Heft 38 | Februar 2016 6 G esch hicchte e Geschichte Aktuelles A kttuelle es TTermine erm mine Kunst K unsst Hinter den Kulissen Priesterchor hinter dem Hochaltar aaus us P farrre e Pfarre und K lo oste er und Kloster Österreic Österreichische chiscche Po Post ost AG G / Sp Sponsoring.Post ponso oring g.Po ost 06Z 06Z037022 Z0370 022 S / BNP / 10 1010 010 W Wien ien Das Wort des Pfarrers Pater Dr. Peter van Meijl SDS | Pfarrer in St. Michael Hinter und vor den Kulissen Lange Zeit war das Tätigkeitswort “auftreten” ein Lieblingswort für mich. Es wollte positiv aussagen, was Menschen gern zu schnell tun, nämlich austreten. Diese hoffen, sich dadurch Ärger zu ersparen und ihre Probleme zu lösen. Die Erfahrung lehrt aber, dass das oft nicht der Fall ist. Durch Auftreten stellt man sich jedoch vor die Anderen, man schämt sich nicht, man zieht sich nicht zurück, man hat nichts zu verbergen, sondern man hat eine positive Botschaft. In dieser Nummer der Michaeler Blätter haben wir Verschiedenes hinter den Kulissen ausgesucht und es beleuchtet. Das gilt an erster Stelle für Menschen, die sich in Sankt Michael für die Anderen einsetzen. Zwei unserer Mitarbeiter lassen über ihr Engagement hinter die Kulissen blicken. Wiederum Andere schreiben zum Thema: Was bewegt mich, ein „Freund der Michaelerkirche“ zu sein? Und Andere erzählen schließlich, wie und warum sie sich für junge Flüchtlinge einsetzen. „Damit das Leben junger Menschen gelingt“, ist die Antwort. Es ist hilfreich, Einblick zu bekommen, wie mit einer so alten Kirche die Finanzen funktionieren, wie ein Budget zusammengestellt wird, wo wir sparen können und wo wir Einnahmequellen anbohren müssen, ob wir das wollen oder nicht. „Auch ein Menschenfischer benötigt ein Netz“, so behauptet unser Finanzverantwortlicher! Alles, was Musik bewirkt, ist für uns wichtig. Das beschreibt der Musikverantwortliche in seinem Beitrag Kirchenmusik in der Fastenzeit. Fastenzeit in der Kirchemusik. Gewiss, die bevorstehende Fastenzeit mit ihrem Heiligen Triduum bringt manch Unbekanntes wieder ins Bewusstsein: Riten, Worte, Klänge, Asche, Palmzweige, Gruft, Fastentuch, Kreuzweg, Heilige Öle, Ratsche, usw. usw. Das alles prägt diese 40tägige Zeit, die wir so treffend „Geprägte Zeit“ nennen. Hinter dem Hochaltar wird ein wunderschönes Kreuz ins Auch andere Dinge müssen Licht gerückt. Es wird uns hinter den Kulissen der ForChristen wiederum prägen schung hergeholt und auf die müssen. Denn ohne Prägung Eingang zur Sakristei Bühne der Öffentlichkeit geist alles so profillos, so marstellt werden. Auf drei vollen Seiten wird über unsere kenlos, und so will doch niemand leben. Die Fastenzeit Kirche im 14. und 15. Jahrhundert berichtetet. Man kann gibt mir Prägung und Profil. dabei stolz sein, zu so einer geschichtsträchtigen Kirche zu gehören! Wir können auch zeigen, dass vor allem im Monat Dezember für nur zwei musikalische Großereignisse etwa 1000 Leute gekommen sind: für das Requiem von W.A. Mozart und für ein Gospelkonzert. Moshe und Nava, Tel Aviv (22.11.2015): „Vielen Dank für Michaeler Blätter Heft 37. Die Blätter bieten einen umfangreichen Überblick über die Salvatorianischen Aktivitäten, welche hervorragend sind, besonders die Sozialprojekte. Eine angenehme Überraschung war Ihr Foto aus Salzburg“. 2 | MICHAELER BLÄTTER Eva Maria L., Berlin (17.12.2015): „Zuerst möchte ich mich ganz herzlich bedanken für die Zustellung der Michaeler Blätter. Ich lese sehr gerne die vielfältigen, interessanten Beiträge und vor allem die diversen musikalischen Veranstaltungen! Schade, dass Berlin so weit entfernt ist“. Nr. 38 | 2016 Pfarrgemeinderat Dr. Peter Gröger | Stellvertretender Vorsitzender des PGR Soll – Ist Vergleich Was hat ein Begriff aus dem betrieblichen Rechnungswesen mit der Pfarre St. Michael und mit dem Pfarrgemeinderat zu tun? Sehr viel und mehr, als sich die meisten in ihrer Vorstellung von dem Komplex Kirche bewusst sind. Tempelartiger Vorbau (Porticus) von Antonio Beduzzi (1724-/1725) Die Kirche war seit jeher - und im Laufe der Jahrhunderte mit der Zunahme der Gläubigen in immer größerem Ausmaß - ein Teil des realen Lebens, dessen Blutkreislauf nun einmal von materiellen Gütern geprägt ist. Ob es einem gefällt, oder nicht: money makes the world go round. Wenn der Kirchenbesucher eine Kerze anzündet, dann muss diese Kerze vorher gekauft und bezahlt worden sein, wenn er sich freut, dass die Kirche sauber ist und die Beleuchtung funktioniert, dann war das die Arbeit des Kirchenmeisters, wie sie in diesem Heft noch genauer beschrieben ist. Dieser Kirchenmeister muss aber auch entlohnt werden, um einigermaßen mit seiner Familie über die Runden zu kommen. Das gleiche gilt für die Musiker, die wie zuletzt in zwei großartigen Aufführungen des Mozart Requiems hunderte begeisterte Zuhörer in die Michaelerkirche gebracht haben. Auch Musiker können nicht von der Luft oder dankbarem Schulterklopfen leben. Der Umfang der für die Aufrechterhaltung eines offensiven Pfarrlebens - auftreten, nicht austreten - nötigen Kosten ist gewaltig und beschert den Verantwortlichen durchaus manch schlechte Nacht. Es muss also auch immer wieder versucht werden, an der berühmten Kostenschraube zu drehen. Dieser Spielraum ist jedoch sehr gering, weil die meisten Kostenfaktoren praktisch fix sind, wie Personalkosten, Energie oder Musik. Eine Aufgabe der musikalischen Aktivitäten wäre jedoch gleichsam eine Aufgabe des Zieles unserer Pfarre, die Menschen wieder vermehrt in die Kirche und damit auch zu Christus zu bringen. Auch ein Menschenfischer benötigt