Sicherheit - Technische Universität Chemnitz

Sicherheit von Elektrofahrzeugen
Quelle: R. Seibt (2014): Sicherheit von Rettungs- und Servicekräften
im Bereich der Elektromobilität. Forschungsprojekt eProduction.
1
1 Einleitung & Zielsetzung: Sicherheit von E-PKW
Wie sicher sind elektrisch angetriebene Fahrzeuge?
Elektro-Antriebe, elektrische Bauteile und die elektrische Verkabelung sind
grundsätzlich nicht weniger sicher als vergleichbare Bauteile bei Benzin- oder
Dieselmaschinen!
Schwachstellen aus heutiger Sicht
• Unwissenheit im Umgang mit den „neuen“ Gefährdungen
• fehlende Erfahrung bei Herstellern, Nutzern und Rettungskräften
• noch nicht umfassend sichere Energiespeicher (i.d.R. Lithium-basierte Akkus)
1 Einleitung & Zielsetzung:
• unzureichendes Wissen im Umgang mit Gefährdungen durch Elektro-PKW
• Kenntnisse aus dem Umgang mit Niederspannungs-Hausinstallationen
sind nur bedingt anwendbar!
• „Spannungsfreiheit“ kann i. d. R. nicht festgestellt (gemessen) werden
• „Spannungsfreiheit“ kann nicht oder nur teilweise hergestellt werden
• „Kurzschließen“ und „Erden“ ist grundsätzlich falsch und kann tödliche
Folgen haben!
1 Einleitung & Zielsetzung:
• Vermittlung von Grundlagenwissen zur Elektrik und zum Aufbau von
Elektrofahrzeugen
• Identifikation von Gefährdungen
• Kennenlernen wichtiger fahrzeuginterner Schutzmechanismen
• Vermittlung von Basiswissen zum Umgang mit Gefährdungen
→ realistische Einschätzung der Gefahrensituation
→ sicheres Handeln und Reagieren
→ keine Vermittlung von Spezialwissen von Elektrofachkräften
http://static.dekom.com/uploads/pics/Videokonferenz-Wissen.jpg
2 Grundlagen: Antriebskonzepte
„Ausbaustufen“ der Elektrifizierung des Fahrzeugs
•
•
•
•
•
Micro- Hybrid (Start-Stop)
Mild- Hybrid (Fahrunterstützung – „Boost“)
Full- Hybrid (Kurze Strecken elektrisches Fahren möglich)
Plug-in-Hybrid (mittlere Strecken elektrisches Fahren möglich)
Extended Range Electric Vehicle (elektrisches Fahren, Motor treibt Generator
an)
• Batterie Electric Vehicle (rein elektrisch – ohne Verbrennungsmotor)
Einbauorte des Elektroantriebs (Elektromotor)
• am Getriebe
• an einer Achse
• an jedem Rad
2 Grundlagen: Elektrotechnische Grundlagen
Elektrotechnische Grundlagen
http://www.electriciennieuwegein.nl/upl/website/home/1027497090.jpg
http://www.hbr-hamburg.de/assets/images/hochspannung.jpg
2 Grundlagen: Elektrotechnische Grundlagen
Ein Stromkreis besteht aus:
Stromquelle
(auch „Spannungsquelle“
genannt) z. B. Batterie
Elektrischer Leiter
z. B. Kabel
Widerstand
(Energiewandler, fälschlicher
Weise auch „Verbraucher“
genannt) z. B.
• Glühlampe,
• Motor
• Heizwendel
• Mensch
Im Widerstand wird die elektrische Energie in eine andere Energieform (Licht,
mechanische Energie, Wärme usw.) umgewandelt.
2 Grundlagen: Elektrotechnische Grundlagen
Strom fließt immer nur dann, wenn der Stromkreis geschlossen ist!
Wird der Mensch zum Teil eines geschlossenen Stromkreises, fließt der Strom
durch ihn hindurch.
•
ab einer gewissen Stromstärke (Wechselstrom: 50 mA; Gleichstrom: 120
mA) ist dies schädlich oder gar tödlich
•
die Wirkung ist abhängig von der Dauer des Stromflusses und dem Weg des
Stroms durch den Körper.
