Braukulturland Franken Elmar R. Göller Schoettlestraße 20 74074 Heilbronn 49°53'24" N 10°54'24" O Zeittafel 1350 Fürstbischof Friedrich von Hohenlohe erlaubt seinem Küchen- und Forstmeister Friedrich von Rotenstein im Süden der Stadt in der Nähe der fürstbischöflichen Gestüthalterei Koppenhof (Koppenhofgasse) eine Hofstatt zu errichten. Das ganze bauliche Ensemble wirkte so prächtig, dass es im Volksmund "Wunderburg" genannt wurde. 1471 Urkundliche Erwähnung einer Vorstadt "Wunderburg". 1496 Urkundliche Erwähnung einer Kapelle in der Wunderburg die der Heiligen Maria Magdalena geweiht war (Kapellenstraße, Magdalenenstraße). Diese Kapelle enthielt ein Gnadenbild der "Hilfreichen Mutter Gottes", geschaffen nach einer Vorlage eines Gemäldes von Lucas Cranach (1472 – 1553). 1602 Erste kartographische Darstellung der Wunderburg auf dem Stadtplan von Petrus Zweidler. 1632 Zerstörung der Gebäude und der Kapelle im 30-jährigen Krieg durch schwedische Landsknechte. 1689 Neubau einer Kapelle an der Stelle der heutigen Kirche im Stil des Barocks. Das Gnadenbild aus der alten Magdalenenkapelle konnte bei deren Zerstörung gerettet werden und wurde in die neue Kapelle gebracht. Dieses Bild war auch Namensgeber für die neue Kapelle (MariaHilf-Kapelle). 1785 Bau des ersten Schulhauses in der Wunderburg unter Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal. 1879/1880 erfolgte der Bau des heutigen Schulhauses; 1898 erster Anbau, 1903 zweiter Anbau (125-Jahrfeier 2005). 1803 Ende als eigenständige Gemeinde unter bischöflicher Oberhoheit. 1806 Eingliederung der Wunderburg in die neu errichtete Pfarrei "St. Gangolf". 1883 (bis 1887) Errichtung der beiden Holzhofkasernen (Holzgartenstraße) für das 1. Kgl. Bayerische Ulanenregiment - "Kaiser Wilhelm II, König von Preußen" (bis 1918). Dieses Regiment ritt im 1. Weltkrieg am 11. August 1914 bei Garden (Lagarde) in Lothringen die letzte große Reiterattacke (verlust- aber siegreich) der Kavalleriegeschichte. Zum Andenken an das Ulanenregiment erfolgte 1954 die Aufstellung eines Denkmals am Ulanenplatz (vormals Bleichanger), welches von 1924 bis 1943 am Obstmarkt in der Innenstadt seinen Standort hatte. Ab 1920 waren die Kasernen Heimat des "Reiterregiments 17" (17-er Reiter). Bekanntestes Mitglied dieses Regiments ist Oberst Graf Schenk von Stauffenberg (Hitlerattentat am 20. Juli 1944). Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die Kasernen als Notunterkünfte für Flüchtlingsfamilien aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten genutzt. Dies hatte zur Folge, dass das Wort "Flüchtling" in der Wunderburg sehr schnell zum Schimpfwort wurde. Heute werden die alten Kasernengebäude nach einer Generalsanierung als moderne Wohnungen und Geschäftsräume genutzt. 1888 Da die Kapelle für den aufstrebenden Stadtteil zu klein wurde, erfolgte der Abriss und es erfolgte der Bau der heutigen Kirche im neugotischen Stil. Das Gnadenbild wurde auch in die neue "Maria-Hilf-Kirche" gebracht, die 1889 geweiht wurde. 1905 Errichtung der selbstständigen Pfarrei "Maria Hilf" (100-Jahrfeier 2005). wunderburg.docx - 16.04.2016 - 18:59- Seite 1 von 2 Braukulturland Franken Elmar R. Göller Schoettlestraße 20 74074 Heilbronn Kirchliche (und in der Wunderburg auch weltliche) Festtage sind an Christi Himmelfahrt der Flurumgang, die Ewige Anbetung am 7. Juli, die Kärwa am 3. Sonntag im Juli (Festtag der Heiligen Maria Magdalena am 22. Juli) und die seit 1824 stattfindende Wallfahrt aus Unterstürmig am 15. August. Die Wunderburg (Bürgerverein gegründet 1906, 5. Distrikt der Stadt Bamberg, ca. 7.500 Einwohner, 4 Sitze im Stadtrat) bewahrt sich bis heute einen eigenen, dörflichen Charakter mit noch großen gärtnerischen Nutzflächen. Die Wunderburg zählt zum Gebiet der "Oberen Gärtnerei". Die Wunderburg wird auch als "Brauereidreieck" bezeichnet, denn im Herzen der Wunderburg befinden sich zwei bekannte alte Traditionsbrauereien, die Mahr's Bräu (erste urkundliche Erwähnung 1602) und die Brauerei Keesmann (gegründet 1867). In der Moosstraße, wurden seit 1894 in der Brauerei Maisel Bierspezialitäten (das erste Pils Bambergs!) gebraut (Maschinen- (1904) und Sudhaus (1908) erbaut im neugotischem Stil, Industriedenkmal). Außerdem befindet sich in der Theresienstraße die Bamberger Mälzerei, gegründet 1888 von Carl Isidor Dessauer, der einer jüdischen Bamberger Hopfenhändlerfamilie entstammte. Leider musste die Brauerei Maisel 2008 Insolvenz anmelden und wurde geschlossen. Da sich aber die Brauerei Fäßla aus der Insolvenzmasse den ehemaligen Maisel-Keller gesichert hatte und dort jetzt unter dem Namen Fäßla-Keller ihr Bier ausschenkt, stimmt die Bezeichnung "Brauereidreieck" zumindest ungefähr wieder. "A ächtä Wunnäburchä" (wie z. B. der Autor) ist stolz auf seinen Stadtteil und bezeichnet sich gerne als "Edel-Bamberger", während die Rest-Bamberger die Wunderburg (wahrscheinlich aus Neid geboren) manchmal abfällig als "Glasscherbenviertel" bezeichnen. Damit können die Wunderburg und ihre Bewohner aber sehr gut leben. Die Bamberger Wunderburg im Jahre 1887 Gemälde von Carl Meinelt (1825-1900), Bamberger Landschaftsmaler Die Carl-Meinelt-Straße in der Nähe des Volksparkstadions erinnert an den Künstler. Quellen: www.wunderburg.de, Erzbistum Bamberg erg 02/2004, 10/2008, 06/2012, 04/2016 wunderburg.docx - 16.04.2016 - 18:59- Seite 2 von 2
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