Betriebsleitung Taffe Typen und klasse Konzepte 5. Meister und MacherWettbewerb ist entschieden Alle zwei Jahre zeichnet top agrar die besten Abschlussarbeiten von landwirtschaftlichen Praktikern aus. Dieses Mal hat die Jury 13 taffe Typen ausgewählt. Wir stellen sie Ihnen vor. U nserer Jury fiel es diesmal wirklich nicht leicht, unter den vielen erstklassigen Abschlussarbeiten die Besten herauszufiltern. Anfang dieses Jahres hatten wir zum fünften Mal junge Landwirte dazu aufgerufen, uns ihre mit „gut“ oder „sehr gut“ bewerteten Meister- und Fachschularbeiten aus 2011 und 2012 einzusenden. Erstmals konnten sich auch Agrarstudenten mit besonders praxisnahen Bachelor- oder Masterarbeiten bewerben. Diese Chance haben viele genutzt: Fast die Hälfte der 130 eingereichten Arbeiten kamen aus dem Hochschulbereich. Das zeigt: Auch an den Hochschulen wird praxisnah gearbeitet! Im Bereich „Neue Energie & Technik“ konnten wir leider keine Preise vergeben. Für einen echten Wettbewerb wurden zu wenige Arbeiten eingereicht. Die besten Arbeiten dieser Kategorie haben deshalb Sonderpreise bekommen. In dieser und der nächsten top agrarAusgabe stellen wir Ihnen alle 13 Preisträger vor. Sie haben die Jury mit ganz unterschiedlichen Strategien überzeugt. Die einen setzen voll auf Wachstum, andere auf Kostenoptimierung und dritte darauf, dass die Arbeit noch zu schaffen ist. Jeder hat für sein Konzept gute Argumente. Viele Ideen haben die Preisträger schon auf ihren Betrieben umgesetzt. Und die ohne eigenen Betrieb konnten nicht selten ihre berufliche Existenz auf ihrer Abschlussarbeit aufbauen. Sie, liebe Leser, werden durch unsere Preisträger sicher viele neue Impulse bekommen. Wir danken allen, die mitgemacht haben, für die spannenden Einblicke in ihre Betriebe. Alles Gute für die Zukunft! Ihre top agrar-Redaktion Mit einer Milchleistung von 10 500 kg pro Kuh zählt Marvin Campes Hof zu den Spitzen betrieben in Deutschland. Zusammen mit seiner Freundin Catharina stockt er gerade auf 220 Milchkühe auf. Alles auf Milch! S ich immer wieder neu zu fordern“, so lautet die Devise von Marvin Campe aus Staffhorst im Landkreis Diepholz. Und gefordert wurde er bereits frühzeitig. Als sein Vater 2006 durch einen Autounfall verstarb, übernahm der damals 36 top agrar 12/2013 24-Jährige den Betrieb und entwickelte ihn kontinuierlich weiter. Dabei war er nach dem Abschluss der zweijährigen Fachschule in Celle gerade einmal zwei Jahre im elterlichen Betrieb beschäftigt. Seitdem hat Marvin Campe den Foto: Steinmann Eigentlich wollte Marvin Campe seinen Betrieb mit Biogas breiter aufstellen. Am Ende entschied er sich doch für die Milch. Marvin Campe 1. Preis in der Kategorie Tierhaltung Abschluss: Landwirtschaftsmeister Alter: 31 Jahre Wohnort: Staffhorst/Niedersachsen Betrieb: 110 Milchkühe, 120 ha Ackerbau, 55 ha Grünland Urteil der Jury: • umfassende und fundierte Arbeit • zukunftsorientiert, mutig und vorausschauend Fremdkapitalbestand kontinuierlich abgebaut, nebenbei den Milchviehbestand auf 110 Kühe erweitert und so den Betrieb auf den nächsten Wachstums- schritt vorbereitet. In seiner Meisterarbeit hat er den Ist-Zustand des Betriebes bewertet und Strategien für die Zukunft ausgearbeitet. Weil sein Milchviehbetrieb schon sehr gut lief und es kaum noch Optimierungsmöglichkeiten gab, kam für Marvin Campe nur eine Erweiterung der Milchviehhaltung oder der Einstieg in einen neuen Betriebszweig infrage. Breiter mit Biogas: Unter dem Eindruck der Milchpreiskrise begann Marvin Campe im Jahr 2010, sich intensiv mit dem Thema Biogas zu beschäftigen. Zusammen mit zwei Landwirten aus dem Ort hatte er die Idee, eine Gemeinschafts-Biogas- anlage zu bauen. Angesiedelt werden sollte die Anlage im Nachbarort rund 4 Kilometer vom Betrieb entfernt. Das Konzept war ausgereift: Eine NawaRo-Biogasanlage mit 530 kW elektrischer Leistung, guter Verkehrsanbindung und Wärmenutzung durch ein Satelliten-BHKW sowie eine gesicherte Versorgung mit nachwachsenden Rohstoffen durch die beteiligten Landwirte. Eigentlich ein perfekter Plan. Doch am Ende scheiterte das Projekt an der Genehmigung. Denn für ein privilegiertes Bauen im Außenbereich