Quelle: Braunschweiger Zeitung v. 13.11.2014 Seite: 22 Rubik: Braunschweig Wer Lehrer werden will, muss öfter in die Schule gehen Bei der Ausbildung von Grund-, Haupt- und Realschullehrern gibt es mehr Praxis. Von Katja Dartsch Braunschweig. Lehramts-Studen- ten, die später einmal in Grund-, Haupt- und Realschulen unterrichten wollen, müssen seit neuestem zwei Semester länger studieren: zehn Semester Uni, dann zwei Jahre Referendariat. Martin Vogelsang, Student an der Technischen Universität Braunschweig (TU), freut sich darüber: „Endlich ist der Turbo-Master abgeschafft!“ Hinter der Änderung steht das sogenannte GHR 300. „Klingt ein bisschen nach einem neuen Waschmaschinenmodell“, gibt Dr. Diethelm Krause-Hotopp vom Institut für Erziehungswissenschaften zu. Er saß in der landesweiten Steuerungsgruppe für die Reform und erklärt: Im Masterstudiengang gibt es nun einen großen Praxisblock von vier Monaten. An drei Tagen in der Woche sind die Studenten in dieser Zeit in der Schule. Sinja Schmedemann (24), die Grundschullehrerin werden möchte, findet das gut: „So erleben wir den Schulalltag mit Konferenzen, Sprechtagen und allem, was dazu gehört.“ Unter den Studenten sei die Verlängerung allerdings umstritten, sagt sie: „Viele sehen das Jahr mehr auch kritisch – damit ist die Ausbildung so lang wie die der Gymnasiallehrer, man wird aber schlechter bezahlt.“ Immer wieder war der fehlende Praxisbezug im Masterstudium in der Vergangenheit kritisiert worden. Studentin Katharina (22) Menschikow erklärt das Grundproblem: „Man hat viele Ideen und Vorschläge, weiß aber nicht, wie man sie dann umsetzen soll.“ Schließlich sei es etwas ganz anderes, selbst vor einer Klasse zu Désirée Schräer koordiniert die neue Lehrerausbildung, Diethelm Krause-Hotopp saß in der landesweiten SteuerungsFotos (3): Thomas Ammerpohl gruppe. Beide sind am Institut für Erziehungswissenschaften der TU Braunschweig tätig. „Endlich ist der Turbo-Master abgeschafft – jetzt dauert das Masterstudium vier Semester.“ „Je mehr Praxiserfahrung man in der Schule sammelt, desto entspannter wird man. “ Martin Vogelsang (33) ist angehender Haupt- und Realschullehrer. Sinja Schmedemann (24) will einmal Grundschüler unterrichten. stehen und nicht zu vergleichen mit der Zeit, in der man Schüler war. Im Praxisblock werden die Studenten von Lehrern betreut, also Leuten aus der Praxis, die zudem an der TU dafür geschult werden. „Das ist kein Sparmodell“, betont Krause-Hotopp: „Das Land lässt sich die Aufwertung der Ausbildung einiges kosten.“ Die Studenten dürfen weder eigenverantwortlichen Unterricht noch Vertretungsunterricht geben. Désirée Schräer koordiniert und begleitet den Prozess an der TU bis 2018, Auch erschienen in: damit die Umstellung möglichst reibungslos über die Bühne geht. „Die Aufregung hat sich in den letzten Monaten schon gelegt, wir haben viele Gespräche geführt“, sagt die junge Frau. Der Bachelor-Studiengang nach dem „Braunschweiger Modell“ enthält im Vergleich zu anderen Hochschulen bereits einen hohen Praxisanteil in den ersten vier Semestern, aber Sinja Schmedemann sagt: „Je mehr Praxiserfahrungen man sammelt, desto entspannter wird man. Inzwischen freue ich mich richtig auf die Schultage, und durch das Praktische lernt man am besten.“ Helmstedter Nachrichten v. 13.11.2014 Peiner Nachrichten v. 13.11.2014 Wolfenbütteler Zeitung und Anzeiger v. 13.11.2014
© Copyright 2024 ExpyDoc