.
SEIT WIE VIELEN JAHREN IM GESCHÄFT?
Von den befragten Fotografen waren nur 1,5% seit weniger als einem
Jahr aktiv. Zwischen einem und 30 Jahren gab es, wie auch im letzten Jahr,
eine recht gleichmäßige Verteilung. Somit kann man davon ausgehen, dass
die Ergebnisse der Umfrage einen guten Einblick liefern, denn sie stammen
sowohl von Berufsanfängern als auch von den »alten Hasen« im Geschäft.
WIE VIELE BUCHUNGSTAGE IN 2014?
Der Lohn aller Akquise-Bemühungen oder des langjährig aufgebauten guten
Rufs schlägt sich letztendlich in der Anzahl der Buchungstage im Monat
nieder. Wobei man hier noch weiter differenzieren müsste. Ein hoch dotierter
Werbefotograf hat bei fünf Buchungstagen im Monat sicherlich ein höheres
Einkommen als ein Eventfotograf mit 20 Buchungstagen.
WIE VIEL ZEITAUFWAND JENSEITS DES SHOOTINGS?
Kundenakquise: 14,8% der Fotografen haben es scheinbar aufgrund einer
guten Auftragslage, eines Repräsentanten oder aufgrund eines Angestelltenverhältnisses nicht nötig, Zeit für Akquise einzuplanen. Circa 20% der
Fotografen gaben an, ein oder zwei Tage im Monat mit Akquise beschäftigt
zu sein.
Weiterbildung: Knapp 60% planen ein bis zwei Tage im Monat für Weiterbildung ein. Zudem gaben 48% an, Fachmessen wie die photokina zu besuchen
und 56% möchten im Jahr 2015 auch an einem Workshop teilnehmen.
Freie Arbeiten: Freie Arbeiten schulen die Kreativität und helfen dabei, sich
als Fotograf weiterzuentwickeln. Auch sind freie Arbeiten oft ein gutes Mittel
zur Eigenakquise. Dennoch gaben rund 20% der Fotografen an, 2015 keine
freien Arbeiten machen zu wollen.
WIE HOCH LIEGT DER TAGESSATZ?
WELCHE ARBEITSBEREICHE?
Da sich die wenigsten Fotografen nur auf einen einzelnen Arbeitsbereich
spezialisiert haben, waren in diesem Themenbereich Mehrfachnennungen
möglich. People- und Portraitfotografie sind die am stärksten vertretenen
Arbeitsbereiche. Die Werbung steht als lukrativer Bereich in diesem Jahr
mit 68,5% auf Platz zwei.
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Redaktionelle Aufträge: Bei redaktionellen Aufträgen lag der Tagessatz auch
in diesem Jahr weit unter dem, was in der Werbung gezahlt wird. Dennoch
sind für viele Fotografen redaktionelle Fotoshootings schön, denn hier kann
man seine Kreativität oft weit mehr ausleben als bei werblichen Aufträgen.
Auch der Gedanke, in einem bekannten Magazin mit seinen Bildern vertreten
zu sein, lässt viele Fotografen für einen geringen Tagessatz arbeiten.
PRODUKTE
OLYMPUS E-M10 MARK II
WENN DAS SUCHERBILD DIE
WIRKLICHKEIT ÜBERTRIFFT
Wenn ein Kamerahersteller ein erfolgreiches Modell noch erfolgreicher machen will, launcht er eine weitere »Mark-Version«.
So auch Olympus – und hier ist sie, die brandneue E-M10 Mark II.
Wir haben sie schon mal in den Händen gehalten und uns einen Eindruck verschafft.