hätte die Anlage maximal 500 kW elektrische Leistung haben dürfen. Damit wäre aber auch jede Erweiterung in Zukunft ausgeschlossen gewesen. Und ein Sondergebiet top agrar 12/2013 37 Betriebsleitung für die Biogasanlage wollte die Gemeinde nicht ausweisen. Alles auf Milch! Schnell war für Marvin Campe klar: Die Milchviehhaltung wird ausgebaut, denn hier liegen die Stärken des Betriebes. Mit einer Milchleistung von rund 10 500 kg pro Kuh und Jahr zählt der Betrieb bereits zu den Besten. Da Marvin Campe den vorhandenen Stall und die Melktechnik ohnehin modernisieren muss, war es sinnvoll, dann auch gleichzeitig zu wachsen. Denn so lassen sich die Spezialisierungsvorteile des Betriebes noch besser ausnutzen. Der in der Meisterarbeit entwickelte Plan von Marvin Campe sieht einen neuen Milchviehstall mit 200 Kuhplätzen sowie einen Doppel-14er-SwingOver-Melkstand vor. Die Investitionskosten sollten sich ursprünglich aufteilen in den Stallbau mit gut 500 000 €, die Melk- und Stalltechnik mit rund 240 000 € sowie den Zukauf von Färsen, Kühen und Milchquote für zusammen 190 000 €. Insgesamt kalkulierte er knapp 1 Million €. Diese Rechnung war der Grundstein für die geplante Investition, die Campe in diesem Jahr in etwas veränderter Form umsetzt. Die Aufstockung des Milchviehbestandes auf 220 Milchkühe wird er in zwei Schritten vornehmen. Die Grundfutterversorgung stellt er über den Zwischenfruchtanbau von Ackergras und 75 ha Silomais sicher. Bis Jahresende bezugsfertig: Ab 2014 soll die Produktion vollständig laufen. Durch den Stallbau und die moderne Melktechnik verspricht sich Marvin Campe eine Einsparung von rund 12 Stunden Arbeitszeit pro Kuh und Jahr. Allerdings muss er in Zukunft auch mit einem festen Mitarbeiter planen. Glücklicherweise ist er die große Verantwortung bereits gewohnt, denn er beschäftigt bereits zwei Auszubildende und eine Aushilfskraft. Mit der Erstellung der Meisterarbeit hat Marvin Campe sich selbst und seinen Betrieb intensiver kennengelernt. Er rät anderen jungen Landwirten vor der Erstellung der Meisterarbeit einige Zeit auf dem eigenen Betrieb zu arbeiten und betriebliche Entscheidungen getroffen zu haben. „Man muss sich erst selbst kennen und einschätzen lernen, damit man nicht die falschen Schlüsse zieht“, schildert er seine Erfahrung. „Denn so intensiv wie bei der Erstellung der Meisterarbeit habe ich mich mit den eigenen betrieblichen Zahlen vorher noch nicht beschäftigt“, so seine Erfahrung. Michael Steinmann 38 top agrar 12/2013 „Optimieren ja, investieren nein!“ Christian Ramelsberger kombiniert seit Kurzem Milcherzeugung mit Hähnchenmast. Er hat geprüft, wie sich ein zweiter Maststall rechnet. M angelnden Unternehmungsgeist kann man Christian Ramelsberger nicht vorwerfen. Der junge Landwirt aus Massing im Rottal hat zusammen mit seinen Eltern Andreas und Christa 2010 einen neuen Hähnchenstall mit 36 000 Plätzen gebaut – zusätz- Christian Ramelsberger gefällt die Hähnchen mast. Ein zweiter Stall würde sich für ihn derzeit aber nicht lohnen. lich zu den vorhandenen 72 Milchkühen und der Aufzucht aller weiblichen Jungrinder. Nur ein Jahr später wollte er im Rahmen seiner Facharbeit an der Höheren Landbauschule Rotthalmünster wissen, ob sich der Bau eines weiteren Hähn- chenstalles mit 30 000 Plätzen lohnt. „Der Betriebszweig gefällt mir sehr gut und die bisherigen Ergebnisse waren vielversprechend“, begründet Ramelsberger sein Interesse. Zudem könne er mit der Hähnchenmast noch freie Arbeitskapazitäten verwerten, ohne sich an feste Zeiten binden zu müssen. Ein weiterer Grund: Ramelsberger hat ein sehr gutes Verhältnis zum Geflügelschlachtbetrieb, der nur 500 m von seiner Hofstelle entfernt liegt. Der junge Landwirt ist dort auf Teilzeitbasis beschäftigt. Auch sein Vater hilft gelegentlich aus und übernimmt Hähnchentransporte. Sein Plan sah vor, den zweiten Stall im Rahmen einer § 51a-Gesellschaft zu betreiben. Denn seine Fläche von 80 ha wäre nach Aufstockung der Hähnchenmast für eine steuerrechtlich landwirtschaftliche Produktion zu knapp. Für die bestehende Milchviehhaltung und Hähnchenmast reicht die Fläche aus. Viel Risiko, wenig Rendite: Um zu se- hen, was