Tipps und Tricks zu Onlinebefragungen

Tipps und Tricks zu Onlinebefragungen
Übersicht
Teil I:
• Vor- und Nachteile von Onlinebefragungen
• Hindernisse
• Typische Einsatzmöglichkeiten von Befragungen
Teil II:
• Tipps zu Onlinebefragungen
Teil III:
• Typische Fehler
Teil IV:
• Layout, Rücklaufquote, Befragtenführung, Nachfassen
Teil V:
• Frageformulierung
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Teil I
Vor- und Nachteile
von
Onlinebefragungen
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Hindernisse
Typische
Einsatzmöglichkeiten
von Befragungen
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Teil I
Vorteile I
Zeitgünstig
• Schneller Versand von Einladungen
• Schneller Rücklauf
Kostengünstig
• Daten müssen nicht erfasst und kodiert werden
• Keine Druck-, Versand- oder Portokosten
Asynchronität /
Alokalität
• Befragte wählen Zeitpunkt des Ausfüllens
• Das Ausfüllen der Umfrage kann unterbrochen werden, wenn die
entsprechenden Cookies aktiviert sind
• Befragte antworten in gewohntem Umfeld ohne Interaktion mit
Versuchsleiter
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Teil I
Vorteile II
Automatisierung
vieler Abläufe
• Prozessfolgen & Filter können beliebig kompliziert sein
• Dauer, Startzeitpunkt, Unterbrechungen werden pro Frage und gesamt
gemessen und gespeichert (gute Dokumentierbarkeit)
Flexibilität
• Einbinden von Bildern, Tönen, Videos (z.B. von Produkten)
Grosse
Stichprobe
• Einfache Realisierung auch sehr grosser Stichproben
• Der Fragebogen kann von bis zu 100 Teilnehmenden gleichzeitig
bearbeitet werden
Objektivität
• Hohe (empfundene) Anonymität
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Teil I
Nachteile
Erreichbarkeitsprobleme verschiedener Zielgruppen
Repräsentativität der Stichproben (wer füllt den Fragebogen aus?)
Zum Teil geringe Rücklaufquote (z.B. E-Mail wird als Spam gelöscht)
Misstrauen der Befragten
Mehrfachdurchlaufen des Fragebogens durch dieselbe Person
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Teil I
Hindernisse
Befragte haben:
- keinen Computer
- keinen (kostengünstigen) Internetanschluss
- keine Routine im Umgang mit webbasierten Anwendungen
 systematischer Ausschluss bestimmter Bevölkerungsgruppen.
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Teil I
Typische Einsatzmöglichkeiten von Befragungen:
• Kundenbefragung
• Mitarbeitendenbefragung
• Website-Befragung
• Produkttest
• Feedbackbefragung
• Studien und Experimente
• Qualitätsmanagement
• Beschwerdemanagement
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Teil II
Tipps zu
Onlinebefragungen
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Teil II
Einladung
Befragte müssen auf die Befragung aufmerksam gemacht und motiviert werden,
um an der Befragung teilzunehmen
Ziel: so viele wie möglich sollen antworten.
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Teil II
Vierfaches Anschreiben
1. Ggf. Vorankündigung (evtl. schriftlich, per Telefon…). Helfen sehr,
Responserate zu verbessern.
2. Kommunikation des Links, typischerweise durch Versand einer E-Mail.
3. Auch die Startseite der Befragung enthält nochmals Informationen aus dem
Anschreiben.
4. Erinnerung an alle, die nach abgelaufener Frist noch nicht teilgenommen
haben (Reminder).
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Teil II
Anschreiben muss enthalten
Wer fragt (inkl. Adresse) ggf. im Auftrag von…
Grund oder Ziel der Befragung
Was passiert mit den Daten (Anonymität garantieren)
Ungefähre Dauer der Befragung nicht zu knapp angeben! Daraus können sonst hohe
Abbruchraten resultieren!
Deadline
Genaue Instruktionen, wie z.B. ist Abbrechen möglich?
Und trotzdem muss das Anschreiben so kurz wie möglich sein…
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Teil II
Entscheidend
• Je präsenter den Befragten ein Thema ist, desto eher antworten sie
• Je relevanter ein Thema wahrgenommen wird, desto höher ist die Antwortrate
d.h. Befragte müssen sich für ein Thema interessieren und etwas dazu sagen
wollen.
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Teil II
Response
Response = Rücklaufquote
1. Unit-Nonresponse
Die ausgewählte Person verweigert die Beantwortung des kompletten
Fragebogens
2. Item-Nonresponse
Die ausgewählte Person möchte/kann einen Teil bzw. eine Frage nicht
beantworten
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Teil II
Unit-Nonresponse
Wird insbesondere durch die Einladung entschieden!
Wer schreibt?
Welchen Grund gibt es für die Befragung?
Was sind die Kosten, wenn ich teilnehme?
Gibt es neben ideellen Anreizen, noch materielle?
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Teil II
Item-Nonresponse
Je mehr Fragen gestellt werden, desto höher ist der Anteil an
Item-Nonresponsers!