T – Wolfgang Heinen
Aller guten Dinge sind fünf: Die Olympus E-M10 Mark II ist das fünfte
Modell der OM-D Serie. Ziemlich cool und noch mehr klassisch gestylt,
kombiniert die E-M10 Mark II ein kompaktes Metallgehäuse mit den Technologien von E-M1 und E-M5 Mark II. Die integrierte 5-Achsen-Bildstabilisation zum Beispiel ermöglicht verwacklungsfreie Foto- und Videoaufnahmen – das funktioniert auch in der dunklen Umgebung des Olympus
Playground in München. Ein echtes Juwel ist der große, hochauflösende
elektronische High-Speed-OLED-Sucher: Kein einziger Bildpunkt ist zu
sehen und tatsächlich sieht die Welt durch diesen Sucher schöner und klarer
aus, als sie in Wirklichkeit ist. Der OLED-Sucher verfügt über 2.360.000
Pixeln. Das tatsächlich 100 % dargestellte Bildfeld ist bei der Bildkomposition, insbesondere bei schlechten Lichtverhältnissen, von großem Wert.
Außerdem zeigt der elektronische Sucher die manuell vorgenommenen
Einstellungen und optionale Effekte in Echtzeit an, sodass der Anwender
seine Aufnahme schon vor dem Auslösen direkt überprüfen kann. Farbe,
Highlights, Schatten, Seitenverhältnis sowie die Ergebnisse der 14 Art Filter
und 9 Art Effekte können so überprüft werden. Summa summarum:
Unsere »Ein optischer Sucher ist durch nichts zu ersetzen»-Philosophie
kommt ein weiteres Mal ins Wanken. Dazu gibt es einen neigbaren 3-ZollTouchscreen sowie WLAN für die Fernsteuerung via Smartphone mit der
OI.Share App (haben wir noch nicht ausprobiert).
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Die E-M10 Mark II bietet, klar, eine hervorragende Abbildungsleistung in
einem bemerkenswert kompakten, leichten und stilvollen Gehäuse, das
ausgesprochen griffig ist. Somit ist sie perfekt für unterwegs – immer und
überall. Wenn ein größeres Teleobjektiv zum Einsatz kommen soll, sorgt
der schnell anschließbare Kameragriff für zusätzliche Stabilität. Das robuste
Metallgehäuse ist solide verarbeitet. Die verchromten Wahlräder mit ihren
gefrästen Kanten ermöglichen eine komfortable Bedienung. Ein Highlight ist
der An-/Ausschalter, der an die legendäre OM-1 erinnert. Ok, aber wir haben
trotzdem etwas zu mäkeln: Der Schalter liegt auf der linken oberen Kameraseite und ist mit der rechten »Kamera-Führungshand» nicht so ohne Weiteres
zu erreichen. Ansonsten klacken und rasten die metallenen Knöpfe und
Schalter wunderbar präzise.
Ein Highlight der neuen Olympus ist auch der überzeugende
5-Achsen-Bildstabilisator. Er kompensiert Bildunschärfen, die durch eine
unruhige Kameraführung entstehen, in nahezu jeder Aufnahmesituation
– von Bewegungen bei Makroaufnahmen bis hin zu angularen Bewegungen
bei Tele- oder Nachtaufnahmen. Durch die Integration des 5-Achsen-Bildstabilisators in das Kameragehäuse arbeitet dieser unabhängig vom verwendeten Objektiv. Die Kompensation entspricht einer um bis zu vier EV-Stufen
verkürzten Verschlusszeit. Auch für Videoaufnahmen bietet die E-M10 Mark
II zahlreiche kreative Möglichkeiten. Mit der Movie-Clip-Funktion können
zum Beispiel kurze Clips erstellt und in der Kamera editiert werden.
Ebenfalls neu ist die 4K-Zeitraffer-Video-Funktion.
NÄCHSTE RUNDE: OLYMPUS PLAYGROUND
Ein geheimnisvolles Labyrinth, ein abgelegenes Gartenhaus, das auf den ersten
Blick unwirklich erscheint, ein imaginärer Wald und weitere faszinierende Installationen sind seit 25. August bis zum 20. September 2015 Teil des Münchner Olympus
Photography Playgrounds – zu sehen und zu erleben im Mixed Munich Arts in der
Katharina-von-Bora-Straße 8A, 80333 München. Der Photography Playground ist
ein interaktiver »Spielplatz«, der von Künstlern aus der ganzen Welt immer wieder
neu gestaltet wird und einlädt, fotografisch neue Welten zu erobern.