am Ende wirklich übrig blieb, rechnete Ramelsberger das Projekt bis zum Ende durch. Das Ergebnis war ernüchternd. Die Investition von mehr als einer halben Million Euro würde den Gewinn nur um rund 21 000 € erhöhen. Nach Abzug der Einkommenssteuer stünden ihm sogar nur noch 13 000 € zur Verfügung. „Im Vergleich zum Risiko ist die Entlohnung sehr bescheiden“, bewertet Ramelsberger das Ergebnis. Was den jungen Unternehmer vor allem stört, ist der starke Anstieg des Fremdkapitals und des Kapitaldienstes. „Wenn die Schlachterlöse sinken oder die Futterpreise steigen, kann es auch für einen stabilen Betrieb schnell eng werden“, warnt der Landwirt. Er ist überzeugt, dass bei jeder Investition ein gewisser Anteil an Eigenmitteln vorhanden sein muss, wenn sie nicht allein der Bank und dem Finanzamt nützen soll. Der zweite Hähnchenstall hätte die Familie auch arbeitswirtschaftlich an ihre Grenzen gebracht. „Ich muss damit rechnen, dass sich meine Eltern in den nächsten fünf bis zehn Jahren aus dem Betrieb zurückziehen“, gibt Ramelsberger zu bedenken. „Und dann muss ich die Arbeitswirtschaft ganz neu bewerten.“ Christian Ramelsberger 2. Preis in der Kategorie Tierhaltung Abschluss: Staatlich geprüfter Agrarbetriebswirt Alter: 24 Jahre Wohnort: Massing/Bayern Betrieb: 36 000 Masthähnchen, 72 Milchkühe, 80 ha LF Urteil der Jury: • risikobewusster junger Mann • wächst nicht um jeden Preis Foto: Dorsch Milcherzeugung optimiert: Die Fach- arbeit hat dem jungen Landwirt auch wertvolle Erkenntnisse für die Optimierung seiner Milcherzeugung gebracht. Reserven sieht er bei der Futterqualität und Belegdichte im Stall. Ramelsberger achtet bei der Auswahl der Silomaissorten jetzt mehr auf die Energiedichte. Zudem befüllt er bei der Maisernte gleichzeitig zwei Silos und lässt in jedem Silo mit einem eigenen Schlepper walzen. Er erntet das Gras etwas feuchter und siliert Biertreber und Nassschnitzel mit ein. Weil der Stall ständig überbelegt war, hat er die Kuhzahl von 72 auf 65 zurückgefahren. Außerdem selektiert er jetzt die Jungrinder schärfer und besamt nur die Tiere mit besserer Abstammung und gutem Exterieur. Durch die Maßnahmen ist die Leistung seiner Fleckviehherde innerhalb eines Jahres von 6 500 auf 8 000 kg gestiegen. Er erwartet, dass sich nun auch die Nutzungsdauer seiner Kühe deutlich verbessert. Klaus Dorsch Foto: Dorsch Betriebsleitung Stefan Rothlehner hat für sich die richtige Lösung gefunden und einen neuen Maststall gebaut. „Ich will den Betrieb allein bewirtschaften können“ Eigentlich wollte Stefan Rothlehner mehr Sauen im geschlossenen System halten. Weil er dann die Arbeit nicht mehr schafft, spezialisiert er sich jetzt auf die Mast. A uch mit 40 ha Fläche und 75 Sauen im geschlossenen System lassen sich unter Umständen gute Gewinne erwirtschaften“, staunte Stefan Rothlehner bei der Analyse des elterlichen Betriebes im Rahmen seiner Meisterarbeit. Dem Schweinehalter aus Dingolfing in Niederbayern wurde auch schnell klar, warum: • Die Stallplatzkosten waren niedrig, weil seine Eltern vorhandene Altgebäude für die Sauenhaltung nutzten. • Fast alle Maschinen waren abgeschrieben. Ihre Nutzungsdauer war wegen der arrondierten Flächen und der guten Wartung sehr lang. • Die Tiere erreichten trotz der veralteten Ställe ein durchschnittliches Leistungsniveau. Die Sauen setzten 22 bis 23 verkaufsfähige Ferkel ab, die Tages- 40 top agrar 12/2013 zunahmen in der Mast lagen bei 700 bis 750 g. Allerdings sah der junge Landwirt bei den Leistungen noch Steigerungspotenzial, und zwar vor allem durch eine Verbesserung der Futterhygiene. Deshalb beschloss er, das Getreide ein zweites Mal zu reinigen und das benötigte Futter jeden Tag frisch zu schroten. Zudem wollte er das CCM künftig nicht mehr im Hochsilo, sondern im Fahrsilo lagern, um das Hygienerisiko zu senken. Den Sojaschrot stellte er von konventioneller Ware auf HP-Qualität um. Behutsam weiterentwickeln: Bei der Investitionsplanung behielt er die bewährten Grundsätze seiner Eltern im Auge und strebte eine behutsame Weiterentwicklung des Betriebes an. Der Stefan Rothlehner 3. Preis in der Kategorie Tierhaltung Abschluss: Landwirtschaftsmeister