Hausaufgabe

Online Unterrichtswerk Katholische Religion
Die Bibel: Religionsbuch und nicht Geschichtsbuch
1.
Entstehung des Alten und Neuen Testamentes
Zur Entstehungsgeschichte des Alten und Neuen Testamentes liegen eigene Dokumente vor, die hier
vorausgesetzt werden.
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Unsere Frage „Was ist denn damals wirklich passiert?“ setzt Geschichts – Wissenschaft voraus, die durch
archäologische Forschung und Quellenkritik versucht, eine einheitliche datierbare Abfolge von Fakten zu
rekonstruieren. Das Interesse an dieser Art von Geschichte kommt erstmals mit der europäischen Renaissance
auf, als Hartmann Schedel (1440-1514) und Sebastian Münster (1488–1552) erstmals die Bibel mit den Schriften
Herodots und anderen Quellen verglichen und versuchten, eine „Kosmografie“, eine „Weltchronik“ zu erstellen.
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Alle vorher veröffentlichten Schriften kennen den Unterschied zwischen geschichtlichen „Fakten“ und
„Dichtung“ in Form von Legenden noch nicht. Unser Lesen zur Unterhaltung ist ebenso weit weg von der
biblischen Textproduktion wie unsere Fachbücher. Das Vorlesen von biblischen Textabschnitten im Gottesdienst
- mit Auslegung in der Predigt - kommt der Lesesituation am nächsten, für die die biblischen Bücher gemeint
waren, als sie geschrieben wurden.
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Die Rettung am Schilfmeer
Die Befreiung aus der Zwangsarbeit in Ägypten und die Flucht „durch das Meer“ bilden den Inhalt des
wichtigsten jüdischen Festes „Pesach“, Vorläufer des christlichen Osterfestes. Die Geschehnisse werden in drei
Texten des Exodusbuches angesprochen: Dem Miriamlied (Ex 15,21), dem Moselied (EX 15,1-20) und der
Erzählung von der Rettung am Schilfmeer (Ex 13,17-14,31). Entsprechend der Bedeutung dieser Erzählung für
das jüdische Volk kommt die hebräische Bibel an verschiedenen Stellen darauf zurück, zum Beispiel:
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Psalm 78 ist eine Geschichtsbelehrung, in der auch die Rettung am Meer vorkommt (VV 13 und 53).
Jesaia 51,9-15 verheißt die künftige Erlösung und spricht vom vergangenen Durchzug durchs Meer.
Auch im Neuen Testament ist die Geschichte präsent:
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Paulus mahnt die Gemeinde in 1 Korinther 10,1-7 mit dem Hinweis auf die „Väter“, die Gottes Wunder
gesehen, aber nicht geglaubt haben.
Im Hebräerbrief (11,29) wird die Geschichte eingeordnet in eine Ahnengalerie, die für den Glauben der
Christen vorbildlich ist.
Zu den Fakten ist Folgendes zu sagen:
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Als die Juden um das Jahr 500 die Tora zusammenstellten, griffen sie auf Geschichten des eigenen Volkes
zurück, aber auch auf assyrische, babylonische, persische und ägyptische Quellen. Die Josefsgeschichte
(Genesis 37-50) greift eine ägyptische Novelle auf, auch die Kindheitsgeschichte des Mose (Exodus 2)
benutzt ägyptische Elemente. Das Schöpfungslied (Genesis 1,1-2,4) ist babylonisch beeinflusst, das Wort
„Paradies“ bedeutet im Persischen „Garten“; die Reihe der Beispiele ließe sich beliebig lange fortsetzen.
Die Kontakte zwischen Palästina (dem Wohngebiet Israels und später der Juden) und Ägypten waren sehr
eng. Man kann sich gut vorstellen, dass entlaufene Ägypter in den Dörfern Israels aufgenommen wurden
und dorthin ihre Geschichten mitbrachten. Wenn ein Ägypten-Flüchtling eine Ausbildung im Palast erfahren
hatte, so könnte er für die ungebildeten Israeliten besonders interessant gewesen sein. Der Name „Mose“
ist in Ägypten ein häufiger Namensbestandteil, der erst durch einen vorangestellten Götternamen
Bedeutung bekommt: „Ramses“ (eigentlich „Ramose“) bedeutet zu Beispiel „der von Re geborene“.