Fotografieren ist hier ausdrücklich erlaubt. Dafür können am Eingang kostenlos
OlympusOM-D oder PEN Kameras ausgeliehen werden. Öffnungszeiten täglich von
11 bis 20 Uhr. Der Eintritt ist frei. Der erste Playground fand 2013 in den Berliner
Opernwerkstätten statt und wurde von mehr als 27.000 Menschen besucht.
2014 folgten Hamburg, Berlin, Amsterdam, Köln und Wien mit insgesamt 137.000
Besuchern. Dieses Jahr gab es den ersten Photography Playground im Rahmen
der Triennale der Photographie Hamburg. Er war das Festivalhighlight mit mehr als
11.000 Besuchern in nur 10 Tagen.
photographyplayground.de
PRODUKTE
LEICA S (TYP 007)
DAS MITTEL ZUM FORMAT
Na endlich, wird sich mancher sagen: Die bereits zu photokina 2014 vorgstellte Leica S (Typ 007) im Leica Mittelformatsystem
ist ab sofort verfügbar. Sie weist eine Vielzahl grundlegend neuer Komponenten auf und definiert die Mittelformatfotografie neu.
T – Wolfgang Heinen
Der Leica MAX CMOS-Bildsensor und der Leica Maestro II Bildprozessor
sorgen für eine Bildfrequenz von bis zu 3,5 Bildern pro Sekunde, Full HD
Video in voller Mittelformat-Sensorgröße und 4K-Videofunktion im Super
35 Format, schnellen Live View und höchste Bildqualität bei allen ISOEinstellungen. Der zwei Gigabyte große Pufferspeicher sorgt für flüssiges
Arbeiten bei schnellen Bildfolgen und der neue Schlitzverschluss der Kamera
bietet trotz der mehr als doppelt so hohen Bildrate eine Lebensdauer von
mindestens 150.000 Auslösungen. Ebenfalls für eine höhere Geschwindigkeit, aber auch für mehr Zuverlässigkeit bei präziser Fokussierung sorgt das
überarbeitete Autofokus-System. Damit bei bewegten Motiven die Schärfe
sicher und schnell nachgeführt werden kann, verfügt die neue Leica S
über einen prädiktiven Autofokus: Die Kamera erkennt die Bewegung des
Motivs und berechnet die Entfernung im Moment des Auslösens voraus.
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Auch übertragungstechnisch ist die Leica S auf der Höhe der Zeit:
Sie verfügt über ein integriertes GPS-Modul, das auf Wunsch die Koordinaten des aktuellen Standorts in den Exif-Daten der Fotos festhält und auch
die Systemzeit automatisch einstellt. Anhand der GPS-Koordinaten kann
geeignete Software auf dem Computer, wie beispielsweise Adobe Photoshop
Lightroom, den Aufnahmeort auf einer Karte zeigen, den zugehörigen
Ortsnamen erfassen und so Bilder nach ihrem Aufnahmeort in der Datenbank archivieren. Der neue Zwei-Achsen-Lagesensor zeigt präzise die Ausrichtung im Sucherdisplay, sodass der Fotograf die Kamera ohne externe
Hilfsmittel und mit absoluter Präzision ausrichten kann. Das integrierte
WLAN-Modul ermöglicht die Steuerung der Kamera und die Bildkontrolle
inklusive LiveView-Modus über die Leica S App per iPhone oder iPad mit
aktuellem iOS, was für einen einfachen und intuitiven Workflow sorgt.
Das Display mit einer Auflösung von 921.600 Pixeln, einer Diagonalen von
3 Zoll, vollem sRGB-Farbumfang sowie mehr Kontrast und Helligkeit in
jeder Umgebung erlaubt eine sichere Bildkontrolle.
Leica S Kameras sind für den täglichen Einsatz über viele Jahre
konzipiert. Das neue Edelstahl-Bajonett der Leica S (Typ 007) sorgt für eine
noch bessere Haltbarkeit auch bei härtestem Einsatz. Darüber hinaus verfügt
die neue Kamera über alle bewährten Qualitätsmerkmale des S-Systems.