Alter: 24 Jahre Betrieb: 1 490 Mastschweine, 80 ha Ackerland Wohnort: Dingolfing/Bayern Urteil der Jury: • hohes Kostenbewusstsein • hat die Arbeit im Blick junge Unternehmer plante, im geschlossenen System zu bleiben und den Sauenbestand auf 120 Tiere sowie die Mast auf 1 080 Plätze aufzustocken. Weil seine Fläche dafür nicht reichte, überlegte er, eine § 51 a-Gesellschaft mit einem Ackerbaubetrieb zu gründen. Um sich finanziell nicht zu übernehmen, wollte der junge Unternehmer nur den Aufzucht- und Maststall neu bauen und die Sauenhaltung in den Altgebäuden unterbringen. Von den Raummaßen wäre das möglich gewesen. Auch der Betriebsgewinn würde bei diesem Szenario nach Rothlehners Kalkulation einen Sprung um 25 000 € machen. Und trotzdem setzte der Landwirt diesen Schritt nicht um. Knackpunkt war für Rothlehner die Arbeitswirtschaft. „Das Umtreiben der Tiere wäre sehr aufwendig geworden, weil die Sauen in unterschiedlichen Gebäuden untergebracht wären“, befürchtete der Landwirt. Auch die Spezialisierung auf die Sauenhaltung und eine Aufstockung der Herde auf 200 Tiere verwarf er. „Ich will den Betrieb so ausrichten, dass ich ihn allein bewirtschaften kann, weil meine Freundin gerne weiter in ihrem außerlandwirtschaftlichen Beruf arbeiten würde“, argumentiert Rothlehner. Spezialisierung auf die Mast: Die Lö- sung war für den jungen Schweinehalter schließlich die Spezialisierung auf die Mast. Stefan Rothlehner baute einen 1 000er-Stall. Gleichzeitig investierte der junge Landwirt in ein Betonhochsilo und eine Fütterungsanlage für Ganzkornsilage. Den alten Maststall mit 490 Plätzen saniert er gerade und erneuert dort Spaltenboden, Trennwände, Fütterung und Lüftung. Wie schon seine Eltern, hatte Rothlehner besonders die Stallplatzkosten im Blick. So schaffte er es, die Kosten im neuen Stall mit vier Kammern auf 350 € pro Platz (inkl. MwSt., aber ohne Fütterungstechnik) zu begrenzen. Die Kosten für den Umbau werden voraussichtlich deutlich darunterliegen. Obwohl der Landwirt typbetonte Schweine (Deutsche Landrasse x Piétrain) mästet, konnte er die Leistung im neuen Stall deutlich steigern. Seine Schweine erreichen jetzt 820 bis 830 g Zunahmen. Der Grund dafür ist die leistungsgerechtere Fütterung. Der junge Landwirt kann jetzt jedes Abteil separat füttern und dort die Rationen kontinuierlich anpassen. Auch für die knappe Fläche hat sich jetzt eine Lösung aufgetan. Rothlehner konnte 37 ha Land zu einem angemessenen Preis pachten, allerdings in 20 km Entfernung. -do- Zwischen Acker und Hörsaal Ivo Meckelnburg wollte eigentlich eine duale Ausbildung zum Wirtschaftsingenieur beginnen. Dann entschied er sich aber doch für das Agrarstudium. F ür Ivo Meckelnburg war es selbstverständlich, mit 16 Jahren den Schlepperführerschein zu machen. Der junge Mann aus Eckernförde stammt zwar nicht vom Hof, arbeitete aber schon in seiner Jugend mit Begeisterung auf einem Ackerbaubetrieb als Erntehelfer mit. Obwohl ihm die Fächer Biologie, Physik und Chemie schon immer gut lagen, dachte er während seiner Schulzeit trotzdem nicht ernsthaft daran, beruflich einmal in Richtung Landwirtschaft zu gehen. „Ohne elterlichen Hof ist es schwierig, sich mit einem landwirtschaftlichen Betrieb selbstständig zu machen“, weiß er. Geplant hatte er deshalb, nach dem Abitur eine duale Ausbildung zum Wirtschaftsingenieur zu beginnen. Daraus wurde aber nichts. Die Leidenschaft für die Landwirtschaft überwog am Ende doch. Das lag unter ande- Ivo Meckelnburg Abschluss: Bachelor Agrar Alter: 25 Jahre Wohnort: Kiel/Schleswig-Holstein Urteil der Jury: • überzeugende Analyse • objektiv und unvoreingenommen Foto: Steinmann 1. Preis in der Kategorie Ackerbau und Grünland Ivo Meckelnburg hat viel englische Literatur für seine Bachelorarbeit gewälzt. Die Mühe hat sich gelohnt, weil er viel dabei gelernt hat. top agrar 12/2013 41 Betriebsleitung Erfahrung im Ausland: In den Semesterferien arbeitete Ivo Meckelnburg regelmäßig als Erntehelfer, um sein Portemonnaie aufzubessern. Zunächst ging er nach Schleswig-Holstein und später nach Polen und Rumänien, immer auf Ackerbaubetriebe deutscher Familien. In Rumänien war er für den gesamten