Quelle:
http://www.iqo.uni-hannover.de/fileadmin/institut/pdf/job%20security/Elektrische_Sicherheitsma_DFnahmen.pdf
2 Grundlagen: Elektrotechnische Grundlagen
Hintergrundinformationen
•
die Muskulatur wird durch (schwache) Stromimpulse vom Gehirn gesteuert
•
Nervenbahnen dienen als Stromleiter
•
die Muskulatur (einschließlich Herzmuskel) reagiert auch auf „von außerhalb“
durch den Mensch fließende Ströme
•
Wechselströme führen bereits bei geringen Stromstärken (etwa oberhalb von
10mA) zu Verkrampfungen und Herzkammerflimmern
•
Gleichströme erzeugen „nur“ eine sehr kurze Krampfreaktion im Moment des
Berührens und des Loslassens – werden deshalb in ihrer Wirkung oft
unterschätzt. Sie führen zur elektrolytischen Zersetzung des Gewebes
•
hohe Stromstärken (unabhängig davon, ob Gleich- oder Wechselstrom) führen
zu inneren und äußeren Verbrennungen
2 Grundlagen: Elektrotechnische Grundlagen
ä
( )=
( ( )
)
( )
( ) =
( Ω)
Daraus folgt:
Eine größere Spannung führt bei gleichem Widerstand zu höherem Stromfluss.
Deshalb sind hohe Spannungen gefährlich.
2 Grundlagen: Elektrotechnische Grundlagen
Auch die Erde kann Teil eines Stromkreises sein, d.h. einen offenen Stromkreis
schließen – sie ist ein elektrischer Leiter!
Stromquelle
Widerstand
Erde
(Erdpotential)
2 Grundlagen: Elektrotechnische Grundlagen
Eine Trennstelle (z. B. Schalter) unterbricht den Stromkreis und damit den
Stromfluss.
Trennstelle,
Stromquelle
Widerstand
z. B. Schalter
2 Grundlagen: Elektrotechnische Grundlagen
Ein Kondensator ist ein „kleiner Energiespeicher“ – ähnlich einer Stromquelle.
Trennstelle,
Stromquelle
z. B. Schalter
Kondensator
(=„kleiner
Energiespeicher“)
Widerstand
2 Grundlagen: Elektrotechnische Grundlagen
• Einsatz von Kondensatoren im E-PKW
• zur Speicherung von „zurückgewonnener Energie“ (Rekuperation, z. B. bei
Bremsvorgängen)
• zur Verminderung von Lastspitzen auf den Hochvolt-Leitungen
• sie arbeiten im selben Spannungsbereich wie die Hochvoltbatterie des
Fahrzeugs
• sie können nach Abschaltung der HV-Batterie noch mehrere Minuten unter
Spannung stehen
Im unteren Stromkreis fließt auch
bei geöffnetem Schalter Strom,
bis der Kondensator entladen ist!
2 Grundlagen: Störlichtbogen
Störlichtbogen
2 Grundlagen: Störlichtbogen
• ca. 90 % aller Stromunfälle
geschehen im
Niederspannungsbereich
(< 1000 V)
• mehr als die Hälfte dieser Unfälle mit
Störlichtbogenwirkungen
http://www.youtube.com/watch?v=Jmgxg-gCCVA
(Unfallstatistik der Berufsgenossenschaft
„Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse
– ETEM“)
2 Grundlagen: Störlichtbogen
Entstehung von Störlichtbögen
(stark vereinfacht)
1. Ein stromdurchflossener elektrischer
Leiter wird getrennt oder ein elektrischer
Stromkreis wird geschlossen (z. B.
Kurzschluss durch Schneidwerkzeug).
2. Ist das Kabel teilweise durchtrennt oder
der Kurzschluss teilweise hergestellt,
entsteht aufgrund der großen Stromstärke
und des kleinen Leiterquerschnitts eine
sehr große Stromdichte.
=
ä
!