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WAS WIR MEINEN
Was lange währt, scheint tatsächlich gut zu werden. Die neue Leica S zeigt
Format im eigentlichen wie im übertragenen Sinne. Leider ist sie nicht gerade
geeignet für Anfänger – 15.000 Euro sind eine hohe Hürde. Aber vielleicht
kommt Leica ja mit einem attraktiven Finanzierungsangebot schneller ums
Eck als mit der Klasse-Kamera selbst.
PRAXIS
FOTOGRAFEN UND BEWEGTE BILDER
DIE POSTPRODUCTION:
DAS BESTE ZUM SCHLUSS
Der Dreh ist erfolgreich abgeschlossen und der Film »im Kasten«. In der Postproduction beginnt der zweite Teil der Projektarbeit und fordert
ein Vielfaches der Zeit ein, die für den Dreh aufgewendet wurde. Vom Rohschnitt bis zur Nachvertonung wird hochkonzentriertes, stundenlanges
Arbeiten am Rechner abverlangt, um aus einzelnen Sequenzen, Szenen und Takes eine Geschichte aus bewegten Bildern zu machen.
In der letzten Folge dieser Reihe befassen wir uns mit den einzelnen Stationen des Filmschnitts.
T – Michael Nagel, Dozent, Trainer und Projektleiter Photo+Medienforum Kiel
NACH DEM FILM IST VOR DEM FILM
GUT VORBEREITET SPART ZEIT
»Ein guter Schnitt ist ein Schnitt, den man nicht sieht«, lautet ein Credo
aus der Filmszene. Fotografen sind vielleicht keine professionellen Cutter.
Sie bringen jedoch eine Fähigkeit mit, die beim Schneiden eines Films
sehr nützlich ist: ein geschultes Auge und den Blick für das Wesentliche.
Die größte Herausforderung beim Schneiden ist das Weglassen. Insbesondere
bei Szenen, die mit viel Aufwand gedreht wurden, fällt es schwer, diese im
Film nicht mehr zu berücksichtigen. Nicht weniger anspruchsvoll ist das
Kürzen von Szenen. Es ist weitaus einfacher, einen Film in zehn Minuten
Länge zu fassen, als aus dem gleichen Szenenpool einen Film mit drei
Minuten Länge zu schneiden.
Bevor Sie starten, sollten Sie kurz Luft holen und Ihren Film
gedanklich noch einmal ablaufen lassen. Machen Sie sich einzelne Notizen
zu den Szenen, die Ihrer Meinung nach originell oder sehr wichtig sind.
Ein fertiger Film besteht meist aus vielen Szenen und Einstellungen und
weiteren Elementen, wie z.B. Clips, Titel, Musik und Geräuschen. Zunächst
wird das Material gesichtet und alle Szenen und Elemente des Films in
entsprechend benannte Ordner auf den Rechner gelegt (Backup auf eine
externe Festplatte nicht vergessen!). Legen Sie verschiedene Ordner mit
eindeutigen Namen an. In den Ordner »Outtakes« werden z.B. lustige oder
misslungene Szenen abgelegt. Weitere Ordner können nach Szeneninhalten
oder Orten benannt werden (Details, Konzert, Innenbereich usw.), um dort
abgelegtes Material leichter aufzufinden.
Starten Sie Ihr Schnittprogramm und legen in den Einstellungen
fest, dass alle fünf Minuten automatisch gespeichert wird, damit im Falle
eines Programmabsturzes die letzte Version der Sequenz ohne große Verluste
wiederhergestellt werden kann.
Professionell gestaltetes DVD-Cover.
Eindeutige Strukturen sorgen für Übersicht
und Ordnung.
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36
PRAXIS
BERUFSWEGE
START IN DIE SELBSTSTÄNDIGKEIT II
In der letzten Ausgabe der PHOTO PRESSE gab der junge Naturfotograf Florian Smit bereits einige Informationen zum Gründerzuschuss.
In Teil 2 der Schilderung seines Berufsstarts geht es nun um den Businessplan, den man dringend für den Gründerzuschuss benötigt.
T – Florian Smit
Die Planung unserer Zukunft begleitet uns durch alle Teile unseres Lebens.