Ernteablauf mitverantwortlich. Die Organisation der Logistik und Mitarbeiter war eine echte Herausforderung für ihn. „Das war ein wahnsinnig stressiger Job, hat mir aber viel Spaß gemacht. Ich habe viele Erfahrungen sammeln können“, so Ivo Meckelnburg. Zuletzt war er im Frühjahr 2013 für sechs Wochen in Rumänien und hat dort auf einem Ackerbaubetrieb die Soja- und MaisAussaat begleitet und den Pflanzenschutz betreut. Um seine Kenntnisse im Ackerbau weiter zu vertiefen und um sich beruflich zu orientieren, absolvierte er im Frühjahr 2011 ein dreimonatiges Praktikum bei der Pflanzenbauberatung Hanse-Agro. Damals war das neue Konzept Clearfield-Raps in aller Munde. „Ich habe sofort gemerkt, dass die Diskussion sehr emotional ist. Viele wussten damals nicht, worum es bei Clearfield genau geht“, erinnert er sich. Und schon hatte er ein Thema für seine Bachelorarbeit. Unter dem Titel „Agrarökologische Auswirkungen eines imidazolinonresistenten Rapsanbaus in Deutschland“ analysierte er das System Clearfield-Raps für Deutschland (siehe top agrar 7/2013, ab Seite 76). „Ich wollte das Thema objektiv und nüchtern aufarbeiten“, erklärt er. Inzwischen ist Ivo Meckelnburg im Masterstudium – jetzt mit Schwerpunkt Agrarökonomie. „Ich wollte einfach mit meinem Studium breit aufgestellt sein und mir so mehr Möglichkeiten offen halten“, erläutert er seine Strategie. -ms42 top agrar 12/2013 Foto: Steinmann rem auch an Hubertus Wiegelmann, Verwalter auf Gut Osterrade in Bovenau (Kreis Rendsburg-Eckernförde), wo Meckelnburg seit 2004 regelmäßig als Erntehelfer arbeitete. „Dass ich mich doch noch für das Studium entschieden habe, verdanke ich ihm und seiner Familie“, erinnert er sich. „Er hat mir viel mit auf den Weg gegeben, wovon ich noch heute profitiere.“ Im Herbst 2008 begann er das Bachelorstudium in Kiel mit Schwerpunkt Pflanze. „Der Pflanzenbau ist einfach greifbarer als die Ökonomie“, so seine Überlegung. Und im Ackerbau hatte er bereits erste Erfahrungen auf diversen holsteinischen Gutsbetrieben gesammelt. Der gelernte Landmaschinenmechaniker Mathias Krebs holte sein Abitur nach und studierte Landwirtschaft in Neubrandenburg und Halle. Die beste Technik für Gärreste Schleppschlauch oder Schlitzgerät, Scheibenegge oder Grubber? Mathias Krebs hat verschiedene Verfahren für die Ausbringung von Gärresten untersucht. E ine Masterarbeit in Pflanzenernährung an der Uni Halle gehörte eigentlich nicht zur Lebensplanung von Mathias Krebs. Doch nach drei Jahren als Landmaschinenmechaniker fragte er sich: „Das soll es jetzt gewesen sein?“ Kurz entschlossen holte er das Abitur nach und begann ab Herbst 2006 Landwirtschaft in Neubrandenburg zu studieren. Nach dem Bacherlorabschluss ging er für das Masterstudium nach Halle. Hier konzentrierte er sich auf den Pflanzenbau. In seiner Masterarbeit untersuchte Mathias Krebs, wie sich die Art der Ausbringung von Gärrest plus Flüssigdünger auf die Ammoniakverluste, den Ertrag und den Deckungsbeitrag aus- wirkt. Dazu legte er je einen Großflächenversuch für Winterroggen, Silo- Mathias Krebs 2. Preis in der Kategorie Ackerbau und Grünland Abschluss: Master Agrarwissenschaften Alter: 31 Jahre Wohnort: Stüdenitz-Schönermark/ Brandenburg Urteil der Jury: • sehr aufwendige Versuchsreihe • analytische Durchführung So wirkt sich die Ausbringungs technik auf den Ertrag aus Kultur Variante Winterroggen Schleppschlauch + KAS1) Schleppschlauch + NTS2) Schlitzgerät + KAS Silomais Schleppschlauch + Scheibenegge + NTS Schleppschlauch + Scheibenegge + SSA3) Schleppschlauch + Grubber + NTS Grünland Schlitzgerät + NTS Schlitzgerät + KAS Schleppschlauch + NTS Ertrag dt/ha DB/ha 63 81 74 353 698 555 486 397 504 438 537 539 1934) 1594) 1894) 189 50 191 1) Kalkammonsalpeter, 2) N-Flüssigdünger, 3) Schwefelsaurer Ammoniak, 4) Frischmasse Der Ertrag hängt auch davon ab, wie die Gärreste ausgebracht werden. mais und Grünland an. Da er keinen eigenen Hof besitzt, führte er die Versuche in seinem Heimatort Stüdenitz auf den Flächen eines ortsansässigen Betriebes durch. Krebs verglich insgesamt neun verschiedene Varianten (siehe Übersicht). Zum einen ging es um die Ausbringungstechnik. Hier prüfte