ein Netz. Eine offene Kirche muss eine aktive Kirche sein: so war auch das vom Lions Club Ostarrichi organisierte Gospelkonzert im Dezember bis auf den letzten verfügbaren Sessel ausverkauft und ein begeisterndes Ereignis. Das Hauptaugenmerk im Hinblick auf ein ausgeglichenes Budget muss also nolens volens auf der Einnahmenseite liegen. Es ist derzeit nicht nur sehr schwierig, Sponsoren für Restaurierungsprojekte zu finden, sondern darüber hinaus auch Einnahmequellen zu finden, um überhaupt ein ausgeglichenes Budget erstellen zu können. So muss man auch neue Wege gehen, wie wir es mit der Vermietung des Gerüstes für die Restaurierung des Portikus gemacht haben. All das erfordert eine laufende Kontrolle, damit es am Jahresende keine unliebsame Überraschung gibt: Soll – Ist Vergleich! Unser Dank gilt aber immer allen jenen, die uns oft mit ihren Spenden helfen und es uns ermöglichen, unsere Pfarraktivitäten zur Freude vieler Menschen zu gestalten. [email protected] MICHAELER BLÄTTER | 3 Verein „Freunde der Michaelerkirche“ Mag.a Margit Widinski Was mich bewegt, ein „Freund der Michaelerkirche“ zu sein Liebe Freunde der Michalerkirche! Die Generalversammlung des Vereins der Freunde der Michaelerkirche hat mich im März 2013 als Nachfolgerin des leider viel zu früh verstorbenen Obmanns Prof. Dr. Karl Bruckner zur neuen Vereinsobfrau gewählt. Mein Ziel war und ist es, gemeinsam mit dem erfahrenen und engagierten Vereinsvorstand die bisherigen Vereinsaktivitäten, die vor allem auf das „Fundraising“ für die Michaelerkirche fokussiert sind, fortzuführen und aktiv weiter zu entwickeln. In Anbetracht der zahlreichen humanitären Katastrophen, mit denen wir täglich konfrontiert sind, wird es immer schwieriger, Spender für die permanent notwendigen Erhaltungsund Restaurierungsarbeiten zu finden. Wenn man bedenkt, dass es in Österreich an die 1.000 Vereine gibt, die regelmäßig zum Spenden aufrufen, wird es immer wichtiger, neue Wege zu beschreiten, um die Motivation zum Spenden für derartige Renovierungsprojekte zu erhöhen. Ganz wichtig dabei ist es, den persönlichen Kontakt zu den bisherigen und potentiellen Spendern zu intensivieren. Einerseits um zeigen zu können, wie erfolgreich und eindrucksvoll die bisherigen Projekte umgesetzt wurden, andererseits aber um auch auf die noch immer bestehenden „Baustellen“ hinzuweisen. Dazu zählt, wie bereits mehrfach berichtet, die Renovierung der Werdenbergkapelle. Übrigens, Spenden für dieses Projekt können über das Treuhandkonto (IBAN: AT17 3200 0000 1124 6345) beim Bundesdenkmalamt einbezahlt werden, und sind damit bei der Einkommensteuer voll absetzbar (und zwar in Höhe bis zu 10 % des laufenden Einkommens). In diesem Sinne darf ich Sie sehr herzlich sowohl in persönlicher als auch in finanzieller Hinsicht um Ihre weitere intensive Unterstützung der Aktivitäten der Pfarre St. Michael und des Vereins der Freunde der Michaelerkirche ersuchen. Ich bin überzeugt davon, dass es in unserer gesellschaftlichen Verantwortung liegt, sich um den Erhalt eines Kulturerbes wie die Kirche St. Michael zu kümmern und sicherzustellen, dieses unseren nachfolgenden Generationen wohlbehalten überlassen zu können. Werden auch Sie ein „Freund der Michaelerkirche“ und helfen Sie mit, die Schönheit und Einmaligkeit von St. Michael zu erhalten. Informationen auf unserer homesite: michaelerkirche.at EINLADUNG zur Generalversammlung Der Vorstand des Vereins „Freunde der Michaelerkirche“ *) lädt zu seiner Generalversammlung am Montag, 14. März 2016, um 19.00 Uhr in den Kapitelsaal des Salvatorianerkollegs, 1010 Wien, Habsburgergasse 12, 1. Stock, ein. Tagesordnung 1. 2. 3. 4. 5. Begrüßung Bericht der Obfrau; Aktivitäten und Projekte Pfarre/Verein Bericht des Kassiers Bericht der Rechnungsprüfer und Entlastung des Vorstandes Allfälliges Maga. Margit Widinski, Obfrau Dkfm. Peter Kurz, Schriftführer (*) ZVR.Zl. 089693253) 4 | MICHAELER BLÄTTER Nr. 38 | 2016 Fastenzeit Gerda Kraker Bekanntes und Unbekanntes zur Fastenzeit und zur Osternacht Geprägte Zeit Heiliges Triduum Im Ablauf des Kirchenjahres gibt es die „Zeit im Jahreskreis“ und sogenannte „Geprägte Zeiten“ wie Advent, Weihnachtszeit, Fastenzeit und Osterzeit. Diese sind jeweils „geprägt“ durch besondere Schwerpunkte: Advent und Weihnachtszeit durch die Geburt Jesu, die Fastenzeit durch Aschermittwoch und Palmsonntag und ihren Höhepunkt: die Karwoche. Die Fastenzeit dauert sieben Wochen, die Sonntage werden jedoch nicht mitgezählt, so dass sich 40 Fastentage ergeben. Sie wird auch Österliche Bußzeit genannt und soll für uns eine Zeit der Besinnung und des Verzichtens auf eigene Befindlichkeiten sein, immer mit dem Blick auf die Auferstehung Jesu. Den prägenden Abschluss der Fastenzeit bildet das dreitägige Heilige Triduum. Mancherorts findet der Ritus der Fußwaschung an zwölf Gläubigen der Gemeinde statt. Da am Gründonnerstag nach der Legende die Glocken nach Rom fliegen, werden zu den Gebetszeiten die Ratschen gedreht. In unserer Kirche ist es die große Turmratsche aus dem Jahr 1901. Aschermittwoch Mit dem Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit. An diesem Tag lassen sich viele Gläubige das Aschenkreuz auf die Stirn zeichnen. Die Asche hierzu wird aus den verbrannten Palmzweigen des Vorjahres gewonnen und gesegnet. Die bei der Spendung gesprochenen Worte „Gedenke, o Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehren wirst“ erinnern eindringlich an die Vergänglichkeit alles Lebenden. Im Anschluss an die Aschermittwochliturgie erfolgt in unserer Michaelerkirche ein Besuch