2 Grundlagen: Störlichtbogen
Entstehung von Störlichtbögen
(stark vereinfacht)
3. Die hohe Stromdichte führt zu starker
punktueller Erhitzung des elektrischen
Leiters, wodurch ionisierte und elektrisch
leitfähige Gase entstehen.
4. Ein Stromfluss „durch die Luft“ entsteht
und strahlt Wärme- und Licht aus. Der
Lichtbogen kann bei einer ausdauernden
Energiequelle (z. B. Hochvolt-Batterie)
und ungünstigem Elektrodenabstand
lange Zeit „brennen“.
2 Grundlagen: Störlichtbogen
Wirkung von Störlichtbögen
• explosionsartige Ausdehnung
• Gemisch aus verdampfendem Metall (z. B. Kupferleitung)
und der umgebenden Luft
• Druckwelle und Explosionsknall
• extrem intensive Wärmequelle
• Temperaturen im Kern zwischen etwa 3.000 und 15.000ºC
• an den Fußpunkten bis zu etwa 40.000 ºC
• Zerstörung und / oder Entzündung umgebender Materialien
• extremes Brandrisiko
• besondere Gefährdung bei Hybrid-Fahrzeugen (Kraftstoff)
• Die Wirkung des Lichtbogens steht in direktem Zusammenhang
mit der Leistungsfähigkeit der Energiequelle.
2 Grundlagen: Hochvoltbatterie
Hochvolt-Batterie
2 Grundlagen: Hochvoltbatterie
Lithiumbatterie: Materialien & Aufbau
(stark vereinfacht)
• pos. Elektrode: reversibel Li+-Ionen einlagernde Schichtstruktur
(Li)xCo4+(-x) O2 oder (Li)x Ni4+(-x) O2 oder (Li)x Mn4+(-x) O2 oder U.
• neg. Elektrode: „Wirtsgitter“ – meist aus Graphit
(LiC6)
• Elektrolyt: Leitsalze (z. B. LiClO4 oder LiPF6) als
„Transportmittel“ für die Li+-Ionen
• keramikbeschichtete Membran(en) als
„Trennwände“
• In Lithium-Polymer-Akkus wird der flüssige
Elektrolyt vollständig von einer Polymerstruktur
(„Schwamm“) aufgenommen.
2 Grundlagen: Hochvoltbatterie
Lithiumzelle: Eigenschaften
• Spannung zwischen etwa 2,7 V und etwa 4,3 V je Zelle (niemals 0 Volt !)
• Überladung und Tiefentladung (Zellspannung < 2,5V) führen zur Zerstörung
der Zelle
→ i. d. R. mit Gas- und Wärmeentwicklung und ggf. Explosion
• Beschädigung der keramikbeschichteten Membran(en) durch Hitze, Knicken,
Drücken etc. führt zu heftiger chemischer Reaktion
→ starke Erwärmung, Gasentwicklung, Explosion
• eindringendes Wasser (unbeschädigte Zellen sind dicht verschlossen) führt zu
heftigen chemischen Reaktionen
→ Wasserstoffbildung und Wärmeentwicklung
2 Grundlagen: Hochvoltbatterie
Hochvoltbatterie mit
Schutzhülle
Batteriemodul
BatterieManagementSystem
(Elektronik)
Batteriezelle
© IAV GmbH Ingenieurgesellschaft Auto und Verkehr
2 Grundlagen: TN- vs. IT-Netz
TN- vs. IT-Netz
2 Grundlagen: TN- vs. IT-Netz
TN-Netz (frz. „Terre Neutre“):
Der Neutralleiter (Sternpunkt) ist mit der Erde verbunden.
2 Grundlagen: TN- vs. IT-Netz
TN-Netz (frz. „Terre Neutre“):
Der Neutralleiter (Sternpunkt) ist mit der Erde verbunden.
Bei Berührung eines aktiven Leiters fließt ein gefährlicher Strom!
2 Grundlagen: TN- vs. IT-Netz
IT-Netz (frz. „Isolé Terre“):
KEIN Leiter ist mit der Erde (oder Fahrzeugmasse) verbunden.
2 Grundlagen: TN- vs. IT-Netz
IT-Netz (frz. „Isolé Terre“):
KEIN Leiter ist mit der Erde (oder Fahrzeugmasse) verbunden.