Erste grosse Abbruchwelle nach 1. bis 3. Frage
Dann durchschnittlich konstante Item-Nonresponserate
Ab ca. Frage 15 wird Rate zunehmend grösser
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Teil II
Materielle Anreize (Geschenke, Geld, Verlosung, Rabatte etc.)
• Empirisch bewiesen: geringe Vorleistung (kleines Geschenk etc.) führt zu
höherer Responserate als Aussicht auf grosses Geschenk
• ABER: Wenn Fragesteller als vertrauenswürdig bekannt ist, gilt dies nicht
mehr unbedingt!
• Wenn nur Personen befragt werden, die eine Beziehung zum Fragendem
haben, spielen Anreize keine grosse Rolle mehr (insbesondere bei
persönlicher Bekanntheit)
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Teil II
Personalisierte Befragungen
Bei einer personalisierten Umfrage kann genau definiert werden, welche
Personen an der Online-Befragung teilnehmen können. Die Teilnehmenden
können manuell hinzugefügt oder mit der Excel-Liste importiert werden.
Vorteile:
• Kontrolle, wer teilgenommen (abgeschlossen etc.) hat und damit zielgenauer
Reminderversand
• Keine Mehrfachteilnahme möglich
• Befragte können Befragung ohne Datenverlust wieder aufnehmen
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Teil II
Nichtpersonalisierte Befragungen
Anonyme Einladung der zu Befragenden z.B. via Internetpräsenz, Annonce etc.
Alle Teilnehmenden erhalten dieselbe URL, um den Fragebogen zu erreichen.
Vorteile:
• Höherer Grad an Anonymität
• Keine Kenntnis von E-Mailadressen vorab nötig
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Teil II
!!!! Enorm wichtig: Pretest
Pretests dienen generell nur dazu, die Funktionsfähigkeit der Instrumente und die Eignung
der Befragten bzw. des Materials zu testen.
• Sind die Fragen verständlich?
•
Ist der Fragebogen gut strukturiert und stimmt das Layout?
•
Sind die Skalen plausibel?
•
Funktioniert die Filterführung?
•
Gibt es in Zielgruppe spezielle Restriktionen zu beachten? Keine Cookies, Kein FlashPlayer etc.  um sicher zu gehen, am besten Kontakt mit den jeweiligen ICTVerantwortlichen aufnehmen!
z.B. wird der Fragebogen einigen potenziellen Probanden vorgelegt. Diese beantworten
und kommentieren ihn.
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Teil III
Typische Fehler
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Teil III
Hinweise
Die vier häufigsten Fehler bei Onlineumfragen
1. Handwerkliche Fehler
2. Fragen sind zu lang (und zu kompliziert)
3. Fragebogen ist zu langweilig
4. Fragen sind nicht medienadäquat präsentiert
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Teil III
1. Handwerkliche Fehler
Fragen nicht gemäss Regeln der empirischen Sozialforschung formuliert
• Uneindeutigkeiten (kein genauer zeitlicher Bezug etc.)
Wenn Wahlen wären, wen würden Sie wählen?
• Nur ein sachlicher Bezug pro Frage
Wie zufrieden sind Sie mit unseren Leistungen und Preisen?
• Falsche Klassifikation bei den Antwortskalen
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Teil III
2. Zu langer Fragebogen
Die optimale Befragungsdauer wird auf 10 bis 12 Minuten geschätzt.
Danach steigt die Drop-Out-Rate für jede weitere 2 Minuten um 3-4%. Ab 20
Minuten liegt die Rate durchschnittlich bei 40% und steigt dann expotentiell.
Tipp: Fragen Sie nur, was Sie wirklich wissen wollen!
Tipp: Antwortkategorien müssen vollständig sein, nicht aber Fragedimensionen!
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Teil III
3. Fragebogen ist zu langweilig
! Eintönigkeit vermeiden !
Gleichförmige aufeinanderfolgende Fragen vermeiden
Wenn Sie Wichtigkeit und Häufigkeit von Dimensionen abfragen, kombinieren Sie dies in
einer Doppelmatrix.
Versuchen Sie, die Befragten intellektuell zu fordern, aber nicht zu überfordern
• nicht viele Fragen zu gleichen Gegebenheiten
• nicht zu detailliert fragen
• demographische Fragen auf notwendigstes Minimum reduzieren
• Fragen vermeiden, bei denen Befragte nachschlagen müssen
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Teil III
4. Fragen sind nicht medienadäquat
Online werden Texte bei weitem nicht so gründlich gelesen wie offline, sondern
eher «gescannt», d.h. es werden nur Satzfetzen gelesen und im Kopf
zusammengesetzt.
Alles, was als unwichtig wahrgenommen wird, wird ignoriert.
Konsequenzen:
• Lange Erklärungen vermeiden
• Fragen so einfach wie möglich
• Layout und Befragtenführung muss intuitiv verständlich sein  versuchen Sie
die technischen Möglichkeiten so gut wie möglich auszunutzen, z.B. nur
Übernahme zutreffender Items in späteren Fragen
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Teil IV
Layout
Rücklaufquote
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Befragtenführung
Nachfassen
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Teil IV
Layout
Klares, übersichtliches «professionelles» Design
Tipp: Gestalten Sie den Fragebogen so, dass er zu einem Erlebnis wird, aber
überfrachten Sie ihn nicht!