der Michaelergruft, wo wir unter der Leitung unseres Pfarrers Pater Peter in Gebet und Meditation verweilen. Zurücknehmen Durch das Verhängen des Hochaltares mittels eines (manchmal auch künstlerisch gestalteten) Fastentuches soll der Blick nach innen gewendet werden, weg von äußerem Prunk („Augenfasten“). Am Altar wird auf Blumenschmuck verzichtet, bei den Messfeiern entfallen Gloria und Halleluja. Die liturgische Farbe für die Paramente ist im allgemeinen violett. Kreuzweg und Musik Während der Fastenzeit gibt es in unserer Kirche jeden Freitag von Laien gestaltete meditative Kreuzwegandachten, beim Rosenkranzgebet werden die „Schmerzhaften Geheimnisse“ (doloris mysteria) gebetet. All dies sind wertvolle Hilfen beim persönlichen Betrachten der Passion Jesu. Auch die Kirchenmusik stellt sich auf die Fastenzeit ein. Am Karfreitag wird der seit dem 9. Jahrhundert bekannte Brauch gehalten, im Lauf des Gottesdienstes ein verhülltes Kreuz in die Kirche zu tragen, wo es enthüllt und verehrt wird. Am Karsamstag, dem Tag der Grabesruhe, gibt es die Möglichkeit, vor dem schön gestalteten Heiligen Grab zu beten und zu meditieren. Um 20.00 Uhr wird in St. Michael die Osternacht gefeiert. Sie beginnt mit dem Entzünden des Osterfeuers, mit dem das Licht Christi in die stille, dunkle Kirche gebracht wird. Dann folgt das Loblied auf die Osterkerze, das Exsultet. Nach vier Lesungen erklingt das feierliche Gloria, zum Geläute der Glocken wird das Fastentuch heruntergelassen und die Kirche erstrahlt in hellem Glanz. Ein berührender und erhebender Augenblick! Freudig singt die Gemeinde: „Der Heiland ist erstanden, ...“. Der Refrain des Fastenliedes „... Präge, Herr, in unsre Herzen all dein Leid und deine Schmerzen...“ ist überwunden. Die Fastenzeit ist wohl eine prägende, eine „Geprägte Zeit“! Karwoche Der einprägsamste Schwerpunkt der Fastenzeit ist wohl die Karwoche, die Heilige Woche. Sie beginnt am Palmsonntag mit der feierlichen Palmenweihe, der Palmprozession und dem Vortrag der Leidensgeschichte Jesu mit verteilten Rollen. Am Montag der Karwoche weiht der Diözesanbischof in seiner Kathedrale das Öl für die Katechumenen, das sind die Taufkandidaten, für die Krankensalbung und das mit Balsam versetzte Chrisam, das für Taufen und Firmungen gebraucht wird. Für jedes Öl gibt es ein eigenes Fläschchen. MICHAELER MICHAELER BLÄTTER BLÄTTER || 55 Das gute Buch Dr. Günther Buchinger Was hat St. Michael mit der Hofburg zu tun? Das neu erschienene Buch „Die Wiener Hofburg im Mittelalter. Von der Kastellburg bis zu den Anfängen der Kaiserresidenz“ lässt auf Basis seines Titels nicht eben vermuten, dass sich der von Mario Schwarz herausgegebene Band auch mit der Pfarrkirche St. Michael beschäftigt. Und doch entgeht dem aufmerksamen Betrachter nicht, dass auf dem Umschlagbild, einem Ausschnitt aus dem Schottenaltar von 1470/1480, die mittelalterliche Burg vom Turm der Michaelerkirche überragt wird. Dieser enge räumliche Konnex war seit der Gründung beider Bauten funktional intendiert, sodass im nun vorliegenden Band zum besseren Verständnis der Burg auch der mittelalterlichen Geschichte St. Michaels breiter Raum geschenkt wird. Die Burg benötigte seit ihrer Gründung in den 1230er Jahren bis ins späte 13. Jahrhundert keine eigene Burgkapelle, da die Landesfürsten St. Michael benachbart als ihre „Eigenkirche“ errichteten. Die späten Babenberger waren als Patrone verantwortlich für die Finanzierung des Kirchenbaus, besaßen dafür aber auch das Recht, den Pfarrer vorzuschlagen und auf der Westempore dem Gottesdienst beizuwohnen. Die jüngsten Forschungen konnten den Baufortschritt exakt nachvollziehen – beginnend vor 1220 am Übergang von den Seitenschiffen zum Querschiff wurde bis etwa 1240 gleichzeitig nach Westen und Osten gebaut; es entstand eine dreischiffige Basilika mit Querhaus, einem Chorquadrat und drei Apsiden. Zusätzlich zu den drei bereits bekannten mittelalterlichen Portalen konnte ein viertes an der Südseite der heutigen Turmkapelle entdeckt werden, wo ursprünglich vermut- 6 || MICHAELER MICHAELER BLÄTTER BLÄTTER lich das Tympanon mit der crux gemmata angebracht war (Abb. 1). Diese Darstellung als Synonym Jerusalems sollte den letzten Babenberger, Friedrich den Streitbaren, auf seinem Weg von der Burg auf die Empore der Michaelerkirche daran erinnern, dass 1244 die Heilige Stadt für die Christen verloren gegangen war und, wie der französische König plante, durch einen Kreuzzug zurückerobert werden sollte. Doch schon zwei Jahre später fiel der Herzog in der Schlacht an der Leitha, und die Aussagekraft des Tympanons verlor an Bedeutung. Nachdem 1276 das Mittelschiffgewölbe der Michaelerkirche durch einen Stadtbrand zerstört worden war und wiederaufgebaut werden musste, erfuhr die Beziehung zwischen den Landesfürsten und der Pfarrkirche im späten 13. Jahrhundert einen wesentlichen Wandel. Die Abb. 1: Crux gemmata, Tympanon des ehemaligen Turmportals, um 1244 Nr. 38 | 2016 Das gute Buch Abb. 3: Dachraum des ehemaligen Sagrers, Wandmalerei mit der Darstellung des Jüngsten Gerichts, frühe 1490er Jahre, 2010 freigelegt von Maga. Susanne Wutzig, Akademie der bildenden Künste neuen Machthaber, die frühen Habsburger, fühlten sich seit einem Aufstand der Wiener 1288 nicht mehr sicher, sodass Herzog Albrecht I. eine Burgkapelle stiftete, um fortan hinter den geschützten Mauern der Burg der Messe beiwohnen zu können. Die weiteren Baumaßnahmen, die noch ausständige Errichtung des Turms, lagen daher fortan nicht mehr in den Händen des Landesfürsten, sondern in jenen der Pfarre, die