Bei Berührung nur eines Leiters wird kein Stromkreis geschlossen.
Die Berührung EINES Leiters ist deshalb ungefährlich!
2 Grundlagen: TN- vs. IT-Netz
IT-Netz (frz. „Isolé Terre“):
KEIN Leiter ist mit der Erde (oder Fahrzeugmasse) verbunden.
Bei Berührung nur eines Leiters wird kein Stromkreis geschlossen.
Erst bei Berührung ZWEIER VERSCHIEDENER Leiter fließt ein gefährlicher Strom!
2 Grundlagen: TN- vs. IT-Netz
IT-Netz (frz. „Isolé Terre“):
ACHTUNG: Wird ein IT-System geerdet, fließt auch bei
Berührung eines Leiters ein gefährlicher Strom!
2 Grundlagen: TN- vs. IT-Netz
IT-Netz (frz. „Isolé Terre“):
Merke:
Das Hochvolt-Netz von Elektromobilen ist stets als IT-Netz
aufgebaut.
Das IT-System kann seine wichtige Sicherheitsfunktion nur erfüllen,
wenn es NICHT GEERDET ist.
3 Gefährdungen
3 Gefährdungen
Betriebszustand eines Elektrofahrzeugs
und mögliche Ursachen von Gefährdungen
Im Ruhezustand
Im Betrieb
(Parkplatz, Garage)
(Normalbetrieb,
außergewöhnliche
Betriebszustände)
nach
Beschädigung /
Manipulation
Laden
(Ladesäule,
häusliche Garage)
3 Gefährdungen
Betriebszustand eines Elektrofahrzeugs
und mögliche Ursachen von Gefährdungen
Im Ruhezustand
Im Betrieb
(Parkplatz, Garage)
(Normalbetrieb,
außergewöhnliche
Betriebszustände)
Spätfolgen nach
Beschädigungen /
Manipulationen
nach
Beschädigung /
Manipulation
Beispiele:
Verkehrsunfall,
Manipulation zur
Erhöhung der
Reichweite
Gefährdungen aufgrund
mechanischer Beschädigungen von Batterie / HVKabel
Laden
(Ladesäule,
häusliche Garage)
Beispiel:
Überlastung der
elektrischen
Hausinstallation
(Verlängerungen)
Gefährdungen
aufgrund thermischer
Überlastung der
Ladeinfrastruktur
3 Gefährdungen
Betriebszustand eines Elektrofahrzeugs
und mögliche Ursachen von Gefährdungen
•
Ladung an Ladesäulen weitgehend sicher aufgrund
• fachgerechter Installation
• mehrerer integrierte Schutzmechanismen
•
mögliche Gefährdung durch
• Überlastung (älterer) elektrischer Installationen
• Überlastung von beweglichen Stromverteilern und
Verlängerungsleitungen
•
laden an der heimischen Steckdose mittels Schukostecker
wird zunächst die weiteste Verbreitung finden
• keine anfallenden Installationskosten
• breite Verfügbarkeit entsprechender Ladeanschlüsse
Laden
(Ladesäule,
häusliche Garage)
Gefährdungen
aufgrund thermischer
Überlastung der
Ladeinfrastruktur
(Steckertypen und Lademodi nach IEC 62196 / DIN IEC 62196:
Mode 1 = Laden mit Haushaltsstrom über Schukostecker bis 16A)
3 Gefährdungen
Fünf wesentliche Gefahren
Hohe
Elektrische
Spannung
Selbsttätiger
Start
Brand
und/oder
Explosion
Gefahren
Lichtbögen
Giftige,
Ätzende,
Brennbare
Flüssigkeit
en/Dämpfe
3 Gefährdungen
Gefährdungsbegünstigende Bedingungen:
Selbst-tätiger Start
(Beispiele)
• Elektrofahrzeug wird nicht als solches erkannt
• Rettungsdatenblatt nicht vorhanden
• HV und LV am Fahrzeug nicht abgeschaltet
niedriger Ladezustand der HV-Batterie kann zum selbsttätigen Anlauf des
Benzin-/ Dieselmotors führen
nahezu lautlose Aktivierung des Elektroantriebs in seltenen Fällen möglich
3 Gefährdungen
Gefährdungsbegünstigende Bedingungen:
Hohe Elektrische Spannung (Beispiele)
• Rettungsdatenblatt nicht vorhanden
Unklarheit über Schritte zur HV-Freischaltung
• Spannungsfreiheit ungeklärt
keine Anzeige im Fahrzeug; kein geeignetes Messgerät; keine geeignete
Messstelle
• in HV-Batterie oder HV-Leitung eingedrungener Fremdkörper ändert IT-System
in TN-System
• HV-System aufgrund Beschädigung der Sicherheitseinrichtungen nicht
abgeschaltet
• Spannungsfreiheit geht im Verlaufe des Bergungsprozesses verloren
• keine oder ungeeignete persönliche Schutzausrüstung
3 Gefährdungen
Feuerwehr-Elektro-Werkzeugkasten nach EN 14880
Der im Werkzeugkasten
enthaltene spannungsfeste
Handschuh ist für Arbeiten
an elektrisch angetriebenen
PKW nicht geeignet.