Die Wundergeschichten (Plagen: Ex 7,1-11,10; Bitterwasser: 15,22-25; Wachteln und Himmelsbrot: 16,1-36;
Wasser aus dem Felsen 17,1-7 ) sind Geschichten, die man sich im Sinai in vielen Varianten erzählte. Noch
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heute schlagen Fremdenführer mit großem Tamtam Wasser aus dem Felsen, für das „Manna“ kommen
verschiedene Pflanzen in Frage, zum Beispiel Koriandersamen, und es kommt selten vor, dass wandernde
Wachteln über die Sinai-Wüste entkräftet abstürzen. Diese bereit liegenden alten Geschichten verbindet die
Bibel mit Mose und ihrem theologischen Konzept.
Ursprung der Geschichte von der Rettung am Schilfmeer sind die kurzen Verse des Miriamliedes: Singet
JHWH, dem Sieger zum Sieg, Ross und Wagen warf er ins Meer. (Ex 15,21) Dieses Lied mögen entlaufene
ägyptischen Zwangsarbeiter mitgebracht haben nach Israel, die überlegen bewaffneten Soldaten glücklich
entkommen konnten. Das Moselied (EX 15) ist ein Psalm, der Gott für verschiedene Rettungstaten preist –
darunter eine Rettung am Meer; es ist offenbar vom Miriamlied abhängig (V. 1) Der ausführliche „Bericht“
(Ex 13,17-14,31) ist Teil der Pesach-Haggada: Im Rahmen des jüdischen Pesachfestes fragt der jüngste unter
den Anwesenden den Ältesten nach dem Grund des Festes, und als Antwort erzählt der Älteste die
Geschichte so, als habe er sie selbst erlebt.
Die Rettung auf dem See
Lies Markus 6,45-51:
Und alsbald trieb er seine Jünger, in das Boot zu steigen und vor ihm hinüberzufahren nach Betsaida,
bis er das Volk gehen ließe. Und als er sie fortgeschickt hatte, ging er hin auf einen Berg, um zu beten.
Und am Abend war das Boot mitten auf dem See und er auf dem Land allein. Und er sah, dass sie sich
abplagten beim Rudern, denn der Wind stand ihnen entgegen. Um die vierte Nachtwache kam er zu
ihnen und ging auf dem See und wollte an ihnen vorübergehen. Und als sie ihn sahen auf dem See
gehen, meinten sie, es wäre ein Gespenst, und schrien; denn sie sahen ihn alle und erschraken. Aber
sogleich redete er mit ihnen und sprach zu ihnen: Seid getrost, ich bin‘s; fürchtet euch nicht!, und trat
zu ihnen ins Boot, und der Wind legte sich. Und sie entsetzten sich über die Maßen; denn sie waren um
nichts verständiger geworden angesichts der Brote, sondern ihr Herz war verhärtet.
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Aufgaben:
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Wann ist diese Geschichte erstmals niedergeschrieben worden? („Entstehung der
neutestamentlichen Schriften“ einsehen)
Manche fundamentalistischen Ausleger argumentieren etwas so: In der Bibel steht, dass Jesus über
das Wasser gehen konnte. Also ist bewiesen, dass er der Sohn Gottes war. Fragen dazu
a. Was ist Deiner Ansicht nach die wichtigste Botschaft der Geschichte bei Markus?
b. Geht die Geschichte gut aus oder eher nicht?
c. Entnimmst du dieser Geschichte irgendeine Absicht etwas zu beweisen? (Wenn ja, was?)
d. Das Element, dass Jesus über Wasser ging, welche Reaktion löst das aus?
Markus hat die Geschichte von der Rettung am Schilfmeer gut kannte und darauf reagiert.
Untersuche, woran man das merken kann.
Versuche bitte eine Auslegung der Geschichte! (Was sagt sie über Jesus und seine Jünger, welche
Folgerungen können die Hörer oder Leser daraus für ihr Denken und Handeln ziehen?)