aus statischen Gründen das burgseitige Portal im Turmerdgeschoß um 1300 schließen und das ehemals landesfürstliche Tympanon mit der crux gemmata an seinen heutigen Platz am Portal im nördlichen Seitenschiff versetzen ließ. Erst um die Mitte des 14. Jahrhunderts intensivierte sich die Beziehung zwischen dem Herzog und seiner Eigenkirche wieder. Herzog Albrecht II. und seine Gemahlin Johanna von Pfirt waren lange Zeit kinderlos geblieben und unternahmen daher 1337 eine Wallfahrt nach Köln und Aachen, von der sie wertvolle Reliquien, darunter ein Stück vom Gürtel Mariens, nach Wien brachten. Bald danach erblickte Herzog Rudolf IV. am 1. November 1339 das Licht der Welt, und das Herzogspaar stiftete 1340 aus Dankbarkeit ein neues Presbyterium für St. Michael. Die Widmung der kostbaren Reliquie wurde in Form eines Freskos szenisch über dem Bogen zum Südchor dargestellt (Abb. 2). Der neue Staffelchor bestand aus drei nebeneinander gestellten Räumen, die kapellenartig voneinander und durch einen Lettner vom übrigen Kirchenraum separiert waren. Diese fast hermetische Abgeschlossenheit diente der Absonderung des Hofstaates, der in den Chören private Seelenmessen zelebrieren ließ, vom bürgerlich genutz- ten Langhaus mit seinen zahlreichen Altären. Als im frühen 15. Jahrhundert Herzog Albrecht V. eine neue Burgkapelle errichtete (1421-1426), erlosch das Interesse der Landesfürsten an St. Michael neuerlich. Von den bürgerlichen Initiativen zur künstlerischen Ausstattung der Kirche ist als Neuentdeckung das Fresko des Jüngsten Gerichts zu nennen, dessen oberster Teil sich heute oberhalb des barocken Gewölbes der Annakapelle befindet (Abb. 3). Das künstlerisch hochwertige Wandgemälde aus den frühen 1490er Jahren bildete ehemals den östlichen Abschluss des dreijochigen Sagrers, [Sakristei] der seit circa 1480 in einer Doppelfunktion auch als Kapelle der Liebfrauenbruderschaft der Bäckerknechte diente. Die Seelenmessen für die verstorbenen Mitglieder der Bruderschaft konnten so im Angesicht der letzten Dinge gefeiert werden. Abb. 2: Südchor, Triumphbogen, Christusbüste, links Widmung des Gürtels Mariens durch Herzog Albrecht II., rechts stehender Heiliger und Herzogin Johanna von Pfirt MICHAELER BLÄTTER | 7 Das gute Buch Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, ISBN: 978-3-7001-7656-5 1525 zerstörte ein verheerender Stadtbrand den Dachstuhl und Teile der Mauerkrone der Michaelerkirche. Ein neuer, spätgotischer Dachstuhl musste errichtet werden, der bis heute Bestand hat. Die dafür nötige Großinvestition konnte von der Pfarre nicht allein getragen werden, obwohl der gesamte Heiltumsschatz der Kirche dafür verkauft worden war – man besann sich daher wieder des landesfürstlichen Patronats und fragte bei Erzherzog Ferdinand I. um Unterstützung an. Aus Dankbarkeit für seine rasch erfolgten Zuwendungen ließ ein Vertreter der Pfarre, der Postverweser Wolfgang Eßwurm, ein Fresko an der Stirnwand der Westempore anbringen, das eine Gedenkinschrift an den Großvater des Erzherzogs, Kaiser Maximilian I., sowie neben den heute in die nördliche Seitenkapelle translozierten, landesfürstlichen Wappen eine Darstellung Ferdinands als Stifter umfasst (Abb. 4). Die Pfarre konnte sich jedoch der seit 1529 königlichen Gunst Ferdinands nicht lange erfreuen. 1530 ließ der Fürst den Friedhof von St. Michael schließen, der von alters her ein Ärgernis für die Landesherren darstellte, da die Friedhofsbesucher bei schlechtem Wetter die Straße zwischen der Kirche und der Burg verschmutzten. Mit der Schließung war der Pfarre ihre wirtschaftliche Grundlage entzogen (die Einnahmen aus Begräbnissen trugen einen wesentlichen Anteil zum jährlichen Budget bei), und, als auch noch die Reformation in Wien Fuß fasste, ging die mittelalterliche Blütezeit der Pfarrkirche endgültig zu Ende. Nach wechselhaften Ereignissen in den folgenden Jahrhunderten stellt St. Michael heute ein authentisches Monument der spirituellen Vergangenheit der Stadt und der damit verbundenen künstlerischen Ambitionen unserer Vorfahren dar. 8 | MICHAELER BLÄTTER Mario Schwarz (Hg.), Die Wiener Hofburg im Mittelalter. Von der Kastellburg bis zu den Anfängen der Kaiserresidenz (Veröffentlichungen zur Bau- und Funktionsgeschichte der Wiener Hofburg 1; Veröffentlichungen zur Kunstgeschichte 12; Denkschriften der philosophischhistorischen Klasse 443), Wien 2015. Autorin und Autoren: Günther Buchinger, Paul Mitchell, Doris Schön und Mario Schwarz. Mit Beiträgen von: Gerold Eßer, Andreas Fingernagel, Stefan Gasch, Barbara Hodits, Franz Kirchweger, Jochen Marz, Andreas Rohatsch, Lothar Schultes und Gudrun Styhler-Aydín. Abb. 4: Stirnwand der Empore, Gedenkinschrift an Kaiser Maximilian, rechts vermutlich Erzherzog Ferdinand I. als Patron der Kirche, wohl 1526 Nr. 38 | 2016 Hinweis Mag.a Eva Kern Das Don Bosco Flüchtlingswerk – Damit das Leben junger Menschen gelingt Tag für Tag müssen Kinder und Jugendliche, ganz auf sich allein gestellt, aus den Krisenregionen dieser Welt flüchten. Der Verlust der Eltern und Angehörigen im Krieg, Erleiden von Gewalt und Folter, Menschenhandel, Kinderprostitution, Zwangsrekrutierung für den Terror, pure Not und furchtbare Angst um das Leben: die Gründe, warum Jugendliche ihre Heimat verlassen, sind vielfältig. Immer geht es um den Raub der Kindheit und Jugend. Die jungen Menschen, die die Flucht bis nach Österreich überleben, haben alles verloren: ihre Heimat, ihre Familie, ihre Freunde, ihre Sprache, ihre Kultur, ihre Traditionen, ihre Berufs- und Ausbildungsanerkennungen, ihr gesamtes Hab