3 Gefährdungen
Gefährdungsbegünstigende Bedingungen:
Brand und/oder Explosion
(Beispiele)
• HV-Batterie beschädigt
(verformt, geöffnet, eingedrungener Fremdkörper)
• unbekannter thermischer Zustand der HV-Batterie
(Anzeige im Fahrzeug? Infrarot-Thermometer als FW-Ausrüstung?)
• ungeeignetes Löschmittel
• Erhitzung der Batterie durch Fahrzeugbrand (insbesondere Hybrid-Systeme)
3 Gefährdungen
Gefährdungsbegünstigende Bedingungen:
Giftige, Ätzende, Brennbare Flüssigkeiten/Dämpfe
(Beispiele)
• HV-Batterie ist schwer beschädigt
(verformt, geöffnet, eingedrungener Fremdkörper)
• HV-Batterie brennt
→ Behandlung entsprechend der bekannten Sicherheitsregeln z. B.
Schutzausrüstung
3 Gefährdungen
Gefährdungsbegünstigende Bedingungen:
Lichtbögen
(Beispiele)
• HV-Batterie beschädigt
(verformt, geöffnet, eingedrungener Fremdkörper)
• Schneiden / Spreizen mit Beschädigung von HV-Leitungen
• Trennen von HV-Komponenten unter Last?
(Entstehung eines Lichtbogens nicht abschließend geklärt)
4 Schutz vor Gefährdungen
4 Schutz vor Gefährdungen
Hohe
Elektrische
Spannung
Vermeiden relevanter
Gefährdungen durch
Selbsttätiger Start
Brand
und/oder
Explosion
*
Technische Maßnahmen
*
Verhalten der Rettungs- und
Servicekräfte
*
Lichtbögen
PSA
Giftige,
Ätzende,
Brennbare
Flüssigkeite
n/Dämpfe
4 Schutz vor Gefährdungen: gute Wissensbasis
Kurzschließen offenliegender Batterieteile oder Batterieanschlüsse?
Ausschnitt aus Seite 11 der BGI/GUV-I 8686:
Diese für HV-Fahrzeuge falschen Angaben sind lebensgefährlich!
4 Schutz vor Gefährdungen: gute Wissensbasis
Kurzschließen offenliegender Batterieteile oder Batterieanschlüsse?
Ausschnitt aus Seite 11 der BGI/GUV-I 8686:
Diese für HV-Fahrzeuge falschen Angaben sind lebensgefährlich!
FALSCH !
Merke:
Das IT-System kann seine wichtige Sicherheitsfunktion nur erfüllen, wenn es NICHT GEERDET ist.
Eine Hochvolt-Batterie ist niemals spannungsfrei und darf niemals kurzgeschlossen werden!