er, ob es einen Einfluss auf den Ertrag und Wirtschaftlichkeit hat, wenn der Gärrest bei Mais mit angehängter Scheibenegge oder angehängtem Grubber ausgebracht wird. Bei Winterroggen und bei Grünland verglich er die Verfahren Schleppschlauch oder Injektion per Schlitzgerät. Neben der Technik variierte er zusätzlich noch die Art der N-Düngung.Mathias Krebs untersuchte, ob es ggf. günstiger ist, die konventionelle Düngung mit Kalkammonsalpeter (KAS), bzw. beim Mais mit Schwefelsaurem Ammoniak (SSA) durch den Flüssigdünger NTS zu ersetzen, ohne die Gesamtstickstoffgabe zu verändern. Was kam heraus? Bei Mais fand Krebs zwar keine gesicherten Ertragsunterschiede zwischen den einzelnen Düngungs- und Ausbringungsvarianten. Dennoch schnitt die Variante Gärrest plus Grubber und Flüssigdünger wirtschaftlich am besten ab, weil diese Variante tendenziell die höchsten Erträge brachte, auch wenn Krebs dieses Ergebniss nicht statistisch nicht absichern konnte. Bei Roggen waren die Ergebnisse eindeutiger. Das Schlitzverfahren brachte gesichert höhere Erträge als das Schleppschlauchverfahren. Wenn zusätzlich noch Flüssigdünger statt geprilltem N-Dünger eingesetzt wurde, stiegen die Erträge noch weiter an (siehe Übersicht). Entsprechend hatte diese Variante den höchsten Deckungsbeitrag. Bei Grünland ergab sich ein ähnliches Bild: Auch hier war das Schlitzverfahren der Schleppschlauchausbringung tendenziell überlegen. Dies verstärkte sich noch, wenn zusätzlich Flüssigdünger statt Kalkammonsalpeter eingesetzt wurde (siehe Übersicht). Seine Kenntnisse bringt Mathias Krebs inzwischen am Institut für Anwendungstechnik im Pflanzenschutz beim Julius Kühn-Institut in Braunschweig ein. Hier arbeitet er an der Entwicklung technischer Lösungen, um den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren. -ms- Betriebsleitung Die Preisträger in den Kategorien Tierhaltung • 1. Preis: Marvin Campe 27254 Staffhorst, Meisterarbeit, LWK Niedersachsen, Bezirksstelle Nienburg • 2. Preis: Christian Ramelsberger 84323 Massing, Fachschularbeit, Höhere Landbauschule Rotthalmünster • 3. Preis: Stefan Rothlehner 84130 Dingolfing, Meisterarbeit, Fortbildungszentrum Landshut-Schönbrunn Ackerbau und Grünland • 1. Preis: Ivo Meckelnburg 24118 Kiel, Bachelorarbeit, Uni Kiel • 2. Preis: Mathias Krebs 16845 Stüdenitz-Schönermark, Masterarbeit, Uni Halle • 3. Preis: Matthias Kappe 07389 Knau, Meisterarbeit, Landwirtschaftsamt Zeulenroda • 1. Preis: Frank Beutner 27313 Wahnebergen, Bachelorarbeit, Hochschule Osnabrück • 2. Preis: Franz Bergmann 84051 Essenbach, Fachschularbeit, Höhere Landbauschule Rotthalmünster • 3. Preis: Alexander Mast 88436 Eberhardzell, Meisterarbeit Landwirtschaftsschule Tübingen Sonderpreise • Sindy Brauße 04654 Frohburg OT Benndorf, Fachschularbeit, Fachschulzentrum Freiberg-Zug • Christian Baalmann 49624 Löningen, Fachschularbeit, Berufsbildende Schulen Cloppenburg • Maren Kuiter 49838 Handrup, Bachelorarbeit, Hochschule Osnabrück • Stefan Strube 34286 Spangenberg-Pfieffe, Masterarbeit, Uni Göttingen Die Siegerprämien 1. Preise: 3 x 1 000 € 2. Preise: 3 x 500 € 3. Preise: 3 x 250 € Sonderpreise: 250 bis 500 € 44 top agrar 12/2013 Foto: Bröker Betrieb und Markt Landwirt Matthias Kappe hat in seiner Meisterarbeit die Einzelkornsaat von Raps unter die Lupe genommen. Was bringt die Einzelkorndrille? Lässt sich die Saatstärke von Raps mit der präziseren Einzelkornsätechnik senken, ohne dabei Ertrag zu verlieren? Dieser Frage ging Matthias Kappe nach. A ls Matthias Kappe (30) aus Knau in Thüringen nach einem Thema für seine schriftliche Meisterarbeit suchte, war der Aufhänger schnell gefunden. Denn sein Schwager Falk Lieder, der im nahe gelegenen Lemnitz einen 265 ha-Ackerbaubetrieb bewirtschaftet, wollte zu diesem Zeitpunkt seine alte Drillmaschine durch neue Sätechnik ersetzen. Kappe, der über die „Thüringer Landdienste GmbH“ auch Lohnarbeiten bei seinem Schwager durchführt, entschloss sich daher, im Rahmen sei- ner Meisterarbeit die betriebliche Mulchsaatdrille mit einer neuen Einzelkornsämaschine zu vergleichen. „Großes Manko der Drilltechnik ist, dass die Kornablage in der Reihe unpräzise ist“, erklärt Matthias Kappe. „Es treten teils Doppelbelegungen oder Lücken auf, sodass sich die einzelnen Pflanzen ungleichmäßig entwickeln.