und Gut - und letztlich ihr kindliches Vertrauen in Erwachsene. Verängstigt und oft stark belastet aufgrund ihrer Erlebnisse, brauchen sie schnellstmöglich Unterstützung, Verständnis und Hilfe. Das Don Bosco Flüchtlingswerk - eine Initiative der Salesianer Don Boscos, der Don Bosco Schwestern und von „Jugend Eine Welt“ - bieten den minderjährigen Flüchtlingen im Jugendwohnheim „Abraham“ im 23. Bezirk und in der Wohngemeinschaft „Noemi“ im 4. Bezirk ein stabiles und sicheres Zuhause auf Zeit und sozialpädagogische Begleitung im Geiste Don Boscos. In der Nachbetreuung „Moses“ finden junge Erwachsene, die aufgrund ihrer Volljährigkeit ausziehen mussten, Beratung, Unterstützung und günstige Wohnmöglichkeiten. Bildung und Integration Selbstständiges Leben Die jungen Burschen werden zu einem selbstständigen Leben hingeführt: sie kochen, waschen und putzen selbst und lernen, wie alle jungen Menschen, sich im Alltag zurechtzufinden. Dazu zählen vor allem der Spracherwerb, das Kennenlernen der österreichischen Kultur, der Kontakt zu österreichischen Jugendlichen und das Fördern der Bildung durch den Besuch einer Bildungseinrichtung. Verantwortung Die jungen Menschen sollen lernen, Verantwortung zu übernehmen. Für sich selbst, für ihr Leben; aber auch, verantwortlich mit anderen Menschen zu leben. So können Sie uns helfen: Ehrenamtliche Mitarbeit Unsere jungen Bewohner sind Menschen wie Du und Ich, die das Gefühl brauchen, dass sie wertvoll und wichtig sind. Wer diesen Menschen Zeit schenkt, schenkt Hoffnung. Geldspenden Ohne Geldspenden können wir unsere Arbeit nicht aufrechterhalten. Jeder Euro schafft uns Freiraum, unbürokratisch und individuell zu unterstützen. Erste Bank | IBAN AT21 2011 1280 3544 0500 | BIC GIBAATWW Ihre Spende ist von der Steuer absetzbar! Sachspenden Dinge, die wir aktuell brauchen, haben wir stets aktuell auf unserer Website www.fluechtlingswerk.at gelistet. MICHAELER BLÄTTER | 9 St. Michaels gute Geister Hermine Buchsbaum Hinter den Kulissen Eine Pfarre könnte nie funktionieren, wenn es nur den Pfarrer gäbe. Viele Menschen arbeiten mit, meist eher unbemerkt, um eine funktionierende Pfarre zu ermöglichen. Bei uns in St. Michael sind das hauptamtliche und ehrenamtliche Mitarbeiter. Die Aufgaben von zwei hauptamtlichen Mitarbeitern möchte ich Ihnen heute vorstellen: Constanze Gröger, Pfarrsekretärin Seit 2005 ist Frau Gröger in St. Michael als Pfarrsekretärin angestellt. Sie beschreibt ihre Tätigkeit so: „Dank des unermüdlichen Engagements von P. Peter und seiner ansteckenden Begeisterungsfähigkeit ist St. Michael ein höchst lebendiger Ort; während in der Kirche Menschen die besondere Atmosphäre dieses mystischen Raumes auf sich wirken lassen, innehalten und zur Ruhe kommen, kann es sein, dass hinter den Kulissen reges Leben herrscht und Filmteams und Fotografen, Wissenschaftler und Studenten, Ingenieure und Restauratoren, Sänger und Musiker, Angestellte und Ehrenamtliche, Heiratswillige und Trauernde, Arbeitskreise und Interessensgemeinschaften, Ordensangehörige und Laien, Festgesellschaften und Caterings in den weitläufigen Gängen des Klosters unterwegs sind, auf dem Weg zum Büro oder ins Archiv, in die Sakristei (untere oder obere, nach Bedarf), auf den Dachboden oder in die Gruft, in den Kapitelsaal, das Sommerrefektorium oder ins „Jour fixe“ – zum Forschen und Filmen, Untersuchen und Ansuchen, zum Aufräumen, Wegräumen, Hin- und Herräumen, Referieren und Informieren, zum Debattieren und Zelebrieren…“ 1 Ehrlich gesagt, schon beim Lesen bleibt mir die Luft weg, ob der vielen Aufgaben, die eine Pfarrsekretärin in St. Michael hat. Eine weitere wichtige Aufgabe von Conny ist, Gesprächspartnerin zu sein. Sie ist erste Anlaufstelle für Mitarbeiter und Besucher. So hört sie oft von kleinen und großen Sorgen, von Ärgernissen und Problemen, von schweren Schicksalen und großen Freuden. Hier, neben ihrer „normalen“ Arbeit, ein offenes Ohr und ein gutes Wort bereit zu haben und geduldig zu bleiben, zeigt ihr großes Herz. Und ganz nebenbei ist sie auch noch eine hervorragende Bäckerin, die zu Pfarrcafes und Flohmarkt die allerbesten Kuchen beisteuert. Also das Jobprofil einer Pfarrsekretärin in St. Michael ist vielfältig. 1 SDS Mitteilungen 2013, Nr. 2, S. 45 u. 46 10 | MICHAELER BLÄTTER Nr. 38 | 2016 St. Michaels gute Geister Andreas Krapf-Günther, Kirchenmeister Seit Mai 2009 ist Herr Krapf-Günther in St. Michael als Kirchenmeister tätig. Zu seinen täglichen Aufgaben gehört um 7.00 Uhr die Kirche aufsperren, die abgebrannten Kerzen einsammeln und neue Kerzen nachschlichten, die Opferstöcke leeren. Natürlich fallen auch immer wieder Reinigungs- und Reparaturabeiten an. Oft turnt er in luftigen Höhen, um eine Lampe auszutauschen oder ein Kabel zu fixeren. Er kontrolliert regelmäßig den Dachboden, ob alle Fenster in Ordnung sind oder ob es Sturmschäden gibt. Andi ist Begleiter und Ansprechpartner für Restauratoren, die in unserer Kirche sehr häufig zugange sind. Er unterstützt sie mit seinem Wissen um die Räumlichkeiten, aber auch mit Gerätschaften wie Beleuchtung, Stromkabel, Staubsauger. Er begleitet die Filmteams durch die Kirche. Natürlich betreut auch er Hochzeiten, Taufen und andere Veranstaltungen und schleppt Sessel und Tische ins Sommerrefektorium und kümmert sich darum, dass alles sauber ist. Es gibt ganz besondere, liturgisch wichtige Aufgaben im Jahreskreis, für die er verantwortlich ist. Er baut die Krippe und das Heilige Grab auf und hängt den großen Adventkranz auf. Die Montage der Fastentücher ist immer eine Herausforderung, da die