4 Schutz vor Gefährdungen: Technische Maßnahmen
Technische Maßnahmen
4 Schutz vor Gefährdungen: Technische Maßnahmen
•
IT-System (IT-Netz)
•
Potenzialausgleichsleitungen (Gehäuse der HV-Komponenten)
•
getrennte Hochvoltleitungen für HV-Plus und HV-Minus (nicht bei allen
Herstellern garantiert)
•
HV-Stecker und Kupplungen mit Berührungsschutz
•
schaltbare Kontakte („Schütz“) für HV-Plus und HV-Minus IN der HV - Batterie
•
Wartungsstecker in der Hochvoltbatterie („service disconnect“)
•
Sicherheitslinie in den Hochvoltkomponenten (Unterbrechungserkennung)
•
Isolationsüberwachung der Hochvoltkomponenten (Abschaltung bei Fehler)
•
Airbag-Auslösung öffnet Schütze für HV-Plus und HV-Minus in der Batterie
•
aktive und/oder passive Entladung des Kondensators
4 Schutz vor Gefährdungen: Technische Maßnahmen
Elektrische Komponenten eines E-Fahrzeugs
Aufbau / Modulplan der HV-Anlage mit 12/24-Volt Übergang und Ladeschaltung
4 Schutz vor Gefährdungen: Technische Maßnahmen
Technische Maßnahmen im Fahrzeug zum Schutz vor Gefährdungen
•
Potenzialausgleichsleitungen verbinden alle metallischen Gehäuse der HVKomponenten untereinander und mit der Fahrzeugmasse
•
ist (z. B. durch eine Beschädigung) ein HV-führendes Bauteil im Inneren eines
HV-Gehäuses elektrisch mit dem Gehäuse verbunden, ist dennoch
gewährleistet, dass beim Berühren verschiedener Gehäuse durch eine Person
keine Ausgleichsströme fließen
somit besteht keine Gefährdung
(Zusätzlich erkennt das Isolationsüberwachungsgerät die defekte Isolation und trennt die HVSchütze in der HV-Batterie nach Stillstand des Fahrzeugs.)
4 Schutz vor Gefährdungen: Technische Maßnahmen
Elektrische Komponenten eines E-Fahrzeugs
Aufbau / Modulplan der HV-Anlage mit 12/24-Volt Übergang und Ladeschaltung
4 Schutz vor Gefährdungen: Verhaltenshinweise
Verhaltenshinweise
4 Schutz vor Gefährdungen: Verhaltenshinweise
Zuerst Informieren und Erkennen
Elektrofahrzeug?
Elektroantrieb aus? U (Zündung aus?)
Rettungsdatenblatt vorhanden?
HV-Batterie beschädigt?
Andere HVKomponenten
beschädigt?
4 Schutz vor Gefährdungen: Verhaltenshinweise
Inhalt:
• Überblick über Lage
der HV-Komponenten
im Fahrzeug
• enthalten Hinweise
zum Abschalten der
HV-Anlage.
(Einige Rettungsdatenblätter im
Anhang!)
Rettungsdatenblätter bzw.
Rettungsleitfäden
kostenlos unter:
http://www.vda.de/de/arbeitsgebi
ete/rettungsleitfaeden_feuerwehr/
4 Schutz vor Gefährdungen: Verhaltenshinweise
Elektrofahrzeug?
Informieren und Erkennen
Elektroantrieb aus? U (Zündung aus?)
Rettungsdatenblatt vorhanden?
HV-Batterie beschädigt?
Andere HVKomponenten
beschädigt?
Ausschnitt aus dem Cockpit eines
„Audi Q5 hybrid Quadro“
Der Elektroantrieb ist betriebsbereit.
© Audi
Verhaltenshinweise für Rettungskräfte (bitte so kennzeichnen!)
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4 Schutz vor Gefährdungen: Verhaltenshinweise
Elektrofahrzeug?
Elektroantrieb aus? U (Zündung aus?)
Rettungsdatenblatt vorhanden?
HV-Batterie beschädigt?
Andere HVKomponenten
beschädigt?
Warnhinweis auf Hochvolt-Komponenten!
Orangefarbene Kabel und Stecker!
4 Schutz vor Gefährdungen: Verhaltenshinweise
Fahrzeug ABSCHALTEN!
Automatikgetriebe auf Stellung „P“
Rettungsdatenblatt beachten, falls verfügbar!