“ In seiner Arbeit wollte er klären, ob sich bei Raps durch die präzisere Ablage der Saatgutaufwand senken lässt, ohne dabei Ertragsverluste zu riskieren. Viel- Matthias Kappe 3. Preis in der Kategorie Ackerbau und Grünland Abschluss: Landwirtschaftsmeister Alter: 30 Jahre Wohnort: Knau/Thüringen Betrieb: Ackerbaubetrieb „Kappe Agrar GbR“ Urteil der Jury: • praxisnah, konsequent umgesetzt • kritische Ergebnisanalyse leicht sind dadurch sogar höhere Erträge möglich. Für seinen Feldversuch legte er vier jeweils knapp 1,2 ha große Parzellen auf einer sandigen Lehmfläche mit 40 BP an. Der Standort neigt bei durchschnittlich 640 mm Jahresniederschlag zu ausgeprägter Vorsommertrockenheit. Er wählte die Hybridsorte Visby, die nach seinen Erfahrungen gut mit Trockenheit zurechtkommt und in der Region konstant hohe Erträge bringt. Die Bodenbearbeitung nach Vorfrucht Wintergerste führte er pfluglos durch. Die Varianten gestaltete Kappe wie folgt: Auf zwei Parzellen säte er den Raps mit einer Einzelkornmaschine (Amazone EDX 9 000 TC) in einem Reihenabstand von 42,5 cm. Die Saatstärke variierte er jeweils mit 30 bzw. 45 Körnern/m2. Die beiden anderen Parzellen bestellte er betriebsüblich mit der Mulchsaatdrille (John Deere 740 A) in einem Reihenabstand von 15 cm, ebenfalls jeweils mit 30 bzw. 45 Körnern/m2. Düngung und Pflanzenschutz erfolgten betriebsüblich. Saatstärke gesenkt: Nach dem Auflaufen des Rapses beobachtete der junge Landwirt seine Versuchsparzellen sorgfältig: Ende August ermittelte er mithilfe eines Zählrahmens den Feldaufgang (drei Zählungen/Variante). Mitte Oktober erfasste er die Wurzelentwicklung bei der Ernte. Den Ertrag ermittelte er per Fuhrwerkswaage. Vorher zog er aus jeder Parzelle eine Probe, um diese auf Besatz, Ölgehalt und Fettsäuren untersuchen zu lassen. Für alle 4 Varianten berechnete er den Deckungsbeitrag. Hier seine wichtigsten Ergebnisse: • Bei der Einzelpflanzensaat war der Feldaufgang gleichmäßiger als in den Drillvarianten. Allerdings erhöhte sich wegen des 45 cm-Reihenabstandes der Unkrautdruck leicht. • Die höheren Erträge mit jeweils knapp 56 dt/ha erzielten die Parzellen mit den geringen Saatstärken. Bei höherer Saatstärke fielen die Erträge ab. • Eher verblüffend waren die geringen Ertragsunterschiede zwischen der Saattechnik. Drill- und Einzelkornsaat lagen bei den Varianten mit 30 Körnern/m2 fast gleichauf. Beim Deckungsbeitrag hatte die Drillsaattechnik wegen niedrigerer Anschaffungskosten unterm Strich sogar leicht die Nase vorn. Diese Ergebnisse ließen für Matthias Kappe und seinen Schwager Falk Lieder nur eine Schlussfolgerung zu: Sie setzen bei reduzierter Saatmenge zunächst weiter auf die preiswertere Drillsaat. Matthias Kappe, der in diesem Sommer als Gesellschafter in den elterlichen Ackerbaubetrieb „Kappe Agrar GbR“ eingestiegen ist, will aber beim Thema Einzelkornsaat am Ball bleiben. Künftig möchte er testen, ob sich damit die Saatstärken von Raps bei gleichbleibenden Erträgen noch weiter drücken lassen. Auch reizt es ihn, die Einzelkornsaat in Getreide zu testen. Matthias Bröker Betriebsleitung Foto: Steinmann Es geht auch günstiger! „Es fasziniert mich, selbst Strom zu erzeugen, aber wir müssen auch effizient damit umgehen“, ist Christian Baalmann überzeugt. Christian Baalmann Sonderpreis in der Kategorie Neue Energie und Technik Abschluss: Staatlich geprüfter Agrarbetriebswirt Alter: 23 Jahre Wohnort: Löningen/Niedersachsen Betrieb: 190 Zuchtsauen, 60 ha Ackerbau, Photovoltaikanlage, Mini-BHKW Urteil der Jury: • gute Idee, spart bares Geld • umsetzungsorientierte Arbeit Weil die Strom- und Heizkosten explodierten, hat Christian Baalmann seinen Betrieb auf Energieeffizienz getrimmt und spart so bares Geld. E rst eine Photovoltaikanlage, dann moderne Pumpen und Lüftungen und schließlich ein eigenes Blockheizkraftwerk. Familie Baalmann produziert nicht nur Strom und Wärme, sondern spart durch moderne Technik auch noch bares Geld. Zusammen mit seinen Eltern Reinhold (55) und Angelika (47) bewirtschaftet Christian Baalmann