Nicht zu bunt
Menschen lesen am Bildschirm 25% langsamer als auf Papier, daher
geeignete Kontraste wählen
Gleiches Layoutschema für alle Fragen beibehalten
Fragen und Antworten in sich linksbündig und insgesamt zentriert auf
dem Bildschirm
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Teil IV
Layout
Inhaltlich unterschiedliche Abschnitte genau trennen (z.B. durch
Zwischenüberschriften)
Nur wenige Fragen auf einer Seite, diese müssen thematisch aber sehr
gut zusammenpassen. Scrollen eher vermeiden.
Gleich grosse Abstände (zwischen Fragen, zwischen Items, zwischen
Fragen und Items etc.)
Kein Formatwechsel (einheitliche Schrift)
Wichtiges hervorheben
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Teil IV
Rücklaufquote verbessern
• Technische Einschränkungen vermeiden
• Personalisierte Anrede (einschliesslich namentliche Anrede, Angebot für
Rücksprachen offen zu sein, namentlich unterschreiben)
• Je kürzer die angegebene Dauer für die Befragung ist, desto mehr Personen
starten. Wenn angebotene Zeit überschritten wird, hören Befragte schnell
zunehmend auf, zu antworten.
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Teil IV
Befragtenführung
• Bessere Response-Raten bei einer Frage pro Seite anstatt Scrolling-basierte
Fragen
• Fortschrittsanzeige verringern Drop-Out
• Reminder (Erinnerung während der Befragung, die Frage zu beantworten)
- Hard Reminder (ohne Antwort gelangt man nicht auf die nächste Seite)
 erhöhen Abbruchrate
- Soft Reminder (z.B. PopUp «Bitte beantworten» wobei
Fragenverweigerung und Fortführung möglich bleibt)
 erhöhen Responserate bei Fragen leicht
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Teil IV
Nachfassen
Innerhalb der ersten drei Tage nach Versand des E-Mails haben 90% all derer
geantwortet, die bis zur Nachfassaktion antworten werden.
Selbst bei grössten Befragungen antworten Befragte nur noch ganz vereinzelt
nach 1,5 Wochen.
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Teil V
Frageformulierung
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Teil V
Aufbau des Fragebogens
Versuchen Sie, eine bestimmte Struktur aufzubauen; ordnen Sie die Fragen in optisch
erkennbaren Frageblöcken an.
Eine mögliche Anordnung: vom Allgemeinen zum Speziellen voranschreiten
(Trichterprinzip).
Grosse thematische Brüche im Fragebogen mit Überleitungen abfedern. Kurze
Einleitungen/Überleitungen.
Bedenken Sie, dass die Fragereihenfolge Auswirkungen auf das Antwortverhalten haben
kann.
Leichte Fragen / Fragen zur Person an den Schluss stellen.
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Teil V
Problematische Fragen
Fragen mit überdurchschnittlicher Verweigerung:
• Offene Fragen
Aufwand
• Matrixfrage
Verrutschen in Zeilen, Unlust
• Drop-Down-Menü
keine passende Auswahl
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Teil V
10 Gebote der Frageformulierung
1. Du sollst einfache, unzweideutige Begriffe verwenden, die von allen Befragten in gleicher Weise
verstanden werden
2. Du sollst lange und komplexe Fragen vermeiden
3. Du sollst hypothetische Fragen vermeiden
4. Du sollst doppelte Stimuli und Verneinungen vermeiden
5. Du sollst Unterstellungen und suggestive Fragen vermeiden
6. Du sollst Fragen vermeiden, die auf Informationen abzielen, über die viele Befragte mutmasslich
nicht verfügen
7. Du sollst Fragen mit eindeutigem zeitlichen Bezug verwenden
8. Du sollst Antwortkategorien verwenden, die erschöpfend und disjunkt (überschneidungsfrei) sind
9. Du sollst sicherstellen, dass der Kontext einer Frage sich nicht auf deren Beantwortung auswirkt
10. Du sollst unklare Begriffe definieren
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Teil V
Hinweis für geschlossene Fragen I
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Teil V
Hinweis für geschlossene Fragen II
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Teil V
Offene Fragen sind geeignet, …
wenn eine unbegrenzte Zahl von Antworten möglich ist
wenn Sie feststellen möchten, welche Ideen, Gedanken oder Auffassungen den
Befragten bei freier Assoziation am ehesten einfallen
wenn Sie überprüfen möchten, ob Sie tatsächlich alle wesentlichen Aspekte im
Fragebogen berücksichtigt haben
wenn Sie Stellungnahmen wünschen oder nach individuellen Begründungen suchen
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Teil V
Nachteile offener Fragen
• Antworten offener Fragen sind wesentlich schwieriger zu interpretieren und
auszuwerten.
• Die Auswertung ist in der Regel sehr zeitaufwändig und bedarf komplexer
Modelle.
• Die Antwortbereitschaft ist oft nicht oder nur teilweise vorhanden.
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