Befestigungen sehr hoch oben sind, absolute Schwindelfreiheit ist also Voraussetzung für den Job des Kirchenmeisters. Das sind die „normalen“ Aufgaben von Andi, die wohl in anderen Kirchen in ähnlicher Art anfallen. In St. Michael gibt es noch zwei besondere Aufgaben, die zu bewältigen sind. Erstens die Betreuung der Gruft. Täglich müssen Temperatur und Feuchtigkeit in der Gruft überprüft und aufgezeichnet werden. Andi sorgt für Sauberkeit und Ordnung in der Gruft, kontrolliert Särge, ob sie sicher stehen und es keine Stolperfallen gibt für die vielen Besucher, die in die Gruft kommen. Natürlich müssen die Kühl- und Entfeuchtungsgeräte auch gewartet und gesäubert werden, auch dies macht Andi. Der zweite besondere Aufgabenbereich ist der Flohmarkt, der einmal im Jahr bei uns stattfindet. Andi bringt nicht nur die großen Tische und Vitrinen ins Sommerrefektorium, schleppt die Kisten mit den Büchern und Waren aus dem Lager, er kümmert sich auch darum, dass neue Waren ins Haus kommen. Sei es, dass er Waren von Privatpersonen abholt oder mit einem Mitglied des Pfarrgemeinderates „schnorren“ geht, also in den Geschäften der Umgebung versucht, neue Ware zu bekommen. Nur so kann der Flohmarkt ein Erfolg werden. Andi erledigt seine Aufgaben mit Ruhe, Weitsicht und Überlegung. Sie sehen, die Aufgaben in unserer Pfarre und Kirche sind sehr vielfältig und verlangen Flexibilität und Einfühlungsvermögen, aber auch gute körperliche Konstitution. Die beiden Mitarbeiter legen bei ihrer Tätigkeit wohl einige Kilometer in der Woche zurück, auch die überwundenen Höhenmeter sind beträchtlich. Sie erledigen beide ihre Aufgaben mit Freude und tragen so zum Funktionieren unserer Pfarre bei. Wie schon eingangs erwähnt, würden die beiden es alleine trotzdem nicht schaffen. So gibt es viele Menschen, die ehrenamtlich bei uns tätig sind. In den nächsten Michaeler Blättern erfahren Sie mehr darüber. MICHAELER BLÄTTER | 11 VO R D E M Mozarts Requiem in der Michaelerkirche h Am 9. und 10. Dezember 2015 wurde in unserer Kirche wieder einmal das Requiem von W.A. Mozart (d-moll KV 626) konzertant aufgeführt. Die Kirche war an beiden Tagen bis zum allerletzten Platz mit interessierten Zuhörern gefüllt. Im Programmheft hieß es ausdrücklich „im Gedenken an die Seelenmesse für Mozart am 10.12.1791 in St. Michael“. Bei der Vorbereitung wurde darauf hingearbeitet, dass ausgesuchte Texte, verschiedene Orte, Lichteffekte sowie Momente der Stille mit der einmaligen Musik in Einklang gebracht werden. Das Ergebnis des Abends konnte man in einem fast zu einem Orkan anschwellenden Applaus feststellen, als Chor und Orchester sich vor die Zuhörer stellten und als Zugabe das „Ave Verum“ von Mozart sangen und spielten. „Geschätzte Musikfreunde, jedes Mal, wenn das Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart in unserer Michaelerkirche aufgeführt wird, erlebe ich das gleiche Gefühl. Ich bin glücklich, zufrieden (und ein wenig stolz), zu wissen, dass in diesem Raum am 10. Dezember 1791 jene Musik erklang und jene lateinischen Texte gesungen wurden, die wir gleich hören dürfen. Wir sind am heutigen Abend bevorzugte Zuhörerinnen und Zuhörer! Musik, die sprachlos macht; lateinische prägnante und bildreiche Sätze; ein sprechender Raum; Musiker, die die Musik zum Klingen bringen; stille Anwesende, die diese Musik aufnehmen: sie bilden eine Einheit, eine Art Symbiose. Diese führt uns das Geheimnis des Lebens vor Augen, ja, sie führt es wieder neu auf. Es wird geboren, gelebt, gelitten und als eine unvollendete Symphonie gestorben. So war das Leben von Wolfgang Amadeus Mozart. Mit 35 Jahren viel zu jung gestorben, vieles erlebt und manches erlitten, sein Requiem als Abschiedswerk unvollendet hinterlassen. Unisono Chor Wien und Orchester St. Michael vor dem Volksaltar nach der Aufführung des Requiems von Mozart, während der Dirigent Manuel Schuen das „Ave Verum“ (1791) ankündigt. Ein Konzertbesucher aus den Niederlanden, der uns das beigefügte Foto schickte, schrieb nachher: „Wunderbar, wie Sie das gesprochene Wort mit der Musik verwoben haben. Auch war es visuell überraschend, Sie jedes Mal an einem anderen Ort in einem jedes Mal anderen Licht ‚auftreten‘ zu sehen. Während der Zugabe konnte ich meine Tränen nicht mehr beherrschen. Welch eine besondere Gruppe Musiker an diesem einmaligen Ort! Es hat mich tief berührt und berührt mich immer wieder, wenn ich daran denke. Seien Sie bitte so freundlich und richten Sie unsere Bewunderung und Dank aus an den Chor, die Solisten und das Orchester für diesen unvergesslichen Abend“ (M. und H. DG, aus Alkmaar). 12 | MICHAELER BLÄTTER Wir gestalten diese Stunde als ein feierliches Abendgebet einer lebendigen Gemeinde in besonderer Erinnerung an ihn. Eine „Seelenmesse“ für ihn, könnten wir es nennen. Lasst uns hoffen, dass unsere Gebete wie das „Requiem aeternam dona eis, Domine“ (Ewige Ruhe schenke diesen, Herr) und das „lux perpetua luceat eis“ (Das ewige Licht leuchte ihnen) gehört und erhört werden. Auch das wird gleich gesungen „exaudi orationem meam“ (Erhöre mein Gebet). Sehr geehrte Musikfreunde, diese großartige Weltmusik möge uns wiederum vertrauen lassen, dass der Große Lebenskompositeur unsere Lebens-Symphonie mit den Tönen seiner ewigen Liebe zu Ende komponieren wird, über den Tod hinaus. Bis sie vollendet, bis alles vollbracht ist“. Pater Peter Nr. 38 | 2016 VO R H A N G ! Gospelkonzert G lk t Th The Longfield Gospel Singers Der Chor Mit über 100 Mitgliedern gehören die Longfield Gospel Singers zu den größten Gospel-Chören, die Europa zu bieten