KHB_PM_Letztes Jahr in Marienbad

PRESSEMITTEILUNG
Bremen, 13. Oktober 2015
Letztes Jahr in Marienbad. Ein Film als Kunstwerk
14. November 2015 bis 13. März 2016
Jeweils v.l.n.r.:
1. Reihe:
Georges Pierre, Letztes Jahr in
Marienbad, 1960, Sammlung des
Österreichischen Filmmuseums |
Filmplakat, Frankreich,
Wiederaufführung 1968
2. Reihe:
Marie Harnett, Maze aus Marienbad
(Series 35), 2015, Bleistift auf
Papier |
Kota Ezawa, LYAM, 2008,
Videostill
Der Film „L’Année dernière à Marienbad“ (1961) von Alain Resnais hat zahlreiche Regisseure,
Fotografen und bildende Künstler inspiriert. Die Gruppenausstellung „Letztes Jahr in Marienbad.
Ein Film als Kunstwerk“ (14. November 2015 bis 13. März 2016) stellt zum ersten Mal Werke der
internationalen modernen und zeitgenössischen Kunst vor, die sich direkt auf den französischen
Klassiker beziehen. Gleichzeitig präsentiert die Ausstellung Arbeiten, die formalästhetische sowie
inhaltliche Aspekte des Films aufgreifen. Historische Dokumente zum Film geben Einblicke hinter
die Kulissen.
Alain Resnais’ Film „Letztes Jahr in Marienbad“ hat Geschichte geschrieben: 1961 erhielt er den
Goldenen Löwen bei den Filmfestspielen von Venedig, zwei Jahre später wurde er bei den British Film
Academy Awards in der Kategorie Bester Film und das Drehbuch von Alain Robbe-Grillet für den Oscar
nominiert. Die von der Kunsthalle Bremen konzipierte Gruppenausstellung „Letztes Jahr in Marienbad.
Ein Film als Kunstwerk“ zeigt erstmals den weitreichenden Einfluss von Resnais‘ Film seit seiner
Entstehung 1961. Die Ästhetik des Films wurde von der bildenden Kunst enthusiastisch aufgenommen.
Die Ausstellung macht die bis heute anhaltende internationale Relevanz dieses Pionierwerkes deutlich.
Direkter Dialog mit dem Marienbad-Film
Die Ausstellung präsentiert internationale Positionen zeitgenössischer Video-, Animations- und
Fotokunst, denen der Film als direkte Inspirationsquelle dient. Kota Ezawa, Meisterschüler von Nam June
Paik, überträgt in „LYAM“ Marienbad-Sequenzen in Animationstechnik, wodurch er die statuenhafte
Erscheinung der Figuren im Film stark übersteigert. Auch Vanessa Beecroft griff den statuenhaften
Eindruck der Schauspieler im Marienbad-Film auf und ließ in ihrer Performance „VB51“ auf Schloss
Der Kunstverein in Bremen
Am Wall 207 | 28195 Bremen | Germany
Vinsebeck in Nordrhein-Westfalen die teilnehmenden Frauen stundenlang stillstehen – darunter die
Schauspielerinnen Hanna Schygulla und Irm Hermann. Der US-amerikanische Künstler Vito Acconci
greift die – für den Marienbad-Film typische – gebrochene Erzählweise in einer in der Ausstellung
präsentierten Videoarbeit und einem eigens für den begleitenden Katalog verfassten Text auf.
Darüber hinaus sind zeitgenössische Positionen der Malerei, Zeichnung, Skulptur, Architektur und
Installationskunst mit Verweisen auf den Marienbad-Film vertreten. Die detaillierten Zeichnungen der
britischen Künstlerin Marie Harnett zeigen dramatische und geheimnisvolle Filmszenen. Für die Bremer
Ausstellung schuf sie eine neue Zeichenserie, die Schlüsselszenen aus dem Marienbad-Film aufgreift. Die
deutsche Künstlergruppe FORT präsentiert exklusiv für die Ausstellung eine neue Arbeit, die das NimSpiel zum Thema hat – ein zentrales Element im Film.
V.l.n.r.:
Karl Lagerfeld für CHANEL,
2011 Frühling/ Sommer
Kollektion, 2010,
Modenschau im Grand Palais,
Paris © CHANEL
Manuel Outumuro,
Marienbad, 2011, aus: Marie
Claire Spain, Mai 2011
© Manuel Outumuro,
Barcelona
Selbst die Modebranche und die Popkultur konnten sich nicht dem Einfluss des Films entziehen, wie die
ausgestellten Videos und Fotografien zeigen: Die Kostüme des Marienbad-Films wurden von Coco
Chanel gestaltet. Auf diese bezog sich Karl Lagerfeld unmittelbar für seine Chanel-Kollektion 2011, die
er 2010 auf der Modenschau in Marienbad-Ästhetik präsentierte. Auch die britische Band Blur ließ sich
vom französischen Klassiker inspirieren und inszenierte das Musikvideo zum Song „To the End“ (1994)
in Marienbad-Manier. Der Modefotograf Manuel Outumuro fotografierte für das Magazin Marie Claire
eine Modestrecke in direkter Anlehnung an die kühle, schwarzweiß Ästhetik von „Letztes Jahr in
Marienbad“.