Elektrofahrzeug?
Elektroantrieb aus? U (Zündung aus?)
Rettungsdatenblatt vorhanden?
HV-Batterie beschädigt?
Andere HVKomponenten
beschädigt?
Für Rettungskräfte:
manuelle Trennung des HV-Systems nicht zwingend erforderlich, wenn:
• HV-Batterie und andere Komponenten des E-Fahrzeugs nicht erkennbar
beschädigt sind
• Insassen ohne Schneid-/Spreizwerkzeuge aus dem Fahrzeug geborgen
werden können
4 Schutz vor Gefährdungen: Verhaltenshinweise
Fahrzeug ABSCHALTEN!
Automatikgetriebe auf Stellung „P“
Rettungsdatenblatt beachten, falls verfügbar!
Elektrofahrzeug?
Elektroantrieb aus? U (Zündung aus?)
Rettungsdatenblatt vorhanden?
HV-Batterie beschädigt?
Andere HVKomponenten
beschädigt?
Für Rettungskräfte:
Die Abschaltung des Fahrzeugs mittels Zündschlüssel, Stopp-Taste, Notschalter etc.
ist jedoch unbedingt erforderlich!
• wenn dies nicht möglich ist (z. B. Cockpit nicht zugänglich), muss mindestens
das 12/24V-System von der Batterie getrennt werden („- Pol“ zuerst)
• ggf. vorher mit äußerster Vorsicht elektrische Sitzverstellung zur Befreiung der
Insassen betätigen
wenn HV-Komponenten beschädigt sind (Annahme reicht aus), dann:
• sollte nach kurzer Wartezeit (ca. 1..2 min) möglichst auch das HV-System
getrennt werden (sofern Trennschalter („service-disconnect“ o. ä.) zugänglich
ist)
4 Schutz vor Gefährdungen: Verhaltenshinweise
Fahrzeug ABSCHALTEN – Gründe
Elektrofahrzeug?
Elektroantrieb aus? U (Zündung aus?)
Rettungsdatenblatt vorhanden?
HV-Batterie beschädigt?
Andere HVKomponenten
beschädigt?
• Bei eingeschalteter Zündung kann der Benzin-/Dieselmotor eines Hybriden
jederzeit selbständig starten (falls Ladezustand der HV-Batterie unter
vorbestimmtes Niveau sinkt)!
• Bei eingeschalteter Zündung kann das Fahrzeug elektrisch völlig lautlos
anfahren!
• Alle HV-Komponenten stehen unter Spannung!
4 Schutz vor Gefährdungen: Verhaltenshinweise für
Rettungskräfte
Elektrofahrzeug?
Elektroantrieb aus? U (Zündung aus?)
Rettungsdatenblatt vorhanden?
Abschaltung des Fahrzeugs mittels Zündschlüssel,
Stopp-Taste, Notschalter etc.
12/24V-System von der Batterie trennen („- Pol“
zuerst).
Nach kurzer Wartezeit (ca. 1..2 min) HV-System
trennen, sofern der Trennschalter („servicedisconnect“ o.ä.) „einigermaßen gefahrlos“
zugänglich ist.
Offenliegende HV-Anschlüsse, zerrissene HV-Kabel etc.
gegen Berührung sichern (mit Kunststoff-Eimer, dicken
Handschuhen etc. abdecken).
Falls Sicherung nicht möglich, Spannungsfreiheit zwischen
• offenem Anschluss und Erde,
• offenem Anschluss und Fahrzeugmasse (Karosserie)
und
• mehreren offenen Anschlüssen (falls in greifbarer
Entfernung) prüfen.
HV-Batterie beschädigt?
Andere HVKomponenten
beschädigt?
4 Schutz vor Gefährdungen: Verhaltenshinweise für
Rettungskräfte
Elektrofahrzeug?
Informieren und Erkennen
Elektroantrieb aus? U (Zündung aus?)
Rettungsdatenblatt vorhanden?
Abschaltung der 12/24 Volt-Anlage trennt auch
die HV-Schütze
(an der 12/24 Volt-Batterie stets zuerst „- Pol“ abklemmen)
HV-Batterie beschädigt?