hat. Die zahlreichen Auftritte unter der Leitung von Dr. Georg Weilguny wurden zu spektakulären und mitreißenden Publikumsmagneten. Mitklatschen und Mitsingen bei den Konzerten ist nicht nur erlaubt, sondern absolut erwünscht! Ob auf dem Wiener Donauinselfest oder im Stephansdom: Gospelmusik bedeutet Lebensfreude, und jedes Konzert dieses Chores ist ein besonderes Erlebnis, dem man sich als Zuhörer nicht zu entziehen vermag. Longfield ist ein Wortspiel und bezieht sich auf die ,,Längenfeldgasse" in Wien, wo sich die Volkshochschule Meidling und auch die Proberäumlichkeiten des Chors befinden. Die Kirche Die Michaelerkirche mit der Salvatorianer-Pfarre St. Michael – die seit 2002 von Pater Dr. Peter van Meijl geleitet wird - liegt im Herzen Wiens am Michaelerplatz, unmittelbar gegenüber der Hofburg, in der Nähe des Kohlmarktes und der Spanischen Hofreitschule. Neben der über 300 Jahre alten barocken Sieber-Orgel können unter anderem auch wertvolle Kulturschätze, wie das Berchtold-Epitaph aus 1593, ein romanisches Tympanon von 1245 und ein barockes Kapellen-Portal (1643), deren Restaurierung vom Lions Club Wien-Ostarrichi finanziert wurde, bewundert werden. Viele Veranstaltungen, Konzerte und Führungen zeugen von einer lebendigen und aktiven Gemeinde. Das Kinderheim Der Reinerlös dieses Benefizkonzertes kommt der Weihnachtsaktion für ein Kinderheim in Klosterneuburg zugute. ln diesem finden Kinder, die nicht in ihrer eigenen Familie aufwachsen können, eine neue Heimat - gut behütet in Wohngemeinschaften von acht Kindern mit vier Betreuern und Betreuerinnen. Alle Kinder besuchen einen Kindergarten oder die Schule. Sie werden bis zur Rückführung in ihre Familien oder bis zu ihrem Auszug mit achtzehn Jahren betreut und begleitet. Die Weihnachtsaktion hilft dem Heim beim Kauf von Weihnachtsgeschenken für die Kinder sowie bei der Finanzierung von Anschaffungen oder Sonderausgaben, die aufgrund des begrenzten Budgets sonst nicht möglich wären. Damit sollen auch die vom Schicksal nicht begünstigten Kinder Weihnachtsfreude erleben dürfen. Der Lions Club Wien-Ostarrichi gehört zur weltumspannenden Organisation der bereits 1917 gegründeten Lions Clubs lnternational. Heute umfasst diese weltweite Gemeinschaft von Frauen und Männern rund 1,35 Millionen Mitglieder aus 201 Ländern in über 45.000 Clubs und ist damit die weltweit größte Service- und Hilfsorganisation, deren oberste Maxime lautet: "Lions helfen persönlich, rasch und unbürokratisch". Die von unserem Club dafür benötigten Mittel werden durch die rein ehrenamtliche Tätigkeit all unserer Clubmitglieder und deren Angehörigen erarbeitet, zum Beispiel mit unserem adventlichen Punschstand vor der Michaelerkirche. Daher fallen keinerlei Verwaltungskosten an und der Reinerlös geht immer direkt an unsere zahlreichen Hilfsprojekte. MICHAELER BLÄTTER | 13 Der Musikmeister von St. Michael MMag. Manuel Schuen Kirchenmusik in der Fastenzeit Fastenzeit in der Kirchenmusik Vom Redaktionsteam der "Michaelerblätter" bin ich gebeten worden, einen Artikel über die Kirchenmusik in der Fastenzeit zu verfassen. Die Fastenzeit, seit der Liturgiereform offiziell als "österliche Bußzeit" bezeichnet, hat die symbolische Dauer von 40 Tagen (lateinisch "Quadragesima") und dient der Gemeinde als Vorbereitung auf das Osterfest. Der Bußcharakter dieser Vorbereitungszeit soll durch mehrere Zeichen zum Ausdruck gebracht werden, etwa durch ein Fastentuch, welches den Hochaltar verdeckt, oder durch das Fehlen von Blumenschmuck für den Altar. Wenn während der Fastenzeit das Gloria wegfällt und das Halleluja einem einfachen Ruf vor dem Evangelium weicht, so sind das Zeichen für das "musikalische Fasten" in der Liturgie. Die Kirchenmusik, vom "Sacrosanctum Concilium" (Zweites Vatikanum, 1963) als "integrierender Bestandteil der feierlichen Liturgie" bezeichnet, kann also und soll helfen, den Charakter der Fastenzeit spürbar zu machen. So soll, dem Charakter der Sparsamkeit und Buße der Fastenzeit entsprechend, die Orgel nicht in ihrer vollen Leuchtkraft erklingen, sie soll sich zurücknehmen und auf laute Register verzichten. Eine Kommunionspendung ganz ohne Orgelspiel kann ein noch deutlicheres Zeichen sein. Eigentlich ist, laut Direktorium für die Erzdiözese Wien, "der Klang von Instrumenten nur zur Unterstützung des Gesangs erlaubt". Auch die in früheren Jahrhunderten für die Fastenzeit komponierten Ordinarien verzichten in der Regel auf die typisch festliche Besetzung mit Trompeten und Pauken. Oft sind die Messen für die Fastenzeit nur mit Soli, Chor und Streichorchester besetzt oder, noch reduzierter, nur mit Chor und Basso continuo. Als Beispiel dafür sei hier die "Missa Tempore Quadragesimae" von Michael Haydn genannt, welche wir in den vergangenen Jahren mehrmals in St. Michael während der Fastenzeit aufgeführt 14 | MICHAELER BLÄTTER haben. Die reduzierteste, aber gleichzeitig auch reinste Form der Kirchenmusik ist aber der gregorianische Choral. Es ist mir deshalb ein Anliegen, in meinem kirchenmusikalischen Programm den gregorianischen Gesängen gerade in der Fastenzeit Raum zu geben. So singen traditionell am Aschermittwoch Mitglieder der Choralschola der Wiener Hofburgkapelle die gregorianischen Propriumsgesänge, die für diesen Tag bestimmt sind und seit Jahrhunderten an diesem Tag gesungen werden. Als Ordinarium erklingt die gregorianische Messe "Adventus et Quadragesima" (Messe für die Advents- und Fastenzeit) - denn so wie die Fastenzeit ist ja auch die Adventszeit eine Zeit der Buße und der Vorbereitung auf ein großes Fest. Auch