Darüber hinaus präsentiert die Ausstellung Werke unterschiedlicher Medien, die sich mit stilistischen
Elementen und für den Film zentralen Fragestellungen befassen. Dabei handelt es sich unter anderem um
die Themenbereiche des Tableau Vivant, der Kulisse und Illusion versus Wirklichkeit, des barocken
Ornaments sowie des Verhältnisses von Zeit und Narration. In diesem Rahmen werden ausgewählte
Arbeiten, beispielsweise von Cindy Sherman, Robert Longo, Jeff Koons und David Claerbout, präsentiert.
Inspirationsquellen für den Film und historische Dokumente
Herausragende internationale Meisterwerke vom beginnenden 20. Jahrhundert bis zur Gegenwart machen
deutlich, welche künstlerischen Positionen den Drehbuchautor und Regisseur wiederum bei der
Realisierung des Films beeinflussten. Dazu gehören Arbeiten der Surrealisten Paul Delvaux und René
Magritte. Parallelen finden sich auch in den Gemälden von Giorgio de Chirico und den Skulpturen von
Alberto Giacometti, bei denen die Inszenierung der einsamen Figur im Raum und traumhafte, irreale Orte
im Zentrum stehen. Fotografien von Eugène Atget von den Parkanlagen von Versailles und Saint-Cloud
dienten als Inspirationsquellen für die Kulissen des Films, unter anderem in den Schlossparks von
Schleißheim und Nymphenburg sowie der Amalienburg in München mit ihren geometrischen
Bildausschnitten und fluchtenden Blickachsen.
Der Kunstverein in Bremen
Am Wall 207 | 28195 Bremen | Germany
V.l.n.r.:
Giorgio de Chirico, Piazza
d’Italia con statua, Öl auf
Leinwand, nicht datiert. Foto:
Musée d’Art Moderne / RogerViollet
René Magritte, Le grand siècle,
1954, Öl auf Leinwand, Foto:
Kunstmuseum Gelsenkirchen /
Martin Schmüdderich | beide: ©
VG Bild-Kunst, Bonn 2015
Teilweise noch nie ausgestellte historische Dokumente, wie das Drehbuch, internationale Filmplakate,
Fotografien vom Dreh, historische Zeitungsartikel und Filmsequenzen, leiten die Ausstellung ein. Das
dokumentarische Material gibt einen Einblick hinter die Kulissen des Films sowie in die nationale und
internationale Rezeption.
Der Film „L’Année dernière à Marienbad“ (Letztes Jahr in Marienbad)
Alain Resnais‘ (u. a. auch „Hiroshima, mon amour“) avantgardistisches Pionierwerk spielt mit einer
künstlerischen Sprache, in der Stil selbst zum Inhalt wird, sowie mit geometrischen Formen,
architektonischen Fluchten und sich wiederholenden kompositorischen Grundprinzipien. Radikal wie
kein anderer Film zuvor brach „Marienbad“ mit traditionellen Strukturen von Zeit, Ort und Kausalität.
Die Handlung des Films kreist um die Frage, ob sich ein Mann und eine Frau letztes Jahr in Marienbad
getroffen haben. Ein wiederkehrendes Element im Film ist etwa das Nim-Spiel. Der Mann verliert jede
Partie, die Gewinnerstrategie bleibt ungewiss. „Letztes Jahr in Marienbad“ ist die Verfilmung des
gleichnamigen avantgardistischen Nouveau Roman von Alain Robbe-Grillet. Der deutsche Regisseur
Volker Schlöndorff (u. a. „Die Blechtrommel“) war 1960 Regieassistent bei den Dreharbeiten.
In der Ausstellung vertretende KünstlerInnen:
Vito Acconci, Kenneth Anger, Richard Artschwager, Eugène Atget, Vanessa Beecroft, Blur & David
Mould, Marc Brandenburg, Pablo Bronstein, Pavel Büchler, Giorgio de Chirico, David Claerbout, Paul
Delvaux, Kota Ezawa, Patrick Faigenbaum, Laurent Fiévet, Yang Fudong, FORT, Alberto Giacometti,
Douglas Gordon, Rodney Graham, Marie Harnett, Howard Kanovitz, Alex Katz, Jeff Koons, Kurt Kranz,
Karl Lagerfeld/Chanel, Robert Longo, Bruce Nauman, René Magritte, Roman Opałka, Manuel Outumuro,
Georges Pierre, Gerhard Richter, Sam Samore, Cindy Sherman, Cerith Wyn Evans.
Mit freundlicher Unterstützung der
Karin und Uwe Hollweg Stiftung
Bildmaterial
Hochaufgelöstes Bildmaterial finden Sie in unserem Presse-Downloadbereich unter
http://www.kunsthalle-bremen.de/informationen/presse/marienbad/ | Benutzername: presse | Kennwort: Rutenberg
Pressekontakt
Kunsthalle Bremen | Jasmin Mickein | Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit | Am Wall 207 | 28195 Bremen
T +49 (0)421 329 08-0 | F +49 (0)421 329 08-470 | [email protected] | www.kunsthalle-bremen.de
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