Andere HVKomponenten
beschädigt?
4 Schutz vor Gefährdungen: Verhaltenshinweise für
Rettungskräfte
Elektrofahrzeug?
Elektroantrieb aus? U (Zündung aus?)
Informieren und Erkennen
Rettungsdatenblatt vorhanden?
HV-Batterie beschädigt?
•
Beschädigte Batterie nicht (bzw. nur mit geeigneter Schutzausrüstung)
berühren und gegen Berühren sichern!
•
•
Andere HVKomponenten
beschädigt?
IT-System kann, falls durch eine Beschädigung der HV-Batterie eine elektrische
Verbindung zur Fahrzeugmasse hergestellt wurde, zum TN-System werden
Die Fahrzeugmasse (Karosse) kann dennoch ohne Gefahr berührt werden (Aber:
keine nicht isolierte HV-Komponente berühren).
•
in die HV-Batterie eingedrungene elektrisch leitfähige Fremdkörper nicht
berühren
•
entweichender Rauch oder steigende Temperatur der HV-Batterie können
Anzeichen für bevorstehenden „Thermal-Runaway“ sein
Explosionsgefahr
schnell reagieren
•
aus HV-Batterie austretende Flüssigkeit kann giftiger, ätzender Elektrolyt sein
4 Schutz vor Gefährdungen: Verhaltenshinweise für
Rettungskräfte
Brennendes Elektrofahrzeug?
•
Löschen und Kühlen am besten mit CO2 oder Stickstoff
•
bei dem Löschen mit viel Wasser auf angemessene Entfernung (5m bei
Vollstrahl) achten
•
Pulver funktioniert, kann aber nicht zur Kühlung der HV-Batterie beitragen
http://www.mein-elektroauto.com/wp-content/uploads/2013/10/Elektroauto-Tesla-Model-S-ging-in-Flammen-auf-%2B-Video.jpg
4 Schutz vor Gefährdungen: Verhaltenshinweise für
Rettungskräfte
Elektrofahrzeug am Ladekabel angeschlossen?
•
Vor allen anderen Arbeiten Ladekabel trennen!
HV-DC-Kabel
Bsp.: Ladung im „Mode 1“
Schuko-Stecker, 230V~/16A
HausInstallation
LadeSchaltung
„Schuko-Kabel“
•
•
HV-Komponenten können auch bei abgeklemmter 12/24V-Batterie und
gezogenem Service-Disconnect unter Spannung stehen (bei beschädigter
Ladeschaltung)
insbesondere im Lade- „Mode 1“ wird bei fehlender oder beschädigter
galvanischer Trennung aus dem IT-System durch Verbindung mit der
Hausinstallation ein TN-System
damit ist ein wichtiges Sicherheitsmerkmal deaktiviert!
Steckertypen und Lademodi nach IEC 62196 / DIN IEC 62196.
Mode 1 = Laden mit Haushaltstrom über Schukostecker bis 16A.
4 Schutz vor Gefährdungen: Persönliche
Schutzausrüstung für Rettungskräfte
Persönliche Schutzausrüstung
4 Schutz vor Gefährdungen: Persönliche
Schutzausrüstung
„Feuerwehr-Elektro-Werkzeugkasten“ nach EN 14880 enthält keine(n)
•
•
•
spezielle Ausrüstung für Arbeiten an Elektro-Fahrzeugen
spannungsfesten Handschuh (behält auch unter feuchten Bedingungen
seine elektrisch isolierenden Eigenschaften)
„normale“ Feuerwehrhandschuhe können im trockenen Zustand Spannungen
bis 1000 Volt problemlos widerstehen
→ trockene Feuerwehrhandschuhe bei Arbeiten an der Hochvoltanlage von
Elektrofahrzeugen unbedingt tragen
→ Handschuh und Helm (mit möglichst großem Visier) bieten
(eingeschränkten) Schutz vor Störlichtbögen
Quiz
68
Frage 1
Frage 2
Frage 3
Frage 4 bitte so umformulieren: Rettungskräfte dürfenN.
Frage 5
Frage 6