Niemand kann genau vorhersehen, wie diese Zukunft aussehen wird. Keiner
kennt sie also, die Zukunft, und doch weiß jeder, dass der nächste Tag anders
sein wird als der heutige und dieser anders ist als der gestrige. Planung ist
eine Strategie für das Überleben. Sich auf Unterschiede einzustellen, sich
Dingen zu stellen, die ungewohnt und ungewiss sind, ist eine Möglichkeit,
voranzukommen. Aus genau diesen Gründen beschäftigen sich auch Unternehmen mit der Unternehmensplanung. Es gilt eine Strategie zu finden,
die bei einer sich ständig ändernden Geschäftswelt die Erfolgsaussichten des
Unternehmens verbessert. Genau das bezwecken wir mit dem Businessplan.
Neben dem eigenen Nutzen eines solchen Businessplans gibt er außenstehenden Lesern die Möglichkeit, einen Einblick in die eigene Geschäftsidee zu
bekommen. So kann nicht nur das Arbeitsamt vom eigenen Vorhaben überzeugt werden, sondern auch potenzielle Kapitalgeber.
Es gibt eine Handvoll offizieller und nützlicher Webseiten, die über gut
recherchierte Inhalte verfügen:
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EXISTENZGRUENDER.DE
Dies ist eine Seite des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit
(BMWA). Hier findet man Informationen rund um den Weg in die Selbstständigkeit, wie z. B. Broschüren und Onlineprogramme zum Erstellen
eines Businessplans. Die Broschüren bekommt man auch bei einem Beratungstermin bei der Wirtschaftsförderung.
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GRUENDERLEITFADEN.DE
Hier findet man To-Do-Listen, wichtige Dokumente und Fallbeispiele
rund um das Thema Existenzgründung.
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FREIE-BERUFE.DE
Eine sehr interessante Webseite für junge Unternehmen. Dort finden sich
viele Tipps rund um die Themen Existenzgründung, Fördermittel und
Gründerzuschuss.
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ALTHILFTJUNG.DE
Hier erhält man Hilfe bei der Erstellung seines Businessplans. Es handelt
sich um ehemalige oder ältere und erfolgreiche Selbstständige, die ehrenamtlich ihr Wissen weitergeben – in meinem Fall auch die fachkundigen
Prüfer für den Businessplan.
WIE FÄNGT MAN AN UND WER KANN EINEM HELFEN?
Ich empfehle jedem als Allererstes, einen Termin bei der örtlichen Wirtschaftsförderung, oftmals in kommunaler Hand, oder einer ähnlichen
Einrichtung zu vereinbaren. Ich wurde dort kompetent beraten und habe
sehr viel Infomaterial erhalten. Außerdem wurden Fragen, die mir beim
ersten Gespräch nicht direkt beantwortet werden konnten, von den Mitarbeitern recherchiert und danach telefonisch mit mir besprochen. Auch im
Internet findet man unheimlich viele Informationen, die einem weiterhelfen
können. Doch hier sollte man Vorsicht walten lassen, denn ich bin selbst in
Foren auf viele Fehler und veraltete Informationen gestoßen.
FLORIAN SMIT
ist gerade einmal 22 Jahre jung, fotografiert seit seinem
elften Lebensjahr, absolvierte die Fachholschulreife
im Bereich Metalltechnik, hat vor einigen Wochen die
Gesellenprüfung zum Fotografen als Innungsbester
bestanden und beginnt nun seinen spannenden Weg als
selbstständiger Naturfotograf.
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Vor der Abgabe des Antrags für den Gründerzuschuss muss man seinen
fertigen Businessplan von einer fachkundigen Stelle auf Tragfähigkeit prüfen
lassen. Ich denke, dies kann von Kommune zu Kommune variieren. Bei mir
waren es jedenfalls die Handwerkskammer oder der Seniorberater (ehrenamtlich) der Wirtschaftsförderung. Ich empfehle, falls beide Stellen nicht
bekannt sein sollten, Kontakt mit diesen aufzunehmen. So kann im Voraus
schon besprochen werden, ob die angestrebten Inhalte ausreichend sind.
Ich werde meine Tragfähigkeit von den Seniorberatern der Wirtschaftsförderung überprüfen lassen.