lade ich regelmäßig die Damenschola "Schola Resupina" ein, an einem Fastensonntag die Liturgie mit den entsprechenden gregorianischen Gesängen zu bereichern. Durch die Sparsamkeit und das Zurücknehmen der Kirchenmusik in der Fastenzeit und zusätzlich durch das völlige Schweigen der Orgel (und anderer Instrumente) und der Glocken nach dem Gloria am Gründonnerstag und an Karfreitag und Karsamstag, erzielt in der Osternacht das Gloria mit Glockengeläut und festlichem Orgelspiel eine umso größere Wirkung. Auch das Halleluja erklingt wieder; In dieser Nacht wird es sogar dreimal intoniert und noch dazu jedes Mal um einen Ton höher. Am Ostersonntag ertönt dann in der Michaelerkirche wieder eine große Orchestermesse mit entsprechend österlicher Besetzung. Für den Ostersonntag dieses Jahres habe ich eine besondere Messe ausgewählt: die "Missa Resurrectionis" (Auferstehungsmesse) des Wiener Hofkapellmeisters Antonio Bertali (1605-1669) für zwei Chöre (solo und tutti), Trompeten, Zinken, Posaunen, Streicher und Basso continuo. Wir führen diese Messe 350 Jahre nach ihrer Entstehung (1666) wieder in Wien auf. Nr. 38 | 2016 Termine Constanze Gröger Veranstaltungen in Kirche und Kloster Vorabendmesse Heilige Messe Samstag und vor einem Feiertag Sonn- und Feiertag Montag - Freitag 18.00 Uhr 10.00, 12.00 und 18.00 Uhr 18.00 Uhr Jeden 1. Montag im Monat Vesper in der Vesperbildkapelle (statt hl. Messe) 18.00 Uhr Beichtgelegenheit nach jeder hl. Messe und nach tel. Vereinbarung 01/533 8000 (Pfarrbüro) Die Kirche ist täglich von 7.00 bis 22.00 Uhr geöffnet. Jeden Mittwoch in der Fastenzeit: 10.2., 17.2., 24.2., 2.3., 9.3. und 16.3. um 7.00 Uhr Laudes aus dem Gotteslob in der Hauskapelle der Kommunität (Kaiseroratorium, Habsburgergasse 12, 1. Stock), anschließend Frühstück im Speisesaal Kreuzweg: Freitag, 12.02., 19.02., 26.02., 04.03., 11.03. und 18.03. um 18.00 Uhr anschl. hl. Messe Karfreitag, 25.03. um 14.30 Uhr Aschermittwoch, 10.02., 18.00 Uhr Sonntag, 06.03., 10.00 Uhr Montag, Sonntag, 07.03., 18.00 Uhr 20.03., 10.00 Uhr Gründonnerstag, 24.03., 18.00 Uhr 19.00 Uhr Karfreitag, 25.03., 07.00, 12.00, 15.00, 17.45 Uhr 18.00 Uhr Karsamstag, 26.03., 07.00 und 12.00 Uhr 20.00 Uhr Ostersonntag, 27.03., 10.00 Uhr Ostermontag, Montag, Donnerstag, Montag, Sonntag, 18.00 Uhr 28.03., NUR um 18.00 Uhr 04.04., 18.00 Uhr 21.04., 19.30 Uhr 02.05., 18.00 Uhr 08.05., 10.00 Uhr Eucharistiefeier mit Auflegung des Aschenkreuzes, zur Liturgie: Gregorianische Gesänge, Mitglieder der Choralschola der Wiener Hofburgkapelle, Leitung: Daniel Mair Messe in Konzelebration, zur Liturgie: „Laetare“ – Gesänge zum 4. Fastensonntag, Gregorianische Gesänge und Vokalpolyphonie, „Ensemble Vox Archangeli“, Leitung: Manuel Schuen, Orgel: Christoph Anzböck, anschließend Pfarrcafé Vesper in der Vesperbildkapelle Palmweihe in der Werdenbergkapelle (nicht beim Ölberg!), Prozession durch die Kirche, anschließend Eucharistiefeier, zur Liturgie: Motetten von Schubert und Bruckner, Joachim von Burck: Johannes-Passion, „Ensemble Vox Archangeli“, Leitung: Manuel Schuen Abendmahlliturgie Große Turmratsche Große Turmratsche Große Turmratsche Karfreitagsliturgie, Joachim von Burck: Johannes-Passion, Karfreitagsmotetten von Palestrina, Byrd u.a., „Ensemble Vox Archangeli“, Leitung: Manuel Schuen Große Turmratsche Feier der Osternacht mit Feuerweihe, Exsultet und Tauferneuerung, anschließend Speisensegnung Heilige Messe, zur Liturgie, „Missa Resurrectionis“ von Antonio Bertali, Chor, Soli und Orchester St. Michael, Leitung: Manuel Schuen Heilige Messe Heilige Messe Vesper in der Vesperbildkapelle „Michaeler Orgelkonzerte“, Orgel: Jean-Claude Zehnder, Spenden erbeten Marienandacht zur Liturgie: Joseph Haydn: Schöpfungsmesse in B-Dur, Unisono Chor Wien, Marienchor Perchtoldsdorf, Soli und Orchester St. Michael, Leitung: Manuel Schuen 7. Mai bis 24. September 2016 jeden Samstag von 20:00 bis 20:30 Uhr Barocke Orgelmusik auf der Sieber-Orgel. Nach dem Konzert besteht die Möglichkeit, die Orgel zu besichtigen. Spendenbeitrag € 10,- MICHAELER BLÄTTER | 15 Partner Die Herausgabe dieser Zeitung wird durch die Unterstützung der nachfolgenden Firmen ermöglicht. Ein Teil der Sponsorgelder kommt den sozialen Einrichtungen der Salvatorianer in Österreich zugute. Spezialisiert auf Restaurierung und Anfertigung von Schmuck und Tafelsilber sowie Ergänzung von Bestecken. Große Auswahl an exklusivem Tafelsilber und Schmuck. Platzieren Sie hier IHR Logo MARKETING . FOTOGRAFIE . COACHING P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1010 Wien der Pfarre St. Michael Impressum: Offenlegung nach §25 Mediengesetz, St. Michael – Mitteilungsblatt de Herausgeber, Alleininhaber und Redaktion: Pfarre St. Michael, 1010 Wien, Habsburgergasse 12, Tel.: (01) 533 8000 FAX: (01) 533 8000 – 31 | Büro: MO, DI, DO, FR: 9:00-12:00 Uhr (MI geschlossen) | DVR 0029874 (1099) Internet: www.michaelerkirche.at | e-mail: [email protected] Grundsätzliche Richtung: Informations- und Kommunikationsträger der Pfarre St. Michael Für den Inhalt verantwortlich: Pfarrer P. Dr. Peter van Meijl SDS und HR Mag. Dieter Peczar Titelbild: Hermine Buchsbaum | Layout: pierre-martin.at Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht mit der Ansicht des Herausgebers übereinstimmen. KONTO der „Freunde der Michaelerkirche“: RLB NÖ-WIEN . IBAN: AT76 3200 0000 0704 7608 . BIC: RLNWATWW Treuhandkonto Bundesdenkmalamt: RLB NÖ-WIEN . IBAN: AT17 3200 0000 1124 6345 . BIC: RLNWATWW 16 | MICHAELER BLÄTTER Nr. 38 | 2016
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