Prof. Dr. Michael Müller-Preußker 26.09.1946 – 12.10.2015 Mit

Prof. Dr. Michael Müller-Preußker
26.09.1946 – 12.10.2015
Mit großer Bestürzung und tiefer Trauer mussten wir die
Nachricht vom plötzlichen Tod unseres Kollegen und
Freundes Prof. Michael Müller-Preußker zur Kenntnis
nehmen. Mit ihm verlieren wir einen hervorragenden
Wissenschaftler und Wissenschaftsorganisator, der für
Jahrzehnte nachhaltigen und prägenden Einfluss auf die
Entwicklung des Instituts für Physik und der HumboldtUniversität zu Berlin genommen hat.
Prof. Michael Müller-Preußker war der Humboldt-Universität seit dem Anbeginn seines
Studiums der Physik im Jahre 1965 verbunden. Er promovierte 1973 mit einer Arbeit
zur Theorie der starken Wechselwirkung von Elementarteilchen und arbeitete von 1972
bis 1993 als Assistent bzw. Oberassistent im Forschungsbereich Teilchen und Felder.
In diese Zeit fiel auch ein langjähriger Forschungsaufenthalt am Vereinigten Institut
für Kernphysik Dubna von 1978-1983. Hier begann seine erfolgreiche Hinwendung zur
nichtstörungstheoretischen Analyse von Quantenfeldtheorien im Rahmen der
Gitterfeldtheorie, einem Problemkreis dem er bis zuletzt mit ungebremstem
Engagement treu geblieben ist. Als Autor und Mitautor von über 200 Publikationen hat
er wichtige Beiträge zur Entwicklung dieses Forschungsgebietes geliefert. Hier sind
insbesondere seine Beiträge zum Grundzustand der Quantenchromodynamik, seine
Ergebnisse zur topologischen Struktur von Eichtheorien sowie zum Phasenübergang
hadronischer Materie in das Quark-Gluon-Plasma zu nennen. Direkt nach der Wende
vertrat er eine Professur für Theoretische Physik in Bielefeld, um dann 1993 zum
Universitätsprofessor für die Theorie der Elementarteilchen an der HumboldtUniversität berufen zu werden. Hier leitete er bis zu seiner Pensionierung 2011 die
Arbeitsgruppe Phänomenologie/Gittereichtheorie. Bis zuletzt hat er diese Tätigkeit im
Rahmen einer Seniorprofessur der Humboldt-Universität weitergeführt. Seine
Forschungen waren eingebunden in diverse Kooperationen mit international führenden
Gruppen, der deutsch-russische Forschungsaustausch war ihm stets ein zentrales
Anliegen. Er war tragendes Mitglied im Sonderforschungsbereich SFB/TR 9 sowie in
den beiden Graduiertenkollegs 271 und 1504.
Die Lehre lag Prof. Michael Müller-Preußker stets sehr am Herzen. Er war ein von den
Studierenden äußerst geschätzter Hochschullehrer. Auch in Zeiten extremer Belastung
durch administrative Aufgaben hat er immer mit großem Enthusiasmus den
unmittelbaren Kontakt zu den Studierenden in der Lehre gesucht. Hierbei stand er
auch für eine möglichst frühe Integration von Studierenden in die tagesaktuelle
Forschung. Als Betreuer von Promotionen und Masterarbeiten war er ein erfolgreicher
Mentor, der prägenden Einfluss auf seine Schüler hatte.
Neben Forschung und Lehre verspürte Prof. Müller-Preußker stets die Verpflichtung
auch im administrativen Bereich in Gremien und in Leitungsfunktionen tätig zu sein.
Sein Talent und politisches Gespür kamen dem Institut und der Universität hierbei
nachhaltig zu Gute. So war er in der turbulenten Umbruchszeit von 1994-1996
Vizepräsident
der
Humboldt-Universität,
von
1996-2005
Mitglied
in
der
Medienkommission des Akademischen Senats, von 1998-2006 Mitglied im Fakultätsrat
und von 2005-2007 Mitglied der Kommission Lehre und Studium des Akademischen
Senats. Weiterhin war er Prodekan für Lehre und Studium an der Math.-Nat. Fakultät I
(2002-2006) in der Zeit der Einführung der Bachelor und Masterstudiengänge. Als
Geschäftsführender Institutsdirektor (2006-2010) leitete er das Institut weise und
konnte mehrere Neuberufungen trotz Mittelknappheit realisieren.
Weiterhin hat Prof. Michael Müller-Preußker sich bleibende Verdienste um den Standort
Adlershof erworben, der ihm von Anbeginn der Planungen ein Herzensanliegen war. In
den Jahren 1997-2003 hat er als Vorsitzender der AG Adlershof unseres Instituts die
Planungen für das neue Gebäude und das Management des Umzugs entscheidend
mitverantwortet.
Auf seine langjährige Tätigkeit als Vorstandsmitglied bzw. Vorsitzender des Vereins der
Freunde und Förderer der Physik geht wesentlich die Einrichtung der feierlichen
Verabschiedung der Diplom- und Masterabsolventen zurück.
Auch nach der Pensionierung war Prof. Michael Müller-Preußker weiterhin im
administrativen Sektor tätig, sei es als gefragter Gutachter, als Mitglied in
wissenschaftlichen Beratungsgremien des Helmholtz-Zentrums Berlin für Materialien
und Energie GmbH (HZB) und des Norddeutschen Verbunds zur Förderung des Hochund Höchstleistungsrechnens (HLRN). Schließlich war er von 2012-2014 Vorsitzender
der Physikalischen Gesellschaft zu Berlin und bis zuletzt deren stellvertretender
Vorsitzender.
Wir trauern um einen geschätzten Freund und Kollegen, der uns durch seine Integrität,
sein Engagement und sein Pflichtbewusstsein ein stetes Vorbild war und dessen
unermüdliche Freude an seiner Arbeit tief beeindruckte.
PD Dr. Harald Dorn
Prof. Dr. Jan Plefka