einen Schweinezuchtbetrieb in Löningen im Landkreis Cloppenburg. Das Unternehmen mit rund 60 ha Ackerbau und 190 Sauen im geschlossenen System ist über die Jahre kontinuierlich gewachsen. Die Energieeffizienz war auf dem Betrieb jedoch lange Zeit kein Thema. Das änderte sich mit dem Anstieg der Stromkosten drastisch. Die Inbetriebnahme der ersten Photovoltaikanlage im Jahr 2009 war für Christian Baalmann der Anstoß, den eigenen Betrieb auf Energieeffizienz zu trimmen. „Es fasziniert 46 top agrar 12/2013 mich, selbst Strom zu erzeugen“, so Christian Baalmann. „Damals hatte ich die Idee, auch den Energieverbrauch und die Energieeffizienz genau zu untersuchen“, erinnert er sich. Verbrauch senken: In seiner Fach- schularbeit nahm der 23-Jährige daher den Energieverbrauch und die Energieeffizienz des Betriebes unter die Lupe. Wie stark sich eine Modernisierung der Umwälzpumpen und Lüftungsventilatoren lohnen würde, konnte er relativ leicht überprüfen. Hierzu hat er einen Schweinemaststall in zwei Bereiche unterteilt und getrennte Stromzähler installiert. In einem Bereich installierte er neue, frequenzgesteuerte, stufenlose Lüftungsventilatoren, im anderen nutzte er die bisherigen Lüfter mit vier Lüftungsstufen weiter. Von Anfang Januar bis Ende März führte er Buch über die Zählerstände beider Stromzähler und verglich den Verbrauch. Das Ergebnis: Die modernen stufenlosen Lüftungsventilatoren verbrauchten nur ein Viertel des Stroms der alten Stufenlüfter. Dadurch spart er 60 Cent pro Mastschwein. Umgerechnet auf alle verkauften Mastschweine des Betriebes sind das rund 3 000 € pro Jahr. Weitere Einsparpotenziale hat er bei den Umwälzpumpen für die Warmwasserheizung im Abferkelbereich entdeckt. Hier kann er durch den Einbau neuer, sparsamer Pumpen den Stromverbrauch sogar auf unter 20 % des Stromverbrauchs der alten Pumpen drücken. Das ergibt eine Kostenersparnis von knapp 80 € je Pumpe und Jahr. „Bei einem Anschaffungspreis von etwa 150 € je Pumpe amortisiert sich die Investition in weniger als zwei Jahren“, ist Christian Baalmann überzeugt. Weitere Einsparmöglichkeiten ergaben sich aber auch noch beim Stromeinkauf. Weil der Hausanschluss nach der Inbetriebnahme einer weiteren Photovoltaikanlage im Jahr 2011 den produzierten Strom nicht mehr hätte aufnehmen können, entschieden sich Christian und sein Vater Reinhold für den Kauf einer eigenen Trafostation. Über diese können sie sowohl Strom ins Mittelspannungsnetz abgeben als auch direkt beziehen. So profitieren sie von günstigeren Stromtarifen. Trotz höherer Grundkosten beim eigenen Trafo rechnet Christian Baalmann mit weiteren 500 € Ersparnis pro Jahr. Kraft und Wärme koppeln: Weil der Betrieb bereits den Strom der Photovoltaikanlage verkaufte und gleichzeitig 5 Juroren aus 4 Bundesländern Foto: Heil über das gesamte Jahr hinweg warmes Wasser zur Beheizung der Ferkelnester und für das Wohnhaus benötigte, machte sich Christian Baalmann Gedanken über eine gemeinsame Erzeugung von Strom und Wärme. Denn die bisherige Warmwasserheizung war mittlerweile 23 Jahre alt und hatte nur noch einen geringen Wirkungsgrad. Ein Austausch hätte somit ohnehin angestanden. Da lag es nahe, über ein Blockheizkraftwerk (BHKW) nachzudenken. Christian Baalmann und sein Vater Reinhold entschieden sich daher im Frühjahr 2012 für den Kauf eines Mini-BHKW. Es produziert bedarfsabhängig Wärme. Der produzierte Strom wird zu 95 % auf dem Betrieb verbraucht, der Rest ins Stromnetz eingespeist. Christian Baalmann hat seinen Betrieb auf Energieeffizienz getrimmt. Dadurch hat er nicht nur den Verbrauch gesenkt, sondern auch noch reichlich Kosten gespart. Seine Strom- und Heizkosten konnte er um rund 7 000 € pro Jahr senken. „Das Thema Energie wird immer wichtiger in der Landwirtschaft“, so das Fazit von Christian Baalmann. -ms- Diese Jury kennt die Praxis: Winfried Satzger, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Ruth Beverborg, LWK Niedersachsen, Markus Werner, Ackerbauer aus dem Landkreis RhönGrabfeld/Bayern, Dr. Arne Dahlhoff, LWK NordrheinWestfalen und Johannes Thomsen, LWK SchleswigHolstein (v. l. n. r.)
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