Greifvögel : Ringschmuck für kleine Fischadler

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Greifvögel : Ringschmuck für kleine
Fischadler
vom 29. Juni 2015
Aus der Redaktion des Güstrower Anzeiger
Fischadlern rund um Güstrow, Bützow und Teterow geht es sehr gut. Der Bestand
entwickelt sich positiv: Bis zu 60 Jungvögel jedes Jahr
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In 20 Metern Höhe: Landwirt Georg von der Goltz nimmt die kleinen Fischadler vorsichtig
aus ihrem Horst. Fotos: Jens Griesbach
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Argwöhnisch und mit einem Fisch in ihren Klauen umkreist die Fischadler-Mutter ihre
Heimstatt bei Carlsdorf. Unterdessen steht Landwirt Georg von der Goltz auf einer Hubbühne
in 20 Metern Höhe und nimmt vorsichtig die drei erst vier Wochen alten Fischadler-Jungen
aus ihrem Horst. Unten wartet bereits der Carlsdorfer Steffen Thiel auf die Kleinen. Als
Mitglied der Projektgruppe Großvogelschutz des Güstrower Landesamtes für Umwelt,
Naturschutz und Geologie kümmert sich der 48-Jährige um die Fischadler in ganz
Westmecklenburg. Dazu gehört jedes Jahr auch die Beringung der neugeborenen Adler, die
gerade wieder ansteht.
Von Langhagen bis Gadebusch erfasst Thiel die Fischadlerpopulation, zählt und beringt die
Jungvögel. Und denen geht es gut in der Region rund um Güstrow, Bützow und Teterow.
Über 36 Brutpaare mit 58 Jungen freute sich Thiel hier im vergangenen Jahr. In ganz
Westmecklenburg waren es 66 Brutpaare mit 132 Jungen. Mit ungefähr gleichen Zahlen
rechnet er auch bei der derzeitigen Zählung, die Ende der Woche abgeschlossen sein soll.
„Die Werte sind konstant, der Bestand ist gut. Mitte der 1980er-Jahre waren die Fischadler in
der Region wegen des Insektizids DDT fast verschwunden. Seitdem es das nicht mehr gibt,
haben sich alle Greifvogelbestände erholt“, erzählt er und nimmt vorsichtig einen kleinen
Fischadler in die Hand, um dem Tier links und rechts jeweils einen Ring am Fuß anzubringen.
Die Jungvögel scheint das nicht zu stören. Sie tun so, als würde sie das alles gar nichts
angehen. Doch Thiel muss vorsichtig sein, die Krallen der Kleinen sind schon lang und spitz.
Bis maximal vier Junge kann ein Fischadlerpaar aufziehen. Im Horst bei Carlsdorf sind es
dieses Jahr drei, wie auch schon 2014. Thiel hat den Holzmasten mit dem Horst 2011 selbst
hier aufgestellt. „Schon ein Jahr später wurde er angenommen“, sagt er. Die Gegend sei
hervorragend für Fischadler, es gebe ein reichhaltiges Nahrungsangebot. „Wir haben viele
kleine Seen rund um Langhagen und auch der Malchiner See ist in der Nähe. Fischadler
ernähren sich ausschließlich von Fisch“, sagt Thiel, der neben seinem Fischadler-Ehrenamt,
seiner Jagd- und Angelleidenschaft auch Bezirksschornsteinfegermeister in Laage ist.
Nach nur 20 Minuten hat Thiel auch dem dritten Jungvogel seine Ringe verpasst, um später
feststellen zu können, wo die Tiere herkommen. Gemeinsam mit Georg von der Goltz geht es
mit dem Hubwagen wieder 20 Meter hoch zum Horst, den die Fischadler-Mutter immer noch
umkreist. Vorsichtig legt Thiel die drei Kleinen wieder zurück in ihr Zuhause. Und sofort
nachdem die Beringer abgezogen sind, landet die Fischadler-Mutter wieder, um ihren Jungen
endlich ihre Beute zu präsentieren.
von Jens Griesbach
erstellt am 29.Jun.2015 | 06:00 Uhr
Beringung erfolgreich: Steffen Thiel aus Carlsdorf erfasst die Fischadlerpopulation in der Region und
ganz Westmecklenburg.
Etwas verschreckt: die drei Fischadler-Jungen
Ganz vorsichtig: Mit einer Zange befestigt Steffen Thiel die Ringe.